Diplomarbeit Quantitative Analyse des Ausscheidungs- verhaltens ...
Diplomarbeit Quantitative Analyse des Ausscheidungs- verhaltens ...
Diplomarbeit Quantitative Analyse des Ausscheidungs- verhaltens ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Im Falle von kohärenten Grenzflächen ist der Beitrag der Karbide zur gesamten<br />
berechneten Integralintensität um eine Faktor von ungefähr vier höher als der<br />
Wert der γ‘-Ausscheidungen. Die gemessene Integralintensität liegt bei allen vier<br />
Temperaturen näher an den kohärenten Werten. Bei Temperaturen von 750°C und<br />
800°C liegen die gemessenen Integralintensitäten unter den Ergebnissen der<br />
theoretischen Berechnung. Dies kann damit erklärt werden, dass sich die<br />
Legierung bei den niederen Auslagerungstemperaturen, trotz der langen<br />
Auslagerungszeiten, noch nicht im thermodynamischen Gleichgewicht befindet.<br />
Bei 850°C und 900°C überschreitet allerdings die Messung leicht den berechneten<br />
Wert für kohärente Ausscheidungen, da es wahrscheinlich bereits zur Ausbildung<br />
von inkohärenten Ausscheidungen kommt. Natürlich gibt es auch die Fälle, dass<br />
entweder nur Ni3(Al, Ti) oder die Karbide kohärent bzw. inkohärent sind.<br />
Differenzen lassen sich auch damit begründen, dass möglicherweise ein<br />
Teil <strong>des</strong> Titans in primären Karbiden oder Karbonitriden gebunden ist, während<br />
Aluminium kein Karbidbildner ist. Da es sich um eine industriell hergestellte<br />
Legierung handelt, kann es natürlich auch zu Abweichungen von der mittleren<br />
chemischen Zusammensetzung kommen. Bereits eine kleine Veränderung im<br />
Kohlenstoffgehalt wirkt sich stark auf den Volumenanteil und die<br />
Integralintensität der Karbide aus.<br />
Nach der Trennung der Streubeiträge von γ‘-Ausscheidungen und<br />
Karbiden kann man mit Hilfe eines Vergleichs der erhaltenen Integralintensitäten<br />
Q zumin<strong>des</strong>t qualitativ die Richtigkeit der Modellierung überprüfen, da die<br />
Messung bei der jeweils längsten Auslagerungszeit mit dem theoretisch<br />
berechneten Gleichgewichtswert übereinstimmen sollte. Abbildung 7.2 zeigt eine<br />
Gegenüberstellung der Ergebnisse für γ‘-Ausscheidungen. Die gemessene<br />
Integralintensität liegt für 750, 800 und 850°C etwas unter dem berechneten Wert<br />
für kohärente Grenzflächen. Bei 900°C befindet man sich zwischen dem<br />
kohärenten und inkohärenten Fall.<br />
~<br />
~<br />
Im nächsten Schritt soll der Q -Beitrag der Karbide diskutiert werden. Der<br />
Einfluss der Wärmebehandlung auf die Karbidumwandlung von M<br />
7C3 zu M23C6 in<br />
Nimonic 80a wird detailliert in [FELL, 1961] beschrieben. Diese Studie kommt zu<br />
dem Ergebnis, dass im Temperaturbereich von 1050 bis 1150°C das chromreiche<br />
M7C3-Karbid stabil ist. Bei Auslagerungen unter 1050°C scheidet sich ebenfalls<br />
zuerst M7C3 aus, das nach einer gewissen Zeit vollständig in M23C6 umwandelt.<br />
Weiters wird auf die starke Abhängigkeit <strong>des</strong> Zeitbereiches der Umwandlung vom<br />
Kohlenstoff-, Titan- und Aluminiumgehalt hingewiesen. Zwischen 750 und 900°C<br />
müssten laut der oben zitierten Arbeit auch noch bei den längsten<br />
Auslagerungszeiten M23C6 und M7C3 nebeneinander vorliegen. Hingegen sagen<br />
thermodynamische Gleichgewichtsrechnungen mit Matcalc [LIND, 2002] die<br />
Karbidumwandlung für 820 bis 850°C voraus. Demnach sollten über diesen<br />
Temperaturen nur mehr M7C3 vorhanden sein. Da man nicht davon ausgehen<br />
kann, dass in den Proben nur M7C3 oder M23C6 vorliegt, werden in Abbildung 7.3<br />
vier Grenzlinien (M23C6 (koh.), M23C6 (ink.), M7C3 (koh.), M7C3 (ink.)) gezeigt.<br />
Die eingezeichneten Messpunkte liegen immer zwischen den Grenzfällen.<br />
78