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Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

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Julian Kurz — <strong>Separiertheit</strong> von <strong>Ströme</strong>n 8<br />

hiert, wie <strong>der</strong> “alte” Ton an Intensität besaß. Dies wurde durch ein Experiment von Richard<br />

Warren (S. 225) bestätigt: Verwendetet wurde dazu ein gefiltertes weißes Rauschen mit einer<br />

Oktave Bandbreite. Dieses wurde abwechselnd mit zwei verschiedenen Intensitäten<br />

abgespielt. Wahrgenommen wurde diese Sequenz allerdings so, dass das leise Rauschen<br />

permanent vorhanden war, während in den lauteren Abschnitten ein weiteres Rauschen<br />

hinzukam. Die Alt-Plus-Neu-Heuristik ordnete also einen Teil <strong>der</strong> Intensität des lauten<br />

Rauschens dem gleichen Strom wie dem leisen zu, die verbleibende Differenz bildete einen<br />

neuen Strom. War das lautere Rauschen weniger als doppelt so laut wie das leise (< 3dB<br />

Differenz), wurde es das als zusätzlich wahrgenommene Rauschen konsequenterweise als<br />

leiser empfunden.<br />

2.2.3 Gemeinsames Schicksal<br />

Wie bei <strong>der</strong> sequentiellen Separierung spielt auch bei <strong>der</strong> simultanen Separierung die zeitliche<br />

Verän<strong>der</strong>ung innerhalb von Tönen eine große Rolle – sogar eine wesentlich größere<br />

Rolle. Dabei werden Frequenzkomponenten zu jeweils einem Strom zusammengefasst, die<br />

einen ähnlichen Verlauf von Amplitude und Frequenz haben (“Gesetz des gemeinsamen<br />

Schicksals”).<br />

Eine simple Form eines zeitlich verän<strong>der</strong>ten Tons ist ein reiner Sinuston, dessen Frequenz<br />

zeitlich linear steigt o<strong>der</strong> sinkt. In einem Experiment von Steiger und Bregman (S.<br />

220) wurde ähnlich wie bei Bregman und Pinker (Abschnitt 2.2.2) versucht, eine Komponente<br />

aus einem Sinuston zu “fangen”. Er handelte sich dabei allerdings diesmal nicht um<br />

konstante Sinustöne son<strong>der</strong>n um linear fallend o<strong>der</strong> steigende Töne. Es stellte sich dabei<br />

heraus, dass das Fangen am besten dann möglich war, wenn <strong>der</strong> Fängerton nicht nur die<br />

gleichen Frequenzen son<strong>der</strong>n auch die gleiche zeitliche Verän<strong>der</strong>ung aufwies wie <strong>der</strong> zu fangende<br />

Ton. Ein konstanter Sinuston mit <strong>der</strong> Durchschnitts-, Start- o<strong>der</strong> Endfrequenz des<br />

Frequenzverlaufes war zum Fangen wesentlich schlechter geeignet.<br />

Wesentlich kürzere, periodische Verän<strong>der</strong>ungen in Frequenz o<strong>der</strong> Lautstärke, werden als<br />

Frequenzmodulation (FM) bzw. Amplitudenmodulation (AM) bezeichnet. In einem Versuch<br />

stellte Brian Moore (S. 270) fest, dass sowohl gemeinsame AM als auch gemeinsame FM<br />

geeignet sind, um eine Gruppe von Tönen aus einem Gemisch von vielen zufällig verteilten<br />

Frequenzen zu separieren und als einzelnen Strom hörbar zu machen.<br />

Ähnliche Versuche von Bregman, Abramson, Doehring und Darwin (S. 273) mit Amplitudenmodulierten<br />

Tönen, die wie<strong>der</strong> dem Bregman-Pinker-Schema folgten, zeigten vergleichbare<br />

Ergebnisse. Nebeneffekte, die durch die Amplitudenmodulation entstehen, konnten<br />

dabei als Ursache ausgeschlossen werden, wie in Abschnitt 3.3 genauer erläutert ist.<br />

Analog zur Alt-Plus-Neu-Heuristik lässt sich nun auch für das gemeinsame Schicksal<br />

eine einfache Regel aufstellen: “Wenn es eine Korrespondenz zwischen einer Än<strong>der</strong>ung<br />

einer akustischen Komponente mit etwas an<strong>der</strong>em (einer an<strong>der</strong>en akustischen Komponente<br />

o<strong>der</strong> auch sonstigen Ereignissen 2 ) gibt, ist dies wahrscheinlich kein Zufall und die beiden<br />

Komponenten sollten <strong>der</strong> gleichen wahrgenommenen Quelle zugeordnet werden.” (S. 292)<br />

2 Zum Beispiel visuelle Eindrücke können sich auf die akustische Wahrnehmung auswirken. (S. 290)

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