DA - Österreichische Apothekerkammer
DA - Österreichische Apothekerkammer
DA - Österreichische Apothekerkammer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GELENKE<br />
Gelenksschwellung und Druckschmerz: Das ständige Reiben<br />
der Gelenksflächen führt zu einer entzündlichen Reaktion im<br />
Gelenk mit Bildung eines Gelenksergusses. Das Gelenk ist<br />
geschwollen, oft überwärmt sowie erheblich druck- und<br />
berührungsempfindlich.<br />
Im Spätstadium der Erkrankung kommt es dann zu deutlichen Gelenksdeformierungen<br />
und Fehlstellungen der Füße, die meist von<br />
Dauerschmerzen begleitet werden. Der Funktionsverlust in der Be-<br />
wegung behindert schlussendlich Alltagstätigkeiten. Man kann<br />
kaum noch gehen! Doch all das kann durch eine rechtzeitige Therapie<br />
verhindert werden.<br />
Zur Diagnose der Sprunggelenksarthrose wird neben den klinischen<br />
Symptomen und konventionellen Röntgenaufnahmen zunehmend<br />
die Magnetresonanztomographie eingesetzt. Diese Methode<br />
erlaubt neben dem Erkennen von Frühzeichen der Abnützung auch<br />
die graduelle Abstufung des Knorpelschadens.<br />
Laborbefunde sind bei Arthrosen in der Regel unauffällig. Lediglich<br />
bei stark aktivierten Arthosen sind die Entzündungsmarker im Serum<br />
wie Blutsenkung und CRP mäßig erhöht.<br />
FRÜHE THERAPIE IST ERFOLGREICH<br />
Moderne Therapien, verbesserte Medikamente und vor allem die<br />
Kombination diverser Behandlungen haben den Arthrosen weitgehend<br />
den Schrecken genommen und können die Schmerzen erheblich<br />
lindern. Am Beginn steht immer eine konservative Therapie.<br />
Knorpelschutzpräparate<br />
Knorpelschutzpräparate sollen den weiteren Knorpelabbau verhindern,<br />
indem die Herstellung der Grundsubstanz für den Knorpel stimuliert<br />
wird, und gleichzeitig einen besseren Gleiteffekt bewirken.<br />
Die Voraussetzung hierfür ist aber das Vorhandensein von noch<br />
genügend funktionsfähigen Knorpelzellen, wie das bei gering- und<br />
mittelgradigen Arthrosen der Fall ist.<br />
Neben der intraartikulären (direkt in das Gelenk verabreicht) Injektion<br />
von Hyaluronsäure, einer künstlichen Knorpelschmiere,<br />
stehen verschiedene orale Chondroprotektiva zur Verfügung.<br />
Schwefelverbindungen wie Chondroitin- und Glucosaminsulfat<br />
begünstigen die Knorpelregeneration. Diacerein, ein Interleukin-<br />
1 Blocker, hemmt diesen Botenstoff, der bei der Gelenkszerstörung<br />
eine große Rolle spielt. Alle diese Präparate werden kurmäßig<br />
über zumindest drei Monate eingenommen. Auch wenn<br />
Studienergebnisse für Knorpelaufbaumittel nicht eindeutig sind, in<br />
der Praxis helfen sie den meisten Patienten.<br />
Schmerztherapie<br />
Besonders bei fortgeschrittenen Abnützungen oder im Bedarfsfall<br />
kommt man ohne eine gute Schmerztherapie nicht aus. Die<br />
Schmerztherapie richtet sich dabei nach der Intensität der Beschwerden,<br />
aber auch nach vorhandenen Entzündungszeichen der<br />
Gelenke wie Schwellung und Erguss im Gelenk. Antirheumatika<br />
sind die mit Abstand am häufigsten verwendeten Medikamente.<br />
Sie lindern den Schmerz und wirken gleichzeitig entzündungshemmend.<br />
Damit sind sie reinen Schmerzmitteln (Analgetika) etwas<br />
überlegen. Die Gruppe der Antirheumatika setzt sich aus einer Viel-<br />
30 <strong>DA</strong> November 2011<br />
zahl völlig unterschiedlicher Substanzen zusammen. Deshalb sollte<br />
die Einnahme unbedingt vorab mit Ihrem Arzt besprochen werden,<br />
um falsche Dosierungen zu vermeiden. Antirheumatika können<br />
lokal als Gel, Salbe oder Pflaster aufgetragen werden. Es gibt sie<br />
oral zum Schlucken. Bei akuten Schüben mit Aktivierung der Arthrosen<br />
hat sich die Gabe von antirheumatischen Infusionen in Kombination<br />
mit hochdosiertem Vitamin B- und C-Komplex zur raschen<br />
Unterdrückung der Entzündung und Beschwerden sehr bewährt.<br />
Bei Langzeiteinnahme sollte man auf die unerwünschten<br />
Bereits ab dem 30. Lebensjahr kommt es zu den ersten<br />
Abbauprozessen unseres Gelenksknorpels.<br />
Nebenwirkungen auf Magen und Darm (Gastritis, Sodbrennen,<br />
Durchfälle) achten und frühzeitig Magenschutzpräparate einsetzen.<br />
Bei chronischen Schmerzen können als Zusatzmittel Antidepressiva<br />
die Schmerzschwelle und -wahrnehmung günstig beeinflussen.<br />
Kortisoninjektionen<br />
Bei starken Schmerzen und vor allem bei Gelenksentzündungen bewähren<br />
sich Injektionen mit langwirksamen Kortisonpräparaten<br />
(Mischung mit einem Lokalanästhetikum), die allerdings auf einige<br />
Male beschränkt bleiben sollten.<br />
Die physikalische Therapie<br />
Diverse physikalische Therapiemaßnahmen wie Elektrobehandlungen,<br />
Ultraschall, warme oder kalte Packungen, Infrarotbestrahlungen,<br />
Magnetfeldtherapie und Lymphdrainagen sind in Verbindung<br />
mit Heilgymnastik und Muskeltraining ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
jeder Arthrosetherapie. Aktive Bewegungsübungen dienen<br />
einerseits der Vergrößerung des Bewegungsumfanges eines Gelenkes,<br />
andererseits dem Muskelaufbau. Eine kräftige Muskulatur wiederum<br />
entlastet das geschädigte Gelenk und dient als Stoßdämpfer.<br />
Unterwassergymnastik und Kurbehandlungen haben sich als besonders<br />
effizient erwiesen, da sich die Patienten unter Wasser durch den<br />
Auftrieb leichter und schmerzarmer bewegen können. Die im Heilwasser<br />
gelösten Elemente wie Radon oder Schwefel haben einen<br />
günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Auch verschiedene<br />
orthopädische Mobilisationstechniken verbessern die Gelenksbeweglichkeit.<br />
Bei schweren Arthrosen muss man auf eine ständige Reduktion der<br />
Gelenksbelastung achten. Neben orthopädischen Schuhen mit<br />
Schaftversteifung, Pufferabsätzen, Unterschenkelorthesen, Bandagen<br />
oder Krücken bringt auch der altbekannte Spazierstock eine gewisse<br />
Entlastung.<br />
Operative Maßnahmen<br />
Wird durch den gezielten Einsatz aller konservativen Therapien<br />
kein ausreichender Erfolg erzielt, steht eine Reihe von unterschiedlichen<br />
chirurgischen Möglichkeiten zur Verfügung. Neben Gelenksspiegelungen<br />
(Arthroskopien) zur Exploration des Knorpelschadens<br />
und zur Knorpelglättung, die beim engen Sprunggelenk teilweise<br />
sehr schwierig sind, kommen Versteifungsoperationen und<br />
zunehmend der Einbau eines künstlichen Sprunggelenks (Endoprothese)<br />
in Frage. Dies ist allerdings nur beim oberen Sprunggelenk<br />
möglich.<br />
Aber soweit sollte es erst gar nicht kommen. Wer drei bis vier<br />
Wochen an Schmerzen im Sprunggelenk leidet oder Frühsymptome<br />
einer Abnützung wahrnimmt, sollte unverzüglich einen Spezialisten<br />
aufsuchen. <br />
Autor: Dr. Thomas Schwingenschlögl; www.dr-schwingenschloegl.at