Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES
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Julian Kurz — <strong>Separiertheit</strong> von <strong>Ströme</strong>n 4<br />
selben Strom gehören wird nicht nur durch den Abstand ihrer beiden Frequenzen bestimmt<br />
son<strong>der</strong>n ist auch davon abhängig, wie groß dieser Abstand in Relation zur Frequenzdifferenz<br />
zu an<strong>der</strong>en Tönen ist.<br />
2.1.2 Klangfarbe<br />
Bisher wurden nur einfache Sinustöne betrachtet, die aus genau einer Frequenzkomponente<br />
bestanden. Natürliche Schallereignisse sind allerdings neben <strong>der</strong> Frequenz und <strong>der</strong><br />
Lautstärke auch durch ihre Klangfarbe charakterisiert. Allerdings gibt es nach Bregman<br />
keine einheitliche, physikalisch greifbare Definition für die Klangfarbe (S. 92). Diverse Experimente<br />
arbeiteten dazu mit natürlichen Klängen wie Musikinstrumenten (Tonleiterillusion,<br />
S. 94) o<strong>der</strong> Geräuschen (Warren, Obusek, Farmer and Warren, S. 94). In beiden Fällen<br />
zeigte sich, dass <strong>der</strong> unterschiedliche Klang zu einer Separierung in einzelne <strong>Ströme</strong> führte.<br />
Allerdings lassen sich diese unterschiedlichen Klänge nur schwer auf einzelne physikalische<br />
Eigenschaften zurückführen.<br />
Ein komplexer Klang ist aus verschiedenen Frequenzen zusammengesetzt. Er ist harmonisch,<br />
wenn alle Teiltöne Vielfache <strong>der</strong> selben Grundfrequenz sind. Die Klangfarbe lässt<br />
sich unter an<strong>der</strong>em – orthogonal zur Lautstärke und Grundfrequenz – durch die Verteilung<br />
dieses Spektrums charakterisieren. Eine Rolle spielt dabei, wie viele harmonische Teiltöne<br />
enthalten sind, wie die Intensität zwischen diesen Tönen verteilt ist sowie einzelne Intensitätsspitzen<br />
im Spektrum des Klangs. Die subjektive Tonhöhe, die <strong>der</strong> Grundfrequenz des<br />
Klangs entspricht, wird dabei auch gehört, wenn sie nicht enthalten ist, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Klang<br />
nur aus mehreren Harmonischen besteht (“missing fundamental”). Wie ein Versuch von<br />
van Noorden (S. 84) zeigt, ist die Separierung aber nicht von <strong>der</strong> (gehörten aber nicht<br />
vorhandenen) Grundfrequenz abhängig, son<strong>der</strong>n nur von den tatsächlich vorhandenen Frequenzkomponenten.<br />
In einem Experiment von Bregman und Levitan (S. 86) wurde betrachtet, ob die Grundfrequenz<br />
o<strong>der</strong> die Formantenfrequenz, also das Maximum im Spektrum <strong>der</strong> harmonischen<br />
Teiltöne eine stärkere Separierung erzeugen. Dazu verwendeten sie eine Sequenz von 4<br />
Tönen, von denen jeweils zwei in <strong>der</strong> Fundamentalfrequenz nahe beieinan<strong>der</strong> lagen aber<br />
unterschiedliche Formanten hatten, während jeweils zwei Töne mit weiter entfernten Fundamentalfrequenzen<br />
ähnliche Formanten besaßen. Es stellte sich heraus, dass bei Variation<br />
bei<strong>der</strong> Parameter in einigen Fällen die Töne mit ähnlichen Fundamentalfrequenzen zu je<br />
einem Strom gruppiert wurden und in an<strong>der</strong>en Fällen die Töne mit ähnlichen Formanten.<br />
Es zeigte sich aber, dass die Gruppierung <strong>der</strong> <strong>Ströme</strong> anhand <strong>der</strong> Formantenfrequenz<br />
stärker war als anhand <strong>der</strong> Fundamentalfrequenz. Insbeson<strong>der</strong>e zeigte sich dies, wenn die<br />
Abstände <strong>der</strong> Frequenzen jeweils gleich groß gewählt wurden (siehe Abbildung 3).<br />
Die Klangfarbe eines Tons ist nicht nur durch sein Spektrum, son<strong>der</strong>n auch durch zeitliche<br />
Verän<strong>der</strong>ungen – periodisch o<strong>der</strong> nicht – in seinem Spektrum gekennzeichnet. Viele in<br />
<strong>der</strong> Natur vorkommende Klänge unterliegen starken zeitlichen Än<strong>der</strong>ungen. Eine wesentliche<br />
Eigenschaft dieser Verän<strong>der</strong>ung ist ihre “Granularität”, die allerdings schwer analytisch<br />
zu fassen ist. Vergleichbar ist sie etwa mit <strong>der</strong> Textur in <strong>der</strong> visuellen Wahrnehmung. Ein<br />
einfacher Versuch mit einem reinen Sinuston und einem gefilterten weißen Rauschen, des-