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Ein vergessenes Medium: Phonopost im Zweiten Weltkrieg (1940 ...

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16<br />

mittlung mündlicher Nachrichten. Es verwandelte die Vibrationen einer schallaufneh-<br />

menden Membran in elektrische Spannungsänderungen, die (am anderen Ende der<br />

Leitung) eine wiedergebende Membran entsprechend schwingen ließen (anfangs<br />

wurde das Telefon als einseitiges Kommunikationsmedium genutzt: kommerziell von<br />

Bankiers, Lieferanten, Versicherungsagenturen zur schnellen Information und privat<br />

anstelle der Dienstbotenklingel; aber auch zu regelmäßigen, rundfunkähnlichen<br />

Übertragungen von Musikaufführungen, Theaterstücken und Nachrichten durch die<br />

Telefongesellschaften, wie z.B. ab 1893 in Budapest 55 ).<br />

In Menlo Park arbeitete Edison <strong>im</strong> Frühjahr 1877 an einem automatischen Spei-<br />

cher- und Wiedergabegerät für telegrafische Signale. Dieser „Embossy Telegraph“<br />

besaß zwei rotierende, mit spiralförmigen Rillen versehene Plattenteller, darüber je<br />

einen „Tonarm“ mit einem elektromagnetisch gesteuerten, abgerundeten Stift; als<br />

Speichermedium dienten wachsgetränkte, auf den Platten zu befestigende Papier-<br />

scheiben. Auf dem einen Teller wurden empfangene Morsezeichen durch den Stift<br />

spiralförmig als Vertiefungen in das Papier geprägt ( wozu die darunter liegende Ril-<br />

le den Spielraum lieferte), auf dem zweiten konnte eine so beschriftete Scheibe wie-<br />

der gelesen und (nun mit höherer Geschwindigkeit) als elektrisches Signal über die<br />

Leitung gesendet werden. Die be<strong>im</strong> Abtasten durch den Stift entstehenden Geräu-<br />

sche brachten Edison auf die Idee, auch Sprechlaute selbst auf diese Weise zu<br />

speichern und zu übertragen. Für einen solchen „Speaking Telegraph“ setzte er <strong>im</strong><br />

Juli 1877 (inzwischen hatte er mit Bells Telefonmembranen exper<strong>im</strong>entiert) anstelle<br />

der beiden elektromagnetischen Stifte Membranen ein; mittels daran befestigter<br />

Spitzen konnte er tatsächlich seine St<strong>im</strong>me in das rotierende Wachspapier einprä-<br />

gen und anschließend wieder hörbar machen. Diesen Weg verfolgte er aber nicht<br />

weiter; drei Monate später wurde nur der Entwurf eines ähnlich aufzeichnenden Te-<br />

lefonverstärkers veröffentlicht (übermittelte Sprachschwingungen werden zuerst in<br />

ein vorbeigezogenes, gewachstes Papierband gedrückt und dann von einer zweiten,<br />

lauter tönenden Membran wiedergegeben) 56 .<br />

55 Werner Rammert: Wie das Telefon in unseren Alltag kam..., Kulturelle Bedingungen einer technischen<br />

Innovation und ihrer gesellschaftlichen Verbreitung, S.80f (in: Hessische Blätter für Volksund<br />

Kulturforschung, Bd 24/1989).<br />

56 Gööck: Die großen Erfindungen, S.15f; Bruch: Von der Tonwalze, Kap.2 (Bruch nennt denTelefonverstärker<br />

„besonders wichtig“ für den „fast tauben Edison“; über Grad und Ursache dieser Taubheit<br />

gibt es jedoch unterschiedliche Berichte).

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