23.10.2012 Aufrufe

Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

Messung der Separiertheit akustischer Ströme - CES

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Julian Kurz — <strong>Separiertheit</strong> von <strong>Ströme</strong>n 6<br />

Wahrscheinlichkeit einer Separierung auswirken. Dabei wurde nur <strong>der</strong> Extremfall betrachtet,<br />

dass die Töne durch verschiedene Ohren wahrgenommen werden. Bei beliebiger räumlicher<br />

Verteilung hingegen würden die wahrgenommenen Töne – je nach Richtung – auf<br />

beiden Ohren unterschiedlich laut und/o<strong>der</strong> unterschiedlich verzögert und/o<strong>der</strong> frequenzgefiltert<br />

ankommen. [Wik] Broadbent kam zu <strong>der</strong> Theorie, dass die beiden Ohren daher als<br />

einzelne “Informationskanäle” zu betrachten sind, die unabhängig voneinan<strong>der</strong> den Schall<br />

verarbeiten und ihn <strong>der</strong> bewussten Wahrnehmung weiterleiten (S. 79).<br />

Die Tonleiterillusion von Diana Deutsch (S. 76) zeigte hingegen, dass <strong>der</strong> räumliche<br />

Ursprung nicht hinreichend für die Separierung ist, son<strong>der</strong>n dass an<strong>der</strong>e Merkmale – in<br />

diesem Fall die Frequenz – stärker sein können und somit zu einer an<strong>der</strong>en Separierung<br />

führen. Die Experimente von Cherry und Taylor (S. 79) und von Schubert und Taylor (S.<br />

80) wi<strong>der</strong>legten die Theorie <strong>der</strong> “Informationskanäle” vollkommen. Bei beiden Versuchen<br />

wurde dem Hörer Sprache vorgespielt, die zwischen beiden Ohren wechselte. Diese teilte sich<br />

ab einer bestimmten Rate in zwei Kanäle, so dass es schwer wurde, die Worte zu verstehen.<br />

Wurde allerdings statt Stille auf dem jeweils an<strong>der</strong>en Ohr ein Rauschen abgespielt, dessen<br />

Intensität gleich <strong>der</strong> Sprache war, wurde die Sprache wesentlich besser verständlich – die<br />

Sprachsignale von beiden Ohren wurden also dem selben Strom zugeordnet. Dies lässt sich<br />

nicht mit <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Trennung nach physischen Kanälen vereinen.<br />

2.2 Simultane Separierung<br />

Im Gegensatz zur sequentiellen Separierung, bei <strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong> folgende Töne o<strong>der</strong> Klänge<br />

einzelnen <strong>Ströme</strong>n zugeordnet werden, bezeichnet die simultane Separierung die Aufteilung<br />

gleichzeitig wahrgenommener Schallereignisse in verschiedene akustische <strong>Ströme</strong>. Dazu<br />

muss das Ohr zunächst in <strong>der</strong> Lage sein, die Schallwellen verschiedener Quellen, die<br />

aufsummiert am Trommelfell auftreffen, wie<strong>der</strong> aufzuteilen. Dazu dient unter an<strong>der</strong>em die<br />

in Abschnitt 1 beschriebene Frequenzanalyse. Die weitere Verarbeitung geht aber natürlich<br />

weit über die einfache Frequenzanalyse hinaus, wie die folgenden Unterabschnitte zeigen.<br />

2.2.1 Überlappende Einzeltöne<br />

Ein erster einfacher Versuch von Bregman und Rudnicky (S. 213) war dem von Miller<br />

und Heise (Abschnitt 2.1.1) sehr ähnlich. Allerdings lagen die Töne nun nicht mehr zeitlich<br />

disjunkt, son<strong>der</strong>n überlappten sich in einem variierbaren Zeitrahmen. Während bei<br />

Überlappungen von 25 und 50 Prozent <strong>der</strong> 250ms langen Töne noch ähnlich wie bei Miller<br />

und Heise zwei <strong>Ströme</strong> mit reinen Sinustönen festgestellt wurden, vereinten sie sich ab 88<br />

Prozent Überlappung zu einem Strom mit komplexen Klängen. Analog zu Miller und Heise<br />

war die Separierung größer, wenn die Frequenzdifferenz <strong>der</strong> beiden Töne größer wurde.<br />

In einem leicht modifizierten Versuch (S. 214) wurden die Raten <strong>der</strong> beiden Töne unterschiedlich<br />

gewählt: Während ein Ton 4-mal pro Sekunde gespielt wurde, wurde <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

5-mal gespielt. In diesem Fall wurden ebenfalls zwei <strong>Ströme</strong> zu hören, aber mit einer Beson<strong>der</strong>heit:<br />

Fielen die Anfänge <strong>der</strong> beiden Töne auf den gleichen Zeitpunkt, was einmal

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!