Die Clemens Müller AG, Dresden

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staatlichen Kommissars zu verhindern. 45 Die Einrichtung eines Ausschusses blieb allerdings die vorerst einzige konkrete Maßnahme, die Vorgaben des Reichswirtschaftsministeriums auch tatsächlich umzusetzen. In Anbetracht der Skepsis der Industrie ist es wenig überraschend, dass dessen Arbeit nur schleppend voranging und wohl vor allem dazu diente, weitere Eingriffe zu verhindern. So gelang es nach Kriegsbeginn eine Zusicherung zu erhalten, dass andere Stellen sich nicht mit dieser Frage beschäftigen würden. 46 Die Entwicklung der Einheitsnähmaschine kam aber nur langsam voran, wobei dies die Beteiligten mit dem immer größeren Personalmangel rechtfertigten. Die für die Konstruktionsabteilung im Herbst 1940 in Bielefeld angemieteten Räume mussten daher Ende 1941 gekündigt werden, obgleich bis zu diesem Zeitpunkt lediglich ein erstes Muster fertig gestellt werden konnte. 47 Weniger konfliktträchtig war dagegen der Wunsch des Reichswirtschaftsministeriums nach einer weiteren Typenreduzierung. Diese lag in Anbetracht der hohen Beschäftigung sicherlich auch im Interesse der Unternehmen, konnte doch durch die Konzentration auf die gewinnträchtigsten Modelle die Rentabilität gesteigert werden. Andererseits waren sie auch bestrebt, weiterhin mit einer möglichst ausdifferenzierten Produktpalette ihren angestammten Kunden zu erhalten und hatten, wie das Beispiel der Clemens Müller AG zeigt, bereits zuvor aus eigenem Antrieb verschiedene Modelle aus dem Produktionsprogramm gestrichen. Bis Juli 1939 reichten dann aber doch immerhin 13 Nähmaschinenhersteller, darunter auch die Clemens Müller AG, unverbindliche Vorschläge ein, welche Typen zukünftig nicht mehr hergestellt werden sollten. Im Falle 45 Niederschrift über die Sitzung der Fachabteilung A der Fachgruppe Nähmaschinen vom 30.6.1939, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 34. 46 Niederschrift über die Sitzung des Ausschusses für Typenvereinheitlichung vom 6.11.1940, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr,. 34. 47 Bericht über den derzeitigen Stand der Entwicklungsarbeiten für die deutsche Einheitsnähmaschine vom 7.1.1942, sowie: Niederschrift über die Sitzung des Ausschusses für Typenvereinheitlichung vom 6.11.1940, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 34. 12
der Clemens Müller AG betraf dies zwei Nähmaschinenmodelle, die nach Einschätzung der Unternehmensleitung den Betrieb ohnehin nur belasteten. 48 Trotzdem wollte man auf diese nicht völlig verzichten, sondern stattdessen lediglich die Herstellung an ein anderes Unternehmen abgeben. Der Verkauf sollte aber weiterhin ausschließlich durch die Clemens Müller AG erfolgen. 49 Eine Verpflichtung dies auch tatsächlich umzusetzen, lehnte das Dresdner Unternehmen, obgleich die Fachgruppe darauf drängte, 50 als „jetzt noch verfrüht“ ab. 51 Die wirtschaftliche Lage blieb auch noch in den ersten Monaten des Jahres 1939 ausgesprochen günstig. Die Geschäftsleitung gab nun sogar die Losung aus, nur noch neue Kunden anzunehmen, wenn mit diesen eine langfristige Geschäftsbeziehung eingegangen werden könne. 52 Sowohl der Schreib- wie auch der Nähmaschinenumsatz konnte in den ersten acht Monaten des Jahres 1939 nochmals um 32,5 % bzw. 20,3 % gesteigert werden und der Bruttogewinn lag um 48,6% bzw. 20,8% höher als ein Jahr zuvor. 53 Trotz der Kontingentierung war damit die Kapazitätsgrenze des Unternehmens erreicht, und das, obwohl bis dahin keinerlei Produktion von Wehrmachtsgerät erfolgt war. 54 48 Protokoll der Sitzung des Aufsichtsrats vom 24.5.1939, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 46. 49 Schreiben der Clemens Müller AG an die Fachgruppe Nähmaschinen in der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau vom 5.7.1939, Best. 11662, Nr. 34; Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 24.5.1939, Sächs. HStArch. Dresden Best. 11662, Nr. 46. 50 Schreiben der Fachgruppe Nähmaschinen vom 14.7.1939 an ihre Mitglieder, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 34. 51 Schreiben der Clemens Müller AG an die Fachgruppe Nähmaschinen vom 17.7.1939, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 34. 52 Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 24.5.1939, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 46. 53 Aktennotiz vom 6.11.1939 btr. Schreiben von Dr. Erhard Schmidt, Berlin, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 48. 54 Protokoll der Sitzung des Aufsichtsrats vom 28.11.1939, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 46 13
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