Zu viel Bürokratie - Caritas NRW
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Verpflichtungen und Aufgaben belasten. So wächst die<br />
Zahl der Erlasse, die von der Geschäftsstelle der Pflegekonferenz<br />
beim Kreis Soest oder vom Gesundheitsamt<br />
(Hygieneaufsicht) in den letzten Monaten zu bestimmten<br />
Themen an die Träger gesandt wurden, genauso wie<br />
die Bitte um Beantwortung von Einzelfragen.<br />
Zweite Aussage: Die Einführung der Qualitätsprüfungen<br />
des MDK haben grundsätzlich und allgemein<br />
zu einer höheren Mitarbeiter-Sensibilisierung für die<br />
Bedürfnisse der Patienten und Bewohner geführt. Eine<br />
deutliche Verbesserung der Ergebnisqualität, die schon<br />
vor Einführung der Qualitätsprüfungen hoch war, ist<br />
jedoch nicht erreicht worden. Weil der MDK die Struktur-<br />
und Prozessqualität aber schematisch überprüft und<br />
daraus die Ergebnisqualität ableitet und die Ergebnisse<br />
veröffentlicht, mussten Träger und Leitungen einen<br />
immensen Verwaltungsaufwand in den Einrichtungen<br />
und bei den Pflegedokumentationen aufbauen.<br />
Die Befragung der Kunden, deren <strong>Zu</strong>friedenheit oder<br />
Unzufriedenheit oder Kritik die Ergebnisqualität mit<br />
beeinflussen würde, ist zwar Teil der Prüfung, wird aber<br />
nicht in die Bewertung eingerechnet. Somit ist das Ziel<br />
der Verbesserung der Pflegequalität und der Erhöhung<br />
des Verbraucherschutzes von Pflegebedürftigen nicht<br />
erreicht worden.<br />
Da wir als Träger nicht direkt gegen gültige Gesetze<br />
angehen können und MDK-Prüfungen nicht verwehren<br />
können, besteht unsere Strategie aus vier Teilen:<br />
1) Ein eigener Qualitätsanspruch für unsere <strong>Caritas</strong>-<br />
Einrichtungen ist gemeinsam erarbeitet worden und<br />
unser Maßstab.<br />
2) Alle Qualitätsprüfungen des MDK werden von unserer<br />
Qualitätsmanagementbeauftragten und der<br />
zuständigen Fachbereichsleitung begleitet. Nach<br />
jeder Prüfung wird ein eigener Kurzbericht über<br />
die Prüfung, die Art und Weise der Prüfer und ggf.<br />
Differenzen in den Bewertungen erstellt, der als<br />
Grundlage für die (fast regelmäßig) eingelegten<br />
Widersprüche dient.<br />
Unsere Pflegekonzepte, Qualitätsrichtlinien etc. sind<br />
natürlich in allen elf Sozialstationen gleich. Umso<br />
interessanter ist es dann, wenn ein MDK-Prüfer in<br />
der einen <strong>Caritas</strong>-Sozialstation das Pflegekonzept<br />
mit „gut“ bewertet, ein anderer MDK-Prüfer zehn<br />
Tage später in einer anderen <strong>Caritas</strong>-Sozialstation<br />
das Pflegekonzept „lückenhaft“ findet.<br />
3) MDK-Prüfungsergebnisse werden von uns, jeweils<br />
verbunden mit einer Kritik an dem Gesamtsystem,<br />
genauso veröffentlicht wie auch die Ergebnisse der<br />
eigenen Qualitätsprüfungen.<br />
4) Die Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Alten- und Gesundheitshilfe<br />
im Erzbistum Paderborn und der<br />
Deutsche <strong>Caritas</strong>verband erhalten regelmäßig die<br />
Fortschreibung unserer eigenen Einzelberichte über<br />
die MDK-Prüfungen mit der Forderung, sich politisch<br />
für die Aussetzung des heutigen Systems oder<br />
kurzfristig für die deutliche Weiterentwicklung einzusetzen.<br />
Durch unseren Ansatz und die kritische Begleitung jeder<br />
Prüfung sind wir bei den Landespflegekassen und<br />
dem MDK bekannt. Dies hat schon zu gemeinsamen<br />
Gesprächen mit allen MDK-Prüfern und den Landespflegekassen<br />
geführt, wenn wir der begründeten Meinung<br />
waren, dass bei einer MDK-Prüfung die Arbeit<br />
der Prüfer für uns nicht akzeptabel oder widersprüchlich<br />
war.<br />
Beispiel Nachweis der Beratung<br />
in der ambulanten Pflege<br />
Bisher wurden 16 Informationsbriefe erstellt, die im<br />
Rahmen der Beratungen dem Pflegebedürftigen oder<br />
Angehörigen übergeben werden. Kritik im Rahmen<br />
einer MDK-Prüfung: Der genaue Inhalt der Beratung<br />
sei nicht nachvollziehbar. Es wurde ernsthaft die Empfehlung<br />
von den Prüfern ausgesprochen, die genauen<br />
Details des Beratungsgesprächs im Pflegebericht zu<br />
dokumentieren oder aber die wichtigsten Aspekte auf<br />
den Infoblättern zu markieren, dann noch einmal zu kopieren<br />
und in der Dokumentation mit aufzubewahren.<br />
Andere MDK-Prüfungen (mit anderen Prüfern) haben<br />
unsere Vorgehensweise positiv bewertet.<br />
Beispiel Mobilität<br />
In einer Prüfung wurde durch die Prüfer bemängelt,<br />
dass die „vereinbarten Leistungen zur Mobilität und<br />
zu deren Entwicklung nicht nachvollziehbar dargestellt<br />
wurden“. Auf unsere Nachfrage wurde erläutert, dass<br />
sich die Frage auf das Ankleiden beziehe und dies nicht<br />
ausführlich genug beschrieben sei. In einer anderen Prüfung<br />
wurden die vereinbarten Leistungen zur Mobilität<br />
auf die Fortbewegung hin überprüft.<br />
Unsere Anfrage an den MDK Westfalen-Lippe nach einer<br />
klaren Definition der Bewertungskriterien ergab folgende<br />
Antwort: „Es gibt leider hierzu keine klare Definition,<br />
was alles zu den Leistungen der Mobilität gehört ...“<br />
Peter Wawrik ist Vorstandsvorsitzender<br />
des<br />
<strong>Caritas</strong>verbandes für den<br />
Kreis Soest e.V. und Geschäftsführer<br />
der <strong>Caritas</strong><br />
Alten- und Krankenhilfe<br />
im Kreis Soest gGmbH.<br />
c<br />
caritas in <strong>NRW</strong> · 4/11 17