Glashütten des Spätmittelalters im Isergebirge - Nemo
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`Schlesisches Glas <strong>im</strong> Wandel der Jahrhunderte’ (enthalten <strong>im</strong> Schlesischen Jahrbuch,<br />
8.Jahrgang, 1935/36) über die einstige mittelalterliche Glashütte in Glasersdorf/Hochstadt<br />
a.d.Iser: `Auch in Böhmen entstand in dieser Zeit ein echtes Gläserdorf, jetzt Sklenarice bei<br />
Hochstadt, <strong>Isergebirge</strong>. Es wird zwar erst 1376 durch den Vertrag bekannt, mit dem der<br />
Glaser Nickel Queysser aus Hochstadt Glas nach Glogau in Schlesien lieferte, gehörte jedoch<br />
mit den deutschen Orten um Hochstadt und Liebstadt in eine, etwa Mitte <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts<br />
aus grüner Wurzel deutsch kolonisierte Waldgegend.’<br />
Ergänzend dazu berichtete der Gablonzer He<strong>im</strong>atforscher Dr. K. R. Fischer, ebenfalls <strong>im</strong><br />
Schlesischen Jahrbuch, 3. Jahrgang, 1930/3 1, in seiner Abhandlung `Von der Glasindustrie auf<br />
beiden Seiten <strong>des</strong> Gebirges’ auf Seite 28:’ Aus einem deutschen Vertrag <strong>im</strong> Kodex 988 <strong>des</strong><br />
Prager Stadtarchivs erfahren wir, dass Nyklas Queysser glazer von Hohenstat 1376 dem<br />
ehrbaren Manne Hannus von Glogaw 32 hundert Glas zu liefern hat.’<br />
Unter Hohenstat ist Hochstadt auf der Semiler Herrschaft <strong>im</strong> <strong>Isergebirge</strong> zu verstehen, der<br />
Ortsname Glasersdorf, das unmittelbar bei Hochstadt liegt, erinnert noch an die ehemalige<br />
Glashütte. Es handelt sich hier um einen Lieferungsvertrag eines <strong>Glashütten</strong>meisters mit einem<br />
Glaser, der das zu liefemde Glas wahrscheinlich in Prag verarbeitete. Diese Nachricht fällt noch<br />
in die Regierungszeit Karls <strong>des</strong> IV., der die Pracht der Glasfenster in Frankreich kennen gelernt<br />
hatte und gewiss auch in den böhmischen Ländern die Glasindustrie wie andere Handwerke<br />
und Zünfte förderte.’<br />
Man vermutet, dass es sich bei den 3200 Gläsern, die der Glasmeister Niklas Queisser in<br />
Hochstadt dem Domherrn und Pfarrer Hannus in Glogau bis Pfingsten 1377 zu liefern sich<br />
vertraglich verpflichtet hatte, um kleine Butzenscheiben handelte. Bedenkt man, dass dieser<br />
Glaslieferungsvertrag am Sonnabend nach dem Martinstage (15. November) 1376<br />
abgeschlossen wurde, so muss die Queisserhütte in Glasersdorf für die damalige Zeit doch<br />
schon sehr leistungsfähig gewesen sein, wenn Queisser in der Lage war innerhalb von 7<br />
Monaten eine so große Anzahl Gläser fristgemäß auf den Transport nach Glogau zu bringen.<br />
In ihrer Arbeit `Das Glas <strong>des</strong> <strong>Isergebirge</strong>s’ (enthalten <strong>im</strong> `Deutschen Archiv für Lan<strong>des</strong>- und<br />
Volksforschung’, 2. Jahrgang, Leipzig 1938) berichtet Frau Dr. Klante über die ehemalige<br />
Isergebirgshütte in Glasersdorf noch die folgenden interessanten Einzelheiten: `Die Glashütte<br />
muss weithin guten Ruf gehabt haben. Grabungsfunde lassen auf ein längeres Bestehen der<br />
Hütte bei mehrfachem Wechsel <strong>des</strong> Standortes schließen. Um die Hütte entstand Glasersdorf<br />
/Sklenarice. Bei den Häusern `U Cermakov’, ursprünglich zu dem alten Richtergute <strong>des</strong> Ortes<br />
(jetzt Nr. 27) gehörig, wurden Hafenstücke gefunden und am Bache Machov ebenfalls<br />
Hafenstücke und Ofensteine, die mit einem sehr hellen Glas durchsetzt sind. Noch heute heißt<br />
der Feldweg bei den Häusern `U Cermacov’ der Hüttenweg’. 1565 gab es in Glasersdorf einen<br />
`Gira (Georg) niemetz’ (den Deutschen). Der alte Brunnen auf dem Richtergute heißt noch<br />
jetzt nach dem Erbauer der Georgenbrunnen. Ob noch um 1565 hier Glasscheiben gebrannt<br />
wurden, lässt sich noch nicht einwandfrei feststellen.<br />
Es handelt sich also bei den Orten Hochstadt/Glasersdorf am Südhange <strong>des</strong> <strong>Isergebirge</strong>s<br />
ursprünglich um deutsches Siedlungsgebiet, jedoch ist das Deutschtum dort in späterer Zeit<br />
erloschen. Hochstadt wird 1354 als `alta civitas’ erwähnt, und der Pfarrverweser hieß Franco.<br />
Als höchste Siedlungen dieses Gebirgshanges erscheinen urkundlich 1352 Öls (Goldenöls) und<br />
der Pfarrort Drikov in 560 m Höhe. 1380 und 1381 werden Nawarow und Semil (beide<br />
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