DA - Österreichische Apothekerkammer
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MIKRONÄHRSTOFFE<br />
Mikronährstoffzufuhr auf gesunde Personen beziehen. Risikogruppen,<br />
die einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen aufgrund vielfältiger<br />
Faktoren haben wie z.B. Krankheit, Medikation, Stress,<br />
Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, werden in den Referenzwerten<br />
für die Nährstoffzufuhr von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung nicht berücksichtigt. Die praktische Arbeit mit Patienten<br />
sowie Laborkontrollen zeigen zudem immer wieder: Die so genannte<br />
gesunde Ernährung ist für einen Kranken meis tens nicht<br />
ausreichend, um den individuellen Mikronährstoffbedarf abzudecken,<br />
insbesondere nicht für Diabetiker, Krebspatienten und Patienten<br />
mit Magen-Darm-Erkrankungen. Auch die Einnahme von<br />
Arzneimitteln kann langfristig erhebliche Störungen im Mikronährstoffhaushalt<br />
auslösen (siehe Tab. 1).<br />
MIKRONÄHRSTOFFMANGEL UND FOLGEN<br />
Eine unzureichende Versorgung mit Vitaminen und anderen Mikronährstoffen<br />
kann komplexe metabolische Störungen auslösen,<br />
auf deren Boden sich über Jahre handfeste Zivilisationserkrankungen<br />
entwickeln. Mikronährstoffmängel durchlaufen verschiedene<br />
Stadien, bevor sie klinisch eindeutig in Erscheinung treten. Bereits<br />
im Stadium der »suboptimalen Bedarfsdeckung« werden<br />
Enzymleis tungen sowie immunologische Funktionen gehemmt. Dadurch<br />
wird einerseits der Immunstatus geschwächt, was zu einem<br />
vermehrten Auftreten von Infektionskrankheiten führt. Andererseits<br />
ste igt die Anfälligkeit für chronisch degenerative Krankheiten<br />
(z.B. Demenz), da die körperliche und geistige Entwicklung sowie<br />
die allgemeine Leistungsfähigkeit deutlich vermindert werden.<br />
ZURÜCK IN DIE STEINZEIT?<br />
Die so genannte gesunde Ernährung als wichtige Säule eines primär<br />
präventiven Lebensstils kann quantitativ unter dem Blickwinkel<br />
der Energiezufuhr und qualitativ in Bezug auf ihre Inhaltsstoffe, vor<br />
allem essenzielle Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe,<br />
bewertet werden. Nach aktuellen Untersuchungen entspricht die<br />
diätetische Aufnahme von Mikronährstoffen bei weitem nicht mehr<br />
derjenigen, an die sich unsere physiologischen Funktionen im Laufe<br />
der Evolution angepasst haben. Unsere genetische Ausstattung<br />
und damit auch der Stoffwechsel haben sich jedoch in den letzen<br />
100.000 Jahren so gut wie nicht verändert. Genetisch und physiologisch<br />
unterscheidet sich der Mensch des 21. Jahrhunderts also praktisch<br />
nicht von den Jägern und Sammlern in der Steinzeit.<br />
Der Steinzeitmensch »tunte« seinen Stoffwechsel mit einer mikronährstoffreichen<br />
Fitnesskost, die reichlich hochwertiges Protein<br />
für ein starkes Immunsystem und eine kräftige Muskulatur, wenig<br />
gesättigte Fette und viele Ballaststoffe für einen ausgeglichenen<br />
Zuckerhaushalt lieferte. Unsere Vorfahren waren optimal mit bioaktiven<br />
Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Lycopin,<br />
Resveratrol) versorgt. Verglichen mit unserer »schlappen« Industriekost<br />
enthielt die Steinzeitkost durchschnittlich 3mal so viel Vitamine<br />
– z.B. Vitamin A, B 1, B 2, E, Folsäure – und mindestens doppelt<br />
so viele Mineralstoffe – z.B. Calcium, Kalium, Zink. Durch den<br />
20<br />
<strong>DA</strong> November 2011<br />
Mikronährstoff Symptome<br />
Vitamin B1 Antriebslosigkeit, Lern- und Konzentrationsstörungen<br />
Vitamin B3 Müdigkeit, Nervosität, Mundwinkelrhagaden,<br />
Stimmungsschwankungen<br />
Vitamin B6 Kopfschmerzen, Nervosität, Reizbarkeit,<br />
Stimmungsschwankungen, Infektanfälligkeit<br />
Vitamin B12 Antriebslosigkeit, kognitive Leistungseinbußen,<br />
depressive Verstimmung, Hirnatrophie<br />
Folsäure Antriebslosigkeit, mentale Defizite, depressive<br />
Verstimmung<br />
Vitamin C Infektanfälligkeit, physische und psychische<br />
Leistungseinbußen, depressive Verstimmung,<br />
Reizbarkeit<br />
Vitamin D Infektanfälligkeit, Muskelschwäche, Müdigkeit,<br />
depressive Verstimmung (vor allem in den Wintermonaten)<br />
Magnesium Nervosität, Reizbarkeit, Spannungskopfschmerzen,<br />
Stressanfälligkeit<br />
Eisen Blässe, Infektanfälligkeit, Müdigkeit, Mundwinkelrhagaden,<br />
Muskelschwäche<br />
Zink Infektanfälligkeit, Konzentrationsstörungen,<br />
Reizbarkeit, gestörte Wundheilung<br />
Tab.1: Symptome eines latenten Mikronährstoffmangels (Auswahl)<br />
hohen Mineralstoffgehalt – z.B. Kalium, Calcium – war die<br />
Ernährung unserer Vorfahren zudem basisch ausgerichtet und nicht<br />
wie heute Säure bildend.<br />
Das magere Fleisch von Wildtieren enthielt im Vergleich zu jenem<br />
unserer Schweine aus der Massentierhaltung bedeutend weniger<br />
Stoffwechsel belas tendes Fett (bis zu 7 %) keine chemischen Zu -<br />
sätze und unterschied sich auch qualitativ im Fettsäuremuster. Da<br />
wildlebende Tiere sich von Moosen und Farnen ernähren, ist ihr<br />
Da wurde uns gerade eben noch empfohlen, möglichst viele<br />
Kohlenhydrate zu verzehren und plötzlich sollen wir die lieb<br />
gewonnenen Nudeln, Erd äpfel und Vollkornprodukte gegen<br />
»gutes Eiweiß« austauschen.<br />
Muskelfleisch relativ reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren,<br />
vor allem an Omega-3-Fettsäuren. Dagegen besteht Fleisch aus der<br />
Massentierhaltung aus über 30 % Fett und enthält keine Omega-3-<br />
Fettsäuren. Die gesundheitlich bedenklichen Transfettsäuren nahm<br />
unser Stoffwechsel-Vorläufer überhaupt nicht auf.<br />
Neben einer mikronährstoffreichen Kost war körperliche Aktivität<br />
entwicklungsgeschichtlich ein selbstverständlicher Bestandteil des<br />
täglichen Lebens und notwendig zum Überleben. Jede Nahrungskalorie<br />
musste sich von unseren Vorfahren im wahrsten Sinne des<br />
Wortes verdient werden. Im Computerzeitalter ist die körperliche<br />
Belastung für große Teile der Bevölkerung, vor allem auch Kinder<br />
und Jugendliche, aus dem Alltag verdrängt worden. Wer das nicht in<br />
seiner Freizeit ausgleicht, bekommt ein dickes Problem, denn:<br />
Dicksein kommt meistens von zu üppiger Ernährung und zu wenig<br />
Bewegung, daran führt kein Gen vorbei!<br />
RISIKOGRUPPEN FÜR<br />
MIKRONÄHRSTOFFMÄNGEL<br />
Bis zu 70 % der Nahrungsmittel, die wir heute verzehren, sind<br />
indus triell weiterverarbeitet, raffiniert, gekocht und enthalten Zu-