AKADEMIE -REPORT - Akademie für Politische Bildung Tutzing
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„Europa hat ein Gesicht bekommen“<br />
Journalisten erleben bei einer Reise nach Brüssel ein „Europa im Umbruch“ -<br />
Besuch in „Neuwahnstein“<br />
Der Termin im Herbst war sehr gut gewählt: Als das <strong>Tutzing</strong>er<br />
Journalistenseminar die „Hauptstadt Europas“ besuchte,<br />
herrschte politischer Hochbetrieb in Brüssel. Die neuen Mitglieder<br />
der EU-Kommission stellten sich in Anhörungen den Parlamentariern<br />
und die neue Bayerische Landesvertretung im ehemaligen<br />
Institut Pasteur im Herzen des Europa-Viertels wurde eingeweiht.<br />
Europa befindet sich zur Zeit im Umbruch: Zehn neue Mitgliedsländer<br />
besetzen Posten und Funktionen in Parlament und<br />
Kommission, die Erweiterung um Rumänien, Bulgarien, Kroatien<br />
und die Türkei wird diskutiert. Der Streit um die Verfassung ist noch<br />
nicht zu Ende. Partner des von Jürgen Gmelch, Michael Piazolo und<br />
Michael Schröder geleiteten Programms waren das Passauer Journalistik-Institut<br />
und die Europäische Kommission.<br />
An europapolitischen Themen mangelte<br />
es jedenfalls nicht. Wenige Tage vor<br />
der Bekanntgabe des Fortschrittberichts<br />
durch Erweiterungskommissar<br />
Günter Verheugen beherrschte die Aufnahme<br />
von Beitrittsverhandlungen mit<br />
der Türkei die Schlagzeilen und damit<br />
auch die Gespräche und Diskussionen<br />
mit Politikern und Referenten aus der<br />
Kommission. Der frühere Vizepräsi-<br />
Gerhard Schmid (SPD) war 25<br />
Jahre lang Europa-Abgeordneter<br />
und sieht den möglichen EU-Beitritt<br />
der Türkei skeptisch.<br />
dent des Europa-Parlaments, Gerhard<br />
Schmid (SPD), sieht im Gegensatz zu<br />
seiner Partei und dem Bundeskanzler<br />
den Beitritt eher skeptisch und begründet<br />
dies vor allem mit wirtschaftlichen,<br />
<strong>Akademie</strong>-Report 4/2004<br />
sozialen und außenpolitischen Argumenten.<br />
Er plädiert da<strong>für</strong>, nach dem<br />
Beitritt Rumäniens und Bulgariens mit<br />
der Erweiterung Schluss zu machen:<br />
„Die Menschen akzeptieren kein Europa,<br />
das ein Spiel ohne Grenzen ist.“<br />
Türkei-Beitritt umstritten<br />
Referenten aus der Kommission setzten<br />
andere Akzente: die bereits erbrachten<br />
Vorleistungen der Türkei seien<br />
erheblich, Verhandlungen könnten<br />
zügig aufgenommen werden. Der<br />
immer wieder genannte Zeitrahmen<br />
von 10 bis 15 Jahren bis zum Beitritt<br />
sei wohl zu lang gegriffen, meinten<br />
Insider und prognostizierten kürzere<br />
Verhandlungen.<br />
Optischer Höhepunkt der Informationsreise<br />
<strong>für</strong> junge Journalisten war der<br />
Besuch und die Besichtigung der am<br />
Tag zuvor eröffneten neuen Bayerischen<br />
Landesvertretung – im Volksmund<br />
wegen ihrer Größe und des<br />
schlossartigen Charakters schon<br />
scherzhaft „Neuwahnstein“ genannt.<br />
Europaminister Eberhard Sinner griff<br />
beim Empfang der Seminargruppe die-<br />
Europaminister Eberhard Sinner (2. von rechts) begrüßte die Nachwuchsjournalisten<br />
in der neuen Bayerischen Landesvertretung.<br />
se Kritik auf und freute sich, dass „die<br />
neue Vertretung schon am Tag ihrer Eröffnung<br />
so bekannt ist wie die bayerischen<br />
Königsschlösser“. Auf die Bauund<br />
Renovierungskosten in Höhe von<br />
30 Millionen Euro angesprochen und<br />
gefragt, wie diese Summe in die Zeit<br />
knappster Sparhaushalte passe, antwortete<br />
Sinner: „Die Gelder gehen<br />
nicht zu Lasten anderer Staatsaufgaben<br />
und werden nicht aus dem laufenden<br />
Haushalt finanziert, sondern stammen<br />
aus dem Grundstockvermögen des<br />
Freistaats. Außerdem ist mit diesem<br />
‚Filetstück’ in unmittelbarer Nähe von<br />
�<br />
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