Ein vergessenes Medium: Phonopost im Zweiten Weltkrieg (1940 ...
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Führung der Wiedergabenadel mit der Schalldose und dem großen Trichter. In den<br />
Anfangsjahren beschränkte sich der Antrieb (wie früher be<strong>im</strong> Metallfolien-<br />
Phonographen) auf eine Handkurbel und ein Schwungrad; erst ab 1896 sorgte ein<br />
leises und robustes Federwerk für die genaue <strong>Ein</strong>haltung der Drehzahl (70 U/min) 99 .<br />
Zu diesem Zeitpunkt gelang es auch, von den Aufnahmen brauchbare Kopien<br />
herzustellen. Berliners Vervielfältigungsmethode beruhte auf dem bekannten galva-<br />
nischen Verfahren (Elektrolyse), mit dem er von der bespielten Zinkplatte ein Nega-<br />
tiv aus Kupfer herstellte. In diese Matrize preßte er unter hohem Druck eine erhitzte<br />
thermoplastische Masse und erhielt so exakte Nachbildungen des Originals. Nach<br />
Exper<strong>im</strong>enten mit Siegellack, Zelluloid und Hartgummi fand er 1895 in einem Werk-<br />
stoff aus der Isolations- und Telefontechnik ein geeignetes Material: eine Mischung<br />
aus feingemahlenen Mineralien (wie Schwerspat und Schiefermehl), der Ruß (zur<br />
Schwarzfärbung) und vor allem (als Bindemittel) Schellack, ein aus Indien <strong>im</strong>portier-<br />
tes Harz, beigegeben waren. Diese Preßmasse ließ sich in feinste Rillen<br />
eindrücken, aber nach dem Erkalten wieder sauber abheben und besaß dann eine<br />
harte und glatte Oberfläche 100 .<br />
Mit dieser zukunftsweisenden Technik (nach demselben Grundrezept preßte<br />
man die Schallplatten bis etwa 1950) kopierte man allerdings auch die störenden,<br />
materialbedingten Nebengeräusche der Zinkplatte. Abhilfe brachte erst ein Rückgriff<br />
auf die Walzentechnik: Ab 1901 ging man dazu über, die Aufnahme in eine Scheibe<br />
aus weichem Wachs zu schneiden; um sie für das galvanische Bad elektrisch lei-<br />
tend zu machen, bestäubte man sie mit feinem Graphitpulver und konnte nun nach<br />
dem Muster der Zinkplatte verfahren (die elegantere Methode der Metallbedampfung<br />
hatte Edison 1900 für seine Wachswalze schützen lassen). Wie die Schellackpres-<br />
sung bewährten sich auch diese Aufnahmewachse lange in der Schallplattenindu-<br />
strie; seit den späten 30er Jahren wurden sie allmählich durch die härteren Lack-<br />
folien ersetzt (vgl. auch Kap.2.3. dieser Arbeit) 101 .<br />
Am Beginn des Jahrhunderts waren somit die Voraussetzungen für einen enor-<br />
men Aufschwung der Tonspeicher- und „Sprechmaschinen“-Industrie gegeben, der<br />
bis 1914 andauern sollte. Er begann als Konkurrenzkampf zwischen den beiden<br />
akustischen Medien. Schon 1898 hatten die amerikanischen Phonographen-Gesell-<br />
99 Bruch: Von der Tonwalze, Kap.10/11.<br />
100 Bruch: Von der Tonwalze, Kap.11.<br />
101 Bruch: Von der Tonwalze, Kap.17/19; Elste: Kleines Tonträger-Lexikon, S.69.