magazine - Das Virtuelle Fahrzeug
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Teilsysteme aufgeteilt<br />
• Starke Interaktion zwischen den beteiligten<br />
Komponenten bzw. Funktionen<br />
• Integration einer/mehrerer Energiespeicher<br />
(Energieversorgung, Filtern bzw.<br />
Stützen von Spannungsspitzen)<br />
• Stabilität des elektrischen Systems<br />
• Sicherheit, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit<br />
In Abbildung 1 ist eine Beispielarchitektur für<br />
ein Zweispannungsbordnetz dargestellt. Zusätzlich<br />
zum konventionellen 14V Bordnetz<br />
ist ein weiteres Niederspannungsnetz mit 42V<br />
installiert. Die beiden Netze sind mittels eines<br />
Gleichspannungswandlers (DC/DC Converter)<br />
verbunden. Der 42V Starter/Generator (Alternator)<br />
ist für die Spannungsversorgung aller Komponenten,<br />
den Start des Verbrennungsmotors<br />
sowie für die Rekuperation zuständig. Es sind<br />
zwei Energiespeicher installiert, ein konventioneller<br />
Bleiakku im 14V Netz, für die Versorgung<br />
der Steuergeräte während des Motorstarts, sowie<br />
eine Lithium-Ionen-Batterie im 42V Netz für<br />
den Motorstart. Komponenten mit einem hohen<br />
mittleren Leistungsbedarf (etwa elektrischer<br />
Klimakompressor oder Lenkpumpe) können im<br />
42V Netz platziert werden, wofür ein entsprechender<br />
Anpassungsaufwand notwendig ist.<br />
Bestehende Komponenten, etwa Steuergeräte,<br />
können im 14V Netz betrieben werden.<br />
Die Aufgabe des Bordnetzentwicklers ist es, die<br />
optimale Aufteilung der Komponenten zu gewährleisten.<br />
Die Einführung dieser zusätzlichen<br />
Freiheitsgrade führt zu einem dramatischen<br />
Anstieg der Komplexität bei der Bordnetzentwicklung.<br />
Der Gestaltungsspielraum durch die<br />
mehreren Spannungsebenen erfordert eine<br />
verstärkte Zusammenarbeit zwischen den<br />
Abbildung 2: Spezifikation der Bordnetzarchitektur und Auswahl der Komponenten mittels<br />
Co-Simulationsframework und Modellbibliothek<br />
Quelle: Area Vehicle E/E & SW, ViF<br />
8 <strong>magazine</strong> Nr. 11, I-2012<br />
im <strong>Fahrzeug</strong>entwicklungsprozess beteiligten<br />
Fachabteilungen, um eine optimale Konfiguration<br />
hinsichtlich Kosten, Energieverbrauch,<br />
Verdrahtungsaufwand, Kabelgewicht oder Leitungsverluste<br />
zu finden.<br />
Effiziente Entwicklung mit<br />
Co-Simulation und Modellbibliothek<br />
Seit mehreren Jahren widmet sich das VIRTU-<br />
AL VEHICLE der intensiven Erforschung der<br />
Themen Modellbibliothek und Co-Simulation.<br />
Die Modellbibliothek am VIRTUAL VEHICLE<br />
stellt eine zentrale Datenablage zur Verwaltung<br />
von Simulationsmodellen und –artefakten dar,<br />
welche die Entwicklungsdomänen und somit<br />
die Fachbereiche zusammenführt. Die von den<br />
jeweiligen Fachabteilungen zur Verfügung gestellten<br />
Modelle werden mit Metadaten versehen<br />
(z.B. Simulationswerkzeug inkl. Version,<br />
Beschreibung der Ein-/Ausgänge, Datenformat,<br />
usw.) und gemeinsam mit einer Dokumentation<br />
in einem Datenmanagementsystem abgelegt.<br />
Die entwickelten Co-Simulationsmethoden<br />
und -werkzeuge sind in der sogenannten „unabhängigen<br />
Co-Simulations-Plattform ICOS“<br />
professionell umgesetzt. <strong>Das</strong> so genannte<br />
„ICOS Framework“ verbindet die Simulationswerkzeuge<br />
(und damit die virtuelle Darstellung<br />
der Komponenten) aus den unterschiedlichen<br />
Disziplinen und führt komplexe Aufgaben wie<br />
Datenaustausch, Synchronisation, Extrapolation<br />
oder zentral die Fernsteuerung der Simulationstools<br />
aus.<br />
Die Einführung von Co-Simulation im modellbasierten<br />
Entwicklungsprozess wird von der<br />
steigenden Komplexität moderner mechatronischer<br />
Systeme getrieben. Es genügt nicht<br />
mehr, eine Komponente aus der Sicht des zuständigen<br />
Fachbereichs darzustellen. Stattdessen<br />
müssen komplexe Interaktionen, Lastfälle<br />
oder Randbedingungen aus unterschiedlichsten<br />
Domänen im Entwicklungsprozess berücksichtigt<br />
werden. Für eine virtuelle Darstellung<br />
bedeutet dies, dass nicht mehr nur ein Simulationswerkzeug<br />
zum Einsatz kommen kann, es<br />
muss bereits hier eine korrekte Abbildung des<br />
Gesamtsystems unter Einbeziehung der spezifischen<br />
Tools gewährleistet werden.<br />
Ein Co-Simulationsframework wie ICOS ermöglicht<br />
dies. Wie in Abbildung 2 dargestellt, wird<br />
dem Bordnetzentwickler auf Basis von ICOS<br />
in Kombination mit einer zentralen Verwaltung<br />
der Simulationsmodelle (Modellbibliothek) ein<br />
„virtuelles Restfahrzeug“, welches die für ihn<br />
relevanten dynamischen Effekte darstellen<br />
kann, zur Verfügung gestellt. Die Definition der<br />
Topologie und Architektur sowie die Dimensionierung<br />
der relevanten Bauteile (Generator,<br />
Batterie, ...) erfolgt auf einem ganzheitlichen<br />
Ansatz, welcher die Simulation aller relevanten<br />
Effekte aus den verschiedenen Bereichen<br />
berücksichtigt. Die Entwicklung von entsprechenden<br />
Regelungsstrategien auf Basis einer<br />
Kombination von mechanischen, thermischen<br />
und elektrischen Modellen gewährleistet die<br />
korrekte Funktionalität der Komponenten und<br />
Systeme, minimiert Auswirkungen von Lastschwankungen<br />
oder visualisiert den Einfluss<br />
von Lastanforderungen auf die Lebensdauer<br />
der Energiespeicher.<br />
Beispiel: Mildhybrid mit<br />
Zweiebenen-Bordnetz<br />
Hybridfahrzeuge (hybrid electric vehicles,<br />
HEVs) sind ein moderner Ansatz für umweltfreundliche<br />
Autos. Beim sogenannten Mildhybrid<br />
wird der Verbrennungsmotor durch einen<br />
relativ kleinen Elektroantrieb (etwa als Starter/Generator<br />
ausgeführt) mit typischerweise<br />
6-14kW elektrischer Leistung unterstützt.<br />
Anhand eines Beispiels wird die Eignung von<br />
Co-Simulation für die Entwicklung eines Zweiebenen-Bordnetzes<br />
für den Mildhybrid dargestellt.<br />
In Abbildung 3 ist die prinzipielle Struktur<br />
des virtuellen Prototypen dargestellt. Die<br />
Verbrennungskraftmaschine (VKM) und der<br />
Elektromotor/Generator (EM) sind mit dem<br />
Restantriebsstrang verbunden. Die zwei Spannungsebenen<br />
14V und 42V sind mittels eines<br />
DC/DC Converters verbunden. Entsprechende