Zu viel Bürokratie - Caritas NRW
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caritas in <strong>NRW</strong> · 4/11<br />
<strong>Bürokratie</strong> und Kontrolle<br />
Das geld fehlt den Betroffenen<br />
Aufwand und Kosten für die Umsetzung des Bildungs- und<br />
Teilhabepakets sind enorm – das schreckt ab<br />
Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket reagierte die schwarz-gelbe Koalition<br />
auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu „Hartz IV“. <strong>Zu</strong>schüsse zum<br />
Mittagessen, zu Ausflügen, für Nachhilfe und Vereinsbeiträge sollen armen<br />
Kindern bessere Bildungschancen und mehr gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.<br />
In der Praxis entpuppt sich das gesetz als „<strong>Bürokratie</strong>monster“, wie<br />
<strong>Caritas</strong>-Expertin Marita Haude beobachtet hat.<br />
<strong>Caritas</strong> in <strong>NRW</strong>: Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket<br />
wollte die Bundesregierung Kinder armer<br />
Eltern unterstützen. Wieso läuft das so schwer?<br />
Marita Haude: Beispiel Schule: Der Lehrer muss den<br />
Eltern für den Antrag auf Nachhilfe attestieren, dass<br />
die Versetzung gefährdet ist. Der Nachhilfelehrer wird<br />
dann unmittelbar vom Amt bezahlt und schließt mit diesem<br />
den Vertrag. Für einen Mittagessen-<strong>Zu</strong>schuss müssen<br />
die Eltern ebenfalls einen Antrag stellen. Die Kommune<br />
rechnet dann mit einer Vielzahl von Anbietern ab,<br />
weil sich jeder Träger von einem anderen Unternehmen<br />
beliefern lässt. Für die <strong>Zu</strong>zahlung von Schülerfahrtkosten<br />
ist ein Antrag nötig, für Teilhabe an Bildung, Sport<br />
und Kultur müssen ebenfalls Anträge gestellt werden,<br />
da sind dann die Vereine mit im Boot. Nebenbei: Alle<br />
erfahren, dass es sich um eine arme Familie handelt.<br />
c Sie beobachten, dass die <strong>Bürokratie</strong> auch in den<br />
Kindergärten ankommt?<br />
Um an die Informationen zu kommen, welche Familien<br />
Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket<br />
haben, mussten die in Frage kommenden Eltern<br />
sehr umfassend informiert werden. Die Kommunen<br />
haben oft irgendwelche Flyer gedruckt, was natürlich<br />
nicht immer das richtige Instrument ist, um diese Zielgruppe<br />
zu informieren. Daher haben <strong>viel</strong>e Eltern bei<br />
der Leitung der Tageseinrichtungen nachgefragt: Wie<br />
kommen wir eigentlich zu dem <strong>Zu</strong>schuss fürs Mittagessen,<br />
oder wie kommen wir zu einem <strong>Zu</strong>schuss für den<br />
Ausflug, den die Einrichtung macht?<br />
c Müssten sich die Eltern nicht eigentlich an den Sozialhilfeträger<br />
wenden, von dem sie die Unterstützung<br />
erhalten?<br />
Die Eltern hatten irgendetwas gehört, wussten aber<br />
nicht, an wen sie sich wenden können, wie das An-<br />
Karikatur: Mester