Die Clemens Müller AG, Dresden

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Schreibmaschinen erfolgte. 90 Dieses wog aber für das Unternehmen sicherlich weit schwerer, da es nicht nur die Nachkriegspläne, sondern auch die kurzfristige Rentabilität beeinträchtigte. Auch die im Jahre 1944 angestiegenen Nähmaschinenumsätze konnten den Wegfall des inländischen Schreibmaschinengeschäfts nicht kompensieren und der Umsatz in den zivilen Sektoren lag im dritten Quartal 1944 bei nur noch 35% des Vorjahresumsatzes. 91 Die Unternehmensleitung stellte daher im Juli 1944 fest, dass nur eine Senkung der Gemeinkosten die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens wieder herstellen könnte. Dazu sollten zum einen der Organisationsapparat verkleinert, daneben aber auch versucht werden, die Kapazitätsauslastung des Unternehmens wieder zu verbessern. 92 Dies war allerdings nur noch durch die Annahme von Rüstungsaufträgen möglich und die Clemens Müller AG begann im Verlauf des Jahres 1944 noch fünf weitere Rüstungsgüter zu fertigen. Als dann Ende November 1944 auch noch die Nähmaschinenfertigung verboten wurde, fiel auch der letzte zivile Produktionszweig der Clemens Müller AG weitgehend weg und Schreib- und Nähmaschinen wurden nun nur noch für den Export produziert. 93 90 Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 26.1.1944; Sächs. HStArch. Dresden Best. 11662, Nr. 46 91 Umsätze 1944 im Vergleich mit 1942, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 109. 92 Ursachen der steigenden Gemeinkosten (Juli 1944), Sächs. HstArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 114. 93 Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 29.11.1944, Sächs. HStArch. Dresden, Best. 11662, Nr. 46. 24
Fazit Die Betrachtung der Clemens Müller AG hat gezeigt, dass das Untenehmen auch in der Nähmaschinensparte bis Kriegsbeginn keineswegs zu einer Substitution von In- und Outputs gezwungen wurde. Stattdessen war es weiterhin möglich, mit der traditionellen Produktpalette Umsatz und Gewinn zu steigern, und sich dabei auf die gewinnträchtigsten Erzeugnisse zu konzentrieren. Erst nach Kriegsbeginn führten die verminderten Rohstoffzuteilungen dann tatsächlich zu einer Einschränkung des Inlandsgeschäfts. Allerdings ermöglichten es die zu hohen Zuweisungen, das staatliche Herstellungsverbot zu unterlaufen, und erst als für alle Nähmaschinenproduzenten die gleiche Einschränkung galt, gingen bei der Clemens Müller AG die Inlandsumsätze im Nähmaschinengeschäft tatsächlich deutlich zurück. Das Unternehmen kompensierte dies durch eine Ausweitung der Exporte, so dass der gesamte Umsatz in dieser Sparte im Jahre 1944 sogar höher lag als im letzten vollen Friedensjahr. Die Zukunftshoffnungen der Clemens Müller AG lagen aber nicht bei den Nähmaschinen sondern in der Büromaschinensparte. Hier musste man den in der Vorkriegszeit gefassten Entschluss, zukünftig Buchungsmaschinen herzustellen, aufgeben. Andererseits konnte die Umsätze bis 1943 auf relativ hohem Niveau gehalten werden. Trotzdem war es für das Unternehmen unumgänglich, die ab 1941 geringen Zuteilungen für die Schreib- und Büromaschinenfertigung durch Rüstungsaufträge zu ersetzen. Obgleich nach der erzwungenen Aufgabe des inländischen Schreibmaschinengeschäfts der Anteil der Rüstungsproduktion am Gesamtumsatz immer noch unter 50% lag, entsprach die Produktionsstruktur im Jahre 1944 nicht mehr den lang- und kurzfristigen unternehmerischen Interessen und war das Ergebnis einer durch die Kontingentierung erzwungenen Anpassung. 25
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