Glashütten des Spätmittelalters im Isergebirge - Nemo
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Trotz dieser drastischen Maβnahmen 'fliegt der deutsche Geist', wie dieselbe Verfasserin<br />
feststellt, 'unbemerkt in der Nacht über die Häuser wie eine Fledermaus'. Hier halfen auch die<br />
Propagandaparolen von der Rückkehr ins Mutterland der Piasten nicht viel.<br />
Auch die Rolle der Schneekoppe, die für die Deutschen, aber auch für die Tschechen eine<br />
besondere Stätte war, veränderte sich. Die Polen hatten zu ihr - wie auch zum ganzen<br />
Riesengebirge - <strong>im</strong> allgemeinen keine emotionalen Bindungen. Wenn dieses Gebirge auch von<br />
den polnischen Touristen geschätzt wurde, stellte es niemals eine Konkurrenz für die Tatra dar.<br />
Die Berge <strong>des</strong> Riesengebirges wurden auch nicht zur Legende wie in den späteren Jahren die<br />
Bieszczady, die 'unruhige Geister' gelockt haben sollen. Vielleicht erschienen sie zu zivilisiert,<br />
vielleicht auch 'zu wenig polnisch'.<br />
Die Nachkriegsgeschichte <strong>des</strong> Riesengebirges, wie die der 'Wiedergewonnenen Gebiete'<br />
überhaupt, gestaltete sich unter dem Einfluβ der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen<br />
Situation in Polen. Die politischen Krisen dieser Jahre fanden auch hier ihren Niederschlag,<br />
wenn der Widerhall angesichts <strong>des</strong> peripheren Charakters der Region auchschwächer war. Sie<br />
brachten zeitweise Einschränkungen für den Tourismus in den grenznahen Gebieten, so <strong>im</strong><br />
ersten Nachkriegsjahrzehnt und in der Zeit <strong>des</strong> Kriegszustan<strong>des</strong> (1981-1983).<br />
Sehr stark dagegen wurden die Folgen der kommunistischen Wirtschaftspolitik empfunden. Im<br />
Riesengebirge spielte sich das Leben gewissermaβen nach dem Rhythmus <strong>des</strong> touristischen<br />
Jahres ab. Groβe politische Ereignisse gab es in der Regel nicht in dieser Region. Eine<br />
Ausnahme stellte die Konferenz der Vertreter der kommunistischen Parteien aus neun ostmitteleuropäischen<br />
Ländern mit der UdSSR an der Spitze dar, die <strong>im</strong> September 1947 in<br />
Schreiberhau stattfand. Dieses Treffen, das in einer malerischen Gebirgsszenerie organisiert<br />
wurde, wird von manchen Historikern als eines der Ereignisse betrachtet, die die Zeit <strong>des</strong><br />
'Kalten Krieges' ausgelöst haben. Doch hatte das Riesengebirge auch seine Bedeutung in der<br />
Geschichte der antikommunistischen Opposition nicht nur der polnischen, sondern auch der<br />
tschechoslowakischen. Ende der 70er und in den 80er Jahren trafen sich hier Dissidenten aus<br />
beiden Ländern auf dem sogenannten 'Friedensweg'. Aus diesen Treffen wurde die Idee zur<br />
Gründung der Polnisch-Tschechoslowakischen Solidarität geboren. Auf folgende Weise hat<br />
Jacek Kuros das erste Treffen mit tschechischen Oppositionellen <strong>im</strong> Riesengebirge <strong>im</strong> Jahre<br />
1978 beschrieben: 'Ich werde daraus kein Hehl machen, daβ dieses Treffen auf uns einen<br />
ungeheuren Eindruck gemacht hat. Dort alle diese gehe<strong>im</strong>en und gewöhnlichen Polizisten<br />
sowie Spitzel, und wir sitzen hier am Tisch, auf dem sich Rum, Salami, Käse und Brot befinden<br />
- das alles aus der groβen Tasche Hávels, über uns rauschen die Tannenbäume und verbrüdert<br />
diskutieren wir, wie wir den gemeinsamen Tyrannen stürzen können.'- Im Mai 1990 trafen sich<br />
unter den neuen politischen Bedingungen am Riesengebirgspaβ die ehemaligen Oppositionellen<br />
- nun aber als Mitglieder der neuen, demokratischen Regierungen ihrer Länder.<br />
Die dort nach 1945 angesiedelte polnische Bevölkerung hatte sich früher nicht mit Tourismus<br />
befaβt, was sich in einer Region wie dem Riesengebirge, das reiche und vielfältige touristische<br />
Möglichkeiten bot, auf die wirtschaftliche Situation negativ auswirken muβte. Weitere<br />
Probleme der Riesengebirgsregion ergaben sich aus politischen und ideologischen Gründen.<br />
Der Staat übernahm die meisten touristischen Objekte und stellte sie dem <strong>im</strong> Jahre 1949<br />
geschaffenen Fundusz Wczasów Pracowniczych [Fonds für Arbeiterurlaube ] zur Verfügung,<br />
dank <strong>des</strong>sen auch ein 'gewöhnlicher Arbeiter' Zutritt zu ihm früher nicht zugänglichen Formen<br />
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