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Betriebstechnik I BET I

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<strong>Betriebstechnik</strong> I<br />

<strong>BET</strong> I<br />

3. & 4. SEMESTER


Betriebswirtschaftslehre<br />

Inhalt Seite<br />

0 Einleitung ....................................4<br />

1 Wirtschaft und ihre Elemente .....................6<br />

1.1 Betriebswirtschaftslehre ................................. 6<br />

1.1.1 Wirtschaft ........................................... 8<br />

1.1.2 Bedürfnisse ......................................... 10<br />

1.1.3 Ökonomisches Prinzip ................................. 12<br />

1.1.4 Wirtschaftskreislauf ................................... 12<br />

1.1.5 Wirtschaftsordnungen.................................. 13<br />

1.1.6 Markt und Preisbildung ................................. 17<br />

1.2 Betrieb ............................................ 19<br />

1.2.1 Betriebstypen........................................ 21<br />

1.2.2 Dienstleistungsbereich ................................. 22<br />

1.2.3 Nonprofitbereich...................................... 22<br />

1.3 Kontrollfragen ....................................... 25<br />

2 Unternehmen und Umfeld.......................26<br />

2.1 Unternehmensmodell .................................. 26<br />

2.2 Leitbild des Unternehmens .............................. 28<br />

2.3 Unternehmensziele ................................... 31<br />

2.3.1 Zielbildung .......................................... 31<br />

2.3.2 Zielinhalt ........................................... 32<br />

2.3.3 Dimension der Ziele ................................... 34<br />

2.3.4 Zielbeziehungen...................................... 35<br />

2.3.5 Unternehmensstrategie ................................ 36<br />

2.4 Unternehmensumfeld .................................. 37<br />

2.4.1 Ökologisches Umfeld .................................. 39<br />

2.4.2 Technologisches Umfeld................................ 39<br />

2.4.3 Ökonomisches Umfeld ................................. 40<br />

2.4.4 Soziales Umfeld ...................................... 40<br />

2.5 Kontrollfragen ....................................... 42<br />

3 Aufbau- und Ablauforganisation..................43<br />

3.1 Aufbauorganisation ................................... 43<br />

3.1.1 Formen der Aufbauorganisation .......................... 44<br />

3.1.2 Organisatorische Hilfsmittel ............................. 50<br />

3.2 Ablauforganisation .................................... 52<br />

3.2.1 Prozessorientierung ................................... 52<br />

3.2.2 Organisatorische Hilfsmittel ............................. 56<br />

3.3 Kontrollfragen ....................................... 57<br />

4 Funktionsbereiche des Unternehmens .............58<br />

4.1 Absatz............................................. 59<br />

4.1.1 Absatzplanung und -kontrolle ............................ 59<br />

4.1.2 Marketing .......................................... 60<br />

4.1.3 Die Stellung des Handels ...............................<br />

1<br />

61


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.2 Forschung und Entwicklung ............................. 63<br />

4.3 Beschaffung ........................................ 64<br />

4.4 Produktion .......................................... 67<br />

4.4.1 Phasen der Produktion ................................. 67<br />

4.4.2 Ziele der Produktion ................................... 68<br />

4.4.3 Produktionstypen ..................................... 68<br />

4.5 Information / Kommunikation............................. 75<br />

4.5.1 Information ......................................... 75<br />

4.5.2 Kommunikation ...................................... 75<br />

4.5.3 Information als Produktionsfaktor ......................... 76<br />

4.5.4 Beispiele aus unserer Firma ............................. 77<br />

4.6 Logistik ............................................ 78<br />

4.6.1 Definition von Logistik.................................. 78<br />

4.6.2 Ziele von Logistik ..................................... 78<br />

4.6.3 Bereiche der Logistik .................................. 79<br />

4.6.4 Methoden der Logistik ................................. 80<br />

4.6.5 Logistikpartner ....................................... 81<br />

4.6.6 Supply-Chain Management.............................. 82<br />

4.7 Kontrollfragen ....................................... 83<br />

5 Rechnungswesen .............................84<br />

5.1 Grundlagen des Rechnungswesens ....................... 84<br />

5.1.1 Externes Rechnungswesen ............................. 84<br />

5.1.2 Internes Rechnungswesen .............................. 85<br />

5.2 Begriffe aus dem Rechnungswesen ....................... 86<br />

5.2.1 Auszahlungen und Einzahlungen ......................... 86<br />

5.2.2 Aufwände und Erträge ................................. 87<br />

5.3 Kontrollfragen ....................................... 88<br />

6 Schluss- und Prozentrechnen....................89<br />

6.1 Rechenvorgang ...................................... 89<br />

6.2 Schlussrechnung ..................................... 90<br />

6.2.1 Einfache Schlussrechnung .............................. 90<br />

6.2.2 Kettensatz .......................................... 91<br />

6.3 Prozentrechnung ..................................... 94<br />

6.3.1 Technik der Prozentrechnung ............................ 94<br />

6.3.2 Arten der Prozentrechnung .............................. 95<br />

6.3.3 Prozentrechnen in der Kalkulation ......................... 99<br />

6.4 Kontrollfragen ...................................... 104<br />

7 Grundlagen der Kostenrechnung ................105<br />

7.1 Begriffe aus der Kostenrechnung ........................ 106<br />

7.2 Abgrenzung Buchhaltung – Kostenrechnung ................ 109<br />

7.3 Kalkulatorische Zusatzkosten ........................... 111<br />

7.3.1 Kalkulatorischen Unternehmerlohn ....................... 111<br />

7.3.2 Kalkulatorischen Wagnisse ............................. 112<br />

7.3.3 Kalkulatorischen Zinsen ............................... 112<br />

7.3.4 Kalkulatorische Miete ................................. 113<br />

7.3.5 Kalkulatorische Abschreibung ........................... 113<br />

2


Betriebswirtschaftslehre<br />

7.4 Kostenstruktur im Unternehmen ......................... 116<br />

7.5 Aufgaben der Kostenrechnung .......................... 116<br />

7.5.1 Planungsaufgabe .................................... 117<br />

7.5.2 Kontrollaufgabe ..................................... 118<br />

7.5.3 Dokumentationsaufgabe............................... 118<br />

7.5.4 Zurechnungsprinzipien ................................ 118<br />

7.6 Kontrollfragen ...................................... 119<br />

8 Kostenrechnungssysteme .....................120<br />

8.1 Vollkostenrechnung mit Istkosten ........................ 120<br />

8.1.1 Kostenartenrechnung ................................. 122<br />

8.1.2 Erfassung und Verrechnung wichtiger Kostenarten............ 124<br />

8.1.3 Kostenstellenrechnung ................................ 127<br />

8.1.4 Kostenträgerrechnung ................................ 129<br />

8.2 Vollkostenrechnung mit Normalkosten..................... 138<br />

8.3 Vollkostenrechnung mit Plankosten ....................... 138<br />

8.4 Teilkostenrechnung .................................. 139<br />

8.4.1 Grenzplankostenrechnung ............................. 143<br />

8.4.2 Deckungsbeitragsrechnung ............................ 144<br />

8.5 Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungssystems .......... 151<br />

8.6 Kontrollfragen ...................................... 152<br />

9 Anhang ....................................154<br />

9.1 Arbeitsplan ........................................ 154<br />

9.2 Literaturverzeichnis .................................. 155<br />

9.3 Abbildungsverzeichnis ................................ 156<br />

3


Betriebswirtschaftslehre<br />

0 EINLEITUNG<br />

Für die Gründung und Führung eines Unternehmens ist viel Wissen notwendig. Dafür stellt<br />

heute die wissenschaftliche Lehre eine Reihe von Wissensdisziplinen zur Verfügung.<br />

Betriebe im weiten Sinne gibt es, seit es Menschen gibt. Betriebswirtschaftslehre gibt es<br />

erst seit aus Hauswirtschaften Produktionsbetriebe entstanden, die auch Güter und<br />

Dienstleistungen für andere bereitstellten.<br />

Im täglichen Sprachgebrauch wird Betrieb auch als Unternehmen bezeichnet, es gibt aber<br />

doch Unterschiede in der wissenschaftlichen Definition. Diese sind zwar auch nicht immer<br />

einheitlich (siehe Gutenberg und Mellerowicz, die Betrieb als Oberbegriff sehen oder nach<br />

Lohmann u.a., die Unternehmen als Oberbegriff verwenden, vgl. WÖHE, S.5), hier sollen<br />

die Begriffe aber wie nachfolgend definiert verwendet werden.<br />

Dabei wird der Betrieb gesehen als eine technische, soziale, wirtschaftliche, organisatorische,<br />

umweltbezogene und zukunftsorientierte Einheit, die Güter zur Deckung eines Bedarfs<br />

erstellt, dazu selbstständige Entscheidungen trifft und dafür die Risiken trägt.<br />

Das Unternehmen ist der rechtliche Rahmen, den der Betrieb braucht, um nach außen<br />

handeln zu können. Das Unternehmen kann einen oder mehrere, aber auch eine größere<br />

Anzahl von Betrieben umfassen.<br />

Im Betrieb bzw. Unternehmen müssen täglich eine Reihe von Entscheidungen unter Einsatz<br />

von persönlichen Kenntnissen, Fähigkeiten, internen und externen Informationen getroffen<br />

werden. Dabei ist die Qualität der Entscheidungsgrundlagen maßgeblich für den<br />

Erfolg des Unternehmens.<br />

4


Betriebswirtschaftslehre<br />

Zwei wissenschaftliche Fachdisziplinen<br />

• Volkswirtschaftslehre (Makroökonomie, Mikroökonomie)<br />

• Betriebswirtschaftslehre (Wirtschaft des Betriebes)<br />

bieten ihre Erkenntnisse als Grundlage für die Entscheidungsfindung an bzw. geben dazu<br />

Hilfestellung.<br />

Die Volkswirtschaftslehre untersucht alle globalen Wirtschaftsprozesse einer Gesellschaft<br />

in der die Unternehmen eingebunden sind (Makroökonomie). Sie bietet aber auch Erkenntnisse<br />

bezüglich des wirtschaftlichen Verhaltens zwischen Unternehmen und Haushalten<br />

(Mikroökonomie).<br />

Volkswirtschaftslehre<br />

Abb. 1: Wissensbereiche<br />

Kostenrechnung<br />

Buchhaltung<br />

Wissen zur Unternehmensführung<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

Rechnungswesen Rechtslehre<br />

Die Volkswirtschaftslehre (VWL) ist nicht Betrachtungsgegenstand von <strong>BET</strong>. Es wird daher<br />

nachfolgend nur auf die Betriebswirtschaftslehre (BWL) eingegangen.<br />

5<br />

Funktionsbereiche<br />

Planung / Steuerung<br />

Organisation<br />

Absatz<br />

Produktion<br />

Beschaffung / Lagerung<br />

Personalwesen<br />

Finanzierung


Betriebswirtschaftslehre<br />

1 WIRTSCHAFT UND IHRE ELEMENTE<br />

Die Wirtschaft der Antike ist gekennzeichnet durch Sklaverei, geschlossene Hauswirtschaften<br />

(Selbstversorgern) und geringfügigen Handel. Im Mittelalter entstanden selbständige<br />

Handwerksbetriebe (in Zünften organisiert) in denen eine standesgemäße Ernährung<br />

und Lebensweise, keineswegs aber Gewinnorientierung angestrebt wurde.<br />

Die Auflösung der geschlossenen Hauswirtschaft in Konsumeinheiten und Produktions-<br />

und Handelseinheiten fällt in die Zeit der Renaissance. Hier trat erstmals der Gedanke der<br />

Gewinnerzielung hervor. Der Handel wird stark ausgeweitet und damit entsteht ein Bedürfnis<br />

nach verkehrs- und rechnungstechnischen Verfahren (z.B. Doppelte Buchführung).<br />

Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte eine Reihe technischer Neuentwicklungen und Erfindungen,<br />

die den Übergang von handwerklicher Fertigung zu industrieller Massenfertigung<br />

immer mehr voran trieb. Dennoch spielte die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem<br />

Betrieb eine eher geringe Rolle. Im Vordergrund standen technische Probleme der Produktion.<br />

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann ein Bedarf nach wissenschaftlich gebildeten<br />

Kaufleuten festgestellt werden. In diese Zeit fällt auch die Gründung der ersten Handelshochschulen<br />

1898 in Leipzig und Wien (vgl. WEBE, S.3f).<br />

1.1 Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Betriebswirtschaftslehre ist eine selbständige, wirtschaftswissenschaftliche Disziplin<br />

und untersucht und beschreibt das Wirtschaften eines Betriebes bzw. Unternehmens.<br />

<strong>BET</strong>RIEB WIRTSCHAFT LEHRE<br />

Vernetzte Organisation<br />

zur Leistungserstellung<br />

Abb. 2: Betriebswirtschaftslehre<br />

Transformation (Wertschöpfung)<br />

von Gütern<br />

und Dienstleistungen<br />

nach dem ökonomischen<br />

Prinzip<br />

6<br />

Wissen und Erkenntnisse<br />

sammeln, lehren und umsetzen


Betriebswirtschaftslehre<br />

Da der Untersuchungsrahmen sehr weit gesteckt ist, wird die BWL untergliedert<br />

(vgl. WEBE, S.11):<br />

• Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />

hier werden Fragestellungen behandelt, die in allen Unternehmen<br />

auftreten, z.B. Rechnungswesen, Finanzierung<br />

• Spezielle Betriebswirtschaftslehre<br />

hier werden Probleme untersucht, die in speziellen Branchen oder<br />

in betrieblichen Funktionen auftreten, z.B. Industriebetriebslehre,<br />

Bankbetriebslehre<br />

• Betriebswirtschaftspolitik<br />

beschäftigt sich mit der Entwicklung und Durchsetzung allgemeiner<br />

Zielvorstellungen zur Führung eines Unternehmens, z.B. Unternehmensforschung<br />

Die deutschsprachige Betriebswirtschaftslehre wurde nach dem zweiten Weltkrieg nachhaltig<br />

von Gutenberg geprägt, der die Produktivitätsbeziehung zwischen eingesetzten<br />

Produktionsfaktoren und dem Ertrag daraus, in den Mittelpunkt stellte (1951 erschien<br />

das Buch „Einführung in die allgemeine BWL“). Die betriebswirtschaftliche Betätigung ist<br />

nach Gutenberg durch die Kombination der Elementarfaktoren (vgl. GUTE, S.3ff)<br />

• Menschliche Arbeitsleistung (Mensch)<br />

• Betriebmittel (Maschine)<br />

• Werkstoffe (Material)<br />

gekennzeichnet. Dabei werden zwei Arten von Arbeitsleistungen unterschieden, die ausführende<br />

und die dispositive Arbeit. Es werden daher neben den Elementarfaktoren noch<br />

die dispositiven Faktoren genannt:<br />

• Betriebsleitung<br />

• Planung<br />

• Organisation<br />

Während bei Gutenberg die Produktivitätsbeziehung im Vordergrund steht, stellte Heinen<br />

seit 1961 die Entscheidungen (z.B. Ausstattungsentscheidungen, Programmentscheidungen,<br />

Prozessentscheidungen) auf allen Unternehmensstufen in den Mittelpunkt betriebswirtschaftlicher<br />

Betrachtungen (vgl. HEIN, S.290).<br />

Eine andere betriebswirtschaftliche Konzeption vertritt seit 1968 Ulrich. Er sieht die Unternehmung<br />

als „Produktives soziales System“. Dabei sind bei der Systembetrachtung die<br />

Ganzheit, das Verhalten und die Systemhierarchie von grundlegender Bedeutung (vgl.<br />

WEBE, S.19).<br />

In neuerer Zeit treten die Gedanken der Entscheidungsorientierung und der Systemorientierung<br />

der Betriebswirtschaftslehre vielfach gemeinsam auf.<br />

7


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.1.1 Wirtschaft<br />

Mit dem Begriff Wirtschaft bezeichnet man einen wichtigen Teil unseres gesellschaftlichen<br />

Lebens, mit dem jeder von uns in vielfältiger Weise verbunden ist.<br />

Der Motor dieser Wirtschaft sind die Bedürfnisse des Menschen. Als Bedürfnis bezeichnet<br />

man das Empfinden eines Mangels.<br />

Wirtschaft wird definiert als<br />

das planmäßige Vorgehen bei der Gewinnung, Erzeugung<br />

und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen<br />

zur Befriedigung der Bedürfnisse<br />

Wirtschaften heißt, bewusst mit knappen Gütern umgehen.<br />

Abb. 3: Wirtschaft<br />

Wirtschaft kann auch als Brücke zwischen Mensch und Natur bezeichnet werden.<br />

Die menschlichen Bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt, die zur Bedürfnisbefriedigung<br />

geeigneten Mittel (Güter) stehen dagegen nicht in unbeschränkter Menge zur Verfügung,<br />

sondern sind von Natur aus knapp. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und Deckungsmöglichkeit<br />

zwingt die Menschen zu wirtschaften, d.h. die vorhandenen Mittel so<br />

einzusetzen, dass ein möglichtst hohes Maß an Bedürfnisbefriedigung erreicht wird.<br />

Die Erzeugung, Verteilung und der Verbrauch der Güter und Leistungen sind weltweit<br />

nicht im Gleichgewicht. Hoch entwickelte Industriestaaten einerseits und schwach oder<br />

kaum industrialisierte Staaten andererseits.<br />

8


Betriebswirtschaftslehre<br />

Güter sind Mittel zur Deckung des Bedarfes. Die Vielfalt der Güter lässt sich ordnen:<br />

Nach der Verfügbarkeit<br />

freie Güter knappe Güter<br />

Güter die scheinbar unbegrenzt vorhanden<br />

sind, z.B. Licht, Luft, Wasser<br />

Nach der Beschaffenheit<br />

materielle Güter immaterielle Güter<br />

Sachgüter also Gegenstände, z.B. Maschinen,<br />

Rohstoffe, Radiogerät<br />

Nach der Verwendung<br />

Konsumgüter Investitionsgüter<br />

Güter die unmittelbar dem Gebrauch z.B.<br />

Auto, Nähmaschine, bzw. Verbrauch dienen,<br />

z.B. Nahrung, Heizmittel<br />

Güter die nur beschränkt vorhanden sind,<br />

z.B. Nahrungsmittel, Auto<br />

Dienstleistungen (nicht gegenständliche Güter),<br />

z.B. Kreditgewährung, Güterbeförderung,<br />

Arztleistung<br />

Güter die der Herstellung anderer Konsumoder<br />

Investitionsgüter dienen, z.B. Drehmaschine,<br />

Hochofen<br />

Die Wirtschaftsgüter lassen sich weiter einteilen:<br />

• Inputgüter – Outputgüter: Diese Unterscheidung knüpft an der unterschiedlichen<br />

Stellung von Wirtschaftsgütern in wirtschaftlichen Produktionsprozessen<br />

an. Inputgüter (z. B. Rohstoffe, Maschinen) werden<br />

benötigt, um andere Güter (Nahrungsmittel, Haushaltsgeräte,...) zu<br />

produzieren, die als Outputgüter das Ergebnis des Produktionsprozesses<br />

darstellen.<br />

• Verbrauchsgüter – Gebrauchsgüter: Verbrauchsgüter werden bei<br />

ihrem Einsatz verbraucht, d. h. sie gehen wirtschaftlich gesehen unter<br />

(z. B. Seife). Gebrauchgüter erlauben eine längerfristige Nutzung (z.<br />

B. Kleidung). Dieses Begriffpaar wird in der Praxis vor allem für Konsumgüter<br />

verwendet. Für Produktionsfaktoren verwendet man häufig<br />

die Begriffe<br />

9


Betriebswirtschaftslehre<br />

o Potentialfaktoren oder Betriebsmittel, wobei auf die spezielle<br />

Eigenschaft hingedeutet wird, ein bestimmtes Leistungspotential<br />

zu verkörpern (auch Investitionsgüter; z. B. Werkzeuge, Maschinen,...)<br />

o Repetierfaktoren oder Werkstoffe, womit auf den Verbrauchscharakter<br />

hingewiesen wird, weil diese Güter entweder ins Produkt<br />

eingehen oder endgültig verbraucht werden und somit deren Beschaffung<br />

„repetiert“ (wiederholt) werden muss. Eine weitere Unterteilung<br />

erfolgt in<br />

� Rohstoffe: Grundmaterial für das Produkt (z. B. Holz, Metall,<br />

Kleiderstoffe,...)<br />

� Hilfsstoffe: Diese bilden keinen wesentlichen Bestandteil des<br />

Produktes (z. B. Leim, Grundiermittel,..)<br />

� Betriebsstoffe: Diese gehen nicht in das Produkt ein, sondern<br />

werden lediglich bei der Fertigung gebraucht (z. B. Schmiermittel,<br />

Benzin, Strom,...)<br />

• Halbfabrikate – Fertigfabrikate: Als Halbfabrikate bezeichnet man<br />

Teile bzw. einzelne Elemente eines Produktes (z. B. Uhrzeiger,...). Die<br />

Endprodukte werden als Fertigfabrikate bezeichnet. Hinweis: Das gleiche<br />

Produkt (z. B. Autoreifen) kann für eine Unternehmung ein Fertigfabrikat<br />

(Reifenhersteller) und für ein anderes (Autohersteller) ein<br />

Halbfabrikat sein.<br />

1.1.2 Bedürfnisse<br />

Bedürfnisse sind Verhaltensmotive und bei allen Menschen verschieden ausgeprägt anzutreffen.<br />

Die Arbeitszufriedenheitsforschung untersuchte die Bedürfnisse und Motive des arbeitenden<br />

Menschen, wobei man sich häufig auf die 1954 von Maslow aufgestellte Motivationstheorie<br />

bezieht. Nach dieser Theorie gibt es mindestens fünf Gruppen von Bedürfnissen<br />

bzw. Motiven die hierarchisch angeordnet sind und denen die entsprechenden Möglichkeiten<br />

der Bedürfnisbefriedigung gegenüber gestellt werden .<br />

Diese Bedürfnisse sind miteinander verknüpft und in einer Hierarchie der Vorherrschaft<br />

angeordnet. Dies bedeutet, dass das am meisten vorherrschende Bedürfnis das Bewusstsein<br />

steuert. Die weniger vorherrschenden Bedürfnisse werden minimiert oder sogar vergessen.<br />

Sobald ein Bedürfnis einigermaßen befriedigt ist, tritt das nächst höhere Bedürfnis<br />

auf und beherrscht seinerseits das Bewusstsein (Vgl. MASL, S.35 ff).<br />

10


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 4: MASLOW’s Motivationstheorie<br />

Bedürfnis<br />

nach Selbst-<br />

verwirklichung<br />

Bedürfnis nach Anerkennung<br />

Soziale Bedürfnisse<br />

Sicherheitsbedürfnisse<br />

Physiologische Grundbedürfnisse<br />

Aus der Vielzahl von Bedürfnissen interessieren in der Betriebswirtschaftlehre vor allem<br />

jene, die durch die Wirtschaft als Anbieter von Gütern und Dienstleistungen befriedigt werden<br />

können:<br />

• Existenzbedürfnisse, auch primäre Bedürfnisse genannt, dienen der<br />

Selbsterhaltung und müssen deshalb zuerst lebensnotwendig befriedigt<br />

werden (Kleidung, Nahrung, Unterkunft).<br />

• Grundbedürfnisse, die zwar nicht existenznotwendig sind, die sich<br />

aber aus dem kulturellen und sozialen Leben sowie dem allgemeinen<br />

Lebensstandard einer bestimmten Gesellschaft ergeben (Kino, Theater,<br />

Kurse, Fernsehen,...)<br />

• Luxusbedürfnisse, die den Wunsch nach luxuriösen Gütern und<br />

Dienstleistungen erfüllen (Schmuck, teure Autos,...)<br />

11


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.1.3 Ökonomisches Prinzip<br />

Ein Leitgedanke der Wirtschaft ist es, nur jenen Aufwand zu machen der notwendig ist, um<br />

einen gewollten Zweck zu erreichen. Dieser Leitgedanke drückt sich aus im Ökonomischen<br />

Prinzip auch Wirtschaftlichkeitsprinzip genannt. Dabei soll der Mensch wirtschaftlich<br />

denken und handeln.<br />

Zwei Möglichkeiten gibt es:<br />

• das Minimal- oder Sparprinzip besagt, ein gegebenes Ziel mit einem minimalen<br />

Aufwand erreichen<br />

• das Maximalprinzip besagt, mit gegebenen Mitteln einen maximalen Ertrag<br />

erreichen.<br />

In vielen Fällen sind die Informationen unvollständig. Im Zusammenhang mit dem ökonomischen<br />

Prinzip macht sich dies dadurch bemerkbar, dass einerseits die Beziehungen<br />

zwischen den Input- und Outputmengen oft nicht quantifizierbar sind und andererseits Daten<br />

über diese Mengen selbst nicht bekannt sind. In diesen Fällen verliert das ökonomische<br />

Prinzip nicht seine Gültigkeit, es lässt sich nur nicht mehr exakt realisieren.<br />

1.1.4 Wirtschaftskreislauf<br />

erzeugen oder<br />

verteilen Güter bzw.<br />

Dienstleistungen<br />

Abb. 5: Wirtschaftskreislauf<br />

Wirtschaftskreislauf<br />

- stellen Arbeitskraft<br />

zur Verfügung<br />

- kaufen wieder Güter<br />

mit ihren Einkommen<br />

12<br />

erbringt vor allem<br />

Dienstleistungen<br />

(zB. Kindergärten,<br />

Schulen,<br />

Gesundheiswesen,<br />

Straßen)


Betriebswirtschaftslehre<br />

Erfolgt die Gütererzeugung für den Eigenbedarf, so spricht man von einem Haushalt.<br />

Erfolgt die Gütererzeugung für den Fremdbedarf, so spricht man von einem Unternehmen.<br />

Aufgabe der Wirtschaft ist, Güter und Dienstleistungen zu produzieren und über den Markt<br />

als Angebot zur Verfügung zu stellen.<br />

Aufgabe der Haushalte ist, Arbeitskräfte den Unternehmen über den Markt als Angebot<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Bezieht man das Ausland und das Kapital noch mit ein, ergibt sich ein erweiterter Kreislauf.<br />

Abb. 6: Erweiterter Wirtschaftkreislauf<br />

1.1.5 Wirtschaftsordnungen<br />

Die Wirtschaftsordnung ist jener gesellschaftliche Rahmen nach dem sich das Wirtschaftsgeschehen<br />

in einem Staat vollzieht. Dabei können mehrere Ordnungsarten unterschieden<br />

werden.<br />

Die Erwirtschaftung von hohen Gewinnen bzw. hohen Renditen ist der Antriebsmotor für<br />

das wirtschaftliche Handeln. Dies führt unter anderem zu ungleicher Einkommens- und<br />

Vermögensverteilung. Daher versucht der Staat durch seine Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />

soziale Härten zu verhindern.<br />

13


Betriebswirtschaftslehre<br />

In den verschiedenen Ländern werden unterschiedliche Wirtschaftsordnungen praktiziert.<br />

Freie<br />

Marktwirtschaft<br />

Soziale<br />

Marktwirtschaft<br />

Planwirtschaft<br />

Abb. 7: Wirtschaftsordnungen<br />

Staat kümmert sich nur um die äußere Ordnung<br />

Markt ist die alles bestimmende Kraft<br />

uneingeschränktes Gewinnstreben<br />

Staat kümmert sich um die äußere Ordnung und greift<br />

in das wirtschaftliche Geschehen ein<br />

Sozialgesetze:<br />

AN-Schutzbest., Kündigung, Urlaub, Abfertigung,<br />

usw.<br />

Wirtschaftsgesetze:<br />

Gewerbeordnung, Konsumentenschutz, usw.<br />

Umweltgesetze:<br />

Verpackungsverordnung, Festlegung von Grenzwerten,<br />

UVP<br />

Staat plant und kontrolliert die Produktion und das<br />

gesamte wirtschaftliche Geschehen<br />

Alle Betriebe in Staatsbesitz � privater Leistungsanreiz<br />

fehlt<br />

Preise werden staatlich festgelegt<br />

14


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Soziale Marktwirtschaft sucht die brutale und rein kapitalistisch orientierte Marktwirtschaft<br />

sozialethisch abzuschwächen.<br />

Es liegt der Gedanke des Liberalismus zugrunde, d.h. Ziel ist das Glück und die Wohlfahrt<br />

der einzelnen Individuen in der Gesellschaft. Die individuelle Freiheit kommt vor der staatliche<br />

Bevormundung, denn indem das Individuum nach individuellem Wohlstand strebt,<br />

fördert es unbewusst auch den gesellschaftlichen Wohlstand.<br />

Individualprinzip bedeutet, dass jedes Mitglied der Gesellschaft am besten weiß, was seiner<br />

Wohlfahrt am förderlichsten ist. Wirtschaftspolitik heißt hier Förderung der Selbstverwirklichung<br />

und der individuellen Freiheit.<br />

Kennzeichen der Sozialen Marktwirtschaft:<br />

• Dezentrale Organisation der Märkte<br />

• Privateigentum an Produktionsmitteln<br />

• Der Preis ist wichtigstes Steuerungsinstrument –<br />

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis<br />

• Freie Produzenten- und Konsumentenentscheidungen<br />

• Der Staat greift in das Wirtschaftsgeschehen ein (Wirtschaftsgesetze)<br />

• Freier Wettbewerb<br />

• Gewinnstreben ist der Motor für die wirtschaftliche Tätigkeit<br />

Die Funktionsfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft kann nur dadurch gewährleistet sein,<br />

wenn Privateigentum an den Produktionsmitteln gewährleistet ist, damit private Unternehmer<br />

auftreten können.<br />

Verluste in staatlichen Betrieben beeinträchtigen den Kapitalmarkt und lösen zu einem<br />

gewissen Teil auch inflatorische Effekte aus. Der Markt braucht Menschen, die als Unternehmer<br />

tätig werden und möglichst ohne staatliche Anweisungen die Chancen des Marktes<br />

ausnutzen und somit investieren, produzieren und exportieren.<br />

Die unternehmerische Autonomie wird durch die Soziale Marktwirtschaft zwar eingeschränkt,<br />

aber letztlich nur zu dem Zweck, um eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit zu<br />

erreichen.<br />

Verteilungsgerechtigkeit ist jedoch sehr subjektiv und sie kann nicht eindeutig bestimmt<br />

werden, sondern sie wird stets durch Vorstellungen einzelner Personen oder Gruppen<br />

geprägt. Sie ist also immer vom Standpunkt der unterschiedlichen Wertsysteme zu betrachten.<br />

Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Bestimmungsfaktoren des Betriebes.<br />

15


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 8: Bestimmungsfaktoren des Betriebes<br />

Der Planwirtschaft liegt ein sozialistisch kommunistische Menschenbild zugrunde. Der<br />

Mensch wird in erster Linie als soziales Wesen gesehen, das seine Erfüllung in der Hingabe<br />

an das Kollektiv findet. Der Einzelne stellt seine wirtschaftliche Tätigkeit in den Dienst<br />

der Gesellschaft. Voraussetzung hierfür ist die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln.<br />

Alle wirtschaftlichen Vorgänge werden in einem zentralen staatlichen Plan<br />

erfasst.<br />

16


Betriebswirtschaftslehre<br />

Kennzeichen der Planwirtschaft:<br />

• Das gesamte Wirtschaftsgeschehen wird zentral geplant, gelenkt und<br />

kontrolliert<br />

• Staatseigentum an Produktionsmitteln<br />

• Das Ziel des wirtschaftlichen Handelns ist die Planerfüllung<br />

• Leistungsanreize sind Prämien und Auszeichnungen<br />

• Es besteht kein Wettbewerb<br />

• Die Verteilung der Güter erfolgt nach dem Gleichheits- und Bedarfsprinzip<br />

Bei Beobachtung des aktuellen Wirtschaftsgeschehens in Europa zeigt sich eine mehr oder<br />

weniger große Abkehr von der sozialen Marktwirtschaft hin zu einer kapitalistisch orientierten<br />

Marktwirtschaft. Eine Marktordnung in der das Vermögen die Wirtschaftsabläufe<br />

bestimmt.<br />

1.1.6 Markt und Preisbildung<br />

Der Markt ist<br />

• Das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage<br />

• Handelsplatz für Haushalt und Betrieb<br />

• Umschlagsplatz für das Geld der Haushalte und der Unternehmen.<br />

Einteilung nach Güter :<br />

• Sachgütermarkt (Textilien, Bücher, usw.)<br />

• Dienstleistungsmarkt (Versicherungen, Transporte, usw.)<br />

• Kreditmarkt (kurzfristiges, langfristiges Geld, usw.)<br />

• Arbeitsmarkt (Arbeitnehmer, Arbeitsstellen, usw.)<br />

Einteilung nach Organisationsform :<br />

• Nicht organisierte Märkte (wahlloses Zusammentreffen Angebot/Nachfrage)<br />

• Organisierte Märkte (Groß-, Detailmärkte, usw.)<br />

Der Absatz erfolgt über den Markt, der aus folgenden Elementen besteht, die sich wechselseitig<br />

beeinflussen:<br />

• Das Unternehmen, das ein Produkt bzw. eine Dienstleistung anbietet<br />

• Die Konkurrenz, die gleiches und ähnliches anbietet<br />

• Der Verbraucher, der etwas will und bereit ist dafür Geld auszugeben<br />

Der Kunde hat das Recht und die Möglichkeit zur Wahl. Er kann entscheiden. Je nach<br />

Nutzenvorteil, Marktpreis, Qualität und Kaufgewohnheit kaufen die Verbraucher ein.<br />

17


Betriebswirtschaftslehre<br />

Als Käufermarkt bezeichnet man einen Markt, in dem das Angebot an Gütern die Nachfrage<br />

übersteigt und der Käufer oder Verbraucher auf dem Markt aus einer Vielzahl von<br />

Angeboten auswählen kann.<br />

Ein Verkäufermarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nachfrage größer als das Angebot<br />

ist, d.h. dass ein Nachfrageüberhang besteht.<br />

Mit dem Wandel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt sind die Unternehmer gezwungen<br />

worden, sich mit ihren Leistungen (Produkte, Dienstleistungen) auf die Probleme, Wünsche<br />

und Bedürfnisse der potentiellen Abnehmer einzustellen.<br />

18


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.2 Betrieb<br />

Der Betrieb kann nicht isoliert existieren, sondern ist über die Beschaffungs- und Absatzmärkte<br />

mit anderen Wirtschaftseinheiten und über den gesetzlichen Zwang zur Steuerzahlung<br />

mit dem Staat (Gebietskörperschaften) verbunden.<br />

Der Betrieb bzw. das Unternehmen als vernetzte Organisation zur Leistungserstellung<br />

lässt sich folgendermaßen darstellen:<br />

Beschaffungsmarkt<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Beschaffung Absatz<br />

INPUT<br />

WERTSCHÖPFUNGS-<br />

PROZESS<br />

OUTPUT<br />

Halb- und Fertigprodukte Güter und Dienstleistungen<br />

Abb. 9: Wertschöpfungsprozess<br />

Methoden, Techniken Ressourcen, Finanzmittel<br />

Kapitalmarkt<br />

Der betriebliche Umsetzungsprozess eines Unternehmens kann zusätzlich in einen güterwirtschaftlichen<br />

und in einen finanzwirtschaftlichen Prozess unterteilt werden. Beide<br />

Prozesse sind eng miteinander verknüpft.<br />

Werden die einzelnen Phasen des gesamten Prozesses aufgrund des logischen Ablaufes<br />

geordnet, so ergibt sich folgende Reihenfolge:<br />

1. Beschaffung von finanziellen Mitteln auf dem Kredit- und Kapitalmarkt<br />

2. Beschaffung der Produktionsfaktoren (Betriebsmittel, Werkstoffe, Arbeitsleistung)<br />

3. Kombination der Produktionsfaktoren zu Halb- oder Fertigerzeugnissen<br />

4. Absatz der erstellten Erzeugnisse an die Kunden<br />

5. Rückzahlung der finanziellen Mittel, Beschaffung von neuen Produktionsfaktoren,<br />

usw.<br />

19<br />

Absatzmarkt


Betriebswirtschaftslehre<br />

Der Betrieb beschafft sich zunächst Geldmittel in Form von Fremd- und/oder Eigenkapital.<br />

Er verwendet diese finanziellen Mittel zum Einkauf von Gütern (Werkstoffe, Betriebsmittel),<br />

Ressourcen (Arbeitskraft, Energie) und Dienstleistungen von Lieferanten nach bestimmten<br />

Vereinbarungen (Inputnormen / Qualität bzw. zur Entlohnung von am Arbeitsmarkt gewonnenen<br />

Arbeitskräften.<br />

Wertschöpfungsprozess<br />

Die so geschaffenen Bestände an Produktionsfaktoren (Arbeitsleistung, Betriebsmittel,<br />

Werkstoffe) werden vom dispositiven Faktor (Betriebsführung) zur Erstellung von Betriebsleistung<br />

eingesetzt (Produktion) und diese werden schließlich am Absatzmarkt an<br />

Weiterverwender (andere Betriebe) oder an den Letztverbraucher (Haushalte) verkauft.<br />

Der Wertschöpfungsprozess ist eine Transformation / Umwandlung von materiellen- (Produktionsfaktoren),<br />

finanziellen- und informativen Faktoren.<br />

In der Wertschöpfung liegt der „Mehrwert“, der z.B. durch die Produktion im Betrieb geschaffen<br />

wurde. Die eigentliche betriebliche Leistung ist dabei die Erstellung von Produkten<br />

oder Erbringung von Dienstleistungen in höchster Qualität.<br />

Als Nebenergebnisse fallen unbeabsichtigte Produkte wie Abfälle, Emissionen, usw. an,<br />

die teilweise in den Prozess wieder eingegliedert werden oder entsorgt werden müssen.<br />

Beispiel<br />

Entstehung und Verwendung der betrieblichen Wertschöpfung<br />

Gegenstand / Produkt ...................................<br />

Einkauf von Gütern um<br />

€<br />

Wertschöpfung<br />

€<br />

20<br />

Verkauf des Produktes um<br />


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.2.1 Betriebstypen<br />

Als Maß für die Betriebsgröße dienen folgende Merkmale:<br />

• Getätigter Umsatz pro Jahr<br />

• Zahl der Beschäftigten<br />

• Wert des Betriebsvermögens (z.B. Kaufpreis der Gebäude, Grundstücke,<br />

Anlagen)<br />

Die Einteilung der Betriebstypen kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen.<br />

Nach der Leistungserstellung unterscheidet man:<br />

• Sachleistungsbetriebe (Rohstoff- und Energiegewinnungsbetriebe,<br />

Produktionsbetriebe)<br />

• Dienstleistungsbetriebe<br />

Nach der Betriebsgröße unterscheidet man:<br />

• Kleinbetrieb (< 50 Beschäftigte)<br />

• Mittelbetriebe (50 – 500 Beschäftigte)<br />

• Großbetriebe (> 500 Beschäftigte)<br />

Nach der Branche unterscheidet man:<br />

• Gewerbe (Tischlerei, Automechaniker, Bäcker)<br />

• Industrie (Möbel-, Stahl-, Textilindustrie)<br />

• Handel (Handel mit Lebensmittel, Hardware)<br />

• Geld- und Kreditwesen (Banken, Sparkassen)<br />

• Versicherungen (Lebens-, Kfz-, Haushaltsversicherungen)<br />

• Verkehr (Speditionen, Luftfahrtgesellschaften)<br />

• Fremdenverkehr (Hotels, Restaurants)<br />

• Land- und Forstwirtschaft (Holzgewinnungsbetriebe, bäuerliche Betriebe)<br />

• Freie Berufe (Arztgemeinschaften, Rechtsanwaltskanzleien)<br />

Nach dem Standort unterscheidet man:<br />

• Verkehrsorientierte Betriebe (Einkaufszentrum an Autobahn)<br />

• Absatzorientierte Betriebe (Kaufhaus im Stadtzentrum, Getriebeproduktion<br />

neben Autofabrik)<br />

• Arbeitskräfteorientierte Betriebe (Maschinenfabrik in einer Stadt mit HTL)<br />

• Rohstofforientierte Betriebe (Heizkraftwerk im Kohlerevier)<br />

21


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.2.2 Dienstleistungsbereich<br />

Der Dienstleistungsbereich zeigt sich in drei Formen:<br />

a) Dienstleistungen, die in den Bereich des Produktions-Unternehmens fallen.<br />

Beispiele:<br />

b) Dienstleistungen, die von einem eigenen Dienstleistungsunternehmen angeboten werden.<br />

Beispiele:<br />

c) Dienstleistungen mit einem eigenen Charakter - Nonprofit-Organiationen (NPO)<br />

Im Gegensatz dazu werden Profit-Organisationen allgemein als Unternehmungen oder<br />

Betriebe bezeichnet, deren Sinn und Zweck ein wirtschaftlicher ist, d.h. den Eigentümern<br />

bzw. Kapitalgebern Einkommen zu verschaffen.<br />

Diesen Zweck erfüllen sie dadurch, dass sie Dienstleistungen anbieten und diese auf<br />

Märkten, meist unter Konkurrenzbedingungen, gegen Preise verkaufen, in denen grundsätzlich<br />

eine Gewinn-Marge einkalkuliert ist.<br />

1.2.3 Nonprofitbereich<br />

NPO verfolgen besondere Zwecke durch Produktion spezifischer Leistungen.<br />

Es dürfte nur wenige Menschen in industrialisierten Ländern geben, die in ihrem Leben<br />

nicht über kürzere oder längere Zeit einer oder mehreren Nonprofit-Organisationen angehört<br />

haben.<br />

Täglich aber werden wir alle mit den Wirkungen, Leistungen oder Forderungen solcher<br />

Organisationen konfrontiert (vgl. LEUT, S.26ff):<br />

• Wir fahren in der Straßenbahn, sind also Benützer der NPO<br />

„Städtische Verkehrsbetriebe“.<br />

• Wir unterstützen mit Spenden die NPO „Rotes Kreuz“ oder „Volkshilfe“<br />

• Wir gehören einem Fußballverein oder Automobilklub an, machen in<br />

einem<br />

Parteivorstand mit oder gar in einem Berufsverband<br />

• Wir sind also Mitglieder in diesen NPO<br />

• Wir sind (fast) alle einer Kirche mindestens steuerpflichtig, oft aber<br />

auch aktiver<br />

Angehörige dieser NPO.<br />

22


Betriebswirtschaftslehre<br />

• Wir unterhalten - gern oder ungern - vielfältige Beziehungen zu der<br />

NPO<br />

„Öffentliche Verwaltung“, die uns registriert, besteuert, ermächtigt,<br />

Blutproben<br />

entnimmt, Ratschläge erteilt, das Auto prüft oder uns gar in Gewahrsam<br />

nimmt.<br />

Wie sehen wir diese NPO<br />

hinsichtlich ihrer<br />

Aufgaben?<br />

Organisation?<br />

Finanzgebarung?<br />

Personalwirtschaft?<br />

Wirtschaftsform?<br />

23


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiele für NPO:<br />

Trägerschaft Zweck, Aufgabe Arten, Typen<br />

Staatliche<br />

NPO<br />

Private<br />

NPO<br />

Gemeinwirtschaftliche<br />

NPO<br />

Wirtschaftliche<br />

NPO<br />

Soziokulturelle<br />

NPO<br />

Politische<br />

NPO<br />

Karitative<br />

NPO<br />

Erfüllung demokratisch festgelegter<br />

öffentlicher Aufgaben,<br />

Erbringen konkreter Leistungen<br />

für die Bürger<br />

Förderung und Vertretung der<br />

wirtschaftlichen Interessen der<br />

Mitglieder<br />

Gemeinsame Aktivitäten im<br />

Rahmen kultureller, gesellschaftlicher<br />

Interessen, Bedürfnisse<br />

der Mitglieder<br />

Gemeinsame Aktivitäten zur Bearbeitung<br />

und Durchsetzung<br />

politischer (ideeller) Interessen<br />

und Wertvorstellungen<br />

Erbringen karitativer Unterstützungsleistungen<br />

an bedürftige<br />

Bevölkerungskreise (Wohltätigkeit,<br />

Gemeinnützigkeit)<br />

24<br />

Öffentliche Verwaltungen<br />

Öffentliche Betriebe<br />

- Verkehr, Energie<br />

- Spitäler, Heime<br />

- Schulen, Universitäten<br />

- Museen, Theater,<br />

Bibliotheken<br />

Wirtschaftsverbände<br />

Arbeitnehmerorganisationen<br />

Berufsverbände<br />

Konsumentenorganisationen<br />

Genossenschaften<br />

Sportvereine<br />

Freizeitvereine<br />

Kirchen, Sekten<br />

Privatklubs<br />

Politische Parteien<br />

Natur-, Heimat-, Umweltschutzorganisationen<br />

Politisch orientierte Vereine<br />

Hilfsorganisationen für Betagte,<br />

Behinderte, Geschädigte,<br />

Süchtige, ...<br />

Entwicklungshilfeorganisationen<br />

Selbsthilfegruppen mit<br />

sozialen Zwecken


Betriebswirtschaftslehre<br />

1.3 Kontrollfragen<br />

1. Was versteht man allgemein unter dem Begriff „Wirtschaft“?<br />

2. Beschreiben Sie zumindest ein Kriterium, nachdem sich die Wirtschaftsgüter<br />

einteilen lassen<br />

3. Was sind Produktionsfaktoren und nennen Sie diese<br />

4. Beschreiben Sie kurz den güter- und finanzwirtschaftlichen Prozess<br />

5. Nennen Sie die Unterschiede zwischen der „Freien Marktwirtschaft“ und der<br />

„Planwirtschaft“<br />

6. Beschreiben Sie kurz die „Soziale Marktwirtschaft“<br />

7. Was sind NPO´s und was ist für diese charakteristisch<br />

25


Betriebswirtschaftslehre<br />

2 UNTERNEHMEN UND UMFELD<br />

2.1 Unternehmensmodell<br />

Mit dem nachfolgenden Unternehmensmodell sollen die wesentlichen Aspekte der unternehmerischen<br />

Aufgaben dargestellt werden.<br />

finanzieren<br />

Unternehmer<br />

Leitbild, Ziele<br />

Strategie entwickeln<br />

Kapital<br />

Ressourcen<br />

investieren<br />

Abb. 10: Unternehmensmodell<br />

Delegieren, führen, motivieren<br />

Mitarbeiter<br />

Unternehmen als<br />

soziales System<br />

Betrieb<br />

Organisierte Tätigkeiten,<br />

Prozesse<br />

Unternehmer<br />

Das Unternehmen kann nur dann existieren, wenn es jemanden gibt der es gründet, auf<br />

die Zukunft ausrichtet und zusammenhält. Die eigentlichen nicht delegierbaren Aufgaben<br />

des Unternehmers sind:<br />

• Initiativen setzen (bei Gründung, zur Anpassung an neue Erfordernisse)<br />

• Das Unternehmen auf eine bestimmte Vision, ein Leitbild auszurichten<br />

(den Kurs bestimmen)<br />

• Bedürfnisse und Möglichkeiten des Marktes, des Betriebs, des Kapitals<br />

und der Menschen aufeinander abzustimmen und zu integrieren,<br />

um das Unternehmen lebensfähig zu erhalten<br />

Dies erfordert ganz bestimmte Fähigkeiten und Einstellungen des Unternehmers.<br />

26<br />

Markt<br />

Kunden, Bedürfnisse<br />

produzieren


Betriebswirtschaftslehre<br />

Markt<br />

Die Bedürfnisse der Kunden sind der eigentliche Motor allen unternehmerischen Denkens<br />

und Handelns, da ja die Ergebnisse des unternehmerischen Handelns letztendlich für den<br />

Markt bestimmt sind. Daher hat der Unternehmer folgende Aufgaben:<br />

• Entwickeln einer Marktpolitik und Strategie die eine Unterscheidung<br />

zur Konkurrenz ermöglicht<br />

• Wahrnehmen der Kundenbedürfnisse und darauf eingehen<br />

• Pflegen der Kundenbeziehungen<br />

Betrieb<br />

Alle Tätigkeiten und die dazu erforderlichen Mittel, Einrichtungen und Organisationsstrukturen<br />

sind darauf ausgerichtet, das für den Kunden bestimmte Produkt oder die Dienstleistung<br />

herzustellen und den Kunden zufrieden zu stellen. Dies bedeutet:<br />

• Prozesse, Tätigkeiten und Arbeitsabläufe planen und organisieren<br />

• Funktionen und Zuständigkeiten gliedern und ordnen<br />

• Gebäude einrichten und Betriebsmittel zur Verfügung stellen<br />

Kapital<br />

Um ein Unternehmen führen zu können sind finanzielle Mittel erforderlich. Der Unternehmer<br />

ist dafür verantwortlich:<br />

• Kapital zu beschaffen<br />

• Kapital sinnvoll zu investieren<br />

• Kapital wirtschaftlich zu verwalten<br />

Mitarbeiter<br />

Alle Belange des Unternehmens werden betrieben und gesteuert von Menschen, die bestimmte<br />

Funktionen im Unternehmen haben. Ohne sie würde nichts geschehen. Diese<br />

Mitarbeiter haben aber auch eigene Bedürfnisse und können mehr oder weniger gut mit<br />

anderen Menschen im Unternehmen zusammen arbeiten. Dem Unternehmer stellen sich<br />

in diesem Bereich folgende Aufgaben:<br />

• Mitarbeiter auswählen, beurteilen und weiterbilden<br />

• Mitarbeiter motivieren, führen und in Entscheidungen mit einbeziehen<br />

• Sich mit Beziehungen, Problemen und Konflikten zu befassen<br />

Keiner dieser Bereiche kann für sich existieren. Jeder ist in seinem Bestehen von den anderen<br />

abhängig, d.h. untereinander vernetzt.<br />

27


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.2 Leitbild des Unternehmens<br />

Das Unternehmensleitbild auch als Unternehmenskultur bzw. Unternehmensphilosophie<br />

bezeichnet stellt die Gesamtheit der unternehmensbezogenen Werte, Normen und Denkhaltungen<br />

dar, die das Verhalten der Mitarbeiter aller Stufen sowie das Auftreten des Unternehmens<br />

und sein Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit prägt. Es wird abgeleitet aus<br />

der Mission, dem eigentlichen Unternehmenszweck und der Vision des Unternehmens.<br />

Mission<br />

Vision<br />

Leitbild<br />

Ziele<br />

Abb. 11: Von der Mission zu den Unternehmenszielen<br />

Das Leitbild konkretisiert die Einstellung (Philosophie) und die Vision (Zukunftsbild) zu<br />

sämtlichen unternehmerischen Tätigkeiten und definiert im wesentlichen folgende Aspekte:<br />

• Rollenverständnis des Unternehmen in der Gesellschaft (Verantwortung<br />

gegenüber Aktionären, Gruppen)<br />

• Rollenverständnis des Unternehmen als organisatorische Einheit (institutionelle,<br />

funktionelle, soziale Zweckbestimmung)<br />

28<br />

Warum<br />

wohin<br />

wie<br />

Zukunftsbild<br />

der Organisation


Betriebswirtschaftslehre<br />

• Rollenverständnis von Mitarbeiten und Management (Führungsphilosophie<br />

und innere Einstellung zur Arbeit, Mitmenschen, Kunden, Kapitalgebern,<br />

usw.)<br />

• Ordnungsphilosophie (Regelung der Zusammenarbeit und der Informationspolitik)<br />

Das Leitbild ist somit ein Arbeitsmittel und dient der Information von Mitarbeitern und dem<br />

Unternehmensumfeld. Sie haben eine relativ lange Gültigkeit müssen aber bei Situationsänderungen<br />

angepasst werden.<br />

Beispiel für die Inhalte eines Leitbildes:<br />

• Unser Unternehmen<br />

• Ökonomische und ökologische Grundsätze<br />

• Unsere Verantwortung für die Zukunft<br />

• Unser Leistungsprogramm<br />

• Organisationsstruktur<br />

• Unsere Kunden und Geschäftspartner<br />

• Unsere Mitarbeiter<br />

• Beziehungen zur Öffentlichkeit<br />

Erfolgreiche Unternehmen verfügen über gute aussagefähige Leitbilder und führen danach<br />

zielorientiert. Der Zusammenhang zwischen Erfolg und Leitbild begründet sich darin, dass<br />

das Leitbild als Führungsinstrument einerseits Identität und Orientierung für Mitarbeiter<br />

stiftet, andererseits sind Leitbilder auch Hinweise für Optimierungspotenziale des<br />

Unternehmens.<br />

29


Betriebswirtschaftslehre<br />

Mein Leitbild (wie werde ich mich als Mensch in der Zukunft verhalten)<br />

Aspekte Festlegungen<br />

Meine Entwicklung / Verbesserung<br />

Mein Verhalten gegenüber Mitmenschen<br />

Abhängigkeit / Unabhängigkeit<br />

Meine Arbeit / Nutzen<br />

Verantwortung<br />

Meine Beziehung zur Firma / Umwelt<br />

30


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.3 Unternehmensziele<br />

Die Ziele stellen ein wesentliches Element des privaten Unternehmens im marktwirtschaftlichen<br />

System dar. Im Gegensatz zu öffentlichen Unternehmen kann sich das private Unternehmen<br />

seine Ziele im Wesentlichen selber setzen. Dabei stellt sich die Frage, um<br />

wessen Ziele es sich handelt, wer die Ziele beeinflusst oder gar formuliert. Auch wenn jeweils<br />

von den Zielen des Unternehmens gesprochen wird, so sind es letztlich immer Menschen,<br />

welche die Ziele in einem Unternehmen bestimmen.<br />

Maßgeblich für den Erfolg und das Erreichen geplanter Ziele ist die Akzeptanz und die Abstimmung<br />

der Ziele im Unternehmen. Sie müssen von allen Beteiligten mitgetragen (und<br />

als eigene Ziele akzeptiert) werden.<br />

Unternehmensziele werden aus dem Leitbild abgeleitet, stellen den gewünschten Sollzustand<br />

dar. Sie sind Entscheidungskriterien, dienen zur Leistungsmessung, helfen Probleme<br />

bewusst zu machen und sind ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere Planungen.<br />

2.3.1 Zielbildung<br />

Wie bereits oben dargestellt gibt es verschiedene Anspruchsgruppen, die in irgendeiner<br />

Beziehung zum Unternehmen stehen. Sie alle können die Unternehmensziele mehr oder<br />

weniger stark beeinflussen. So gilt dies zum Beispiel für Gewerkschaften, welche mit ihren<br />

Erwartungen und Ansprüchen einen Einfluss ausüben können, oder Banken, die bei der<br />

Kreditvergabe oft auf die Zielbildung einwirken wollen.<br />

Man kann jedoch eine Kerngruppe identifizieren, die direkt am Zielsetzungsprozess beteiligt<br />

sind:<br />

• Eigentümer<br />

Sie können in einem marktwirtschaftlichen System ihre Beteiligung an<br />

der Zielbildung aus dem Eigentumsrecht ableiten. Oft wird jedoch ein<br />

Teil der Rechte an ein Management abgegeben.<br />

• Management, das im Interesse des Unternehmens Führungsaufgaben<br />

wahrnimmt und somit in der Regel auch am Zielbildungsprozess<br />

wesentlich beteiligt ist.<br />

• Mitarbeiter<br />

Sie können meist ebenso direkten Einfluss auf die Ziele des Unternehmens<br />

haben. Neben der hierarchischen Stellung des Mitarbeiters<br />

wird dessen Persönlichkeit eine maßgebliche Rolle spielen, wie groß<br />

in Wirklichkeit der Einfluss ausfallen wird.<br />

Wie stark die verschiedenen Gruppen am Zielbildungsprozess beteiligt sind, hängt von der<br />

jeweiligen Unternehmenssituation ab.<br />

31


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.3.2 Zielinhalt<br />

Unternehmensziele sollen sein:<br />

• Ehrgeizig (nicht unmöglich) und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln<br />

des Unternehmens erreichbar<br />

• Für alle Beteiligten verständlich, konkret, genau festgelegt<br />

• Von allen Beteiligten akzeptiert und für die Beteiligten relevant<br />

• Messbar, damit überprüfbar und für alle nahvollziehbar<br />

• Konkrete Schritte und Maßnahmen müssen ableitbar sein<br />

Im Zielinhalt kommt zum Ausdruck, worauf sich das Handeln des Unternehmens ausrichten<br />

soll, d.h. auf welchen Sachverhalt sich die Ziele beziehen.<br />

Man kann hierbei grundsätzlich in Sach- und Formalziele unterscheiden:<br />

Sachziele<br />

• Leistungsziele wie Produkte oder Dienstleistungen die am Markt abgesetzt<br />

werden sollen (Umsatz, Gewinn), Übernahme der Markführerschaft,<br />

usw.<br />

• Wirtschaftliche Ziele wie Rendite, Liquidität, Produktivität, Erlös, Risiko,<br />

usw.<br />

• Führungs- und Organisationsziele (optimale Gestaltung und Steuerung<br />

des Produktionsablaufes<br />

• Soziale Ziele wie Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Mitbestimmung,<br />

Sicherheit am Arbeitsplatz, gesellschaftliche Auswirkungen,<br />

usw.<br />

• Ökologische Ziele wie Emissionsminderung, Wiederverwertung, Naturschonung,<br />

Rohstoffsparen, Sicherung der Lebensqualität, usw.<br />

Formalziele<br />

Formalziele sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich am Erfolg der betriebswirtschaftlichen<br />

Tätigkeit ausrichten, d.h. sie zeigen das Resultat des güter- und finanzwirtschaftlichen<br />

Umsatzprozesses.<br />

Ausgangspunkt der Formalziele ist die Frage nach dem optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren,<br />

denn diese stellen immer eine knappe Ressource dar. Deshalb versucht jedes<br />

Unternehmen, sich nach dem ökonomischen Prinzip auszurichten, das in zwei extremen<br />

Ausprägungen vorkommt:<br />

32


Betriebswirtschaftslehre<br />

Wegen der großen Bedeutung für die Praxis stehen bei der Verfolgung des ökonomischen<br />

Prinzips drei Erfolgsziele im Vordergrund:<br />

Produktivität<br />

Als Produktivität bezeichnet man das mengenmäßige Verhältnis zwischen Output und Input<br />

des Produktionsprozesses.<br />

Ausbringungsmenge<br />

Produktivität =<br />

Faktoreinsatzmenge<br />

z.B. Fenster / Arbeiter<br />

Da sich bei der Messung der Produktivität für ein Unternehmen als Ganzes Probleme ergeben,<br />

werden meist Teilproduktivitäten ermittelt (z.B. Anzahl der geputzten Fenster /<br />

Summe aller Fensterputzer).<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Mit der Wirtschaftlichkeit wird ein Wertverhältnis zum Ausdruck gebracht.<br />

Wertmäßiger Faktorertrag<br />

Wirtschaftlichkeit =<br />

Wertmäßiger Faktoreinsatz<br />

z.B. Istkosten / Sollkosten (Euro / Euro � Verhältniszahl)<br />

Rentabilität und Gewinn<br />

Das Gewinnziel kann entweder absolut als Differenz zwischen Ertrag und Aufwand<br />

(=Gewinn) oder relativ als Verhältnis zwischen Gewinn und dem zur Erwirtschaftung dieses<br />

Gewinnes eingesetzten Kapital formuliert werden (=Rentabilität).<br />

Gewinn x 100<br />

Rentabilität =<br />

Eingesetztes Kapital<br />

(dimensionslos � Verhältniszahl)<br />

Zusammenfassung<br />

Die folgende Abbildung gibt einen zusammenfassenden Überblick über die verschiedenen<br />

Kategorien von Zielinhalten. Die verschiedenen Ziele dürfen nicht isoliert voneinander betrachtet<br />

werden, da sie oft auf vielfältiger Weise zusammenhängen.<br />

33


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 12: Übersicht Zielkategorien<br />

2.3.3 Dimension der Ziele<br />

Für eine exakte Zielformulierung sind neben dem Inhalt der Ziele verschiedene Aspekte<br />

oder Dimensionen zu beachten.<br />

• Zielausmaß: Welches ist der Umfang des zu erreichenden Zieles und<br />

wie kann die Zielerreichung gemessen werden? (z.B. Umsatzsteigerung<br />

um 10 % vom bisherigen Umsatz)<br />

• Zeitlicher Bezug: Auf welchen Zeitraum bezieht sich die Formulierung<br />

eines Zieles? (z.B. Umsatzsteigerung um 10 % vom bisherigen<br />

Umsatz innerhalb eines Jahres)<br />

• Organisatorischer Bezug: Auf welche Organisationseinheiten beziehen<br />

sich die Ziele? (z.B. Umsatzsteigerung um 10 % vom bisherigen<br />

Umsatz innerhalb eines Jahres im Geschäftsfeld „xxxxx“)<br />

34


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.3.4 Zielbeziehungen<br />

Komplementäre, konkurrierende und indifferente Zielbeziehungen<br />

Zwischen zwei Zielen können verschiedenen Zielbeziehungen bestehen, nämlich:<br />

• Die Ziele können sich gegenseitig positiv beeinflussen!<br />

• Die Ziele stehen gegenseitig im Widerspruch (konkurrierende Ziele)<br />

• Die Ziele sind voneinander unabhängig<br />

Man beschließt meist ein Zielbündel und ordnet die einzelnen Ziele hinsichtlich der jeweiligen<br />

subjektiven Wichtigkeit.<br />

Haupt- und Nebenziele<br />

Besteht zwischen zwei Zielen eine Konkurrenz, so ist eine Gewichtung der beiden Ziele<br />

notwendig. In diese Gewichtung fließen die Wertvorstellungen und Ansprüche des Entscheidungsträges<br />

ein. Demzufolge handelt es sich um eine entscheidungsträgerbedingte<br />

Beziehung. Die Entscheidungsträger schaffen durch ihre Präferenzen Haupt- und Nebenziele.<br />

Ober- Zwischen- und Unterziele<br />

Die Unterscheidung in Ober- Zwischen- und Unterziele beruhen auf einer Zielhierarchie,<br />

bei der Mittel-Zweck-Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Zielen bestehen. Oft ist<br />

es nämlich so, dass ein Unterziel (z.B. Lärmschutz für den Mitarbeiter) ein Mittel zum<br />

Zweck ist, d.h. zur Erfüllung eines Oberzieles (in diesem Fall die Gesundheit der Mitarbeiter),<br />

darstellt.<br />

Die Aufteilung der Ziele in Mittel-Zweck-Beziehungen hat eine große praktische Bedeutung,<br />

weil Oberziele in der Regel nicht operational sind und für den einzelnen Mitarbeiter<br />

teilweise keine konkreten Zielvorgaben beinhalten können. Daher ist es nötig, unter Umständen<br />

mehrere Zwischen- und Unterziele zu definieren, bis eine Zielvorgabe aufgestellt<br />

ist, an welcher sich der Mitarbeiter orientieren und seine Arbeit ausrichten kann.<br />

Die Unternehmensziele präzisieren den gewünschten anzustrebenden, aber auch den zu<br />

vermeidenden zukünftigen Zustand der Unternehmung.<br />

Mögliche Ziele einer Unternehmung können sein:<br />

• Maximierung des Unternehmenswertes, der Liquidität<br />

• Führungsrolle für bestimmte Produktbereiche<br />

• Gewinn-, Umsatz- oder Wirtschaftlichkeitsstreben<br />

• Streben nach Sicherheit, Macht, Status, Prestige oder Unabhängigkeit<br />

• Tragen von sozialer Verantwortung<br />

35


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.3.5 Unternehmensstrategie<br />

Die Unternehmensstrategie ist der eigentliche Weg bzw. Vorgehensplan zum Ziel mit<br />

Langzeitcharakter.<br />

Unternehmensstrategie ist somit die Ausrichtung der Fähigkeiten des Unternehmens hinsichtlich<br />

Produkt, Markt, Logistik, Infrastruktur, usw. auf die optimale Erfüllung der Wettbewerbskriterien,<br />

die über die kommenden 5 Jahre hinausgehen.<br />

Istsituation Ziele<br />

Abb. 13: Unternehmensstrategie<br />

Die Unternehmensführung muss dabei folgende Überlegungen anstellen:<br />

• Welche Güter und / oder Dienstleistungen sollen zukünftig angeboten<br />

werden?<br />

• Welche Marktlücken gibt es und wie wird sich der Markt entwickeln?<br />

• Welche Beschaffungsmöglichkeiten kommen dafür in Frage?<br />

• Welche Erfolgspotentiale haben wir?<br />

• Usw.<br />

Ausgangspunkt für diese Überlegungen sind die eigenen Stärken und Schwächen. Diese<br />

müssen vorab analysiert werden.<br />

Bei der Erstellung einer Strategie ist weiter zu bedenken:<br />

• Den Zustand den wir heute im Unternehmen vorfinden ist das Ergebnis<br />

des Denkens von gestern. Alles was wir heute denken, wird in Zukunft<br />

im Unternehmen zur Verfügung stehen (z.B. Investitionsentscheidungen)<br />

• Die Strategie kann nur in Stufen entwickelt werden, wachsen, halten,<br />

reduzieren<br />

wie<br />

36


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.4 Unternehmensumfeld<br />

Bei der Betrachtung des Unternehmens und seiner betriebswirtschaftlichen Problemen<br />

muss gleichzeitig auch seine Umwelt miteinbezogen werden. Zwischen einem Unternehmen<br />

und seiner Umwelt bestehen sehr viele Beziehungen unterschiedlichster Art. Das Unternehmen<br />

wird durch die Umwelt ständig beeinflusst und umgekehrt prägt es die Umgebung.<br />

Der Unternehmer ist gefordert, sämtliche Entwicklungen zu beobachten und in seinen<br />

Entscheidungen zu berücksichtigen.<br />

Das Unternehmensumfeld sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche, die ein Unternehmen<br />

beeinflussen.<br />

Eine zunehmende „Dynamisierung“ und „Vernetzung“ mit dem Unternehmensumfeld ist<br />

beobachtbar. Daher können Unternehmen nicht isoliert, sondern immer nur im Zusammenhang<br />

mit dem Umfeld gesehen und behandelt werden (vgl. LEUT, S12ff).<br />

Arbeitnehmer<br />

Lieferanten<br />

Kapitalgeber<br />

Abb. 14: Unternehmensumfeld<br />

ökologisches Umfeld<br />

technologisches Umfeld<br />

ökonomisches Umfeld<br />

soziales Umfeld<br />

Unternehmung<br />

Konkurrenten<br />

37<br />

Staat<br />

Gesellschaft /<br />

Kultur<br />

Kunden<br />

Die Umwelt des Unternehmens ist einmal dadurch gekennzeichnet, dass sie sich aus verschiedenen<br />

Gruppen zusammensetzt, mit deren Ansprüchen und Erwartungen sich das<br />

Unternehmen auseinander zusetzen hat. Diese werden deshalb oft auch als Anspruchsgruppen<br />

(Stakeholder) bezeichnet.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Anspruchsgruppen Interessen (Ziele)<br />

Interne<br />

Anspruchsgruppen<br />

Externe<br />

Anspruchsgruppen<br />

1. Eigentümer<br />

• Kapitaleigentümer<br />

• Eigentümer-Unternehmer<br />

2. Management<br />

• Einkommen/Gewinn<br />

• Erhaltung, Verzinsung und Wertsteigerung des<br />

investierten Kapitals<br />

• Selbständigkeit/Entscheidungsautonomie<br />

• Macht, Einfluss, Prestige<br />

• Entfaltung eigener Ideen und Fähigkeiten (Arbeit<br />

= Lebensinhalt)<br />

3. Mitarbeiter • Einkommen (Arbeitsplatz)<br />

• Soziale Sicherheit<br />

• Sinnvolle Betätigung, Entfaltung der eigenen<br />

Fähigkeiten<br />

• Zwischenmenschliche Kontakte (Gruppenzugehörigkeit)<br />

• Status, Anerkennung, Prestige<br />

4. Fremdkapitalgeber • Sichere Kapitalanlage<br />

• Befriedigende Verzinsung<br />

• Vermögenszuwachs<br />

5. Lieferanten • Stabile Liefermöglichkeiten<br />

• Günstige Konditionen<br />

• Zahlungsfähigkeit der Abnehmer<br />

6. Kunden • Qualitativ und quantitativ befriedigende Marktleistung<br />

zu günstigen Preisen<br />

• Service, günstige Konditionen,...<br />

• Prestige, Image,...<br />

7. Konkurrenten • Einhaltung fairer Grundsätze und Spielregeln<br />

• Kooperation<br />

8. Staat und Gesellschaft<br />

• lokale und nationale Behörden<br />

• ausländische und internationale<br />

Organisationen<br />

• Verbände und Interessenslobbys<br />

• Politische Parteien<br />

• Bürgerinitiativen<br />

• Allgemeine Öffentlichkeit<br />

Abb. 15: Anspruchsgruppen eines Unternehmens<br />

• Steuern<br />

• Sicherung der Arbeitsplätze<br />

• Sozialleistungen<br />

• Positive Beiträge an die Infrastruktur<br />

• Einhaltung von Rechtsvorschriften und Normen<br />

• Teilnahme an der politischen Willensbildung<br />

• Beiträge an kulturelle, wissenschaftliche und<br />

Bildungsinstitutionen<br />

• Erhaltung einer lebenswerten Umwelt<br />

38


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.4.1 Ökologisches Umfeld<br />

Der Abschied vom Wegwerfprinzip wird eingeleitet. Es werden solche Produkte entwickelt,<br />

die Ökonomie und Ökologie im Sinne einer umweltverträglichen Produktgestaltung verknüpfen.<br />

Aus der Sicht der Ökologie werden Fragen des Umweltschutzes, der Reduktion von<br />

Schadstoffen und der damit verbundenen finanziellen Investitionen an Bedeutung gewinnen.<br />

Gerade solche ökologische Randbedingungen soll eine Unternehmung als Chance<br />

und nicht als Gefahr sehen. Nur saubere Technologien werden künftig den Markt bestimmen.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu beachten:<br />

• Es gibt immer weniger freie Güter<br />

• Es findet eine zunehmende Benutzung und Veränderung von naturgegebenen<br />

Stoffen statt<br />

• Es ist eine Zunahme rechtlicher Regelungen im Bereich des Umweltschutzes<br />

festzustellen<br />

• Es fallen steigende Kosten zur Vergütung und Behebung umweltgefährdender<br />

Aktivitäten an<br />

Vorteile:<br />

• minimaler Verbrauch an knappen Ressourcen<br />

• Materialrecycling, Wiederentwicklung von Produkten u. Komponenten<br />

• Verzicht auf giftige Materialien und Zusätze<br />

• Minimale Emissionen und Abfälle während des Produktlebenszyklus<br />

• Transparente und begründbare Preisgestaltung<br />

• Benutzerfreundliche Produktgestaltung<br />

• Ergänzung der Produktinformation durch ökologische Info<br />

• Verbesserung der Reparaturfreundlichkeit, Verlängerung der Lebensdauer<br />

• Vereinfachte (automatisierte) Demontage u. Mülltrennung bei der Entsorgung<br />

2.4.2 Technologisches Umfeld<br />

Das technologische Umfeld einer Unternehmung bringt eine Beschleunigung der Produktlebenszyklen<br />

und ein damit verbundenes Risiko von Forschungsinvestitionen. Noch vor<br />

wenigen Jahren konnte eine Unternehmung ihre Technologie durch Patente gut vor der<br />

Konkurrenz schützen. Dies wird in Zukunft immer weniger der Fall sein.<br />

39


Betriebswirtschaftslehre<br />

Zusätzlich nehmen die Kosten jedes weiteren Technologieschrittes zu. Firmen können diese<br />

Kosten und das hohe Risiko der Entwicklung immer weniger allein tragen.<br />

Sie müssen sich zusammenschließen und in gemeinsamen Jointventures ihre Entwicklungsvorhaben<br />

durchführen. D.h.:<br />

• großflächiger Einsatz neuer Technologien<br />

• stark erhöhte Innovationsdynamik u. drastisch verkürzte Produktlebenszyklen<br />

• extrem hohe Entwicklungskosten – Joint ventures<br />

• schwindende Gewährleistung des Schutzes der eigenen Technologie<br />

• Info – Vernetzungen<br />

2.4.3 Ökonomisches Umfeld<br />

Der ökonomische und politische Bereich beruht darauf, dass das Unternehmen in einem<br />

gesamtwirtschaftlichen Prozess eingebetet ist und Teil der Volkswirtschaft ist. Das Unternehmen<br />

ist daher im starken Maße von der gesamten Entwicklung eines Landes oder sogar<br />

der Weltwirtschaft abhängig.<br />

Im ökonomischen Umfeld sind folgende Entwicklungen entscheidend:<br />

• Zunehmende Intensität des Wettbewerbs<br />

• Globalisierung der Märkte, Schwierigkeiten künftige Entwicklungen vorauszusehen<br />

• Einfluss der EU auf die interne Gesetzgebung<br />

• Nicht der „Bessere“ sondern der „Schnellere“ gewinnt<br />

• Verschärfter Kampf um die begrenzten globalen Ressourcen<br />

• Veränderung von Unternehmensgrenzen (Fusionen, usw.)<br />

• Diskontinuitäten und Turbulenzen (Politik, Finanzmärkte, usw.)<br />

• Zunehmende Arbeitslosigkeit (mehr Leiharbeiter)<br />

• Mehr Klein – Unternehmer, Qutsourcing<br />

2.4.4 Soziales Umfeld<br />

Im sozialen Bereich sind die zunehmende Verantwortung der Unternehmung als soziales<br />

Gebilde und der rasche Wandel von gesellschaftlichen Werten und Normen von Bedeutung.<br />

Die Unternehmung ist nicht mehr länger unabhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen.<br />

Sie muss diese frühzeitig erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen. Unternehmen<br />

tragen auch eine immer größere Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben.<br />

40


Betriebswirtschaftslehre<br />

Dies verlangt eine aktive Einflussnahme auf relevante Entscheidungen, nicht zuletzt auch<br />

in politischen Ausschüssen oder bei der Diskussion um Abstimmungsvorlagen.<br />

Einige Beispiele für gesellschaftliche Entwicklungen:<br />

• Änderung von Grundwerten (Familie, Rolle der Frau, Umweltschutz,<br />

Glauben, usw.<br />

• Bevölkerungsentwicklung (Überalterung der Gesellschaft)<br />

• Mobilität statt langer Bindungen<br />

• Selbstverwirklichung durch sinnliche Eindrücke und Esoterik<br />

• Zeitmangel<br />

• Mehr Bequemlichkeit und Cocooning<br />

• Konsum als Lebensgestaltung<br />

Damit der eigentliche Wertschöpfungsprozess beim ständigen Wandel der Umwelt funktionieren<br />

kann, sind eine Reihe von Planungsprozessen und Hilfsprozessen notwendig. Das<br />

Erstellen der einzelnen Unternehmenspläne wird im Modul 2 (Produktionsplanung und -<br />

steuerung) näher beschrieben.<br />

41


Betriebswirtschaftslehre<br />

2.5 Kontrollfragen<br />

1. Welche Vorteile erwarten Sie von einem Unternehmenskonzept<br />

2. Wer soll bei der Erstellung dieser Unterlagen mithelfen<br />

(Nennen Sie mindestens vier Stellen)<br />

3. Wie müssen Ziele formuliert sein, dass sie erfolgreich umgesetzt werden können<br />

4. Nennen Sie zumindest drei Anspruchsgruppen eines Unternehmens und beschreiben<br />

Sie kurz deren Ziele<br />

5. Welche Umweltfaktoren beeinflussen eine Unternehmung allgemein und beschreiben<br />

Sie kurz wenigstens einen<br />

42


Betriebswirtschaftslehre<br />

3 AUFBAU- UND ABLAUFORGANISATION<br />

Die Begriffe Organisation und Organisieren werden im täglichen Leben häufig verwendet.<br />

Man spricht von internationalen Organisationen (UNO), vom Organisieren eines Festes<br />

und von der betrieblichen Organisation in Form von dauerhaften Regeln für die Erstellung<br />

von Gütern und Dienstleistungen (vgl. LEUT, S.29).<br />

Die richtige Organisationsform hängt primär von der Mission, dem Organisationszweck ab.<br />

Auch die Mission kann sich über die Lebensdauer der Organisation gesehen aufgrund der<br />

Märkte ändern.<br />

Organisation als Tätigkeit<br />

Eine gestaltende, ordnende und strukturierende Tätigkeit wird „Organisieren“ genannt.<br />

Das Festlegen von Zielen, das zeitliche Ordnen von Tätigkeiten, das Kombinieren von<br />

Menschen und Betriebsmitteln (Mechaniker und Hebebühne, Sekretärin und Textautomat,<br />

usw.)<br />

Organisation als Sozialgebilde<br />

Als Organisation werden Einrichtungen (Institutionen) bezeichnet, in denen Menschen zielgerichtet<br />

tätig sind. Beispiel Betrieb, Schule, WIFI, Kirche, Verein, usw.<br />

Organisation als Ergebnis<br />

a) Ein System dauerhafter Regeln für einen zweckmäßigen Aufbau der Gruppe.<br />

Die Organisation sagt, wer von wem Anweisungen erhält und wer wofür zuständig<br />

ist. In der Summe ergeben diese Regeln die Aufbauorganisation eines<br />

Betriebes.<br />

b) Ein System dauerhafter Regeln für einen reibungslosen Ablauf von Vorgängen.<br />

Diese Regeln sagen, was in welcher Reihenfolge, wie und wo etwas<br />

geschehen muss. Sie sind der betrieblichen Ablauforganisation zuzuordnen.<br />

3.1 Aufbauorganisation<br />

Aufbauorganisation ist die dauerhafte Gestaltung eines statischen Beziehungszusammenhanges<br />

und regelt im Unternehmen:<br />

• Wer ist wofür zuständig<br />

• Wer darf wem Anordnungen erteilen<br />

Dies sind im Wesentlichen folgende Aufgaben:<br />

• Aufgabenanalyse (Zerlegung der Gesamtaufgabe, z.B. nach Verrichtung,<br />

Objekt, Rang, Phase, Zweckbeziehung)<br />

• Aufgabengliederung (-synthese) und Stellenbildung<br />

• Regelung der Kompetenzen und der Kommunikationsbeziehungen<br />

• Bildung einer Stellenhierarchie<br />

43


Betriebswirtschaftslehre<br />

Ziele<br />

Abb. 16: Unternehmensorganisation<br />

3.1.1 Formen der Aufbauorganisation<br />

Aufgrund der zeitlichen Gültigkeit ist zu unterscheiden zwischen permanent (langfristig)<br />

geltenden und zeitlich begrenzten (z.B. Projektorganisation) Formen der Aufbauorganisation.<br />

Aufgrund der Struktur sind nachfolgend dargestellte Typen in der Praxis auffindbar.<br />

Linienorganisation<br />

Beispiel für Hierarchiestufen:<br />

• Vorstand, Geschäftsleitung<br />

• Abteilungsdirektor, Werksdirektor<br />

• Werkstattleiter<br />

• Meister<br />

• Vorarbeiter<br />

• Arbeiter<br />

44<br />

AUFGABE<br />

= einzelne Tätigkeit<br />

STELLE<br />

umfasst mehrere Aufgaben<br />

ABTEILUNG<br />

umfasst mehrere Stellen


Betriebswirtschaftslehre<br />

Vertrieb<br />

Marketing<br />

Verkauf<br />

Versand<br />

Abb. 17: Linienorganisation<br />

Technik /<br />

Entwicklung<br />

Produktentwicklung<br />

Konstruktion<br />

Geschäftsleitung<br />

Produktion<br />

Arbeitsvorbereitung<br />

Fertigung<br />

Qualitätskontrolle<br />

Instandhaltung<br />

Die Linie beschreibt den Dienstweg für Anordnungen, Information, usw.. Voraussetzungen<br />

für den Einsatz dieser Organisation sind stabile, klar abgegrenzte Aufgaben und klare<br />

Verhaltensvorschriften. Der Anwendungsbereich liegt bei Verwaltungsbetrieben und bei<br />

Kleinbetrieben mit relativ statischen Verhältnissen.<br />

Vorteile:<br />

• Eindeutiges Treffen von Entscheidungen und Anweisungen<br />

• Klare Aufgaben und Kompetenzabgrenzung<br />

• Einheitliche Entscheidungen auf Ziele ausgerichtet<br />

Nachteile:<br />

• Überlastung der Geschäftsführung<br />

• Lange Kommunikationswege<br />

• Erschwerte Koordination und kooperative Zusammenarbeit<br />

• Gefahr der Informationsfilterung durch die Instanzen<br />

In modernen Unternehmen, die Lean Management betreiben, wird die starre Trennung<br />

dieser Linienbeziehungen aufgehoben und dadurch hierarchische Stufen vermindert.<br />

45<br />

Beschaffung<br />

Einkauf<br />

Lager<br />

Verwaltung<br />

Rechnungswesen<br />

EDV<br />

Personalwesen


Betriebswirtschaftslehre<br />

Stablinienorganisation<br />

Voraussetzungen für den Einsatz dieser Organisation sind innovative Leitungsaufgaben<br />

die eine fachliche Vorbereitung bzw. eine Entlastung der Instanzen von Leitungsaufgaben<br />

verlangen.<br />

Stab<br />

Abb. 18: Stablinienorganisation<br />

Stab<br />

Der Anwendungsbereich liegt dort, wo eine Bearbeitung von Spezialproblemen und Beratung<br />

der Linienfunktion notwendig ist. Die Stäbe besitzen kein Weisungsrecht gegenüber<br />

der Linienfunktionen.<br />

Vorteile:<br />

• Entlastung der Linieninstanzen<br />

• Fachkundige Entscheidungsvorbereitung<br />

• Fachspezifische Koordination zwischen den Stäben<br />

Nachteile:<br />

• Gefahr der überdimensionierten Stäbe<br />

• Konfliktpotential Linie / Stab<br />

• Transparenz der Entscheidung geht verloren<br />

46<br />

Stab


Betriebswirtschaftslehre<br />

Divisionalorganisation<br />

In der Praxis kommen vielfach Varianten der oben aufgezeigten Organisationsformen zur<br />

Anwendung. Ein Beispiel ist die Divisionalorganisation (Spartenorganisation). Sie ist eine<br />

an Produkten oder Projekten orientierte Organisationsform, die eine genauere Kosten- und<br />

damit Gewinnermittlung ermöglichen.<br />

Diese Organisationsform ist vor allem bei Großunternehmen anzutreffen.<br />

Eine Abwandlung für kleinere Unternehmen bietet die Einführung von Profitcentern. In diesen<br />

Organisationseinheiten sind hauptsächlich alle Vertriebsfunktionen für ein Produkt oder<br />

eine Dienstleistung zusammengefasst.<br />

Zentrale<br />

Abteilungen<br />

Finanzwesen<br />

Personalwesen<br />

Forschung<br />

Abb. 19: Divisionalorganisation<br />

Sparte 1<br />

Geschäftsleitung<br />

Beschaffung<br />

Produktion<br />

Absatz<br />

Sparte 2<br />

Vorteile:<br />

• Spartenleiter fühlen sich für ihre Sparte (Produkte) verantwortlich<br />

• Klare Abgrenzung der Verantwortung<br />

• Flexible, anpassungsfähige Teilsysteme<br />

Nachteile:<br />

• Ziele der Spartenleiter können von denen der Unternehmensleitung abweichen<br />

• Koordination schwierig<br />

47<br />

Beschaffung<br />

Produktion<br />

Absatz<br />

Sparte 3<br />

Beschaffung<br />

Produktion<br />

Absatz


Betriebswirtschaftslehre<br />

Matrixorganisation<br />

Kennzeichen ist die Verknüpfung einer produkt- oder projektorientierten Organisationsform<br />

mit einem funktionalen, verrichtungsorientierten System. Die Funktionsbereiche sind nach<br />

dem Liniensystem organisiert.<br />

Voraussetzungen für den Einsatz dieser Organisation sind Lösungen von schwierigen<br />

Aufgaben, meist in kurzer Zeit.<br />

Geschäftsleitung<br />

Hardware<br />

Software<br />

Service<br />

Abb. 20: Matrixorganisation<br />

Filiale 1<br />

Hardware<br />

Software<br />

Der Anwendungsbereich liegt bei der Neuentwicklung von Produkten, dem Aufbau von<br />

Produktionsanlagen und der Durchführung von Projekten.<br />

Vorteile:<br />

• Entscheidungs- und Anweisungskompetenz beim Fachbereichsleiter<br />

• Anpassungsfähige Organisationsform<br />

• Wirkungsvolle Zusammenarbeit mit Spezialisten<br />

Nachteile:<br />

• Kompetenzkonflikt Fachbereichsleiter / Einheitenleiter<br />

• Mehrfachunterstellung des einzelnen Mitarbeiters<br />

• Hoher Organisations- und Kostenaufwand<br />

48<br />

Filiale 2<br />

Hardware<br />

Software<br />

Filiale 3<br />

Hardware<br />

Software<br />

Service Service Service


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel: Aufbauorganisation in unserem Betrieb<br />

Wie sieht die Aufbauorganisation in unserem Betrieb aus?<br />

Welche Regeln gelten bei uns?<br />

Regeln Verwirklichung in der Firma Auswirkungen auf meine Person<br />

Aufgabengliederung<br />

Regeln der Kompetenzen<br />

Stellenhierarchie<br />

Kommunikationsbeziehungen<br />

49


Betriebswirtschaftslehre<br />

3.1.2 Organisatorische Hilfsmittel<br />

Die Betriebswirtschaftslehre stellt eine Reihe von Hilfsmitteln für die Erarbeitung und Darstellung<br />

der Aufbauorganisation bereit:<br />

• Organigramm<br />

• Funktionsdiagramm<br />

• Stellenbeschreibung<br />

Das Organigramm wurde oben, bei der Darstellung der einzelnen Organisationsformen<br />

bereits verwendet.<br />

Das Funktionsdiagramm ist eine Gegenüberstellung der einzelnen Funktionen und den für<br />

die Durchführung Zuständigen.<br />

Funktionen / Aufgaben / Tätigkeiten<br />

GF<br />

Einkauf<br />

50<br />

Lager<br />

Abteilungen<br />

Fertigung<br />

Verwaltung<br />

Materialbedarfsplanung D M<br />

Lagerabgleich I D I<br />

Bestellung E D I<br />

Warenübernahme D I<br />

Warenprüfung E I D<br />

Legende: E entscheiden<br />

D durchführen<br />

I informieren<br />

M mitwirken<br />

Abb. 21: Funktionsdiagramm<br />

Die Stellenbeschreibung legt genau fest, was an einer Stelle durch den Stelleninhaber zu<br />

tun ist, von wem er Weisungen bekommt und an wen er Anordnungen zu geben hat<br />

(Handlungs- und Gestaltungsspielraum). Meist ist in Stellenbeschreibungen auch noch das<br />

Anforderungsprofil definiert. Diese Festlegungen fördern das bürokratische Denken, wodurch<br />

die heutige Forderung nach Flexibilität nur schwer erfüllbar ist. Ein Muster ist nachfolgend<br />

angeführt.<br />

Verkauf<br />

QM<br />

Konstruktion<br />

Montage


Betriebswirtschaftslehre<br />

Stellenbeschreibung Projektleiter<br />

Funktion<br />

Gesamtverantwortung für die Projektabwicklung unter Beachtung der Anforderungen<br />

Unterstellung<br />

In fachlichen und disziplinären Belangen der Geschäftsleitung<br />

Anweisungsberechtigung<br />

In allen Belangen der Projektabwicklung an alle Mitglieder des Projektteams<br />

Stellvertretung<br />

Durch einen Verantwortlichen des Projektteams und im Einzelfall festzulegen<br />

Spezifische Aufgaben<br />

• nimmt die Kontakte mit dem Vertrieb wahr<br />

• vertritt das Projektteam in allen Belangen<br />

• informiert die Geschäftsführung rechtzeitig über Abweichungen in technischer,<br />

kostenmäßiger und terminlicher Hinsicht, also über alle wesentlichen<br />

Belange, Ereignisse und Risiken welche das Projekt beeinträchtigen können<br />

• kann die Einberufung einer Sitzung verlangen<br />

• koordiniert die Zielvorgaben zur Projektabwicklung<br />

• beruft die Sitzungen des Projektteams ein, leitet diese und informiert die Mitglieder<br />

• usw.<br />

Fachliche Anforderungen<br />

• Kenntnis bzw. rechtzeitige Aneignung ausreichender Kenntnisse über<br />

organisatorische und technische Problemlösungen in der Projektabwicklung<br />

• Mehrjährige praktische Erfahrung in der Leitung von Teams und Anwendung<br />

moderner Führungstechniken<br />

• Fähigkeit zur Motivation der Projektmitglieder<br />

• usw.<br />

Persönliche Anforderungen<br />

• Teamgeist, Verhandlungsgeschick und Kontaktfähigkeit<br />

• Gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen<br />

• Durchsetzungsvermögen und psychische Belastbarkeit<br />

• usw.<br />

51


Betriebswirtschaftslehre<br />

3.2 Ablauforganisation<br />

Jeder Betrieb besteht aus einzelnen Teilen (Abteilungen, Stellen), die gut zusammenarbeiten<br />

müssen, damit sie Güter erstellen können und somit für die Mitarbeiter ein Einkommen<br />

erwirtschaften.<br />

Zur Erreichung der Unternehmensziele müssen<br />

• die einzelnen Aufgaben formuliert werden<br />

• die zur Erfüllung dieser Aufgaben benötigten Menschen und Betriebsmittel<br />

in einen sinnvollen Ordnungszusammenhang gebracht werden<br />

Das heißt, dass Aufbauorganisation und Ablauforganisation gemeinsam gestaltet werden<br />

müssen.<br />

Die Ablauforganisation ist die dauerhafte Gestaltung eines dynamischen Prozesszusammenhanges<br />

und regelt:<br />

• den Ablauf der betrieblichen Prozesse<br />

• was hat in welcher Reihenfolge wie und wo zu erfolgen<br />

Diese Gestaltung kann durch Verbinden von Tätigkeiten in einem Teilbereich des Unternehmens<br />

und durch Zusammenführung zu einem Gesamtablauf geschehen. Die Praxis<br />

zeigt aber, dass ein durch Stellen- und Abteilungsgrenzen gestalteter Ablauf die Verantwortungen<br />

verschwimmen lässt. Daher geht man immer mehr dazu über, den Ablauf nicht<br />

nach Abteilungen zu bestimmen, sondern den Ablauf als Prozess zu sehen.<br />

Im Vordergrund steht der Prozess (der Ablauf) und die dazugehörende Ablauforganisation.<br />

3.2.1 Prozessorientierung<br />

Jedes Unternehmen hat eine vernetzte Organisation (Teilsysteme) zur Leistungserstellung.<br />

In diesen Teilsystemen (z.B. Einkauf, Finanz-, Personalwesen, Allg. Verwaltung) laufen<br />

Prozesse ab, die aus Inputfaktoren (Güter und Dienstleistungen) durch Wertschöpfung<br />

Outputfaktoren (Güter und Dienstleistungen) erzeugen. Dieses Grundprinzip gilt sowohl für<br />

Produktionsunternehmen als auch für Dienstleistungsunternehmen.<br />

Ist die Unternehmensstrategie bekannt, so gilt es, diejenigen Kern-Prozesse zu definieren,<br />

die zum Erfolg der Unternehmung (im Sinne der Zielsetzung) führen.<br />

52


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die wichtigsten Grundsätze dabei sind:<br />

a) Prozesse und nicht Strukturen dominieren<br />

Die Aufbauorganisation ist der Ablauforganisation anzupassen. Das heißt, weg vom<br />

Denken in Funktionen und Spezialdisziplinen und hin zu Gesamtabläufen (übergreifenden<br />

Prozessketten) mit klar definierten, zuständigen Verantwortlichen (Prozess-Owner).<br />

b) Triagieren (bewertendes Einteilen in drei Versionen) der Unternehmensprozesse in Kategorien<br />

wie:<br />

• Sehr komplexe Prozesse<br />

• schwierige Prozesse<br />

• Routineprozesse<br />

c) Neugestaltung der Prozesse, falls erforderlich (Business Process Reengineering)<br />

Was das Unternehmen bis jetzt gemacht hat, soll nicht gedankenlos fortgesetzt oder<br />

einfach besser, schneller oder kostengünstiger vollzogen werden.<br />

Die Unternehmung muss sich vielmehr die Frage stellen:<br />

„Warum machen wir es überhaupt?“<br />

„Kennen wir unsere Kunden?“ (Kundenorientierung ist bei jeder Tätigkeit entscheidend)<br />

Abb. 22: Prozessorientierung<br />

Kernprozess 1<br />

Lieferant Kunde<br />

Kernprozess 2<br />

Der Leitgedanke der prozessorientierten Organisation verlangt einen Betriebsaufbau, bei<br />

dem gleichwertige Arbeitsteams einen in sich abgeschlossenen Beitrag zum Gesamtresultat<br />

liefern.<br />

Jedes Team reguliert sich selbst. Das Schwergewicht liegt auf dem Optimieren des Gesamtablaufes<br />

und nicht auf einzelnen Funktionen.<br />

53


Betriebswirtschaftslehre<br />

Prozessorganisation bewirkt nicht die zwingende Abschaffung von Hierarchien oder eine<br />

neue Form der Hierarchie. Es geht nicht darum die Organisation zu kippen, sondern vielmehr<br />

die Denkrichtung (vom Kästchendenken zu Kundenorientierung) zu kippen (vgl.<br />

GARS, S.70f).<br />

Folgerungen bei einer prozessorientierten Aufbauorganisation:<br />

• flache Organisationsstrukturen und somit kürzere Durchlaufzeiten<br />

• flachere Hierarchie und somit Kosteneinsparung und besserer Informationsfluss<br />

• größere Übersichtlichkeit und leichtere Steuerbarkeit des Betriebsablaufes<br />

• höhere Flexibilität<br />

• weniger Personal (vor allem im Mittelmanagement)<br />

• geringere Lagerhaltungskosten<br />

• fraktale Organisation<br />

Der harte internationale Wettbewerb zwingt zur Umstrukturierung der Unternehmen. Die<br />

Frage ist nur in welche Richtung die Organisationsstruktur weiterentwickelt werden soll,<br />

um den Erfordernissen des Marktes und des Wettbewerbes gerecht zu werden.<br />

Überleben wird, wer die Fähigkeit zur schnellen Anpassung hat. Diese Situation birgt Gefahren<br />

aber auch Chancen, die es aktiv und konsequent zu nutzen gilt.<br />

Die fraktale Organisation wird im Zusammenhang mit innovativen, schlanken Formen der<br />

Organisation und Arbeitsgestaltung als das Produktionsmodell der Zukunft gesehen.<br />

Damit erfolgt scheinbar eine radikale Abkehr vom Massenproduktionskonzept, das die Industrieproduktion<br />

in vielen Bereichen noch weitgehend dominiert (vgl. LEUT, S.32f).<br />

Ein fraktal organisierter Betrieb ist ein System, das aus zahlreichen selbstständig agierenden<br />

Einheiten besteht, die alle ähnliche Strukturmerkmale aufweisen, also der „Betrieb im<br />

Betrieb“. Diese „Betriebe“ sind untereinander vernetzt, d.h. sie beeinflussen sich mehr oder<br />

weniger gegenseitig, unterstützen sich untereinander, schaukeln sich auf oder schwächen<br />

sich in ihrer Wirkung.<br />

Das Konzept des fraktalen Betriebes soll somit all jene gegenwärtigen Ansprüche an eine<br />

schlanke, flexible, anpassungsfähige, vitale, lernfähige und selbstregulative Form der Organisation<br />

vereinigen.<br />

Dabei wird besonderes Augenmerk gelegt auf (vgl. LEUT, S.8f):<br />

Kundenorientierung<br />

Die Ausrichtung auf den Kunden ist bei jeder Tätigkeit entscheidend. Dabei spielt es keine<br />

Rolle, ob es sich um interne (andere Abteilungen) oder externe Kunden handelt.<br />

Beide werden in Zukunft immer anspruchsvoller werden, und ihre Zufriedenheit ist alleiniges<br />

Maß für den Erfolg.<br />

54


Betriebswirtschaftslehre<br />

Qualität<br />

Die Wörterbücher erläutern den Qualitätsbegriff als „“Qualitätsarbeit“, als „Wertarbeit“, oder<br />

als „besonders wertvolle Arbeit“.<br />

Qualität ist wertneutral zu verstehen und wird durch Adjektive wie „schlecht“, „akzeptabel“<br />

oder „ausgezeichnet“ näher bestimmt. Die Qualität eines Produkts wird im Wesentlichen<br />

definiert als „Übereinstimmung der tatsächlichen Eigenschaften mit den geforderten Eigenschaften“.<br />

Dies bedeutet:<br />

Qualität ist dann entstanden, wenn die Eigenschaften der Produkte und Dienste<br />

genau den Forderungen der Kunden entsprechen<br />

Entscheidend ist, dass vor Beginn des Arbeitsprozesses die Forderungen sowohl vom<br />

Kunden als auch vom Lieferanten klar vereinbart wurden. Dabei darf aber aus Lieferantensicht<br />

das Wirtschaftlichkeitsprinzip nicht vergessen werden.<br />

Veränderungen<br />

Veränderungen sind nur dann zu erreichen, wenn die arbeitenden Menschen im Unternehmen<br />

Orientierung an den Vorgaben und Verpflichtungen des Qualitätsmanagementsystems<br />

finden und<br />

Einfluss auf die sie betreffenden Arbeitsprozesse nehmen können.<br />

Diese Führungsphilosophie nennt man Total Quality Management(TQM).<br />

TQM ist ein Medium für Veränderungen, das alle Mitarbeiter erfassen soll. Daher ist es<br />

wichtig, sämtliche Firmenmitglieder darin zu schulen, wie Qualitätsverbesserungen realisiert<br />

werden können und was der einzelne dazu beitragen kann.<br />

Organisationsvergleich früher (heute?) – zukünftig (LEUT, S.33):<br />

früher: „Pyramide“ zukünftig: „Haus“<br />

Organisation tief gegliedert Organisation flach gegliedert<br />

Vorgabe kleinster autonom auszuführender<br />

Ablaufschritte<br />

Zentrale Abstimmung aller Leistungsträger<br />

über wohl abgestimmte Informationsbruchstücke<br />

Pflicht der Stäbe zur zeitgenauen Informationserbringung<br />

55<br />

Vorgabe ganzheitlich auszuführender<br />

großer Abschnitte<br />

Selbstabstimmung aller Leistungsträger<br />

Kommunikations- u Informationspflicht


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 23: Tendenzen<br />

heutige<br />

Unternehmen<br />

Ordnung &<br />

Chaos<br />

3.2.2 Organisatorische Hilfsmittel<br />

Die Betriebswirtschaftslehre stellt eine Reihe von Hilfsmitteln für die Erarbeitung und Darstellung<br />

der Ablauforganisation bereit:<br />

• Arbeitsablauf-, Materialflussplan<br />

• Produktionsablaufplan<br />

• Datenflussdiagramm<br />

• Werkzeuge für die Prozessdarstellung<br />

• usw.<br />

Nachfolgend ist ein Beispiel dargestellt.<br />

Abb. 24: Arbeitsablaufplan (Flow Chart)<br />

Selbstorganisation<br />

Fabrik<br />

der Zukunft<br />

?<br />

56<br />

Die Welt der<br />

Fraktale


Betriebswirtschaftslehre<br />

3.3 Kontrollfragen<br />

1. Wie kommen Sie von der Unternehmensaufgabe zu den im Unternehmen benötigten<br />

Stellen?<br />

2. Eine Stelle entspricht immer genau einem Arbeitsplatz. Ist diese Aussage richtig?<br />

Begründen Sie Ihre Antwort<br />

3. Inwieweit sollte in der Stellenbeschreibung eines Kleinbetriebes die Stellvertretung<br />

geregelt sein?<br />

Begründen Sie Ihre Antwort<br />

4. Was wollen Sie durch die Ablauforganisation für Ihr Unternehmen erreichen<br />

5. Zwei Mitarbeiter der Abteilung Kundenreklamation können sich nicht einigen, wie<br />

und bis wann das Statistikformular der Geräte auszufüllen ist. Welcher Teil der<br />

Organisation dürfte hier Mängel aufweisen?<br />

Begründen Sie Ihre Antwort<br />

57


Betriebswirtschaftslehre<br />

4 FUNKTIONSBEREICHE DES UNTERNEHMENS<br />

In jedem Unternehmen lassen sich vier betriebliche Hauptfunktionen mit ihren Teilaufgaben<br />

erkennen:<br />

Funktionen Teilaufgaben<br />

Absatz • Umsatzplanung<br />

• Distribution<br />

• Werbung, Beratung<br />

• Anfrage-, Angebots-, Auftragsabwicklung<br />

• Versand<br />

• Kundendienst<br />

Forschung/ Entwicklung • Ideen haben, Erfahrungen bereitstellen<br />

• Informationen einholen (Analysieren)<br />

• Planung, Kalkulation<br />

• Prototyp erstellen<br />

• Test, Versuch, Ergebnisse bewerten<br />

• Dokumentation, Nachkalkulation<br />

Beschaffung • Bedarf ermitteln<br />

• Bezugsquelle ermitteln, Auswählen<br />

• Anfragen<br />

• Angebot bearbeiten, Vergleich, Auswahl<br />

• Bestellung, Bestellüberwachung<br />

• Wareneingang (Prüfen, Lagern, Buchen)<br />

• Rechnungsprüfung, Zahlung<br />

Produktion • Planen (Produkte, Ressourcen, Technologie)<br />

• Produktionsplan erstellen, optimieren (Termine,<br />

Kapazitäten)<br />

• Arbeitsvorbereitung<br />

• Materialbereitstellung<br />

• Produktion (Leistungserstellung), Montage<br />

• BDE, Kontrolle<br />

• Nachkalkulation, Auswertungen<br />

58


Betriebswirtschaftslehre<br />

Wenn man das Unternehmen als soziales System versteht (siehe Ulrich, Kap.1.1), dann<br />

können wir die betrieblichen Funktionen auch als Teilsysteme bezeichnen. Die Verbindung<br />

zwischen den Teilsystemen erfolgt durch Unternehmensführung, Information und Kommunikation<br />

und Logistik.<br />

Die einzelnen Teilsysteme werden nachfolgend beschrieben.<br />

4.1 Absatz<br />

Der Absatz verbindet die Produktion mit dem Markt (Zusammentreffen von Nachfrage und<br />

Angebot) und schließt den betrieblichen Wertekreislauf indem er den Rückfluss der eingesetzten<br />

Geldmittel einleitet.<br />

Dem Absatz obliegt die Aufgabe, alle Maßnahmen zur Anbahnung und Abwicklung der<br />

absatzorientierten Tätigkeiten zu treffen, die für den klaglosen Ablauf notwendig sind.<br />

(Man spricht auch von Verkauf, Vertrieb, Marketing; vgl. MELL, S.118f)<br />

Die Tatsache, dass der Käufer am Markt dominiert, führt auch zu einem vom Markt her<br />

orientierten Denken, d.h. der Markt bzw. der Absatz taktet die Produktion und damit auch<br />

alle anderen betrieblichen Bereiche.<br />

Abb. 25: Marktbezogenes Unternehmen<br />

4.1.1 Absatzplanung und -kontrolle<br />

Gewinn durch<br />

Kunde Marketing Befriedigung<br />

des Kunden<br />

Absatzplanung ist die zahlenmäßige Verkaufs- und Vertriebsplanung unter Zugrundelegung<br />

der Marktforschung (Erkundung aller am Markt wirksamen und den Absatz beeinflussenden<br />

Faktoren), unter Zuhilfenahme von Informationen aus der vergangenen Auftragsentwicklung<br />

und der zukünftigen Produktionskapazität und unter Einsatz des absatzpolitischen<br />

Instrumentariums. (Bei Gutenberg gehören dazu: Absatzmethoden, Produktgestaltung,<br />

Werbung, Preispolitik, vgl. GUTE, S.48ff).<br />

Bei der Absatzkontrolle werden die Zielerreichung, der Markterfolg und die Wirksamkeit<br />

der eingesetzten marktpolitischen Instrumente überprüft. Diese Kontrollen werden als Vergleichsrechnung<br />

zwischen Soll– und Istgrößen konzipiert.<br />

59


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.1.2 Marketing<br />

Die zentrale Idee des Marketing lautet, die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Unternehmens<br />

und die Kundenwünsche so aufeinander abzustimmen, dass den Zielsetzungen<br />

beider Partner gedient ist.<br />

Von entscheidender Bedeutung zur Zielerreichung ist die Information über alle verfügbaren<br />

marktpolitischen Instrumente und die Prognostizierung der Verkaufswirkungen beim<br />

Einsatz einzelner Marketinginstrumente.<br />

Abb. 26: Marketinginstrumente<br />

ABSATZBEREICH<br />

Absatzplanung<br />

Marktforschung<br />

Einsatzplanung absatzpol.<br />

Instrumente<br />

Verkaufsplanung<br />

Vertriebsplanung<br />

Einsatz der absatzpolitischen<br />

Instrumente<br />

60<br />

Preispolitik<br />

Absatzwerbung<br />

Produkt- und Sortimentpolitik<br />

Konditionenpolitik<br />

Absatzmethoden<br />

Absatzkontrolle


Betriebswirtschaftslehre<br />

Marketing ist nicht nur ein Fachgebiet, sondern eine unternehmerische Denkweise.<br />

Es ist eine Geisteshaltung, die den Kunden mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Anforderungen<br />

in den Mittelpunkt aller Aktivitäten stellt.<br />

Es ist eine Führungsphilosophie, die besagt, dass ein Unternehmen vom Markt her gesteuert<br />

werden soll, vom Kunden mit seinen Bedürfnissen und Wünschen.<br />

Die weitere Vertiefung des Themas erfolgt im Gegenstand Marketing.<br />

4.1.3 Die Stellung des Handels<br />

Dem Handel kommt in der Volkswirtschaft die wichtigste Aufgabe der Warenverteilung<br />

(Distribution) zu. Er ist Vermittler zwischen Produktion und Konsum.<br />

Nach dem Absatzbereich unterscheidet man zwischen Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher)<br />

und Großhandel (Lieferung an andere Unternehmen) sowie zwischen Binnen- und<br />

Außenhandel.<br />

Produktion (Erzeuger) Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft<br />

Großhandel<br />

61<br />

Einzelhandel<br />

Konsum Verbrauch Haushalte, Betriebe<br />

Abb. 27: Stellung des Handels in der Wirtschaft


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Verteilung der Güter muss nicht immer über den Groß- und Einzelhandel erfolgen.<br />

Erzeuger oder Großhändler beliefern auch direkt den Verbraucher (FOC), Einzelhändler<br />

wiederum beziehen teilweise ihre Waren direkt beim Erzeuger.<br />

Was immer funktioniert, wird als selbstverständlich angesehen und nicht mehr bewusst<br />

wahrgenommen. Man hat sich längst daran gewöhnt, dass wir unsere Kaufwünsche kurzfristig,<br />

bequem, zu jeder Jahreszeit und in reicher Auswahl erfüllen können.<br />

Tatsächlich aber steht eine Vielzahl von Leistungen des Handels dahinter. Er hat ein ganzes<br />

Paket von Aufgaben zu erfüllen, um den Erwartungen des Konsumenten entgegenzukommen.<br />

Aufgaben und Funktionen des Handels<br />

(Brücke zwischen Produzent und Konsument)<br />

Distributive<br />

Erwartungen des Konsumenten<br />

an die Ware an den Händler<br />

ökonomische<br />

Abb. 28: Aufgaben und Funktionen des Handels<br />

Funktionen des Handels<br />

kommunikative<br />

62<br />

ökologische<br />

Service


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.2 Forschung und Entwicklung<br />

Die Betriebsführung und die Belegschaft müssen sich ständig fragen:<br />

"Was können wir besser machen?“<br />

„Was wünschen sich unsere Kunden?“<br />

Trendentwicklung<br />

Abb. 29: Trend – Lebenszyklus<br />

Trendwachstum<br />

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 Phase 5<br />

Der Lebenszyklus eines Produktes besteht aus dem<br />

• Entstehungszyklus<br />

o Ideensuche<br />

o Produktstudie<br />

o Produktentwicklung<br />

o Produkterprobung<br />

• Marktzyklus<br />

o Markteinführung<br />

o Wachstum und Reife<br />

o Marktsättigung<br />

o Rückgang<br />

Trendreife<br />

Es sollen immer wieder neue Produkte und neue Verfahren erprobt werden, um sie dem<br />

Kunden anbieten zu können.<br />

Da jeder Trend vom nächsten abgelöst wird, benötigen wir ständig Informationen für neue<br />

Produkte, für Nachfolgeprodukte. Der Innovationsbedarf ist groß.<br />

Ein Umsatz entsteht erst ab Markteinführung. Mit einem Gewinn ist erst in der Wachstums-<br />

und Reifephase zu rechnen.<br />

63<br />

Trendsplitting<br />

Trenddegenerierung


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.3 Beschaffung<br />

Die Aufgabe der Beschaffung besteht in der Bereitstellung der zur Produktion benötigten<br />

Produktionsfaktoren (Güter, Hilfsmittel, usw.) in der erforderlichen Menge und Qualität, zur<br />

richtigen Zeit am richtigen Ort, damit ohne Unterbrechung in der Leistungserstellung fortgefahren<br />

werden kann.<br />

Produktionsfaktoren in unserem Betrieb sind:<br />

Produktionsfaktor Beispiel und Begründung<br />

Betriebsmittel<br />

Werkstoffe<br />

menschliche Arbeitskraft<br />

Information / Kommunikation<br />

Betriebsführung<br />

Organisation<br />

Planung<br />

Kontrolle<br />

Beim Teilsystem Beschaffung sind folgende Aufgaben zu lösen:<br />

Materialdisposition<br />

Berechnung des Primär-, Sekundärbedarfes, des Bruttobedarfes, Lagerabgleich, Nettobedarfes<br />

Beschaffungsprogramm erstellen<br />

Optimierung der Kosten und Qualität der Ware (Artikel)<br />

Preise, Mengen, Konditionen ermitteln<br />

Optimierung der Einkaufspreise, Liefer- und Zahlungsbedingungen, Transportkonditionen<br />

64


Betriebswirtschaftslehre<br />

Vertragsbedingungen ausarbeiten<br />

Passende Geschäfts- und Kooperationsbedingungen<br />

Abb. 30: Beschaffungszyklus<br />

Dabei ist die Kenntnis des Beschaffungsmarktes<br />

notwendig<br />

Beschaffung<br />

Der Beschaffungszyklus besteht aus folgenden Schritten:<br />

• Bedarfsermittlung (Materialdisposition)<br />

• Ermittlung der Bezugsquelle<br />

• Lieferantenauswahl<br />

• Bestellabwicklung (Anfrage, Angebot, Bestellung, Kontrakte)<br />

• Bestellüberwachung<br />

• Wareneingang, Wareneingangsprüfung, Bestandsführung<br />

• Rechnungsprüfung, Zahlungsanweisung<br />

Auf die Auswahl der Lieferanten ist zu achten, denn - im Einkauf lässt sich viel Geld verdienen!<br />

65


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel:<br />

Kriterien für die Lieferantenauswahl Begründung<br />

66


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.4 Produktion<br />

Die Produktion (die gleiche Bedeutung hat der Begriff Fertigung) dient zur Erstellung betriebswirtschaftlicher<br />

Leistungen.<br />

Produktion im technischen Sinne fasst alle Aktivitäten zusammen, die dem Zweck der<br />

Leistungserstellung dienen und die darauf abzielen, ein Gut in wenigsten einer seiner Eigenschaften<br />

zu verändern. Produktion wird auch als Input-(manuelle und maschinelle Arbeitsleistung,<br />

Materialien) und Outputprozess (Erzeugnisse) verstanden.<br />

PRODUKTION =<br />

Abb. 31: Produktion<br />

4.4.1 Phasen der Produktion<br />

ERZEUGUNG von SACHGÜTERN<br />

und DIENSTLEISTUNGEN<br />

und die damit verbundenen technischen und<br />

organisatorischen Maßnahmen<br />

Die Produktion besteht aus einer Kette fortlaufender Handlungen, die durch ihre Entscheidungen<br />

geprägt sind. Diese Handlungen lassen sich in Phasen zerlegen, die aufeinander<br />

aufbauen, sich beeinflussen und letztlich auf die Erreichung des Produktionszieles ausgerichtet<br />

sind.<br />

Abb. 32: Phasen der Produktion<br />

PLANUNG<br />

DURCHFÜHRUNG<br />

KONTROLLE<br />

67


Betriebswirtschaftslehre<br />

Der Vorgang der Entscheidungsfindung und die Entscheidung selbst haben lang-, aber<br />

auch kurzfristigen Charakter, je nach dem in welcher Phase der Produktion sie notwendig<br />

sind.<br />

Die Kontrolle hat das Ziel existenzbedrohende Situationen durch rechtzeitige Einleitung<br />

von Gegenmaßnahmen abzuwenden.<br />

4.4.2 Ziele der Produktion<br />

Die Produktion soll bei überschaubaren Betriebsabläufen eine kurzfristige Lieferbereitschaft<br />

mit geringen Lagerbeständen ermöglichen. Die Erstellung der Produkte soll mit einem<br />

hohen Maß an Flexibilität und guten Kontrollmöglichkeiten gewährleistet werden.<br />

Daraus abgeleitete Ziele für die Produktion:<br />

• Hohe Stückzahlflexibilität, begrenzte Variantenflexibilität<br />

• Überschaubare Betriebsabläufe<br />

• Hohe Termintreue, Kurzfristige Lieferbereitschaft<br />

• Effektiv zuordenbare Kosten und Möglichkeiten der Kostenkontrolle<br />

• Geringe Lagerbestände<br />

• Erhöhung der Arbeitszufriedenheit<br />

4.4.3 Produktionstypen<br />

Bei der Festlegung des Produktions- (Fertigungs-) typs geht es um die Bestimmung der<br />

Fertigungseinheiten, d.h. die Aufteilung der gesamten Produktionsmenge in einzelne Mengeneinheiten,<br />

die in einem nicht unterbrochenen Produktionsprozess gefertigt werden.<br />

Bei der Einzelfertigung wird von einem Produkt nur eine einzige Einheit angefertigt.<br />

Die Mehrfachfertigung zeichnet sich dadurch aus, dass von einem Produkt mehrere Einheiten<br />

hergestellt werden.<br />

Nach dem Umfang der Mehrfachfertigung wird weiter unterschieden:<br />

• Massenfertigung: Es werden von einem Produkt über eine längere<br />

Zeit sehr große Stückzahlen hergestellt (z.B. Zigaretten, Zement, Papiertaschentücher,<br />

...)<br />

• Serienfertigung: Sie zeichnet sich dadurch aus, dass mehrere Produkte<br />

hintereinander auf den gleichen Produktionsanlagen hergestellt<br />

werden (z.B. Autos, Möbel, ...)<br />

68


Betriebswirtschaftslehre<br />

Folgende Darstellung gibt einen kurzen Überblick über die Fertigungstypen:<br />

Abb. 33: Produktionstypen<br />

Weitere Unterscheidungen:<br />

Nach der Produktionsart und der jeweils dazugehörigen Auftragsart<br />

Produktionsart Auftragsart<br />

Einzelfertigung Kundenorientierte Einzelaufträge (nicht lagerfähig),<br />

z.B. Schiffe, chem. Anlagen, Spezialmaschinen<br />

Serienfertigung Kundenorientierte, regelmäßig wiederkehrende Aufträge<br />

(auch in größeren Stückzahlen), z.B. Apparatebau,<br />

Möbelindustrie, PKW-Fertigung<br />

Sortenfertigung Am anonymen Markt orientierte Erzeugnisse mit<br />

weitgehender Kundenzuordnung (öfters wiederkehrende<br />

Aufträge in verschieden großen Stückzahlen),<br />

z.B. Anzüge, Schuhe, Walzbleche<br />

Massenfertigung Am anonymen Markt orientierte Erzeugnisse ohne<br />

direkte Kundenzuordnung (in großen Stückzahlen,<br />

lagerfähig), z.B. Waschmittel, PC’s, Kaffee<br />

Nach dem Fertigungsablauf:<br />

• Fließfertigung<br />

• Werkstattfertigung<br />

• Linienfertigung<br />

• Gruppenfertigung<br />

69<br />

Nach der Auftragsauslösung:<br />

• Auftragsfertigung<br />

• Lagerfertigung (Programmfertigung)


Betriebswirtschaftslehre<br />

Nach der Struktur der Produkte:<br />

• einteilige Produkte<br />

• mehrteilige Produkte mit einfacher Struktur<br />

• mehrteilige Produkte mit komplexer Struktur<br />

Nachfolgend erfolgt eine kurze Beschreibung der Fertigungstypen aufgrund des Fertigungsablaufes.<br />

Fließfertigung<br />

Die Erzeugnisse durchlaufen ohne Unterbrechung die gleichen Arbeitsgänge in gleicher<br />

Reihenfolge auf einer nach dem Fertigungsfluss aufgestellten Apparatur (ununterbrochene,<br />

gleichmäßige und gleichartige Aufeinanderfolge der Arbeitsgänge).<br />

Die zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge kann geschehen:<br />

durch Einteilung des Fertigungsprozesses in zeitlich gleiche Arbeitstakte<br />

naturbedingt (bei Zwangslauffertigung)<br />

Dem stetigen, gleichmäßigen Arbeitsfluss entspricht ein ebenso stetig arbeitendes Förderwesen.<br />

Die Fördereinrichtungen (z.B. Transportbänder, Rollenbahnen) sind in ihrer<br />

Leistungsfähigkeit auf die speziellen Förderbedürfnisse abgestellt.<br />

Werkstattfertigung<br />

Stärkste örtliche Konzentration von Maschinen gleichen Typs und Handarbeitsplätzen mit<br />

gleicher Verrichtung. Anwendung, wenn Organisation der Fertigung nach dem Fertigungsprozess<br />

nicht möglich ist. Grundprinzip ist die Elastizität der Fertigung, insbesondere bei<br />

• häufigem Wechsel der Fertigungsprozesse<br />

• unterschiedlichen Arbeitsgängen<br />

• unbestimmter Arbeitsgangfolge<br />

Gleiche oder im Typ verwandte Maschinen (Arbeitsplätze) mit gleicher oder verwandte<br />

Funktion werden örtlich in einer Werkstatt zusammengefasst (meistens bei Einzel- und<br />

Kleinserienfertigung).<br />

Werkstatt: räumliche Einheit gleicher Verrichtung, z.B.: Dreherei, Schlosserei, Gießerei.<br />

Eine zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge ist wegen der Vielzahl, Vielartigkeit und ständigen<br />

Wechsels der Arbeitsoperationen ausgeschlossen.<br />

Häufig wechselnder, fallweise auftretender Förderbedarf, vielseitige Fördereinrichtungen.<br />

70


Betriebswirtschaftslehre<br />

Straßen- oder Linienfertigung<br />

Linien- (straßen-) förmige Anordnung der Maschinen (Arbeitsplätze).<br />

Eine genaue zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge aufeinander fehlt. Ziel ist jedoch, eine<br />

ungefähre zeitliche Angleichung zu erreichen.<br />

Voraussetzungen für Straßen- oder Linienfertigung:<br />

• Gleiche Arbeitsgangfolge für den größten Teil der Erzeugnisse<br />

• Wechsel im Fertigungsverfahren nicht allzu häufig, müssen im voraus eingeplant und<br />

beim Aufbau von Maschinenstraßen berücksichtigt werden können<br />

Straßenfertigung wird gewählt, wenn Fließfertigung nicht realisiert werden kann:<br />

• wegen Schwierigkeiten in der zeitlichen Abstimmung der Arbeitsgänge aufeinander,<br />

• wenn die erforderlichen Investitionen nicht durchgeführt werden können,<br />

• wenn mehrere unterschiedliche Erzeugnisse hergestellt werden.<br />

Der Mechanisierungsgrad ist niedriger als bei Fließfertigung, Spezialfördereinrichtung zwischen<br />

den Arbeitsplätzen sind notwendig.<br />

Gruppenfertigung<br />

Örtliche Zusammenfassung von Maschinen (Arbeitsplätzen) teilweise verschiedener Art<br />

und Funktion, die zur Ausübung einer Reihe gleicher, gleichartiger oder verwandter Teilprozesse<br />

erforderlich sind.<br />

Die Maschinen (Arbeitsplätze) bilden dabei eine prozessabhängige Funktionsgruppe. Das<br />

Erzeugnis durchläuft diese Funktionsgruppe bzw. es setzt sich aus den innerhalb der einzelnen<br />

Funktionsgruppen hergestellten Einzelteilen zusammen.<br />

Voraussetzung der Gruppenfertigung:<br />

• engere Verwandtschaft zwischen den Teilen der Erzeugnisse (d.h. Gleichartigkeit<br />

der an den Teilen durchzuführenden Arbeitsgänge),<br />

• auf längere Sicht im wesentlichen feststehendes Fertigungsprogramm,<br />

• entsprechender Ausnutzungsgrad der Funktionsgruppen muss möglich sein.<br />

Vielseitige Transportmittel, elastische Streckenführung, fallweiser Einsatz sind erforderlich.<br />

Innerhalb der Funktionsgruppen sind Spezialfördereinrichtungen möglich.<br />

Chargenfertigung<br />

Die Chargenfertigung ist dadurch charakterisiert, dass eine bestimmte Menge an Einsatzgütern<br />

(die Chargen) in einem in sich abgeschlossenen Teilprozess bearbeitet werden.<br />

Der Umfang der Charge kann durch die Kapazität des Teilprozesses oder durch die verfügbare<br />

Einsatzmenge bestimmt sein.<br />

71


Betriebswirtschaftslehre<br />

Für die Verwertung von Chargen ist bedeutsam, dass zwischen verschiedenen Chargen<br />

gleicher Produkte oft geringfügige Abweichungen in der Beschaffenheit (Farbe, Struktur,<br />

Geschmack etc.) bestehen, so dass die Chargen als Produktvarianten angesehen werden<br />

müssen. Diese Variation und der diskontinuierliche Produktausstoß stellen besondere Anforderungen<br />

an die Weiterverarbeitung und an die nachfolgende Lagerung.<br />

Kuppelproduktion<br />

Kuppelproduktion liegt vor, wenn aus einem Leistungserstellungsprozess mehrere Produkte<br />

hervorgehen, beispielsweise wenn bei der Verkokung von Kohle u.a. Koks, Gas, Benzol<br />

und Teer entstehen.<br />

Sind die Mengenanteile der Kuppelproduktion konstant, dann heißt dieser Fertigungstyp<br />

starre Kuppelproduktion. Häufiger ist aber die verbundene (Kuppel-) Produktion mit variablen<br />

Anteilen der Ausstoßmengen, wobei die Mengenanteile mit den Einsatzgüterarten und<br />

deren Mengen sowie mit der Intensität des Leistungserstellungsprozesses variieren können.<br />

Nachfolgend sind abhängig vom Fertigungstyp Vor- und Nachteile beschrieben.<br />

Fertigungstyp<br />

Fließfertigung<br />

Vorteile Nachteile<br />

Kostensenkung durch<br />

• Abnahme der Transportwege<br />

• Rationalisierung der Transportmittel<br />

• sinkende Kapitalbindung in Lagern<br />

• Abnahme des Raumbedarfs<br />

• Leistungssteigerung (Spezialisierung,<br />

Geschwindigkeit, Übung)<br />

• sinkende Ausschussquote<br />

• Verminderung der Kontrolltätigkeit<br />

• Verminderung der Verwaltungsarbeit<br />

• Vorteile im Einkauf<br />

Ertragssteigerung durch<br />

• gleichmäßige Qualität<br />

• sinkende Lieferfristen; problematisch<br />

72<br />

• hohe Empfindlichkeit, technische<br />

Störanfälligkeit<br />

• hohes Betriebsrisiko bei Beschäftigungsrückgang<br />

• große Starrheit bei Umstellungserfordernissen<br />

• Empfindlichkeit bei Beschaffungsstörungen<br />

• mögliche psychologische Effekte<br />

(Monotonieproblem)


Betriebswirtschaftslehre<br />

Werkstattfertigung<br />

Straßen- oder<br />

Linienfertigung <br />

Gruppenfertigung<br />

• Elastizität, Anpassungsfähigkeit<br />

• minimale Umstellungszeiten und<br />

–kosten<br />

• leichte quantitative und intensitätsmäßige<br />

Anpassung<br />

• leichte Abgabemöglichkeit bei<br />

Auftragsspitzen<br />

• relativ geringe Fixkostenbelastung<br />

• leichte Wartung<br />

• Ausnutzung von Spezialkenntnissen<br />

und Erfahrungen<br />

• leichte Abteilungsbildung<br />

• Spezialisierung geringer als bei<br />

Fließfertigung<br />

• Starrheit geringer als bei Fließfertigung<br />

• günstige Transportwege und –<br />

kosten<br />

• geringere Lagerbildung als bei<br />

Werkstattfertigung<br />

• gute Übersichtlichkeit und Dispositionsmöglichkeit<br />

a) gegenüber der Werkstattfertigung<br />

• Verkürzung der Transportwege,<br />

Beschleunigung des Fertigungsprozesses<br />

• bessere Übersichtlichkeit erleichtert<br />

Kontrolle und Terminplanung<br />

• Verringerung der Rüstzeiten<br />

b) gegenüber der Fließfertigung<br />

• Elastizität<br />

• Förderung der Vielseitigkeit der<br />

Arbeitskräfte<br />

73<br />

• lange Transportwege, hohe<br />

Transportkosten<br />

• erhebliche Fertigungsdauer<br />

• unübersichtlicher Einzeldurchlauf<br />

• hoher Raumbedarf<br />

• schwierige Fertigungsvorbereitung<br />

• relativ hohe Kosten für Ausschuss,<br />

Kontrolle und Revision<br />

• Stockungen und Zwischenlagerbildung<br />

• komplizierte Fertigungsverwaltung<br />

• komplizierte Abrechnung und Kalkulation<br />

• Elastizität geringer als bei Werkstattfertigung<br />

• Warte- und Stillstandszeiten häufiger<br />

als bei Fließfertigung<br />

• Fixkostenprobleme drückender<br />

als bei Werkstattfertigung<br />

a) gegenüber der Werkstattfertigung<br />

• kapazitive Starre<br />

• begrenzte Realisierbarkeit<br />

• Verzettelung von Arbeitskräften<br />

b) gegenüber der Fließfertigung<br />

• geringes Arbeitstempo<br />

• ständig notwendige Fertigungssteuerung<br />

• höherer Raumbedarf


Betriebswirtschaftslehre<br />

74


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.5 Information / Kommunikation<br />

4.5.1 Information<br />

Eine Information entsteht aus einer Nachricht durch Kombination mit einer eindeutig bestimmten<br />

Zweckorientierung (Mitteilung mit Neuigkeitswert - Pragmatik).<br />

Der wirtschaftliche Wert einer Information bestimmt sich aus ihrem Nutzen für Entscheidungsprozesse<br />

und den Kosten der Informationserstellung.<br />

Informationen für die Unternehmensführung:<br />

• Komfortinformationen (Kennzahlen)<br />

• Probleminformationen (kritische Erfolgsfaktoren)<br />

• Informationen über interne Tätigkeiten (Projektbericht)<br />

• Informationen zur externen Darstellung des Unternehmens (vom Management<br />

kontrolliert)<br />

• Externe Informationen (über Marktgeschehen)<br />

4.5.2 Kommunikation<br />

Kommunikation ist die Gesamtheit aller ausgetauschten Informationen zwischen Elementen<br />

einer Organisation, unter denen Beziehungen bestehen.<br />

Jede Kommunikation beinhaltet als elementaren Vorgang die Übermittlung von Daten<br />

(Signalen) in einer bestimmten Form (Information, kodiert) von einem Sender zu einem<br />

Empfänger. Dabei wird Kommunikationstechnik eingesetzt.<br />

Wenn Sender und Empfänger vorhanden sind und der Sender einen Kommunikationsinhalt<br />

weitergibt auf den der Empfänger verbal oder nonverbal reagiert, sprechen wir von<br />

Kommunikation.<br />

Der Prozess der Kommunikation kann aber auch nonverbal erfolgen, d.h. ohne dass dabei<br />

ein Wort gesprochen wird. Der Empfänger kann durch Handbewegungen, Kopfnicken, Augenzwinkern,<br />

genauso eine Botschaft des Senders empfangen und sofort verstehen oder<br />

nicht verstehen was damit gemeint ist.<br />

75


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 34: Kommunikation<br />

Daten<br />

Anwendungen<br />

Jeder Sender und Empfänger hat ein bestimmtes Wertesystem, Vorurteile, gefühlsmäßige<br />

Abneigungen die ihn bei seiner Kommunikation beeinflussen. Außerdem verursacht jede<br />

Nachricht beim Empfänger Gefühle, die er seiner Erfahrung entsprechend „gefärbt“ aufnimmt.<br />

Kein Mensch erfasst und empfindet als „Empfänger“ den Inhalt einer Nachricht genau<br />

so, wie der „Sender“ – auch wenn sich dieser klar und eindeutig ausdrückt.<br />

Dies bedeutet, dass der Sender immer rückfragen muss, ob der Empfänger seine Nachricht<br />

auch richtig verstanden hat. Er muss sich das nötige Feedback holen, um mögliche<br />

Fehler bei der Übermittlung zu klären bzw. zu beheben.<br />

4.5.3 Information als Produktionsfaktor<br />

Kommunikationstechnik<br />

Dass Informationen ein Potential für den Unternehmenserfolg darstellen, ist unbestritten.<br />

Auch die Tatsache, dass die Qualität von Informationen die strategischen Vorteile eines<br />

Unternehmens sehr stark beeinflusst, kann nicht widerlegt werden und rechtfertigt im Prinzip<br />

eine ganzheitliche Betrachtung des Informationsmanagements bzw., dass sich auch<br />

die Betriebswirtschaft schon lange mit dem Thema "Information" auseinandersetzt.<br />

Information und Kommunikation wird als Produktionsfaktor (als "wirtschaftliches Gut") begriffen,<br />

der nicht nur neben die bekannten Produktionsfaktoren tritt, sondern diese auch in<br />

einem erheblichen Umfang ersetzt.<br />

Dies ist auch auf die Kostenentwicklung der "klassischen" Produktionsfaktoren zurückzuführen.<br />

76


Betriebswirtschaftslehre<br />

Stückkosten Information Betriebsmittel<br />

Abb. 35: Tendenzieller Stückkostenverlauf der Produktionsfaktoren<br />

4.5.4 Beispiele aus unserer Firma<br />

Unternehmen<br />

Betrieb<br />

77<br />

Material(Werkstoffe)<br />

Arbeit<br />

In unserer Firma gehören folgende Bereiche zum<br />

Bereich Verantwortlich /<br />

Leiter<br />

Forschung<br />

und<br />

Entwicklung<br />

Beschaffung<br />

Produktion<br />

Absatz<br />

Praktische Aufgaben,<br />

sichtbare Ergebnisse, .....<br />

Zeit


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.6 Logistik<br />

4.6.1 Definition von Logistik<br />

Der Logistikbegriff hat eine Evolution erfahren:<br />

Ursprünglich im militärischer Bereich angewendet für Transport, Nachschub,<br />

Bewegung und Unterbringung von Truppen<br />

70er Jahre Transportieren, Umschlagen, Lagern<br />

(klassische Fördertechnik)<br />

80er Jahre Integration, Nutzung von Synergieeffekten in der Beschaffung<br />

90er Jahre Denken in Gesamtsystemen unter konsequenter Anwendung<br />

der Informationstechnologie<br />

Heute „Die Logistik ist das System zur ertragsoptimalen Steuerung<br />

sämtlicher Material- und Warenbewegungen innerhalb und<br />

außerhalb des Unternehmens - von der Güterbeschaffung bis<br />

zur Lieferung der fertigen Produkte an die Verbraucher und<br />

Nutzer.“ (BLV, S. 7)<br />

Unter dem Begriff Logistik wurden in den vergangenen Jahren Konzepte entwickelt und<br />

eigene Abteilungen gegründet, um unternehmensinterne Rationalisierungsvorhaben in<br />

produktionsorientierten Unternehmen in Gang zu bringen. Schwerpunkt bildete die optimale<br />

Gestaltung des Materialflusses mit dem Ziel von kurzen Durchlaufzeiten (z.B. Beschaffung<br />

Just in Time).<br />

4.6.2 Ziele von Logistik<br />

Die Ziele der Logistik sind denen von Lean Production (schlanke Produktion) sehr ähnlich<br />

bzw. sogar vielfach gleich. Solche Ziele sind z.B.:<br />

Veränderung der Unternehmenskultur<br />

• Mensch steht im Mittelpunkt<br />

• Management by Coaching<br />

• Höhere Qualifikation der Mitarbeiter<br />

• Stärkung der Mitarbeiterverantwortung<br />

• Einfache Prozessgestaltung<br />

• Weniger Hierarchie<br />

• Teamarbeit<br />

78


Betriebswirtschaftslehre<br />

Kundenorientierung<br />

• Qualität und Kundenzufriedenheit hat Vorrang<br />

• Bessere Kommunikation<br />

• Zielkostenorientierung (Target Cost)<br />

• Flexibles Produktionsprogramm<br />

Verflechtung mit Zulieferern<br />

• Langfristige Bindung<br />

• Gemeinsame Entwicklungen<br />

• Losgrößenreduzierung<br />

• Just in time<br />

• Verringerung der Fertigungstiefe<br />

Je nachdem welche Ziele für ein Unternehmen gelten werden auch die Bereiche, die in<br />

den logistischen Prozess integriert werden, ausgewählt.<br />

4.6.3 Bereiche der Logistik<br />

Grundsätzlich unterscheidet man drei große Bereiche der Logistik:<br />

• Beschaffungslogistik als Bereitstellung der fremdbezogenen Materialien und<br />

Waren und die damit verbundene Kommunikation mit den Lieferanten<br />

• Produktionslogistik als Fluss der Materialien und der selbstgefertigten Zwischenprodukte<br />

durch die Produktion und die damit verbundenen Planungs-<br />

und Steuerungsprozesse<br />

• Absatzlogistik als Versorger der Abnehmer im Absatzmarkt mit Produkten<br />

und Ersatzteilen und die hierfür erforderlichen Planungs- und Steuerungsprozesse<br />

Logistik ist eine Querschnittsfunktion und betrifft zwei Ebenen (siehe auch Abbildung unten):<br />

• Operative Logistik = Organisation des Materialflusses<br />

• Steuernde Logistik = Organisation des Informationsflusses<br />

Neben Material- und Informationsflussebene gewinnt die Managementebene zunehmend<br />

an Bedeutung. Es sind neben den horizontalen Prozessketten des Material- und Informationsflusses<br />

auch die vertikalen Managemententscheidungen in einem Unternehmen zu<br />

gestalten und zu optimieren.<br />

79


Betriebswirtschaftslehre<br />

Lieferant<br />

Einkauf<br />

Unternehmen<br />

Lager<br />

Verkauf<br />

Ware Ware<br />

Abb. 36: Logistischer Prozess<br />

Logistik ist die Planung, Durchführung und Kontrolle des Warenflusses über alle Wertschöpfungsstufen<br />

hinweg.<br />

Logistik im herkömmlichen Sinne befasst sich mit :<br />

• Beschaffung<br />

• Lagerung<br />

• Transport<br />

4.6.4 Methoden der Logistik<br />

Geldfluss (bar, auf Ziel)<br />

Informationsfluss<br />

Logistischer Prozess<br />

In der Logistik werden eine Reihe von Methoden unterschieden. Eine neuere Methode, die<br />

vor allem Lagerkosten sparen hilft ist die Anlieferung bei Bedarf (JIT – Just in time). Dazu<br />

ist notwendig:<br />

• Zusammenführen des Kunden- und Lieferantenlagers<br />

• Transportmittel übernehmen Aufgaben der Lagerhaltung<br />

• Zeitgemäße Datenverarbeitung und –übertragung<br />

• Verbindung der Warenwirtschaftssysteme des Kunden und Lieferanten<br />

Ziele von JIT:<br />

• Vermeidung bzw. Minimierung von Lagerbeständen<br />

• Erreichung möglichst kurzer Durchlaufzeiten<br />

• Verbesserung der Qualität<br />

• Erzielung von Kostenvorteilen<br />

80<br />

Kunde


Betriebswirtschaftslehre<br />

JIT – Bauelemente:<br />

• Produktionssynchrone Beschaffung<br />

• Fertigungssegmentierung<br />

• integriertes Informationssystem<br />

Unter produktionssynchroner Beschaffung versteht man vertragliche Regelungen (langfristiger<br />

Partner) zwischen den Partnern, Einbeziehung des Zulieferers in die eigene Ablauforganisation.<br />

Fertigungssegmentierung bedingt flexible Fertigung, hohes Qualitätsniveau und ein angepasstes<br />

Dispositions- und Kommunikationssystem beim Zulieferer.<br />

JIT ist aber nicht für alle Produkte und Organisationen anwendbar.<br />

4.6.5 Logistikpartner<br />

Logistikpartner können sein:<br />

• Frachtführer<br />

gewerbsmäßige Beförderung von Gütern nach Abschluss eines<br />

Frachtvertrages<br />

• Lagerhalter<br />

übernehmen die sachgemäße Lagerung und Aufbewahrung von Gütern<br />

gegen Gebühren<br />

• Spediteure<br />

übernehmen bzw. vermitteln Güterversendung, Lagerung, div. Arbeiten<br />

gegen Gebühren<br />

Abb. 37: Logistikpartner<br />

Werk<br />

81<br />

K<br />

u<br />

n<br />

d<br />

e


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.6.6 Supply-Chain Management<br />

Unter Supply-Chain Management (SCM) versteht man die Planung und Steuerung der<br />

Logistikkette eines produzierenden Unternehmens beginnend von seinen Lieferanten<br />

(auch Vorlieferanten) bis zu seinen Kunden (oft auch bis zu den Endverbrauchern). Man<br />

blickt also über den innerbetrieblichen Rand hinaus auf das gesamte Netzwerk der Partner<br />

und baut einen „e-bussiness-Verbund“ auf. D.h. Zusammenarbeit von unterschiedlichen<br />

Partnern entlang der Wertschöpfungskette.<br />

Folgende Nutzenkomponenten sind damit zu erreichen:<br />

• Kostensenkungen durch den Austausch von Bestandsinformationen<br />

und dadurch der Reduzierung Ihrer Bestände, bessere Auslastung Ihrer<br />

Anlagen und Verkürzung der Produktzyklusdauer, durch Verringerung<br />

der Geldumlaufzeit, strategische Bezugsquellenerschließung und<br />

verminderten Logistikaufwand<br />

• Verbesserung des Kundenservice durch eine genauere Auftragserfüllung,<br />

größere Termintreue und vollständige Aufträge<br />

• Umsatzzuwächse durch eine schnellere Produkteinführung auf dem<br />

Markt und bessere Abstimmung von Angebot und Nachfrage, durch<br />

die Versorgungsengpässe vermieden werden<br />

• Bessere Reaktionsfähigkeit durch einen verbesserten Überblick über<br />

Angebot und Nachfrage und die Möglichkeit, auf unerwartete<br />

Nachfrageänderungen zu reagieren<br />

• Rentabilitätssteigerung durch effizienteren Einsatz von Produktionsanlagen<br />

und Materialien aufgrund transparenterer Informationen über<br />

Nachfrage, Lagerbestände und Kapazitäten<br />

82


Betriebswirtschaftslehre<br />

4.7 Kontrollfragen<br />

1. Wie hoch ist der jährliche Umsatz im österreichischen Handel<br />

2. Wie ist Österreich unter die Handelsnationen einzuordnen<br />

3. Was ist der Vorläufer des Internet-Shopping<br />

4. Nennen Sie zwei mögliche Maßnahmen des Handels, um die Nahversorgung<br />

zu sichern<br />

5. Nennen Sie die Stufen des Marktzyklus<br />

6. Beschreiben Sie den Beschaffungszyklus<br />

7. Nennen Sie die Phasen der Produktion<br />

8. Nennen Sie drei Ziele der Produktion<br />

9. Welche Produktionstypen können Sie nach dem Fertigungsablauf unterscheiden<br />

10. Beschreiben Sie Kommunikation<br />

11. Zeichnen Sie den Logistischen Prozess<br />

12. Nennen Sie die JIT – Bauelemente<br />

13. Wer zählt als Logistikpartner<br />

83


Betriebswirtschaftslehre<br />

5 RECHNUNGSWESEN<br />

Das wirtschaftende Unternehmen erstellt Leistungen für Dritte. Dazu bedarf es zweckentsprechender<br />

Vermögenswerte, wie Maschinen, Werkzeuge, Rohstoffe, Geldmittel, usw..<br />

Die Finanzierung dieser Vermögenswerte wird dem Unternehmen durch Eigenkapital der<br />

Inhaber oder durch Fremdkapital von Außenstehenden ermöglicht. Von Zeit zu Zeit sind<br />

diese Leistungen und Vermögenswerte festzustellen, um darauf aufbauend als Führungskraft<br />

Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Um vernünftige Entscheidungen<br />

treffen zu können, brauchen Sie Informationen. Ein großer Teil dieser Informationen<br />

kommt aus dem betrieblichen Rechnungswesen bzw. sollte vom betrieblichen Rechnungswesen<br />

bereitgestellt werden.<br />

In Zeiten einer angespannten Wirtschaftslage hat das Rechnungswesen für alle Unternehmen<br />

eine enorme Bedeutung, da hier die zahlenmäßige Erfassung der Güterströme<br />

sowie der Zahlungsströme erfolgt. Durch Betrachtung der Vergangenheit, der Gegenwart<br />

und der Zukunft werden Zahlen aus dem wirtschaftlichen Vorgehen verwertet, um für Entscheidungen<br />

die notwendigen zahlenmäßigen Grundlagen zu liefern.<br />

5.1 Grundlagen des Rechnungswesens<br />

Das betriebliche Rechnungswesen dient der mengen- und wertmäßigen Erfassung, Verarbeitung,<br />

Abbildung und Überwachung sämtlicher Zustände und Vorgänge (Geld- und Leistungsströme),<br />

die im Zusammenhang des betrieblichen Leistungsprozesses auftreten.<br />

Dabei lässt es sich in das interne und das externe Rechnungswesen unterteilen.<br />

Folgende Abbildung stellt die Struktur des betrieblichen Rechnungswesens dar.<br />

Abb. 38: Struktur des betrieblichen Rechnungswesen<br />

5.1.1 Externes Rechnungswesen<br />

Das externe Rechnungswesen (auch Finanzbuchhaltung genannt) wird durch das Handelsrecht<br />

und das Steuerrecht bestimmt. Die Aufgaben des externen Rechnungswesen<br />

sind vor allem die Rechenschaftslegung und die Informationsbereitstellung über die Vermögens-,<br />

Finanz- und Ertragslage des Unternehmens. Es informiert neben den Eigen- und<br />

Fremdkapitalgebern des Unternehmens auch die Mitarbeiter sowie die am Unternehmen<br />

84


Betriebswirtschaftslehre<br />

interessierte Öffentlichkeit. Zudem stellt es die Bezugslage für die Unternehmensbesteuerung<br />

dar.<br />

In der Finanzbuchhaltung werden planmäßig und lückenlos alle Geschäftsfälle, das sind<br />

Wertbewegungen mit den Kunden, Lieferanten, Banken, Finanzamt, usw. aufgezeichnet,<br />

die mit betrieblichen Werten zusammenhängen.<br />

Dies geschieht in zeitlicher Folge mit inhalts- und zahlenmäßiger Angabe.<br />

Das externe Rechnungswesen ist nicht Betrachtungsgegenstand in diesem Modul und<br />

wird daher hier nicht näher dargestellt.<br />

5.1.2 Internes Rechnungswesen<br />

Das interne Rechnungswesen ist weitgehend unternehmensspezifisch gestaltet. Zu seinen<br />

Aufgaben zählen die Dokumentation und Kontrolle aller im Betrieb anfallenden Geld- und<br />

Leistungsströme.<br />

Unter Kosten- und Leistungsrechnung versteht man ein betriebs-wirtschaftliches Informations-<br />

und Leistungsinstrument zur systematischen Erfassung, Verteilung und Zurechnung<br />

der im Rahmen des betrieblichen Leistungserstellungs- und –verwertungsprozesses<br />

entstehenden Kosten.<br />

Die übergeordnete Aufgabe der Kosten- und Leistungsrechnung ist es, die Unternehmensleitung<br />

mit Informationen für die anstehenden Entscheidungen zu unterstützen. Diese übergeordnete<br />

Aufgabe lässt sich in drei Teilaufgaben unterteilen, nämlich die Abbildung,<br />

die Planung und die Kontrolle des Unternehmensprozesses.<br />

Abb. 39: Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung<br />

85


Betriebswirtschaftslehre<br />

• Abbildung des Unternehmensprozesses<br />

Hierbei muss der Ist-Zustand dokumentiert werden. Diese Dokumentation<br />

ist die grundlegende Aufgabe der Kosten- und Leistungsrechnung.<br />

Damit kann der Erfolg (Misserfolg) einer Unternehmung dargestellt<br />

werden.<br />

• Planung des Unternehmensprozesses (Budget- oder Vorschaurechnung)<br />

Damit ein Unternehmen bei sich ändernden Marktbedingungen nicht<br />

nur reaktiv, sondern auch proaktiv (von sich aus) handeln kann, bedarf<br />

es einer Planung des Geschäftsablaufes mit Bezug auf das erwartete<br />

Wirtschaftsgeschehen. Diese Planung beinhaltet die Prognose von<br />

Konsequenzen für alternative Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens.<br />

• Kontrolle des Unternehmensprozesses<br />

Mit der Kosten- und Leistungsrechnung verfügt die Unternehmensleitung<br />

über ein Kontrollinstrument zur Steuerung der unternehmerischen<br />

Prozesse.<br />

Zum betrieblichen Rechnungswesen kann auch die betriebliche Statistik dazugezählt werden.<br />

Hier werden Zahlen aus Buchführung und Kostenrechnung für die betriebliche Planung,<br />

Disposition und Kontrolle erfasst.<br />

Aus betrieblichen Daten werden Durchschnittswerte (z.B. Ermittlung des durchschnittlichen<br />

Materialverbrauches pro Stück), Verhältniszahlen (z.B. Anteil des Auslandsumsatzes<br />

am Gesamtumsatz) u.a. ermittelt, um Beziehungen (Vergleiche) zu früheren betrieblichen<br />

Daten herzustellen.<br />

5.2 Begriffe aus dem Rechnungswesen<br />

5.2.1 Auszahlungen und Einzahlungen<br />

Auszahlungen und Einzahlungen sind Begriffe der Geldrechnung und stellen jeden<br />

Geldabfluss bzw. Geldzufluss (reine Zahlungsvorgänge) im Unternehmen dar. Sie führen<br />

zu einer Verringerung (Erhöhung) vom Kassenbestand oder Bankguthaben<br />

• Auszahlungen � Abfluss von Geldmitteln<br />

• Einzahlungen � Zufluss von Geldmitteln<br />

• Ausgaben � Abfluss von Zahlungsmitteln<br />

(Eingehen von Verbindlichkeiten aufgrund Gütereingänge)<br />

• Einnahmen � Zufluss von Zahlungsmitteln<br />

(Erwerb von Forderungen aufgrund von Produktverkäufen)<br />

86


Betriebswirtschaftslehre<br />

Diese Zahlungsvorgänge berühren nur die Buchhaltung, z.B. die Bezahlung der Stromrechnung,<br />

die Überweisung der Löhne, die Einnahmen in der Kassa (Tageslosung), der<br />

Eingang von Zahlungen durch die Kunden, usw..<br />

5.2.2 Aufwände und Erträge<br />

Aufwände und Erträge sind Begriffe aus der Finanzbuchhaltung und stellen den gesamten,<br />

in einer Abrechnungsperiode bewerteten Güter- und Leistungseinsatz dar. Z.B. die<br />

Abschreibung, die Portospesen, die Löhne, usw. als Aufwand; die Verkaufserlöse, die<br />

Gutschrift von Zinsen, usw. als Erträge.<br />

• Aufwand � Wert aller in der Periode verbrauchten<br />

Produktionsfaktoren<br />

• Ertrag � Wert aller in der Periode erbrachten Güter<br />

und Dienstleistungen<br />

Sie werden in der Finanzbuchhaltung für die Gewinnermittlung gegenübergestellt. Die Aufwände<br />

werden mit den Anschaffungspreisen bewertet.<br />

Zu trennen ist noch der Zweckaufwand (dient zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen<br />

wie Löhne, Materialeinkauf, usw.) vom neutralen Aufwand (dient nicht unmittelbar<br />

zur Erstellung von Leistungen wie Spenden, Spekulationsverluste, usw.).<br />

Es gibt bei diesen Begriffen auch Überschneidungen und Unterschiede:<br />

• Auszahlung aber keine Ausgaben � Gewährung eines Kredites<br />

• Auszahlung = Ausgaben � Barkauf einer Maschine<br />

• Ausgaben aber keine Auszahlung � Kauf einer Maschine auf Kredit<br />

(bewirkt in der Betrachtungsperiode<br />

keine Auszahlungen)<br />

• Ausgaben aber kein Aufwand �<br />

de<br />

Vorauszahlung für eine<br />

Leistung in der nächsten Perio-<br />

• Ausgaben = Aufwand � Bezahlung der Stromrechnung<br />

(ist auch eine Auszahlung)<br />

• Aufwand aber keine Ausgaben � Abschreibungen<br />

87


Betriebswirtschaftslehre<br />

5.3 Kontrollfragen<br />

1. Was sind Ausgaben bzw. Einnahmen?<br />

2. Was bedeutet Aufwand bzw. Ertrag?<br />

3. Was verstehen Sie unter Kosten- und Leistungsrechnung?<br />

4. Was verstehen Sie unter betrieblicher Statistik?<br />

88


Betriebswirtschaftslehre<br />

6 SCHLUSS- UND PROZENTRECHNEN<br />

(Vgl. LEUT, S.3ff)<br />

Im Gegenstand <strong>Betriebstechnik</strong> wird der Schwerpunkt auf Kostenrechnung und Kalkulation<br />

gelegt. Da bei Kalkulationen häufig Schluss- und Prozentrechnen benötigt werden, wird<br />

nachfolgend darauf eingegangen.<br />

6.1 Rechenvorgang<br />

Der Einsatz von Taschenrechner und Computer erweckt den Eindruck, man könne das<br />

Rechnen zur Gänze der Maschine überlassen.<br />

Dies ist nur bedingt richtig, denn es sind bei der Lösung jeder Aufgabe grundsätzlich zwei<br />

Schritte zu unterscheiden:<br />

a) Problemanalyse<br />

Das Erkennen, worum es bei einer konkreten Aufgabe überhaupt geht, ist Voraussetzung<br />

für das folgerichtige Schließen und den richtigen Ansatz der Rechnung. Neben dem Ansatz<br />

soll immer ein mögliches Ergebnis vorweggenommen werden.<br />

Bevor die Maschine das Ergebnis ausgibt, sollen wir gedanklich ein Schätzergebnis festhalten.<br />

Abb. 40: Rechenvorgang<br />

Denken<br />

�<br />

Ergebnis schätzen<br />

�<br />

Rechnen<br />

b) Rechentechnische Durchführung<br />

Neben der Anwendung der Grundrechenarten handelt es sich bei der Kalkulation und Kostenrechnung<br />

um Kombinationen von Schlussrechnung, Prozentrechnung und Zinsenrechnung.<br />

89


Betriebswirtschaftslehre<br />

6.2 Schlussrechnung<br />

Die Schlussrechnung hilft uns, aus drei gegebenen Größen eine vierte zu bestimmen.<br />

6.2.1 Einfache Schlussrechnung<br />

Hinsichtlich der Verhältnisse unterscheiden wir:<br />

Direkte bzw. gerade Verhältnisse<br />

• je größer, desto größer bzw. je mehr, desto mehr<br />

• je kleiner, desto kleiner bzw. je weniger, desto weniger<br />

Ein direktes bzw. gerades Verhältnis liegt vor, wenn eine Vervielfachung der einen Größe<br />

eine gleiche (proportionale) Vervielfachung der anderen Größe bewirkt, z.B.:<br />

• Je größer der Stundenlohn eines Arbeiters ist, desto größer ist auch<br />

sein gesamter Lohn<br />

• Je mehr Kapital wir anlegen, desto mehr Zinsen erhalten wir<br />

Oder die Teilung der einen Größe bewirkt eine gleiche (proportionale) Teilung der anderen<br />

Größe, z.B.:<br />

• Je kleiner der Transportweg ist, desto kleiner sind auch die Frachtkosten<br />

• Je weniger Kapitalbeteiligung gegeben ist, desto weniger Gewinnanteil<br />

kann beansprucht werden<br />

Indirekte bzw. umgekehrte (reziproke) Verhältnisse<br />

• je größer, desto kleiner bzw. je mehr, desto weniger<br />

• je kleiner, desto größer bzw. je weniger, desto mehr<br />

Ein indirektes bzw. umgekehrtes (reziprokes) Verhältnis liegt vor, wenn eine Vervielfachung<br />

der einen Größe eine gleiche (proportionale) Teilung der anderen Größe bewirkt,<br />

z.B.:<br />

• Je größer die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges ist, desto kleiner ist<br />

der Zeitaufwand für eine bestimmte Strecke<br />

• Je mehr Arbeiter an einem Projekt tätig sind, desto weniger Zeit ist für<br />

die Fertigstellung notwendig<br />

Oder eine Teilung der einen Größe bewirkt eine gleiche (proportionale) Vervielfachung der<br />

anderen Größe, z.B.:<br />

• Je kleiner die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges ist, desto größer ist<br />

der Zeitaufwand für eine bestimmte Strecke<br />

• Je weniger Arbeiter an einem Projekt arbeiten, desto mehr Zeit ist für<br />

die Fertigstellung notwendig<br />

90


Betriebswirtschaftslehre<br />

Ansatz der Schlussrechnung<br />

In der 1. Zeile steht das, was wir wissen: � der Bedingungssatz<br />

In der 2. Zeile steht das, was wir wissen wollen: � der Fragesatz<br />

Es stehen gleiche Benennungen immer untereinander.<br />

Beispiel direktes Verhältnis:<br />

10 Mappen kosten.........12,00 € � Bedingungssatz<br />

8 Mappen kosten..............X € � Fragesatz<br />

___________________________________________________<br />

X : 12 = 8 : 10 � X = 8 * 12 / 10 � X = 9,60 €<br />

Beispiel indirektes Verhältnis:<br />

12 Arbeiter benötigen für eine Arbeit .......60 Stunden � Bedingungssatz<br />

8 Arbeiter benötigen für diese Arbeit....... X Stunden � Fragesatz<br />

________________________________________________________________<br />

X : 60 = 12 : 8 � X = 12 * 60 / 8 � X = 90 Stunden<br />

6.2.2 Kettensatz<br />

Der Kettensatz ist eine Schlussrechnung mit direktem Verhältnis, wobei mehrere Schlüsse<br />

in einem Rechenvorgang untergebracht werden können - die Schlüsse werden „aneinander<br />

verkettet“, daher die Bezeichnung Kettensatz.<br />

In der Aufgabe sind zuerst der Fragesatz und anschließend die Bedingungssätze zu erkennen.<br />

Vorgangsweise:<br />

• einen senkrechten Bruchstrich ziehen<br />

• den Fragesatz anführen (die Frage X steht links vom Bruchstrich)<br />

• mit dem Bedingungssatz fortfahren, dessen Bezeichnung (B) gleich<br />

der Bezeichnung (B) im Fragesatz ist<br />

• nächster Bedingungssatz, der mit der vorangegangenen Bezeichnung<br />

fortsetzt<br />

• die letzte Bezeichnung im letzten Bedingungssatz muss gleich der Bezeichnung<br />

der Frage X sein<br />

91


Betriebswirtschaftslehre<br />

Aufbau einer Kette:<br />

Zähler = Z<br />

Nenner = N<br />

N Z<br />

X B1 B2<br />

B2 B3<br />

B3 B4<br />

B4 B1<br />

B1 bis B4 ist die jeweilige Bezeichnung (Benennung)<br />

Beispiel:<br />

4860 kg einer Ware kosten in der Schweiz 972,-- Franken. Wie viel € kostet 1 kg dieser<br />

Ware in Linz? 1 Franken kostet € 0,66<br />

Zähler = Z<br />

Nenner = N<br />

N Z<br />

X € 1 kg Fragesatz beginnt mit €<br />

4860 kg 972 FRA 1. Bedingungssatz<br />

1 FRA 0,66 € 2. Bedingungssatz endet mit €<br />

X = 1 * 972 * 0,66 / 4.860 x 1 X = 0,13 €<br />

92


Betriebswirtschaftslehre<br />

Übungsbeispiele:<br />

1) Ein japanischer Werkzeugsatz kostet US-$ 93,50. Wie viele € sind zu bezahlen,<br />

wenn 155 Sätze gekauft werden? $-Kurs 0,78 d.h. 1 US-$ kostet € 0,90<br />

X =<br />

Zähler = Z<br />

Nenner = N<br />

N Z<br />

2) Beim Kauf einer Ware wurden 3 % Skonto (= € 41,80) gewährt. Wie hoch war der Warenwert<br />

(Preis der Ware)?<br />

X =<br />

Zähler = Z<br />

Nenner = N<br />

N Z<br />

93


Betriebswirtschaftslehre<br />

6.3 Prozentrechnung<br />

6.3.1 Technik der Prozentrechnung<br />

Werden absolute Zahlen miteinander in Beziehung gebracht, so ergibt dies oft ein falsches<br />

Bild. Mithilfe der Prozentrechnung kann eine echte Relation dargestellt werden.<br />

Herr Ahorner verdient € 2.450,00 pro Monat und bekam eine Belohnung von € 235,00.<br />

Frau Singler verdient € 1.748,00 pro Monat und bekam eine Belohnung von € 195,00.<br />

Im Hinblick auf den Monatsverdienst stellt sich die Frage: wer von den beiden schnitt besser<br />

ab?<br />

Ihre Antwort: Begründung:<br />

Prozent (%) bedeutet „Hundertstel“.<br />

Ausgangspunkt für die Überlegung bei der Prozentrechnung ist daher die Basis 100.<br />

Grundwert (G).<br />

Der Grundwert (Basis) ist jener Wert, der mit 100 zu vergleichen ist. Wird in der realen<br />

Benennung z.B. in €, kg, m usw., ausgedrückt.<br />

Er wird auch als „reiner Grundwert“ bezeichnet und beträgt immer 100 %.<br />

Prozentsatz (% oder p)<br />

gibt an, wie viele Teile einer Zahl vergleichsweise auf 100 entfallen;<br />

ist der „Von-Hundert-Satz“.<br />

Prozentwert (P)<br />

entspricht dem hundertsten Teil des Grundwertes (G) mal dem Prozentsatz (p oder %).<br />

Promille (‰)<br />

bedeutet den tausendsten Teil einer Benennung.<br />

94


Betriebswirtschaftslehre<br />

Zurück zu unserem Beispiel Ahorner:<br />

Die Relation der Belohnung zum Verdienst stellt sich wie folgt dar:<br />

2.450,00 :<br />

235,00 =<br />

100 :<br />

X<br />

(G oder B)<br />

sprich:<br />

(P) (100) (%)<br />

G verhält sich P<br />

zu<br />

so wie 100 zu X<br />

X = P * 100 / G = 235,00 * 100 / 2.450,00 = 9,59 %<br />

Herr Ahorner erhält eine Belohnung im Ausmaß von 9,59 % seines Verdienstes.<br />

Die Belohnung von Frau Singler beträgt .......... % ihres Verdienstes.<br />

G : P = 100 : X<br />

X = ---------------------- =<br />

Erst jetzt lässt sich beurteilen, wer besser abschnitt: Frau Singler<br />

6.3.2 Arten der Prozentrechnung<br />

Dazu ein einfaches Kalkulationsbeispiel. Beginnen Sie die Kalkulation bei den angegebenen<br />

Ausgangspositionen (vom Verkaufspreis zum Einstandspreis kalkulieren):<br />

Einstandspreis der Ware 4.850,00 €<br />

100 %<br />

+ 40% Regien 1.940,00 € + 40 % Regien<br />

= Selbstkosten 6.790,00 € = 140 % ; 100 %<br />

+ 20 % Gewinn 1.358,00 € + 20 % Gewinn<br />

= Verkaufspreis 8.148,00 € = 120 %<br />

Prozentrechnung von hundert (vh)<br />

Der reine Grundwert(G) ist gegeben, er entspricht der Basis von 100 %.<br />

Wollen wir die Höhe der Regien (P) errechnen, so können wir dies auf drei Arten:<br />

95


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel mit der Prozentrechnung:<br />

G (B) : P = 100 : %<br />

4.850,00 : P = 100 : 40<br />

P = 4.850,00 * 40 / 100 � P = 1.940,00 €<br />

Beispiel mit der Schlussrechnung:<br />

100 %.............................4.850,00 €<br />

40 %................................... X<br />

X : 4.850 = 40 : 100 � X = 4.850 * 40 / 100 � X = 1.940,00 €<br />

Beispiel mit dem Kettensatz:<br />

X € 40 %<br />

100 % 4.850,00 €<br />

X = 40 * 4.850 / 100 � X = 1.940,00 €<br />

Prozentrechnung in hundert (ih)<br />

Gegeben ist der um den Prozentwert verminderte Grundwert (G - P).<br />

Beispiel:<br />

Wir erhalten 3 % Skonto und bezahlen somit nur 7.903,56 €.<br />

Wie hoch war der Verkaufspreis?<br />

(G - P) : P = (100 - %) : %<br />

7.903,56 : P = 97 : 3<br />

7.903,56 * 3<br />

P = ---------------------- = 244,44 €<br />

97<br />

Prozentrechnung auf hundert (ah oder inklusive)<br />

Gegeben ist der um den Prozentwert vermehrte Grundwert (G + P) . In unserem Beispiel<br />

wissen wir, dass 20 % Gewinn aufgeschlagen werden. Wie viele EURO sind dies?<br />

(G + P) : P = (100 + %) : %<br />

8.148,00 : P = 120 : 20<br />

8.148,00 * 20<br />

P = ------------------------ = 1.358,00 €<br />

120<br />

96


Betriebswirtschaftslehre<br />

Übungsbeispiele:<br />

1) Durch eine starke Konkurrenz vermindert sich in einem Handelsbetrieb beim Artikel D<br />

der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 60 %. Heuer konnten nur noch 8.516 Stück<br />

verkauft werden.<br />

Wie viel Stück wurden im Vorjahr verkauft?<br />

Wie viel Stück beträgt der Umsatzrückgang?<br />

Umsatzrückgang:<br />

2) Bei einer Ware beträgt die Tara (Verpackung) 16,4 % (bzw. 1.218 kg) des Bruttogewichtes.<br />

Wie viele kg beträgt das Bruttogewicht?<br />

Wie viele kg beträgt das Nettogewicht?<br />

Nettogewicht:<br />

3) Flugzeug A legt eine Strecke von 7.380 km in 9 Stunden und 20 Minuten zurück. Flugzeug<br />

B durchfliegt die gleiche Strecke um 15 % schneller.<br />

Wie viele Stunden und Minuten ist das zweite Flugzeug in der Luft?<br />

Um wie viele Stunden und Minuten fliegt das zweite Flugzeug schneller als das Erste?<br />

Zweite Flugzeug schneller um:<br />

97


Betriebswirtschaftslehre<br />

4) Der Listenverkaufspreis netto für eine Schlagbohrmaschine wurde am 1. April um 8,4 %<br />

herabgesetzt und beträgt derzeit € 354,95.<br />

Wie teuer war das Gerät im März?<br />

Wie viel € beträgt die Preissenkung?<br />

Preissenkung:<br />

5) Beim Trocknen von 3.825 kg einer Ware haben wir einen Verlust von 803,25 kg.<br />

Wie viel % beträgt der Trocknungsverlust?<br />

Wie viel kg Ware besitzen wir nach dem Trocknen?<br />

Ware nach dem Trocknen:<br />

6) Eine Ware kostet laut Preisliste € 35.418,00 netto. Es werden uns 14,5 % Rabatt gewährt.<br />

Wie viel € wurden uns nachgelassen?<br />

Wie viel € müssen wir für die Ware bezahlen?<br />

Bezahlung:<br />

98


Betriebswirtschaftslehre<br />

6.3.3 Prozentrechnen in der Kalkulation<br />

Das häufigste Anwendungsgebiet der Prozentrechnung ist die Kalkulation oder Warenrechnung.<br />

Dabei sollen Preise, Kosten, Nachlässe, Umsatzsteuer, usw. errechnet werden.<br />

Für die Prozentrechnung wird die Beschreibung der Zuschlagskalkulation vorweggenommen.<br />

Um die Gemeinkostenzuschlagsätze zu errechnen, die nachfolgend als bereits gegeben<br />

angenommen wurden, bedarf es der Betriebsbuchhaltung. Sie dient der Verteilung<br />

der Kostenarten auf die Kostenstellen und im Anschluss daran der Berechnung der Zuschlagssätze.<br />

Beispiele:<br />

1) Einkauf von brutto 2.000 kg Äpfeln, 10 % Tara, zu € 160,00 / 100 kg mit 15 % Rabatt<br />

und 3 % Skonto. Wie hoch ist der Kassapreis ohne Umsatzsteuer?<br />

Brutto 2.000 kg<br />

-10 %Tara 200 kg<br />

Netto 1.800 kg zu 160,00 € / 100 kg 2.880,00 €<br />

- 15 % Rabatt 432,00 €<br />

2.448,00 €<br />

- 3 % Skonto 73,44 €<br />

Kassapreis 2.374.56 €<br />

2) Kassapreis ohne MWSt. € 12.470,00 20 % Rabatt, 2 % Skonto, wie hoch ist der<br />

Warenwert?<br />

Warenwert<br />

- 20 % Rabatt<br />

- 2 % Skonto<br />

Kassapreis 12.470,00 €<br />

Entsprechend dem Kalkulationsziel unterscheiden wir zwischen:<br />

• progressiver oder fortschreitender Kalkulation, wenn vom Warenwert oder<br />

Einstandspreis ausgehend der Listenverkaufspreis ermittelt werden soll<br />

• retrograder oder rückschreitender Kalkulation, wenn vom Listenverkaufspreis<br />

ausgehend der Einstandspreis oder Warenwert ermittelt werden soll<br />

(bei großer Konkurrenz)<br />

• Differenzkalkulation besteht dann, wenn ein möglicher Gewinn (oder Verlust)<br />

errechnet werden soll. Dies ergibt sich aus der Differenz von Nettoverkaufspreis<br />

minus Selbstkosten.<br />

99


Betriebswirtschaftslehre<br />

Bezugs- oder Einkaufskalkulation ist die Kalkulation im Beschaffungs- oder Einkaufsbereich.<br />

Absatz- oder Verkaufskalkulation ist die Kalkulation im Absatz- oder Verkaufsbereich.<br />

Das Kalkulieren der Preise erfolgt unter Anwendung eines Kalkulationsschemas.<br />

Warenwert, Bruttorechnungspreis oder Listenpreis exkl. MWSt.<br />

- Lieferantenrabatt<br />

= Zieleinkaufspreis<br />

- Lieferantenskonto<br />

= Einkaufspreis oder Nettorechnungspreis<br />

+ Bezugskosten (Fracht, Zoll, Versicherungen, usw.)<br />

= Einstandspreis<br />

+ Regien oder Gemeinkosten<br />

= S e l b s t k o s t e n p r e i s<br />

+ Gewinn<br />

= Kassa- oder Nettoverkaufspreis<br />

+ Kundenskonto<br />

= Zielverkaufspreis<br />

+ Kundenrabatt<br />

= Listenverkaufspreis netto (exkl. MWSt.)<br />

+ Mehrwertsteuer<br />

= Listenverkaufspreis brutto<br />

Abb. 41: Kalkulationsschema<br />

Nachfolgend einige Beispiele zum Üben der Prozentrechnung und Kalkulation.<br />

100<br />

Wareninput<br />

Warenoutput<br />

Bezugs- oder Einkaufskalkulation<br />

Absatz- oder<br />

Verkaufskalkulation


Betriebswirtschaftslehre<br />

Übungsbeispiele:<br />

1) Progressive Kalkulation:<br />

Ein Großhändler erhält von seinem Lieferanten Ware. Laut Rechnung beträgt der Warenwert<br />

€ 18.456,00. Der Lieferant gewährt 22 % Rabatt und 2 % Skonto bei vereinbarter<br />

Barzahlung.<br />

Zu welchem Listenverkaufspreis brutto kann der Großhändler diese Ware anbieten,<br />

wenn er mit folgenden Zuschlägen kalkulieren muss:<br />

12,8 % Bezugskosten, 33,4 % Gemeinkosten, 15 % Gewinn, 3 % Kundenskonto, 23 %<br />

Kundenrabatt und 20 % MWSt.?<br />

% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />

(G)<br />

Warenwert<br />

18.456,00 100 %<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

Lieferantenrabatt<br />

Zieleinkaufspreis<br />

Lieferantenskonto<br />

Einkaufspreis (bezahlt)<br />

Bezugskosten<br />

Einstandspreis<br />

Gemeinkosten (Regien)<br />

Selbstkosten<br />

Gewinn / Verlust<br />

Verkaufspreis netto<br />

Kundenskonto<br />

Zielverkaufspreis<br />

Kundenrabatt<br />

Listenverkaufspreis netto<br />

Mehrwertsteuer<br />

Listenverkaufspreis brutto<br />

101<br />

4.060,32<br />

14.395,68<br />

287,91<br />

14.107,77<br />

1.805,79<br />

15.913,56<br />

5315,13<br />

21.228,69<br />

3.184,30<br />

24.412,99<br />

755,04<br />

25.168,03<br />

7.517,72<br />

32.685,76<br />

6.537,15<br />

39.222,91


Betriebswirtschaftslehre<br />

2) Retrograde Kalkulation:<br />

Der Unternehmer Mitter beabsichtigt, einen Artikel neu einzuführen, der von der Konkurrenz<br />

bereits zu folgenden Bedingungen angeboten wird: Listenverkaufspreis brutto €<br />

8.216,50 inkl. 20 % MWSt., 15 % Rabatt und 2 % Skonto bei Barzahlung. Mitter erhält<br />

von seinem Lieferanten 20 % Rabatt und 3 % Skonto. Mitter kalkuliert mit folgenden<br />

Zuschlägen: 17 % Gewinn, 33 % Gemeinkosten und 12 % Bezugskosten.<br />

Zu welchem Preis (Warenwert) darf Mitter diesen Artikel höchstens einkaufen, damit er<br />

zu den gleichen Konditionen verkaufen kann wie die Konkurrenz?<br />

% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

Warenwert<br />

Lieferantenrabatt<br />

Zieleinkaufspreis<br />

Lieferantenskonto<br />

Einkaufspreis (bezahlt)<br />

Bezugskosten<br />

Einstandspreis<br />

Gemeinkosten (Regien)<br />

Selbstkosten<br />

Gewinn / Verlust<br />

Verkaufspreis netto<br />

Kundenskonto<br />

Zielverkaufspreis<br />

Kundenrabatt<br />

Listenverkaufspreis netto<br />

Mehrwertsteuer<br />

Listenverkaufspreis brutto<br />

102


Betriebswirtschaftslehre<br />

3) Differenzkalkulation:<br />

Die Versiegelung Hart CX100 wird von der Erzeugerfirma Hart zum Preis von € 480,90<br />

angeboten, abzüglich 10 % Rabatt und 2 % Skonto. Der Händler A möchte diesen Artikel<br />

einführen. A weiß, dass die Konkurrenz die Versiegelung um € 820,50 (inkl. 20%<br />

MWSt.) anbietet und 12 % Rabatt und 2 % Skonto gewährt.<br />

Kann A mit dem Angebot seiner Konkurrenz mithalten, wenn er zu den gleichen Bedingungen<br />

seine Kunden beliefern will? Wie hoch ist für A der Gewinn bzw. Verlust (in Euro<br />

und in Prozent), wenn er mit 8 % Bezugskosten und 23,5 % Regien kalkuliert?<br />

% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

=<br />

Warenwert<br />

Lieferantenrabatt<br />

Zieleinkaufspreis<br />

Lieferantenskonto<br />

Einkaufspreis (bezahlt)<br />

Bezugskosten<br />

Einstandspreis<br />

Gemeinkosten (Regien)<br />

Selbstkosten<br />

Gewinn / Verlust<br />

Verkaufspreis netto<br />

Kundenskonto<br />

Zielverkaufspreis<br />

Kundenrabatt<br />

Listenverkaufspreis netto<br />

Mehrwertsteuer<br />

Listenverkaufspreis brutto<br />

103


Betriebswirtschaftslehre<br />

6.4 Kontrollfragen<br />

1. Geben Sie ein Beispiel für ein direktes Verhältnis bei der Schlussrechnung an:<br />

2. Für welche Art der Rechnung hat der Kettensatz Bedeutung?<br />

3. Was bezeichnet man als Grundwert bei der Prozentrechnung?<br />

4. Nennen Sie die drei Arten der Prozentrechnung:<br />

5. Definieren Sie Absatz- oder Verkaufskalkulation:<br />

104


Betriebswirtschaftslehre<br />

7 GRUNDLAGEN DER KOSTENRECHNUNG<br />

Neben der für jeden Betrieb obligatorischen Finanzbuchhaltung oder Buchführung im engeren<br />

Sinne, enthält das Rechnungswesen der meisten Betriebe auch eine Kosten- und<br />

Leistungsrechnung, deren Kernstück die Kalkulation (Kostenträgerrechnung), die Betriebsabrechnung<br />

(Betriebsbuchhaltung), die Deckungsbeitragsrechnung und die Plan-<br />

oder<br />

Sollkostenrechnung sind. Die Kostenrechnung unterliegt, bis auf wenige Ausnahmen, keinen<br />

rechtlichen Vorschriften.<br />

Viele unternehmerische Entscheidungen erweisen sich als besser begründet, wenn sie<br />

sich auf eine Kosten-Volumen-Analyse stützen können.<br />

Diese besteht hauptsächlich aus der Untersuchung der Auswirkungen einer Änderung des<br />

Produktionsvolumens, der Produktionsart und der dadurch verursachten Kosten auf den<br />

betrieblichen Erfolg.<br />

Wenn diese Zusammenhänge unberücksichtigt bleiben, werden die Verantwortlichen oft<br />

dazu verleitet, falsche Entscheidungen zu treffen, die den Geschäftserfolg mehr oder weniger<br />

in Frage stellen.<br />

Entscheidungen können sich auf Situationen unterschiedlicher Art beziehen, wie beispielsweise:<br />

Fragen Antworten inkl. Begründung<br />

Sollen wir die Verkaufspreise unserer<br />

Produkte ändern?<br />

Ist es hinsichtlich der Entlohnung des<br />

Verkaufspersonals angebracht, ein<br />

System fixer Löhne durch ein System<br />

von Löhnen auf Provisionsbasis zu ersetzen?<br />

Lohnt es sich, einen zusätzlichen Auftrag<br />

zu einem niedrigeren Verkaufspreis<br />

anzunehmen?<br />

Ist es vorteilhafter, mit der Eigenproduktion<br />

fortzufahren oder die Produkte<br />

von Dritten zu beziehen (Fremdbezug)?<br />

105


Betriebswirtschaftslehre<br />

Um für solche Entscheidungen mehr Verständnis zu bekommen, müssen wir uns nun mit<br />

den Grundlagen der Kostenrechnung auseinandersetzen (vgl. LEUT, S.31ff).<br />

Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass 70 – 80 % der Kosten eines Produktes<br />

bereits bei der Konstruktion festgelegt werden.<br />

Dies bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der Kosten in der Produktionsphase und den nachfolgenden<br />

Wertschöpfungsstufen beeinflussbar sind.<br />

Um die Wettbewerbsfähigkeit eines Produktes nicht schon vor seiner Markteinführung zu<br />

gefährden, muss die Beeinflussung der Produktionskosten daher möglichst frühzeitig beginnen.<br />

Grundsätzlich muss sich jeder Unternehmer bzw. Mitarbeiter klar sein, dass die Kosten<br />

nur über den Markt erwirtschaftet werden können.<br />

Positive Betriebsergebnisse sind nur zu erzielen, wenn alle Kosten abgedeckt werden<br />

können.<br />

Dazu ist die Kostenrechnung das notwendige Informations- und auch Planungsinstrument.<br />

7.1 Begriffe aus der Kostenrechnung<br />

Betriebsleistung ist das Ergebnis der betrieblichen Leistungserstellung. Oder die Summe<br />

der erzeugten Güter und Dienstleistungen in Geld ausgedrückt. Leistung ist gleich Betriebsertrag.<br />

Betriebsergebnis oder kalkulatorischer Gewinn oder kalkulatorischer Erfolg ergibt sich<br />

aus Leistung – Kosten.<br />

Kosten und Leistungen sind Begriffe der Betriebsbuchhaltung oder Kostenlehre, die innerbetriebliche<br />

Vorgänge erfasst und auf einen Auftrag oder eine Kostenstelle zurechnet.<br />

Was in der Buchhaltung die Gewinnermittlung ist, ist in der Kostenrechnung die Berechnung<br />

des kalkulatorischen Betriebsergebnisses.<br />

In der Buchhaltung werden Aufwände und Erträge einander gegenüber gestellt und so ergibt<br />

sich der Gewinn. Dieser ist Besteuerungsgrundlage.<br />

In der Kostenrechnung werden Aufwände zu Kosten korrigiert. Nach den denselben Überlegungen<br />

werden auch die Erträge eines Unternehmens zur Betriebsleistung.<br />

In der Buchhaltung müssen auch Erträge als Besteuerungsgrundlage verbucht werden,<br />

die mit der Leistungserstellung im Betrieb nicht zu tun haben.<br />

Z.B. die Mieteinnahmen für betrieblich nicht genutzte Anlagen scheinen zwar als steuerlicher<br />

Ertrag auf, werden aber nicht als Teil der Betriebsleistung gesehen. Das Betriebsergebnis<br />

stellt den betriebswirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens dar.<br />

Ist das kalkulatorische Betriebsergebnis positiv, so konnten alle Kosten des Unternehmens,<br />

die für die Leistungserstellung notwendig waren, abgedeckt werden. Ist es negativ,<br />

so ist nicht kostendeckend gearbeitet worden.<br />

106


Betriebswirtschaftslehre<br />

Ermittlung des kalkulatorischen Betriebsergebnisses:<br />

+ Betriebsleistung<br />

- Gesamtkosten<br />

__________________________________<br />

= +/- Kalkulatorisches Betriebsergebnis<br />

==============================<br />

Kapazität ist das planmäßige Leistungsvermögen, die Leistungsfähigkeit eines Betriebes<br />

ausgedrückt in Maschinenstunden oder Mengeneinheiten:<br />

• Totalkapazität ist der gesamte grundsätzliche Leistungsvorrat eines<br />

Betriebes<br />

• Periodenkapazität ist der Anteil der Totalkapazität für eine bestimmte<br />

Periode<br />

Da die Erzeugung immer kapitalintensiver wird, ist es erforderlich die Kapazitäten unterschiedlich<br />

auszulasten, um so die Produktion dem Bedarf anzupassen.<br />

Leistungsbereitschaft ist jener Teil der Periodenkapazität, der zur unmittelbaren Nutzung<br />

bereitgestellt wurde.<br />

Beschäftigungsgrad (B %) gibt an, zu wie viel Prozent die Kapazität ausgenutzt wird.<br />

genutzte Kapazität (Ist-Beschäftigung) x 100<br />

B % = ------------------------------------------------------<br />

Gesamtkapazität (Vollbeschäftigung)<br />

Beispiel: Bei der Zigarettenerzeugung gibt es eine Kapazität von 50.000 Stück/Stunde.<br />

Tatsächlich werden aber nur 40.000 Stück hergestellt.<br />

40.000 x 100<br />

B % = ------------------- = 80 %<br />

50.000<br />

Der Beschäftigungsgrad beträgt 80 %. Es wird somit nicht die volle Leistung erbracht. Die<br />

Reduzierung der Leistung bedingt aber nicht eine Reduzierung der Kosten um 20 %.<br />

107


Betriebswirtschaftslehre<br />

Der Beschäftigungsgrad kann auch mit der ausnutzbaren (ohne Störungen durchhaltbaren)<br />

Kapazität errechnet werden:<br />

genutzte Kapazität (Ist-Beschäftigung) x 100<br />

B % = ------------------------------------------------------<br />

ausnutzbare Kapazität<br />

Bezugsgrößen sind betriebliche Leistungsgrößen, von denen man annimmt, dass sie sich<br />

proportional zum Kostenanfall verhalten (z.B. Maschinenstunde, Arbeitsstunde, ausgebrachte<br />

Menge).<br />

Kostenträger sind die einzelnen Leistungen / Produkte, denen man die Kosten zurechnen<br />

kann.<br />

Kostenstellen sind organisatorische Einheiten im Betrieb, die zur Erfassung der Kosten<br />

dienen (z.B. Materialbereich, Fertigungsbereich, Verwaltungsbereich).<br />

Kostenarten sind die Unterteilung der Kosten (z.B. Lohn-, Material-, Energiekosten).<br />

Was sind Kosten?<br />

Bei der Erstellung betrieblicher Leistungen (Güter- und Dienstleistungen) werden Güter<br />

(z.B. Rohstoffe, Betriebsmittel, Hilfsmittel, Maschinen) und Dienstleistungen (z.B. manuelle<br />

und geistige Arbeit) verbraucht (eingesetzt).<br />

Der Wert, der für die betrieblichen Leistungen eingesetzten Güter und Dienstleistungen<br />

ergibt die Kosten.<br />

Abb. 42: Kosten<br />

KOSTEN =<br />

Werteinsatz zur<br />

Leistungserstellung<br />

In der weiteren Betrachtung werden wir die Kosten als Werteinsatz (ein in Geld ausgedrückter<br />

Güterverbrauch materieller bzw. immaterieller Art) zur Leistungserstellung innerhalb<br />

einer bestimmten Periode, mit dem Tages- bzw. Wiederbeschaffungswert bewertet,<br />

sehen.<br />

108


Betriebswirtschaftslehre<br />

Z.B. Kauf und Einsatz einer Maschine zum Preis von € 30.000,00 Nutzungsdauer 5 Jahre.<br />

• Ausgaben sind die € 30.000,00 beim Ankauf (ist ein Zahlungsvorgang)<br />

• Aufwand sind jährlich € 6.000,00 als Abschreibung (ist ein in Geld<br />

bewerteter Güter- und Wertverzehr)<br />

• Kosten sind im ersten Jahr € 6.000,00 (ist ein Werteinsatz zur Leistungserstellung)<br />

• Kosten sind im zweiten Jahr € 7.000,00, da für diese Maschine auf<br />

Grund der Inflation nun € 35.000,00 ausgegeben werden müssten.<br />

Ziel eines jeden Unternehmens ist es, Güter oder Dienstleistungen herzustellen und sie<br />

mit Gewinn abzusetzen.<br />

Kostendeckende Preise sind die Voraussetzung für das Bestehen der Unternehmen.<br />

Denn nur wenn alle Kosten über die Preise am Markt erwirtschaftet werden können, kann<br />

der Betrieb langfristig bestehen.<br />

7.2 Abgrenzung Buchhaltung – Kostenrechnung<br />

Ausgangspunkt für die Kostenermittlung sind die Werte (Aufwand) aus der Buchhaltung.<br />

Dieser Aufwand entspricht aber nicht immer den Kosten.<br />

Z.B.:<br />

Aufwand für Material, das wir verarbeiten = Materialaufwand<br />

Reparaturaufwand in Folge eines Unfalles = außerordentlicher Reparaturaufwand<br />

Spende für den Fußballverein = Vereinsaufwand<br />

Abb. 43: Gewinn u. Verlustrechnung<br />

G + V (Gewinn- und Verlustrechnung)<br />

AUFWAND<br />

ERTRAG<br />

Löhne<br />

Fertigungsmaterial<br />

Strom<br />

Bilanzmäßige AfA<br />

Privatentnahmen<br />

Gewinn<br />

109<br />

Umsatz Produkt 1<br />

Umsatz Produkt 2<br />

Umsatz Handelsware<br />

Umsatz Export<br />

Miete


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Aufwände und Erträge aus der G u. V Rechnung werden für die Kostenrechnung<br />

durch die Betriebsüberleitung (Betriebsüberleitungsbogen – BÜB) aufgeteilt.<br />

Wie der Aufwand aus der G u. V Rechnung in die Kostenrechnung übergeleitet wird, ist<br />

aus nachstehendem Schema ersichtlich (vgl. PEIR, S.48).<br />

neutraler<br />

Aufwand<br />

Kostenrechnung<br />

Abb. 44: Vom Aufwand zu Kosten<br />

AUFWAND<br />

Neutrale Aufwände Zusatzkosten<br />

• außergewöhnliche betriebliche Aufwendungen<br />

• betriebsfremde Aufwendungen<br />

• bilanzmäßige AfA<br />

• bilanzmäßige (Fremdkapital) Zinsen<br />

• Schadensfälle<br />

• Privatentnahmen<br />

kostengleicher<br />

Aufwand<br />

aufwandsgleiche<br />

Kosten<br />

110<br />

KOSTEN<br />

Buchhaltung<br />

Zusatzkosten<br />

• kalkulatorische Wagnisse<br />

• kalkulatorischer Unternehmerlohn<br />

(bei Einzelfirmen und Personengesellschaften)<br />

• kalkulatorische AfA<br />

• kalkulatorische Zinsen<br />

• kalkulatorische Mieten (für unentgeltlich<br />

benutzte Räumlichkeiten)<br />

Die Erträge aus der aus der G u. V Rechnung werden auf die selbe Weise in die Kostenrechnung<br />

übergeleitet. Dabei entstehen nachfolgende Neutrale Erträge und Zusatzleistungen.<br />

Die mittlere Spalte entspricht dem Zweckertrag aus der G u. V und wird als Grundleistung<br />

bezeichnet.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Neutrale Erträge Zusatzleistungen<br />

• betriebsfremder Ertrag (z.B. private<br />

Mieteinnahmen)<br />

• außerordentliche Erträge wie Versicherungsentschädigungen<br />

• Auflösung von Rückstellungen<br />

• Steuerrückzahlungen<br />

• Erlös aus Verkauf von Anlagen<br />

111<br />

• Selbsterstellte Anlagen<br />

• Leistungen aus Zweigbetrieben<br />

• Leistungen von früher<br />

• usw.<br />

Die Ermittlung der Kosten aus dem Aufwand erfolgt nach folgender Formel:<br />

Aufwände der Buchhaltung<br />

- Neutrale Aufwände<br />

+ Kalkulatorische Zusatzkosten<br />

_____________________________<br />

= K o s t e n<br />

===========================<br />

7.3 Kalkulatorische Zusatzkosten<br />

Kalkulatorische Zusatzkosten sind in der Buchhaltung nicht, oder in anderer Form oder<br />

Höhe enthalten. Sie stellen einen Werteinsatz dar, müssen aber erst berechnet werden<br />

und umfassen:<br />

7.3.1 Kalkulatorischen Unternehmerlohn<br />

Dies ist das Entgelt für die Mitarbeit des Unternehmers im Betrieb. Die Höhe kann angesetzt<br />

werden nach dem Stellvertreterprinzip, d.h. wie viel müsste man einer anderen Person<br />

in dieser Funktion bezahlen oder das Gehalt des bestbezahlten Mitarbeiters im Unternehmen<br />

plus einem Dispositionszuschlag.<br />

€ 140,00 Stundenlohn<br />

€ 28,00 Dispositionszuschlag (20 %)<br />

------------------------------------------<br />

€ 168,00 Unternehmerlohn / Stunde


Betriebswirtschaftslehre<br />

Bei Kapitalgesellschaften (z.B. bei einer GmbH) muss kein Unternehmerlohn kalkuliert<br />

werden, da die Entgelte für die mitarbeitenden Gesellschafter in der Buchhaltung als Aufwand<br />

aufscheinen.<br />

7.3.2 Kalkulatorischen Wagnisse<br />

Die wirtschaftliche Tätigkeit ist mit einem Risiko (= Gefahr des Misslingens einer wirtschaftlichen<br />

Tätigkeit) verbunden. Die Risiken sind nur begrenzt messbar, daher soll der<br />

Preis einen Teil des Risikos abdecken (Risiko in den Kosten unterbringen).<br />

Sie können als eine Art betriebsinterner Versicherung aufgefasst werden.<br />

Versicherte Wagnisse gehen mit der gezahlten Versicherungsprämie in die Kosten ein.<br />

Für nicht versicherte Risiken werden Wagniszuschläge gebildet. Diese Zuschläge werden<br />

auf Grund der Erfahrung und mit Hilfe der Daten aus der Buchhaltung als Durchschnittssätze<br />

festgelegt.<br />

Beispiele für kalkulatorische Wagnisse:<br />

• Beständewagnis für Schwund, Qualitätsminderung usw.<br />

• Gewährleistungswagnis für kostenlose Reparaturen während der Garantiezeit<br />

• Dubiosenwagnis für den Ausfall von Forderungen<br />

• u.a. Wagnisse je nach Betrieb<br />

7.3.3 Kalkulatorischen Zinsen<br />

Das betriebliche Vermögen wurde mit Eigen- und Fremdkapital finanziert. Für das Fremdkapital<br />

müssen Zinsen bezahlt werden. In der Buchhaltung darf sich ein Unternehmer<br />

selbst für sein Eigenkapital keine Zinsen verrechnen.<br />

In der Kostenrechnung führt aber die Frage: „Welche Erträge könnte ich durch andere Anlageformen<br />

erzielen?“ zur Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen.<br />

Somit sind für das Eigenkapital ebenfalls Zinsen in der Kostenrechnung aufzunehmen.<br />

Für die Zinsenberechnung wird der Wert des betriebsnotwendigen (zinsenberechtigten)<br />

Kapitals errechnet und mit einem marktüblichen Zinssatz für Wertpapiere multipliziert.<br />

Vermögensgegenstände, die anderweitig Zinsen erbringen z.B. Wertpapiere, Beteiligungen,<br />

usw. müssen aus dem betrieblichen Vermögen ausgeschieden werden. Ebenso Kundenforderungen,<br />

wenn ein Skonto mit einkalkuliert wurde.<br />

Das im Betrieb eingesetzte Eigenkapital wird in der Bilanz ausgewiesen. Es ergibt sich aus<br />

der Bilanzgleichung:<br />

Summe des Vermögens<br />

- Summe des Fremdkapitals<br />

= E i g e n k a p i t a l<br />

112


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel zu kalkulatorischen Zinsen (Anlage von Pfandbriefen):<br />

Sie kaufen sich für € 25.000,00 Pfandbriefe, für die Sie 4,5 % pro Jahr an Zinsen bekommen.<br />

Die Zinserträge werden jährlich wiederveranlagt.<br />

In 5 Jahren wollen Sie das gesamte Guthaben als Basis für eine Wohnungsinvestition verwenden.<br />

Wie viel Geld steht Ihnen dann zur Verfügung?<br />

Ende 1. Jahr Ende 2. Jahr Ende 3. Jahr Ende 4. Jahr Ende 5. Jahr<br />

Zinsengutschrift<br />

113<br />

Zinsengutschrift<br />

Zinsengutschrift<br />

Zinsengutschrift neues Kapital =<br />

Zinsengutschrift neues Kapital =<br />

Kapital =<br />

neues Kapital =<br />

neues Kapital =<br />

Die kalkulatorischen Zinsen (Zinsengutschrift) betragen in 5 Jahren € ........<br />

Das Gesamtkapital nach 5 Jahren beträgt € ......<br />

7.3.4 Kalkulatorische Miete<br />

Wenn der Unternehmer Räumlichkeiten zur betrieblichen Nutzung zur Verfügung stellt, so<br />

sollte dafür eine entsprechende Miete kalkuliert werden, wenn diese nicht als Aufwand<br />

verrechnet werden kann. Die Höhe der kalkulatorischen Miete wird vom ortsüblichen Mietpreis<br />

abhängen.<br />

7.3.5 Kalkulatorische Abschreibung<br />

Soll die Wertminderung der Gegenstände des Anlagevermögens während einer Periode<br />

erfassen.<br />

Der Wertverlust ist verursacht durch den nutzungsbedingten Verschleiß und die technische<br />

und wirtschaftliche Überholung. Die buchhalterische Abschreibung kann hier nicht<br />

verwendet werden (wird ausgeschieden), da in der Kostenrechnung vom Wiederbeschaffungspreis<br />

ausgegangen wird.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Ursache für eine Abschreibung liegt<br />

• im Verbrauch (z.B. natürlicher Verschleiß, Katastrophen, Substanzverringerung)<br />

• in der wirtschaftlichen Entwertung (technischer Fortschritt, Fehlinvestition,<br />

Sinken des Wiederbeschaffungspreises, usw.)<br />

• im Zeitablauf (vorzeitiges Ende eines Miet- oder Pachtvertrages, Ablauf<br />

von<br />

Schutzrechten, Konzessionen, usw.)<br />

Die Abschreibung erfüllt folgende Funktionen:<br />

• Aufwandsverteilungsfunktion, d.h., der Gesamtaufwand, der zur Beschaffung<br />

des Gutes erforderlich war, wird auf die voraussichtliche<br />

Dauer der Nutzung verteilt und vom jährlichen Ertrag als Aufwand abgezogen<br />

• Bewertungsfunktion, d.h., der tatsächliche Wert (Zeitwert) eines Gutes<br />

ergibt sich aus dem Neuwert minus der bisherigen Abschreibung<br />

• Finanzierungsfunktion, d.h., durch die Abschreibung wird Kapital für<br />

eine neuerliche Investition bereitgestellt. Es fließt die Abschreibung<br />

über den Preis als liquides Mittel in den Betrieb zurück.<br />

Diese liquiden Mittel stehen für weitere Investitionen zur Verfügung.<br />

In der Buchhaltung wird die Abschreibung aus den Anschaffungswerten, umgelegt auf die<br />

(vorgegebene) Nutzungsdauer, berechnet. In der Kostenrechnung ist es aber notwendig,<br />

den tatsächlichen Wertverlust zu ermitteln, deshalb wird<br />

• nicht mit Anschaffungswerten,<br />

• sondern mit Wiederbeschaffungswerten gerechnet<br />

Beispiel zu kalkulatorischer Abschreibung:<br />

Eine Firma kauft ein Firmenauto (PKW) um € 30.000,00 und fährt im Jahr ca. 40.000 km.<br />

In der Buchhaltung wird die AfA nach den gesetzlichen Vorgaben ermittelt:<br />

Nutzungsdauer 8 Jahre, d.h. jährliche AfA 30.000 / 8 = 3.750,00.<br />

In der Kostenrechnung wird davon ausgegangen, dass z.B. das Auto nach 5 Jahren wieder<br />

abgestoßen werden muss und man dabei noch einen Preis von € 1.000,00 erzielt.<br />

Die AfA berechnet sich daher:<br />

Anschaffungspreis – Verkaufspreis = 30.000 – 1.000 = 29.000<br />

→ auf die Nutzungsdauer von 5 Jahren aufgeteilt ergibt sich: 29.000 / 5 = 5.800<br />

Dieser Betrag von € 5.800,00 wird daher als jährliche kalkulatorische AfA in der Kostenrechnung<br />

eingesetzt.<br />

114


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel für Betriebsüberleitung:<br />

Vereinfachte Bilanz zum 31.12.200. in €<br />

Aktiva Passiva<br />

Anlagevermögen 20.000 Eigenkapital 20.000<br />

Umlaufvermögen 70.000 Fremdkapital 70.000<br />

90.000 90.000<br />

Vereinfachte G u. V für 200. in €<br />

Aufwände Erträge<br />

Materialaufwand 68.000 Umsatz:<br />

Personalaufwand 46.580 Bauschlosserei 93.000<br />

Sonstiger Aufwand 23.640 Reparatur 45.000<br />

Gewinn 11.780 Handel 12.000<br />

150.000 150.000<br />

Leiten Sie den Aufwand nach folgenden Angaben in Kosten über:<br />

a) Kalkulatorischer Unternehmerlohn: Der höchstbezahlte Mitarbeiter bezieht einen<br />

Bruttostundenlohn von € 15,00, die Lohnnebenkosten betragen 100 %, der Unternehmer<br />

ist 2.500 h anwesend, Dispositionszuschlag 10 %<br />

b) Für die mittätige Ehegattin ist ein kalkulatorisches Gehalt von 14.000,00 anzusetzen<br />

c) Im sonstigen Aufwand ist ein neutraler Aufwand in Höhe von 2.500,00 enthalten<br />

d) Die stillen Reserven sind mit 5.000,00 zu veranschlagen, kalkulatorischer Zinssatz<br />

für Eigenkapital ist 8 %<br />

Aufwände Neutr. Aufwand Zusatzkosten Kosten<br />

Materialaufwand<br />

Personalaufwand 2)<br />

Sonstiger Aufwand 1) 3)<br />

1) Sonstiger Aufwand ist periodenfremd<br />

2) Berechnung:<br />

3) Stille Reserven =<br />

115


Betriebswirtschaftslehre<br />

7.4 Kostenstruktur im Unternehmen<br />

Die Kostenstruktur im Unternehmen stellt sich wie folgt dar (vgl. LEUT, S.38):<br />

Einkauf<br />

Summe des Einkommens<br />

für die Betriebsinhaber<br />

Summe der Betriebskosten<br />

(damit der Betrieb Leistungen erstellen<br />

kann)<br />

Personal- , Energie-, Verwaltungs-<br />

Lagerkosten usw.<br />

116<br />

Verkauf<br />

Inputfaktoren<br />

Outputfaktoren<br />

Summe der Einstandspreise<br />

Güter und<br />

Güter und<br />

Dienstleistungen für zugekaufte Produkte (Wareneinsatz) Dienstleistungen<br />

zum zum<br />

Einstandspreis<br />

Verkaufspreis<br />

(Erlöse / Umsatz)<br />

Abb. 45: Kostenstruktur eines Unternehmens<br />

Produktiv ist nur jene Arbeit, durch die mehr Geld erwirtschaftet wird als in sie hineingesteckt<br />

wurde.<br />

7.5 Aufgaben der Kostenrechnung<br />

Die Kostenrechnung ist in erster Linie gegenwartsorientiert und als internes Informationsinstrument<br />

konzipiert.<br />

Sie bezieht sich auf die mit der betrieblichen Leistungserstellung verbundenen Aktivitäten<br />

und liefert somit insbesondere dem Management einer Unternehmung aktuelle Informationen<br />

über die Kosten und Leistungen einer Periode (vgl. KEMM, S.12f).<br />

Diese Informationen bilden die Basis für viele Entscheidungen.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 46: Aufgaben der Kostenrechnung<br />

7.5.1 Planungsaufgabe<br />

Jede Unternehmensleitung muss bestrebt sein, die zukünftige Entwicklung der Unternehmung<br />

vorausschauend zu gestalten.<br />

Hierzu benötigt sie Informationen, die zum größeren Teil von der Kostenrechnung geliefert<br />

werden. Nachfolgend sind typische Beispiele aus den einzelnen Bereichen angeführt.<br />

Beschaffungsbereich<br />

• Entscheidung über Eigenfertigung oder Fremdbezug<br />

• Bestimmung von Preisobergrenzen bei der Beschaffung von Materialien<br />

oder Betriebsmitteln<br />

• Bestimmung der optimalen Beschaffungsmenge für eine Materialart (Lagerwirtschaft)<br />

Produktionsbereich<br />

• Bestimmung der optimalen Losgrößen, d.h. der Produktmengen, die<br />

jeweils ohne Unterbrechung produziert werden sollen<br />

• Entscheidung über die optimale Verwendung knapper Produktionsfaktormengen<br />

• Bestimmung des optimalen Ersatzzeitpunktes von Anlagen<br />

• Bestimmung ob eigene oder geleaste Arbeitskräfte beschäftigt werden<br />

sollen<br />

Absatzbereich<br />

Aufgaben<br />

der Kostenrechnung<br />

Planungsaufgabe<br />

Kotrollaufgabe<br />

Dokumentationsaufgabe<br />

• Bestimmung von Preisuntergrenzen, einer optimalen Werbestrategie<br />

• Bestimmung von optimalen Absatzprogrammen, -wegen oder Vertriebsmethoden<br />

117


Betriebswirtschaftslehre<br />

Inwieweit durch die Realisation der jeweils getroffenen Entscheidungen das geplante Ziel<br />

erreicht werden konnte, ist durch Kontrollrechnungen festzustellen.<br />

7.5.2 Kontrollaufgabe<br />

Der Vergleich von Ist- Werten mit vorgegebenen Plan- oder Sollwerten wird als Kontrolle<br />

bezeichnet. Das Ergebnis sind die Abweichungen.<br />

Diese sollen frühzeitig erkannt und durch Analyse der Abweichungsergebnisse ihre Ursachen<br />

aufgedeckt werden (Kostenkontrolle). Die Kostenrechnung ist damit immer mehr zu<br />

einem Instrument der Wirtschaftlichkeitskontrolle geworden, mit deren Hilfe Betriebe die<br />

Kostenentstehung beobachten und Anhaltspunkte für ihre Beeinflussung gewinnen können.<br />

Daher sind die Betriebsergebnisse, die Stückkosten und die Kosten der einzelnen Kostenstellen<br />

regelmäßig zu kontrollieren.<br />

7.5.3 Dokumentationsaufgabe<br />

Dokumentationsrechnungen werden zur Erfüllung von gesetzlichen Verpflichtungen benötigt,<br />

zur Erfassung und Bewertung fertiger und nichtfertiger Erzeugnisse des Umlaufvermögens<br />

sowie selbsterstellter Anlagen.<br />

Die Herstellungskosten bzw. Selbstkosten sind auch für die Bilanzierung und zum Teil<br />

auch für öffentliche Aufträge erforderlich.<br />

7.5.4 Zurechnungsprinzipien<br />

Um die Aufgaben der Kostenrechnung erfüllen zu können, müssen einige grundlegende<br />

Prinzipien bei der Zurechnung der Kosten berücksichtigt werden.<br />

Das Verursachungsprinzip besagt, dass jedem Produkt die Kosten zugerechnet werden,<br />

die es verursacht hat (Material-, Energie-, Verwaltungs- Personal-, Maschinenkosten,<br />

usw.).<br />

Das Durchschnittsprinzip hat für jene Kosten Gültigkeit, die sich in keiner Weise verursachungsgerecht<br />

den jeweiligen Produkten zuordnen lassen, z.B. Gehalt des Meisters,<br />

Verwaltungskosten, Energiekosten, usw.). Hier wird versucht mit Hilfe von Verteilerschlüsseln<br />

die Kosten entsprechend „verursachungsnah" aufzuteilen.<br />

Das Kostentragfähigkeitsprinzip besagt, dass Kosten die sich in keiner Weise den Produkten<br />

verursachungsgerecht zurechnen lassen, verschiedentlich auch nach dem Tragfähigkeitsprinzip<br />

auf die bestimmten Produkte verteilt werden.<br />

118


Betriebswirtschaftslehre<br />

7.6 Kontrollfragen<br />

1. Was sind Kosten?<br />

2. Was bedeutet Betriebsleistung bzw. Betriebsergebnis?<br />

3. Definieren Sie Beschäftigungsgrad:<br />

4. Was versteht man unter Kostenträger, Kostenstelle, Kostenart:<br />

5. Wie erfolgt die Abgrenzung zwischen Buchhaltung und Kostenrechnung?<br />

6. Nennen Sie ein Beispiel für Zusatzkosten:<br />

119


Betriebswirtschaftslehre<br />

8 KOSTENRECHNUNGSSYSTEME<br />

Zur Einteilung der verschiedenen Kostenrechnungssysteme unterscheidet man zum einen<br />

nach dem Zeitbezug der verrechneten Kosten in<br />

• Istkostenrechnung<br />

• Normalkostenrechnung<br />

• Plankostenrechnung.<br />

Diese Verfahren wurden entwickelt, um die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Abrechnungsperioden<br />

zu verbessern. Zum anderen lassen sich Kostenrechnungssysteme nach<br />

dem Sachumfang der auf die Kostenträger verrechneten Kosten einteilen in:<br />

• Vollkostenrechnung<br />

• Teilkostenrechnung<br />

Durch die Weiterentwicklung der Vollkosten- zur Teilkostenrechnung standen Hilfsmittel für<br />

Entscheidungsfindungen zur Verfügung. Unten ist der Zusammenhang zwischen den verschiedenen<br />

Ansätzen dargestellt (vgl. KEMM, S.15).<br />

Ist - Kostenrechnung<br />

Istmenge x Istpreis<br />

zu<br />

Vollkosten<br />

zu<br />

Teilkosten<br />

Abb. 47: Systeme der Kostenrechnung<br />

Systeme<br />

der Kostenrechnung<br />

Normal - Kostenrechnung<br />

Normalmenge x Normalpreis<br />

zu<br />

Vollkosten<br />

8.1 Vollkostenrechnung mit Istkosten<br />

Die Entstehungsgeschichte der Kostenrechnung lässt sich in zwei große Zeitabschnitte<br />

zerlegen. Im ersten Abschnitt, der von den Anfängen der Kostenrechnung bis etwa in die<br />

fünfziger Jahre reicht, wurde ausschließlich mit Kostenrechnungssystemen gearbeitet, die<br />

alle angefallenen Kosten auf die Kostenträger verrechnen. Dies wird als Vollkostenrechnung<br />

bezeichnet.<br />

120<br />

zu<br />

Teilkosten<br />

Plan - Kostenrechnung<br />

Planmenge x Planpreis<br />

zu<br />

Vollkosten<br />

zu<br />

Teilkosten


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Vollkostenrechnung entwickelte sich von der Istkostenrechnung zur Normalkostenrechnung,<br />

bei der mit festen Durchschnittspreisen aus der Vergangenheit gearbeitet wurde.<br />

Mit dem Ausbau der betrieblichen Planung wurde die Normalkostenrechnung zunächst<br />

in eine starre Plankostenrechnung überführt und schließlich zur flexiblen Plankostenrechnung<br />

für eine wirksame Kostenkontrolle ausgebaut.<br />

Bei der Istkostenrechnung auf Vollkostenbasis werden pro Periode die tatsächlich angefallenen<br />

Kosten erfasst und auf die Kostenträger verrechnet. Hierbei wird vom Kostenüberwälzungsprinzip<br />

gesprochen. Die Istkosten ergeben sich aus den Ist-Verbrauchsmengen<br />

bewertet zu Ist-Preisen (Anschaffungskosten).<br />

Merkmale<br />

Funktionen<br />

• Verrechnung der tatsächlich angefallenen Kosten<br />

einer Periode in der Kostenarten-, Kostenstellen-<br />

und Kostenträgerrechnung.<br />

• Kostenüberwälzungsprinzip<br />

Nachkalkulation (Nachträgliche Ermittlung der Kosten<br />

für erstellte Leistungen).<br />

Wird der Grundsatz der Istkostenrechnung wörtlich genommen, so ergibt sich in vielen<br />

Fällen ein schwerfälliges Abrechnungsverfahren. Die Bewertung der verbrauchten Rohstoffe<br />

müsste dann mit den zugehörigen Istpreisen bewertet werden. Dies wäre sehr aufwendig,<br />

da die Rohstoffe zu verschiedenen Zeitpunkten und zu unterschiedlichen Istpreisen<br />

eingekauft werden.<br />

Das Hauptziel der Istkostenrechnung stellt die Nachkalkulation für die Kostenträger dar.<br />

Sie beantwortet also die Frage, was die betrieblichen Aufträge und Erzeugnisse in den<br />

einzelnen Perioden effektiv gekostet haben. Diese Kosten unterscheiden sich selbst bei<br />

gleicher Produktionsmenge in den einzelnen Perioden, da sie durch Preisänderungen der<br />

Rohstoffe, durch Auslastung der Betriebe und durch Unwirtschaftlichkeiten beeinflusst<br />

werden.<br />

Diese Tatsache macht deutlich, dass sich die Istkostenrechnung für eine wirksame Kostenkontrolle<br />

nicht eignet. Fehlende Vorgabewerte machen eine Wirtschaftlichkeitskontrolle<br />

unmöglich. Über einen Ist- / Ist-Vergleich kann nur festgestellt werden, ob die Kosten der<br />

laufenden Periode höher oder niedriger sind als in der Vorperiode. Eine qualitative Bewertung<br />

dieser Kosten ist kaum möglich. So hätte z.B. eine zunächst positiv beurteilte Kostensenkung<br />

unter den gegebenen Umständen viel höher ausfallen müssen und ist daher<br />

unzureichend. Eine als negativ angesehene Kostensteigerung könnte z.B. als positiv bewertet<br />

werden, wenn diese unter erschwerten Absatzbedingungen aufgrund einer Produktivitätssteigerung<br />

verhältnismäßig gering ausgefallen ist.<br />

Die Istkostenrechnung stellt ein veraltetes Verfahren dar, das die heutigen Anforderungen<br />

der Kostenrechnung nicht erfüllen kann. Ihre rechentechnische Schwerfälligkeit resultiert<br />

daraus, dass in jeder Abrechnungsperiode neue Istverrechnungssätze für innerbetriebliche<br />

Leistungen gebildet werden müssen.<br />

121


Betriebswirtschaftslehre<br />

Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass in einem modernen Kostenrechnungssystem<br />

natürlich nicht auf die Istkosten verzichtet werden kann.<br />

Die Vollkostenrechnung vollzieht sich im wesentlichen in drei Stufen (vgl. PEIR, S.47).<br />

Kostenarten-<br />

rechnung<br />

Kostenstellen-<br />

rechnung<br />

Kostenträger-<br />

rechnung<br />

Abb. 48: Stufen der Vollkostenrechnung<br />

8.1.1 Kostenartenrechnung<br />

Gliederung der Gesamtkosten<br />

Einzelkosten Gemeinkosten<br />

• Fertigungslöhne<br />

• Fertigungsmaterial<br />

• Sondereinzelkosten<br />

Gliederung der Gemeinkosten<br />

Hilfskosten-<br />

stellen<br />

Zuordnung der Einzel- und<br />

Gemeinkosten zu Produkten<br />

(= Kostenträger)<br />

Die Kostenartenrechnung ist eine tabellarische Zusammenstellung der Kostenarten, die<br />

aus der Buchhaltung nach Umrechnung und Abgrenzung und Nebenrechnungen gewonnen<br />

wird. Formal erfolgt die Abgrenzung im sogenannten Betriebsüberleitungsbogen<br />

(BÜB; siehe oben). Die Kostenartenrechnung zeigt, welche Kosten anfallen (Arbeits-,<br />

Vermögens-, Material-, Sonstige Kosten).<br />

122<br />

Hauptkosten-<br />

stellen<br />

Betriebsabrechnungsbogen


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Gesamtkosten eines Betriebes können nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliedert<br />

werden.<br />

Nach Art des Verbrauches (Kostenarten)<br />

• Materialkosten, Personalkosten<br />

• Kapitalkosten (kalkulatorische AfA, Zinsen)<br />

• Fremdleistungskosten, Transportkosten, usw.<br />

Nach der Leistungszurechnung<br />

• Einzel- bzw. direkt einem Produkt zuordenbare Kosten<br />

• Gemein- bzw. indirekt einem Produkt zuordenbare Kosten<br />

• Sonderkosten (spezielle Verpackung)<br />

Aufgrund des Verhaltens gegenüber dem Beschäftigungsgrad<br />

• Fixe bzw. zeitabhängige Kosten (sie sind unabhängig vom jeweiligen<br />

Beschäftigungsgrad)<br />

• Variable bzw. mengenabhängige Kosten (ändern sich mit dem Beschäftigungsgrad)<br />

• Sprungfixe Kosten (z.B. ab einer bestimmten Fertigungsmenge ist ein<br />

zusätzlicher LKW notwendig)<br />

Die Änderung des variablen Kostenverlaufes kann sehr unterschiedlich sein:<br />

• proportional, d.h., im gleichen Verhältnis zur Beschäftigung (Fertigungsmaterial)<br />

• progressiv, d.h., die prozentuelle Kostenänderung ist größer als die<br />

Beschäftigungsänderung (Überstunden)<br />

• degressiv, d.h., die prozentuelle Kostenänderung ist kleiner als die<br />

Beschäftigungsänderung (Energiekosten)<br />

Aufgrund der zeitlichen Betrachtung<br />

• Istkosten (während eines Abrechnungszeitraumes entstandene Kosten)<br />

• Normalkosten (durchschnittliche Kosten der Istkosten aus vergangenen<br />

Abrechnungsperioden)<br />

• Plankosten (geplante Mengen bzw. Zeiten x geplante Preise)<br />

• Prognosekosten (erwartete Mengen bzw. Zeiten x erwartete Preise)<br />

123


Betriebswirtschaftslehre<br />

Kosten<br />

Abb. 49: Grafische Darstellung von variablen und fixen Kosten<br />

8.1.2 Erfassung und Verrechnung wichtiger Kostenarten<br />

124<br />

Menge, Beschäftigung<br />

Die Materialkosten<br />

Die Erfassung der Materialkosten erfolgt in den üblichen zwei Schritten, zunächst werden<br />

die Verbrauchsmengen ermittelt und in der Folge werden die ermittelten Verbrauchsmengen<br />

bewertet.<br />

• Die Inventurmethode<br />

Sie ermittelt den gesamten Verbrauch am Ende einer Abrechnungsperiode,<br />

indem die Differenz zwischen Anfangsbeständen und Zugängen<br />

einerseits und Endbestand laut Inventur andererseits bildet:<br />

Verbrauch = Anfangsbestand + Zugang – Endbestand<br />

Nachteil: Es kann kein Schwund festgestellt werden<br />

• Fortschreibungsmethode<br />

Sie erfasst den Lagerabgang belegsmäßig mit Hilfe von Materialentnahmescheinen.<br />

Der Verbrauch wird durch die Addition der auf den<br />

Materialentnahmescheinen festgehaltenen Mengen ermittelt. Bei dieser<br />

Methode wird der Schwund erfasst.<br />

Die Personalkosten<br />

Die Personalkosten umfassen alle Kosten, die aufgrund personeller Leistungen der Mitarbeiter<br />

anfallen. Wegen der unterschiedlichen sozialrechtlichen Stellung der Mitarbeiter<br />

können die Personalkosten gruppiert werden (Löhne, Gehälter).<br />

Bei den Löhnen unterscheidet man in Fertigungs- und Hilfslöhnen. Fertigungslöhne dienen<br />

unmittelbar zur Herstellung des Erzeugnisses, während Hilfslöhne nur an der Herstellung<br />

beteiligt waren.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Lohn- und Gehaltskosten werden aufgrund von Zeitlohnscheinen, Akkordscheinen,<br />

Stempelkarten, usw. erfasst und weiterverrechnet.<br />

Genau genommen werden auf diese Weise lediglich die Leistungslöhne erfasst, das ist<br />

jener Teil der gesamten Lohn- und Gehaltskosten, der unmittelbar für die verbrauchte Arbeitsleistung<br />

anfällt.<br />

Es gibt jedoch auch bezahlte Feiertage, Urlaube, Krankenstände, usw.. Zusätzlich hat in<br />

Österreich jeder Mitarbeiter Anspruch auf ein Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Diese sogenannten<br />

Nichtleistungslöhne fallen nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt an, sondern<br />

werden in der Regel im unmittelbaren Zusammenhang gewährt (Urlaub - Urlaubsgeld;<br />

Weihnachten - Weihnachtsgeld).<br />

Um diesen unregelmäßigen Anfall für die Zwecke der Kostenrechnung auszugleichen,<br />

werden die Nichtleistungslöhne proportionalisiert, dh. sie werden anteilig zu den jeweiligen<br />

Leistungslöhnen gleichmäßig über das Jahr verteilt (Zuschlagssatz für Nichtleistungslöhne).<br />

Lohnkosten und Lohnnebenkosten<br />

Für die Finanzierung des ausgebauten Netzes an Sozialleistungen schreibt der Gesetzgeber<br />

lohnabhängige Abgaben (Lohnnebenkosten) vor, die die Lohn- und Gehaltskosten<br />

erhöhen. Diese vom Arbeitgeber zu entrichtenden Lohnnebenkosten setzen sich vorwiegend<br />

aus dem Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung (Unfall-, Kranken-, und Pensionsversicherung)<br />

zusammen. Für die Praxis genügt es meist, dafür einen Prozentsatz von 30<br />

% vom jeweiligen Jahres-Bruttobezuges (inkl. Urlaubs- und Weihnachtsgeld) anzusetzen<br />

(mit den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen).<br />

Zusätzlich ist die bezahlte Abwesenheitszeit (Urlaub, Krankenstand, Feiertage) zu beachten.<br />

Beispiel:<br />

Eine Firma hat 10 Mitarbeiter mit folgenden Bruttobezügen:<br />

Monatsbezug brutto<br />

Mitarbeiter 1 1.500,00<br />

Mitarbeiter 2 2.000,00<br />

Mitarbeiter 3 2.500,00<br />

Mitarbeiter 4 1.200,00<br />

Mitarbeiter 5 1.350,00<br />

Mitarbeiter 6 2.250,00<br />

Mitarbeiter 7 3.100,00<br />

Mitarbeiter 8 2.100,00<br />

Mitarbeiter 9 1.200,00<br />

Mitarbeiter 10 2.000,00<br />

Summe 19.200,00<br />

125


Betriebswirtschaftslehre<br />

Im Durchschnitt waren die Mitarbeiter 5 Tage im bezahlten Krankenstand. Der Urlaubsanspruch<br />

ist einheitlich bei 5 Wochen/Jahr. Der Unternehmer bezahlt 14 Monatslöhne. Es<br />

waren im Jahr 10 Feiertage. Das Jahr hat 52 Wochen mit 5 Arbeitstagen pro Woche (Tagesarbeitszeit:<br />

8 Stunden). Im Oktober wurden in Summe 24.960 Euro an Löhnen als Kosten<br />

verbucht (inkl. LNK).<br />

Im Oktober werden in Summe 1.600 Leistungsstunden verrechnet.<br />

Berechnen Sie die korrekten Kosten für das Personal (inkl. Leistungslöhne und Nebenkosten)<br />

für den Monat Oktober (Zuschlagsatz für die Lohnnebenkosten (LNK): 30%).<br />

126


Betriebswirtschaftslehre<br />

8.1.3 Kostenstellenrechnung<br />

Die Kostenstellenrechnung zeigt, wo die einzelnen Kosten anfallen. Kostenstellen sind<br />

organisatorische Einheiten in einem Betrieb. Sie sind betriebliche Teilbereiche mit eigener<br />

Verantwortung. Die Aufteilung erfolgt in der Regel mit dem sogenannten Betriebsabrechnungsbogen<br />

(BAB).<br />

Die Kostenstellenbildung in einem Unternehmen kann abhängen sein von:<br />

• funktionalen Gesichtspunkten; es werden Arbeitsplätze mit gleichartigen Verrichtungen<br />

zusammengefasst. Z.B.:<br />

o Materialstelle (Einkauf, Materialprüfung, Materiallager, usw.)<br />

o Fertigungsstelle (Dreherei, Gießerei, Montage, usw.)<br />

o Vertriebsstelle (Werbung, Fertigwarenlager, Auftragsabwicklung, usw.)<br />

o Verwaltungsstelle (Geschäftsleitung, Buchhaltung, EDV, usw.)<br />

o Allgemeine Kostenstelle (Portier, Garagen, Gebäudeverwaltung, usw.)<br />

• räumlichen Gegebenheiten; wenn gleichartige Arbeiten in räumlich abgegrenzten<br />

Betriebsteilen durchgeführt werden<br />

• personellen Kriterien; wenn der Betrieb nach Verantwortungsbereichen aufgeteilt<br />

ist<br />

• rechnungstechnischen Möglichkeiten; um eine genaue Kostenverursachung<br />

(= Bezugsgröße) abzugrenzen.<br />

Aufgabe der Kostenstellenrechnung<br />

Die vorhandenen Gemeinkosten eines Betriebes verursachungsgerecht aufzuteilen.<br />

Dies ist in Form einer direkten Verteilung aufgrund von Belegen und Sonderaufzeichnungen<br />

(Arbeitszettel, Materialentnahmeschein, usw.) oder in Form einer indirekten Verteilung<br />

mit Umlageschlüsseln möglich. Zwischen der Schlüsselgröße und dem Kostenverbrauch<br />

muss eine Proportionalität vorliegen!<br />

Möglichkeit der Umlage mit Mengen- oder Wertschlüsseln, z.B.:<br />

• Energiekosten nach Räumen, m3, Heizkörpern usw.<br />

• Materialkosten nach verbrauchter Menge, kg<br />

• Bürokosten nach Angestelltenzahl<br />

• Transportkosten nach Fuhrpark, km<br />

Die Gemeinkosten der jeweiligen Kostenstelle sind verursachungsgerecht auf die Kostenträger<br />

(Produkte, Leistungen die der Betrieb verkauft) in Form von Zusatzzuschlägen weiterzuverrechnen.<br />

127


Betriebswirtschaftslehre<br />

Folgende Darstellung zeigt den Ablauf in einer einfachen Weise:<br />

Summe Fertigung 1 Fertigung 2 Vertrieb Verwaltung<br />

Einzellöhne 25.000 10.000 15.000<br />

Summe Einzelkosten 25.000 10.000 15.000<br />

Gehälter 17.000 10.000 7.000<br />

Heizkosten 8.500 2.000 3.000 2.000 1.500<br />

EDV 4.000 1.000 1.000 1.000 1.000<br />

Summe Gemeinkosten 29.500 3.000 4.000 13.000 9.500<br />

Umlage der GK<br />

128<br />

5.500 7.500<br />

4.500 5.000<br />

Summe Gemeinkosten 13.000 16.500<br />

Zuschlagsbasis 10.000 15.000<br />

Ist-Zuschlag (%) 130% 110%<br />

1. Umlage mit geeignetem Schlüssel<br />

(Fläche, Mitarbeiter)<br />

Abb. 50: Einfaches Beispiel für einen BAB<br />

Einzelkosten Gemeinkosten<br />

2. Umlage mit geeignetem Schlüssel<br />

(Fläche, Mitarbeiter,...)<br />

Auf die Materialkosten (Einzelkosten) für ein bestimmtes Produkt werden die Gemeinkosten<br />

der Kostenstelle Material mit Hilfe eines errechneten Prozentsatzes aufgeschlagen.<br />

Ebenso auf die Fertigungslöhne (Einzelkosten) werden die Fertigungsgemeinkosten prozentuell<br />

aufgeschlagen.<br />

Auf jede Maschinenstunde werden die Gemeinkosten umgelegt. Ebenso auf jeden gefahrenen<br />

Kilometer.<br />

Beispiel:<br />

Mit Hilfe eines BAB soll der Verwaltungszuschlagssatz (%) gefunden werden. Es gelten<br />

folgende Angaben:<br />

• Das Unternehmen hat eine Fertigungs- und eine Verwaltungskostenstelle<br />

• Die Löhne und Gehälter verteilen sich in folgender Art (Löhne/Gehälter<br />

3/1)<br />

• Die Abschreibungen, Schadensfälle und Wagnisse fallen ausschließlich im<br />

Fertigungsbereich an<br />

• Der Energieaufwand beinhaltet nur Aufwendungen für Heizen. Die Raumgrößen<br />

sind: Fertigung (300 m²) und Verwaltung (100 m²)


Betriebswirtschaftslehre<br />

Konto<br />

Kosten Fertigung Verwaltung<br />

(in Euro)<br />

Einzelkosten:<br />

(in Euro)<br />

Fertigungsmaterial 840.000 840.000<br />

Gemeinkosten:<br />

Hilfsmaterial<br />

310.000 310.000<br />

Löhne und Gehälter<br />

1.400.000 1.050.000<br />

350.000<br />

Unternehmerlohn<br />

70.000<br />

70.000<br />

Abschreibungen<br />

100.000 100.000<br />

Schadensfälle<br />

0<br />

Kalk. Wagnisse<br />

120.000 120.000<br />

Energieaufwand<br />

Summe der Gemein-<br />

30.000<br />

22.500<br />

7.500<br />

kosten 1.602.500<br />

427.500<br />

Kostenumlage<br />

Summe der Gemeinkos-<br />

427.500<br />

ten gesamt 2.030.000<br />

Zuschlagssatz 242%<br />

8.1.4 Kostenträgerrechnung<br />

Die Kostenträgerrechnung gibt Auskunft darüber, wofür Kosten in welcher Höhe angefallen<br />

sind. Wie hoch die Kosten für das einzelne Produkt, für die bestimmte Leistung sind.<br />

Kostenträger sind abzusetzende Leistungen, die unmittelbar verkauft werden bzw. für den<br />

Verkauf auf Lager produziert werden bzw. innerbetriebliche Leistungen (vgl. WÖHE,<br />

S.910f).<br />

Die Kostenträgerrechnung stellt die eigentliche Grundlage für die Kalkulation dar.<br />

Nach dem Faktor Zeit unterscheidet man zwischen:<br />

• Vor- oder Angebotskalkulation als Preisberechnung im Voraus<br />

• Zwischenkalkulation für die innerbetriebliche Kontrolle<br />

• Nachkalkulation zur Erfolgskontrolle oder Betriebsergebnisrechnung<br />

und zur Ermittlung der Daten für die zukünftigen Vorkalkulationen.<br />

Nachfolgend sind einige Kalkulationsverfahren beschrieben.<br />

Zuschlagskalkulation<br />

Zuschlagskalkulation eignet sich für Betriebe, die unterschiedliche Produkte herstellen. Die<br />

Kostenstruktur ist für jedes Produkt anders.<br />

Die Kostenträgereinzelkosten werden direkt und verursachungsgerecht dem Kostenträger<br />

zugerechnet.<br />

129


Betriebswirtschaftslehre<br />

Fertigungsmaterial<br />

Materialgemeinkosten<br />

Fertigungslöhne<br />

Fertigungsgemeinkosten<br />

Sonderkosten der Fertigung<br />

Abb. 51: Schema für Zuschlagskalkulation<br />

Mögliche Formen sind:<br />

• Summarische oder kumulative Zuschlagskalkulation<br />

• Differenzierte Zuschlagskalkulation<br />

Die Kostenträgergemeinkosten werden mit Hilfe von Kalkulationssätzen (in Prozent ausgedrückt)<br />

den Kostenträgern zugeschlagen. Werden die gesamten Gemeinkosten in ein<br />

Verhältnis zu den Einzelkosten gebracht und daraus ein Zuschlagsatz gebildet, so spricht<br />

man von summarischer oder kumulativer Zuschlagskalkulation.<br />

Die Zuschlagsbasis können das Material , der Lohn oder andere Einzelkosten sein. Auf<br />

eine Kostenstellenbildung wird verzichtet (vgl. PEIR, S.52).<br />

Summarische oder kumulative Zuschlagskalkulation<br />

Beispiel:<br />

Aus der Kostenstellenrechnung übernehmen wir folgende Kalkulationssätze:<br />

Material 35 %<br />

Fertigung 1: 210 %, Fertigung 2: 185 %, Fertigung 3: 112,00 € pro Maschinenstunde<br />

Verwaltung 20 %<br />

Vertrieb 36 %<br />

Errechnen Sie die Selbstkosten von Produkt A und B<br />

130<br />

Materialkosten<br />

Verwaltungsgemeinkosten in % der Herstellkosten<br />

Vertriebsgemeinkosten in % der Herstellkosten<br />

kalk. Gewinnzuschlag<br />

Fertigungskosten<br />

Sonderkosten des Vertriebes (z. B. Skonto, Provision)<br />

Herstellkosten<br />

Selbstkosten exkl. Sonderkosten<br />

des Vertriebes<br />

volle Selbstkosten + kalkulierter<br />

Gewinnzuschlag


Betriebswirtschaftslehre<br />

Fertigungsmaterial (EK)<br />

+ 35 % Materialgemeinkosten<br />

Fertigungslöhne 1<br />

+ 210 % Fertigungsgemeinkosten 1<br />

Fertigungslöhne 2<br />

+ 185 % Fertigungsgemeinkosten 2<br />

Maschinenstundenkosten d Fertigung 3<br />

(bei A 1,9 Std., bei B 2,5 Std.<br />

Herstellkosten<br />

+ 20 % Verwaltungsgemeinkosten<br />

+ 36 % Vertriebsgemeinkosten<br />

Selbstkosten<br />

131<br />

Produkt A<br />

Produkt B<br />

5.800,00 7.560,00<br />

950,00 1.230,00<br />

120,00 360,00<br />

11.330,00 15.325,00<br />

17.675,00 23.907,00<br />

Differenzierte Zuschlagskalkulation<br />

Die Gemeinkosten werden nicht summarisch, sondern differenziert nach verschiedenen<br />

Kostenstellen unter Verwendung unterschiedlicher Bezugsgrößen verrechnet.<br />

Beispiel:<br />

Fertigungsmaterial (EK) € 300,00<br />

+ Materialgemeinkosten 200 % € ................<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

+ Lohneinzelkosten F I € 120,00<br />

+ Fertigungsgemeinkosten FI 80 % € ...............<br />

+ Lohneinzelkosten F II € 180,00<br />

+ Fertigungsgemeinkosten F II 120 % € ...............<br />

+ Sondereinzelkosten der Fertigung € 30,00<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

= H e r s t e l l k o s t e n € ....…........<br />

+ Verw- u. Vertriebsgemeinkosten 200 % € ................<br />

+ Sondereinzelkosten des Vertriebs (Verpackung) € 66,00<br />

----------------------------------------------------------------------------------------<br />

= S e l b s t k o s t e n € 4.692,00


Betriebswirtschaftslehre<br />

Kalkulation mit der Handelsspanne<br />

Die Kalkulation wird häufig vereinfacht, indem man Regien und Gewinn, oft auch Kundenskonto,<br />

Kundenrabatt und MWSt., zu einem Prozentsatz nämlich der Handelsspanne<br />

zusammenfasst.<br />

Die Handelsspanne ist der in Prozent ausgedrückte Unterschied zwischen Bezugs- und<br />

Verkaufspreis.<br />

Wird die Handelsspanne in Euro angegeben, so sprechen wir vom Bruttogewinn oder<br />

Rohertrag.<br />

Die Berechnung der Handelsspanne kann erfolgen als:<br />

Aufschlag (Rohaufschlag)<br />

Dabei werden die Prozente vom Bezugs- oder Einstandspreis berechnet und aufgeschlagen.<br />

Bezugs- oder Einstandspreis entspricht 100 %. Liegt eine Bilanz vor, dann entspricht<br />

der Wareneinsatz gleich 100 %.<br />

Abschlag (Rohabschlag)<br />

Dabei werden die Prozente vom Listenverkaufspreis berechnet und abgezogen.<br />

Listenverkaufspreis brutto = 100 %.<br />

Liegt eine Bilanz vor, dann entspricht der Warenerlös (Umsatz) gleich 100 %.<br />

Warenwert, Bruttorechnungspreis oder Listenpreis exkl. MWSt.<br />

- Lieferantenrabatt<br />

= Zieleinkaufspreis<br />

- Lieferantenskonto<br />

= Einkaufspreis oder Nettorechnungspreis<br />

+ Bezugskosten (Fracht, Zoll, Versicherungen, usw.)<br />

= Bezugspreis (Einstandspreis)<br />

+ Regien oder Gemeinkosten<br />

= S e l b s t k o s t e n p r e i s<br />

+ Gewinn<br />

= Kassa- oder Nettoverkaufspreis<br />

+ Kundenskonto<br />

= Zielverkaufspreis<br />

+ Kundenrabatt<br />

= Listenverkaufspreis netto (exkl. MWSt.)<br />

+ Mehrwertsteuer<br />

= Listenverkaufspreis brutto<br />

Abb. 52: Handelsspanne (grauer Bereich)<br />

132<br />

Wareninput<br />

Handelsspanne<br />

inkl. MWSt.<br />

Bezugs- oder<br />

Einkaufskalkula-


Betriebswirtschaftslehre<br />

Wareneinsatz ist die Summe aller verkauften oder verbrauchten/verarbeiteten Waren/Güter<br />

zum Einstandspreis.<br />

Der Einstandspreis enthält keine Gemeinkosten oder Regien.<br />

Umsatz ist die mit dem Verkaufspreis bewertete Absatzmenge eines Produktes oder aller<br />

Produkte während einer Periode (= Verkaufspreis x Verkaufs- oder Absatzmenge).<br />

Spricht man von der Handelsspanne, ohne nähere Angaben zu machen, so ist zu klären:<br />

• ob es sich um einen Aufschlag oder um einen Abschlag handelt?<br />

• ob die Umsatzsteuer in der Handelsspanne enthalten ist oder nicht?<br />

Beispiele mit Rohaufschlag:<br />

1) Einstandspreis einer Ware € 100,00 zugeschlagen werden 20 % Gemeinkosten und<br />

7,5 % Gewinn.<br />

Wie hoch ist der Verkaufspreis netto?<br />

Wie viel % beträgt der Kalkulationsaufschlag?<br />

Einstandspreis 100,00<br />

+ 20 % Gemeinkosten 20,00<br />

Selbstkostenpreis 120,00 = 29 % Kalkulationsaufschlag<br />

(Bruttogewinn oder Rohaufschlag)<br />

+ 7,5 % Gewinn 9,00<br />

Verkaufspreis 129,00<br />

Probe: Einstandspreis € 100,00 + 29 % Kalkulationsaufschlag = € 129,00<br />

Man kann für die Handelsspanne bzw. den Kalkulationsfaktor auch den sogenannten<br />

Vermehrungsfaktor (VM+) verwenden.<br />

Der Vermehrungsfaktor (VM+) = (100 + Kalkulationsaufschlag) / 100<br />

In unserem Beispiel VM+ = (100 + 29) / 100 = 1,29<br />

Der Verkaufspreis errechnet sich aus Einstandspreis x VM+ = 100,00 x 1,29 = 129,00 €<br />

Wird die Handelsspanne auf den Einstandspreis aufgeschlagen (progressive Kalkulation),<br />

so spricht man von einem Rohaufschlag.<br />

2) Einstandspreis einer Ware € 685,00, Kalkulationsaufschlag 24,42 %<br />

Wie viel € beträgt der Verkaufspreis? € 685,00 + 24,42 %<br />

133


Betriebswirtschaftslehre<br />

Einstandspreis (EP) 685,00<br />

% Gemeinkosten (GK)<br />

= Selbstkostenpreis (SK)<br />

5 % Gewinn (G)<br />

= Verkaufspreis exkl. MWSt. (KV) 852,31<br />

Kalkulationsfaktor =<br />

Vermehrungsfaktor (VM+) =<br />

Handelsspanne in € =<br />

Handelsspanne in % =<br />

Probe:<br />

Progressive Probe Retrograde Probe<br />

EP 685,00 EP<br />

+ 18,5 % GK<br />

= SK<br />

+ 5 % G<br />

= KV<br />

+ 18,5 % GK<br />

= SK<br />

+ 5 % G<br />

= KV<br />

3) Einstandspreis einer Ware € 4.235,20, Kalkulationsaufschlag 23,12 %<br />

Wie hoch ist der Verkaufspreis netto?<br />

Einstandspreis 4.235,20<br />

+ 23,12 % Kalkulationsaufschlag<br />

= Verkaufspreis netto 5.214,38<br />

Wie viel % Gewinn werden bei 14 % Gemeinkosten erzielt?<br />

Einstandspreis 4.235,20<br />

+ 14 % Gemeinkosten<br />

= Selbstkostenpreis<br />

+ ..... % Gewinn<br />

= Verkaufspreis 5.214,38<br />

134


Betriebswirtschaftslehre<br />

Divisionskalkulation<br />

Divisionskalkulation ist die einfachste Form der Kalkulation und eignet sich nur für Betriebe,<br />

die nur ein Produkt oder nur wenige gleichartige Produkte (z.B. Massenfertigung) herstellen.<br />

Mögliche Formen sind:<br />

• einstufige Divisionskalkulation<br />

• mehrstufige Divisionskalkulation<br />

• Äquivalenzzahlenrechnung<br />

• Kuppelproduktrechnung<br />

Einstufige Divisionskalkulation<br />

Selbstkosten pro Stück = Gesamtkosten für eine best. Periode / produzierte Menge<br />

Beispiel:<br />

Herstellkosten € 60.000, produzierte Menge 30 Stück<br />

Verwaltungs- und Vertriebskosten € 9.000<br />

abgesetzte Menge 25 Stück<br />

Kosten pro Stück = 60.000,00 : 30 = 2.000 €<br />

9.000,00 : 25 = 360 €<br />

------------------------------------------<br />

= 2.360 €<br />

Mehrstufige Divisionskalkulation<br />

Bei der Produktion gibt es mehrere unterschiedliche Stufen. Es werden die Produkt-<br />

Kosten der jeweiligen Produktionsstufe errechnet und am Ende addiert.<br />

Beispiel:<br />

In einem Betrieb wird ein Produkt in drei Fertigungsstufen hergestellt.<br />

1. Fertigungsstufe € 520.000 für 230 Stück<br />

2. Fertigungsstufe € 255.000 für 230 Stück<br />

3. Fertigungsstufe € 950.600 für 230 Stück<br />

Die Verwaltungskosten betragen 552.120 € für 690 Stück<br />

Der Vertrieb kostet pro Stück 135 €<br />

Stückkosten der 1. Stufe 520.000 : 230 = .................<br />

Stückkosten der 2. Stufe 255.000 : 230 = .................<br />

Stückkosten der 3. Stufe 950.600 : 230 = .................<br />

Herstellkosten = .................<br />

+ Verwaltungskosten = .................<br />

+ Vertriebskosten = ..................<br />

-------------------------------------------------------------------------------<br />

Selbstkosten pro Stück = ....................<br />

135


Betriebswirtschaftslehre<br />

Wenn das Produktionsprogramm eines Betriebes aus mehreren, aber eng verwandten<br />

Produkten besteht, kann man die Äquivalenzziffernrechnung anwenden, sie ist eine Variante<br />

der Divisionskalkulation.<br />

Platzkostenrechnung<br />

Bei den bisherigen Kalkulationsverfahren, so einfach sie in der Abrechnung sind, so müssen<br />

doch zwei Überlegungspunkte angeführt werden:<br />

• es erfolgt keine verursachungsgerechte Erfassung der Fertigungsgemeinkosten,<br />

da die Fertigungslöhne als Bezugsgröße gewählt werden<br />

und nicht die Fertigungszeiten<br />

• die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung der Fertigungsbereiche<br />

verursacht eine Kostenverschiebung zu Gunsten der Fertigungsgemeinkosten<br />

(z.B. werden die Kapitalkosten durch die zunehmende<br />

Automatisierung mehr)<br />

Die Gemeinkosten sollen daher über mehrere Zuschläge verrechnet werden. Man benötigt<br />

mehr Bezugsgrößen wie Arbeitszeit, Maschinenzeit, Vorbereitungszeit, usw. Diese Platzkosten<br />

sind die Basis für die Platzkostenrechnung.<br />

Die Platzkostenrechnung wurde erst in neuerer Zeit entwickelt und soll die exakten Kosten<br />

jeder Maschine, jedes Mitarbeiters auswerfen (was kostet der Mitarbeiter - welches Ergebnis<br />

bringt der Mitarbeiter). Der Grundgedanke ist, die Fertigungsstellen mit heterogener<br />

maschineller Ausstattung in Arbeitsplätze mit einheitlichen Verrichtungen zu untergliedern.<br />

Man ist bestrebt die wichtigsten Gemeinkosten nicht nur der Fertigungsstelle, sondern<br />

auch den Arbeitsplätzen zuzurechnen. Den Produkten werden dann unterschiedliche Kostensätze<br />

zugerechnet, je nachdem auf welchen Arbeitsplatz sie bearbeitet werden. Die<br />

Fertigungsstelle bleibt jedoch als Abrechnungseinheit bestehen (vgl. SWOB, S.31).<br />

Platzkostenrechnungsverfahren:<br />

Maschinenstundensatzrechnung = Kosten der Maschine je Periode / Maschinenlaufzeit je<br />

Periode<br />

In den Kosten der Maschine je Periode sind enthalten die Kapitalkosten, Raumkosten, Instandhaltungskosten,<br />

Werkzeugkosten, Energiekosten, Fertigungslohn, Lohnnebenkosten<br />

usw.. Die Arbeitsstundensatzrechnung berücksichtigt den Maschinenstundensatz und den<br />

Lohn für das Bedienungspersonal.<br />

136


Betriebswirtschaftslehre<br />

Kostenträgererfolgsrechnung<br />

Die Kostenträgererfolgsrechnung ermittelt den kalkulatorischen Erfolg (Gewinn / Verlust) je<br />

Kostenträger (Stück, kg, usw.) durch Gegenüberstellung von Erlösen und Kosten.<br />

Beispiel:<br />

Ein Werkzeugsatz wurde um € 23.580 exkl. MWSt. verkauft. 3 % Skonto wurden gewährt. Die Kosten<br />

betrugen:<br />

Fertigungsmaterial 4.160 €,<br />

Fertigungslöhne 3.670 €<br />

15,6 % MGK, 195 % FGK, 41,5 % Verw- u. VtrGK<br />

Errechnen Sie den kalkulatorischen Ertrag in Schilling<br />

Fertigungsmaterial 4.160,00<br />

+ 15,6 % MGK<br />

+ Fertigungslöhne<br />

+ 195 % FGK<br />

= Herstellkosten<br />

+ 41,5 % Verw. U. VtrGk<br />

= Selbstkosten<br />

+ % Gewinn<br />

= Nettoverkaufspreis<br />

+ 3 % Skonto<br />

= Bruttoverkaufspreis 23.580,00<br />

137


Betriebswirtschaftslehre<br />

8.2 Vollkostenrechnung mit Normalkosten<br />

Mit der Normalkostenrechnung wurde eine Zwischenlösung für die enormen abrechnungstechnischen<br />

Probleme einer Istkostenrechnung gefunden. Betriebliche Leistungen und<br />

Materialverbrauche werden hierbei mit einem Normalkostensatz bewertet, der sich als<br />

Durchschnittswert der Istkosten aus vergangenen Perioden ergibt. Eine monatliche Ermittlung<br />

der Ist-Kostensätze für innerbetriebliche Leistungen wird somit überflüssig und der<br />

Abrechnungsaufwand stark verringert.<br />

Merkmale<br />

Funktionen<br />

• Verwendung normalisierter Kostensätze (Durchschnittswerte<br />

basierend auf Istkosten vergangener Perioden)<br />

• Einfache und schnelle Abrechnung<br />

• Analyse von Über- und Unterdeckungen<br />

• Glättung von Zufallsschwankungen der Kosten<br />

Ein Normal- / Ist-Vergleich ist nun von zufälligen Kostenschwankungen befreit. Durch den<br />

Vergangenheitsbezug können die Normalkosten jedoch weiterhin mit Unwirtschaftlichkeiten<br />

behaftet sein, die durch den Normal- / Ist-Vergleich nicht aufgedeckt werden können.<br />

Weiterhin werden die Normalkosten durch Beschäftigungsschwankungen beeinflusst.<br />

Durch die Verwendung von Normalkostensätzen entstehen Abweichungen zwischen den<br />

verrechneten Normalkosten und den tatsächlich angefallenen Istkosten. Diese Abweichungen<br />

werden Über- bzw. Unterdeckungen genannt.<br />

Außer der vereinfachten laufenden Abrechnung besitzt die Normalkostenrechnung gegenüber<br />

der Istkostenrechnung kaum Vorteile. Die Analyse der Über- und Unterdeckungen ist<br />

für eine Wirtschaftlichkeitskontrolle nicht geeignet.<br />

Die Normalkostenrechnung ist allerdings als eine wichtige Übergangsform zur Plankostenrechnung<br />

anzusehen.<br />

8.3 Vollkostenrechnung mit Plankosten<br />

Die Plankostenrechnung verfolgt einen in die Zukunft gerichteten Ansatz. Hierbei orientiert<br />

man sich bei der Ermittlung der Plankostensätze nicht mehr an den Istkosten aus der Vergangenheit,<br />

sondern versucht mit Hilfe von Prognoserechnungen, Verbrauchsstudien und<br />

Schätzungen die zukünftigen Preis- und Verbrauchsentwicklungen zu bestimmen. Hierdurch<br />

ergibt sich eine neue Kostenkategorie, bei der sowohl die Mengen als auch die<br />

Wertansätze geplante Größen sind.<br />

138


Betriebswirtschaftslehre<br />

Plankosten = Planmenge x Planpreis<br />

Für einen zu kontrollierenden Zeitraum werden z.B. für die Produktion Plangrößen ermittelt,<br />

die von vermeidbaren Unwirtschaftlichkeiten befreit sind. Die Planung der zu erwartenden<br />

Kosten ist zwar relativ aufwendig und setzt qualifizierte Mitarbeiter voraus, jedoch<br />

können durch einen Soll- / Ist-Vergleich Unwirtschaftlichkeiten erkannt und in späteren<br />

Perioden vermieden werden. Eine wichtige Ergänzung des Planungsansatzes ist es, die<br />

geplanten Zahlen den verantwortlichen Stellen budgetmäßig vorzugeben und hinterher mit<br />

den entsprechenden Istgrößen zu vergleichen.<br />

Es wird deutlich, dass die Plankostenrechnung in zwei Teilbereiche zerfällt. Im ersten<br />

Schritt wird eine Planung der Kosten durchgeführt, die im zweiten Schritt mit den tatsächlich<br />

angefallenen Istkosten verglichen und Erklärungen für vorliegende Kostenabweichungen<br />

gesucht werden. Entweder können hieraus Maßnahmen für die Beseitigung der Unwirtschaftlichkeiten<br />

abgeleitet werden oder die Erkenntnisse fließen in die Planung für das<br />

nächste Jahr mit ein.<br />

In Abhängigkeit davon, wie das Kostenrechnungssystem mit Beschäftigungsabweichungen<br />

umgeht, unterscheidet man zwischen starrer und flexibler Plankostenrechnung.<br />

8.4 Teilkostenrechnung<br />

Der zweite Abschnitt der kostenrechnerischen Entstehungsgeschichte beginnt mit der Einführung<br />

des Direct Costings und der Grenzplankostenrechnung während der fünfziger<br />

Jahre und reicht bis in die Gegenwart. Der wesentliche Unterschied zur Vollkostenrechnung<br />

liegt in der konsequenten Trennung in fixe und variable Kostenbestandteile sowohl<br />

bei der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung.<br />

Mit zunehmendem Wettbewerb ergaben sich neue Fragestellungen, die mit den herkömmlichen<br />

Systemen der Vollkostenrechnung nur unzureichend oder sogar falsch beantwortet<br />

werden konnten:<br />

• Wie ändert sich der Gewinn bei einer Umsatzsteigerung?<br />

• Ändern sich die Kosten immer gleichlaufend bei einer Umsatzsteigerung?<br />

• Wenn mehrere Produkte hergestellt und verkauft werden, sollen einzelne<br />

Produkte gefördert werden? Wenn ja, welche?<br />

• Welche Preiserhöhung ist notwendig, um steigende Kosten auszugleichen?<br />

• Wie hoch muss die Umsatzsteigerung sein, wenn eine neue Maschine<br />

zusätzlich gekauft wird?<br />

139


Betriebswirtschaftslehre<br />

Die Schwächen der Vollkostenrechnung werden deutlich bei der Frage, ob ein Auftrag,<br />

dessen Erlös unter den vollen Selbstkosten liegt, bei nicht ausgelasteter Kapazität angenommen<br />

werden soll. Der Vollkostenrechner wird bei einem Preis unter den Selbstkosten<br />

eine Ablehnung empfehlen, weil ein solcher Auftrag dem Unternehmen Verlust bringt. Diese<br />

Aussage ist jedoch objektiv falsch, da sie auf der Vorstellung beruht, dass bei Nichtproduktion<br />

auch die fixen Kosten vermieden werden können. Abschreibungen, Mieten und<br />

Gehälter fallen jedoch unabhängig davon an, ob produziert wird oder nicht.<br />

Für die Entscheidung dürfen nur die Kosten betrachtet werden, die unmittelbar mit dem<br />

Produkt entstehen (relevante Kosten). Dies sind die variablen Kosten wie z.B. Fertigungsmaterial<br />

oder Akkordlohn, die nicht anfallen würden, wenn der Auftrag nicht gefertigt<br />

wird. Wenn mindestens diese Kosten gedeckt sind, so sollte dieser Auftrag angenommen<br />

werden. Liegt der Preis darüber, so wird er auch wenn die Selbstkosten zunächst nicht<br />

erreicht werden, einen Teil der dem Unternehmen entstehenden fixen Kosten mit abdecken<br />

und damit den Verlust vermindern. Häufig wird irrtümlich angenommen, dass bei einer<br />

Teilkostenrechnung die Fixkosten überhaupt nicht betrachtet werden. Diese Annahme<br />

ist falsch, da langfristig natürlich auch die Fixkosten durch den Verkaufspreis gedeckt werden<br />

müssen.<br />

Alle Systeme der Teilkostenrechnung sind als Ist-, Normal- und Plankostenrechnung anwendbar.<br />

Beispiel für die Verfälschung der Kostenstruktur bei der Produktion eines Produktes,<br />

wenn dieses mehrere Fertigungsstufen durchläuft und die Vollkostenrechnung angewandt<br />

wird.<br />

1.Stufe<br />

1.000 EK Material<br />

2.000 EK Lohn<br />

1.500 GK<br />

2.Stufe<br />

4.500 EK Material<br />

1.000 EK Lohn<br />

2.000 GK<br />

3.Stufe<br />

7.500 EK Material<br />

1.300 EK Material<br />

1.800 EK Lohn<br />

2.000 GK<br />

140<br />

tatsächliche<br />

Kostenstruktur<br />

3.000 EK<br />

1.000 EK<br />

3.100 EK<br />

= 7.100 EK<br />

= 5.500 GK


Betriebswirtschaftslehre<br />

Wir sehen bei diesem Beispiel, dass die Aufteilung der Kosten in den einzelnen Produktionsstufen<br />

nicht richtig erfolgt. Einzel- und Gemeinkosten werden dabei vermischt und verfälscht.<br />

Ein weiteres Beispiel:<br />

Ein Unternehmer hat in seinem Betrieb folgende Kostensituation:<br />

Gesamtkosten Produkt A Produkt B<br />

Einzelkosten 720.000 300.000 420.000<br />

Gemeinkosten 504.000 210.000 294.000<br />

Von Produkt A konnten 10.000 Stück abgesetzt werden und von Produkt B 12.000 Stück.<br />

Es ergeben sich daher in der Kalkulation folgende Selbstkosten pro Stück:<br />

Produkt A Produkt B<br />

Einzelkosten / Stück<br />

30,00 35,00<br />

+ anteilige Gemeinkosten/ Stück 21,00 24,50<br />

Selbstkosten / Stück 51,00 59,50<br />

Nettoerlöse / Stück 50,00 62,50<br />

Gewinn / Stück - 1,00 + 3,00<br />

Nach den Überlegungen der Vollkostenrechnung wäre das Produkt A nicht kostendeckend<br />

und daher nicht mehr zu produzieren.<br />

Was könnte aber die Folge sein?<br />

Es würden alle Erlöse dieses Produktes wegfallen.<br />

Fallen auch alle Kosten weg?<br />

Denken Sie an die Gebäudeabschreibung, den Unternehmerlohn usw.. Bestimmte Kosten<br />

würden weiterhin anfallen, auch wenn die Produktion verringert würde. Werden keine Erlöse<br />

erzielt, so bleiben diese Kosten trotzdem, und es kann sich bei Auflassen eines Produktes<br />

das Gesamtergebnis sogar verschlechtern.<br />

Die Vollkostenrechnung gibt nämlich keinen Aufschluss darüber, wie sich die Kosten bei<br />

geänderter Produktionsmenge ändern.<br />

Beispiel zur Darstellung der variablen und fixen Kosten:<br />

Eine Firma kauft ein Firmenauto (PKW) um € 25.000 und fährt im Jahr ca. 40.000 km.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass das Auto nach 5 Jahren wieder abgestoßen werden<br />

muss und man dabei noch einen Preis von € 1.000 erzielt.<br />

Berechnen Sie die Autokosten für 5 Jahre unter Berücksichtigung der kalkulatorischen AfA<br />

und den kalkulatorischen Zinsen (4.5 %):<br />

141


Betriebswirtschaftslehre<br />

im 1. Jahr im 2. Jahr im 3.Jahr im 4. Jahr im 5. Jahr<br />

Kalk. Zinsen<br />

Kalk. Zinsen<br />

Kalk. Zinsen<br />

142<br />

Kalk. Zinsen<br />

Kalk. Zinsen<br />

Abschreibung Abschreibung Abschreibung Abschreibung Abschreibung<br />

Versicherung<br />

inkl. Steuern<br />

Versicherung<br />

inkl. Steuern<br />

Versicherung<br />

inkl. Steuern<br />

Summe jährlicher Fixkosten<br />

Versicherung<br />

inkl. Steuern<br />

Jährliche (durchschnittliche) Auto - Betriebskosten für: in Euro<br />

Treibstoff<br />

Service<br />

Reinigung<br />

Reparaturen<br />

Reifen<br />

Zubehör<br />

Parkgebühren<br />

Garagierung<br />

Strafzettel<br />

Summe =<br />

Versicherung<br />

inkl. Steuern


Betriebswirtschaftslehre<br />

Gesamtkosten für das Auto:<br />

Fixkosten in 5 Jahren €<br />

Variable Kosten in 5 Jahren €<br />

Kosten für 1 Kilometer<br />

Summe € : 5 = ................... € Autokosten pro Jahr<br />

........................... € Autokosten pro Jahr : 40.000 km = .................. € pro km<br />

8.4.1 Grenzplankostenrechnung<br />

In Deutschland hat sich das Denken in Teilkosten erst sehr viel später entwickelt als in den<br />

USA. Die Grenzplankostenrechnung wurde erstmals 1950 von H.G. Plaut in Deutschland<br />

eingeführt. Obwohl die Grenzplankostenrechnung unabhängig vom Direct Costing entwickelt<br />

wurde, lassen sich weitgehende Übereinstimmungen feststellen.<br />

Der Begriff "Grenzplankostenrechnung" geht auf die Grenzkostenlehre von Schmalenbach<br />

zurück. Als Grenzkosten bezeichnet man den Kostenzuwachs, der durch die Produktion<br />

der jeweils letzten Produktionseinheit eines Gutes entsteht (vgl. KEMM, S.196).<br />

Es wird angenommen, dass der Gesamtkostenverlauf einer Kostenstelle linear verläuft<br />

und somit die Grenzkosten der betrieblichen Erzeugnisse konstant sind und mit den variablen<br />

Kosten übereinstimmen.<br />

Der Aufbau einer Grenzplankostenrechnung entspricht der auf Vollkosten basierenden<br />

flexiblen Plankostenrechnung. Die nach Kostenarten und Kostenstellen differenzierte Planung<br />

wird genauso durchgeführt. Der wesentliche Unterschied zur Vollkostenrechnung<br />

besteht darin, dass weder in den Verrechnungssätzen für innerbetriebliche Leistungen<br />

noch in den Kalkulationssätzen der Hauptkostenstellen fixe Kosten einbezogen werden.<br />

Merkmale<br />

Funktionen<br />

• Trennung fixer- und variabler Kosten im Bereich Kostenarten-,<br />

Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />

• Kostensätze für die Kalkulation beinhalten nur variable Kosten<br />

• Fixe Kosten werden direkt in die Ergebnisrechnung übernommen.<br />

• Anpassung der Kostenvorgaben an Istbeschäftigung (Sollkosten)<br />

• Entscheidungsorientierter Ansatz<br />

143


Betriebswirtschaftslehre<br />

Dazu werden die anfallenden Kosten auf den Kostenstellen in ihre fixen und variablen Anteile<br />

zerlegt. Die fixen Kosten werden nicht mehr wie in der Vollkostenrechnung über Prozentschlüssel<br />

auf die Produkte umgelegt, sondern als Fixkostenblock direkt in die Ergebnisrechnung<br />

übernommen.<br />

Eine weitere Besonderheit von Teilkostenrechnungssystemen stellt die Ergebnisrechnung<br />

dar. Aus der Differenz der Verkaufserlöse und der variablen Kosten eines Produktes wird<br />

der Deckungsbeitrag ermittelt. Dieser gibt an, welchen Beitrag die einzelnen Produkte<br />

zur Deckung des Fixkostenblocks leisten.<br />

Die produktweise Ermittlung des Deckungsbeitrages liefert die Grundlage für absatzpolitische<br />

Entscheidungen.<br />

Ein Nachteil einer auf Teilkosten basierenden Kostenrechnung sind die fehlenden Vollkostensätze<br />

für die Produktkalkulation, die für die handels- und steuerrechtliche Bewertung<br />

erforderlich sind.<br />

Die Grenzplankostenrechnung gilt als das zur Zeit fortschrittlichste Kostenrechnungsverfahren.<br />

Sowohl zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit als auch für die dispositiven Aufgaben<br />

der Kostenrechnung ist das System gut geeignet. Heutzutage hat sich die Ansicht durchgesetzt,<br />

dass eine entscheidungsorientierte Kostenrechnung auf dem Grenzkostenprinzip<br />

beruhen muss. Für die langfristige Preispolitik dürfen nicht die variablen Kosten im Vordergrund<br />

stehen, sondern der durch die Produkte zu erzielende Deckungsbeitrag.<br />

8.4.2 Deckungsbeitragsrechnung<br />

Die Deckungsbeitragsrechnung auch Grenzkostenrechnung genannt, wird der entscheidungsorientierten<br />

Zielsetzung der Kostenrechnung besonders gerecht.<br />

Mit dem Deckungsbeitrag (DB) können komplizierte Entscheidungsprobleme rasch und<br />

richtig gelöst werden:<br />

• Welche Produkte / Leistungen sollen vermehrt produziert und verkauft<br />

werden?<br />

• Welche sind nicht zu forcieren?<br />

• Wie viel Umsatz muss zur Kostendeckung erreicht werden?<br />

• Was sind die Preisuntergrenzen bei freien Kapazitäten?<br />

Die DB - Rechnung kann nicht zur langfristigen Preiskalkulation herangezogen werden.<br />

Sie dient aber sehr gut zur kurzfristigen Verkaufsplanung, wenn der Betrieb noch freie Kapazitäten<br />

hat. Dabei müssen einige Bedingungen erfüllt werden:<br />

• Niedrigere Preise bei günstiger Auslastung dürfen die üblichen Preise<br />

nicht drücken<br />

• Geplante Programmumstellungen dürfen den Absatz anderer Produkte<br />

nicht negativ beeinflussen<br />

144


Betriebswirtschaftslehre<br />

Langfristig kann jeder Betrieb nur bestehen, wenn alle Kosten abgedeckt sind. D.h. das<br />

über die Deckungsbeiträge langfristig die gesamten Fixkosten abzudecken sind.<br />

Der Deckungsbeitrag (DB) des Betriebes oder einer Abteilung, Sparte und das Betriebsergebnis<br />

errechnet sich aus:<br />

Erlös (E) ergibt sich aus Bruttoerlös – Erlösschmälerungen (Provisionen, Rabatte, usw.)<br />

- variable Kosten (Kv)<br />

= Deckungsbeitrag (DB)<br />

- fixe Kosten (Kf)<br />

= Betriebsergebnis (G)<br />

Beispiel:<br />

Für das Produkt A fallen an Kv € 5.000<br />

Verkaufspreis € 9.500<br />

Fixkosten im Betrieb € 202.500 pro Monat<br />

Wie hoch ist der Gewinn/Verlust, wenn pro Monat<br />

a) 52 Stück verkauft werden? b) 38 Stück verkauft werden?<br />

Rechnerische Lösung:<br />

Erlös<br />

- Kv<br />

= DB<br />

- Kf<br />

= Gewinn<br />

Erlös = 9.500<br />

- Kosten variabel = 5.000<br />

-------------------------------------------------<br />

DB pro Stück = 4.500<br />

a) 52 Stück b) 38 Stück<br />

Gewinnschwelle X = Kf / DB = 202.500 / 4.500 = 45 Stück<br />

145


Betriebswirtschaftslehre<br />

Grafische Lösung:<br />

Erlöse, Kosten (in €)<br />

Zeichnen Sie den Verlust- und Gewinnbereich deutlich ein.<br />

146<br />

Menge<br />

Der Deckungsbeitrag als Entscheidungshilfe für die Förderung von Produkten<br />

Ein Unternehmer erzeugt 3 verschiedene Produkte:<br />

Produkt A Produkt B Produkt C<br />

Nettoerlös 1.000 1.200 800<br />

variable Kosten 600 700 400<br />

DB 400 500 400<br />

Jede verkaufte Einheit von Produkt B bringt einen DB von € 500 zur Abdeckung der Fixkosten.<br />

Somit ist dieses Produkt zu fördern. Da sich die Fixkosten nicht ändern, brauchen<br />

sie bei dieser Überlegung nicht berücksichtigt werden.<br />

Berechnung der variablen Selbstkosten pro Stunde:<br />

In der Vollkostenrechnung wurden in der Stundensatzrechnung die Selbstkosten pro<br />

Stunde berechnet. In der DB - Rechnung soll (z.B. für Preisentscheidungen) die Preisuntergrenze<br />

für eine Arbeitsstunde in Form der variablen Selbstkosten pro Stunde berechnet<br />

werden.


Betriebswirtschaftslehre<br />

Ein Dienstleistungsunternehmen hat folgende Kosten:<br />

Fixkosten 500.000<br />

variable Kosten 1,250.000<br />

davon: 500.000 Fertigungsmaterial<br />

390.000 Fertigungslöhne inkl. Lohnnebenkosten (LNK)<br />

360.000 variable Gemeinkosten<br />

Der Betrieb verrechnet 2000 Fertigungsstunden.<br />

Variable Gemeinkosten pro Stunde = € 360.000 / 2000 Stunden = € 180 / Stunde<br />

Die variablen Kosten einer Fertigungsstunde wären bis einem durchschnittlichen Stundenlohn<br />

von € 100 und 95 % LNK so zu berechnen:<br />

100,00 Bruttostundenlohn<br />

+ 95,00 LNK<br />

+ 180,00 variable Gemeinkosten<br />

375,00 variable Selbstkosten<br />

Ab einem Nettoerlös von € 375,00 wird mit dem Verkauf einer Stunde ein DB<br />

erwirtschaftet. Die DB werden dann zur Abdeckung der Fixkosten verwendet. Nettopreise<br />

unter € 375,00 würden nicht einmal die Kosten abdecken, die durch die Arbeitsstunde unmittelbar<br />

verursacht sind.<br />

Beispiel: Würstelstand<br />

Der Besitzer kauft die Würstel um 1,00 € ein und verkauft sie um 2,50 €<br />

Die Semmel kauft er um 0,30 € ein.<br />

Dazu kommen noch Ausgaben für Senf, Servietten, Waschmittel, .......<br />

Täglich entstehen dem Besitzer Unkosten von € 250,00 (Standmiete, Energie, sein Arbeitslohn,<br />

usw.)<br />

Folgende Fragen bzw. Behauptungen<br />

tauchen auf:<br />

Ein Würstelstand ist eine „Goldgrube“!<br />

Hat der Besitzer bei jedem Verkauf<br />

einen Gewinn oder erst ab einer bestimmten<br />

Menge?<br />

Antwort bzw. Begründung:<br />

147


Betriebswirtschaftslehre<br />

Ihre Kalkulation:<br />

Kosten/Gewinnfaktor in Euro<br />

Würstel<br />

Semmel<br />

Gewinn =<br />

1,00<br />

0,30<br />

Zeichnerische Erklärung nach der Teilkostenrechnung in Euro pro Tag:<br />

Euro<br />

1.000,--<br />

900,--<br />

800,--<br />

700,--<br />

600,--<br />

500,--<br />

400,--<br />

300,--<br />

200,--<br />

100,--<br />

50 Paar<br />

Schlussfolgerung:<br />

100 Paar 150 Paar 200 Paar 250 Paar<br />

148<br />

300 Paar<br />

Würstel


Betriebswirtschaftslehre<br />

Will man den Gewinn auch grafisch sehen, so muss man die Erlösfunktion darstellen.<br />

Erlös (E) aus dem Verkauf der Produkte = Preis (P) * Menge (X)<br />

E = P * X<br />

Wenn der Erlös die anfallenden Kosten decken soll, dann lautet die Gleichung:<br />

Erlös = Kosten<br />

P * X = Kf + Kv * X<br />

X = Kf / P - Kv<br />

X = die kritische Menge, bei der die Erlöse gerade die Kosten decken<br />

ein Gewinn wird noch nicht erzielt (Gewinnschwelle)<br />

Entscheidung über Annahme oder Ablehnung eines Auftrages<br />

Wenn durch die Erlöse die variablen Kosten nicht abgedeckt werden, wird nur noch ein<br />

negativer DB erzielt. Das Betriebsergebnis würde sich daher auf jeden Fall verschlechtern.<br />

Solche Aufträge wären daher auf keinen Fall anzunehmen.<br />

Beispiel:<br />

Für einen Auftrag ist ein Nettoerlös von € 10.000 möglich. Dabei würden folgende Kosten<br />

entstehen: € 4.000 Fertigungsmaterial und 20 Fertigungsstunden (€ 100 Bruttostundenlohn,<br />

95 % LNK und € 115 variable Gemeinkosten). Soll dieser Auftrag angenommen<br />

werden?<br />

4.000 Fertigungsmaterial<br />

2.000 Fertigungslöhne<br />

1.900 LNK<br />

2.300 variable Gemeinkosten / Stunde<br />

10.200 gesamte variable Kosten<br />

Der Auftrag ist auch zur Auslastung freier Kapazitäten nicht anzunehmen, da nicht einmal<br />

die variablen Kosten abgedeckt werden.<br />

Berechnung der Gewinnschwelle<br />

Als Gewinnschwelle oder Break Even Point (BEP) oder Kostendeckungspunkt bezeichnet<br />

man jenen Umsatz, bei dem die erzielten Erlöse alle Kosten (Fixkosten und variable<br />

Kosten) abdecken. Daher ist es auch wichtig, jenen Umsatz zu kennen, bei dem Kostendeckung<br />

erreicht wird.<br />

Denn erst bei Überschreiten bestimmter Umsatzgrenzen (auf Grund einer bestimmten<br />

Auslastung) kommt der Betrieb in die Gewinnzone.<br />

Die dazu notwendige Menge an verkauften Dienstleistungen oder Produkten wird als kritische<br />

Menge bezeichnet.<br />

149


Betriebswirtschaftslehre<br />

Beispiel: Gesamtkosten eines Handwerksbetriebes € 100.000<br />

Fixkosten € 38.590<br />

variable Kosten € 61.410<br />

Der Betrieb verkauft nur ein Produkt zu einem Marktpreis von € 40,00 netto. Die variablen<br />

Kosten entstanden durch die Herstellung von 4094 Stück. Die variablen Stückkosten<br />

betragen daher € 15,00<br />

40,00 Nettoerlös<br />

- 15,00 variable Kosten<br />

25,00 Deckungsbeitrag<br />

Wie hoch ist die „kritische Menge“, die abgesetzt werden muss, um kostendeckend zu<br />

sein?<br />

Kritische Menge = Fixkosten / DB pro Stück = 1.544 Stück<br />

Die Gewinnschwelle ist der Umsatz, bei dem alle Kosten abgedeckt sind oder der Umsatz,<br />

der mit der kritischen Menge erreicht wird.<br />

K / E<br />

kritischer<br />

Umsatz<br />

Verlustzone<br />

Abb. 53: Break-Even-Point (BEP)<br />

Break-Even-<br />

Point<br />

Im BEP gilt: Umsatz = Gesamtkosten<br />

DB = Fixkosten<br />

Gewinn = 0<br />

150<br />

kritische<br />

Menge<br />

Gewinnzone<br />

Deckungsbeitrag<br />

Umsatz<br />

Gesamtkosten<br />

fixe Kosten<br />

variable<br />

Kosten<br />

Stück / Periode


Betriebswirtschaftslehre<br />

Mit der Deckungsbeitragsrechnung kann auch die Wirtschaftlichkeit einzelner Produkte,<br />

einzelner Betriebsbereiche oder des Gesamtunternehmens überprüft werden. Dazu ist<br />

aber die ständige Überprüfung der Kosten notwendig.<br />

8.5 Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungssystems<br />

Die Kostenrechnungssysteme haben sich vom vergangenheitsorientierten Dokumentationscharakter<br />

immer mehr in Richtung Unternehmensführungsfunktion entwickelt. Im Vordergrund<br />

muss deshalb ein entscheidungsorientierter Kostenrechnungsansatz stehen.<br />

Für die Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungsverfahrens müssen neben den Unternehmenszielen<br />

besonders die branchenspezifischen Merkmale des entsprechenden Industriezweiges<br />

berücksichtigt werden.<br />

Für die Bewertung von Beständen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen ist steuerlich<br />

weitgehend die Vollkostenrechnung vorgeschrieben. Aber auch die Berechnung von Verkaufspreisen,<br />

soweit diese autonom festgelegt werden können und nicht vom Markt her<br />

gegeben sind, ist die Vollkostenrechnung vorzuziehen.<br />

Aus den Merkmalen der verschiedenen Kostenrechnungssysteme geht deutlich hervor,<br />

dass eine effektive Kostenkontrolle nur über eine zukunftsorientierte Plankostenrechnung<br />

zu realisieren ist. Eine detaillierte Absatz- und Kostenplanung ist die Grundlage für eine<br />

effiziente Steuerung des Unternehmens.<br />

Der ständige Soll- / Ist-Vergleich liefert Informationen über Abweichungen, aus denen<br />

rechtzeitig Maßnahmen abgeleitet werden können, um die Zielerreichung zu sichern.<br />

Eine wesentliche Aufgabe des Kostenrechnungssystems ist die Bereitstellung aussagefähiger<br />

Informationen, die bereits von kurzfristig nicht beeinflussbaren Abweichungen bereinigt<br />

sind. Eine Kostenabweichung muss dort angezeigt werden, wo sie entsteht.<br />

Für eine effiziente Kostenkontrolle ist weiterhin die Anpassung der Planzahlen an die jeweilige<br />

Beschäftigungsabweichung zu berücksichtigen.<br />

151


Betriebswirtschaftslehre<br />

8.6 Kontrollfragen<br />

1. Nennen Sie zwei Systeme der Kostenrechnung:<br />

2. Erklären Sie eine Kostenartenrechnung:<br />

3. Was ist ein BAB?<br />

4. Erklären Sie eine Kostenstellenrechnung:<br />

5. Erklären Sie eine Kostenträgerrechnung:<br />

6. Erklären Sie kurz eine Deckungsbeitragsrechnung:<br />

152


Betriebswirtschaftslehre<br />

153


Betriebswirtschaftslehre<br />

9 ANHANG<br />

9.1 Arbeitsplan<br />

Der nachfolgende Arbeitsplan dient als Anhalt für den Trainer, enthält die Anzahl der Abende<br />

und den lt. Lehrplan zu vermittelnden Lehrstoff.<br />

HTL - Maschinenbau<br />

Gegenstand: <strong>BET</strong><br />

Modul: Begriffe und Funktionen<br />

Abend Lehrstoff Bemerkung<br />

1 Wirtschaft und ihre Elemente<br />

2 Unternehmen und Umfeld<br />

3 Aufbau – und Ablauforganisation<br />

4 Funktionsbereiche des Unternehmens<br />

5 Funktionsbereiche des Unternehmens<br />

1 Abend = 4 Übungseinheiten<br />

154


Betriebswirtschaftslehre<br />

9.2 Literaturverzeichnis<br />

BLV Bundesverband für Logistik: Logistik in Österreich, Eigenvervielfältigung 2001<br />

GUTE Gutenberg E.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Band 1, Die Produktion,<br />

Berlin-Heidelberg-New York 1968<br />

HEIN Heinen, E.: Industriebetriebslehre– Entscheidung im Industriebetrieb,<br />

9. Auflage, 1991, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden<br />

1991<br />

JÜNE Jünemann, R.: Logistik als Philosophie für schlanke Unternehmen, in: Tech in<br />

Time 1/93<br />

LEUT Leutgeb, V.: Betrieb und Funktionen, WIFI-Skript Werkmeisterschule, Linz 1997<br />

MASL Maslow, A.H.: A Theory of Human Motivation, in Motivation and Work Behavior,<br />

Verlag McGraw-Hill 1975<br />

MELL Mellerowicz K.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre III, Sammlung Göschen,<br />

Berlin 1967<br />

WEBE Weber W.: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Springer Verlag, Berlin<br />

Heidelberg New York 1972<br />

WÖHE Wöhe G.: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 11.Auflage,<br />

München 1975<br />

155


Betriebswirtschaftslehre<br />

9.3 Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Wissensbereiche .....................................................................................................5<br />

Abb. 2: Betriebswirtschaftslehre ..........................................................................................6<br />

Abb. 3: Wirtschaft ................................................................................................................8<br />

Abb. 4: MASLOW’s Motivationstheorie..............................................................................11<br />

Abb. 5: Wirtschaftskreislauf ...............................................................................................12<br />

Abb. 6: Erweiterter Wirtschaftkreislauf..............................................................................13<br />

Abb. 7: Wirtschaftsordnungen............................................................................................14<br />

Abb. 8: Bestimmungsfaktoren des Betriebes.....................................................................16<br />

Abb. 9: Wertschöpfungsprozess ........................................................................................19<br />

Abb. 10: Unternehmensmodell ..........................................................................................26<br />

Abb. 11: Von der Mission zu den Unternehmenszielen .....................................................28<br />

Abb. 12: Übersicht Zielkategorien......................................................................................34<br />

Abb. 13: Unternehmensstrategie .......................................................................................36<br />

Abb. 14: Unternehmensumfeld ..........................................................................................37<br />

Abb. 15: Anspruchsgruppen eines Unternehmens ............................................................38<br />

Abb. 16: Unternehmensorganisation .................................................................................44<br />

Abb. 17: Linienorganisation ...............................................................................................45<br />

Abb. 18: Stablinienorganisation .........................................................................................46<br />

Abb. 19: Divisionalorganisation..........................................................................................47<br />

Abb. 20: Matrixorganisation ...............................................................................................48<br />

Abb. 21: Funktionsdiagramm .............................................................................................50<br />

Abb. 22: Prozessorientierung.............................................................................................53<br />

Abb. 23: Tendenzen ..........................................................................................................56<br />

Abb. 24: Arbeitsablaufplan (Flow Chart) ............................................................................56<br />

Abb. 25: Marktbezogenes Unternehmen ...........................................................................59<br />

Abb. 26: Marketinginstrumente ..........................................................................................60<br />

Abb. 27: Stellung des Handels in der Wirtschaft................................................................61<br />

Abb. 28: Aufgaben und Funktionen des Handels...............................................................62<br />

Abb. 29: Trend – Lebenszyklus .........................................................................................63<br />

Abb. 30: Beschaffungszyklus.............................................................................................65<br />

Abb. 31: Produktion ...........................................................................................................67<br />

Abb. 32: Phasen der Produktion ........................................................................................67<br />

Abb. 33: Produktionstypen.................................................................................................69<br />

Abb. 34: Kommunikation....................................................................................................76<br />

Abb. 35: Tendenzieller Stückkostenverlauf der Produktionsfaktoren.................................77<br />

Abb. 36: Logistischer Prozess ...........................................................................................80<br />

Abb. 37: Logistikpartner.....................................................................................................81<br />

Abb. 38: Struktur des betrieblichen Rechnungswesen.......................................................84<br />

Abb. 39: Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung....................................................85<br />

Abb. 40: Rechenvorgang ...................................................................................................89<br />

156


Betriebswirtschaftslehre<br />

Abb. 41: Kalkulationsschema...........................................................................................100<br />

Abb. 42: Kosten ...............................................................................................................108<br />

Abb. 43: Gewinn u. Verlustrechnung ...............................................................................109<br />

Abb. 44: Vom Aufwand zu Kosten ...................................................................................110<br />

Abb. 45: Kostenstruktur eines Unternehmens .................................................................116<br />

Abb. 46: Aufgaben der Kostenrechnung..........................................................................117<br />

Abb. 47: Systeme der Kostenrechnung ...........................................................................120<br />

Abb. 48: Stufen der Vollkostenrechnung..........................................................................122<br />

Abb. 49: Grafische Darstellung von variablen und fixen Kosten ......................................124<br />

Abb. 50: Einfaches Beispiel für einen BAB ......................................................................128<br />

Abb. 51: Schema für Zuschlagskalkulation ......................................................................130<br />

Abb. 52: Handelsspanne (grauer Bereich).......................................................................132<br />

Abb. 53: Break-Even-Point (BEP)....................................................................................150<br />

157

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