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Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

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Julian Kurz — <strong>Separiertheit</strong> von <strong>Ströme</strong>n 10<br />

3 Experimentelle <strong>Messung</strong> <strong>der</strong> <strong>Separiertheit</strong><br />

Um festzustellen, ob und wie stark zwei akustische <strong>Ströme</strong> von <strong>der</strong> menschlichen Wahrnehmung<br />

getrennt werden, wurden viele Experimente mit Versuchspersonen durchgeführt,<br />

<strong>der</strong>en Ergebnisse teilweise im vorherigen Abschnitt genannt wurden. Dieser Abschnitt soll<br />

sich nun mit verschiedenen Methodiken <strong>der</strong> Experimente befassen und auf <strong>der</strong>en Grenzen<br />

und Schwachstellen eingehen, sowie erläutern, inwieweit die Experimente wirklich eine objektive<br />

<strong>Messung</strong> erlauben o<strong>der</strong> ob sie noch von an<strong>der</strong>en, möglicherweise weniger messbaren,<br />

Eigenschaften abhängen.<br />

3.1 Abhängigkeit von den Versuchspersonen<br />

Bisher wurde bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> verschiedenen Merkmale lediglich genannt, dass<br />

bestimmte Effekte bei bestimmter Wahl <strong>der</strong> Parameter eines Versuchs “gehört wurden”<br />

o<strong>der</strong> nicht. Dabei stellt sich die Frage, von wem sie gehört wurden und welchen Einfluss<br />

das auf die Ergebnisse hat. Zum einen kann eine Versuchsperson inhärente Eigenschaften<br />

haben, die ihre Perzeption beeinflussen. So kann beispielsweise ein professioneller Musiker<br />

o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en Gründen akustisch versierter Mensch viele Eigenschaften wesentlich<br />

genauer feststellen als ein durchschnittlicher Mensch. Doch auch ein musikalischer Laie<br />

hat durch die tägliche Erfahrung mit akustischen Ereignissen, insbeson<strong>der</strong>e auch Sprache,<br />

möglicherweise an<strong>der</strong>e Voraussetzungen als ein Neugeborener.<br />

So wurde beispielsweise <strong>der</strong> Versuch von Bregman und Rudnicky (Abschnitt 2.2.1)<br />

mit geübten Hörern durchgeführt, die in <strong>der</strong> Lage waren, die gehörten Ereignisse in einer<br />

Weise zu erfahren und beschreiben, die für eine brauchbare Auswertung nötig war. Um<br />

einen vergleichbaren Versuch auch mit “normalen” Hörern durchführen zu können, wurde<br />

das Experiment von Bregman und Pinker erdacht (Abschnitt 2.2.2).<br />

Laurent Demany führte einen Versuch mit 1 1 1 bis 3 Monate alten Neugeborenen durch,<br />

2 2<br />

<strong>der</strong> ermitteln sollte, ob auch die primitive Separierung erst erlernt werden muss. Es zeigten<br />

sich aber auch bei den Neugeborenen Effekte, die einen deutlichen Hinweis auf sequentielle<br />

Separierung von Sinustönen verschiedener Frequenzen hindeuten. Eine direkte Befragung<br />

war natürlich nicht möglich, es wurden aber weitere Versuche durchgeführt, die an<strong>der</strong>e<br />

Ursachen für die beobachteten Effekte ausschließen konnten.<br />

Neben den inhärenten, längerfristigen Eigenschaften <strong>der</strong> Versuchspersonen, die sich auf<br />

die Perzeption auswirken, spielen auch kurzfristige Erscheinungen eine Rolle. Bei einem<br />

Versuch von Broadbent und Ladefoged (S. 149) sollten Hörer die Reihenfolge von zwei verschiedenen<br />

Geräuschen bestimmen, die kurz nacheinan<strong>der</strong> abgespielt wurden. Während dies<br />

anfangs kaum möglich war, wurde dies mit zunehmen<strong>der</strong> Übung immer leichter. Die Hörer<br />

verbesserten dabei allerdings nicht ihre Fähigkeit, die Reihenfolge einzelner Geräusche direkt<br />

zu bestimmen. Vielmehr prägten sie sich qualitative Merkmale <strong>der</strong> gesamten Folge <strong>der</strong><br />

einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Reihenfolge ein, die sie mit dem Gehörten vergleichen können.<br />

Bei einem Versuch von Leo van Noorden (S. 58) zeigte sich noch eine weitere Abhängigkeit<br />

von den Hörern. Es sollte dabei bewertet werden, ob eine Folge von zeitlich nicht überlagerten<br />

hohen und tiefen Tönen als ein gemeinsamer Strom erscheint o<strong>der</strong> sich in zwei

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