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Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

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Julian Kurz — <strong>Separiertheit</strong> von <strong>Ströme</strong>n 1<br />

Abbildung 1: Verschiedene Frequenzen regen unterschiedliche Bereiche <strong>der</strong> Basilarmembran<br />

an.<br />

1 Einführung und Motivation<br />

In einer natürlichen Umgebung ist ein Mensch vielen akustischen Signalen unterschiedlicher<br />

Quellen gleichzeitig und nacheinan<strong>der</strong> ausgesetzt. Um mit diesen Signalen etwas anfangen<br />

zu können und die akustische Wahrnehmung sinnvoll einzusetzen, muss <strong>der</strong> Mensch in <strong>der</strong><br />

Lage sein, diese Signale, die als ein Gemisch bei ihm ankommen, in einzelne Objekte –<br />

die akustischen <strong>Ströme</strong> – zu trennen. Auf diese Weise kann er in seiner Wahrnehmung ein<br />

Bild seiner Umgebung konstruieren, das dieser möglichst genau entspricht. Festzustellen<br />

sind dabei insbeson<strong>der</strong>e, ob aufeinan<strong>der</strong> folgende bzw. welche von mehreren aufeinan<strong>der</strong><br />

folgenden Tönen zusammengehören, also einen akustischen Strom bilden (sequentielle Separierung),<br />

sowie die Frage, aus welchen einzelnen <strong>Ströme</strong>n gleichzeitig wahrgenommene<br />

Töne bestehen (simultane Separierung).<br />

Bregman [Bre99] stellt dabei starke Analogien zur visuellen Wahrnehmung fest, die<br />

ebenfalls in <strong>der</strong> Lage dazu ist, aus <strong>der</strong> Matrix von zeitlich verän<strong>der</strong>lichen Bildpunkten, die<br />

von <strong>der</strong> Netzhaut im Auge wahrgenommen wird, einzelne Objekte zu bilden, die eindeutig<br />

voneinan<strong>der</strong> zu trennen sind. Bei <strong>der</strong> visuellen wie auch <strong>der</strong> akustischen Wahrnehmung<br />

spielt dabei das Prinzip <strong>der</strong> exklusiven Zuordnung (exclusive allocation) eine große Rolle:<br />

Ein visuelles bzw. akustisches Signal kann zu einem Zeitpunkt immer nur zu einem<br />

wahrgenommenen Objekt gehören, nie zu mehreren gleichzeitig.<br />

Wichtig zum Verständnis <strong>der</strong> Separierung in akustische <strong>Ströme</strong> ist dabei die Kenntnis<br />

darüber, wie das menschliche Ohr Töne wahrnimmt. Das Trommelfell nimmt lediglich die<br />

überlagerten Luftschwingungen auf, die verschiedene Schallquellen erzeugen. Aus diesen<br />

scheinbar ungeordneten Variationen direkt Merkmale zu extrahieren scheint unmöglich.<br />

Entscheidend ist die Funktion <strong>der</strong> Gehörschnecke und <strong>der</strong> Basilarmembran. Schwingungen<br />

unterschiedlicher Frequenzen dringen unterschiedlich weit in die Gehörschnecke ein und<br />

regen unterschiedliche Regionen <strong>der</strong> Basilarmembran an (siehe Abbildung 1). Anstatt also<br />

zu jedem Zeitpunkt nur die momentane Amplitude <strong>der</strong> Schwingungen zu messen, führt das<br />

Ohr eine Frequenzanalyse des ankommenden Schalls durch. [Lit65]<br />

Es ergibt sich nun die Fragestellung, wie das Gehirn aus dem Ergebnis <strong>der</strong> Frequenzanalyse<br />

<strong>der</strong> Ohren einzelne akustische <strong>Ströme</strong> bildet; welche Merkmale dazu in welchem<br />

Maße beitragen, wie dies qualitativ und quantitativ zu messen ist, wo dabei die Grenzen<br />

liegen und inwieweit sie von an<strong>der</strong>en Effekten beeinflusst o<strong>der</strong> verfälscht werden können.

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