Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KAPITEL 1. DAS EIN-PERIODEN-MODELL 7<br />
Definition 1.10 (Alternative Definition von Arbitrage). Eine Arbitrage-Möglichkeit ist eine<br />
Handelsstrategie H, sodass eine weitere Handelsstrategie H existiert mit<br />
• V0 = V0<br />
• V1(ω) ≥ V1(ω)∀ω ∈ Ω<br />
• ∃ω ∈ Ω : V1(ω) > V1(ω) (oder alternativ E[V1] > E[ V1], da π(ω) > 0∀ω ∈ Ω)<br />
Bemerkung 1.9. Die Existenz von Arbitrage ist nach beiden Definitionen äquivalent, da Definition 1.9<br />
nur der Spezialfall H = 0 von Definition 1.10 ist, und andererseits die HS H − H die Bedingungen von<br />
Definition 1.9 erfüllt. Wenn es also eine Arbitrage-Möglichkeit im Sinn von Definition 1.9 gibt, dann auch<br />
im Sinn von Definition 1.10 und umgekehrt.<br />
Interpretation. Arbitrage bedeutet einen risikolosen Gewinn. Insbesondere besteht ohne Kapitel (V0 = 0)<br />
eine Chance auf einen Gewinn in zumindest einem möglichen Marktzustand, aber es ist kein Verlust<br />
möglich. In eine derartige Investitionsmöglichkeit würden alle am Markt (beliebig viel, da kein Kapital<br />
nötig ist) investieren. Daher ist die Nicht-Existenz der Möglichkeit eines risikolosen Gewinnes das<br />
Grundprinzip der <strong>Finanzmathematik</strong>. Außerdem würde aufgrund der starken Nachfrage nach den Marktprinzipien<br />
der Preis steigen und die Arbitrage doch wieder verschwinden.<br />
Lemma 1.6. Wenn es eine dominierende Handelsstrategie gibt, existiert eine Arbitrage-Möglichkeit.<br />
Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht.<br />
Beweis. Die Handelsstrategie ¯ H dominiere H. Dann erfüllt H = ¯ H − H alle Bedingungen für eine<br />
Arbitrage-Möglichkeit.<br />
Beispiel 1.5 (Arbitrage, aber keine dominierende Handelsstrategie). k = 2 Zustände, N = 1 risikobehaftetes<br />
Asset, r = 0, S0 = 10, S1(ω1) = 12, S1(ω2) = 10.<br />
• H = (−10, 1) ist eine Arbitrage-Möglichkeit, weil V0 = −10+1·10 = 0, aber V1(ω1) = −10+12 = 2<br />
und V1(ω2) = −10 + 10 = 0.<br />
• π = (0, 1) ist ein lineares Preismaß, daher existiert keine dominierende Handelsstrategie.<br />
Bemerkung 1.10. Der Zustand ω2, der im letzten Beispiel die Arbitrage liefert, wird durch π(ω2) = 0<br />
wieder kompensiert und wirkt sich daher nicht auf V0 aus.<br />
Korollar 1.7. H ist eine Arbitrage-Möglichkeit dann und nur dann, wenn (a) G ≥ 0, (b) E[ G] > 0<br />
und (c) V0 = 0.<br />
Beweis. Simples Übungsbeispiel.<br />
1.3 Risikoneutrales Wahrscheinlichkeitsmaß (Martingalmaß)<br />
Frage. Wann gibt es keine Arbitrage-Möglichkeit?<br />
Wie wir in Beispiel 1.5 gesehen haben, verhindert die Existenz eines linearen Preismaßes zwar die Existenz<br />
von dominierenden Handelsstrategien, nicht jedoch die Existenz von Arbitrage. Die Analyse des Beispiels<br />
zeigte uns, dass π(ω2) = 0 zur Folge hatte, dass der Arbitrage erlaubende Zustand ω2 sich nicht auf die<br />
Martingaleigenschaft auswirkt. Um diesen Fall also zu verhindern, werden wir nun zusätzlich fordern,<br />
dass jeder Zustand wirklich positive Wahrscheinlichkeit besitzt.