1-2013 - Public Security
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Verbesserte biologische Verteidigung: Norwegen, Schweden und Filnnland erforschen die Möglichkeiten<br />
für die Zusammenarbeit im Feld der biologischen Aufklärung und Identifikation.<br />
suchungen gelang es, bereits vorhandene Synergien<br />
einzugrenzen und weitere Synergiepotenziale<br />
auszumachen. Als 117 NORDAC-Kooperationsprojekte<br />
evaluiert wurden, stellte<br />
sich heraus, dass etwa die Hälfte fortgesetzt,<br />
ca. ein Drittel dagegen eingestellt wurde. (Resultate<br />
der übrigen Projekte stehen nicht zur<br />
Ver fügung, u.a. weil mit NORDEFCO neue Bewertungsmaßstäbe<br />
angelegt und Projekte restrukturiert<br />
wurden). Die konkreten Einspareffekte<br />
durch diese Projekte können zwar nur<br />
schwer ermittelt werden, gleichwohl haben offiziellen<br />
Angaben zufolge nur 20 Prozent der weiter<br />
verfolgten Initiativen zu eindeutigen Kostensenkungen<br />
geführt.<br />
Wenn man die langfristige Perspektive<br />
berücksichtigt, sind dies aber sehr ermutigende<br />
Ergebnisse, insbesondere im Kontext anderweitiger,<br />
nicht-monetärer Vorteile. Solche Vorteile<br />
sind in der erweiterten Möglichkeit für die<br />
künftige Kooperation zu sehen. Dazu zählen gemeinsame<br />
Übungen und Versuchsreihen ebenso<br />
wie die Verständigung auf multinationale Interessen<br />
und die Harmonisierung des militärischen<br />
Bedarfs. Lehrreiche Einsichten bieten<br />
auch die Gründe, warum Projekte eingestellt<br />
wurden. Deren vorzeitiges Ende schließt eine<br />
künftige Zusammenarbeit nämlich keineswegs<br />
aus. Es ist beispielsweise zeitaufwendig, Beschaffungs-<br />
und Betriebsprozesse aufeinander<br />
abzustimmen. Weitere Gründe, dass Projekte<br />
nicht fortgeführt wurden, lagen darin, dass der<br />
künftige Bedarf nicht klar festgestellt werden<br />
konnte oder in innenpolitischen Widerständen.<br />
Und beim sicheren Umgang mit Sprengstoffen<br />
kamen die skandinavischen Staaten zu der<br />
Überzeugung, dass eine Zusammenarbeit im<br />
NATO-Rahmen praktikabler sei.<br />
8 PUBLIC SECURITY 2-2012/1-<strong>2013</strong><br />
Heikle Angelegenheit: Die Verteidigungswirtschaft<br />
Smart Defence hat auch Auswirkungen auf<br />
die Industrie. Die NATO-Mitglieder stimmen offiziell<br />
überein, dass es gilt Doppelstrukturen zu<br />
vermeiden und nach den besten Lösungen zu<br />
den vertretbarsten Kosten Ausschau zu halten.<br />
Dennoch treten immer wieder Spannungen auf,<br />
sobald sich die Politik darum bemüht, vor allem<br />
die heimische Industrie zu unterstützen. Skandinavien<br />
ist hier keine Ausnahme. So empfand<br />
es Schweden als Vertrauensbruch, als sich<br />
Norwegen entschied, den F-35 Joint Strike Fighter<br />
von Lockheed Martin anstelle des schwedischen<br />
Gripen zu beschaffen. Norwegen kann<br />
ökonomisch wahrscheinlich signifikant profitieren,<br />
nachdem ihm Unterstützung bei der Entwicklung<br />
und Integration seiner „Joint Strike<br />
Missile“ (JSM) in die F-35 zugesichert worden<br />
ist. Darüber stellte Norwegen den Ausbau gemeinsamer<br />
Entwicklungen im Rahmen der skandinavischen<br />
Zusammenarbeit zurück. Diese Entscheidung<br />
verkörpert die politischen und wirtschaftlichen<br />
Konflikte, die auftreten, wenn die<br />
„alte“ und die „neue“ Herangehensweise aufeinander<br />
treffen. Derartige Hindernisse stehen<br />
einer intensiveren Zusammenarbeit dennoch<br />
nicht zwingend im Weg. Vielmehr müssen Streitigkeiten<br />
ausgetragen werden, um sie mit den<br />
proklamierten Ansprüchen in Einklang bringen<br />
zu können.<br />
Sowohl Schweden als auch Norwegen verfügen<br />
über eine relevante Verteidigungsindustrie,<br />
während die finnische und dänische bedeutend<br />
kleiner sind. Zusammengenommen<br />
würden diese vier Absatzmärkte den viertgrößten<br />
in der Europäischen Union repräsentieren.<br />
Doch trotz der erheblichen Erfolge in der skan-<br />
dinavischen Zusammenarbeit verbleibt die gemeinsame<br />
Beschaffung insgesamt auf relativ<br />
niedrigem und unausgewogenem Niveau. Zwischen<br />
Schwedens überwiegend privat geführter<br />
Industrie und den zahlreichen staatseigenen Unternehmen<br />
in Norwegen und Finnland bestehen<br />
große Unterschiede. Es gibt wenige Anzeichen,<br />
die eine baldige industrielle Konsolidierung nahelegen.<br />
Andererseits wird die Industrie wohl in<br />
diese Richtung gedrängt werden, je mehr das<br />
politische Ziel einer vertieften Kooperation verfolgt<br />
wird und sich die globalen Gewichte verschieben.<br />
Daher haben die skandinavischen Minister<br />
und Industrievertreter auch damit begonnen, ihre<br />
Zusammenarbeit nicht mehr nur als bloße<br />
Möglichkeit, sondern als Realität der Zukunft zu<br />
begrüßen. Grete Faremo, die ehemalige norwegische<br />
Verteidigungsministerin, hat unter Verweis<br />
auf die zahlreichen neuen Chancen, die<br />
NORDEFCO eröffnet, anerkannt, dass Konsolidierung<br />
durchaus den Verlust von Arbeitsplätzen<br />
bedeuten kann. Jan Pie, der an der Spitze der<br />
schwedischen Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft<br />
steht, hat angemerkt, dass sich die<br />
Industrie bereits seit einigen Jahren auf diese<br />
Entwicklungen einstellt. Er bestätigt zudem,<br />
dass die Industrie aus der skandinavischen Zusammenarbeit<br />
außerordentlichen Nutzen ziehen<br />
kann. Allerdings sei sie weiterhin ein „dynamischer<br />
Prozess“ mit „ökonomischen Realitäten“.<br />
Für Führungspersönlichkeiten in Politik,<br />
Militär und Wirtschaft bleibe viel zu tun, den<br />
Prozess voran zu treiben. Regierungen und Wirtschaft<br />
in Skandinavien unterstützen einen intensiveren<br />
Dialog, regelmäßig werden Workshops<br />
und Seminare abgehalten. Mit der ‘Joint<br />
Industry Reference Group’, in der Industrievertreter<br />
aus dem NORDEFCO-Raum zusammenkommen,<br />
besteht Gelegenheit, sowohl gemeinsame<br />
praktische Projekte als auch die weiterführenden<br />
Aussichten zu erörtern. Nur auf diesem<br />
Weg können potenzielle Risiken für die<br />
Unternehmen reduziert und kreative Lösungen<br />
vorangebracht werden.<br />
Vom Wert der Institutionen: Transparenz<br />
und Vertrauen<br />
Eine alte Weisheit für Manager lautet: „You<br />
cannot manage what you don’t measure.“ Die<br />
skandinavischen Staaten stellen Informationen<br />
und Neuigkeiten zu gemeinsamen Projekten auf<br />
ziemlich hohem Niveau zur Verfügung,<br />
hauptsächlich weil Informationen transparent<br />
ausgetauscht, bewertet und veröffentlicht werden<br />
und dieser Prozess institutionalisiert ist.<br />
Durch diese Offenheit, sich auch Details der Zusammenarbeit<br />
mitzuteilen, erlangt der Prozess<br />
eine besondere Intensität. Gegenseitiges Verständnis,<br />
Vertrauen und auch Geduld werden<br />
begünstigt. Alle Beteiligten können klar erkennen,<br />
wo es Fortschritte gegeben hat und wie mit<br />
Unzulänglichkeiten umgegangen wird. Da eine<br />
zentrale Beschaffungsbehörde aber weiterhin