Glashütten des Spätmittelalters im Isergebirge - Nemo
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1354 als "alta civitas" erwähnt, und der Pfarrverweser hieß Franco. Als höchste Siedlungen dieses<br />
Gebirgshanges erscheinen urkundlich 1352 Öls (Goldenöls) und der Pfarrort Drikov in 560 m Höhe. 1380<br />
und 1381 werden Nawarow und Semil (beide ehemalige Herrensitze) genannt. Das erwähnte alte<br />
Richtergut in Glasersdorf befand sich seit der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 17. Jahrhunderts <strong>im</strong> Besitz der Familie<br />
Patocky. In dieser Familie war vor dem 2. Weltkrieg keine Erinnerung an die Glasmacherei mehr<br />
vorhanden. Die Mitteilungen über die Glasfunde verdankte Frau Dr. Klante Herrn Ing. Vilh. Vanicek in<br />
Navarov. Oberhalb der mittelalterlichen Glashütte in Glasersdorf befand sich am Südhang <strong>des</strong> Gebirges<br />
seit der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts die Glashütte Reiditz, denn 1576 bestätigte der Grundherr<br />
von Navarow dem Hüttenmeister Paul Schürer das Hüttenprivileg. Das Entstehungsjahr der Reiditzer<br />
Hütte ist nicht genau bekannt, ihre Gründung dürfte jedoch zu Anfang der 1570er Jahre erfolgt sein.<br />
Interessant ist, dass die beiden Hüttengüter Glasersdorf und Reiditz fast aneinander grenzten, wie die<br />
Karte zeigt.<br />
Am Schluss dieser Ausführungen soll noch einer mutmaßlich mittelalterlichen Glashütte <strong>im</strong> Gebiet<br />
zwischen Neustadt und Heinersdorf a. d. Tafelfichte <strong>im</strong> böhmischen <strong>Isergebirge</strong> gedacht werden, an die<br />
eine alte Wegflur erinnert. Es handelt sich um den "Glasweg", der von der ehemaligen Buschbrettmühle in<br />
Neustadt durch den sogenannten "Grund" zur Kirchenruine St. Jakob in Heinersdorf führte. Der Sage<br />
zufolge soll sich dort <strong>im</strong> "Grund" in Richtung gegen den "Dürren Rand" einstmals ein Dorf namens<br />
Schadewalde befunden haben, das 1431 mit Alt-Heinersdorf von den Hussiten zerstört worden sei. Nun<br />
bezeichnet zwar der Gechichtsforscher Adolf Schicketanz die Zerstörung Alt-Heinersdorf als eine<br />
"geschichtliche Wahrheit" (der Ort wird 13 81 urkundlich als "Heynrichsdorff ym Gebirge" genannt), aber<br />
ein Ort "Schadewalde" wird <strong>im</strong> Friedländer Urbar (Zinsregister) von 1381 nicht genannt. Es gab jedoch<br />
ein Lehen "Lauterbach", von dem einige Autoren vermuten, dass es mit dem sagenhaften Schadewalde<br />
identisch sein könnte.<br />
"Wir lesen dazu in dem Buch von Oberlehrer Emil Neumann "Sagen und geschichtliche Erzählungen von<br />
Neustadt a. T. und der nächsten Umgebung" (2. Auflage 1924) betreffend Schadewalde und dem<br />
genannten "Glasweg" u. a.:"Schadewalde dürfte wohl mit dem Ort Lauterbach identisch sein. Aus dem<br />
alten Zinsregister der Herrschaft Friedland ist zu entnehmen, dass die Mühle dieses Ortes an Lusdorf 14<br />
Groschen zinste. Die Annahme, dass sich Schadewalde (bzw. Lauterbach) von der jetzigen Pfeifferschen<br />
Sägenschleiferei gegen den "Dürren Rand" erstreckt hat, ist berechtigt, denn der vollkommen ebene Boden<br />
dieses Gebietes lässt erkennen, dass Menschenhände vor Zeiten dort Felder geebnet haben. Als man <strong>im</strong><br />
Jahre 1870 dort den Wald fällte und die Baumstöcke rodete, wurden auch Grundmauern von Häusern<br />
bloßgelegt und Öfen, Werkzeuge und Waffen gefunden, die aber leider nicht aufbewahrt wurden. Nur ein<br />
Jagdspieß, den man dort gefunden hat, befindet sich <strong>im</strong> Neustädter Ortsmuseum. Auf dem Wege, der<br />
heute den Namen "Glasweg" führt, sollen dereinst die Bewohner von Schadewalde in die Jakobskirche<br />
nach Altheinersdorf in die Kirche gegangen sein. Der Glasweg kam zu seinem Namen durch eine<br />
Glashütte, die einmal nahe diesem Wege stand. Die Überreste eines Glasofens wurden be<strong>im</strong> Roden von<br />
Baumstöcken in dieser Gegend ausgegraben und in die Stadt gebracht ..." Soweit dieser auszugsweise<br />
wiedergegebene Bericht von Oberlehrer Emil Neumann (Neustadt). Ähnliche Angaben über diese<br />
mutmaßlich mittelalterliche Glashütte auf friedländischem Gebiet befinden sich in dem Beitrag<br />
"Schadewalde" von Wilhelm Hannich in der Festschrift <strong>des</strong> 23. Gauturnfestes <strong>des</strong> Jeschken‑ Isergaue in<br />
Neustadt/Tafelfichte (1923), Seite 123 und in dem He<strong>im</strong>atbuch "Das <strong>Isergebirge</strong> und seine Wanderungen"<br />
von Albert Schulze (1937), Seite 17.<br />
Das Kind <strong>im</strong> Aberglauben <strong>des</strong> <strong>Isergebirge</strong>s.<br />
Zeitschrift für Volkskunde 1917<br />
Von den vielen Kapiteln <strong>des</strong> Aberglaubens ist das vom Kind und seiner Fliege eines der eigenartigsten und<br />
reichhaltigsten. Ihm zugehörig sind die nachstehenden Ergebnisse eingehender volkskundlicher<br />
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