Betriebstechnik I BET I
Betriebstechnik I BET I
Betriebstechnik I BET I
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<strong>Betriebstechnik</strong> I<br />
<strong>BET</strong> I<br />
3. & 4. SEMESTER
Betriebswirtschaftslehre<br />
Inhalt Seite<br />
0 Einleitung ....................................4<br />
1 Wirtschaft und ihre Elemente .....................6<br />
1.1 Betriebswirtschaftslehre ................................. 6<br />
1.1.1 Wirtschaft ........................................... 8<br />
1.1.2 Bedürfnisse ......................................... 10<br />
1.1.3 Ökonomisches Prinzip ................................. 12<br />
1.1.4 Wirtschaftskreislauf ................................... 12<br />
1.1.5 Wirtschaftsordnungen.................................. 13<br />
1.1.6 Markt und Preisbildung ................................. 17<br />
1.2 Betrieb ............................................ 19<br />
1.2.1 Betriebstypen........................................ 21<br />
1.2.2 Dienstleistungsbereich ................................. 22<br />
1.2.3 Nonprofitbereich...................................... 22<br />
1.3 Kontrollfragen ....................................... 25<br />
2 Unternehmen und Umfeld.......................26<br />
2.1 Unternehmensmodell .................................. 26<br />
2.2 Leitbild des Unternehmens .............................. 28<br />
2.3 Unternehmensziele ................................... 31<br />
2.3.1 Zielbildung .......................................... 31<br />
2.3.2 Zielinhalt ........................................... 32<br />
2.3.3 Dimension der Ziele ................................... 34<br />
2.3.4 Zielbeziehungen...................................... 35<br />
2.3.5 Unternehmensstrategie ................................ 36<br />
2.4 Unternehmensumfeld .................................. 37<br />
2.4.1 Ökologisches Umfeld .................................. 39<br />
2.4.2 Technologisches Umfeld................................ 39<br />
2.4.3 Ökonomisches Umfeld ................................. 40<br />
2.4.4 Soziales Umfeld ...................................... 40<br />
2.5 Kontrollfragen ....................................... 42<br />
3 Aufbau- und Ablauforganisation..................43<br />
3.1 Aufbauorganisation ................................... 43<br />
3.1.1 Formen der Aufbauorganisation .......................... 44<br />
3.1.2 Organisatorische Hilfsmittel ............................. 50<br />
3.2 Ablauforganisation .................................... 52<br />
3.2.1 Prozessorientierung ................................... 52<br />
3.2.2 Organisatorische Hilfsmittel ............................. 56<br />
3.3 Kontrollfragen ....................................... 57<br />
4 Funktionsbereiche des Unternehmens .............58<br />
4.1 Absatz............................................. 59<br />
4.1.1 Absatzplanung und -kontrolle ............................ 59<br />
4.1.2 Marketing .......................................... 60<br />
4.1.3 Die Stellung des Handels ...............................<br />
1<br />
61
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.2 Forschung und Entwicklung ............................. 63<br />
4.3 Beschaffung ........................................ 64<br />
4.4 Produktion .......................................... 67<br />
4.4.1 Phasen der Produktion ................................. 67<br />
4.4.2 Ziele der Produktion ................................... 68<br />
4.4.3 Produktionstypen ..................................... 68<br />
4.5 Information / Kommunikation............................. 75<br />
4.5.1 Information ......................................... 75<br />
4.5.2 Kommunikation ...................................... 75<br />
4.5.3 Information als Produktionsfaktor ......................... 76<br />
4.5.4 Beispiele aus unserer Firma ............................. 77<br />
4.6 Logistik ............................................ 78<br />
4.6.1 Definition von Logistik.................................. 78<br />
4.6.2 Ziele von Logistik ..................................... 78<br />
4.6.3 Bereiche der Logistik .................................. 79<br />
4.6.4 Methoden der Logistik ................................. 80<br />
4.6.5 Logistikpartner ....................................... 81<br />
4.6.6 Supply-Chain Management.............................. 82<br />
4.7 Kontrollfragen ....................................... 83<br />
5 Rechnungswesen .............................84<br />
5.1 Grundlagen des Rechnungswesens ....................... 84<br />
5.1.1 Externes Rechnungswesen ............................. 84<br />
5.1.2 Internes Rechnungswesen .............................. 85<br />
5.2 Begriffe aus dem Rechnungswesen ....................... 86<br />
5.2.1 Auszahlungen und Einzahlungen ......................... 86<br />
5.2.2 Aufwände und Erträge ................................. 87<br />
5.3 Kontrollfragen ....................................... 88<br />
6 Schluss- und Prozentrechnen....................89<br />
6.1 Rechenvorgang ...................................... 89<br />
6.2 Schlussrechnung ..................................... 90<br />
6.2.1 Einfache Schlussrechnung .............................. 90<br />
6.2.2 Kettensatz .......................................... 91<br />
6.3 Prozentrechnung ..................................... 94<br />
6.3.1 Technik der Prozentrechnung ............................ 94<br />
6.3.2 Arten der Prozentrechnung .............................. 95<br />
6.3.3 Prozentrechnen in der Kalkulation ......................... 99<br />
6.4 Kontrollfragen ...................................... 104<br />
7 Grundlagen der Kostenrechnung ................105<br />
7.1 Begriffe aus der Kostenrechnung ........................ 106<br />
7.2 Abgrenzung Buchhaltung – Kostenrechnung ................ 109<br />
7.3 Kalkulatorische Zusatzkosten ........................... 111<br />
7.3.1 Kalkulatorischen Unternehmerlohn ....................... 111<br />
7.3.2 Kalkulatorischen Wagnisse ............................. 112<br />
7.3.3 Kalkulatorischen Zinsen ............................... 112<br />
7.3.4 Kalkulatorische Miete ................................. 113<br />
7.3.5 Kalkulatorische Abschreibung ........................... 113<br />
2
Betriebswirtschaftslehre<br />
7.4 Kostenstruktur im Unternehmen ......................... 116<br />
7.5 Aufgaben der Kostenrechnung .......................... 116<br />
7.5.1 Planungsaufgabe .................................... 117<br />
7.5.2 Kontrollaufgabe ..................................... 118<br />
7.5.3 Dokumentationsaufgabe............................... 118<br />
7.5.4 Zurechnungsprinzipien ................................ 118<br />
7.6 Kontrollfragen ...................................... 119<br />
8 Kostenrechnungssysteme .....................120<br />
8.1 Vollkostenrechnung mit Istkosten ........................ 120<br />
8.1.1 Kostenartenrechnung ................................. 122<br />
8.1.2 Erfassung und Verrechnung wichtiger Kostenarten............ 124<br />
8.1.3 Kostenstellenrechnung ................................ 127<br />
8.1.4 Kostenträgerrechnung ................................ 129<br />
8.2 Vollkostenrechnung mit Normalkosten..................... 138<br />
8.3 Vollkostenrechnung mit Plankosten ....................... 138<br />
8.4 Teilkostenrechnung .................................. 139<br />
8.4.1 Grenzplankostenrechnung ............................. 143<br />
8.4.2 Deckungsbeitragsrechnung ............................ 144<br />
8.5 Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungssystems .......... 151<br />
8.6 Kontrollfragen ...................................... 152<br />
9 Anhang ....................................154<br />
9.1 Arbeitsplan ........................................ 154<br />
9.2 Literaturverzeichnis .................................. 155<br />
9.3 Abbildungsverzeichnis ................................ 156<br />
3
Betriebswirtschaftslehre<br />
0 EINLEITUNG<br />
Für die Gründung und Führung eines Unternehmens ist viel Wissen notwendig. Dafür stellt<br />
heute die wissenschaftliche Lehre eine Reihe von Wissensdisziplinen zur Verfügung.<br />
Betriebe im weiten Sinne gibt es, seit es Menschen gibt. Betriebswirtschaftslehre gibt es<br />
erst seit aus Hauswirtschaften Produktionsbetriebe entstanden, die auch Güter und<br />
Dienstleistungen für andere bereitstellten.<br />
Im täglichen Sprachgebrauch wird Betrieb auch als Unternehmen bezeichnet, es gibt aber<br />
doch Unterschiede in der wissenschaftlichen Definition. Diese sind zwar auch nicht immer<br />
einheitlich (siehe Gutenberg und Mellerowicz, die Betrieb als Oberbegriff sehen oder nach<br />
Lohmann u.a., die Unternehmen als Oberbegriff verwenden, vgl. WÖHE, S.5), hier sollen<br />
die Begriffe aber wie nachfolgend definiert verwendet werden.<br />
Dabei wird der Betrieb gesehen als eine technische, soziale, wirtschaftliche, organisatorische,<br />
umweltbezogene und zukunftsorientierte Einheit, die Güter zur Deckung eines Bedarfs<br />
erstellt, dazu selbstständige Entscheidungen trifft und dafür die Risiken trägt.<br />
Das Unternehmen ist der rechtliche Rahmen, den der Betrieb braucht, um nach außen<br />
handeln zu können. Das Unternehmen kann einen oder mehrere, aber auch eine größere<br />
Anzahl von Betrieben umfassen.<br />
Im Betrieb bzw. Unternehmen müssen täglich eine Reihe von Entscheidungen unter Einsatz<br />
von persönlichen Kenntnissen, Fähigkeiten, internen und externen Informationen getroffen<br />
werden. Dabei ist die Qualität der Entscheidungsgrundlagen maßgeblich für den<br />
Erfolg des Unternehmens.<br />
4
Betriebswirtschaftslehre<br />
Zwei wissenschaftliche Fachdisziplinen<br />
• Volkswirtschaftslehre (Makroökonomie, Mikroökonomie)<br />
• Betriebswirtschaftslehre (Wirtschaft des Betriebes)<br />
bieten ihre Erkenntnisse als Grundlage für die Entscheidungsfindung an bzw. geben dazu<br />
Hilfestellung.<br />
Die Volkswirtschaftslehre untersucht alle globalen Wirtschaftsprozesse einer Gesellschaft<br />
in der die Unternehmen eingebunden sind (Makroökonomie). Sie bietet aber auch Erkenntnisse<br />
bezüglich des wirtschaftlichen Verhaltens zwischen Unternehmen und Haushalten<br />
(Mikroökonomie).<br />
Volkswirtschaftslehre<br />
Abb. 1: Wissensbereiche<br />
Kostenrechnung<br />
Buchhaltung<br />
Wissen zur Unternehmensführung<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
Rechnungswesen Rechtslehre<br />
Die Volkswirtschaftslehre (VWL) ist nicht Betrachtungsgegenstand von <strong>BET</strong>. Es wird daher<br />
nachfolgend nur auf die Betriebswirtschaftslehre (BWL) eingegangen.<br />
5<br />
Funktionsbereiche<br />
Planung / Steuerung<br />
Organisation<br />
Absatz<br />
Produktion<br />
Beschaffung / Lagerung<br />
Personalwesen<br />
Finanzierung
Betriebswirtschaftslehre<br />
1 WIRTSCHAFT UND IHRE ELEMENTE<br />
Die Wirtschaft der Antike ist gekennzeichnet durch Sklaverei, geschlossene Hauswirtschaften<br />
(Selbstversorgern) und geringfügigen Handel. Im Mittelalter entstanden selbständige<br />
Handwerksbetriebe (in Zünften organisiert) in denen eine standesgemäße Ernährung<br />
und Lebensweise, keineswegs aber Gewinnorientierung angestrebt wurde.<br />
Die Auflösung der geschlossenen Hauswirtschaft in Konsumeinheiten und Produktions-<br />
und Handelseinheiten fällt in die Zeit der Renaissance. Hier trat erstmals der Gedanke der<br />
Gewinnerzielung hervor. Der Handel wird stark ausgeweitet und damit entsteht ein Bedürfnis<br />
nach verkehrs- und rechnungstechnischen Verfahren (z.B. Doppelte Buchführung).<br />
Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte eine Reihe technischer Neuentwicklungen und Erfindungen,<br />
die den Übergang von handwerklicher Fertigung zu industrieller Massenfertigung<br />
immer mehr voran trieb. Dennoch spielte die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem<br />
Betrieb eine eher geringe Rolle. Im Vordergrund standen technische Probleme der Produktion.<br />
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kann ein Bedarf nach wissenschaftlich gebildeten<br />
Kaufleuten festgestellt werden. In diese Zeit fällt auch die Gründung der ersten Handelshochschulen<br />
1898 in Leipzig und Wien (vgl. WEBE, S.3f).<br />
1.1 Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Betriebswirtschaftslehre ist eine selbständige, wirtschaftswissenschaftliche Disziplin<br />
und untersucht und beschreibt das Wirtschaften eines Betriebes bzw. Unternehmens.<br />
<strong>BET</strong>RIEB WIRTSCHAFT LEHRE<br />
Vernetzte Organisation<br />
zur Leistungserstellung<br />
Abb. 2: Betriebswirtschaftslehre<br />
Transformation (Wertschöpfung)<br />
von Gütern<br />
und Dienstleistungen<br />
nach dem ökonomischen<br />
Prinzip<br />
6<br />
Wissen und Erkenntnisse<br />
sammeln, lehren und umsetzen
Betriebswirtschaftslehre<br />
Da der Untersuchungsrahmen sehr weit gesteckt ist, wird die BWL untergliedert<br />
(vgl. WEBE, S.11):<br />
• Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />
hier werden Fragestellungen behandelt, die in allen Unternehmen<br />
auftreten, z.B. Rechnungswesen, Finanzierung<br />
• Spezielle Betriebswirtschaftslehre<br />
hier werden Probleme untersucht, die in speziellen Branchen oder<br />
in betrieblichen Funktionen auftreten, z.B. Industriebetriebslehre,<br />
Bankbetriebslehre<br />
• Betriebswirtschaftspolitik<br />
beschäftigt sich mit der Entwicklung und Durchsetzung allgemeiner<br />
Zielvorstellungen zur Führung eines Unternehmens, z.B. Unternehmensforschung<br />
Die deutschsprachige Betriebswirtschaftslehre wurde nach dem zweiten Weltkrieg nachhaltig<br />
von Gutenberg geprägt, der die Produktivitätsbeziehung zwischen eingesetzten<br />
Produktionsfaktoren und dem Ertrag daraus, in den Mittelpunkt stellte (1951 erschien<br />
das Buch „Einführung in die allgemeine BWL“). Die betriebswirtschaftliche Betätigung ist<br />
nach Gutenberg durch die Kombination der Elementarfaktoren (vgl. GUTE, S.3ff)<br />
• Menschliche Arbeitsleistung (Mensch)<br />
• Betriebmittel (Maschine)<br />
• Werkstoffe (Material)<br />
gekennzeichnet. Dabei werden zwei Arten von Arbeitsleistungen unterschieden, die ausführende<br />
und die dispositive Arbeit. Es werden daher neben den Elementarfaktoren noch<br />
die dispositiven Faktoren genannt:<br />
• Betriebsleitung<br />
• Planung<br />
• Organisation<br />
Während bei Gutenberg die Produktivitätsbeziehung im Vordergrund steht, stellte Heinen<br />
seit 1961 die Entscheidungen (z.B. Ausstattungsentscheidungen, Programmentscheidungen,<br />
Prozessentscheidungen) auf allen Unternehmensstufen in den Mittelpunkt betriebswirtschaftlicher<br />
Betrachtungen (vgl. HEIN, S.290).<br />
Eine andere betriebswirtschaftliche Konzeption vertritt seit 1968 Ulrich. Er sieht die Unternehmung<br />
als „Produktives soziales System“. Dabei sind bei der Systembetrachtung die<br />
Ganzheit, das Verhalten und die Systemhierarchie von grundlegender Bedeutung (vgl.<br />
WEBE, S.19).<br />
In neuerer Zeit treten die Gedanken der Entscheidungsorientierung und der Systemorientierung<br />
der Betriebswirtschaftslehre vielfach gemeinsam auf.<br />
7
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.1.1 Wirtschaft<br />
Mit dem Begriff Wirtschaft bezeichnet man einen wichtigen Teil unseres gesellschaftlichen<br />
Lebens, mit dem jeder von uns in vielfältiger Weise verbunden ist.<br />
Der Motor dieser Wirtschaft sind die Bedürfnisse des Menschen. Als Bedürfnis bezeichnet<br />
man das Empfinden eines Mangels.<br />
Wirtschaft wird definiert als<br />
das planmäßige Vorgehen bei der Gewinnung, Erzeugung<br />
und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen<br />
zur Befriedigung der Bedürfnisse<br />
Wirtschaften heißt, bewusst mit knappen Gütern umgehen.<br />
Abb. 3: Wirtschaft<br />
Wirtschaft kann auch als Brücke zwischen Mensch und Natur bezeichnet werden.<br />
Die menschlichen Bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt, die zur Bedürfnisbefriedigung<br />
geeigneten Mittel (Güter) stehen dagegen nicht in unbeschränkter Menge zur Verfügung,<br />
sondern sind von Natur aus knapp. Dieses Spannungsverhältnis zwischen Bedarf und Deckungsmöglichkeit<br />
zwingt die Menschen zu wirtschaften, d.h. die vorhandenen Mittel so<br />
einzusetzen, dass ein möglichtst hohes Maß an Bedürfnisbefriedigung erreicht wird.<br />
Die Erzeugung, Verteilung und der Verbrauch der Güter und Leistungen sind weltweit<br />
nicht im Gleichgewicht. Hoch entwickelte Industriestaaten einerseits und schwach oder<br />
kaum industrialisierte Staaten andererseits.<br />
8
Betriebswirtschaftslehre<br />
Güter sind Mittel zur Deckung des Bedarfes. Die Vielfalt der Güter lässt sich ordnen:<br />
Nach der Verfügbarkeit<br />
freie Güter knappe Güter<br />
Güter die scheinbar unbegrenzt vorhanden<br />
sind, z.B. Licht, Luft, Wasser<br />
Nach der Beschaffenheit<br />
materielle Güter immaterielle Güter<br />
Sachgüter also Gegenstände, z.B. Maschinen,<br />
Rohstoffe, Radiogerät<br />
Nach der Verwendung<br />
Konsumgüter Investitionsgüter<br />
Güter die unmittelbar dem Gebrauch z.B.<br />
Auto, Nähmaschine, bzw. Verbrauch dienen,<br />
z.B. Nahrung, Heizmittel<br />
Güter die nur beschränkt vorhanden sind,<br />
z.B. Nahrungsmittel, Auto<br />
Dienstleistungen (nicht gegenständliche Güter),<br />
z.B. Kreditgewährung, Güterbeförderung,<br />
Arztleistung<br />
Güter die der Herstellung anderer Konsumoder<br />
Investitionsgüter dienen, z.B. Drehmaschine,<br />
Hochofen<br />
Die Wirtschaftsgüter lassen sich weiter einteilen:<br />
• Inputgüter – Outputgüter: Diese Unterscheidung knüpft an der unterschiedlichen<br />
Stellung von Wirtschaftsgütern in wirtschaftlichen Produktionsprozessen<br />
an. Inputgüter (z. B. Rohstoffe, Maschinen) werden<br />
benötigt, um andere Güter (Nahrungsmittel, Haushaltsgeräte,...) zu<br />
produzieren, die als Outputgüter das Ergebnis des Produktionsprozesses<br />
darstellen.<br />
• Verbrauchsgüter – Gebrauchsgüter: Verbrauchsgüter werden bei<br />
ihrem Einsatz verbraucht, d. h. sie gehen wirtschaftlich gesehen unter<br />
(z. B. Seife). Gebrauchgüter erlauben eine längerfristige Nutzung (z.<br />
B. Kleidung). Dieses Begriffpaar wird in der Praxis vor allem für Konsumgüter<br />
verwendet. Für Produktionsfaktoren verwendet man häufig<br />
die Begriffe<br />
9
Betriebswirtschaftslehre<br />
o Potentialfaktoren oder Betriebsmittel, wobei auf die spezielle<br />
Eigenschaft hingedeutet wird, ein bestimmtes Leistungspotential<br />
zu verkörpern (auch Investitionsgüter; z. B. Werkzeuge, Maschinen,...)<br />
o Repetierfaktoren oder Werkstoffe, womit auf den Verbrauchscharakter<br />
hingewiesen wird, weil diese Güter entweder ins Produkt<br />
eingehen oder endgültig verbraucht werden und somit deren Beschaffung<br />
„repetiert“ (wiederholt) werden muss. Eine weitere Unterteilung<br />
erfolgt in<br />
� Rohstoffe: Grundmaterial für das Produkt (z. B. Holz, Metall,<br />
Kleiderstoffe,...)<br />
� Hilfsstoffe: Diese bilden keinen wesentlichen Bestandteil des<br />
Produktes (z. B. Leim, Grundiermittel,..)<br />
� Betriebsstoffe: Diese gehen nicht in das Produkt ein, sondern<br />
werden lediglich bei der Fertigung gebraucht (z. B. Schmiermittel,<br />
Benzin, Strom,...)<br />
• Halbfabrikate – Fertigfabrikate: Als Halbfabrikate bezeichnet man<br />
Teile bzw. einzelne Elemente eines Produktes (z. B. Uhrzeiger,...). Die<br />
Endprodukte werden als Fertigfabrikate bezeichnet. Hinweis: Das gleiche<br />
Produkt (z. B. Autoreifen) kann für eine Unternehmung ein Fertigfabrikat<br />
(Reifenhersteller) und für ein anderes (Autohersteller) ein<br />
Halbfabrikat sein.<br />
1.1.2 Bedürfnisse<br />
Bedürfnisse sind Verhaltensmotive und bei allen Menschen verschieden ausgeprägt anzutreffen.<br />
Die Arbeitszufriedenheitsforschung untersuchte die Bedürfnisse und Motive des arbeitenden<br />
Menschen, wobei man sich häufig auf die 1954 von Maslow aufgestellte Motivationstheorie<br />
bezieht. Nach dieser Theorie gibt es mindestens fünf Gruppen von Bedürfnissen<br />
bzw. Motiven die hierarchisch angeordnet sind und denen die entsprechenden Möglichkeiten<br />
der Bedürfnisbefriedigung gegenüber gestellt werden .<br />
Diese Bedürfnisse sind miteinander verknüpft und in einer Hierarchie der Vorherrschaft<br />
angeordnet. Dies bedeutet, dass das am meisten vorherrschende Bedürfnis das Bewusstsein<br />
steuert. Die weniger vorherrschenden Bedürfnisse werden minimiert oder sogar vergessen.<br />
Sobald ein Bedürfnis einigermaßen befriedigt ist, tritt das nächst höhere Bedürfnis<br />
auf und beherrscht seinerseits das Bewusstsein (Vgl. MASL, S.35 ff).<br />
10
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 4: MASLOW’s Motivationstheorie<br />
Bedürfnis<br />
nach Selbst-<br />
verwirklichung<br />
Bedürfnis nach Anerkennung<br />
Soziale Bedürfnisse<br />
Sicherheitsbedürfnisse<br />
Physiologische Grundbedürfnisse<br />
Aus der Vielzahl von Bedürfnissen interessieren in der Betriebswirtschaftlehre vor allem<br />
jene, die durch die Wirtschaft als Anbieter von Gütern und Dienstleistungen befriedigt werden<br />
können:<br />
• Existenzbedürfnisse, auch primäre Bedürfnisse genannt, dienen der<br />
Selbsterhaltung und müssen deshalb zuerst lebensnotwendig befriedigt<br />
werden (Kleidung, Nahrung, Unterkunft).<br />
• Grundbedürfnisse, die zwar nicht existenznotwendig sind, die sich<br />
aber aus dem kulturellen und sozialen Leben sowie dem allgemeinen<br />
Lebensstandard einer bestimmten Gesellschaft ergeben (Kino, Theater,<br />
Kurse, Fernsehen,...)<br />
• Luxusbedürfnisse, die den Wunsch nach luxuriösen Gütern und<br />
Dienstleistungen erfüllen (Schmuck, teure Autos,...)<br />
11
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.1.3 Ökonomisches Prinzip<br />
Ein Leitgedanke der Wirtschaft ist es, nur jenen Aufwand zu machen der notwendig ist, um<br />
einen gewollten Zweck zu erreichen. Dieser Leitgedanke drückt sich aus im Ökonomischen<br />
Prinzip auch Wirtschaftlichkeitsprinzip genannt. Dabei soll der Mensch wirtschaftlich<br />
denken und handeln.<br />
Zwei Möglichkeiten gibt es:<br />
• das Minimal- oder Sparprinzip besagt, ein gegebenes Ziel mit einem minimalen<br />
Aufwand erreichen<br />
• das Maximalprinzip besagt, mit gegebenen Mitteln einen maximalen Ertrag<br />
erreichen.<br />
In vielen Fällen sind die Informationen unvollständig. Im Zusammenhang mit dem ökonomischen<br />
Prinzip macht sich dies dadurch bemerkbar, dass einerseits die Beziehungen<br />
zwischen den Input- und Outputmengen oft nicht quantifizierbar sind und andererseits Daten<br />
über diese Mengen selbst nicht bekannt sind. In diesen Fällen verliert das ökonomische<br />
Prinzip nicht seine Gültigkeit, es lässt sich nur nicht mehr exakt realisieren.<br />
1.1.4 Wirtschaftskreislauf<br />
erzeugen oder<br />
verteilen Güter bzw.<br />
Dienstleistungen<br />
Abb. 5: Wirtschaftskreislauf<br />
Wirtschaftskreislauf<br />
- stellen Arbeitskraft<br />
zur Verfügung<br />
- kaufen wieder Güter<br />
mit ihren Einkommen<br />
12<br />
erbringt vor allem<br />
Dienstleistungen<br />
(zB. Kindergärten,<br />
Schulen,<br />
Gesundheiswesen,<br />
Straßen)
Betriebswirtschaftslehre<br />
Erfolgt die Gütererzeugung für den Eigenbedarf, so spricht man von einem Haushalt.<br />
Erfolgt die Gütererzeugung für den Fremdbedarf, so spricht man von einem Unternehmen.<br />
Aufgabe der Wirtschaft ist, Güter und Dienstleistungen zu produzieren und über den Markt<br />
als Angebot zur Verfügung zu stellen.<br />
Aufgabe der Haushalte ist, Arbeitskräfte den Unternehmen über den Markt als Angebot<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Bezieht man das Ausland und das Kapital noch mit ein, ergibt sich ein erweiterter Kreislauf.<br />
Abb. 6: Erweiterter Wirtschaftkreislauf<br />
1.1.5 Wirtschaftsordnungen<br />
Die Wirtschaftsordnung ist jener gesellschaftliche Rahmen nach dem sich das Wirtschaftsgeschehen<br />
in einem Staat vollzieht. Dabei können mehrere Ordnungsarten unterschieden<br />
werden.<br />
Die Erwirtschaftung von hohen Gewinnen bzw. hohen Renditen ist der Antriebsmotor für<br />
das wirtschaftliche Handeln. Dies führt unter anderem zu ungleicher Einkommens- und<br />
Vermögensverteilung. Daher versucht der Staat durch seine Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />
soziale Härten zu verhindern.<br />
13
Betriebswirtschaftslehre<br />
In den verschiedenen Ländern werden unterschiedliche Wirtschaftsordnungen praktiziert.<br />
Freie<br />
Marktwirtschaft<br />
Soziale<br />
Marktwirtschaft<br />
Planwirtschaft<br />
Abb. 7: Wirtschaftsordnungen<br />
Staat kümmert sich nur um die äußere Ordnung<br />
Markt ist die alles bestimmende Kraft<br />
uneingeschränktes Gewinnstreben<br />
Staat kümmert sich um die äußere Ordnung und greift<br />
in das wirtschaftliche Geschehen ein<br />
Sozialgesetze:<br />
AN-Schutzbest., Kündigung, Urlaub, Abfertigung,<br />
usw.<br />
Wirtschaftsgesetze:<br />
Gewerbeordnung, Konsumentenschutz, usw.<br />
Umweltgesetze:<br />
Verpackungsverordnung, Festlegung von Grenzwerten,<br />
UVP<br />
Staat plant und kontrolliert die Produktion und das<br />
gesamte wirtschaftliche Geschehen<br />
Alle Betriebe in Staatsbesitz � privater Leistungsanreiz<br />
fehlt<br />
Preise werden staatlich festgelegt<br />
14
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Soziale Marktwirtschaft sucht die brutale und rein kapitalistisch orientierte Marktwirtschaft<br />
sozialethisch abzuschwächen.<br />
Es liegt der Gedanke des Liberalismus zugrunde, d.h. Ziel ist das Glück und die Wohlfahrt<br />
der einzelnen Individuen in der Gesellschaft. Die individuelle Freiheit kommt vor der staatliche<br />
Bevormundung, denn indem das Individuum nach individuellem Wohlstand strebt,<br />
fördert es unbewusst auch den gesellschaftlichen Wohlstand.<br />
Individualprinzip bedeutet, dass jedes Mitglied der Gesellschaft am besten weiß, was seiner<br />
Wohlfahrt am förderlichsten ist. Wirtschaftspolitik heißt hier Förderung der Selbstverwirklichung<br />
und der individuellen Freiheit.<br />
Kennzeichen der Sozialen Marktwirtschaft:<br />
• Dezentrale Organisation der Märkte<br />
• Privateigentum an Produktionsmitteln<br />
• Der Preis ist wichtigstes Steuerungsinstrument –<br />
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis<br />
• Freie Produzenten- und Konsumentenentscheidungen<br />
• Der Staat greift in das Wirtschaftsgeschehen ein (Wirtschaftsgesetze)<br />
• Freier Wettbewerb<br />
• Gewinnstreben ist der Motor für die wirtschaftliche Tätigkeit<br />
Die Funktionsfähigkeit der Sozialen Marktwirtschaft kann nur dadurch gewährleistet sein,<br />
wenn Privateigentum an den Produktionsmitteln gewährleistet ist, damit private Unternehmer<br />
auftreten können.<br />
Verluste in staatlichen Betrieben beeinträchtigen den Kapitalmarkt und lösen zu einem<br />
gewissen Teil auch inflatorische Effekte aus. Der Markt braucht Menschen, die als Unternehmer<br />
tätig werden und möglichst ohne staatliche Anweisungen die Chancen des Marktes<br />
ausnutzen und somit investieren, produzieren und exportieren.<br />
Die unternehmerische Autonomie wird durch die Soziale Marktwirtschaft zwar eingeschränkt,<br />
aber letztlich nur zu dem Zweck, um eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit zu<br />
erreichen.<br />
Verteilungsgerechtigkeit ist jedoch sehr subjektiv und sie kann nicht eindeutig bestimmt<br />
werden, sondern sie wird stets durch Vorstellungen einzelner Personen oder Gruppen<br />
geprägt. Sie ist also immer vom Standpunkt der unterschiedlichen Wertsysteme zu betrachten.<br />
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Bestimmungsfaktoren des Betriebes.<br />
15
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 8: Bestimmungsfaktoren des Betriebes<br />
Der Planwirtschaft liegt ein sozialistisch kommunistische Menschenbild zugrunde. Der<br />
Mensch wird in erster Linie als soziales Wesen gesehen, das seine Erfüllung in der Hingabe<br />
an das Kollektiv findet. Der Einzelne stellt seine wirtschaftliche Tätigkeit in den Dienst<br />
der Gesellschaft. Voraussetzung hierfür ist die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln.<br />
Alle wirtschaftlichen Vorgänge werden in einem zentralen staatlichen Plan<br />
erfasst.<br />
16
Betriebswirtschaftslehre<br />
Kennzeichen der Planwirtschaft:<br />
• Das gesamte Wirtschaftsgeschehen wird zentral geplant, gelenkt und<br />
kontrolliert<br />
• Staatseigentum an Produktionsmitteln<br />
• Das Ziel des wirtschaftlichen Handelns ist die Planerfüllung<br />
• Leistungsanreize sind Prämien und Auszeichnungen<br />
• Es besteht kein Wettbewerb<br />
• Die Verteilung der Güter erfolgt nach dem Gleichheits- und Bedarfsprinzip<br />
Bei Beobachtung des aktuellen Wirtschaftsgeschehens in Europa zeigt sich eine mehr oder<br />
weniger große Abkehr von der sozialen Marktwirtschaft hin zu einer kapitalistisch orientierten<br />
Marktwirtschaft. Eine Marktordnung in der das Vermögen die Wirtschaftsabläufe<br />
bestimmt.<br />
1.1.6 Markt und Preisbildung<br />
Der Markt ist<br />
• Das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage<br />
• Handelsplatz für Haushalt und Betrieb<br />
• Umschlagsplatz für das Geld der Haushalte und der Unternehmen.<br />
Einteilung nach Güter :<br />
• Sachgütermarkt (Textilien, Bücher, usw.)<br />
• Dienstleistungsmarkt (Versicherungen, Transporte, usw.)<br />
• Kreditmarkt (kurzfristiges, langfristiges Geld, usw.)<br />
• Arbeitsmarkt (Arbeitnehmer, Arbeitsstellen, usw.)<br />
Einteilung nach Organisationsform :<br />
• Nicht organisierte Märkte (wahlloses Zusammentreffen Angebot/Nachfrage)<br />
• Organisierte Märkte (Groß-, Detailmärkte, usw.)<br />
Der Absatz erfolgt über den Markt, der aus folgenden Elementen besteht, die sich wechselseitig<br />
beeinflussen:<br />
• Das Unternehmen, das ein Produkt bzw. eine Dienstleistung anbietet<br />
• Die Konkurrenz, die gleiches und ähnliches anbietet<br />
• Der Verbraucher, der etwas will und bereit ist dafür Geld auszugeben<br />
Der Kunde hat das Recht und die Möglichkeit zur Wahl. Er kann entscheiden. Je nach<br />
Nutzenvorteil, Marktpreis, Qualität und Kaufgewohnheit kaufen die Verbraucher ein.<br />
17
Betriebswirtschaftslehre<br />
Als Käufermarkt bezeichnet man einen Markt, in dem das Angebot an Gütern die Nachfrage<br />
übersteigt und der Käufer oder Verbraucher auf dem Markt aus einer Vielzahl von<br />
Angeboten auswählen kann.<br />
Ein Verkäufermarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nachfrage größer als das Angebot<br />
ist, d.h. dass ein Nachfrageüberhang besteht.<br />
Mit dem Wandel vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt sind die Unternehmer gezwungen<br />
worden, sich mit ihren Leistungen (Produkte, Dienstleistungen) auf die Probleme, Wünsche<br />
und Bedürfnisse der potentiellen Abnehmer einzustellen.<br />
18
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.2 Betrieb<br />
Der Betrieb kann nicht isoliert existieren, sondern ist über die Beschaffungs- und Absatzmärkte<br />
mit anderen Wirtschaftseinheiten und über den gesetzlichen Zwang zur Steuerzahlung<br />
mit dem Staat (Gebietskörperschaften) verbunden.<br />
Der Betrieb bzw. das Unternehmen als vernetzte Organisation zur Leistungserstellung<br />
lässt sich folgendermaßen darstellen:<br />
Beschaffungsmarkt<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Beschaffung Absatz<br />
INPUT<br />
WERTSCHÖPFUNGS-<br />
PROZESS<br />
OUTPUT<br />
Halb- und Fertigprodukte Güter und Dienstleistungen<br />
Abb. 9: Wertschöpfungsprozess<br />
Methoden, Techniken Ressourcen, Finanzmittel<br />
Kapitalmarkt<br />
Der betriebliche Umsetzungsprozess eines Unternehmens kann zusätzlich in einen güterwirtschaftlichen<br />
und in einen finanzwirtschaftlichen Prozess unterteilt werden. Beide<br />
Prozesse sind eng miteinander verknüpft.<br />
Werden die einzelnen Phasen des gesamten Prozesses aufgrund des logischen Ablaufes<br />
geordnet, so ergibt sich folgende Reihenfolge:<br />
1. Beschaffung von finanziellen Mitteln auf dem Kredit- und Kapitalmarkt<br />
2. Beschaffung der Produktionsfaktoren (Betriebsmittel, Werkstoffe, Arbeitsleistung)<br />
3. Kombination der Produktionsfaktoren zu Halb- oder Fertigerzeugnissen<br />
4. Absatz der erstellten Erzeugnisse an die Kunden<br />
5. Rückzahlung der finanziellen Mittel, Beschaffung von neuen Produktionsfaktoren,<br />
usw.<br />
19<br />
Absatzmarkt
Betriebswirtschaftslehre<br />
Der Betrieb beschafft sich zunächst Geldmittel in Form von Fremd- und/oder Eigenkapital.<br />
Er verwendet diese finanziellen Mittel zum Einkauf von Gütern (Werkstoffe, Betriebsmittel),<br />
Ressourcen (Arbeitskraft, Energie) und Dienstleistungen von Lieferanten nach bestimmten<br />
Vereinbarungen (Inputnormen / Qualität bzw. zur Entlohnung von am Arbeitsmarkt gewonnenen<br />
Arbeitskräften.<br />
Wertschöpfungsprozess<br />
Die so geschaffenen Bestände an Produktionsfaktoren (Arbeitsleistung, Betriebsmittel,<br />
Werkstoffe) werden vom dispositiven Faktor (Betriebsführung) zur Erstellung von Betriebsleistung<br />
eingesetzt (Produktion) und diese werden schließlich am Absatzmarkt an<br />
Weiterverwender (andere Betriebe) oder an den Letztverbraucher (Haushalte) verkauft.<br />
Der Wertschöpfungsprozess ist eine Transformation / Umwandlung von materiellen- (Produktionsfaktoren),<br />
finanziellen- und informativen Faktoren.<br />
In der Wertschöpfung liegt der „Mehrwert“, der z.B. durch die Produktion im Betrieb geschaffen<br />
wurde. Die eigentliche betriebliche Leistung ist dabei die Erstellung von Produkten<br />
oder Erbringung von Dienstleistungen in höchster Qualität.<br />
Als Nebenergebnisse fallen unbeabsichtigte Produkte wie Abfälle, Emissionen, usw. an,<br />
die teilweise in den Prozess wieder eingegliedert werden oder entsorgt werden müssen.<br />
Beispiel<br />
Entstehung und Verwendung der betrieblichen Wertschöpfung<br />
Gegenstand / Produkt ...................................<br />
Einkauf von Gütern um<br />
€<br />
Wertschöpfung<br />
€<br />
20<br />
Verkauf des Produktes um<br />
€
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.2.1 Betriebstypen<br />
Als Maß für die Betriebsgröße dienen folgende Merkmale:<br />
• Getätigter Umsatz pro Jahr<br />
• Zahl der Beschäftigten<br />
• Wert des Betriebsvermögens (z.B. Kaufpreis der Gebäude, Grundstücke,<br />
Anlagen)<br />
Die Einteilung der Betriebstypen kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen.<br />
Nach der Leistungserstellung unterscheidet man:<br />
• Sachleistungsbetriebe (Rohstoff- und Energiegewinnungsbetriebe,<br />
Produktionsbetriebe)<br />
• Dienstleistungsbetriebe<br />
Nach der Betriebsgröße unterscheidet man:<br />
• Kleinbetrieb (< 50 Beschäftigte)<br />
• Mittelbetriebe (50 – 500 Beschäftigte)<br />
• Großbetriebe (> 500 Beschäftigte)<br />
Nach der Branche unterscheidet man:<br />
• Gewerbe (Tischlerei, Automechaniker, Bäcker)<br />
• Industrie (Möbel-, Stahl-, Textilindustrie)<br />
• Handel (Handel mit Lebensmittel, Hardware)<br />
• Geld- und Kreditwesen (Banken, Sparkassen)<br />
• Versicherungen (Lebens-, Kfz-, Haushaltsversicherungen)<br />
• Verkehr (Speditionen, Luftfahrtgesellschaften)<br />
• Fremdenverkehr (Hotels, Restaurants)<br />
• Land- und Forstwirtschaft (Holzgewinnungsbetriebe, bäuerliche Betriebe)<br />
• Freie Berufe (Arztgemeinschaften, Rechtsanwaltskanzleien)<br />
Nach dem Standort unterscheidet man:<br />
• Verkehrsorientierte Betriebe (Einkaufszentrum an Autobahn)<br />
• Absatzorientierte Betriebe (Kaufhaus im Stadtzentrum, Getriebeproduktion<br />
neben Autofabrik)<br />
• Arbeitskräfteorientierte Betriebe (Maschinenfabrik in einer Stadt mit HTL)<br />
• Rohstofforientierte Betriebe (Heizkraftwerk im Kohlerevier)<br />
21
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.2.2 Dienstleistungsbereich<br />
Der Dienstleistungsbereich zeigt sich in drei Formen:<br />
a) Dienstleistungen, die in den Bereich des Produktions-Unternehmens fallen.<br />
Beispiele:<br />
b) Dienstleistungen, die von einem eigenen Dienstleistungsunternehmen angeboten werden.<br />
Beispiele:<br />
c) Dienstleistungen mit einem eigenen Charakter - Nonprofit-Organiationen (NPO)<br />
Im Gegensatz dazu werden Profit-Organisationen allgemein als Unternehmungen oder<br />
Betriebe bezeichnet, deren Sinn und Zweck ein wirtschaftlicher ist, d.h. den Eigentümern<br />
bzw. Kapitalgebern Einkommen zu verschaffen.<br />
Diesen Zweck erfüllen sie dadurch, dass sie Dienstleistungen anbieten und diese auf<br />
Märkten, meist unter Konkurrenzbedingungen, gegen Preise verkaufen, in denen grundsätzlich<br />
eine Gewinn-Marge einkalkuliert ist.<br />
1.2.3 Nonprofitbereich<br />
NPO verfolgen besondere Zwecke durch Produktion spezifischer Leistungen.<br />
Es dürfte nur wenige Menschen in industrialisierten Ländern geben, die in ihrem Leben<br />
nicht über kürzere oder längere Zeit einer oder mehreren Nonprofit-Organisationen angehört<br />
haben.<br />
Täglich aber werden wir alle mit den Wirkungen, Leistungen oder Forderungen solcher<br />
Organisationen konfrontiert (vgl. LEUT, S.26ff):<br />
• Wir fahren in der Straßenbahn, sind also Benützer der NPO<br />
„Städtische Verkehrsbetriebe“.<br />
• Wir unterstützen mit Spenden die NPO „Rotes Kreuz“ oder „Volkshilfe“<br />
• Wir gehören einem Fußballverein oder Automobilklub an, machen in<br />
einem<br />
Parteivorstand mit oder gar in einem Berufsverband<br />
• Wir sind also Mitglieder in diesen NPO<br />
• Wir sind (fast) alle einer Kirche mindestens steuerpflichtig, oft aber<br />
auch aktiver<br />
Angehörige dieser NPO.<br />
22
Betriebswirtschaftslehre<br />
• Wir unterhalten - gern oder ungern - vielfältige Beziehungen zu der<br />
NPO<br />
„Öffentliche Verwaltung“, die uns registriert, besteuert, ermächtigt,<br />
Blutproben<br />
entnimmt, Ratschläge erteilt, das Auto prüft oder uns gar in Gewahrsam<br />
nimmt.<br />
Wie sehen wir diese NPO<br />
hinsichtlich ihrer<br />
Aufgaben?<br />
Organisation?<br />
Finanzgebarung?<br />
Personalwirtschaft?<br />
Wirtschaftsform?<br />
23
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiele für NPO:<br />
Trägerschaft Zweck, Aufgabe Arten, Typen<br />
Staatliche<br />
NPO<br />
Private<br />
NPO<br />
Gemeinwirtschaftliche<br />
NPO<br />
Wirtschaftliche<br />
NPO<br />
Soziokulturelle<br />
NPO<br />
Politische<br />
NPO<br />
Karitative<br />
NPO<br />
Erfüllung demokratisch festgelegter<br />
öffentlicher Aufgaben,<br />
Erbringen konkreter Leistungen<br />
für die Bürger<br />
Förderung und Vertretung der<br />
wirtschaftlichen Interessen der<br />
Mitglieder<br />
Gemeinsame Aktivitäten im<br />
Rahmen kultureller, gesellschaftlicher<br />
Interessen, Bedürfnisse<br />
der Mitglieder<br />
Gemeinsame Aktivitäten zur Bearbeitung<br />
und Durchsetzung<br />
politischer (ideeller) Interessen<br />
und Wertvorstellungen<br />
Erbringen karitativer Unterstützungsleistungen<br />
an bedürftige<br />
Bevölkerungskreise (Wohltätigkeit,<br />
Gemeinnützigkeit)<br />
24<br />
Öffentliche Verwaltungen<br />
Öffentliche Betriebe<br />
- Verkehr, Energie<br />
- Spitäler, Heime<br />
- Schulen, Universitäten<br />
- Museen, Theater,<br />
Bibliotheken<br />
Wirtschaftsverbände<br />
Arbeitnehmerorganisationen<br />
Berufsverbände<br />
Konsumentenorganisationen<br />
Genossenschaften<br />
Sportvereine<br />
Freizeitvereine<br />
Kirchen, Sekten<br />
Privatklubs<br />
Politische Parteien<br />
Natur-, Heimat-, Umweltschutzorganisationen<br />
Politisch orientierte Vereine<br />
Hilfsorganisationen für Betagte,<br />
Behinderte, Geschädigte,<br />
Süchtige, ...<br />
Entwicklungshilfeorganisationen<br />
Selbsthilfegruppen mit<br />
sozialen Zwecken
Betriebswirtschaftslehre<br />
1.3 Kontrollfragen<br />
1. Was versteht man allgemein unter dem Begriff „Wirtschaft“?<br />
2. Beschreiben Sie zumindest ein Kriterium, nachdem sich die Wirtschaftsgüter<br />
einteilen lassen<br />
3. Was sind Produktionsfaktoren und nennen Sie diese<br />
4. Beschreiben Sie kurz den güter- und finanzwirtschaftlichen Prozess<br />
5. Nennen Sie die Unterschiede zwischen der „Freien Marktwirtschaft“ und der<br />
„Planwirtschaft“<br />
6. Beschreiben Sie kurz die „Soziale Marktwirtschaft“<br />
7. Was sind NPO´s und was ist für diese charakteristisch<br />
25
Betriebswirtschaftslehre<br />
2 UNTERNEHMEN UND UMFELD<br />
2.1 Unternehmensmodell<br />
Mit dem nachfolgenden Unternehmensmodell sollen die wesentlichen Aspekte der unternehmerischen<br />
Aufgaben dargestellt werden.<br />
finanzieren<br />
Unternehmer<br />
Leitbild, Ziele<br />
Strategie entwickeln<br />
Kapital<br />
Ressourcen<br />
investieren<br />
Abb. 10: Unternehmensmodell<br />
Delegieren, führen, motivieren<br />
Mitarbeiter<br />
Unternehmen als<br />
soziales System<br />
Betrieb<br />
Organisierte Tätigkeiten,<br />
Prozesse<br />
Unternehmer<br />
Das Unternehmen kann nur dann existieren, wenn es jemanden gibt der es gründet, auf<br />
die Zukunft ausrichtet und zusammenhält. Die eigentlichen nicht delegierbaren Aufgaben<br />
des Unternehmers sind:<br />
• Initiativen setzen (bei Gründung, zur Anpassung an neue Erfordernisse)<br />
• Das Unternehmen auf eine bestimmte Vision, ein Leitbild auszurichten<br />
(den Kurs bestimmen)<br />
• Bedürfnisse und Möglichkeiten des Marktes, des Betriebs, des Kapitals<br />
und der Menschen aufeinander abzustimmen und zu integrieren,<br />
um das Unternehmen lebensfähig zu erhalten<br />
Dies erfordert ganz bestimmte Fähigkeiten und Einstellungen des Unternehmers.<br />
26<br />
Markt<br />
Kunden, Bedürfnisse<br />
produzieren
Betriebswirtschaftslehre<br />
Markt<br />
Die Bedürfnisse der Kunden sind der eigentliche Motor allen unternehmerischen Denkens<br />
und Handelns, da ja die Ergebnisse des unternehmerischen Handelns letztendlich für den<br />
Markt bestimmt sind. Daher hat der Unternehmer folgende Aufgaben:<br />
• Entwickeln einer Marktpolitik und Strategie die eine Unterscheidung<br />
zur Konkurrenz ermöglicht<br />
• Wahrnehmen der Kundenbedürfnisse und darauf eingehen<br />
• Pflegen der Kundenbeziehungen<br />
Betrieb<br />
Alle Tätigkeiten und die dazu erforderlichen Mittel, Einrichtungen und Organisationsstrukturen<br />
sind darauf ausgerichtet, das für den Kunden bestimmte Produkt oder die Dienstleistung<br />
herzustellen und den Kunden zufrieden zu stellen. Dies bedeutet:<br />
• Prozesse, Tätigkeiten und Arbeitsabläufe planen und organisieren<br />
• Funktionen und Zuständigkeiten gliedern und ordnen<br />
• Gebäude einrichten und Betriebsmittel zur Verfügung stellen<br />
Kapital<br />
Um ein Unternehmen führen zu können sind finanzielle Mittel erforderlich. Der Unternehmer<br />
ist dafür verantwortlich:<br />
• Kapital zu beschaffen<br />
• Kapital sinnvoll zu investieren<br />
• Kapital wirtschaftlich zu verwalten<br />
Mitarbeiter<br />
Alle Belange des Unternehmens werden betrieben und gesteuert von Menschen, die bestimmte<br />
Funktionen im Unternehmen haben. Ohne sie würde nichts geschehen. Diese<br />
Mitarbeiter haben aber auch eigene Bedürfnisse und können mehr oder weniger gut mit<br />
anderen Menschen im Unternehmen zusammen arbeiten. Dem Unternehmer stellen sich<br />
in diesem Bereich folgende Aufgaben:<br />
• Mitarbeiter auswählen, beurteilen und weiterbilden<br />
• Mitarbeiter motivieren, führen und in Entscheidungen mit einbeziehen<br />
• Sich mit Beziehungen, Problemen und Konflikten zu befassen<br />
Keiner dieser Bereiche kann für sich existieren. Jeder ist in seinem Bestehen von den anderen<br />
abhängig, d.h. untereinander vernetzt.<br />
27
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.2 Leitbild des Unternehmens<br />
Das Unternehmensleitbild auch als Unternehmenskultur bzw. Unternehmensphilosophie<br />
bezeichnet stellt die Gesamtheit der unternehmensbezogenen Werte, Normen und Denkhaltungen<br />
dar, die das Verhalten der Mitarbeiter aller Stufen sowie das Auftreten des Unternehmens<br />
und sein Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit prägt. Es wird abgeleitet aus<br />
der Mission, dem eigentlichen Unternehmenszweck und der Vision des Unternehmens.<br />
Mission<br />
Vision<br />
Leitbild<br />
Ziele<br />
Abb. 11: Von der Mission zu den Unternehmenszielen<br />
Das Leitbild konkretisiert die Einstellung (Philosophie) und die Vision (Zukunftsbild) zu<br />
sämtlichen unternehmerischen Tätigkeiten und definiert im wesentlichen folgende Aspekte:<br />
• Rollenverständnis des Unternehmen in der Gesellschaft (Verantwortung<br />
gegenüber Aktionären, Gruppen)<br />
• Rollenverständnis des Unternehmen als organisatorische Einheit (institutionelle,<br />
funktionelle, soziale Zweckbestimmung)<br />
28<br />
Warum<br />
wohin<br />
wie<br />
Zukunftsbild<br />
der Organisation
Betriebswirtschaftslehre<br />
• Rollenverständnis von Mitarbeiten und Management (Führungsphilosophie<br />
und innere Einstellung zur Arbeit, Mitmenschen, Kunden, Kapitalgebern,<br />
usw.)<br />
• Ordnungsphilosophie (Regelung der Zusammenarbeit und der Informationspolitik)<br />
Das Leitbild ist somit ein Arbeitsmittel und dient der Information von Mitarbeitern und dem<br />
Unternehmensumfeld. Sie haben eine relativ lange Gültigkeit müssen aber bei Situationsänderungen<br />
angepasst werden.<br />
Beispiel für die Inhalte eines Leitbildes:<br />
• Unser Unternehmen<br />
• Ökonomische und ökologische Grundsätze<br />
• Unsere Verantwortung für die Zukunft<br />
• Unser Leistungsprogramm<br />
• Organisationsstruktur<br />
• Unsere Kunden und Geschäftspartner<br />
• Unsere Mitarbeiter<br />
• Beziehungen zur Öffentlichkeit<br />
Erfolgreiche Unternehmen verfügen über gute aussagefähige Leitbilder und führen danach<br />
zielorientiert. Der Zusammenhang zwischen Erfolg und Leitbild begründet sich darin, dass<br />
das Leitbild als Führungsinstrument einerseits Identität und Orientierung für Mitarbeiter<br />
stiftet, andererseits sind Leitbilder auch Hinweise für Optimierungspotenziale des<br />
Unternehmens.<br />
29
Betriebswirtschaftslehre<br />
Mein Leitbild (wie werde ich mich als Mensch in der Zukunft verhalten)<br />
Aspekte Festlegungen<br />
Meine Entwicklung / Verbesserung<br />
Mein Verhalten gegenüber Mitmenschen<br />
Abhängigkeit / Unabhängigkeit<br />
Meine Arbeit / Nutzen<br />
Verantwortung<br />
Meine Beziehung zur Firma / Umwelt<br />
30
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.3 Unternehmensziele<br />
Die Ziele stellen ein wesentliches Element des privaten Unternehmens im marktwirtschaftlichen<br />
System dar. Im Gegensatz zu öffentlichen Unternehmen kann sich das private Unternehmen<br />
seine Ziele im Wesentlichen selber setzen. Dabei stellt sich die Frage, um<br />
wessen Ziele es sich handelt, wer die Ziele beeinflusst oder gar formuliert. Auch wenn jeweils<br />
von den Zielen des Unternehmens gesprochen wird, so sind es letztlich immer Menschen,<br />
welche die Ziele in einem Unternehmen bestimmen.<br />
Maßgeblich für den Erfolg und das Erreichen geplanter Ziele ist die Akzeptanz und die Abstimmung<br />
der Ziele im Unternehmen. Sie müssen von allen Beteiligten mitgetragen (und<br />
als eigene Ziele akzeptiert) werden.<br />
Unternehmensziele werden aus dem Leitbild abgeleitet, stellen den gewünschten Sollzustand<br />
dar. Sie sind Entscheidungskriterien, dienen zur Leistungsmessung, helfen Probleme<br />
bewusst zu machen und sind ein wichtiger Ausgangspunkt für weitere Planungen.<br />
2.3.1 Zielbildung<br />
Wie bereits oben dargestellt gibt es verschiedene Anspruchsgruppen, die in irgendeiner<br />
Beziehung zum Unternehmen stehen. Sie alle können die Unternehmensziele mehr oder<br />
weniger stark beeinflussen. So gilt dies zum Beispiel für Gewerkschaften, welche mit ihren<br />
Erwartungen und Ansprüchen einen Einfluss ausüben können, oder Banken, die bei der<br />
Kreditvergabe oft auf die Zielbildung einwirken wollen.<br />
Man kann jedoch eine Kerngruppe identifizieren, die direkt am Zielsetzungsprozess beteiligt<br />
sind:<br />
• Eigentümer<br />
Sie können in einem marktwirtschaftlichen System ihre Beteiligung an<br />
der Zielbildung aus dem Eigentumsrecht ableiten. Oft wird jedoch ein<br />
Teil der Rechte an ein Management abgegeben.<br />
• Management, das im Interesse des Unternehmens Führungsaufgaben<br />
wahrnimmt und somit in der Regel auch am Zielbildungsprozess<br />
wesentlich beteiligt ist.<br />
• Mitarbeiter<br />
Sie können meist ebenso direkten Einfluss auf die Ziele des Unternehmens<br />
haben. Neben der hierarchischen Stellung des Mitarbeiters<br />
wird dessen Persönlichkeit eine maßgebliche Rolle spielen, wie groß<br />
in Wirklichkeit der Einfluss ausfallen wird.<br />
Wie stark die verschiedenen Gruppen am Zielbildungsprozess beteiligt sind, hängt von der<br />
jeweiligen Unternehmenssituation ab.<br />
31
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.3.2 Zielinhalt<br />
Unternehmensziele sollen sein:<br />
• Ehrgeizig (nicht unmöglich) und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln<br />
des Unternehmens erreichbar<br />
• Für alle Beteiligten verständlich, konkret, genau festgelegt<br />
• Von allen Beteiligten akzeptiert und für die Beteiligten relevant<br />
• Messbar, damit überprüfbar und für alle nahvollziehbar<br />
• Konkrete Schritte und Maßnahmen müssen ableitbar sein<br />
Im Zielinhalt kommt zum Ausdruck, worauf sich das Handeln des Unternehmens ausrichten<br />
soll, d.h. auf welchen Sachverhalt sich die Ziele beziehen.<br />
Man kann hierbei grundsätzlich in Sach- und Formalziele unterscheiden:<br />
Sachziele<br />
• Leistungsziele wie Produkte oder Dienstleistungen die am Markt abgesetzt<br />
werden sollen (Umsatz, Gewinn), Übernahme der Markführerschaft,<br />
usw.<br />
• Wirtschaftliche Ziele wie Rendite, Liquidität, Produktivität, Erlös, Risiko,<br />
usw.<br />
• Führungs- und Organisationsziele (optimale Gestaltung und Steuerung<br />
des Produktionsablaufes<br />
• Soziale Ziele wie Arbeitsbedingungen, Arbeitszufriedenheit, Mitbestimmung,<br />
Sicherheit am Arbeitsplatz, gesellschaftliche Auswirkungen,<br />
usw.<br />
• Ökologische Ziele wie Emissionsminderung, Wiederverwertung, Naturschonung,<br />
Rohstoffsparen, Sicherung der Lebensqualität, usw.<br />
Formalziele<br />
Formalziele sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich am Erfolg der betriebswirtschaftlichen<br />
Tätigkeit ausrichten, d.h. sie zeigen das Resultat des güter- und finanzwirtschaftlichen<br />
Umsatzprozesses.<br />
Ausgangspunkt der Formalziele ist die Frage nach dem optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren,<br />
denn diese stellen immer eine knappe Ressource dar. Deshalb versucht jedes<br />
Unternehmen, sich nach dem ökonomischen Prinzip auszurichten, das in zwei extremen<br />
Ausprägungen vorkommt:<br />
32
Betriebswirtschaftslehre<br />
Wegen der großen Bedeutung für die Praxis stehen bei der Verfolgung des ökonomischen<br />
Prinzips drei Erfolgsziele im Vordergrund:<br />
Produktivität<br />
Als Produktivität bezeichnet man das mengenmäßige Verhältnis zwischen Output und Input<br />
des Produktionsprozesses.<br />
Ausbringungsmenge<br />
Produktivität =<br />
Faktoreinsatzmenge<br />
z.B. Fenster / Arbeiter<br />
Da sich bei der Messung der Produktivität für ein Unternehmen als Ganzes Probleme ergeben,<br />
werden meist Teilproduktivitäten ermittelt (z.B. Anzahl der geputzten Fenster /<br />
Summe aller Fensterputzer).<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
Mit der Wirtschaftlichkeit wird ein Wertverhältnis zum Ausdruck gebracht.<br />
Wertmäßiger Faktorertrag<br />
Wirtschaftlichkeit =<br />
Wertmäßiger Faktoreinsatz<br />
z.B. Istkosten / Sollkosten (Euro / Euro � Verhältniszahl)<br />
Rentabilität und Gewinn<br />
Das Gewinnziel kann entweder absolut als Differenz zwischen Ertrag und Aufwand<br />
(=Gewinn) oder relativ als Verhältnis zwischen Gewinn und dem zur Erwirtschaftung dieses<br />
Gewinnes eingesetzten Kapital formuliert werden (=Rentabilität).<br />
Gewinn x 100<br />
Rentabilität =<br />
Eingesetztes Kapital<br />
(dimensionslos � Verhältniszahl)<br />
Zusammenfassung<br />
Die folgende Abbildung gibt einen zusammenfassenden Überblick über die verschiedenen<br />
Kategorien von Zielinhalten. Die verschiedenen Ziele dürfen nicht isoliert voneinander betrachtet<br />
werden, da sie oft auf vielfältiger Weise zusammenhängen.<br />
33
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 12: Übersicht Zielkategorien<br />
2.3.3 Dimension der Ziele<br />
Für eine exakte Zielformulierung sind neben dem Inhalt der Ziele verschiedene Aspekte<br />
oder Dimensionen zu beachten.<br />
• Zielausmaß: Welches ist der Umfang des zu erreichenden Zieles und<br />
wie kann die Zielerreichung gemessen werden? (z.B. Umsatzsteigerung<br />
um 10 % vom bisherigen Umsatz)<br />
• Zeitlicher Bezug: Auf welchen Zeitraum bezieht sich die Formulierung<br />
eines Zieles? (z.B. Umsatzsteigerung um 10 % vom bisherigen<br />
Umsatz innerhalb eines Jahres)<br />
• Organisatorischer Bezug: Auf welche Organisationseinheiten beziehen<br />
sich die Ziele? (z.B. Umsatzsteigerung um 10 % vom bisherigen<br />
Umsatz innerhalb eines Jahres im Geschäftsfeld „xxxxx“)<br />
34
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.3.4 Zielbeziehungen<br />
Komplementäre, konkurrierende und indifferente Zielbeziehungen<br />
Zwischen zwei Zielen können verschiedenen Zielbeziehungen bestehen, nämlich:<br />
• Die Ziele können sich gegenseitig positiv beeinflussen!<br />
• Die Ziele stehen gegenseitig im Widerspruch (konkurrierende Ziele)<br />
• Die Ziele sind voneinander unabhängig<br />
Man beschließt meist ein Zielbündel und ordnet die einzelnen Ziele hinsichtlich der jeweiligen<br />
subjektiven Wichtigkeit.<br />
Haupt- und Nebenziele<br />
Besteht zwischen zwei Zielen eine Konkurrenz, so ist eine Gewichtung der beiden Ziele<br />
notwendig. In diese Gewichtung fließen die Wertvorstellungen und Ansprüche des Entscheidungsträges<br />
ein. Demzufolge handelt es sich um eine entscheidungsträgerbedingte<br />
Beziehung. Die Entscheidungsträger schaffen durch ihre Präferenzen Haupt- und Nebenziele.<br />
Ober- Zwischen- und Unterziele<br />
Die Unterscheidung in Ober- Zwischen- und Unterziele beruhen auf einer Zielhierarchie,<br />
bei der Mittel-Zweck-Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Zielen bestehen. Oft ist<br />
es nämlich so, dass ein Unterziel (z.B. Lärmschutz für den Mitarbeiter) ein Mittel zum<br />
Zweck ist, d.h. zur Erfüllung eines Oberzieles (in diesem Fall die Gesundheit der Mitarbeiter),<br />
darstellt.<br />
Die Aufteilung der Ziele in Mittel-Zweck-Beziehungen hat eine große praktische Bedeutung,<br />
weil Oberziele in der Regel nicht operational sind und für den einzelnen Mitarbeiter<br />
teilweise keine konkreten Zielvorgaben beinhalten können. Daher ist es nötig, unter Umständen<br />
mehrere Zwischen- und Unterziele zu definieren, bis eine Zielvorgabe aufgestellt<br />
ist, an welcher sich der Mitarbeiter orientieren und seine Arbeit ausrichten kann.<br />
Die Unternehmensziele präzisieren den gewünschten anzustrebenden, aber auch den zu<br />
vermeidenden zukünftigen Zustand der Unternehmung.<br />
Mögliche Ziele einer Unternehmung können sein:<br />
• Maximierung des Unternehmenswertes, der Liquidität<br />
• Führungsrolle für bestimmte Produktbereiche<br />
• Gewinn-, Umsatz- oder Wirtschaftlichkeitsstreben<br />
• Streben nach Sicherheit, Macht, Status, Prestige oder Unabhängigkeit<br />
• Tragen von sozialer Verantwortung<br />
35
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.3.5 Unternehmensstrategie<br />
Die Unternehmensstrategie ist der eigentliche Weg bzw. Vorgehensplan zum Ziel mit<br />
Langzeitcharakter.<br />
Unternehmensstrategie ist somit die Ausrichtung der Fähigkeiten des Unternehmens hinsichtlich<br />
Produkt, Markt, Logistik, Infrastruktur, usw. auf die optimale Erfüllung der Wettbewerbskriterien,<br />
die über die kommenden 5 Jahre hinausgehen.<br />
Istsituation Ziele<br />
Abb. 13: Unternehmensstrategie<br />
Die Unternehmensführung muss dabei folgende Überlegungen anstellen:<br />
• Welche Güter und / oder Dienstleistungen sollen zukünftig angeboten<br />
werden?<br />
• Welche Marktlücken gibt es und wie wird sich der Markt entwickeln?<br />
• Welche Beschaffungsmöglichkeiten kommen dafür in Frage?<br />
• Welche Erfolgspotentiale haben wir?<br />
• Usw.<br />
Ausgangspunkt für diese Überlegungen sind die eigenen Stärken und Schwächen. Diese<br />
müssen vorab analysiert werden.<br />
Bei der Erstellung einer Strategie ist weiter zu bedenken:<br />
• Den Zustand den wir heute im Unternehmen vorfinden ist das Ergebnis<br />
des Denkens von gestern. Alles was wir heute denken, wird in Zukunft<br />
im Unternehmen zur Verfügung stehen (z.B. Investitionsentscheidungen)<br />
• Die Strategie kann nur in Stufen entwickelt werden, wachsen, halten,<br />
reduzieren<br />
wie<br />
36
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.4 Unternehmensumfeld<br />
Bei der Betrachtung des Unternehmens und seiner betriebswirtschaftlichen Problemen<br />
muss gleichzeitig auch seine Umwelt miteinbezogen werden. Zwischen einem Unternehmen<br />
und seiner Umwelt bestehen sehr viele Beziehungen unterschiedlichster Art. Das Unternehmen<br />
wird durch die Umwelt ständig beeinflusst und umgekehrt prägt es die Umgebung.<br />
Der Unternehmer ist gefordert, sämtliche Entwicklungen zu beobachten und in seinen<br />
Entscheidungen zu berücksichtigen.<br />
Das Unternehmensumfeld sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche, die ein Unternehmen<br />
beeinflussen.<br />
Eine zunehmende „Dynamisierung“ und „Vernetzung“ mit dem Unternehmensumfeld ist<br />
beobachtbar. Daher können Unternehmen nicht isoliert, sondern immer nur im Zusammenhang<br />
mit dem Umfeld gesehen und behandelt werden (vgl. LEUT, S12ff).<br />
Arbeitnehmer<br />
Lieferanten<br />
Kapitalgeber<br />
Abb. 14: Unternehmensumfeld<br />
ökologisches Umfeld<br />
technologisches Umfeld<br />
ökonomisches Umfeld<br />
soziales Umfeld<br />
Unternehmung<br />
Konkurrenten<br />
37<br />
Staat<br />
Gesellschaft /<br />
Kultur<br />
Kunden<br />
Die Umwelt des Unternehmens ist einmal dadurch gekennzeichnet, dass sie sich aus verschiedenen<br />
Gruppen zusammensetzt, mit deren Ansprüchen und Erwartungen sich das<br />
Unternehmen auseinander zusetzen hat. Diese werden deshalb oft auch als Anspruchsgruppen<br />
(Stakeholder) bezeichnet.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Anspruchsgruppen Interessen (Ziele)<br />
Interne<br />
Anspruchsgruppen<br />
Externe<br />
Anspruchsgruppen<br />
1. Eigentümer<br />
• Kapitaleigentümer<br />
• Eigentümer-Unternehmer<br />
2. Management<br />
• Einkommen/Gewinn<br />
• Erhaltung, Verzinsung und Wertsteigerung des<br />
investierten Kapitals<br />
• Selbständigkeit/Entscheidungsautonomie<br />
• Macht, Einfluss, Prestige<br />
• Entfaltung eigener Ideen und Fähigkeiten (Arbeit<br />
= Lebensinhalt)<br />
3. Mitarbeiter • Einkommen (Arbeitsplatz)<br />
• Soziale Sicherheit<br />
• Sinnvolle Betätigung, Entfaltung der eigenen<br />
Fähigkeiten<br />
• Zwischenmenschliche Kontakte (Gruppenzugehörigkeit)<br />
• Status, Anerkennung, Prestige<br />
4. Fremdkapitalgeber • Sichere Kapitalanlage<br />
• Befriedigende Verzinsung<br />
• Vermögenszuwachs<br />
5. Lieferanten • Stabile Liefermöglichkeiten<br />
• Günstige Konditionen<br />
• Zahlungsfähigkeit der Abnehmer<br />
6. Kunden • Qualitativ und quantitativ befriedigende Marktleistung<br />
zu günstigen Preisen<br />
• Service, günstige Konditionen,...<br />
• Prestige, Image,...<br />
7. Konkurrenten • Einhaltung fairer Grundsätze und Spielregeln<br />
• Kooperation<br />
8. Staat und Gesellschaft<br />
• lokale und nationale Behörden<br />
• ausländische und internationale<br />
Organisationen<br />
• Verbände und Interessenslobbys<br />
• Politische Parteien<br />
• Bürgerinitiativen<br />
• Allgemeine Öffentlichkeit<br />
Abb. 15: Anspruchsgruppen eines Unternehmens<br />
• Steuern<br />
• Sicherung der Arbeitsplätze<br />
• Sozialleistungen<br />
• Positive Beiträge an die Infrastruktur<br />
• Einhaltung von Rechtsvorschriften und Normen<br />
• Teilnahme an der politischen Willensbildung<br />
• Beiträge an kulturelle, wissenschaftliche und<br />
Bildungsinstitutionen<br />
• Erhaltung einer lebenswerten Umwelt<br />
38
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.4.1 Ökologisches Umfeld<br />
Der Abschied vom Wegwerfprinzip wird eingeleitet. Es werden solche Produkte entwickelt,<br />
die Ökonomie und Ökologie im Sinne einer umweltverträglichen Produktgestaltung verknüpfen.<br />
Aus der Sicht der Ökologie werden Fragen des Umweltschutzes, der Reduktion von<br />
Schadstoffen und der damit verbundenen finanziellen Investitionen an Bedeutung gewinnen.<br />
Gerade solche ökologische Randbedingungen soll eine Unternehmung als Chance<br />
und nicht als Gefahr sehen. Nur saubere Technologien werden künftig den Markt bestimmen.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu beachten:<br />
• Es gibt immer weniger freie Güter<br />
• Es findet eine zunehmende Benutzung und Veränderung von naturgegebenen<br />
Stoffen statt<br />
• Es ist eine Zunahme rechtlicher Regelungen im Bereich des Umweltschutzes<br />
festzustellen<br />
• Es fallen steigende Kosten zur Vergütung und Behebung umweltgefährdender<br />
Aktivitäten an<br />
Vorteile:<br />
• minimaler Verbrauch an knappen Ressourcen<br />
• Materialrecycling, Wiederentwicklung von Produkten u. Komponenten<br />
• Verzicht auf giftige Materialien und Zusätze<br />
• Minimale Emissionen und Abfälle während des Produktlebenszyklus<br />
• Transparente und begründbare Preisgestaltung<br />
• Benutzerfreundliche Produktgestaltung<br />
• Ergänzung der Produktinformation durch ökologische Info<br />
• Verbesserung der Reparaturfreundlichkeit, Verlängerung der Lebensdauer<br />
• Vereinfachte (automatisierte) Demontage u. Mülltrennung bei der Entsorgung<br />
2.4.2 Technologisches Umfeld<br />
Das technologische Umfeld einer Unternehmung bringt eine Beschleunigung der Produktlebenszyklen<br />
und ein damit verbundenes Risiko von Forschungsinvestitionen. Noch vor<br />
wenigen Jahren konnte eine Unternehmung ihre Technologie durch Patente gut vor der<br />
Konkurrenz schützen. Dies wird in Zukunft immer weniger der Fall sein.<br />
39
Betriebswirtschaftslehre<br />
Zusätzlich nehmen die Kosten jedes weiteren Technologieschrittes zu. Firmen können diese<br />
Kosten und das hohe Risiko der Entwicklung immer weniger allein tragen.<br />
Sie müssen sich zusammenschließen und in gemeinsamen Jointventures ihre Entwicklungsvorhaben<br />
durchführen. D.h.:<br />
• großflächiger Einsatz neuer Technologien<br />
• stark erhöhte Innovationsdynamik u. drastisch verkürzte Produktlebenszyklen<br />
• extrem hohe Entwicklungskosten – Joint ventures<br />
• schwindende Gewährleistung des Schutzes der eigenen Technologie<br />
• Info – Vernetzungen<br />
2.4.3 Ökonomisches Umfeld<br />
Der ökonomische und politische Bereich beruht darauf, dass das Unternehmen in einem<br />
gesamtwirtschaftlichen Prozess eingebetet ist und Teil der Volkswirtschaft ist. Das Unternehmen<br />
ist daher im starken Maße von der gesamten Entwicklung eines Landes oder sogar<br />
der Weltwirtschaft abhängig.<br />
Im ökonomischen Umfeld sind folgende Entwicklungen entscheidend:<br />
• Zunehmende Intensität des Wettbewerbs<br />
• Globalisierung der Märkte, Schwierigkeiten künftige Entwicklungen vorauszusehen<br />
• Einfluss der EU auf die interne Gesetzgebung<br />
• Nicht der „Bessere“ sondern der „Schnellere“ gewinnt<br />
• Verschärfter Kampf um die begrenzten globalen Ressourcen<br />
• Veränderung von Unternehmensgrenzen (Fusionen, usw.)<br />
• Diskontinuitäten und Turbulenzen (Politik, Finanzmärkte, usw.)<br />
• Zunehmende Arbeitslosigkeit (mehr Leiharbeiter)<br />
• Mehr Klein – Unternehmer, Qutsourcing<br />
2.4.4 Soziales Umfeld<br />
Im sozialen Bereich sind die zunehmende Verantwortung der Unternehmung als soziales<br />
Gebilde und der rasche Wandel von gesellschaftlichen Werten und Normen von Bedeutung.<br />
Die Unternehmung ist nicht mehr länger unabhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen.<br />
Sie muss diese frühzeitig erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen. Unternehmen<br />
tragen auch eine immer größere Rolle im politischen und gesellschaftlichen Leben.<br />
40
Betriebswirtschaftslehre<br />
Dies verlangt eine aktive Einflussnahme auf relevante Entscheidungen, nicht zuletzt auch<br />
in politischen Ausschüssen oder bei der Diskussion um Abstimmungsvorlagen.<br />
Einige Beispiele für gesellschaftliche Entwicklungen:<br />
• Änderung von Grundwerten (Familie, Rolle der Frau, Umweltschutz,<br />
Glauben, usw.<br />
• Bevölkerungsentwicklung (Überalterung der Gesellschaft)<br />
• Mobilität statt langer Bindungen<br />
• Selbstverwirklichung durch sinnliche Eindrücke und Esoterik<br />
• Zeitmangel<br />
• Mehr Bequemlichkeit und Cocooning<br />
• Konsum als Lebensgestaltung<br />
Damit der eigentliche Wertschöpfungsprozess beim ständigen Wandel der Umwelt funktionieren<br />
kann, sind eine Reihe von Planungsprozessen und Hilfsprozessen notwendig. Das<br />
Erstellen der einzelnen Unternehmenspläne wird im Modul 2 (Produktionsplanung und -<br />
steuerung) näher beschrieben.<br />
41
Betriebswirtschaftslehre<br />
2.5 Kontrollfragen<br />
1. Welche Vorteile erwarten Sie von einem Unternehmenskonzept<br />
2. Wer soll bei der Erstellung dieser Unterlagen mithelfen<br />
(Nennen Sie mindestens vier Stellen)<br />
3. Wie müssen Ziele formuliert sein, dass sie erfolgreich umgesetzt werden können<br />
4. Nennen Sie zumindest drei Anspruchsgruppen eines Unternehmens und beschreiben<br />
Sie kurz deren Ziele<br />
5. Welche Umweltfaktoren beeinflussen eine Unternehmung allgemein und beschreiben<br />
Sie kurz wenigstens einen<br />
42
Betriebswirtschaftslehre<br />
3 AUFBAU- UND ABLAUFORGANISATION<br />
Die Begriffe Organisation und Organisieren werden im täglichen Leben häufig verwendet.<br />
Man spricht von internationalen Organisationen (UNO), vom Organisieren eines Festes<br />
und von der betrieblichen Organisation in Form von dauerhaften Regeln für die Erstellung<br />
von Gütern und Dienstleistungen (vgl. LEUT, S.29).<br />
Die richtige Organisationsform hängt primär von der Mission, dem Organisationszweck ab.<br />
Auch die Mission kann sich über die Lebensdauer der Organisation gesehen aufgrund der<br />
Märkte ändern.<br />
Organisation als Tätigkeit<br />
Eine gestaltende, ordnende und strukturierende Tätigkeit wird „Organisieren“ genannt.<br />
Das Festlegen von Zielen, das zeitliche Ordnen von Tätigkeiten, das Kombinieren von<br />
Menschen und Betriebsmitteln (Mechaniker und Hebebühne, Sekretärin und Textautomat,<br />
usw.)<br />
Organisation als Sozialgebilde<br />
Als Organisation werden Einrichtungen (Institutionen) bezeichnet, in denen Menschen zielgerichtet<br />
tätig sind. Beispiel Betrieb, Schule, WIFI, Kirche, Verein, usw.<br />
Organisation als Ergebnis<br />
a) Ein System dauerhafter Regeln für einen zweckmäßigen Aufbau der Gruppe.<br />
Die Organisation sagt, wer von wem Anweisungen erhält und wer wofür zuständig<br />
ist. In der Summe ergeben diese Regeln die Aufbauorganisation eines<br />
Betriebes.<br />
b) Ein System dauerhafter Regeln für einen reibungslosen Ablauf von Vorgängen.<br />
Diese Regeln sagen, was in welcher Reihenfolge, wie und wo etwas<br />
geschehen muss. Sie sind der betrieblichen Ablauforganisation zuzuordnen.<br />
3.1 Aufbauorganisation<br />
Aufbauorganisation ist die dauerhafte Gestaltung eines statischen Beziehungszusammenhanges<br />
und regelt im Unternehmen:<br />
• Wer ist wofür zuständig<br />
• Wer darf wem Anordnungen erteilen<br />
Dies sind im Wesentlichen folgende Aufgaben:<br />
• Aufgabenanalyse (Zerlegung der Gesamtaufgabe, z.B. nach Verrichtung,<br />
Objekt, Rang, Phase, Zweckbeziehung)<br />
• Aufgabengliederung (-synthese) und Stellenbildung<br />
• Regelung der Kompetenzen und der Kommunikationsbeziehungen<br />
• Bildung einer Stellenhierarchie<br />
43
Betriebswirtschaftslehre<br />
Ziele<br />
Abb. 16: Unternehmensorganisation<br />
3.1.1 Formen der Aufbauorganisation<br />
Aufgrund der zeitlichen Gültigkeit ist zu unterscheiden zwischen permanent (langfristig)<br />
geltenden und zeitlich begrenzten (z.B. Projektorganisation) Formen der Aufbauorganisation.<br />
Aufgrund der Struktur sind nachfolgend dargestellte Typen in der Praxis auffindbar.<br />
Linienorganisation<br />
Beispiel für Hierarchiestufen:<br />
• Vorstand, Geschäftsleitung<br />
• Abteilungsdirektor, Werksdirektor<br />
• Werkstattleiter<br />
• Meister<br />
• Vorarbeiter<br />
• Arbeiter<br />
44<br />
AUFGABE<br />
= einzelne Tätigkeit<br />
STELLE<br />
umfasst mehrere Aufgaben<br />
ABTEILUNG<br />
umfasst mehrere Stellen
Betriebswirtschaftslehre<br />
Vertrieb<br />
Marketing<br />
Verkauf<br />
Versand<br />
Abb. 17: Linienorganisation<br />
Technik /<br />
Entwicklung<br />
Produktentwicklung<br />
Konstruktion<br />
Geschäftsleitung<br />
Produktion<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
Fertigung<br />
Qualitätskontrolle<br />
Instandhaltung<br />
Die Linie beschreibt den Dienstweg für Anordnungen, Information, usw.. Voraussetzungen<br />
für den Einsatz dieser Organisation sind stabile, klar abgegrenzte Aufgaben und klare<br />
Verhaltensvorschriften. Der Anwendungsbereich liegt bei Verwaltungsbetrieben und bei<br />
Kleinbetrieben mit relativ statischen Verhältnissen.<br />
Vorteile:<br />
• Eindeutiges Treffen von Entscheidungen und Anweisungen<br />
• Klare Aufgaben und Kompetenzabgrenzung<br />
• Einheitliche Entscheidungen auf Ziele ausgerichtet<br />
Nachteile:<br />
• Überlastung der Geschäftsführung<br />
• Lange Kommunikationswege<br />
• Erschwerte Koordination und kooperative Zusammenarbeit<br />
• Gefahr der Informationsfilterung durch die Instanzen<br />
In modernen Unternehmen, die Lean Management betreiben, wird die starre Trennung<br />
dieser Linienbeziehungen aufgehoben und dadurch hierarchische Stufen vermindert.<br />
45<br />
Beschaffung<br />
Einkauf<br />
Lager<br />
Verwaltung<br />
Rechnungswesen<br />
EDV<br />
Personalwesen
Betriebswirtschaftslehre<br />
Stablinienorganisation<br />
Voraussetzungen für den Einsatz dieser Organisation sind innovative Leitungsaufgaben<br />
die eine fachliche Vorbereitung bzw. eine Entlastung der Instanzen von Leitungsaufgaben<br />
verlangen.<br />
Stab<br />
Abb. 18: Stablinienorganisation<br />
Stab<br />
Der Anwendungsbereich liegt dort, wo eine Bearbeitung von Spezialproblemen und Beratung<br />
der Linienfunktion notwendig ist. Die Stäbe besitzen kein Weisungsrecht gegenüber<br />
der Linienfunktionen.<br />
Vorteile:<br />
• Entlastung der Linieninstanzen<br />
• Fachkundige Entscheidungsvorbereitung<br />
• Fachspezifische Koordination zwischen den Stäben<br />
Nachteile:<br />
• Gefahr der überdimensionierten Stäbe<br />
• Konfliktpotential Linie / Stab<br />
• Transparenz der Entscheidung geht verloren<br />
46<br />
Stab
Betriebswirtschaftslehre<br />
Divisionalorganisation<br />
In der Praxis kommen vielfach Varianten der oben aufgezeigten Organisationsformen zur<br />
Anwendung. Ein Beispiel ist die Divisionalorganisation (Spartenorganisation). Sie ist eine<br />
an Produkten oder Projekten orientierte Organisationsform, die eine genauere Kosten- und<br />
damit Gewinnermittlung ermöglichen.<br />
Diese Organisationsform ist vor allem bei Großunternehmen anzutreffen.<br />
Eine Abwandlung für kleinere Unternehmen bietet die Einführung von Profitcentern. In diesen<br />
Organisationseinheiten sind hauptsächlich alle Vertriebsfunktionen für ein Produkt oder<br />
eine Dienstleistung zusammengefasst.<br />
Zentrale<br />
Abteilungen<br />
Finanzwesen<br />
Personalwesen<br />
Forschung<br />
Abb. 19: Divisionalorganisation<br />
Sparte 1<br />
Geschäftsleitung<br />
Beschaffung<br />
Produktion<br />
Absatz<br />
Sparte 2<br />
Vorteile:<br />
• Spartenleiter fühlen sich für ihre Sparte (Produkte) verantwortlich<br />
• Klare Abgrenzung der Verantwortung<br />
• Flexible, anpassungsfähige Teilsysteme<br />
Nachteile:<br />
• Ziele der Spartenleiter können von denen der Unternehmensleitung abweichen<br />
• Koordination schwierig<br />
47<br />
Beschaffung<br />
Produktion<br />
Absatz<br />
Sparte 3<br />
Beschaffung<br />
Produktion<br />
Absatz
Betriebswirtschaftslehre<br />
Matrixorganisation<br />
Kennzeichen ist die Verknüpfung einer produkt- oder projektorientierten Organisationsform<br />
mit einem funktionalen, verrichtungsorientierten System. Die Funktionsbereiche sind nach<br />
dem Liniensystem organisiert.<br />
Voraussetzungen für den Einsatz dieser Organisation sind Lösungen von schwierigen<br />
Aufgaben, meist in kurzer Zeit.<br />
Geschäftsleitung<br />
Hardware<br />
Software<br />
Service<br />
Abb. 20: Matrixorganisation<br />
Filiale 1<br />
Hardware<br />
Software<br />
Der Anwendungsbereich liegt bei der Neuentwicklung von Produkten, dem Aufbau von<br />
Produktionsanlagen und der Durchführung von Projekten.<br />
Vorteile:<br />
• Entscheidungs- und Anweisungskompetenz beim Fachbereichsleiter<br />
• Anpassungsfähige Organisationsform<br />
• Wirkungsvolle Zusammenarbeit mit Spezialisten<br />
Nachteile:<br />
• Kompetenzkonflikt Fachbereichsleiter / Einheitenleiter<br />
• Mehrfachunterstellung des einzelnen Mitarbeiters<br />
• Hoher Organisations- und Kostenaufwand<br />
48<br />
Filiale 2<br />
Hardware<br />
Software<br />
Filiale 3<br />
Hardware<br />
Software<br />
Service Service Service
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel: Aufbauorganisation in unserem Betrieb<br />
Wie sieht die Aufbauorganisation in unserem Betrieb aus?<br />
Welche Regeln gelten bei uns?<br />
Regeln Verwirklichung in der Firma Auswirkungen auf meine Person<br />
Aufgabengliederung<br />
Regeln der Kompetenzen<br />
Stellenhierarchie<br />
Kommunikationsbeziehungen<br />
49
Betriebswirtschaftslehre<br />
3.1.2 Organisatorische Hilfsmittel<br />
Die Betriebswirtschaftslehre stellt eine Reihe von Hilfsmitteln für die Erarbeitung und Darstellung<br />
der Aufbauorganisation bereit:<br />
• Organigramm<br />
• Funktionsdiagramm<br />
• Stellenbeschreibung<br />
Das Organigramm wurde oben, bei der Darstellung der einzelnen Organisationsformen<br />
bereits verwendet.<br />
Das Funktionsdiagramm ist eine Gegenüberstellung der einzelnen Funktionen und den für<br />
die Durchführung Zuständigen.<br />
Funktionen / Aufgaben / Tätigkeiten<br />
GF<br />
Einkauf<br />
50<br />
Lager<br />
Abteilungen<br />
Fertigung<br />
Verwaltung<br />
Materialbedarfsplanung D M<br />
Lagerabgleich I D I<br />
Bestellung E D I<br />
Warenübernahme D I<br />
Warenprüfung E I D<br />
Legende: E entscheiden<br />
D durchführen<br />
I informieren<br />
M mitwirken<br />
Abb. 21: Funktionsdiagramm<br />
Die Stellenbeschreibung legt genau fest, was an einer Stelle durch den Stelleninhaber zu<br />
tun ist, von wem er Weisungen bekommt und an wen er Anordnungen zu geben hat<br />
(Handlungs- und Gestaltungsspielraum). Meist ist in Stellenbeschreibungen auch noch das<br />
Anforderungsprofil definiert. Diese Festlegungen fördern das bürokratische Denken, wodurch<br />
die heutige Forderung nach Flexibilität nur schwer erfüllbar ist. Ein Muster ist nachfolgend<br />
angeführt.<br />
Verkauf<br />
QM<br />
Konstruktion<br />
Montage
Betriebswirtschaftslehre<br />
Stellenbeschreibung Projektleiter<br />
Funktion<br />
Gesamtverantwortung für die Projektabwicklung unter Beachtung der Anforderungen<br />
Unterstellung<br />
In fachlichen und disziplinären Belangen der Geschäftsleitung<br />
Anweisungsberechtigung<br />
In allen Belangen der Projektabwicklung an alle Mitglieder des Projektteams<br />
Stellvertretung<br />
Durch einen Verantwortlichen des Projektteams und im Einzelfall festzulegen<br />
Spezifische Aufgaben<br />
• nimmt die Kontakte mit dem Vertrieb wahr<br />
• vertritt das Projektteam in allen Belangen<br />
• informiert die Geschäftsführung rechtzeitig über Abweichungen in technischer,<br />
kostenmäßiger und terminlicher Hinsicht, also über alle wesentlichen<br />
Belange, Ereignisse und Risiken welche das Projekt beeinträchtigen können<br />
• kann die Einberufung einer Sitzung verlangen<br />
• koordiniert die Zielvorgaben zur Projektabwicklung<br />
• beruft die Sitzungen des Projektteams ein, leitet diese und informiert die Mitglieder<br />
• usw.<br />
Fachliche Anforderungen<br />
• Kenntnis bzw. rechtzeitige Aneignung ausreichender Kenntnisse über<br />
organisatorische und technische Problemlösungen in der Projektabwicklung<br />
• Mehrjährige praktische Erfahrung in der Leitung von Teams und Anwendung<br />
moderner Führungstechniken<br />
• Fähigkeit zur Motivation der Projektmitglieder<br />
• usw.<br />
Persönliche Anforderungen<br />
• Teamgeist, Verhandlungsgeschick und Kontaktfähigkeit<br />
• Gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen<br />
• Durchsetzungsvermögen und psychische Belastbarkeit<br />
• usw.<br />
51
Betriebswirtschaftslehre<br />
3.2 Ablauforganisation<br />
Jeder Betrieb besteht aus einzelnen Teilen (Abteilungen, Stellen), die gut zusammenarbeiten<br />
müssen, damit sie Güter erstellen können und somit für die Mitarbeiter ein Einkommen<br />
erwirtschaften.<br />
Zur Erreichung der Unternehmensziele müssen<br />
• die einzelnen Aufgaben formuliert werden<br />
• die zur Erfüllung dieser Aufgaben benötigten Menschen und Betriebsmittel<br />
in einen sinnvollen Ordnungszusammenhang gebracht werden<br />
Das heißt, dass Aufbauorganisation und Ablauforganisation gemeinsam gestaltet werden<br />
müssen.<br />
Die Ablauforganisation ist die dauerhafte Gestaltung eines dynamischen Prozesszusammenhanges<br />
und regelt:<br />
• den Ablauf der betrieblichen Prozesse<br />
• was hat in welcher Reihenfolge wie und wo zu erfolgen<br />
Diese Gestaltung kann durch Verbinden von Tätigkeiten in einem Teilbereich des Unternehmens<br />
und durch Zusammenführung zu einem Gesamtablauf geschehen. Die Praxis<br />
zeigt aber, dass ein durch Stellen- und Abteilungsgrenzen gestalteter Ablauf die Verantwortungen<br />
verschwimmen lässt. Daher geht man immer mehr dazu über, den Ablauf nicht<br />
nach Abteilungen zu bestimmen, sondern den Ablauf als Prozess zu sehen.<br />
Im Vordergrund steht der Prozess (der Ablauf) und die dazugehörende Ablauforganisation.<br />
3.2.1 Prozessorientierung<br />
Jedes Unternehmen hat eine vernetzte Organisation (Teilsysteme) zur Leistungserstellung.<br />
In diesen Teilsystemen (z.B. Einkauf, Finanz-, Personalwesen, Allg. Verwaltung) laufen<br />
Prozesse ab, die aus Inputfaktoren (Güter und Dienstleistungen) durch Wertschöpfung<br />
Outputfaktoren (Güter und Dienstleistungen) erzeugen. Dieses Grundprinzip gilt sowohl für<br />
Produktionsunternehmen als auch für Dienstleistungsunternehmen.<br />
Ist die Unternehmensstrategie bekannt, so gilt es, diejenigen Kern-Prozesse zu definieren,<br />
die zum Erfolg der Unternehmung (im Sinne der Zielsetzung) führen.<br />
52
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die wichtigsten Grundsätze dabei sind:<br />
a) Prozesse und nicht Strukturen dominieren<br />
Die Aufbauorganisation ist der Ablauforganisation anzupassen. Das heißt, weg vom<br />
Denken in Funktionen und Spezialdisziplinen und hin zu Gesamtabläufen (übergreifenden<br />
Prozessketten) mit klar definierten, zuständigen Verantwortlichen (Prozess-Owner).<br />
b) Triagieren (bewertendes Einteilen in drei Versionen) der Unternehmensprozesse in Kategorien<br />
wie:<br />
• Sehr komplexe Prozesse<br />
• schwierige Prozesse<br />
• Routineprozesse<br />
c) Neugestaltung der Prozesse, falls erforderlich (Business Process Reengineering)<br />
Was das Unternehmen bis jetzt gemacht hat, soll nicht gedankenlos fortgesetzt oder<br />
einfach besser, schneller oder kostengünstiger vollzogen werden.<br />
Die Unternehmung muss sich vielmehr die Frage stellen:<br />
„Warum machen wir es überhaupt?“<br />
„Kennen wir unsere Kunden?“ (Kundenorientierung ist bei jeder Tätigkeit entscheidend)<br />
Abb. 22: Prozessorientierung<br />
Kernprozess 1<br />
Lieferant Kunde<br />
Kernprozess 2<br />
Der Leitgedanke der prozessorientierten Organisation verlangt einen Betriebsaufbau, bei<br />
dem gleichwertige Arbeitsteams einen in sich abgeschlossenen Beitrag zum Gesamtresultat<br />
liefern.<br />
Jedes Team reguliert sich selbst. Das Schwergewicht liegt auf dem Optimieren des Gesamtablaufes<br />
und nicht auf einzelnen Funktionen.<br />
53
Betriebswirtschaftslehre<br />
Prozessorganisation bewirkt nicht die zwingende Abschaffung von Hierarchien oder eine<br />
neue Form der Hierarchie. Es geht nicht darum die Organisation zu kippen, sondern vielmehr<br />
die Denkrichtung (vom Kästchendenken zu Kundenorientierung) zu kippen (vgl.<br />
GARS, S.70f).<br />
Folgerungen bei einer prozessorientierten Aufbauorganisation:<br />
• flache Organisationsstrukturen und somit kürzere Durchlaufzeiten<br />
• flachere Hierarchie und somit Kosteneinsparung und besserer Informationsfluss<br />
• größere Übersichtlichkeit und leichtere Steuerbarkeit des Betriebsablaufes<br />
• höhere Flexibilität<br />
• weniger Personal (vor allem im Mittelmanagement)<br />
• geringere Lagerhaltungskosten<br />
• fraktale Organisation<br />
Der harte internationale Wettbewerb zwingt zur Umstrukturierung der Unternehmen. Die<br />
Frage ist nur in welche Richtung die Organisationsstruktur weiterentwickelt werden soll,<br />
um den Erfordernissen des Marktes und des Wettbewerbes gerecht zu werden.<br />
Überleben wird, wer die Fähigkeit zur schnellen Anpassung hat. Diese Situation birgt Gefahren<br />
aber auch Chancen, die es aktiv und konsequent zu nutzen gilt.<br />
Die fraktale Organisation wird im Zusammenhang mit innovativen, schlanken Formen der<br />
Organisation und Arbeitsgestaltung als das Produktionsmodell der Zukunft gesehen.<br />
Damit erfolgt scheinbar eine radikale Abkehr vom Massenproduktionskonzept, das die Industrieproduktion<br />
in vielen Bereichen noch weitgehend dominiert (vgl. LEUT, S.32f).<br />
Ein fraktal organisierter Betrieb ist ein System, das aus zahlreichen selbstständig agierenden<br />
Einheiten besteht, die alle ähnliche Strukturmerkmale aufweisen, also der „Betrieb im<br />
Betrieb“. Diese „Betriebe“ sind untereinander vernetzt, d.h. sie beeinflussen sich mehr oder<br />
weniger gegenseitig, unterstützen sich untereinander, schaukeln sich auf oder schwächen<br />
sich in ihrer Wirkung.<br />
Das Konzept des fraktalen Betriebes soll somit all jene gegenwärtigen Ansprüche an eine<br />
schlanke, flexible, anpassungsfähige, vitale, lernfähige und selbstregulative Form der Organisation<br />
vereinigen.<br />
Dabei wird besonderes Augenmerk gelegt auf (vgl. LEUT, S.8f):<br />
Kundenorientierung<br />
Die Ausrichtung auf den Kunden ist bei jeder Tätigkeit entscheidend. Dabei spielt es keine<br />
Rolle, ob es sich um interne (andere Abteilungen) oder externe Kunden handelt.<br />
Beide werden in Zukunft immer anspruchsvoller werden, und ihre Zufriedenheit ist alleiniges<br />
Maß für den Erfolg.<br />
54
Betriebswirtschaftslehre<br />
Qualität<br />
Die Wörterbücher erläutern den Qualitätsbegriff als „“Qualitätsarbeit“, als „Wertarbeit“, oder<br />
als „besonders wertvolle Arbeit“.<br />
Qualität ist wertneutral zu verstehen und wird durch Adjektive wie „schlecht“, „akzeptabel“<br />
oder „ausgezeichnet“ näher bestimmt. Die Qualität eines Produkts wird im Wesentlichen<br />
definiert als „Übereinstimmung der tatsächlichen Eigenschaften mit den geforderten Eigenschaften“.<br />
Dies bedeutet:<br />
Qualität ist dann entstanden, wenn die Eigenschaften der Produkte und Dienste<br />
genau den Forderungen der Kunden entsprechen<br />
Entscheidend ist, dass vor Beginn des Arbeitsprozesses die Forderungen sowohl vom<br />
Kunden als auch vom Lieferanten klar vereinbart wurden. Dabei darf aber aus Lieferantensicht<br />
das Wirtschaftlichkeitsprinzip nicht vergessen werden.<br />
Veränderungen<br />
Veränderungen sind nur dann zu erreichen, wenn die arbeitenden Menschen im Unternehmen<br />
Orientierung an den Vorgaben und Verpflichtungen des Qualitätsmanagementsystems<br />
finden und<br />
Einfluss auf die sie betreffenden Arbeitsprozesse nehmen können.<br />
Diese Führungsphilosophie nennt man Total Quality Management(TQM).<br />
TQM ist ein Medium für Veränderungen, das alle Mitarbeiter erfassen soll. Daher ist es<br />
wichtig, sämtliche Firmenmitglieder darin zu schulen, wie Qualitätsverbesserungen realisiert<br />
werden können und was der einzelne dazu beitragen kann.<br />
Organisationsvergleich früher (heute?) – zukünftig (LEUT, S.33):<br />
früher: „Pyramide“ zukünftig: „Haus“<br />
Organisation tief gegliedert Organisation flach gegliedert<br />
Vorgabe kleinster autonom auszuführender<br />
Ablaufschritte<br />
Zentrale Abstimmung aller Leistungsträger<br />
über wohl abgestimmte Informationsbruchstücke<br />
Pflicht der Stäbe zur zeitgenauen Informationserbringung<br />
55<br />
Vorgabe ganzheitlich auszuführender<br />
großer Abschnitte<br />
Selbstabstimmung aller Leistungsträger<br />
Kommunikations- u Informationspflicht
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 23: Tendenzen<br />
heutige<br />
Unternehmen<br />
Ordnung &<br />
Chaos<br />
3.2.2 Organisatorische Hilfsmittel<br />
Die Betriebswirtschaftslehre stellt eine Reihe von Hilfsmitteln für die Erarbeitung und Darstellung<br />
der Ablauforganisation bereit:<br />
• Arbeitsablauf-, Materialflussplan<br />
• Produktionsablaufplan<br />
• Datenflussdiagramm<br />
• Werkzeuge für die Prozessdarstellung<br />
• usw.<br />
Nachfolgend ist ein Beispiel dargestellt.<br />
Abb. 24: Arbeitsablaufplan (Flow Chart)<br />
Selbstorganisation<br />
Fabrik<br />
der Zukunft<br />
?<br />
56<br />
Die Welt der<br />
Fraktale
Betriebswirtschaftslehre<br />
3.3 Kontrollfragen<br />
1. Wie kommen Sie von der Unternehmensaufgabe zu den im Unternehmen benötigten<br />
Stellen?<br />
2. Eine Stelle entspricht immer genau einem Arbeitsplatz. Ist diese Aussage richtig?<br />
Begründen Sie Ihre Antwort<br />
3. Inwieweit sollte in der Stellenbeschreibung eines Kleinbetriebes die Stellvertretung<br />
geregelt sein?<br />
Begründen Sie Ihre Antwort<br />
4. Was wollen Sie durch die Ablauforganisation für Ihr Unternehmen erreichen<br />
5. Zwei Mitarbeiter der Abteilung Kundenreklamation können sich nicht einigen, wie<br />
und bis wann das Statistikformular der Geräte auszufüllen ist. Welcher Teil der<br />
Organisation dürfte hier Mängel aufweisen?<br />
Begründen Sie Ihre Antwort<br />
57
Betriebswirtschaftslehre<br />
4 FUNKTIONSBEREICHE DES UNTERNEHMENS<br />
In jedem Unternehmen lassen sich vier betriebliche Hauptfunktionen mit ihren Teilaufgaben<br />
erkennen:<br />
Funktionen Teilaufgaben<br />
Absatz • Umsatzplanung<br />
• Distribution<br />
• Werbung, Beratung<br />
• Anfrage-, Angebots-, Auftragsabwicklung<br />
• Versand<br />
• Kundendienst<br />
Forschung/ Entwicklung • Ideen haben, Erfahrungen bereitstellen<br />
• Informationen einholen (Analysieren)<br />
• Planung, Kalkulation<br />
• Prototyp erstellen<br />
• Test, Versuch, Ergebnisse bewerten<br />
• Dokumentation, Nachkalkulation<br />
Beschaffung • Bedarf ermitteln<br />
• Bezugsquelle ermitteln, Auswählen<br />
• Anfragen<br />
• Angebot bearbeiten, Vergleich, Auswahl<br />
• Bestellung, Bestellüberwachung<br />
• Wareneingang (Prüfen, Lagern, Buchen)<br />
• Rechnungsprüfung, Zahlung<br />
Produktion • Planen (Produkte, Ressourcen, Technologie)<br />
• Produktionsplan erstellen, optimieren (Termine,<br />
Kapazitäten)<br />
• Arbeitsvorbereitung<br />
• Materialbereitstellung<br />
• Produktion (Leistungserstellung), Montage<br />
• BDE, Kontrolle<br />
• Nachkalkulation, Auswertungen<br />
58
Betriebswirtschaftslehre<br />
Wenn man das Unternehmen als soziales System versteht (siehe Ulrich, Kap.1.1), dann<br />
können wir die betrieblichen Funktionen auch als Teilsysteme bezeichnen. Die Verbindung<br />
zwischen den Teilsystemen erfolgt durch Unternehmensführung, Information und Kommunikation<br />
und Logistik.<br />
Die einzelnen Teilsysteme werden nachfolgend beschrieben.<br />
4.1 Absatz<br />
Der Absatz verbindet die Produktion mit dem Markt (Zusammentreffen von Nachfrage und<br />
Angebot) und schließt den betrieblichen Wertekreislauf indem er den Rückfluss der eingesetzten<br />
Geldmittel einleitet.<br />
Dem Absatz obliegt die Aufgabe, alle Maßnahmen zur Anbahnung und Abwicklung der<br />
absatzorientierten Tätigkeiten zu treffen, die für den klaglosen Ablauf notwendig sind.<br />
(Man spricht auch von Verkauf, Vertrieb, Marketing; vgl. MELL, S.118f)<br />
Die Tatsache, dass der Käufer am Markt dominiert, führt auch zu einem vom Markt her<br />
orientierten Denken, d.h. der Markt bzw. der Absatz taktet die Produktion und damit auch<br />
alle anderen betrieblichen Bereiche.<br />
Abb. 25: Marktbezogenes Unternehmen<br />
4.1.1 Absatzplanung und -kontrolle<br />
Gewinn durch<br />
Kunde Marketing Befriedigung<br />
des Kunden<br />
Absatzplanung ist die zahlenmäßige Verkaufs- und Vertriebsplanung unter Zugrundelegung<br />
der Marktforschung (Erkundung aller am Markt wirksamen und den Absatz beeinflussenden<br />
Faktoren), unter Zuhilfenahme von Informationen aus der vergangenen Auftragsentwicklung<br />
und der zukünftigen Produktionskapazität und unter Einsatz des absatzpolitischen<br />
Instrumentariums. (Bei Gutenberg gehören dazu: Absatzmethoden, Produktgestaltung,<br />
Werbung, Preispolitik, vgl. GUTE, S.48ff).<br />
Bei der Absatzkontrolle werden die Zielerreichung, der Markterfolg und die Wirksamkeit<br />
der eingesetzten marktpolitischen Instrumente überprüft. Diese Kontrollen werden als Vergleichsrechnung<br />
zwischen Soll– und Istgrößen konzipiert.<br />
59
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.1.2 Marketing<br />
Die zentrale Idee des Marketing lautet, die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines Unternehmens<br />
und die Kundenwünsche so aufeinander abzustimmen, dass den Zielsetzungen<br />
beider Partner gedient ist.<br />
Von entscheidender Bedeutung zur Zielerreichung ist die Information über alle verfügbaren<br />
marktpolitischen Instrumente und die Prognostizierung der Verkaufswirkungen beim<br />
Einsatz einzelner Marketinginstrumente.<br />
Abb. 26: Marketinginstrumente<br />
ABSATZBEREICH<br />
Absatzplanung<br />
Marktforschung<br />
Einsatzplanung absatzpol.<br />
Instrumente<br />
Verkaufsplanung<br />
Vertriebsplanung<br />
Einsatz der absatzpolitischen<br />
Instrumente<br />
60<br />
Preispolitik<br />
Absatzwerbung<br />
Produkt- und Sortimentpolitik<br />
Konditionenpolitik<br />
Absatzmethoden<br />
Absatzkontrolle
Betriebswirtschaftslehre<br />
Marketing ist nicht nur ein Fachgebiet, sondern eine unternehmerische Denkweise.<br />
Es ist eine Geisteshaltung, die den Kunden mit seinen Wünschen, Bedürfnissen und Anforderungen<br />
in den Mittelpunkt aller Aktivitäten stellt.<br />
Es ist eine Führungsphilosophie, die besagt, dass ein Unternehmen vom Markt her gesteuert<br />
werden soll, vom Kunden mit seinen Bedürfnissen und Wünschen.<br />
Die weitere Vertiefung des Themas erfolgt im Gegenstand Marketing.<br />
4.1.3 Die Stellung des Handels<br />
Dem Handel kommt in der Volkswirtschaft die wichtigste Aufgabe der Warenverteilung<br />
(Distribution) zu. Er ist Vermittler zwischen Produktion und Konsum.<br />
Nach dem Absatzbereich unterscheidet man zwischen Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher)<br />
und Großhandel (Lieferung an andere Unternehmen) sowie zwischen Binnen- und<br />
Außenhandel.<br />
Produktion (Erzeuger) Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft<br />
Großhandel<br />
61<br />
Einzelhandel<br />
Konsum Verbrauch Haushalte, Betriebe<br />
Abb. 27: Stellung des Handels in der Wirtschaft
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Verteilung der Güter muss nicht immer über den Groß- und Einzelhandel erfolgen.<br />
Erzeuger oder Großhändler beliefern auch direkt den Verbraucher (FOC), Einzelhändler<br />
wiederum beziehen teilweise ihre Waren direkt beim Erzeuger.<br />
Was immer funktioniert, wird als selbstverständlich angesehen und nicht mehr bewusst<br />
wahrgenommen. Man hat sich längst daran gewöhnt, dass wir unsere Kaufwünsche kurzfristig,<br />
bequem, zu jeder Jahreszeit und in reicher Auswahl erfüllen können.<br />
Tatsächlich aber steht eine Vielzahl von Leistungen des Handels dahinter. Er hat ein ganzes<br />
Paket von Aufgaben zu erfüllen, um den Erwartungen des Konsumenten entgegenzukommen.<br />
Aufgaben und Funktionen des Handels<br />
(Brücke zwischen Produzent und Konsument)<br />
Distributive<br />
Erwartungen des Konsumenten<br />
an die Ware an den Händler<br />
ökonomische<br />
Abb. 28: Aufgaben und Funktionen des Handels<br />
Funktionen des Handels<br />
kommunikative<br />
62<br />
ökologische<br />
Service
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.2 Forschung und Entwicklung<br />
Die Betriebsführung und die Belegschaft müssen sich ständig fragen:<br />
"Was können wir besser machen?“<br />
„Was wünschen sich unsere Kunden?“<br />
Trendentwicklung<br />
Abb. 29: Trend – Lebenszyklus<br />
Trendwachstum<br />
Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4 Phase 5<br />
Der Lebenszyklus eines Produktes besteht aus dem<br />
• Entstehungszyklus<br />
o Ideensuche<br />
o Produktstudie<br />
o Produktentwicklung<br />
o Produkterprobung<br />
• Marktzyklus<br />
o Markteinführung<br />
o Wachstum und Reife<br />
o Marktsättigung<br />
o Rückgang<br />
Trendreife<br />
Es sollen immer wieder neue Produkte und neue Verfahren erprobt werden, um sie dem<br />
Kunden anbieten zu können.<br />
Da jeder Trend vom nächsten abgelöst wird, benötigen wir ständig Informationen für neue<br />
Produkte, für Nachfolgeprodukte. Der Innovationsbedarf ist groß.<br />
Ein Umsatz entsteht erst ab Markteinführung. Mit einem Gewinn ist erst in der Wachstums-<br />
und Reifephase zu rechnen.<br />
63<br />
Trendsplitting<br />
Trenddegenerierung
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.3 Beschaffung<br />
Die Aufgabe der Beschaffung besteht in der Bereitstellung der zur Produktion benötigten<br />
Produktionsfaktoren (Güter, Hilfsmittel, usw.) in der erforderlichen Menge und Qualität, zur<br />
richtigen Zeit am richtigen Ort, damit ohne Unterbrechung in der Leistungserstellung fortgefahren<br />
werden kann.<br />
Produktionsfaktoren in unserem Betrieb sind:<br />
Produktionsfaktor Beispiel und Begründung<br />
Betriebsmittel<br />
Werkstoffe<br />
menschliche Arbeitskraft<br />
Information / Kommunikation<br />
Betriebsführung<br />
Organisation<br />
Planung<br />
Kontrolle<br />
Beim Teilsystem Beschaffung sind folgende Aufgaben zu lösen:<br />
Materialdisposition<br />
Berechnung des Primär-, Sekundärbedarfes, des Bruttobedarfes, Lagerabgleich, Nettobedarfes<br />
Beschaffungsprogramm erstellen<br />
Optimierung der Kosten und Qualität der Ware (Artikel)<br />
Preise, Mengen, Konditionen ermitteln<br />
Optimierung der Einkaufspreise, Liefer- und Zahlungsbedingungen, Transportkonditionen<br />
64
Betriebswirtschaftslehre<br />
Vertragsbedingungen ausarbeiten<br />
Passende Geschäfts- und Kooperationsbedingungen<br />
Abb. 30: Beschaffungszyklus<br />
Dabei ist die Kenntnis des Beschaffungsmarktes<br />
notwendig<br />
Beschaffung<br />
Der Beschaffungszyklus besteht aus folgenden Schritten:<br />
• Bedarfsermittlung (Materialdisposition)<br />
• Ermittlung der Bezugsquelle<br />
• Lieferantenauswahl<br />
• Bestellabwicklung (Anfrage, Angebot, Bestellung, Kontrakte)<br />
• Bestellüberwachung<br />
• Wareneingang, Wareneingangsprüfung, Bestandsführung<br />
• Rechnungsprüfung, Zahlungsanweisung<br />
Auf die Auswahl der Lieferanten ist zu achten, denn - im Einkauf lässt sich viel Geld verdienen!<br />
65
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel:<br />
Kriterien für die Lieferantenauswahl Begründung<br />
66
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.4 Produktion<br />
Die Produktion (die gleiche Bedeutung hat der Begriff Fertigung) dient zur Erstellung betriebswirtschaftlicher<br />
Leistungen.<br />
Produktion im technischen Sinne fasst alle Aktivitäten zusammen, die dem Zweck der<br />
Leistungserstellung dienen und die darauf abzielen, ein Gut in wenigsten einer seiner Eigenschaften<br />
zu verändern. Produktion wird auch als Input-(manuelle und maschinelle Arbeitsleistung,<br />
Materialien) und Outputprozess (Erzeugnisse) verstanden.<br />
PRODUKTION =<br />
Abb. 31: Produktion<br />
4.4.1 Phasen der Produktion<br />
ERZEUGUNG von SACHGÜTERN<br />
und DIENSTLEISTUNGEN<br />
und die damit verbundenen technischen und<br />
organisatorischen Maßnahmen<br />
Die Produktion besteht aus einer Kette fortlaufender Handlungen, die durch ihre Entscheidungen<br />
geprägt sind. Diese Handlungen lassen sich in Phasen zerlegen, die aufeinander<br />
aufbauen, sich beeinflussen und letztlich auf die Erreichung des Produktionszieles ausgerichtet<br />
sind.<br />
Abb. 32: Phasen der Produktion<br />
PLANUNG<br />
DURCHFÜHRUNG<br />
KONTROLLE<br />
67
Betriebswirtschaftslehre<br />
Der Vorgang der Entscheidungsfindung und die Entscheidung selbst haben lang-, aber<br />
auch kurzfristigen Charakter, je nach dem in welcher Phase der Produktion sie notwendig<br />
sind.<br />
Die Kontrolle hat das Ziel existenzbedrohende Situationen durch rechtzeitige Einleitung<br />
von Gegenmaßnahmen abzuwenden.<br />
4.4.2 Ziele der Produktion<br />
Die Produktion soll bei überschaubaren Betriebsabläufen eine kurzfristige Lieferbereitschaft<br />
mit geringen Lagerbeständen ermöglichen. Die Erstellung der Produkte soll mit einem<br />
hohen Maß an Flexibilität und guten Kontrollmöglichkeiten gewährleistet werden.<br />
Daraus abgeleitete Ziele für die Produktion:<br />
• Hohe Stückzahlflexibilität, begrenzte Variantenflexibilität<br />
• Überschaubare Betriebsabläufe<br />
• Hohe Termintreue, Kurzfristige Lieferbereitschaft<br />
• Effektiv zuordenbare Kosten und Möglichkeiten der Kostenkontrolle<br />
• Geringe Lagerbestände<br />
• Erhöhung der Arbeitszufriedenheit<br />
4.4.3 Produktionstypen<br />
Bei der Festlegung des Produktions- (Fertigungs-) typs geht es um die Bestimmung der<br />
Fertigungseinheiten, d.h. die Aufteilung der gesamten Produktionsmenge in einzelne Mengeneinheiten,<br />
die in einem nicht unterbrochenen Produktionsprozess gefertigt werden.<br />
Bei der Einzelfertigung wird von einem Produkt nur eine einzige Einheit angefertigt.<br />
Die Mehrfachfertigung zeichnet sich dadurch aus, dass von einem Produkt mehrere Einheiten<br />
hergestellt werden.<br />
Nach dem Umfang der Mehrfachfertigung wird weiter unterschieden:<br />
• Massenfertigung: Es werden von einem Produkt über eine längere<br />
Zeit sehr große Stückzahlen hergestellt (z.B. Zigaretten, Zement, Papiertaschentücher,<br />
...)<br />
• Serienfertigung: Sie zeichnet sich dadurch aus, dass mehrere Produkte<br />
hintereinander auf den gleichen Produktionsanlagen hergestellt<br />
werden (z.B. Autos, Möbel, ...)<br />
68
Betriebswirtschaftslehre<br />
Folgende Darstellung gibt einen kurzen Überblick über die Fertigungstypen:<br />
Abb. 33: Produktionstypen<br />
Weitere Unterscheidungen:<br />
Nach der Produktionsart und der jeweils dazugehörigen Auftragsart<br />
Produktionsart Auftragsart<br />
Einzelfertigung Kundenorientierte Einzelaufträge (nicht lagerfähig),<br />
z.B. Schiffe, chem. Anlagen, Spezialmaschinen<br />
Serienfertigung Kundenorientierte, regelmäßig wiederkehrende Aufträge<br />
(auch in größeren Stückzahlen), z.B. Apparatebau,<br />
Möbelindustrie, PKW-Fertigung<br />
Sortenfertigung Am anonymen Markt orientierte Erzeugnisse mit<br />
weitgehender Kundenzuordnung (öfters wiederkehrende<br />
Aufträge in verschieden großen Stückzahlen),<br />
z.B. Anzüge, Schuhe, Walzbleche<br />
Massenfertigung Am anonymen Markt orientierte Erzeugnisse ohne<br />
direkte Kundenzuordnung (in großen Stückzahlen,<br />
lagerfähig), z.B. Waschmittel, PC’s, Kaffee<br />
Nach dem Fertigungsablauf:<br />
• Fließfertigung<br />
• Werkstattfertigung<br />
• Linienfertigung<br />
• Gruppenfertigung<br />
69<br />
Nach der Auftragsauslösung:<br />
• Auftragsfertigung<br />
• Lagerfertigung (Programmfertigung)
Betriebswirtschaftslehre<br />
Nach der Struktur der Produkte:<br />
• einteilige Produkte<br />
• mehrteilige Produkte mit einfacher Struktur<br />
• mehrteilige Produkte mit komplexer Struktur<br />
Nachfolgend erfolgt eine kurze Beschreibung der Fertigungstypen aufgrund des Fertigungsablaufes.<br />
Fließfertigung<br />
Die Erzeugnisse durchlaufen ohne Unterbrechung die gleichen Arbeitsgänge in gleicher<br />
Reihenfolge auf einer nach dem Fertigungsfluss aufgestellten Apparatur (ununterbrochene,<br />
gleichmäßige und gleichartige Aufeinanderfolge der Arbeitsgänge).<br />
Die zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge kann geschehen:<br />
durch Einteilung des Fertigungsprozesses in zeitlich gleiche Arbeitstakte<br />
naturbedingt (bei Zwangslauffertigung)<br />
Dem stetigen, gleichmäßigen Arbeitsfluss entspricht ein ebenso stetig arbeitendes Förderwesen.<br />
Die Fördereinrichtungen (z.B. Transportbänder, Rollenbahnen) sind in ihrer<br />
Leistungsfähigkeit auf die speziellen Förderbedürfnisse abgestellt.<br />
Werkstattfertigung<br />
Stärkste örtliche Konzentration von Maschinen gleichen Typs und Handarbeitsplätzen mit<br />
gleicher Verrichtung. Anwendung, wenn Organisation der Fertigung nach dem Fertigungsprozess<br />
nicht möglich ist. Grundprinzip ist die Elastizität der Fertigung, insbesondere bei<br />
• häufigem Wechsel der Fertigungsprozesse<br />
• unterschiedlichen Arbeitsgängen<br />
• unbestimmter Arbeitsgangfolge<br />
Gleiche oder im Typ verwandte Maschinen (Arbeitsplätze) mit gleicher oder verwandte<br />
Funktion werden örtlich in einer Werkstatt zusammengefasst (meistens bei Einzel- und<br />
Kleinserienfertigung).<br />
Werkstatt: räumliche Einheit gleicher Verrichtung, z.B.: Dreherei, Schlosserei, Gießerei.<br />
Eine zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge ist wegen der Vielzahl, Vielartigkeit und ständigen<br />
Wechsels der Arbeitsoperationen ausgeschlossen.<br />
Häufig wechselnder, fallweise auftretender Förderbedarf, vielseitige Fördereinrichtungen.<br />
70
Betriebswirtschaftslehre<br />
Straßen- oder Linienfertigung<br />
Linien- (straßen-) förmige Anordnung der Maschinen (Arbeitsplätze).<br />
Eine genaue zeitliche Abstimmung der Arbeitsgänge aufeinander fehlt. Ziel ist jedoch, eine<br />
ungefähre zeitliche Angleichung zu erreichen.<br />
Voraussetzungen für Straßen- oder Linienfertigung:<br />
• Gleiche Arbeitsgangfolge für den größten Teil der Erzeugnisse<br />
• Wechsel im Fertigungsverfahren nicht allzu häufig, müssen im voraus eingeplant und<br />
beim Aufbau von Maschinenstraßen berücksichtigt werden können<br />
Straßenfertigung wird gewählt, wenn Fließfertigung nicht realisiert werden kann:<br />
• wegen Schwierigkeiten in der zeitlichen Abstimmung der Arbeitsgänge aufeinander,<br />
• wenn die erforderlichen Investitionen nicht durchgeführt werden können,<br />
• wenn mehrere unterschiedliche Erzeugnisse hergestellt werden.<br />
Der Mechanisierungsgrad ist niedriger als bei Fließfertigung, Spezialfördereinrichtung zwischen<br />
den Arbeitsplätzen sind notwendig.<br />
Gruppenfertigung<br />
Örtliche Zusammenfassung von Maschinen (Arbeitsplätzen) teilweise verschiedener Art<br />
und Funktion, die zur Ausübung einer Reihe gleicher, gleichartiger oder verwandter Teilprozesse<br />
erforderlich sind.<br />
Die Maschinen (Arbeitsplätze) bilden dabei eine prozessabhängige Funktionsgruppe. Das<br />
Erzeugnis durchläuft diese Funktionsgruppe bzw. es setzt sich aus den innerhalb der einzelnen<br />
Funktionsgruppen hergestellten Einzelteilen zusammen.<br />
Voraussetzung der Gruppenfertigung:<br />
• engere Verwandtschaft zwischen den Teilen der Erzeugnisse (d.h. Gleichartigkeit<br />
der an den Teilen durchzuführenden Arbeitsgänge),<br />
• auf längere Sicht im wesentlichen feststehendes Fertigungsprogramm,<br />
• entsprechender Ausnutzungsgrad der Funktionsgruppen muss möglich sein.<br />
Vielseitige Transportmittel, elastische Streckenführung, fallweiser Einsatz sind erforderlich.<br />
Innerhalb der Funktionsgruppen sind Spezialfördereinrichtungen möglich.<br />
Chargenfertigung<br />
Die Chargenfertigung ist dadurch charakterisiert, dass eine bestimmte Menge an Einsatzgütern<br />
(die Chargen) in einem in sich abgeschlossenen Teilprozess bearbeitet werden.<br />
Der Umfang der Charge kann durch die Kapazität des Teilprozesses oder durch die verfügbare<br />
Einsatzmenge bestimmt sein.<br />
71
Betriebswirtschaftslehre<br />
Für die Verwertung von Chargen ist bedeutsam, dass zwischen verschiedenen Chargen<br />
gleicher Produkte oft geringfügige Abweichungen in der Beschaffenheit (Farbe, Struktur,<br />
Geschmack etc.) bestehen, so dass die Chargen als Produktvarianten angesehen werden<br />
müssen. Diese Variation und der diskontinuierliche Produktausstoß stellen besondere Anforderungen<br />
an die Weiterverarbeitung und an die nachfolgende Lagerung.<br />
Kuppelproduktion<br />
Kuppelproduktion liegt vor, wenn aus einem Leistungserstellungsprozess mehrere Produkte<br />
hervorgehen, beispielsweise wenn bei der Verkokung von Kohle u.a. Koks, Gas, Benzol<br />
und Teer entstehen.<br />
Sind die Mengenanteile der Kuppelproduktion konstant, dann heißt dieser Fertigungstyp<br />
starre Kuppelproduktion. Häufiger ist aber die verbundene (Kuppel-) Produktion mit variablen<br />
Anteilen der Ausstoßmengen, wobei die Mengenanteile mit den Einsatzgüterarten und<br />
deren Mengen sowie mit der Intensität des Leistungserstellungsprozesses variieren können.<br />
Nachfolgend sind abhängig vom Fertigungstyp Vor- und Nachteile beschrieben.<br />
Fertigungstyp<br />
Fließfertigung<br />
Vorteile Nachteile<br />
Kostensenkung durch<br />
• Abnahme der Transportwege<br />
• Rationalisierung der Transportmittel<br />
• sinkende Kapitalbindung in Lagern<br />
• Abnahme des Raumbedarfs<br />
• Leistungssteigerung (Spezialisierung,<br />
Geschwindigkeit, Übung)<br />
• sinkende Ausschussquote<br />
• Verminderung der Kontrolltätigkeit<br />
• Verminderung der Verwaltungsarbeit<br />
• Vorteile im Einkauf<br />
Ertragssteigerung durch<br />
• gleichmäßige Qualität<br />
• sinkende Lieferfristen; problematisch<br />
72<br />
• hohe Empfindlichkeit, technische<br />
Störanfälligkeit<br />
• hohes Betriebsrisiko bei Beschäftigungsrückgang<br />
• große Starrheit bei Umstellungserfordernissen<br />
• Empfindlichkeit bei Beschaffungsstörungen<br />
• mögliche psychologische Effekte<br />
(Monotonieproblem)
Betriebswirtschaftslehre<br />
Werkstattfertigung<br />
Straßen- oder<br />
Linienfertigung <br />
Gruppenfertigung<br />
• Elastizität, Anpassungsfähigkeit<br />
• minimale Umstellungszeiten und<br />
–kosten<br />
• leichte quantitative und intensitätsmäßige<br />
Anpassung<br />
• leichte Abgabemöglichkeit bei<br />
Auftragsspitzen<br />
• relativ geringe Fixkostenbelastung<br />
• leichte Wartung<br />
• Ausnutzung von Spezialkenntnissen<br />
und Erfahrungen<br />
• leichte Abteilungsbildung<br />
• Spezialisierung geringer als bei<br />
Fließfertigung<br />
• Starrheit geringer als bei Fließfertigung<br />
• günstige Transportwege und –<br />
kosten<br />
• geringere Lagerbildung als bei<br />
Werkstattfertigung<br />
• gute Übersichtlichkeit und Dispositionsmöglichkeit<br />
a) gegenüber der Werkstattfertigung<br />
• Verkürzung der Transportwege,<br />
Beschleunigung des Fertigungsprozesses<br />
• bessere Übersichtlichkeit erleichtert<br />
Kontrolle und Terminplanung<br />
• Verringerung der Rüstzeiten<br />
b) gegenüber der Fließfertigung<br />
• Elastizität<br />
• Förderung der Vielseitigkeit der<br />
Arbeitskräfte<br />
73<br />
• lange Transportwege, hohe<br />
Transportkosten<br />
• erhebliche Fertigungsdauer<br />
• unübersichtlicher Einzeldurchlauf<br />
• hoher Raumbedarf<br />
• schwierige Fertigungsvorbereitung<br />
• relativ hohe Kosten für Ausschuss,<br />
Kontrolle und Revision<br />
• Stockungen und Zwischenlagerbildung<br />
• komplizierte Fertigungsverwaltung<br />
• komplizierte Abrechnung und Kalkulation<br />
• Elastizität geringer als bei Werkstattfertigung<br />
• Warte- und Stillstandszeiten häufiger<br />
als bei Fließfertigung<br />
• Fixkostenprobleme drückender<br />
als bei Werkstattfertigung<br />
a) gegenüber der Werkstattfertigung<br />
• kapazitive Starre<br />
• begrenzte Realisierbarkeit<br />
• Verzettelung von Arbeitskräften<br />
b) gegenüber der Fließfertigung<br />
• geringes Arbeitstempo<br />
• ständig notwendige Fertigungssteuerung<br />
• höherer Raumbedarf
Betriebswirtschaftslehre<br />
74
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.5 Information / Kommunikation<br />
4.5.1 Information<br />
Eine Information entsteht aus einer Nachricht durch Kombination mit einer eindeutig bestimmten<br />
Zweckorientierung (Mitteilung mit Neuigkeitswert - Pragmatik).<br />
Der wirtschaftliche Wert einer Information bestimmt sich aus ihrem Nutzen für Entscheidungsprozesse<br />
und den Kosten der Informationserstellung.<br />
Informationen für die Unternehmensführung:<br />
• Komfortinformationen (Kennzahlen)<br />
• Probleminformationen (kritische Erfolgsfaktoren)<br />
• Informationen über interne Tätigkeiten (Projektbericht)<br />
• Informationen zur externen Darstellung des Unternehmens (vom Management<br />
kontrolliert)<br />
• Externe Informationen (über Marktgeschehen)<br />
4.5.2 Kommunikation<br />
Kommunikation ist die Gesamtheit aller ausgetauschten Informationen zwischen Elementen<br />
einer Organisation, unter denen Beziehungen bestehen.<br />
Jede Kommunikation beinhaltet als elementaren Vorgang die Übermittlung von Daten<br />
(Signalen) in einer bestimmten Form (Information, kodiert) von einem Sender zu einem<br />
Empfänger. Dabei wird Kommunikationstechnik eingesetzt.<br />
Wenn Sender und Empfänger vorhanden sind und der Sender einen Kommunikationsinhalt<br />
weitergibt auf den der Empfänger verbal oder nonverbal reagiert, sprechen wir von<br />
Kommunikation.<br />
Der Prozess der Kommunikation kann aber auch nonverbal erfolgen, d.h. ohne dass dabei<br />
ein Wort gesprochen wird. Der Empfänger kann durch Handbewegungen, Kopfnicken, Augenzwinkern,<br />
genauso eine Botschaft des Senders empfangen und sofort verstehen oder<br />
nicht verstehen was damit gemeint ist.<br />
75
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 34: Kommunikation<br />
Daten<br />
Anwendungen<br />
Jeder Sender und Empfänger hat ein bestimmtes Wertesystem, Vorurteile, gefühlsmäßige<br />
Abneigungen die ihn bei seiner Kommunikation beeinflussen. Außerdem verursacht jede<br />
Nachricht beim Empfänger Gefühle, die er seiner Erfahrung entsprechend „gefärbt“ aufnimmt.<br />
Kein Mensch erfasst und empfindet als „Empfänger“ den Inhalt einer Nachricht genau<br />
so, wie der „Sender“ – auch wenn sich dieser klar und eindeutig ausdrückt.<br />
Dies bedeutet, dass der Sender immer rückfragen muss, ob der Empfänger seine Nachricht<br />
auch richtig verstanden hat. Er muss sich das nötige Feedback holen, um mögliche<br />
Fehler bei der Übermittlung zu klären bzw. zu beheben.<br />
4.5.3 Information als Produktionsfaktor<br />
Kommunikationstechnik<br />
Dass Informationen ein Potential für den Unternehmenserfolg darstellen, ist unbestritten.<br />
Auch die Tatsache, dass die Qualität von Informationen die strategischen Vorteile eines<br />
Unternehmens sehr stark beeinflusst, kann nicht widerlegt werden und rechtfertigt im Prinzip<br />
eine ganzheitliche Betrachtung des Informationsmanagements bzw., dass sich auch<br />
die Betriebswirtschaft schon lange mit dem Thema "Information" auseinandersetzt.<br />
Information und Kommunikation wird als Produktionsfaktor (als "wirtschaftliches Gut") begriffen,<br />
der nicht nur neben die bekannten Produktionsfaktoren tritt, sondern diese auch in<br />
einem erheblichen Umfang ersetzt.<br />
Dies ist auch auf die Kostenentwicklung der "klassischen" Produktionsfaktoren zurückzuführen.<br />
76
Betriebswirtschaftslehre<br />
Stückkosten Information Betriebsmittel<br />
Abb. 35: Tendenzieller Stückkostenverlauf der Produktionsfaktoren<br />
4.5.4 Beispiele aus unserer Firma<br />
Unternehmen<br />
Betrieb<br />
77<br />
Material(Werkstoffe)<br />
Arbeit<br />
In unserer Firma gehören folgende Bereiche zum<br />
Bereich Verantwortlich /<br />
Leiter<br />
Forschung<br />
und<br />
Entwicklung<br />
Beschaffung<br />
Produktion<br />
Absatz<br />
Praktische Aufgaben,<br />
sichtbare Ergebnisse, .....<br />
Zeit
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.6 Logistik<br />
4.6.1 Definition von Logistik<br />
Der Logistikbegriff hat eine Evolution erfahren:<br />
Ursprünglich im militärischer Bereich angewendet für Transport, Nachschub,<br />
Bewegung und Unterbringung von Truppen<br />
70er Jahre Transportieren, Umschlagen, Lagern<br />
(klassische Fördertechnik)<br />
80er Jahre Integration, Nutzung von Synergieeffekten in der Beschaffung<br />
90er Jahre Denken in Gesamtsystemen unter konsequenter Anwendung<br />
der Informationstechnologie<br />
Heute „Die Logistik ist das System zur ertragsoptimalen Steuerung<br />
sämtlicher Material- und Warenbewegungen innerhalb und<br />
außerhalb des Unternehmens - von der Güterbeschaffung bis<br />
zur Lieferung der fertigen Produkte an die Verbraucher und<br />
Nutzer.“ (BLV, S. 7)<br />
Unter dem Begriff Logistik wurden in den vergangenen Jahren Konzepte entwickelt und<br />
eigene Abteilungen gegründet, um unternehmensinterne Rationalisierungsvorhaben in<br />
produktionsorientierten Unternehmen in Gang zu bringen. Schwerpunkt bildete die optimale<br />
Gestaltung des Materialflusses mit dem Ziel von kurzen Durchlaufzeiten (z.B. Beschaffung<br />
Just in Time).<br />
4.6.2 Ziele von Logistik<br />
Die Ziele der Logistik sind denen von Lean Production (schlanke Produktion) sehr ähnlich<br />
bzw. sogar vielfach gleich. Solche Ziele sind z.B.:<br />
Veränderung der Unternehmenskultur<br />
• Mensch steht im Mittelpunkt<br />
• Management by Coaching<br />
• Höhere Qualifikation der Mitarbeiter<br />
• Stärkung der Mitarbeiterverantwortung<br />
• Einfache Prozessgestaltung<br />
• Weniger Hierarchie<br />
• Teamarbeit<br />
78
Betriebswirtschaftslehre<br />
Kundenorientierung<br />
• Qualität und Kundenzufriedenheit hat Vorrang<br />
• Bessere Kommunikation<br />
• Zielkostenorientierung (Target Cost)<br />
• Flexibles Produktionsprogramm<br />
Verflechtung mit Zulieferern<br />
• Langfristige Bindung<br />
• Gemeinsame Entwicklungen<br />
• Losgrößenreduzierung<br />
• Just in time<br />
• Verringerung der Fertigungstiefe<br />
Je nachdem welche Ziele für ein Unternehmen gelten werden auch die Bereiche, die in<br />
den logistischen Prozess integriert werden, ausgewählt.<br />
4.6.3 Bereiche der Logistik<br />
Grundsätzlich unterscheidet man drei große Bereiche der Logistik:<br />
• Beschaffungslogistik als Bereitstellung der fremdbezogenen Materialien und<br />
Waren und die damit verbundene Kommunikation mit den Lieferanten<br />
• Produktionslogistik als Fluss der Materialien und der selbstgefertigten Zwischenprodukte<br />
durch die Produktion und die damit verbundenen Planungs-<br />
und Steuerungsprozesse<br />
• Absatzlogistik als Versorger der Abnehmer im Absatzmarkt mit Produkten<br />
und Ersatzteilen und die hierfür erforderlichen Planungs- und Steuerungsprozesse<br />
Logistik ist eine Querschnittsfunktion und betrifft zwei Ebenen (siehe auch Abbildung unten):<br />
• Operative Logistik = Organisation des Materialflusses<br />
• Steuernde Logistik = Organisation des Informationsflusses<br />
Neben Material- und Informationsflussebene gewinnt die Managementebene zunehmend<br />
an Bedeutung. Es sind neben den horizontalen Prozessketten des Material- und Informationsflusses<br />
auch die vertikalen Managemententscheidungen in einem Unternehmen zu<br />
gestalten und zu optimieren.<br />
79
Betriebswirtschaftslehre<br />
Lieferant<br />
Einkauf<br />
Unternehmen<br />
Lager<br />
Verkauf<br />
Ware Ware<br />
Abb. 36: Logistischer Prozess<br />
Logistik ist die Planung, Durchführung und Kontrolle des Warenflusses über alle Wertschöpfungsstufen<br />
hinweg.<br />
Logistik im herkömmlichen Sinne befasst sich mit :<br />
• Beschaffung<br />
• Lagerung<br />
• Transport<br />
4.6.4 Methoden der Logistik<br />
Geldfluss (bar, auf Ziel)<br />
Informationsfluss<br />
Logistischer Prozess<br />
In der Logistik werden eine Reihe von Methoden unterschieden. Eine neuere Methode, die<br />
vor allem Lagerkosten sparen hilft ist die Anlieferung bei Bedarf (JIT – Just in time). Dazu<br />
ist notwendig:<br />
• Zusammenführen des Kunden- und Lieferantenlagers<br />
• Transportmittel übernehmen Aufgaben der Lagerhaltung<br />
• Zeitgemäße Datenverarbeitung und –übertragung<br />
• Verbindung der Warenwirtschaftssysteme des Kunden und Lieferanten<br />
Ziele von JIT:<br />
• Vermeidung bzw. Minimierung von Lagerbeständen<br />
• Erreichung möglichst kurzer Durchlaufzeiten<br />
• Verbesserung der Qualität<br />
• Erzielung von Kostenvorteilen<br />
80<br />
Kunde
Betriebswirtschaftslehre<br />
JIT – Bauelemente:<br />
• Produktionssynchrone Beschaffung<br />
• Fertigungssegmentierung<br />
• integriertes Informationssystem<br />
Unter produktionssynchroner Beschaffung versteht man vertragliche Regelungen (langfristiger<br />
Partner) zwischen den Partnern, Einbeziehung des Zulieferers in die eigene Ablauforganisation.<br />
Fertigungssegmentierung bedingt flexible Fertigung, hohes Qualitätsniveau und ein angepasstes<br />
Dispositions- und Kommunikationssystem beim Zulieferer.<br />
JIT ist aber nicht für alle Produkte und Organisationen anwendbar.<br />
4.6.5 Logistikpartner<br />
Logistikpartner können sein:<br />
• Frachtführer<br />
gewerbsmäßige Beförderung von Gütern nach Abschluss eines<br />
Frachtvertrages<br />
• Lagerhalter<br />
übernehmen die sachgemäße Lagerung und Aufbewahrung von Gütern<br />
gegen Gebühren<br />
• Spediteure<br />
übernehmen bzw. vermitteln Güterversendung, Lagerung, div. Arbeiten<br />
gegen Gebühren<br />
Abb. 37: Logistikpartner<br />
Werk<br />
81<br />
K<br />
u<br />
n<br />
d<br />
e
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.6.6 Supply-Chain Management<br />
Unter Supply-Chain Management (SCM) versteht man die Planung und Steuerung der<br />
Logistikkette eines produzierenden Unternehmens beginnend von seinen Lieferanten<br />
(auch Vorlieferanten) bis zu seinen Kunden (oft auch bis zu den Endverbrauchern). Man<br />
blickt also über den innerbetrieblichen Rand hinaus auf das gesamte Netzwerk der Partner<br />
und baut einen „e-bussiness-Verbund“ auf. D.h. Zusammenarbeit von unterschiedlichen<br />
Partnern entlang der Wertschöpfungskette.<br />
Folgende Nutzenkomponenten sind damit zu erreichen:<br />
• Kostensenkungen durch den Austausch von Bestandsinformationen<br />
und dadurch der Reduzierung Ihrer Bestände, bessere Auslastung Ihrer<br />
Anlagen und Verkürzung der Produktzyklusdauer, durch Verringerung<br />
der Geldumlaufzeit, strategische Bezugsquellenerschließung und<br />
verminderten Logistikaufwand<br />
• Verbesserung des Kundenservice durch eine genauere Auftragserfüllung,<br />
größere Termintreue und vollständige Aufträge<br />
• Umsatzzuwächse durch eine schnellere Produkteinführung auf dem<br />
Markt und bessere Abstimmung von Angebot und Nachfrage, durch<br />
die Versorgungsengpässe vermieden werden<br />
• Bessere Reaktionsfähigkeit durch einen verbesserten Überblick über<br />
Angebot und Nachfrage und die Möglichkeit, auf unerwartete<br />
Nachfrageänderungen zu reagieren<br />
• Rentabilitätssteigerung durch effizienteren Einsatz von Produktionsanlagen<br />
und Materialien aufgrund transparenterer Informationen über<br />
Nachfrage, Lagerbestände und Kapazitäten<br />
82
Betriebswirtschaftslehre<br />
4.7 Kontrollfragen<br />
1. Wie hoch ist der jährliche Umsatz im österreichischen Handel<br />
2. Wie ist Österreich unter die Handelsnationen einzuordnen<br />
3. Was ist der Vorläufer des Internet-Shopping<br />
4. Nennen Sie zwei mögliche Maßnahmen des Handels, um die Nahversorgung<br />
zu sichern<br />
5. Nennen Sie die Stufen des Marktzyklus<br />
6. Beschreiben Sie den Beschaffungszyklus<br />
7. Nennen Sie die Phasen der Produktion<br />
8. Nennen Sie drei Ziele der Produktion<br />
9. Welche Produktionstypen können Sie nach dem Fertigungsablauf unterscheiden<br />
10. Beschreiben Sie Kommunikation<br />
11. Zeichnen Sie den Logistischen Prozess<br />
12. Nennen Sie die JIT – Bauelemente<br />
13. Wer zählt als Logistikpartner<br />
83
Betriebswirtschaftslehre<br />
5 RECHNUNGSWESEN<br />
Das wirtschaftende Unternehmen erstellt Leistungen für Dritte. Dazu bedarf es zweckentsprechender<br />
Vermögenswerte, wie Maschinen, Werkzeuge, Rohstoffe, Geldmittel, usw..<br />
Die Finanzierung dieser Vermögenswerte wird dem Unternehmen durch Eigenkapital der<br />
Inhaber oder durch Fremdkapital von Außenstehenden ermöglicht. Von Zeit zu Zeit sind<br />
diese Leistungen und Vermögenswerte festzustellen, um darauf aufbauend als Führungskraft<br />
Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Um vernünftige Entscheidungen<br />
treffen zu können, brauchen Sie Informationen. Ein großer Teil dieser Informationen<br />
kommt aus dem betrieblichen Rechnungswesen bzw. sollte vom betrieblichen Rechnungswesen<br />
bereitgestellt werden.<br />
In Zeiten einer angespannten Wirtschaftslage hat das Rechnungswesen für alle Unternehmen<br />
eine enorme Bedeutung, da hier die zahlenmäßige Erfassung der Güterströme<br />
sowie der Zahlungsströme erfolgt. Durch Betrachtung der Vergangenheit, der Gegenwart<br />
und der Zukunft werden Zahlen aus dem wirtschaftlichen Vorgehen verwertet, um für Entscheidungen<br />
die notwendigen zahlenmäßigen Grundlagen zu liefern.<br />
5.1 Grundlagen des Rechnungswesens<br />
Das betriebliche Rechnungswesen dient der mengen- und wertmäßigen Erfassung, Verarbeitung,<br />
Abbildung und Überwachung sämtlicher Zustände und Vorgänge (Geld- und Leistungsströme),<br />
die im Zusammenhang des betrieblichen Leistungsprozesses auftreten.<br />
Dabei lässt es sich in das interne und das externe Rechnungswesen unterteilen.<br />
Folgende Abbildung stellt die Struktur des betrieblichen Rechnungswesens dar.<br />
Abb. 38: Struktur des betrieblichen Rechnungswesen<br />
5.1.1 Externes Rechnungswesen<br />
Das externe Rechnungswesen (auch Finanzbuchhaltung genannt) wird durch das Handelsrecht<br />
und das Steuerrecht bestimmt. Die Aufgaben des externen Rechnungswesen<br />
sind vor allem die Rechenschaftslegung und die Informationsbereitstellung über die Vermögens-,<br />
Finanz- und Ertragslage des Unternehmens. Es informiert neben den Eigen- und<br />
Fremdkapitalgebern des Unternehmens auch die Mitarbeiter sowie die am Unternehmen<br />
84
Betriebswirtschaftslehre<br />
interessierte Öffentlichkeit. Zudem stellt es die Bezugslage für die Unternehmensbesteuerung<br />
dar.<br />
In der Finanzbuchhaltung werden planmäßig und lückenlos alle Geschäftsfälle, das sind<br />
Wertbewegungen mit den Kunden, Lieferanten, Banken, Finanzamt, usw. aufgezeichnet,<br />
die mit betrieblichen Werten zusammenhängen.<br />
Dies geschieht in zeitlicher Folge mit inhalts- und zahlenmäßiger Angabe.<br />
Das externe Rechnungswesen ist nicht Betrachtungsgegenstand in diesem Modul und<br />
wird daher hier nicht näher dargestellt.<br />
5.1.2 Internes Rechnungswesen<br />
Das interne Rechnungswesen ist weitgehend unternehmensspezifisch gestaltet. Zu seinen<br />
Aufgaben zählen die Dokumentation und Kontrolle aller im Betrieb anfallenden Geld- und<br />
Leistungsströme.<br />
Unter Kosten- und Leistungsrechnung versteht man ein betriebs-wirtschaftliches Informations-<br />
und Leistungsinstrument zur systematischen Erfassung, Verteilung und Zurechnung<br />
der im Rahmen des betrieblichen Leistungserstellungs- und –verwertungsprozesses<br />
entstehenden Kosten.<br />
Die übergeordnete Aufgabe der Kosten- und Leistungsrechnung ist es, die Unternehmensleitung<br />
mit Informationen für die anstehenden Entscheidungen zu unterstützen. Diese übergeordnete<br />
Aufgabe lässt sich in drei Teilaufgaben unterteilen, nämlich die Abbildung,<br />
die Planung und die Kontrolle des Unternehmensprozesses.<br />
Abb. 39: Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung<br />
85
Betriebswirtschaftslehre<br />
• Abbildung des Unternehmensprozesses<br />
Hierbei muss der Ist-Zustand dokumentiert werden. Diese Dokumentation<br />
ist die grundlegende Aufgabe der Kosten- und Leistungsrechnung.<br />
Damit kann der Erfolg (Misserfolg) einer Unternehmung dargestellt<br />
werden.<br />
• Planung des Unternehmensprozesses (Budget- oder Vorschaurechnung)<br />
Damit ein Unternehmen bei sich ändernden Marktbedingungen nicht<br />
nur reaktiv, sondern auch proaktiv (von sich aus) handeln kann, bedarf<br />
es einer Planung des Geschäftsablaufes mit Bezug auf das erwartete<br />
Wirtschaftsgeschehen. Diese Planung beinhaltet die Prognose von<br />
Konsequenzen für alternative Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens.<br />
• Kontrolle des Unternehmensprozesses<br />
Mit der Kosten- und Leistungsrechnung verfügt die Unternehmensleitung<br />
über ein Kontrollinstrument zur Steuerung der unternehmerischen<br />
Prozesse.<br />
Zum betrieblichen Rechnungswesen kann auch die betriebliche Statistik dazugezählt werden.<br />
Hier werden Zahlen aus Buchführung und Kostenrechnung für die betriebliche Planung,<br />
Disposition und Kontrolle erfasst.<br />
Aus betrieblichen Daten werden Durchschnittswerte (z.B. Ermittlung des durchschnittlichen<br />
Materialverbrauches pro Stück), Verhältniszahlen (z.B. Anteil des Auslandsumsatzes<br />
am Gesamtumsatz) u.a. ermittelt, um Beziehungen (Vergleiche) zu früheren betrieblichen<br />
Daten herzustellen.<br />
5.2 Begriffe aus dem Rechnungswesen<br />
5.2.1 Auszahlungen und Einzahlungen<br />
Auszahlungen und Einzahlungen sind Begriffe der Geldrechnung und stellen jeden<br />
Geldabfluss bzw. Geldzufluss (reine Zahlungsvorgänge) im Unternehmen dar. Sie führen<br />
zu einer Verringerung (Erhöhung) vom Kassenbestand oder Bankguthaben<br />
• Auszahlungen � Abfluss von Geldmitteln<br />
• Einzahlungen � Zufluss von Geldmitteln<br />
• Ausgaben � Abfluss von Zahlungsmitteln<br />
(Eingehen von Verbindlichkeiten aufgrund Gütereingänge)<br />
• Einnahmen � Zufluss von Zahlungsmitteln<br />
(Erwerb von Forderungen aufgrund von Produktverkäufen)<br />
86
Betriebswirtschaftslehre<br />
Diese Zahlungsvorgänge berühren nur die Buchhaltung, z.B. die Bezahlung der Stromrechnung,<br />
die Überweisung der Löhne, die Einnahmen in der Kassa (Tageslosung), der<br />
Eingang von Zahlungen durch die Kunden, usw..<br />
5.2.2 Aufwände und Erträge<br />
Aufwände und Erträge sind Begriffe aus der Finanzbuchhaltung und stellen den gesamten,<br />
in einer Abrechnungsperiode bewerteten Güter- und Leistungseinsatz dar. Z.B. die<br />
Abschreibung, die Portospesen, die Löhne, usw. als Aufwand; die Verkaufserlöse, die<br />
Gutschrift von Zinsen, usw. als Erträge.<br />
• Aufwand � Wert aller in der Periode verbrauchten<br />
Produktionsfaktoren<br />
• Ertrag � Wert aller in der Periode erbrachten Güter<br />
und Dienstleistungen<br />
Sie werden in der Finanzbuchhaltung für die Gewinnermittlung gegenübergestellt. Die Aufwände<br />
werden mit den Anschaffungspreisen bewertet.<br />
Zu trennen ist noch der Zweckaufwand (dient zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen<br />
wie Löhne, Materialeinkauf, usw.) vom neutralen Aufwand (dient nicht unmittelbar<br />
zur Erstellung von Leistungen wie Spenden, Spekulationsverluste, usw.).<br />
Es gibt bei diesen Begriffen auch Überschneidungen und Unterschiede:<br />
• Auszahlung aber keine Ausgaben � Gewährung eines Kredites<br />
• Auszahlung = Ausgaben � Barkauf einer Maschine<br />
• Ausgaben aber keine Auszahlung � Kauf einer Maschine auf Kredit<br />
(bewirkt in der Betrachtungsperiode<br />
keine Auszahlungen)<br />
• Ausgaben aber kein Aufwand �<br />
de<br />
Vorauszahlung für eine<br />
Leistung in der nächsten Perio-<br />
• Ausgaben = Aufwand � Bezahlung der Stromrechnung<br />
(ist auch eine Auszahlung)<br />
• Aufwand aber keine Ausgaben � Abschreibungen<br />
87
Betriebswirtschaftslehre<br />
5.3 Kontrollfragen<br />
1. Was sind Ausgaben bzw. Einnahmen?<br />
2. Was bedeutet Aufwand bzw. Ertrag?<br />
3. Was verstehen Sie unter Kosten- und Leistungsrechnung?<br />
4. Was verstehen Sie unter betrieblicher Statistik?<br />
88
Betriebswirtschaftslehre<br />
6 SCHLUSS- UND PROZENTRECHNEN<br />
(Vgl. LEUT, S.3ff)<br />
Im Gegenstand <strong>Betriebstechnik</strong> wird der Schwerpunkt auf Kostenrechnung und Kalkulation<br />
gelegt. Da bei Kalkulationen häufig Schluss- und Prozentrechnen benötigt werden, wird<br />
nachfolgend darauf eingegangen.<br />
6.1 Rechenvorgang<br />
Der Einsatz von Taschenrechner und Computer erweckt den Eindruck, man könne das<br />
Rechnen zur Gänze der Maschine überlassen.<br />
Dies ist nur bedingt richtig, denn es sind bei der Lösung jeder Aufgabe grundsätzlich zwei<br />
Schritte zu unterscheiden:<br />
a) Problemanalyse<br />
Das Erkennen, worum es bei einer konkreten Aufgabe überhaupt geht, ist Voraussetzung<br />
für das folgerichtige Schließen und den richtigen Ansatz der Rechnung. Neben dem Ansatz<br />
soll immer ein mögliches Ergebnis vorweggenommen werden.<br />
Bevor die Maschine das Ergebnis ausgibt, sollen wir gedanklich ein Schätzergebnis festhalten.<br />
Abb. 40: Rechenvorgang<br />
Denken<br />
�<br />
Ergebnis schätzen<br />
�<br />
Rechnen<br />
b) Rechentechnische Durchführung<br />
Neben der Anwendung der Grundrechenarten handelt es sich bei der Kalkulation und Kostenrechnung<br />
um Kombinationen von Schlussrechnung, Prozentrechnung und Zinsenrechnung.<br />
89
Betriebswirtschaftslehre<br />
6.2 Schlussrechnung<br />
Die Schlussrechnung hilft uns, aus drei gegebenen Größen eine vierte zu bestimmen.<br />
6.2.1 Einfache Schlussrechnung<br />
Hinsichtlich der Verhältnisse unterscheiden wir:<br />
Direkte bzw. gerade Verhältnisse<br />
• je größer, desto größer bzw. je mehr, desto mehr<br />
• je kleiner, desto kleiner bzw. je weniger, desto weniger<br />
Ein direktes bzw. gerades Verhältnis liegt vor, wenn eine Vervielfachung der einen Größe<br />
eine gleiche (proportionale) Vervielfachung der anderen Größe bewirkt, z.B.:<br />
• Je größer der Stundenlohn eines Arbeiters ist, desto größer ist auch<br />
sein gesamter Lohn<br />
• Je mehr Kapital wir anlegen, desto mehr Zinsen erhalten wir<br />
Oder die Teilung der einen Größe bewirkt eine gleiche (proportionale) Teilung der anderen<br />
Größe, z.B.:<br />
• Je kleiner der Transportweg ist, desto kleiner sind auch die Frachtkosten<br />
• Je weniger Kapitalbeteiligung gegeben ist, desto weniger Gewinnanteil<br />
kann beansprucht werden<br />
Indirekte bzw. umgekehrte (reziproke) Verhältnisse<br />
• je größer, desto kleiner bzw. je mehr, desto weniger<br />
• je kleiner, desto größer bzw. je weniger, desto mehr<br />
Ein indirektes bzw. umgekehrtes (reziprokes) Verhältnis liegt vor, wenn eine Vervielfachung<br />
der einen Größe eine gleiche (proportionale) Teilung der anderen Größe bewirkt,<br />
z.B.:<br />
• Je größer die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges ist, desto kleiner ist<br />
der Zeitaufwand für eine bestimmte Strecke<br />
• Je mehr Arbeiter an einem Projekt tätig sind, desto weniger Zeit ist für<br />
die Fertigstellung notwendig<br />
Oder eine Teilung der einen Größe bewirkt eine gleiche (proportionale) Vervielfachung der<br />
anderen Größe, z.B.:<br />
• Je kleiner die Geschwindigkeit eines Fahrzeuges ist, desto größer ist<br />
der Zeitaufwand für eine bestimmte Strecke<br />
• Je weniger Arbeiter an einem Projekt arbeiten, desto mehr Zeit ist für<br />
die Fertigstellung notwendig<br />
90
Betriebswirtschaftslehre<br />
Ansatz der Schlussrechnung<br />
In der 1. Zeile steht das, was wir wissen: � der Bedingungssatz<br />
In der 2. Zeile steht das, was wir wissen wollen: � der Fragesatz<br />
Es stehen gleiche Benennungen immer untereinander.<br />
Beispiel direktes Verhältnis:<br />
10 Mappen kosten.........12,00 € � Bedingungssatz<br />
8 Mappen kosten..............X € � Fragesatz<br />
___________________________________________________<br />
X : 12 = 8 : 10 � X = 8 * 12 / 10 � X = 9,60 €<br />
Beispiel indirektes Verhältnis:<br />
12 Arbeiter benötigen für eine Arbeit .......60 Stunden � Bedingungssatz<br />
8 Arbeiter benötigen für diese Arbeit....... X Stunden � Fragesatz<br />
________________________________________________________________<br />
X : 60 = 12 : 8 � X = 12 * 60 / 8 � X = 90 Stunden<br />
6.2.2 Kettensatz<br />
Der Kettensatz ist eine Schlussrechnung mit direktem Verhältnis, wobei mehrere Schlüsse<br />
in einem Rechenvorgang untergebracht werden können - die Schlüsse werden „aneinander<br />
verkettet“, daher die Bezeichnung Kettensatz.<br />
In der Aufgabe sind zuerst der Fragesatz und anschließend die Bedingungssätze zu erkennen.<br />
Vorgangsweise:<br />
• einen senkrechten Bruchstrich ziehen<br />
• den Fragesatz anführen (die Frage X steht links vom Bruchstrich)<br />
• mit dem Bedingungssatz fortfahren, dessen Bezeichnung (B) gleich<br />
der Bezeichnung (B) im Fragesatz ist<br />
• nächster Bedingungssatz, der mit der vorangegangenen Bezeichnung<br />
fortsetzt<br />
• die letzte Bezeichnung im letzten Bedingungssatz muss gleich der Bezeichnung<br />
der Frage X sein<br />
91
Betriebswirtschaftslehre<br />
Aufbau einer Kette:<br />
Zähler = Z<br />
Nenner = N<br />
N Z<br />
X B1 B2<br />
B2 B3<br />
B3 B4<br />
B4 B1<br />
B1 bis B4 ist die jeweilige Bezeichnung (Benennung)<br />
Beispiel:<br />
4860 kg einer Ware kosten in der Schweiz 972,-- Franken. Wie viel € kostet 1 kg dieser<br />
Ware in Linz? 1 Franken kostet € 0,66<br />
Zähler = Z<br />
Nenner = N<br />
N Z<br />
X € 1 kg Fragesatz beginnt mit €<br />
4860 kg 972 FRA 1. Bedingungssatz<br />
1 FRA 0,66 € 2. Bedingungssatz endet mit €<br />
X = 1 * 972 * 0,66 / 4.860 x 1 X = 0,13 €<br />
92
Betriebswirtschaftslehre<br />
Übungsbeispiele:<br />
1) Ein japanischer Werkzeugsatz kostet US-$ 93,50. Wie viele € sind zu bezahlen,<br />
wenn 155 Sätze gekauft werden? $-Kurs 0,78 d.h. 1 US-$ kostet € 0,90<br />
X =<br />
Zähler = Z<br />
Nenner = N<br />
N Z<br />
2) Beim Kauf einer Ware wurden 3 % Skonto (= € 41,80) gewährt. Wie hoch war der Warenwert<br />
(Preis der Ware)?<br />
X =<br />
Zähler = Z<br />
Nenner = N<br />
N Z<br />
93
Betriebswirtschaftslehre<br />
6.3 Prozentrechnung<br />
6.3.1 Technik der Prozentrechnung<br />
Werden absolute Zahlen miteinander in Beziehung gebracht, so ergibt dies oft ein falsches<br />
Bild. Mithilfe der Prozentrechnung kann eine echte Relation dargestellt werden.<br />
Herr Ahorner verdient € 2.450,00 pro Monat und bekam eine Belohnung von € 235,00.<br />
Frau Singler verdient € 1.748,00 pro Monat und bekam eine Belohnung von € 195,00.<br />
Im Hinblick auf den Monatsverdienst stellt sich die Frage: wer von den beiden schnitt besser<br />
ab?<br />
Ihre Antwort: Begründung:<br />
Prozent (%) bedeutet „Hundertstel“.<br />
Ausgangspunkt für die Überlegung bei der Prozentrechnung ist daher die Basis 100.<br />
Grundwert (G).<br />
Der Grundwert (Basis) ist jener Wert, der mit 100 zu vergleichen ist. Wird in der realen<br />
Benennung z.B. in €, kg, m usw., ausgedrückt.<br />
Er wird auch als „reiner Grundwert“ bezeichnet und beträgt immer 100 %.<br />
Prozentsatz (% oder p)<br />
gibt an, wie viele Teile einer Zahl vergleichsweise auf 100 entfallen;<br />
ist der „Von-Hundert-Satz“.<br />
Prozentwert (P)<br />
entspricht dem hundertsten Teil des Grundwertes (G) mal dem Prozentsatz (p oder %).<br />
Promille (‰)<br />
bedeutet den tausendsten Teil einer Benennung.<br />
94
Betriebswirtschaftslehre<br />
Zurück zu unserem Beispiel Ahorner:<br />
Die Relation der Belohnung zum Verdienst stellt sich wie folgt dar:<br />
2.450,00 :<br />
235,00 =<br />
100 :<br />
X<br />
(G oder B)<br />
sprich:<br />
(P) (100) (%)<br />
G verhält sich P<br />
zu<br />
so wie 100 zu X<br />
X = P * 100 / G = 235,00 * 100 / 2.450,00 = 9,59 %<br />
Herr Ahorner erhält eine Belohnung im Ausmaß von 9,59 % seines Verdienstes.<br />
Die Belohnung von Frau Singler beträgt .......... % ihres Verdienstes.<br />
G : P = 100 : X<br />
X = ---------------------- =<br />
Erst jetzt lässt sich beurteilen, wer besser abschnitt: Frau Singler<br />
6.3.2 Arten der Prozentrechnung<br />
Dazu ein einfaches Kalkulationsbeispiel. Beginnen Sie die Kalkulation bei den angegebenen<br />
Ausgangspositionen (vom Verkaufspreis zum Einstandspreis kalkulieren):<br />
Einstandspreis der Ware 4.850,00 €<br />
100 %<br />
+ 40% Regien 1.940,00 € + 40 % Regien<br />
= Selbstkosten 6.790,00 € = 140 % ; 100 %<br />
+ 20 % Gewinn 1.358,00 € + 20 % Gewinn<br />
= Verkaufspreis 8.148,00 € = 120 %<br />
Prozentrechnung von hundert (vh)<br />
Der reine Grundwert(G) ist gegeben, er entspricht der Basis von 100 %.<br />
Wollen wir die Höhe der Regien (P) errechnen, so können wir dies auf drei Arten:<br />
95
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel mit der Prozentrechnung:<br />
G (B) : P = 100 : %<br />
4.850,00 : P = 100 : 40<br />
P = 4.850,00 * 40 / 100 � P = 1.940,00 €<br />
Beispiel mit der Schlussrechnung:<br />
100 %.............................4.850,00 €<br />
40 %................................... X<br />
X : 4.850 = 40 : 100 � X = 4.850 * 40 / 100 � X = 1.940,00 €<br />
Beispiel mit dem Kettensatz:<br />
X € 40 %<br />
100 % 4.850,00 €<br />
X = 40 * 4.850 / 100 � X = 1.940,00 €<br />
Prozentrechnung in hundert (ih)<br />
Gegeben ist der um den Prozentwert verminderte Grundwert (G - P).<br />
Beispiel:<br />
Wir erhalten 3 % Skonto und bezahlen somit nur 7.903,56 €.<br />
Wie hoch war der Verkaufspreis?<br />
(G - P) : P = (100 - %) : %<br />
7.903,56 : P = 97 : 3<br />
7.903,56 * 3<br />
P = ---------------------- = 244,44 €<br />
97<br />
Prozentrechnung auf hundert (ah oder inklusive)<br />
Gegeben ist der um den Prozentwert vermehrte Grundwert (G + P) . In unserem Beispiel<br />
wissen wir, dass 20 % Gewinn aufgeschlagen werden. Wie viele EURO sind dies?<br />
(G + P) : P = (100 + %) : %<br />
8.148,00 : P = 120 : 20<br />
8.148,00 * 20<br />
P = ------------------------ = 1.358,00 €<br />
120<br />
96
Betriebswirtschaftslehre<br />
Übungsbeispiele:<br />
1) Durch eine starke Konkurrenz vermindert sich in einem Handelsbetrieb beim Artikel D<br />
der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 60 %. Heuer konnten nur noch 8.516 Stück<br />
verkauft werden.<br />
Wie viel Stück wurden im Vorjahr verkauft?<br />
Wie viel Stück beträgt der Umsatzrückgang?<br />
Umsatzrückgang:<br />
2) Bei einer Ware beträgt die Tara (Verpackung) 16,4 % (bzw. 1.218 kg) des Bruttogewichtes.<br />
Wie viele kg beträgt das Bruttogewicht?<br />
Wie viele kg beträgt das Nettogewicht?<br />
Nettogewicht:<br />
3) Flugzeug A legt eine Strecke von 7.380 km in 9 Stunden und 20 Minuten zurück. Flugzeug<br />
B durchfliegt die gleiche Strecke um 15 % schneller.<br />
Wie viele Stunden und Minuten ist das zweite Flugzeug in der Luft?<br />
Um wie viele Stunden und Minuten fliegt das zweite Flugzeug schneller als das Erste?<br />
Zweite Flugzeug schneller um:<br />
97
Betriebswirtschaftslehre<br />
4) Der Listenverkaufspreis netto für eine Schlagbohrmaschine wurde am 1. April um 8,4 %<br />
herabgesetzt und beträgt derzeit € 354,95.<br />
Wie teuer war das Gerät im März?<br />
Wie viel € beträgt die Preissenkung?<br />
Preissenkung:<br />
5) Beim Trocknen von 3.825 kg einer Ware haben wir einen Verlust von 803,25 kg.<br />
Wie viel % beträgt der Trocknungsverlust?<br />
Wie viel kg Ware besitzen wir nach dem Trocknen?<br />
Ware nach dem Trocknen:<br />
6) Eine Ware kostet laut Preisliste € 35.418,00 netto. Es werden uns 14,5 % Rabatt gewährt.<br />
Wie viel € wurden uns nachgelassen?<br />
Wie viel € müssen wir für die Ware bezahlen?<br />
Bezahlung:<br />
98
Betriebswirtschaftslehre<br />
6.3.3 Prozentrechnen in der Kalkulation<br />
Das häufigste Anwendungsgebiet der Prozentrechnung ist die Kalkulation oder Warenrechnung.<br />
Dabei sollen Preise, Kosten, Nachlässe, Umsatzsteuer, usw. errechnet werden.<br />
Für die Prozentrechnung wird die Beschreibung der Zuschlagskalkulation vorweggenommen.<br />
Um die Gemeinkostenzuschlagsätze zu errechnen, die nachfolgend als bereits gegeben<br />
angenommen wurden, bedarf es der Betriebsbuchhaltung. Sie dient der Verteilung<br />
der Kostenarten auf die Kostenstellen und im Anschluss daran der Berechnung der Zuschlagssätze.<br />
Beispiele:<br />
1) Einkauf von brutto 2.000 kg Äpfeln, 10 % Tara, zu € 160,00 / 100 kg mit 15 % Rabatt<br />
und 3 % Skonto. Wie hoch ist der Kassapreis ohne Umsatzsteuer?<br />
Brutto 2.000 kg<br />
-10 %Tara 200 kg<br />
Netto 1.800 kg zu 160,00 € / 100 kg 2.880,00 €<br />
- 15 % Rabatt 432,00 €<br />
2.448,00 €<br />
- 3 % Skonto 73,44 €<br />
Kassapreis 2.374.56 €<br />
2) Kassapreis ohne MWSt. € 12.470,00 20 % Rabatt, 2 % Skonto, wie hoch ist der<br />
Warenwert?<br />
Warenwert<br />
- 20 % Rabatt<br />
- 2 % Skonto<br />
Kassapreis 12.470,00 €<br />
Entsprechend dem Kalkulationsziel unterscheiden wir zwischen:<br />
• progressiver oder fortschreitender Kalkulation, wenn vom Warenwert oder<br />
Einstandspreis ausgehend der Listenverkaufspreis ermittelt werden soll<br />
• retrograder oder rückschreitender Kalkulation, wenn vom Listenverkaufspreis<br />
ausgehend der Einstandspreis oder Warenwert ermittelt werden soll<br />
(bei großer Konkurrenz)<br />
• Differenzkalkulation besteht dann, wenn ein möglicher Gewinn (oder Verlust)<br />
errechnet werden soll. Dies ergibt sich aus der Differenz von Nettoverkaufspreis<br />
minus Selbstkosten.<br />
99
Betriebswirtschaftslehre<br />
Bezugs- oder Einkaufskalkulation ist die Kalkulation im Beschaffungs- oder Einkaufsbereich.<br />
Absatz- oder Verkaufskalkulation ist die Kalkulation im Absatz- oder Verkaufsbereich.<br />
Das Kalkulieren der Preise erfolgt unter Anwendung eines Kalkulationsschemas.<br />
Warenwert, Bruttorechnungspreis oder Listenpreis exkl. MWSt.<br />
- Lieferantenrabatt<br />
= Zieleinkaufspreis<br />
- Lieferantenskonto<br />
= Einkaufspreis oder Nettorechnungspreis<br />
+ Bezugskosten (Fracht, Zoll, Versicherungen, usw.)<br />
= Einstandspreis<br />
+ Regien oder Gemeinkosten<br />
= S e l b s t k o s t e n p r e i s<br />
+ Gewinn<br />
= Kassa- oder Nettoverkaufspreis<br />
+ Kundenskonto<br />
= Zielverkaufspreis<br />
+ Kundenrabatt<br />
= Listenverkaufspreis netto (exkl. MWSt.)<br />
+ Mehrwertsteuer<br />
= Listenverkaufspreis brutto<br />
Abb. 41: Kalkulationsschema<br />
Nachfolgend einige Beispiele zum Üben der Prozentrechnung und Kalkulation.<br />
100<br />
Wareninput<br />
Warenoutput<br />
Bezugs- oder Einkaufskalkulation<br />
Absatz- oder<br />
Verkaufskalkulation
Betriebswirtschaftslehre<br />
Übungsbeispiele:<br />
1) Progressive Kalkulation:<br />
Ein Großhändler erhält von seinem Lieferanten Ware. Laut Rechnung beträgt der Warenwert<br />
€ 18.456,00. Der Lieferant gewährt 22 % Rabatt und 2 % Skonto bei vereinbarter<br />
Barzahlung.<br />
Zu welchem Listenverkaufspreis brutto kann der Großhändler diese Ware anbieten,<br />
wenn er mit folgenden Zuschlägen kalkulieren muss:<br />
12,8 % Bezugskosten, 33,4 % Gemeinkosten, 15 % Gewinn, 3 % Kundenskonto, 23 %<br />
Kundenrabatt und 20 % MWSt.?<br />
% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />
(G)<br />
Warenwert<br />
18.456,00 100 %<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
Lieferantenrabatt<br />
Zieleinkaufspreis<br />
Lieferantenskonto<br />
Einkaufspreis (bezahlt)<br />
Bezugskosten<br />
Einstandspreis<br />
Gemeinkosten (Regien)<br />
Selbstkosten<br />
Gewinn / Verlust<br />
Verkaufspreis netto<br />
Kundenskonto<br />
Zielverkaufspreis<br />
Kundenrabatt<br />
Listenverkaufspreis netto<br />
Mehrwertsteuer<br />
Listenverkaufspreis brutto<br />
101<br />
4.060,32<br />
14.395,68<br />
287,91<br />
14.107,77<br />
1.805,79<br />
15.913,56<br />
5315,13<br />
21.228,69<br />
3.184,30<br />
24.412,99<br />
755,04<br />
25.168,03<br />
7.517,72<br />
32.685,76<br />
6.537,15<br />
39.222,91
Betriebswirtschaftslehre<br />
2) Retrograde Kalkulation:<br />
Der Unternehmer Mitter beabsichtigt, einen Artikel neu einzuführen, der von der Konkurrenz<br />
bereits zu folgenden Bedingungen angeboten wird: Listenverkaufspreis brutto €<br />
8.216,50 inkl. 20 % MWSt., 15 % Rabatt und 2 % Skonto bei Barzahlung. Mitter erhält<br />
von seinem Lieferanten 20 % Rabatt und 3 % Skonto. Mitter kalkuliert mit folgenden<br />
Zuschlägen: 17 % Gewinn, 33 % Gemeinkosten und 12 % Bezugskosten.<br />
Zu welchem Preis (Warenwert) darf Mitter diesen Artikel höchstens einkaufen, damit er<br />
zu den gleichen Konditionen verkaufen kann wie die Konkurrenz?<br />
% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
Warenwert<br />
Lieferantenrabatt<br />
Zieleinkaufspreis<br />
Lieferantenskonto<br />
Einkaufspreis (bezahlt)<br />
Bezugskosten<br />
Einstandspreis<br />
Gemeinkosten (Regien)<br />
Selbstkosten<br />
Gewinn / Verlust<br />
Verkaufspreis netto<br />
Kundenskonto<br />
Zielverkaufspreis<br />
Kundenrabatt<br />
Listenverkaufspreis netto<br />
Mehrwertsteuer<br />
Listenverkaufspreis brutto<br />
102
Betriebswirtschaftslehre<br />
3) Differenzkalkulation:<br />
Die Versiegelung Hart CX100 wird von der Erzeugerfirma Hart zum Preis von € 480,90<br />
angeboten, abzüglich 10 % Rabatt und 2 % Skonto. Der Händler A möchte diesen Artikel<br />
einführen. A weiß, dass die Konkurrenz die Versiegelung um € 820,50 (inkl. 20%<br />
MWSt.) anbietet und 12 % Rabatt und 2 % Skonto gewährt.<br />
Kann A mit dem Angebot seiner Konkurrenz mithalten, wenn er zu den gleichen Bedingungen<br />
seine Kunden beliefern will? Wie hoch ist für A der Gewinn bzw. Verlust (in Euro<br />
und in Prozent), wenn er mit 8 % Bezugskosten und 23,5 % Regien kalkuliert?<br />
% Bezeichnung Betrag in € ah / ih / vh<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
Warenwert<br />
Lieferantenrabatt<br />
Zieleinkaufspreis<br />
Lieferantenskonto<br />
Einkaufspreis (bezahlt)<br />
Bezugskosten<br />
Einstandspreis<br />
Gemeinkosten (Regien)<br />
Selbstkosten<br />
Gewinn / Verlust<br />
Verkaufspreis netto<br />
Kundenskonto<br />
Zielverkaufspreis<br />
Kundenrabatt<br />
Listenverkaufspreis netto<br />
Mehrwertsteuer<br />
Listenverkaufspreis brutto<br />
103
Betriebswirtschaftslehre<br />
6.4 Kontrollfragen<br />
1. Geben Sie ein Beispiel für ein direktes Verhältnis bei der Schlussrechnung an:<br />
2. Für welche Art der Rechnung hat der Kettensatz Bedeutung?<br />
3. Was bezeichnet man als Grundwert bei der Prozentrechnung?<br />
4. Nennen Sie die drei Arten der Prozentrechnung:<br />
5. Definieren Sie Absatz- oder Verkaufskalkulation:<br />
104
Betriebswirtschaftslehre<br />
7 GRUNDLAGEN DER KOSTENRECHNUNG<br />
Neben der für jeden Betrieb obligatorischen Finanzbuchhaltung oder Buchführung im engeren<br />
Sinne, enthält das Rechnungswesen der meisten Betriebe auch eine Kosten- und<br />
Leistungsrechnung, deren Kernstück die Kalkulation (Kostenträgerrechnung), die Betriebsabrechnung<br />
(Betriebsbuchhaltung), die Deckungsbeitragsrechnung und die Plan-<br />
oder<br />
Sollkostenrechnung sind. Die Kostenrechnung unterliegt, bis auf wenige Ausnahmen, keinen<br />
rechtlichen Vorschriften.<br />
Viele unternehmerische Entscheidungen erweisen sich als besser begründet, wenn sie<br />
sich auf eine Kosten-Volumen-Analyse stützen können.<br />
Diese besteht hauptsächlich aus der Untersuchung der Auswirkungen einer Änderung des<br />
Produktionsvolumens, der Produktionsart und der dadurch verursachten Kosten auf den<br />
betrieblichen Erfolg.<br />
Wenn diese Zusammenhänge unberücksichtigt bleiben, werden die Verantwortlichen oft<br />
dazu verleitet, falsche Entscheidungen zu treffen, die den Geschäftserfolg mehr oder weniger<br />
in Frage stellen.<br />
Entscheidungen können sich auf Situationen unterschiedlicher Art beziehen, wie beispielsweise:<br />
Fragen Antworten inkl. Begründung<br />
Sollen wir die Verkaufspreise unserer<br />
Produkte ändern?<br />
Ist es hinsichtlich der Entlohnung des<br />
Verkaufspersonals angebracht, ein<br />
System fixer Löhne durch ein System<br />
von Löhnen auf Provisionsbasis zu ersetzen?<br />
Lohnt es sich, einen zusätzlichen Auftrag<br />
zu einem niedrigeren Verkaufspreis<br />
anzunehmen?<br />
Ist es vorteilhafter, mit der Eigenproduktion<br />
fortzufahren oder die Produkte<br />
von Dritten zu beziehen (Fremdbezug)?<br />
105
Betriebswirtschaftslehre<br />
Um für solche Entscheidungen mehr Verständnis zu bekommen, müssen wir uns nun mit<br />
den Grundlagen der Kostenrechnung auseinandersetzen (vgl. LEUT, S.31ff).<br />
Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass 70 – 80 % der Kosten eines Produktes<br />
bereits bei der Konstruktion festgelegt werden.<br />
Dies bedeutet, dass nur ein kleiner Teil der Kosten in der Produktionsphase und den nachfolgenden<br />
Wertschöpfungsstufen beeinflussbar sind.<br />
Um die Wettbewerbsfähigkeit eines Produktes nicht schon vor seiner Markteinführung zu<br />
gefährden, muss die Beeinflussung der Produktionskosten daher möglichst frühzeitig beginnen.<br />
Grundsätzlich muss sich jeder Unternehmer bzw. Mitarbeiter klar sein, dass die Kosten<br />
nur über den Markt erwirtschaftet werden können.<br />
Positive Betriebsergebnisse sind nur zu erzielen, wenn alle Kosten abgedeckt werden<br />
können.<br />
Dazu ist die Kostenrechnung das notwendige Informations- und auch Planungsinstrument.<br />
7.1 Begriffe aus der Kostenrechnung<br />
Betriebsleistung ist das Ergebnis der betrieblichen Leistungserstellung. Oder die Summe<br />
der erzeugten Güter und Dienstleistungen in Geld ausgedrückt. Leistung ist gleich Betriebsertrag.<br />
Betriebsergebnis oder kalkulatorischer Gewinn oder kalkulatorischer Erfolg ergibt sich<br />
aus Leistung – Kosten.<br />
Kosten und Leistungen sind Begriffe der Betriebsbuchhaltung oder Kostenlehre, die innerbetriebliche<br />
Vorgänge erfasst und auf einen Auftrag oder eine Kostenstelle zurechnet.<br />
Was in der Buchhaltung die Gewinnermittlung ist, ist in der Kostenrechnung die Berechnung<br />
des kalkulatorischen Betriebsergebnisses.<br />
In der Buchhaltung werden Aufwände und Erträge einander gegenüber gestellt und so ergibt<br />
sich der Gewinn. Dieser ist Besteuerungsgrundlage.<br />
In der Kostenrechnung werden Aufwände zu Kosten korrigiert. Nach den denselben Überlegungen<br />
werden auch die Erträge eines Unternehmens zur Betriebsleistung.<br />
In der Buchhaltung müssen auch Erträge als Besteuerungsgrundlage verbucht werden,<br />
die mit der Leistungserstellung im Betrieb nicht zu tun haben.<br />
Z.B. die Mieteinnahmen für betrieblich nicht genutzte Anlagen scheinen zwar als steuerlicher<br />
Ertrag auf, werden aber nicht als Teil der Betriebsleistung gesehen. Das Betriebsergebnis<br />
stellt den betriebswirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens dar.<br />
Ist das kalkulatorische Betriebsergebnis positiv, so konnten alle Kosten des Unternehmens,<br />
die für die Leistungserstellung notwendig waren, abgedeckt werden. Ist es negativ,<br />
so ist nicht kostendeckend gearbeitet worden.<br />
106
Betriebswirtschaftslehre<br />
Ermittlung des kalkulatorischen Betriebsergebnisses:<br />
+ Betriebsleistung<br />
- Gesamtkosten<br />
__________________________________<br />
= +/- Kalkulatorisches Betriebsergebnis<br />
==============================<br />
Kapazität ist das planmäßige Leistungsvermögen, die Leistungsfähigkeit eines Betriebes<br />
ausgedrückt in Maschinenstunden oder Mengeneinheiten:<br />
• Totalkapazität ist der gesamte grundsätzliche Leistungsvorrat eines<br />
Betriebes<br />
• Periodenkapazität ist der Anteil der Totalkapazität für eine bestimmte<br />
Periode<br />
Da die Erzeugung immer kapitalintensiver wird, ist es erforderlich die Kapazitäten unterschiedlich<br />
auszulasten, um so die Produktion dem Bedarf anzupassen.<br />
Leistungsbereitschaft ist jener Teil der Periodenkapazität, der zur unmittelbaren Nutzung<br />
bereitgestellt wurde.<br />
Beschäftigungsgrad (B %) gibt an, zu wie viel Prozent die Kapazität ausgenutzt wird.<br />
genutzte Kapazität (Ist-Beschäftigung) x 100<br />
B % = ------------------------------------------------------<br />
Gesamtkapazität (Vollbeschäftigung)<br />
Beispiel: Bei der Zigarettenerzeugung gibt es eine Kapazität von 50.000 Stück/Stunde.<br />
Tatsächlich werden aber nur 40.000 Stück hergestellt.<br />
40.000 x 100<br />
B % = ------------------- = 80 %<br />
50.000<br />
Der Beschäftigungsgrad beträgt 80 %. Es wird somit nicht die volle Leistung erbracht. Die<br />
Reduzierung der Leistung bedingt aber nicht eine Reduzierung der Kosten um 20 %.<br />
107
Betriebswirtschaftslehre<br />
Der Beschäftigungsgrad kann auch mit der ausnutzbaren (ohne Störungen durchhaltbaren)<br />
Kapazität errechnet werden:<br />
genutzte Kapazität (Ist-Beschäftigung) x 100<br />
B % = ------------------------------------------------------<br />
ausnutzbare Kapazität<br />
Bezugsgrößen sind betriebliche Leistungsgrößen, von denen man annimmt, dass sie sich<br />
proportional zum Kostenanfall verhalten (z.B. Maschinenstunde, Arbeitsstunde, ausgebrachte<br />
Menge).<br />
Kostenträger sind die einzelnen Leistungen / Produkte, denen man die Kosten zurechnen<br />
kann.<br />
Kostenstellen sind organisatorische Einheiten im Betrieb, die zur Erfassung der Kosten<br />
dienen (z.B. Materialbereich, Fertigungsbereich, Verwaltungsbereich).<br />
Kostenarten sind die Unterteilung der Kosten (z.B. Lohn-, Material-, Energiekosten).<br />
Was sind Kosten?<br />
Bei der Erstellung betrieblicher Leistungen (Güter- und Dienstleistungen) werden Güter<br />
(z.B. Rohstoffe, Betriebsmittel, Hilfsmittel, Maschinen) und Dienstleistungen (z.B. manuelle<br />
und geistige Arbeit) verbraucht (eingesetzt).<br />
Der Wert, der für die betrieblichen Leistungen eingesetzten Güter und Dienstleistungen<br />
ergibt die Kosten.<br />
Abb. 42: Kosten<br />
KOSTEN =<br />
Werteinsatz zur<br />
Leistungserstellung<br />
In der weiteren Betrachtung werden wir die Kosten als Werteinsatz (ein in Geld ausgedrückter<br />
Güterverbrauch materieller bzw. immaterieller Art) zur Leistungserstellung innerhalb<br />
einer bestimmten Periode, mit dem Tages- bzw. Wiederbeschaffungswert bewertet,<br />
sehen.<br />
108
Betriebswirtschaftslehre<br />
Z.B. Kauf und Einsatz einer Maschine zum Preis von € 30.000,00 Nutzungsdauer 5 Jahre.<br />
• Ausgaben sind die € 30.000,00 beim Ankauf (ist ein Zahlungsvorgang)<br />
• Aufwand sind jährlich € 6.000,00 als Abschreibung (ist ein in Geld<br />
bewerteter Güter- und Wertverzehr)<br />
• Kosten sind im ersten Jahr € 6.000,00 (ist ein Werteinsatz zur Leistungserstellung)<br />
• Kosten sind im zweiten Jahr € 7.000,00, da für diese Maschine auf<br />
Grund der Inflation nun € 35.000,00 ausgegeben werden müssten.<br />
Ziel eines jeden Unternehmens ist es, Güter oder Dienstleistungen herzustellen und sie<br />
mit Gewinn abzusetzen.<br />
Kostendeckende Preise sind die Voraussetzung für das Bestehen der Unternehmen.<br />
Denn nur wenn alle Kosten über die Preise am Markt erwirtschaftet werden können, kann<br />
der Betrieb langfristig bestehen.<br />
7.2 Abgrenzung Buchhaltung – Kostenrechnung<br />
Ausgangspunkt für die Kostenermittlung sind die Werte (Aufwand) aus der Buchhaltung.<br />
Dieser Aufwand entspricht aber nicht immer den Kosten.<br />
Z.B.:<br />
Aufwand für Material, das wir verarbeiten = Materialaufwand<br />
Reparaturaufwand in Folge eines Unfalles = außerordentlicher Reparaturaufwand<br />
Spende für den Fußballverein = Vereinsaufwand<br />
Abb. 43: Gewinn u. Verlustrechnung<br />
G + V (Gewinn- und Verlustrechnung)<br />
AUFWAND<br />
ERTRAG<br />
Löhne<br />
Fertigungsmaterial<br />
Strom<br />
Bilanzmäßige AfA<br />
Privatentnahmen<br />
Gewinn<br />
109<br />
Umsatz Produkt 1<br />
Umsatz Produkt 2<br />
Umsatz Handelsware<br />
Umsatz Export<br />
Miete
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Aufwände und Erträge aus der G u. V Rechnung werden für die Kostenrechnung<br />
durch die Betriebsüberleitung (Betriebsüberleitungsbogen – BÜB) aufgeteilt.<br />
Wie der Aufwand aus der G u. V Rechnung in die Kostenrechnung übergeleitet wird, ist<br />
aus nachstehendem Schema ersichtlich (vgl. PEIR, S.48).<br />
neutraler<br />
Aufwand<br />
Kostenrechnung<br />
Abb. 44: Vom Aufwand zu Kosten<br />
AUFWAND<br />
Neutrale Aufwände Zusatzkosten<br />
• außergewöhnliche betriebliche Aufwendungen<br />
• betriebsfremde Aufwendungen<br />
• bilanzmäßige AfA<br />
• bilanzmäßige (Fremdkapital) Zinsen<br />
• Schadensfälle<br />
• Privatentnahmen<br />
kostengleicher<br />
Aufwand<br />
aufwandsgleiche<br />
Kosten<br />
110<br />
KOSTEN<br />
Buchhaltung<br />
Zusatzkosten<br />
• kalkulatorische Wagnisse<br />
• kalkulatorischer Unternehmerlohn<br />
(bei Einzelfirmen und Personengesellschaften)<br />
• kalkulatorische AfA<br />
• kalkulatorische Zinsen<br />
• kalkulatorische Mieten (für unentgeltlich<br />
benutzte Räumlichkeiten)<br />
Die Erträge aus der aus der G u. V Rechnung werden auf die selbe Weise in die Kostenrechnung<br />
übergeleitet. Dabei entstehen nachfolgende Neutrale Erträge und Zusatzleistungen.<br />
Die mittlere Spalte entspricht dem Zweckertrag aus der G u. V und wird als Grundleistung<br />
bezeichnet.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Neutrale Erträge Zusatzleistungen<br />
• betriebsfremder Ertrag (z.B. private<br />
Mieteinnahmen)<br />
• außerordentliche Erträge wie Versicherungsentschädigungen<br />
• Auflösung von Rückstellungen<br />
• Steuerrückzahlungen<br />
• Erlös aus Verkauf von Anlagen<br />
111<br />
• Selbsterstellte Anlagen<br />
• Leistungen aus Zweigbetrieben<br />
• Leistungen von früher<br />
• usw.<br />
Die Ermittlung der Kosten aus dem Aufwand erfolgt nach folgender Formel:<br />
Aufwände der Buchhaltung<br />
- Neutrale Aufwände<br />
+ Kalkulatorische Zusatzkosten<br />
_____________________________<br />
= K o s t e n<br />
===========================<br />
7.3 Kalkulatorische Zusatzkosten<br />
Kalkulatorische Zusatzkosten sind in der Buchhaltung nicht, oder in anderer Form oder<br />
Höhe enthalten. Sie stellen einen Werteinsatz dar, müssen aber erst berechnet werden<br />
und umfassen:<br />
7.3.1 Kalkulatorischen Unternehmerlohn<br />
Dies ist das Entgelt für die Mitarbeit des Unternehmers im Betrieb. Die Höhe kann angesetzt<br />
werden nach dem Stellvertreterprinzip, d.h. wie viel müsste man einer anderen Person<br />
in dieser Funktion bezahlen oder das Gehalt des bestbezahlten Mitarbeiters im Unternehmen<br />
plus einem Dispositionszuschlag.<br />
€ 140,00 Stundenlohn<br />
€ 28,00 Dispositionszuschlag (20 %)<br />
------------------------------------------<br />
€ 168,00 Unternehmerlohn / Stunde
Betriebswirtschaftslehre<br />
Bei Kapitalgesellschaften (z.B. bei einer GmbH) muss kein Unternehmerlohn kalkuliert<br />
werden, da die Entgelte für die mitarbeitenden Gesellschafter in der Buchhaltung als Aufwand<br />
aufscheinen.<br />
7.3.2 Kalkulatorischen Wagnisse<br />
Die wirtschaftliche Tätigkeit ist mit einem Risiko (= Gefahr des Misslingens einer wirtschaftlichen<br />
Tätigkeit) verbunden. Die Risiken sind nur begrenzt messbar, daher soll der<br />
Preis einen Teil des Risikos abdecken (Risiko in den Kosten unterbringen).<br />
Sie können als eine Art betriebsinterner Versicherung aufgefasst werden.<br />
Versicherte Wagnisse gehen mit der gezahlten Versicherungsprämie in die Kosten ein.<br />
Für nicht versicherte Risiken werden Wagniszuschläge gebildet. Diese Zuschläge werden<br />
auf Grund der Erfahrung und mit Hilfe der Daten aus der Buchhaltung als Durchschnittssätze<br />
festgelegt.<br />
Beispiele für kalkulatorische Wagnisse:<br />
• Beständewagnis für Schwund, Qualitätsminderung usw.<br />
• Gewährleistungswagnis für kostenlose Reparaturen während der Garantiezeit<br />
• Dubiosenwagnis für den Ausfall von Forderungen<br />
• u.a. Wagnisse je nach Betrieb<br />
7.3.3 Kalkulatorischen Zinsen<br />
Das betriebliche Vermögen wurde mit Eigen- und Fremdkapital finanziert. Für das Fremdkapital<br />
müssen Zinsen bezahlt werden. In der Buchhaltung darf sich ein Unternehmer<br />
selbst für sein Eigenkapital keine Zinsen verrechnen.<br />
In der Kostenrechnung führt aber die Frage: „Welche Erträge könnte ich durch andere Anlageformen<br />
erzielen?“ zur Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen.<br />
Somit sind für das Eigenkapital ebenfalls Zinsen in der Kostenrechnung aufzunehmen.<br />
Für die Zinsenberechnung wird der Wert des betriebsnotwendigen (zinsenberechtigten)<br />
Kapitals errechnet und mit einem marktüblichen Zinssatz für Wertpapiere multipliziert.<br />
Vermögensgegenstände, die anderweitig Zinsen erbringen z.B. Wertpapiere, Beteiligungen,<br />
usw. müssen aus dem betrieblichen Vermögen ausgeschieden werden. Ebenso Kundenforderungen,<br />
wenn ein Skonto mit einkalkuliert wurde.<br />
Das im Betrieb eingesetzte Eigenkapital wird in der Bilanz ausgewiesen. Es ergibt sich aus<br />
der Bilanzgleichung:<br />
Summe des Vermögens<br />
- Summe des Fremdkapitals<br />
= E i g e n k a p i t a l<br />
112
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel zu kalkulatorischen Zinsen (Anlage von Pfandbriefen):<br />
Sie kaufen sich für € 25.000,00 Pfandbriefe, für die Sie 4,5 % pro Jahr an Zinsen bekommen.<br />
Die Zinserträge werden jährlich wiederveranlagt.<br />
In 5 Jahren wollen Sie das gesamte Guthaben als Basis für eine Wohnungsinvestition verwenden.<br />
Wie viel Geld steht Ihnen dann zur Verfügung?<br />
Ende 1. Jahr Ende 2. Jahr Ende 3. Jahr Ende 4. Jahr Ende 5. Jahr<br />
Zinsengutschrift<br />
113<br />
Zinsengutschrift<br />
Zinsengutschrift<br />
Zinsengutschrift neues Kapital =<br />
Zinsengutschrift neues Kapital =<br />
Kapital =<br />
neues Kapital =<br />
neues Kapital =<br />
Die kalkulatorischen Zinsen (Zinsengutschrift) betragen in 5 Jahren € ........<br />
Das Gesamtkapital nach 5 Jahren beträgt € ......<br />
7.3.4 Kalkulatorische Miete<br />
Wenn der Unternehmer Räumlichkeiten zur betrieblichen Nutzung zur Verfügung stellt, so<br />
sollte dafür eine entsprechende Miete kalkuliert werden, wenn diese nicht als Aufwand<br />
verrechnet werden kann. Die Höhe der kalkulatorischen Miete wird vom ortsüblichen Mietpreis<br />
abhängen.<br />
7.3.5 Kalkulatorische Abschreibung<br />
Soll die Wertminderung der Gegenstände des Anlagevermögens während einer Periode<br />
erfassen.<br />
Der Wertverlust ist verursacht durch den nutzungsbedingten Verschleiß und die technische<br />
und wirtschaftliche Überholung. Die buchhalterische Abschreibung kann hier nicht<br />
verwendet werden (wird ausgeschieden), da in der Kostenrechnung vom Wiederbeschaffungspreis<br />
ausgegangen wird.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Ursache für eine Abschreibung liegt<br />
• im Verbrauch (z.B. natürlicher Verschleiß, Katastrophen, Substanzverringerung)<br />
• in der wirtschaftlichen Entwertung (technischer Fortschritt, Fehlinvestition,<br />
Sinken des Wiederbeschaffungspreises, usw.)<br />
• im Zeitablauf (vorzeitiges Ende eines Miet- oder Pachtvertrages, Ablauf<br />
von<br />
Schutzrechten, Konzessionen, usw.)<br />
Die Abschreibung erfüllt folgende Funktionen:<br />
• Aufwandsverteilungsfunktion, d.h., der Gesamtaufwand, der zur Beschaffung<br />
des Gutes erforderlich war, wird auf die voraussichtliche<br />
Dauer der Nutzung verteilt und vom jährlichen Ertrag als Aufwand abgezogen<br />
• Bewertungsfunktion, d.h., der tatsächliche Wert (Zeitwert) eines Gutes<br />
ergibt sich aus dem Neuwert minus der bisherigen Abschreibung<br />
• Finanzierungsfunktion, d.h., durch die Abschreibung wird Kapital für<br />
eine neuerliche Investition bereitgestellt. Es fließt die Abschreibung<br />
über den Preis als liquides Mittel in den Betrieb zurück.<br />
Diese liquiden Mittel stehen für weitere Investitionen zur Verfügung.<br />
In der Buchhaltung wird die Abschreibung aus den Anschaffungswerten, umgelegt auf die<br />
(vorgegebene) Nutzungsdauer, berechnet. In der Kostenrechnung ist es aber notwendig,<br />
den tatsächlichen Wertverlust zu ermitteln, deshalb wird<br />
• nicht mit Anschaffungswerten,<br />
• sondern mit Wiederbeschaffungswerten gerechnet<br />
Beispiel zu kalkulatorischer Abschreibung:<br />
Eine Firma kauft ein Firmenauto (PKW) um € 30.000,00 und fährt im Jahr ca. 40.000 km.<br />
In der Buchhaltung wird die AfA nach den gesetzlichen Vorgaben ermittelt:<br />
Nutzungsdauer 8 Jahre, d.h. jährliche AfA 30.000 / 8 = 3.750,00.<br />
In der Kostenrechnung wird davon ausgegangen, dass z.B. das Auto nach 5 Jahren wieder<br />
abgestoßen werden muss und man dabei noch einen Preis von € 1.000,00 erzielt.<br />
Die AfA berechnet sich daher:<br />
Anschaffungspreis – Verkaufspreis = 30.000 – 1.000 = 29.000<br />
→ auf die Nutzungsdauer von 5 Jahren aufgeteilt ergibt sich: 29.000 / 5 = 5.800<br />
Dieser Betrag von € 5.800,00 wird daher als jährliche kalkulatorische AfA in der Kostenrechnung<br />
eingesetzt.<br />
114
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel für Betriebsüberleitung:<br />
Vereinfachte Bilanz zum 31.12.200. in €<br />
Aktiva Passiva<br />
Anlagevermögen 20.000 Eigenkapital 20.000<br />
Umlaufvermögen 70.000 Fremdkapital 70.000<br />
90.000 90.000<br />
Vereinfachte G u. V für 200. in €<br />
Aufwände Erträge<br />
Materialaufwand 68.000 Umsatz:<br />
Personalaufwand 46.580 Bauschlosserei 93.000<br />
Sonstiger Aufwand 23.640 Reparatur 45.000<br />
Gewinn 11.780 Handel 12.000<br />
150.000 150.000<br />
Leiten Sie den Aufwand nach folgenden Angaben in Kosten über:<br />
a) Kalkulatorischer Unternehmerlohn: Der höchstbezahlte Mitarbeiter bezieht einen<br />
Bruttostundenlohn von € 15,00, die Lohnnebenkosten betragen 100 %, der Unternehmer<br />
ist 2.500 h anwesend, Dispositionszuschlag 10 %<br />
b) Für die mittätige Ehegattin ist ein kalkulatorisches Gehalt von 14.000,00 anzusetzen<br />
c) Im sonstigen Aufwand ist ein neutraler Aufwand in Höhe von 2.500,00 enthalten<br />
d) Die stillen Reserven sind mit 5.000,00 zu veranschlagen, kalkulatorischer Zinssatz<br />
für Eigenkapital ist 8 %<br />
Aufwände Neutr. Aufwand Zusatzkosten Kosten<br />
Materialaufwand<br />
Personalaufwand 2)<br />
Sonstiger Aufwand 1) 3)<br />
1) Sonstiger Aufwand ist periodenfremd<br />
2) Berechnung:<br />
3) Stille Reserven =<br />
115
Betriebswirtschaftslehre<br />
7.4 Kostenstruktur im Unternehmen<br />
Die Kostenstruktur im Unternehmen stellt sich wie folgt dar (vgl. LEUT, S.38):<br />
Einkauf<br />
Summe des Einkommens<br />
für die Betriebsinhaber<br />
Summe der Betriebskosten<br />
(damit der Betrieb Leistungen erstellen<br />
kann)<br />
Personal- , Energie-, Verwaltungs-<br />
Lagerkosten usw.<br />
116<br />
Verkauf<br />
Inputfaktoren<br />
Outputfaktoren<br />
Summe der Einstandspreise<br />
Güter und<br />
Güter und<br />
Dienstleistungen für zugekaufte Produkte (Wareneinsatz) Dienstleistungen<br />
zum zum<br />
Einstandspreis<br />
Verkaufspreis<br />
(Erlöse / Umsatz)<br />
Abb. 45: Kostenstruktur eines Unternehmens<br />
Produktiv ist nur jene Arbeit, durch die mehr Geld erwirtschaftet wird als in sie hineingesteckt<br />
wurde.<br />
7.5 Aufgaben der Kostenrechnung<br />
Die Kostenrechnung ist in erster Linie gegenwartsorientiert und als internes Informationsinstrument<br />
konzipiert.<br />
Sie bezieht sich auf die mit der betrieblichen Leistungserstellung verbundenen Aktivitäten<br />
und liefert somit insbesondere dem Management einer Unternehmung aktuelle Informationen<br />
über die Kosten und Leistungen einer Periode (vgl. KEMM, S.12f).<br />
Diese Informationen bilden die Basis für viele Entscheidungen.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 46: Aufgaben der Kostenrechnung<br />
7.5.1 Planungsaufgabe<br />
Jede Unternehmensleitung muss bestrebt sein, die zukünftige Entwicklung der Unternehmung<br />
vorausschauend zu gestalten.<br />
Hierzu benötigt sie Informationen, die zum größeren Teil von der Kostenrechnung geliefert<br />
werden. Nachfolgend sind typische Beispiele aus den einzelnen Bereichen angeführt.<br />
Beschaffungsbereich<br />
• Entscheidung über Eigenfertigung oder Fremdbezug<br />
• Bestimmung von Preisobergrenzen bei der Beschaffung von Materialien<br />
oder Betriebsmitteln<br />
• Bestimmung der optimalen Beschaffungsmenge für eine Materialart (Lagerwirtschaft)<br />
Produktionsbereich<br />
• Bestimmung der optimalen Losgrößen, d.h. der Produktmengen, die<br />
jeweils ohne Unterbrechung produziert werden sollen<br />
• Entscheidung über die optimale Verwendung knapper Produktionsfaktormengen<br />
• Bestimmung des optimalen Ersatzzeitpunktes von Anlagen<br />
• Bestimmung ob eigene oder geleaste Arbeitskräfte beschäftigt werden<br />
sollen<br />
Absatzbereich<br />
Aufgaben<br />
der Kostenrechnung<br />
Planungsaufgabe<br />
Kotrollaufgabe<br />
Dokumentationsaufgabe<br />
• Bestimmung von Preisuntergrenzen, einer optimalen Werbestrategie<br />
• Bestimmung von optimalen Absatzprogrammen, -wegen oder Vertriebsmethoden<br />
117
Betriebswirtschaftslehre<br />
Inwieweit durch die Realisation der jeweils getroffenen Entscheidungen das geplante Ziel<br />
erreicht werden konnte, ist durch Kontrollrechnungen festzustellen.<br />
7.5.2 Kontrollaufgabe<br />
Der Vergleich von Ist- Werten mit vorgegebenen Plan- oder Sollwerten wird als Kontrolle<br />
bezeichnet. Das Ergebnis sind die Abweichungen.<br />
Diese sollen frühzeitig erkannt und durch Analyse der Abweichungsergebnisse ihre Ursachen<br />
aufgedeckt werden (Kostenkontrolle). Die Kostenrechnung ist damit immer mehr zu<br />
einem Instrument der Wirtschaftlichkeitskontrolle geworden, mit deren Hilfe Betriebe die<br />
Kostenentstehung beobachten und Anhaltspunkte für ihre Beeinflussung gewinnen können.<br />
Daher sind die Betriebsergebnisse, die Stückkosten und die Kosten der einzelnen Kostenstellen<br />
regelmäßig zu kontrollieren.<br />
7.5.3 Dokumentationsaufgabe<br />
Dokumentationsrechnungen werden zur Erfüllung von gesetzlichen Verpflichtungen benötigt,<br />
zur Erfassung und Bewertung fertiger und nichtfertiger Erzeugnisse des Umlaufvermögens<br />
sowie selbsterstellter Anlagen.<br />
Die Herstellungskosten bzw. Selbstkosten sind auch für die Bilanzierung und zum Teil<br />
auch für öffentliche Aufträge erforderlich.<br />
7.5.4 Zurechnungsprinzipien<br />
Um die Aufgaben der Kostenrechnung erfüllen zu können, müssen einige grundlegende<br />
Prinzipien bei der Zurechnung der Kosten berücksichtigt werden.<br />
Das Verursachungsprinzip besagt, dass jedem Produkt die Kosten zugerechnet werden,<br />
die es verursacht hat (Material-, Energie-, Verwaltungs- Personal-, Maschinenkosten,<br />
usw.).<br />
Das Durchschnittsprinzip hat für jene Kosten Gültigkeit, die sich in keiner Weise verursachungsgerecht<br />
den jeweiligen Produkten zuordnen lassen, z.B. Gehalt des Meisters,<br />
Verwaltungskosten, Energiekosten, usw.). Hier wird versucht mit Hilfe von Verteilerschlüsseln<br />
die Kosten entsprechend „verursachungsnah" aufzuteilen.<br />
Das Kostentragfähigkeitsprinzip besagt, dass Kosten die sich in keiner Weise den Produkten<br />
verursachungsgerecht zurechnen lassen, verschiedentlich auch nach dem Tragfähigkeitsprinzip<br />
auf die bestimmten Produkte verteilt werden.<br />
118
Betriebswirtschaftslehre<br />
7.6 Kontrollfragen<br />
1. Was sind Kosten?<br />
2. Was bedeutet Betriebsleistung bzw. Betriebsergebnis?<br />
3. Definieren Sie Beschäftigungsgrad:<br />
4. Was versteht man unter Kostenträger, Kostenstelle, Kostenart:<br />
5. Wie erfolgt die Abgrenzung zwischen Buchhaltung und Kostenrechnung?<br />
6. Nennen Sie ein Beispiel für Zusatzkosten:<br />
119
Betriebswirtschaftslehre<br />
8 KOSTENRECHNUNGSSYSTEME<br />
Zur Einteilung der verschiedenen Kostenrechnungssysteme unterscheidet man zum einen<br />
nach dem Zeitbezug der verrechneten Kosten in<br />
• Istkostenrechnung<br />
• Normalkostenrechnung<br />
• Plankostenrechnung.<br />
Diese Verfahren wurden entwickelt, um die Vergleichbarkeit unterschiedlicher Abrechnungsperioden<br />
zu verbessern. Zum anderen lassen sich Kostenrechnungssysteme nach<br />
dem Sachumfang der auf die Kostenträger verrechneten Kosten einteilen in:<br />
• Vollkostenrechnung<br />
• Teilkostenrechnung<br />
Durch die Weiterentwicklung der Vollkosten- zur Teilkostenrechnung standen Hilfsmittel für<br />
Entscheidungsfindungen zur Verfügung. Unten ist der Zusammenhang zwischen den verschiedenen<br />
Ansätzen dargestellt (vgl. KEMM, S.15).<br />
Ist - Kostenrechnung<br />
Istmenge x Istpreis<br />
zu<br />
Vollkosten<br />
zu<br />
Teilkosten<br />
Abb. 47: Systeme der Kostenrechnung<br />
Systeme<br />
der Kostenrechnung<br />
Normal - Kostenrechnung<br />
Normalmenge x Normalpreis<br />
zu<br />
Vollkosten<br />
8.1 Vollkostenrechnung mit Istkosten<br />
Die Entstehungsgeschichte der Kostenrechnung lässt sich in zwei große Zeitabschnitte<br />
zerlegen. Im ersten Abschnitt, der von den Anfängen der Kostenrechnung bis etwa in die<br />
fünfziger Jahre reicht, wurde ausschließlich mit Kostenrechnungssystemen gearbeitet, die<br />
alle angefallenen Kosten auf die Kostenträger verrechnen. Dies wird als Vollkostenrechnung<br />
bezeichnet.<br />
120<br />
zu<br />
Teilkosten<br />
Plan - Kostenrechnung<br />
Planmenge x Planpreis<br />
zu<br />
Vollkosten<br />
zu<br />
Teilkosten
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Vollkostenrechnung entwickelte sich von der Istkostenrechnung zur Normalkostenrechnung,<br />
bei der mit festen Durchschnittspreisen aus der Vergangenheit gearbeitet wurde.<br />
Mit dem Ausbau der betrieblichen Planung wurde die Normalkostenrechnung zunächst<br />
in eine starre Plankostenrechnung überführt und schließlich zur flexiblen Plankostenrechnung<br />
für eine wirksame Kostenkontrolle ausgebaut.<br />
Bei der Istkostenrechnung auf Vollkostenbasis werden pro Periode die tatsächlich angefallenen<br />
Kosten erfasst und auf die Kostenträger verrechnet. Hierbei wird vom Kostenüberwälzungsprinzip<br />
gesprochen. Die Istkosten ergeben sich aus den Ist-Verbrauchsmengen<br />
bewertet zu Ist-Preisen (Anschaffungskosten).<br />
Merkmale<br />
Funktionen<br />
• Verrechnung der tatsächlich angefallenen Kosten<br />
einer Periode in der Kostenarten-, Kostenstellen-<br />
und Kostenträgerrechnung.<br />
• Kostenüberwälzungsprinzip<br />
Nachkalkulation (Nachträgliche Ermittlung der Kosten<br />
für erstellte Leistungen).<br />
Wird der Grundsatz der Istkostenrechnung wörtlich genommen, so ergibt sich in vielen<br />
Fällen ein schwerfälliges Abrechnungsverfahren. Die Bewertung der verbrauchten Rohstoffe<br />
müsste dann mit den zugehörigen Istpreisen bewertet werden. Dies wäre sehr aufwendig,<br />
da die Rohstoffe zu verschiedenen Zeitpunkten und zu unterschiedlichen Istpreisen<br />
eingekauft werden.<br />
Das Hauptziel der Istkostenrechnung stellt die Nachkalkulation für die Kostenträger dar.<br />
Sie beantwortet also die Frage, was die betrieblichen Aufträge und Erzeugnisse in den<br />
einzelnen Perioden effektiv gekostet haben. Diese Kosten unterscheiden sich selbst bei<br />
gleicher Produktionsmenge in den einzelnen Perioden, da sie durch Preisänderungen der<br />
Rohstoffe, durch Auslastung der Betriebe und durch Unwirtschaftlichkeiten beeinflusst<br />
werden.<br />
Diese Tatsache macht deutlich, dass sich die Istkostenrechnung für eine wirksame Kostenkontrolle<br />
nicht eignet. Fehlende Vorgabewerte machen eine Wirtschaftlichkeitskontrolle<br />
unmöglich. Über einen Ist- / Ist-Vergleich kann nur festgestellt werden, ob die Kosten der<br />
laufenden Periode höher oder niedriger sind als in der Vorperiode. Eine qualitative Bewertung<br />
dieser Kosten ist kaum möglich. So hätte z.B. eine zunächst positiv beurteilte Kostensenkung<br />
unter den gegebenen Umständen viel höher ausfallen müssen und ist daher<br />
unzureichend. Eine als negativ angesehene Kostensteigerung könnte z.B. als positiv bewertet<br />
werden, wenn diese unter erschwerten Absatzbedingungen aufgrund einer Produktivitätssteigerung<br />
verhältnismäßig gering ausgefallen ist.<br />
Die Istkostenrechnung stellt ein veraltetes Verfahren dar, das die heutigen Anforderungen<br />
der Kostenrechnung nicht erfüllen kann. Ihre rechentechnische Schwerfälligkeit resultiert<br />
daraus, dass in jeder Abrechnungsperiode neue Istverrechnungssätze für innerbetriebliche<br />
Leistungen gebildet werden müssen.<br />
121
Betriebswirtschaftslehre<br />
Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass in einem modernen Kostenrechnungssystem<br />
natürlich nicht auf die Istkosten verzichtet werden kann.<br />
Die Vollkostenrechnung vollzieht sich im wesentlichen in drei Stufen (vgl. PEIR, S.47).<br />
Kostenarten-<br />
rechnung<br />
Kostenstellen-<br />
rechnung<br />
Kostenträger-<br />
rechnung<br />
Abb. 48: Stufen der Vollkostenrechnung<br />
8.1.1 Kostenartenrechnung<br />
Gliederung der Gesamtkosten<br />
Einzelkosten Gemeinkosten<br />
• Fertigungslöhne<br />
• Fertigungsmaterial<br />
• Sondereinzelkosten<br />
Gliederung der Gemeinkosten<br />
Hilfskosten-<br />
stellen<br />
Zuordnung der Einzel- und<br />
Gemeinkosten zu Produkten<br />
(= Kostenträger)<br />
Die Kostenartenrechnung ist eine tabellarische Zusammenstellung der Kostenarten, die<br />
aus der Buchhaltung nach Umrechnung und Abgrenzung und Nebenrechnungen gewonnen<br />
wird. Formal erfolgt die Abgrenzung im sogenannten Betriebsüberleitungsbogen<br />
(BÜB; siehe oben). Die Kostenartenrechnung zeigt, welche Kosten anfallen (Arbeits-,<br />
Vermögens-, Material-, Sonstige Kosten).<br />
122<br />
Hauptkosten-<br />
stellen<br />
Betriebsabrechnungsbogen
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Gesamtkosten eines Betriebes können nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliedert<br />
werden.<br />
Nach Art des Verbrauches (Kostenarten)<br />
• Materialkosten, Personalkosten<br />
• Kapitalkosten (kalkulatorische AfA, Zinsen)<br />
• Fremdleistungskosten, Transportkosten, usw.<br />
Nach der Leistungszurechnung<br />
• Einzel- bzw. direkt einem Produkt zuordenbare Kosten<br />
• Gemein- bzw. indirekt einem Produkt zuordenbare Kosten<br />
• Sonderkosten (spezielle Verpackung)<br />
Aufgrund des Verhaltens gegenüber dem Beschäftigungsgrad<br />
• Fixe bzw. zeitabhängige Kosten (sie sind unabhängig vom jeweiligen<br />
Beschäftigungsgrad)<br />
• Variable bzw. mengenabhängige Kosten (ändern sich mit dem Beschäftigungsgrad)<br />
• Sprungfixe Kosten (z.B. ab einer bestimmten Fertigungsmenge ist ein<br />
zusätzlicher LKW notwendig)<br />
Die Änderung des variablen Kostenverlaufes kann sehr unterschiedlich sein:<br />
• proportional, d.h., im gleichen Verhältnis zur Beschäftigung (Fertigungsmaterial)<br />
• progressiv, d.h., die prozentuelle Kostenänderung ist größer als die<br />
Beschäftigungsänderung (Überstunden)<br />
• degressiv, d.h., die prozentuelle Kostenänderung ist kleiner als die<br />
Beschäftigungsänderung (Energiekosten)<br />
Aufgrund der zeitlichen Betrachtung<br />
• Istkosten (während eines Abrechnungszeitraumes entstandene Kosten)<br />
• Normalkosten (durchschnittliche Kosten der Istkosten aus vergangenen<br />
Abrechnungsperioden)<br />
• Plankosten (geplante Mengen bzw. Zeiten x geplante Preise)<br />
• Prognosekosten (erwartete Mengen bzw. Zeiten x erwartete Preise)<br />
123
Betriebswirtschaftslehre<br />
Kosten<br />
Abb. 49: Grafische Darstellung von variablen und fixen Kosten<br />
8.1.2 Erfassung und Verrechnung wichtiger Kostenarten<br />
124<br />
Menge, Beschäftigung<br />
Die Materialkosten<br />
Die Erfassung der Materialkosten erfolgt in den üblichen zwei Schritten, zunächst werden<br />
die Verbrauchsmengen ermittelt und in der Folge werden die ermittelten Verbrauchsmengen<br />
bewertet.<br />
• Die Inventurmethode<br />
Sie ermittelt den gesamten Verbrauch am Ende einer Abrechnungsperiode,<br />
indem die Differenz zwischen Anfangsbeständen und Zugängen<br />
einerseits und Endbestand laut Inventur andererseits bildet:<br />
Verbrauch = Anfangsbestand + Zugang – Endbestand<br />
Nachteil: Es kann kein Schwund festgestellt werden<br />
• Fortschreibungsmethode<br />
Sie erfasst den Lagerabgang belegsmäßig mit Hilfe von Materialentnahmescheinen.<br />
Der Verbrauch wird durch die Addition der auf den<br />
Materialentnahmescheinen festgehaltenen Mengen ermittelt. Bei dieser<br />
Methode wird der Schwund erfasst.<br />
Die Personalkosten<br />
Die Personalkosten umfassen alle Kosten, die aufgrund personeller Leistungen der Mitarbeiter<br />
anfallen. Wegen der unterschiedlichen sozialrechtlichen Stellung der Mitarbeiter<br />
können die Personalkosten gruppiert werden (Löhne, Gehälter).<br />
Bei den Löhnen unterscheidet man in Fertigungs- und Hilfslöhnen. Fertigungslöhne dienen<br />
unmittelbar zur Herstellung des Erzeugnisses, während Hilfslöhne nur an der Herstellung<br />
beteiligt waren.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Lohn- und Gehaltskosten werden aufgrund von Zeitlohnscheinen, Akkordscheinen,<br />
Stempelkarten, usw. erfasst und weiterverrechnet.<br />
Genau genommen werden auf diese Weise lediglich die Leistungslöhne erfasst, das ist<br />
jener Teil der gesamten Lohn- und Gehaltskosten, der unmittelbar für die verbrauchte Arbeitsleistung<br />
anfällt.<br />
Es gibt jedoch auch bezahlte Feiertage, Urlaube, Krankenstände, usw.. Zusätzlich hat in<br />
Österreich jeder Mitarbeiter Anspruch auf ein Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Diese sogenannten<br />
Nichtleistungslöhne fallen nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt an, sondern<br />
werden in der Regel im unmittelbaren Zusammenhang gewährt (Urlaub - Urlaubsgeld;<br />
Weihnachten - Weihnachtsgeld).<br />
Um diesen unregelmäßigen Anfall für die Zwecke der Kostenrechnung auszugleichen,<br />
werden die Nichtleistungslöhne proportionalisiert, dh. sie werden anteilig zu den jeweiligen<br />
Leistungslöhnen gleichmäßig über das Jahr verteilt (Zuschlagssatz für Nichtleistungslöhne).<br />
Lohnkosten und Lohnnebenkosten<br />
Für die Finanzierung des ausgebauten Netzes an Sozialleistungen schreibt der Gesetzgeber<br />
lohnabhängige Abgaben (Lohnnebenkosten) vor, die die Lohn- und Gehaltskosten<br />
erhöhen. Diese vom Arbeitgeber zu entrichtenden Lohnnebenkosten setzen sich vorwiegend<br />
aus dem Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung (Unfall-, Kranken-, und Pensionsversicherung)<br />
zusammen. Für die Praxis genügt es meist, dafür einen Prozentsatz von 30<br />
% vom jeweiligen Jahres-Bruttobezuges (inkl. Urlaubs- und Weihnachtsgeld) anzusetzen<br />
(mit den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen).<br />
Zusätzlich ist die bezahlte Abwesenheitszeit (Urlaub, Krankenstand, Feiertage) zu beachten.<br />
Beispiel:<br />
Eine Firma hat 10 Mitarbeiter mit folgenden Bruttobezügen:<br />
Monatsbezug brutto<br />
Mitarbeiter 1 1.500,00<br />
Mitarbeiter 2 2.000,00<br />
Mitarbeiter 3 2.500,00<br />
Mitarbeiter 4 1.200,00<br />
Mitarbeiter 5 1.350,00<br />
Mitarbeiter 6 2.250,00<br />
Mitarbeiter 7 3.100,00<br />
Mitarbeiter 8 2.100,00<br />
Mitarbeiter 9 1.200,00<br />
Mitarbeiter 10 2.000,00<br />
Summe 19.200,00<br />
125
Betriebswirtschaftslehre<br />
Im Durchschnitt waren die Mitarbeiter 5 Tage im bezahlten Krankenstand. Der Urlaubsanspruch<br />
ist einheitlich bei 5 Wochen/Jahr. Der Unternehmer bezahlt 14 Monatslöhne. Es<br />
waren im Jahr 10 Feiertage. Das Jahr hat 52 Wochen mit 5 Arbeitstagen pro Woche (Tagesarbeitszeit:<br />
8 Stunden). Im Oktober wurden in Summe 24.960 Euro an Löhnen als Kosten<br />
verbucht (inkl. LNK).<br />
Im Oktober werden in Summe 1.600 Leistungsstunden verrechnet.<br />
Berechnen Sie die korrekten Kosten für das Personal (inkl. Leistungslöhne und Nebenkosten)<br />
für den Monat Oktober (Zuschlagsatz für die Lohnnebenkosten (LNK): 30%).<br />
126
Betriebswirtschaftslehre<br />
8.1.3 Kostenstellenrechnung<br />
Die Kostenstellenrechnung zeigt, wo die einzelnen Kosten anfallen. Kostenstellen sind<br />
organisatorische Einheiten in einem Betrieb. Sie sind betriebliche Teilbereiche mit eigener<br />
Verantwortung. Die Aufteilung erfolgt in der Regel mit dem sogenannten Betriebsabrechnungsbogen<br />
(BAB).<br />
Die Kostenstellenbildung in einem Unternehmen kann abhängen sein von:<br />
• funktionalen Gesichtspunkten; es werden Arbeitsplätze mit gleichartigen Verrichtungen<br />
zusammengefasst. Z.B.:<br />
o Materialstelle (Einkauf, Materialprüfung, Materiallager, usw.)<br />
o Fertigungsstelle (Dreherei, Gießerei, Montage, usw.)<br />
o Vertriebsstelle (Werbung, Fertigwarenlager, Auftragsabwicklung, usw.)<br />
o Verwaltungsstelle (Geschäftsleitung, Buchhaltung, EDV, usw.)<br />
o Allgemeine Kostenstelle (Portier, Garagen, Gebäudeverwaltung, usw.)<br />
• räumlichen Gegebenheiten; wenn gleichartige Arbeiten in räumlich abgegrenzten<br />
Betriebsteilen durchgeführt werden<br />
• personellen Kriterien; wenn der Betrieb nach Verantwortungsbereichen aufgeteilt<br />
ist<br />
• rechnungstechnischen Möglichkeiten; um eine genaue Kostenverursachung<br />
(= Bezugsgröße) abzugrenzen.<br />
Aufgabe der Kostenstellenrechnung<br />
Die vorhandenen Gemeinkosten eines Betriebes verursachungsgerecht aufzuteilen.<br />
Dies ist in Form einer direkten Verteilung aufgrund von Belegen und Sonderaufzeichnungen<br />
(Arbeitszettel, Materialentnahmeschein, usw.) oder in Form einer indirekten Verteilung<br />
mit Umlageschlüsseln möglich. Zwischen der Schlüsselgröße und dem Kostenverbrauch<br />
muss eine Proportionalität vorliegen!<br />
Möglichkeit der Umlage mit Mengen- oder Wertschlüsseln, z.B.:<br />
• Energiekosten nach Räumen, m3, Heizkörpern usw.<br />
• Materialkosten nach verbrauchter Menge, kg<br />
• Bürokosten nach Angestelltenzahl<br />
• Transportkosten nach Fuhrpark, km<br />
Die Gemeinkosten der jeweiligen Kostenstelle sind verursachungsgerecht auf die Kostenträger<br />
(Produkte, Leistungen die der Betrieb verkauft) in Form von Zusatzzuschlägen weiterzuverrechnen.<br />
127
Betriebswirtschaftslehre<br />
Folgende Darstellung zeigt den Ablauf in einer einfachen Weise:<br />
Summe Fertigung 1 Fertigung 2 Vertrieb Verwaltung<br />
Einzellöhne 25.000 10.000 15.000<br />
Summe Einzelkosten 25.000 10.000 15.000<br />
Gehälter 17.000 10.000 7.000<br />
Heizkosten 8.500 2.000 3.000 2.000 1.500<br />
EDV 4.000 1.000 1.000 1.000 1.000<br />
Summe Gemeinkosten 29.500 3.000 4.000 13.000 9.500<br />
Umlage der GK<br />
128<br />
5.500 7.500<br />
4.500 5.000<br />
Summe Gemeinkosten 13.000 16.500<br />
Zuschlagsbasis 10.000 15.000<br />
Ist-Zuschlag (%) 130% 110%<br />
1. Umlage mit geeignetem Schlüssel<br />
(Fläche, Mitarbeiter)<br />
Abb. 50: Einfaches Beispiel für einen BAB<br />
Einzelkosten Gemeinkosten<br />
2. Umlage mit geeignetem Schlüssel<br />
(Fläche, Mitarbeiter,...)<br />
Auf die Materialkosten (Einzelkosten) für ein bestimmtes Produkt werden die Gemeinkosten<br />
der Kostenstelle Material mit Hilfe eines errechneten Prozentsatzes aufgeschlagen.<br />
Ebenso auf die Fertigungslöhne (Einzelkosten) werden die Fertigungsgemeinkosten prozentuell<br />
aufgeschlagen.<br />
Auf jede Maschinenstunde werden die Gemeinkosten umgelegt. Ebenso auf jeden gefahrenen<br />
Kilometer.<br />
Beispiel:<br />
Mit Hilfe eines BAB soll der Verwaltungszuschlagssatz (%) gefunden werden. Es gelten<br />
folgende Angaben:<br />
• Das Unternehmen hat eine Fertigungs- und eine Verwaltungskostenstelle<br />
• Die Löhne und Gehälter verteilen sich in folgender Art (Löhne/Gehälter<br />
3/1)<br />
• Die Abschreibungen, Schadensfälle und Wagnisse fallen ausschließlich im<br />
Fertigungsbereich an<br />
• Der Energieaufwand beinhaltet nur Aufwendungen für Heizen. Die Raumgrößen<br />
sind: Fertigung (300 m²) und Verwaltung (100 m²)
Betriebswirtschaftslehre<br />
Konto<br />
Kosten Fertigung Verwaltung<br />
(in Euro)<br />
Einzelkosten:<br />
(in Euro)<br />
Fertigungsmaterial 840.000 840.000<br />
Gemeinkosten:<br />
Hilfsmaterial<br />
310.000 310.000<br />
Löhne und Gehälter<br />
1.400.000 1.050.000<br />
350.000<br />
Unternehmerlohn<br />
70.000<br />
70.000<br />
Abschreibungen<br />
100.000 100.000<br />
Schadensfälle<br />
0<br />
Kalk. Wagnisse<br />
120.000 120.000<br />
Energieaufwand<br />
Summe der Gemein-<br />
30.000<br />
22.500<br />
7.500<br />
kosten 1.602.500<br />
427.500<br />
Kostenumlage<br />
Summe der Gemeinkos-<br />
427.500<br />
ten gesamt 2.030.000<br />
Zuschlagssatz 242%<br />
8.1.4 Kostenträgerrechnung<br />
Die Kostenträgerrechnung gibt Auskunft darüber, wofür Kosten in welcher Höhe angefallen<br />
sind. Wie hoch die Kosten für das einzelne Produkt, für die bestimmte Leistung sind.<br />
Kostenträger sind abzusetzende Leistungen, die unmittelbar verkauft werden bzw. für den<br />
Verkauf auf Lager produziert werden bzw. innerbetriebliche Leistungen (vgl. WÖHE,<br />
S.910f).<br />
Die Kostenträgerrechnung stellt die eigentliche Grundlage für die Kalkulation dar.<br />
Nach dem Faktor Zeit unterscheidet man zwischen:<br />
• Vor- oder Angebotskalkulation als Preisberechnung im Voraus<br />
• Zwischenkalkulation für die innerbetriebliche Kontrolle<br />
• Nachkalkulation zur Erfolgskontrolle oder Betriebsergebnisrechnung<br />
und zur Ermittlung der Daten für die zukünftigen Vorkalkulationen.<br />
Nachfolgend sind einige Kalkulationsverfahren beschrieben.<br />
Zuschlagskalkulation<br />
Zuschlagskalkulation eignet sich für Betriebe, die unterschiedliche Produkte herstellen. Die<br />
Kostenstruktur ist für jedes Produkt anders.<br />
Die Kostenträgereinzelkosten werden direkt und verursachungsgerecht dem Kostenträger<br />
zugerechnet.<br />
129
Betriebswirtschaftslehre<br />
Fertigungsmaterial<br />
Materialgemeinkosten<br />
Fertigungslöhne<br />
Fertigungsgemeinkosten<br />
Sonderkosten der Fertigung<br />
Abb. 51: Schema für Zuschlagskalkulation<br />
Mögliche Formen sind:<br />
• Summarische oder kumulative Zuschlagskalkulation<br />
• Differenzierte Zuschlagskalkulation<br />
Die Kostenträgergemeinkosten werden mit Hilfe von Kalkulationssätzen (in Prozent ausgedrückt)<br />
den Kostenträgern zugeschlagen. Werden die gesamten Gemeinkosten in ein<br />
Verhältnis zu den Einzelkosten gebracht und daraus ein Zuschlagsatz gebildet, so spricht<br />
man von summarischer oder kumulativer Zuschlagskalkulation.<br />
Die Zuschlagsbasis können das Material , der Lohn oder andere Einzelkosten sein. Auf<br />
eine Kostenstellenbildung wird verzichtet (vgl. PEIR, S.52).<br />
Summarische oder kumulative Zuschlagskalkulation<br />
Beispiel:<br />
Aus der Kostenstellenrechnung übernehmen wir folgende Kalkulationssätze:<br />
Material 35 %<br />
Fertigung 1: 210 %, Fertigung 2: 185 %, Fertigung 3: 112,00 € pro Maschinenstunde<br />
Verwaltung 20 %<br />
Vertrieb 36 %<br />
Errechnen Sie die Selbstkosten von Produkt A und B<br />
130<br />
Materialkosten<br />
Verwaltungsgemeinkosten in % der Herstellkosten<br />
Vertriebsgemeinkosten in % der Herstellkosten<br />
kalk. Gewinnzuschlag<br />
Fertigungskosten<br />
Sonderkosten des Vertriebes (z. B. Skonto, Provision)<br />
Herstellkosten<br />
Selbstkosten exkl. Sonderkosten<br />
des Vertriebes<br />
volle Selbstkosten + kalkulierter<br />
Gewinnzuschlag
Betriebswirtschaftslehre<br />
Fertigungsmaterial (EK)<br />
+ 35 % Materialgemeinkosten<br />
Fertigungslöhne 1<br />
+ 210 % Fertigungsgemeinkosten 1<br />
Fertigungslöhne 2<br />
+ 185 % Fertigungsgemeinkosten 2<br />
Maschinenstundenkosten d Fertigung 3<br />
(bei A 1,9 Std., bei B 2,5 Std.<br />
Herstellkosten<br />
+ 20 % Verwaltungsgemeinkosten<br />
+ 36 % Vertriebsgemeinkosten<br />
Selbstkosten<br />
131<br />
Produkt A<br />
Produkt B<br />
5.800,00 7.560,00<br />
950,00 1.230,00<br />
120,00 360,00<br />
11.330,00 15.325,00<br />
17.675,00 23.907,00<br />
Differenzierte Zuschlagskalkulation<br />
Die Gemeinkosten werden nicht summarisch, sondern differenziert nach verschiedenen<br />
Kostenstellen unter Verwendung unterschiedlicher Bezugsgrößen verrechnet.<br />
Beispiel:<br />
Fertigungsmaterial (EK) € 300,00<br />
+ Materialgemeinkosten 200 % € ................<br />
----------------------------------------------------------------------------------------<br />
+ Lohneinzelkosten F I € 120,00<br />
+ Fertigungsgemeinkosten FI 80 % € ...............<br />
+ Lohneinzelkosten F II € 180,00<br />
+ Fertigungsgemeinkosten F II 120 % € ...............<br />
+ Sondereinzelkosten der Fertigung € 30,00<br />
----------------------------------------------------------------------------------------<br />
= H e r s t e l l k o s t e n € ....…........<br />
+ Verw- u. Vertriebsgemeinkosten 200 % € ................<br />
+ Sondereinzelkosten des Vertriebs (Verpackung) € 66,00<br />
----------------------------------------------------------------------------------------<br />
= S e l b s t k o s t e n € 4.692,00
Betriebswirtschaftslehre<br />
Kalkulation mit der Handelsspanne<br />
Die Kalkulation wird häufig vereinfacht, indem man Regien und Gewinn, oft auch Kundenskonto,<br />
Kundenrabatt und MWSt., zu einem Prozentsatz nämlich der Handelsspanne<br />
zusammenfasst.<br />
Die Handelsspanne ist der in Prozent ausgedrückte Unterschied zwischen Bezugs- und<br />
Verkaufspreis.<br />
Wird die Handelsspanne in Euro angegeben, so sprechen wir vom Bruttogewinn oder<br />
Rohertrag.<br />
Die Berechnung der Handelsspanne kann erfolgen als:<br />
Aufschlag (Rohaufschlag)<br />
Dabei werden die Prozente vom Bezugs- oder Einstandspreis berechnet und aufgeschlagen.<br />
Bezugs- oder Einstandspreis entspricht 100 %. Liegt eine Bilanz vor, dann entspricht<br />
der Wareneinsatz gleich 100 %.<br />
Abschlag (Rohabschlag)<br />
Dabei werden die Prozente vom Listenverkaufspreis berechnet und abgezogen.<br />
Listenverkaufspreis brutto = 100 %.<br />
Liegt eine Bilanz vor, dann entspricht der Warenerlös (Umsatz) gleich 100 %.<br />
Warenwert, Bruttorechnungspreis oder Listenpreis exkl. MWSt.<br />
- Lieferantenrabatt<br />
= Zieleinkaufspreis<br />
- Lieferantenskonto<br />
= Einkaufspreis oder Nettorechnungspreis<br />
+ Bezugskosten (Fracht, Zoll, Versicherungen, usw.)<br />
= Bezugspreis (Einstandspreis)<br />
+ Regien oder Gemeinkosten<br />
= S e l b s t k o s t e n p r e i s<br />
+ Gewinn<br />
= Kassa- oder Nettoverkaufspreis<br />
+ Kundenskonto<br />
= Zielverkaufspreis<br />
+ Kundenrabatt<br />
= Listenverkaufspreis netto (exkl. MWSt.)<br />
+ Mehrwertsteuer<br />
= Listenverkaufspreis brutto<br />
Abb. 52: Handelsspanne (grauer Bereich)<br />
132<br />
Wareninput<br />
Handelsspanne<br />
inkl. MWSt.<br />
Bezugs- oder<br />
Einkaufskalkula-
Betriebswirtschaftslehre<br />
Wareneinsatz ist die Summe aller verkauften oder verbrauchten/verarbeiteten Waren/Güter<br />
zum Einstandspreis.<br />
Der Einstandspreis enthält keine Gemeinkosten oder Regien.<br />
Umsatz ist die mit dem Verkaufspreis bewertete Absatzmenge eines Produktes oder aller<br />
Produkte während einer Periode (= Verkaufspreis x Verkaufs- oder Absatzmenge).<br />
Spricht man von der Handelsspanne, ohne nähere Angaben zu machen, so ist zu klären:<br />
• ob es sich um einen Aufschlag oder um einen Abschlag handelt?<br />
• ob die Umsatzsteuer in der Handelsspanne enthalten ist oder nicht?<br />
Beispiele mit Rohaufschlag:<br />
1) Einstandspreis einer Ware € 100,00 zugeschlagen werden 20 % Gemeinkosten und<br />
7,5 % Gewinn.<br />
Wie hoch ist der Verkaufspreis netto?<br />
Wie viel % beträgt der Kalkulationsaufschlag?<br />
Einstandspreis 100,00<br />
+ 20 % Gemeinkosten 20,00<br />
Selbstkostenpreis 120,00 = 29 % Kalkulationsaufschlag<br />
(Bruttogewinn oder Rohaufschlag)<br />
+ 7,5 % Gewinn 9,00<br />
Verkaufspreis 129,00<br />
Probe: Einstandspreis € 100,00 + 29 % Kalkulationsaufschlag = € 129,00<br />
Man kann für die Handelsspanne bzw. den Kalkulationsfaktor auch den sogenannten<br />
Vermehrungsfaktor (VM+) verwenden.<br />
Der Vermehrungsfaktor (VM+) = (100 + Kalkulationsaufschlag) / 100<br />
In unserem Beispiel VM+ = (100 + 29) / 100 = 1,29<br />
Der Verkaufspreis errechnet sich aus Einstandspreis x VM+ = 100,00 x 1,29 = 129,00 €<br />
Wird die Handelsspanne auf den Einstandspreis aufgeschlagen (progressive Kalkulation),<br />
so spricht man von einem Rohaufschlag.<br />
2) Einstandspreis einer Ware € 685,00, Kalkulationsaufschlag 24,42 %<br />
Wie viel € beträgt der Verkaufspreis? € 685,00 + 24,42 %<br />
133
Betriebswirtschaftslehre<br />
Einstandspreis (EP) 685,00<br />
% Gemeinkosten (GK)<br />
= Selbstkostenpreis (SK)<br />
5 % Gewinn (G)<br />
= Verkaufspreis exkl. MWSt. (KV) 852,31<br />
Kalkulationsfaktor =<br />
Vermehrungsfaktor (VM+) =<br />
Handelsspanne in € =<br />
Handelsspanne in % =<br />
Probe:<br />
Progressive Probe Retrograde Probe<br />
EP 685,00 EP<br />
+ 18,5 % GK<br />
= SK<br />
+ 5 % G<br />
= KV<br />
+ 18,5 % GK<br />
= SK<br />
+ 5 % G<br />
= KV<br />
3) Einstandspreis einer Ware € 4.235,20, Kalkulationsaufschlag 23,12 %<br />
Wie hoch ist der Verkaufspreis netto?<br />
Einstandspreis 4.235,20<br />
+ 23,12 % Kalkulationsaufschlag<br />
= Verkaufspreis netto 5.214,38<br />
Wie viel % Gewinn werden bei 14 % Gemeinkosten erzielt?<br />
Einstandspreis 4.235,20<br />
+ 14 % Gemeinkosten<br />
= Selbstkostenpreis<br />
+ ..... % Gewinn<br />
= Verkaufspreis 5.214,38<br />
134
Betriebswirtschaftslehre<br />
Divisionskalkulation<br />
Divisionskalkulation ist die einfachste Form der Kalkulation und eignet sich nur für Betriebe,<br />
die nur ein Produkt oder nur wenige gleichartige Produkte (z.B. Massenfertigung) herstellen.<br />
Mögliche Formen sind:<br />
• einstufige Divisionskalkulation<br />
• mehrstufige Divisionskalkulation<br />
• Äquivalenzzahlenrechnung<br />
• Kuppelproduktrechnung<br />
Einstufige Divisionskalkulation<br />
Selbstkosten pro Stück = Gesamtkosten für eine best. Periode / produzierte Menge<br />
Beispiel:<br />
Herstellkosten € 60.000, produzierte Menge 30 Stück<br />
Verwaltungs- und Vertriebskosten € 9.000<br />
abgesetzte Menge 25 Stück<br />
Kosten pro Stück = 60.000,00 : 30 = 2.000 €<br />
9.000,00 : 25 = 360 €<br />
------------------------------------------<br />
= 2.360 €<br />
Mehrstufige Divisionskalkulation<br />
Bei der Produktion gibt es mehrere unterschiedliche Stufen. Es werden die Produkt-<br />
Kosten der jeweiligen Produktionsstufe errechnet und am Ende addiert.<br />
Beispiel:<br />
In einem Betrieb wird ein Produkt in drei Fertigungsstufen hergestellt.<br />
1. Fertigungsstufe € 520.000 für 230 Stück<br />
2. Fertigungsstufe € 255.000 für 230 Stück<br />
3. Fertigungsstufe € 950.600 für 230 Stück<br />
Die Verwaltungskosten betragen 552.120 € für 690 Stück<br />
Der Vertrieb kostet pro Stück 135 €<br />
Stückkosten der 1. Stufe 520.000 : 230 = .................<br />
Stückkosten der 2. Stufe 255.000 : 230 = .................<br />
Stückkosten der 3. Stufe 950.600 : 230 = .................<br />
Herstellkosten = .................<br />
+ Verwaltungskosten = .................<br />
+ Vertriebskosten = ..................<br />
-------------------------------------------------------------------------------<br />
Selbstkosten pro Stück = ....................<br />
135
Betriebswirtschaftslehre<br />
Wenn das Produktionsprogramm eines Betriebes aus mehreren, aber eng verwandten<br />
Produkten besteht, kann man die Äquivalenzziffernrechnung anwenden, sie ist eine Variante<br />
der Divisionskalkulation.<br />
Platzkostenrechnung<br />
Bei den bisherigen Kalkulationsverfahren, so einfach sie in der Abrechnung sind, so müssen<br />
doch zwei Überlegungspunkte angeführt werden:<br />
• es erfolgt keine verursachungsgerechte Erfassung der Fertigungsgemeinkosten,<br />
da die Fertigungslöhne als Bezugsgröße gewählt werden<br />
und nicht die Fertigungszeiten<br />
• die zunehmende Mechanisierung und Automatisierung der Fertigungsbereiche<br />
verursacht eine Kostenverschiebung zu Gunsten der Fertigungsgemeinkosten<br />
(z.B. werden die Kapitalkosten durch die zunehmende<br />
Automatisierung mehr)<br />
Die Gemeinkosten sollen daher über mehrere Zuschläge verrechnet werden. Man benötigt<br />
mehr Bezugsgrößen wie Arbeitszeit, Maschinenzeit, Vorbereitungszeit, usw. Diese Platzkosten<br />
sind die Basis für die Platzkostenrechnung.<br />
Die Platzkostenrechnung wurde erst in neuerer Zeit entwickelt und soll die exakten Kosten<br />
jeder Maschine, jedes Mitarbeiters auswerfen (was kostet der Mitarbeiter - welches Ergebnis<br />
bringt der Mitarbeiter). Der Grundgedanke ist, die Fertigungsstellen mit heterogener<br />
maschineller Ausstattung in Arbeitsplätze mit einheitlichen Verrichtungen zu untergliedern.<br />
Man ist bestrebt die wichtigsten Gemeinkosten nicht nur der Fertigungsstelle, sondern<br />
auch den Arbeitsplätzen zuzurechnen. Den Produkten werden dann unterschiedliche Kostensätze<br />
zugerechnet, je nachdem auf welchen Arbeitsplatz sie bearbeitet werden. Die<br />
Fertigungsstelle bleibt jedoch als Abrechnungseinheit bestehen (vgl. SWOB, S.31).<br />
Platzkostenrechnungsverfahren:<br />
Maschinenstundensatzrechnung = Kosten der Maschine je Periode / Maschinenlaufzeit je<br />
Periode<br />
In den Kosten der Maschine je Periode sind enthalten die Kapitalkosten, Raumkosten, Instandhaltungskosten,<br />
Werkzeugkosten, Energiekosten, Fertigungslohn, Lohnnebenkosten<br />
usw.. Die Arbeitsstundensatzrechnung berücksichtigt den Maschinenstundensatz und den<br />
Lohn für das Bedienungspersonal.<br />
136
Betriebswirtschaftslehre<br />
Kostenträgererfolgsrechnung<br />
Die Kostenträgererfolgsrechnung ermittelt den kalkulatorischen Erfolg (Gewinn / Verlust) je<br />
Kostenträger (Stück, kg, usw.) durch Gegenüberstellung von Erlösen und Kosten.<br />
Beispiel:<br />
Ein Werkzeugsatz wurde um € 23.580 exkl. MWSt. verkauft. 3 % Skonto wurden gewährt. Die Kosten<br />
betrugen:<br />
Fertigungsmaterial 4.160 €,<br />
Fertigungslöhne 3.670 €<br />
15,6 % MGK, 195 % FGK, 41,5 % Verw- u. VtrGK<br />
Errechnen Sie den kalkulatorischen Ertrag in Schilling<br />
Fertigungsmaterial 4.160,00<br />
+ 15,6 % MGK<br />
+ Fertigungslöhne<br />
+ 195 % FGK<br />
= Herstellkosten<br />
+ 41,5 % Verw. U. VtrGk<br />
= Selbstkosten<br />
+ % Gewinn<br />
= Nettoverkaufspreis<br />
+ 3 % Skonto<br />
= Bruttoverkaufspreis 23.580,00<br />
137
Betriebswirtschaftslehre<br />
8.2 Vollkostenrechnung mit Normalkosten<br />
Mit der Normalkostenrechnung wurde eine Zwischenlösung für die enormen abrechnungstechnischen<br />
Probleme einer Istkostenrechnung gefunden. Betriebliche Leistungen und<br />
Materialverbrauche werden hierbei mit einem Normalkostensatz bewertet, der sich als<br />
Durchschnittswert der Istkosten aus vergangenen Perioden ergibt. Eine monatliche Ermittlung<br />
der Ist-Kostensätze für innerbetriebliche Leistungen wird somit überflüssig und der<br />
Abrechnungsaufwand stark verringert.<br />
Merkmale<br />
Funktionen<br />
• Verwendung normalisierter Kostensätze (Durchschnittswerte<br />
basierend auf Istkosten vergangener Perioden)<br />
• Einfache und schnelle Abrechnung<br />
• Analyse von Über- und Unterdeckungen<br />
• Glättung von Zufallsschwankungen der Kosten<br />
Ein Normal- / Ist-Vergleich ist nun von zufälligen Kostenschwankungen befreit. Durch den<br />
Vergangenheitsbezug können die Normalkosten jedoch weiterhin mit Unwirtschaftlichkeiten<br />
behaftet sein, die durch den Normal- / Ist-Vergleich nicht aufgedeckt werden können.<br />
Weiterhin werden die Normalkosten durch Beschäftigungsschwankungen beeinflusst.<br />
Durch die Verwendung von Normalkostensätzen entstehen Abweichungen zwischen den<br />
verrechneten Normalkosten und den tatsächlich angefallenen Istkosten. Diese Abweichungen<br />
werden Über- bzw. Unterdeckungen genannt.<br />
Außer der vereinfachten laufenden Abrechnung besitzt die Normalkostenrechnung gegenüber<br />
der Istkostenrechnung kaum Vorteile. Die Analyse der Über- und Unterdeckungen ist<br />
für eine Wirtschaftlichkeitskontrolle nicht geeignet.<br />
Die Normalkostenrechnung ist allerdings als eine wichtige Übergangsform zur Plankostenrechnung<br />
anzusehen.<br />
8.3 Vollkostenrechnung mit Plankosten<br />
Die Plankostenrechnung verfolgt einen in die Zukunft gerichteten Ansatz. Hierbei orientiert<br />
man sich bei der Ermittlung der Plankostensätze nicht mehr an den Istkosten aus der Vergangenheit,<br />
sondern versucht mit Hilfe von Prognoserechnungen, Verbrauchsstudien und<br />
Schätzungen die zukünftigen Preis- und Verbrauchsentwicklungen zu bestimmen. Hierdurch<br />
ergibt sich eine neue Kostenkategorie, bei der sowohl die Mengen als auch die<br />
Wertansätze geplante Größen sind.<br />
138
Betriebswirtschaftslehre<br />
Plankosten = Planmenge x Planpreis<br />
Für einen zu kontrollierenden Zeitraum werden z.B. für die Produktion Plangrößen ermittelt,<br />
die von vermeidbaren Unwirtschaftlichkeiten befreit sind. Die Planung der zu erwartenden<br />
Kosten ist zwar relativ aufwendig und setzt qualifizierte Mitarbeiter voraus, jedoch<br />
können durch einen Soll- / Ist-Vergleich Unwirtschaftlichkeiten erkannt und in späteren<br />
Perioden vermieden werden. Eine wichtige Ergänzung des Planungsansatzes ist es, die<br />
geplanten Zahlen den verantwortlichen Stellen budgetmäßig vorzugeben und hinterher mit<br />
den entsprechenden Istgrößen zu vergleichen.<br />
Es wird deutlich, dass die Plankostenrechnung in zwei Teilbereiche zerfällt. Im ersten<br />
Schritt wird eine Planung der Kosten durchgeführt, die im zweiten Schritt mit den tatsächlich<br />
angefallenen Istkosten verglichen und Erklärungen für vorliegende Kostenabweichungen<br />
gesucht werden. Entweder können hieraus Maßnahmen für die Beseitigung der Unwirtschaftlichkeiten<br />
abgeleitet werden oder die Erkenntnisse fließen in die Planung für das<br />
nächste Jahr mit ein.<br />
In Abhängigkeit davon, wie das Kostenrechnungssystem mit Beschäftigungsabweichungen<br />
umgeht, unterscheidet man zwischen starrer und flexibler Plankostenrechnung.<br />
8.4 Teilkostenrechnung<br />
Der zweite Abschnitt der kostenrechnerischen Entstehungsgeschichte beginnt mit der Einführung<br />
des Direct Costings und der Grenzplankostenrechnung während der fünfziger<br />
Jahre und reicht bis in die Gegenwart. Der wesentliche Unterschied zur Vollkostenrechnung<br />
liegt in der konsequenten Trennung in fixe und variable Kostenbestandteile sowohl<br />
bei der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung.<br />
Mit zunehmendem Wettbewerb ergaben sich neue Fragestellungen, die mit den herkömmlichen<br />
Systemen der Vollkostenrechnung nur unzureichend oder sogar falsch beantwortet<br />
werden konnten:<br />
• Wie ändert sich der Gewinn bei einer Umsatzsteigerung?<br />
• Ändern sich die Kosten immer gleichlaufend bei einer Umsatzsteigerung?<br />
• Wenn mehrere Produkte hergestellt und verkauft werden, sollen einzelne<br />
Produkte gefördert werden? Wenn ja, welche?<br />
• Welche Preiserhöhung ist notwendig, um steigende Kosten auszugleichen?<br />
• Wie hoch muss die Umsatzsteigerung sein, wenn eine neue Maschine<br />
zusätzlich gekauft wird?<br />
139
Betriebswirtschaftslehre<br />
Die Schwächen der Vollkostenrechnung werden deutlich bei der Frage, ob ein Auftrag,<br />
dessen Erlös unter den vollen Selbstkosten liegt, bei nicht ausgelasteter Kapazität angenommen<br />
werden soll. Der Vollkostenrechner wird bei einem Preis unter den Selbstkosten<br />
eine Ablehnung empfehlen, weil ein solcher Auftrag dem Unternehmen Verlust bringt. Diese<br />
Aussage ist jedoch objektiv falsch, da sie auf der Vorstellung beruht, dass bei Nichtproduktion<br />
auch die fixen Kosten vermieden werden können. Abschreibungen, Mieten und<br />
Gehälter fallen jedoch unabhängig davon an, ob produziert wird oder nicht.<br />
Für die Entscheidung dürfen nur die Kosten betrachtet werden, die unmittelbar mit dem<br />
Produkt entstehen (relevante Kosten). Dies sind die variablen Kosten wie z.B. Fertigungsmaterial<br />
oder Akkordlohn, die nicht anfallen würden, wenn der Auftrag nicht gefertigt<br />
wird. Wenn mindestens diese Kosten gedeckt sind, so sollte dieser Auftrag angenommen<br />
werden. Liegt der Preis darüber, so wird er auch wenn die Selbstkosten zunächst nicht<br />
erreicht werden, einen Teil der dem Unternehmen entstehenden fixen Kosten mit abdecken<br />
und damit den Verlust vermindern. Häufig wird irrtümlich angenommen, dass bei einer<br />
Teilkostenrechnung die Fixkosten überhaupt nicht betrachtet werden. Diese Annahme<br />
ist falsch, da langfristig natürlich auch die Fixkosten durch den Verkaufspreis gedeckt werden<br />
müssen.<br />
Alle Systeme der Teilkostenrechnung sind als Ist-, Normal- und Plankostenrechnung anwendbar.<br />
Beispiel für die Verfälschung der Kostenstruktur bei der Produktion eines Produktes,<br />
wenn dieses mehrere Fertigungsstufen durchläuft und die Vollkostenrechnung angewandt<br />
wird.<br />
1.Stufe<br />
1.000 EK Material<br />
2.000 EK Lohn<br />
1.500 GK<br />
2.Stufe<br />
4.500 EK Material<br />
1.000 EK Lohn<br />
2.000 GK<br />
3.Stufe<br />
7.500 EK Material<br />
1.300 EK Material<br />
1.800 EK Lohn<br />
2.000 GK<br />
140<br />
tatsächliche<br />
Kostenstruktur<br />
3.000 EK<br />
1.000 EK<br />
3.100 EK<br />
= 7.100 EK<br />
= 5.500 GK
Betriebswirtschaftslehre<br />
Wir sehen bei diesem Beispiel, dass die Aufteilung der Kosten in den einzelnen Produktionsstufen<br />
nicht richtig erfolgt. Einzel- und Gemeinkosten werden dabei vermischt und verfälscht.<br />
Ein weiteres Beispiel:<br />
Ein Unternehmer hat in seinem Betrieb folgende Kostensituation:<br />
Gesamtkosten Produkt A Produkt B<br />
Einzelkosten 720.000 300.000 420.000<br />
Gemeinkosten 504.000 210.000 294.000<br />
Von Produkt A konnten 10.000 Stück abgesetzt werden und von Produkt B 12.000 Stück.<br />
Es ergeben sich daher in der Kalkulation folgende Selbstkosten pro Stück:<br />
Produkt A Produkt B<br />
Einzelkosten / Stück<br />
30,00 35,00<br />
+ anteilige Gemeinkosten/ Stück 21,00 24,50<br />
Selbstkosten / Stück 51,00 59,50<br />
Nettoerlöse / Stück 50,00 62,50<br />
Gewinn / Stück - 1,00 + 3,00<br />
Nach den Überlegungen der Vollkostenrechnung wäre das Produkt A nicht kostendeckend<br />
und daher nicht mehr zu produzieren.<br />
Was könnte aber die Folge sein?<br />
Es würden alle Erlöse dieses Produktes wegfallen.<br />
Fallen auch alle Kosten weg?<br />
Denken Sie an die Gebäudeabschreibung, den Unternehmerlohn usw.. Bestimmte Kosten<br />
würden weiterhin anfallen, auch wenn die Produktion verringert würde. Werden keine Erlöse<br />
erzielt, so bleiben diese Kosten trotzdem, und es kann sich bei Auflassen eines Produktes<br />
das Gesamtergebnis sogar verschlechtern.<br />
Die Vollkostenrechnung gibt nämlich keinen Aufschluss darüber, wie sich die Kosten bei<br />
geänderter Produktionsmenge ändern.<br />
Beispiel zur Darstellung der variablen und fixen Kosten:<br />
Eine Firma kauft ein Firmenauto (PKW) um € 25.000 und fährt im Jahr ca. 40.000 km.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass das Auto nach 5 Jahren wieder abgestoßen werden<br />
muss und man dabei noch einen Preis von € 1.000 erzielt.<br />
Berechnen Sie die Autokosten für 5 Jahre unter Berücksichtigung der kalkulatorischen AfA<br />
und den kalkulatorischen Zinsen (4.5 %):<br />
141
Betriebswirtschaftslehre<br />
im 1. Jahr im 2. Jahr im 3.Jahr im 4. Jahr im 5. Jahr<br />
Kalk. Zinsen<br />
Kalk. Zinsen<br />
Kalk. Zinsen<br />
142<br />
Kalk. Zinsen<br />
Kalk. Zinsen<br />
Abschreibung Abschreibung Abschreibung Abschreibung Abschreibung<br />
Versicherung<br />
inkl. Steuern<br />
Versicherung<br />
inkl. Steuern<br />
Versicherung<br />
inkl. Steuern<br />
Summe jährlicher Fixkosten<br />
Versicherung<br />
inkl. Steuern<br />
Jährliche (durchschnittliche) Auto - Betriebskosten für: in Euro<br />
Treibstoff<br />
Service<br />
Reinigung<br />
Reparaturen<br />
Reifen<br />
Zubehör<br />
Parkgebühren<br />
Garagierung<br />
Strafzettel<br />
Summe =<br />
Versicherung<br />
inkl. Steuern
Betriebswirtschaftslehre<br />
Gesamtkosten für das Auto:<br />
Fixkosten in 5 Jahren €<br />
Variable Kosten in 5 Jahren €<br />
Kosten für 1 Kilometer<br />
Summe € : 5 = ................... € Autokosten pro Jahr<br />
........................... € Autokosten pro Jahr : 40.000 km = .................. € pro km<br />
8.4.1 Grenzplankostenrechnung<br />
In Deutschland hat sich das Denken in Teilkosten erst sehr viel später entwickelt als in den<br />
USA. Die Grenzplankostenrechnung wurde erstmals 1950 von H.G. Plaut in Deutschland<br />
eingeführt. Obwohl die Grenzplankostenrechnung unabhängig vom Direct Costing entwickelt<br />
wurde, lassen sich weitgehende Übereinstimmungen feststellen.<br />
Der Begriff "Grenzplankostenrechnung" geht auf die Grenzkostenlehre von Schmalenbach<br />
zurück. Als Grenzkosten bezeichnet man den Kostenzuwachs, der durch die Produktion<br />
der jeweils letzten Produktionseinheit eines Gutes entsteht (vgl. KEMM, S.196).<br />
Es wird angenommen, dass der Gesamtkostenverlauf einer Kostenstelle linear verläuft<br />
und somit die Grenzkosten der betrieblichen Erzeugnisse konstant sind und mit den variablen<br />
Kosten übereinstimmen.<br />
Der Aufbau einer Grenzplankostenrechnung entspricht der auf Vollkosten basierenden<br />
flexiblen Plankostenrechnung. Die nach Kostenarten und Kostenstellen differenzierte Planung<br />
wird genauso durchgeführt. Der wesentliche Unterschied zur Vollkostenrechnung<br />
besteht darin, dass weder in den Verrechnungssätzen für innerbetriebliche Leistungen<br />
noch in den Kalkulationssätzen der Hauptkostenstellen fixe Kosten einbezogen werden.<br />
Merkmale<br />
Funktionen<br />
• Trennung fixer- und variabler Kosten im Bereich Kostenarten-,<br />
Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung<br />
• Kostensätze für die Kalkulation beinhalten nur variable Kosten<br />
• Fixe Kosten werden direkt in die Ergebnisrechnung übernommen.<br />
• Anpassung der Kostenvorgaben an Istbeschäftigung (Sollkosten)<br />
• Entscheidungsorientierter Ansatz<br />
143
Betriebswirtschaftslehre<br />
Dazu werden die anfallenden Kosten auf den Kostenstellen in ihre fixen und variablen Anteile<br />
zerlegt. Die fixen Kosten werden nicht mehr wie in der Vollkostenrechnung über Prozentschlüssel<br />
auf die Produkte umgelegt, sondern als Fixkostenblock direkt in die Ergebnisrechnung<br />
übernommen.<br />
Eine weitere Besonderheit von Teilkostenrechnungssystemen stellt die Ergebnisrechnung<br />
dar. Aus der Differenz der Verkaufserlöse und der variablen Kosten eines Produktes wird<br />
der Deckungsbeitrag ermittelt. Dieser gibt an, welchen Beitrag die einzelnen Produkte<br />
zur Deckung des Fixkostenblocks leisten.<br />
Die produktweise Ermittlung des Deckungsbeitrages liefert die Grundlage für absatzpolitische<br />
Entscheidungen.<br />
Ein Nachteil einer auf Teilkosten basierenden Kostenrechnung sind die fehlenden Vollkostensätze<br />
für die Produktkalkulation, die für die handels- und steuerrechtliche Bewertung<br />
erforderlich sind.<br />
Die Grenzplankostenrechnung gilt als das zur Zeit fortschrittlichste Kostenrechnungsverfahren.<br />
Sowohl zur Kontrolle der Wirtschaftlichkeit als auch für die dispositiven Aufgaben<br />
der Kostenrechnung ist das System gut geeignet. Heutzutage hat sich die Ansicht durchgesetzt,<br />
dass eine entscheidungsorientierte Kostenrechnung auf dem Grenzkostenprinzip<br />
beruhen muss. Für die langfristige Preispolitik dürfen nicht die variablen Kosten im Vordergrund<br />
stehen, sondern der durch die Produkte zu erzielende Deckungsbeitrag.<br />
8.4.2 Deckungsbeitragsrechnung<br />
Die Deckungsbeitragsrechnung auch Grenzkostenrechnung genannt, wird der entscheidungsorientierten<br />
Zielsetzung der Kostenrechnung besonders gerecht.<br />
Mit dem Deckungsbeitrag (DB) können komplizierte Entscheidungsprobleme rasch und<br />
richtig gelöst werden:<br />
• Welche Produkte / Leistungen sollen vermehrt produziert und verkauft<br />
werden?<br />
• Welche sind nicht zu forcieren?<br />
• Wie viel Umsatz muss zur Kostendeckung erreicht werden?<br />
• Was sind die Preisuntergrenzen bei freien Kapazitäten?<br />
Die DB - Rechnung kann nicht zur langfristigen Preiskalkulation herangezogen werden.<br />
Sie dient aber sehr gut zur kurzfristigen Verkaufsplanung, wenn der Betrieb noch freie Kapazitäten<br />
hat. Dabei müssen einige Bedingungen erfüllt werden:<br />
• Niedrigere Preise bei günstiger Auslastung dürfen die üblichen Preise<br />
nicht drücken<br />
• Geplante Programmumstellungen dürfen den Absatz anderer Produkte<br />
nicht negativ beeinflussen<br />
144
Betriebswirtschaftslehre<br />
Langfristig kann jeder Betrieb nur bestehen, wenn alle Kosten abgedeckt sind. D.h. das<br />
über die Deckungsbeiträge langfristig die gesamten Fixkosten abzudecken sind.<br />
Der Deckungsbeitrag (DB) des Betriebes oder einer Abteilung, Sparte und das Betriebsergebnis<br />
errechnet sich aus:<br />
Erlös (E) ergibt sich aus Bruttoerlös – Erlösschmälerungen (Provisionen, Rabatte, usw.)<br />
- variable Kosten (Kv)<br />
= Deckungsbeitrag (DB)<br />
- fixe Kosten (Kf)<br />
= Betriebsergebnis (G)<br />
Beispiel:<br />
Für das Produkt A fallen an Kv € 5.000<br />
Verkaufspreis € 9.500<br />
Fixkosten im Betrieb € 202.500 pro Monat<br />
Wie hoch ist der Gewinn/Verlust, wenn pro Monat<br />
a) 52 Stück verkauft werden? b) 38 Stück verkauft werden?<br />
Rechnerische Lösung:<br />
Erlös<br />
- Kv<br />
= DB<br />
- Kf<br />
= Gewinn<br />
Erlös = 9.500<br />
- Kosten variabel = 5.000<br />
-------------------------------------------------<br />
DB pro Stück = 4.500<br />
a) 52 Stück b) 38 Stück<br />
Gewinnschwelle X = Kf / DB = 202.500 / 4.500 = 45 Stück<br />
145
Betriebswirtschaftslehre<br />
Grafische Lösung:<br />
Erlöse, Kosten (in €)<br />
Zeichnen Sie den Verlust- und Gewinnbereich deutlich ein.<br />
146<br />
Menge<br />
Der Deckungsbeitrag als Entscheidungshilfe für die Förderung von Produkten<br />
Ein Unternehmer erzeugt 3 verschiedene Produkte:<br />
Produkt A Produkt B Produkt C<br />
Nettoerlös 1.000 1.200 800<br />
variable Kosten 600 700 400<br />
DB 400 500 400<br />
Jede verkaufte Einheit von Produkt B bringt einen DB von € 500 zur Abdeckung der Fixkosten.<br />
Somit ist dieses Produkt zu fördern. Da sich die Fixkosten nicht ändern, brauchen<br />
sie bei dieser Überlegung nicht berücksichtigt werden.<br />
Berechnung der variablen Selbstkosten pro Stunde:<br />
In der Vollkostenrechnung wurden in der Stundensatzrechnung die Selbstkosten pro<br />
Stunde berechnet. In der DB - Rechnung soll (z.B. für Preisentscheidungen) die Preisuntergrenze<br />
für eine Arbeitsstunde in Form der variablen Selbstkosten pro Stunde berechnet<br />
werden.
Betriebswirtschaftslehre<br />
Ein Dienstleistungsunternehmen hat folgende Kosten:<br />
Fixkosten 500.000<br />
variable Kosten 1,250.000<br />
davon: 500.000 Fertigungsmaterial<br />
390.000 Fertigungslöhne inkl. Lohnnebenkosten (LNK)<br />
360.000 variable Gemeinkosten<br />
Der Betrieb verrechnet 2000 Fertigungsstunden.<br />
Variable Gemeinkosten pro Stunde = € 360.000 / 2000 Stunden = € 180 / Stunde<br />
Die variablen Kosten einer Fertigungsstunde wären bis einem durchschnittlichen Stundenlohn<br />
von € 100 und 95 % LNK so zu berechnen:<br />
100,00 Bruttostundenlohn<br />
+ 95,00 LNK<br />
+ 180,00 variable Gemeinkosten<br />
375,00 variable Selbstkosten<br />
Ab einem Nettoerlös von € 375,00 wird mit dem Verkauf einer Stunde ein DB<br />
erwirtschaftet. Die DB werden dann zur Abdeckung der Fixkosten verwendet. Nettopreise<br />
unter € 375,00 würden nicht einmal die Kosten abdecken, die durch die Arbeitsstunde unmittelbar<br />
verursacht sind.<br />
Beispiel: Würstelstand<br />
Der Besitzer kauft die Würstel um 1,00 € ein und verkauft sie um 2,50 €<br />
Die Semmel kauft er um 0,30 € ein.<br />
Dazu kommen noch Ausgaben für Senf, Servietten, Waschmittel, .......<br />
Täglich entstehen dem Besitzer Unkosten von € 250,00 (Standmiete, Energie, sein Arbeitslohn,<br />
usw.)<br />
Folgende Fragen bzw. Behauptungen<br />
tauchen auf:<br />
Ein Würstelstand ist eine „Goldgrube“!<br />
Hat der Besitzer bei jedem Verkauf<br />
einen Gewinn oder erst ab einer bestimmten<br />
Menge?<br />
Antwort bzw. Begründung:<br />
147
Betriebswirtschaftslehre<br />
Ihre Kalkulation:<br />
Kosten/Gewinnfaktor in Euro<br />
Würstel<br />
Semmel<br />
Gewinn =<br />
1,00<br />
0,30<br />
Zeichnerische Erklärung nach der Teilkostenrechnung in Euro pro Tag:<br />
Euro<br />
1.000,--<br />
900,--<br />
800,--<br />
700,--<br />
600,--<br />
500,--<br />
400,--<br />
300,--<br />
200,--<br />
100,--<br />
50 Paar<br />
Schlussfolgerung:<br />
100 Paar 150 Paar 200 Paar 250 Paar<br />
148<br />
300 Paar<br />
Würstel
Betriebswirtschaftslehre<br />
Will man den Gewinn auch grafisch sehen, so muss man die Erlösfunktion darstellen.<br />
Erlös (E) aus dem Verkauf der Produkte = Preis (P) * Menge (X)<br />
E = P * X<br />
Wenn der Erlös die anfallenden Kosten decken soll, dann lautet die Gleichung:<br />
Erlös = Kosten<br />
P * X = Kf + Kv * X<br />
X = Kf / P - Kv<br />
X = die kritische Menge, bei der die Erlöse gerade die Kosten decken<br />
ein Gewinn wird noch nicht erzielt (Gewinnschwelle)<br />
Entscheidung über Annahme oder Ablehnung eines Auftrages<br />
Wenn durch die Erlöse die variablen Kosten nicht abgedeckt werden, wird nur noch ein<br />
negativer DB erzielt. Das Betriebsergebnis würde sich daher auf jeden Fall verschlechtern.<br />
Solche Aufträge wären daher auf keinen Fall anzunehmen.<br />
Beispiel:<br />
Für einen Auftrag ist ein Nettoerlös von € 10.000 möglich. Dabei würden folgende Kosten<br />
entstehen: € 4.000 Fertigungsmaterial und 20 Fertigungsstunden (€ 100 Bruttostundenlohn,<br />
95 % LNK und € 115 variable Gemeinkosten). Soll dieser Auftrag angenommen<br />
werden?<br />
4.000 Fertigungsmaterial<br />
2.000 Fertigungslöhne<br />
1.900 LNK<br />
2.300 variable Gemeinkosten / Stunde<br />
10.200 gesamte variable Kosten<br />
Der Auftrag ist auch zur Auslastung freier Kapazitäten nicht anzunehmen, da nicht einmal<br />
die variablen Kosten abgedeckt werden.<br />
Berechnung der Gewinnschwelle<br />
Als Gewinnschwelle oder Break Even Point (BEP) oder Kostendeckungspunkt bezeichnet<br />
man jenen Umsatz, bei dem die erzielten Erlöse alle Kosten (Fixkosten und variable<br />
Kosten) abdecken. Daher ist es auch wichtig, jenen Umsatz zu kennen, bei dem Kostendeckung<br />
erreicht wird.<br />
Denn erst bei Überschreiten bestimmter Umsatzgrenzen (auf Grund einer bestimmten<br />
Auslastung) kommt der Betrieb in die Gewinnzone.<br />
Die dazu notwendige Menge an verkauften Dienstleistungen oder Produkten wird als kritische<br />
Menge bezeichnet.<br />
149
Betriebswirtschaftslehre<br />
Beispiel: Gesamtkosten eines Handwerksbetriebes € 100.000<br />
Fixkosten € 38.590<br />
variable Kosten € 61.410<br />
Der Betrieb verkauft nur ein Produkt zu einem Marktpreis von € 40,00 netto. Die variablen<br />
Kosten entstanden durch die Herstellung von 4094 Stück. Die variablen Stückkosten<br />
betragen daher € 15,00<br />
40,00 Nettoerlös<br />
- 15,00 variable Kosten<br />
25,00 Deckungsbeitrag<br />
Wie hoch ist die „kritische Menge“, die abgesetzt werden muss, um kostendeckend zu<br />
sein?<br />
Kritische Menge = Fixkosten / DB pro Stück = 1.544 Stück<br />
Die Gewinnschwelle ist der Umsatz, bei dem alle Kosten abgedeckt sind oder der Umsatz,<br />
der mit der kritischen Menge erreicht wird.<br />
K / E<br />
kritischer<br />
Umsatz<br />
Verlustzone<br />
Abb. 53: Break-Even-Point (BEP)<br />
Break-Even-<br />
Point<br />
Im BEP gilt: Umsatz = Gesamtkosten<br />
DB = Fixkosten<br />
Gewinn = 0<br />
150<br />
kritische<br />
Menge<br />
Gewinnzone<br />
Deckungsbeitrag<br />
Umsatz<br />
Gesamtkosten<br />
fixe Kosten<br />
variable<br />
Kosten<br />
Stück / Periode
Betriebswirtschaftslehre<br />
Mit der Deckungsbeitragsrechnung kann auch die Wirtschaftlichkeit einzelner Produkte,<br />
einzelner Betriebsbereiche oder des Gesamtunternehmens überprüft werden. Dazu ist<br />
aber die ständige Überprüfung der Kosten notwendig.<br />
8.5 Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungssystems<br />
Die Kostenrechnungssysteme haben sich vom vergangenheitsorientierten Dokumentationscharakter<br />
immer mehr in Richtung Unternehmensführungsfunktion entwickelt. Im Vordergrund<br />
muss deshalb ein entscheidungsorientierter Kostenrechnungsansatz stehen.<br />
Für die Auswahl eines geeigneten Kostenrechnungsverfahrens müssen neben den Unternehmenszielen<br />
besonders die branchenspezifischen Merkmale des entsprechenden Industriezweiges<br />
berücksichtigt werden.<br />
Für die Bewertung von Beständen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen ist steuerlich<br />
weitgehend die Vollkostenrechnung vorgeschrieben. Aber auch die Berechnung von Verkaufspreisen,<br />
soweit diese autonom festgelegt werden können und nicht vom Markt her<br />
gegeben sind, ist die Vollkostenrechnung vorzuziehen.<br />
Aus den Merkmalen der verschiedenen Kostenrechnungssysteme geht deutlich hervor,<br />
dass eine effektive Kostenkontrolle nur über eine zukunftsorientierte Plankostenrechnung<br />
zu realisieren ist. Eine detaillierte Absatz- und Kostenplanung ist die Grundlage für eine<br />
effiziente Steuerung des Unternehmens.<br />
Der ständige Soll- / Ist-Vergleich liefert Informationen über Abweichungen, aus denen<br />
rechtzeitig Maßnahmen abgeleitet werden können, um die Zielerreichung zu sichern.<br />
Eine wesentliche Aufgabe des Kostenrechnungssystems ist die Bereitstellung aussagefähiger<br />
Informationen, die bereits von kurzfristig nicht beeinflussbaren Abweichungen bereinigt<br />
sind. Eine Kostenabweichung muss dort angezeigt werden, wo sie entsteht.<br />
Für eine effiziente Kostenkontrolle ist weiterhin die Anpassung der Planzahlen an die jeweilige<br />
Beschäftigungsabweichung zu berücksichtigen.<br />
151
Betriebswirtschaftslehre<br />
8.6 Kontrollfragen<br />
1. Nennen Sie zwei Systeme der Kostenrechnung:<br />
2. Erklären Sie eine Kostenartenrechnung:<br />
3. Was ist ein BAB?<br />
4. Erklären Sie eine Kostenstellenrechnung:<br />
5. Erklären Sie eine Kostenträgerrechnung:<br />
6. Erklären Sie kurz eine Deckungsbeitragsrechnung:<br />
152
Betriebswirtschaftslehre<br />
153
Betriebswirtschaftslehre<br />
9 ANHANG<br />
9.1 Arbeitsplan<br />
Der nachfolgende Arbeitsplan dient als Anhalt für den Trainer, enthält die Anzahl der Abende<br />
und den lt. Lehrplan zu vermittelnden Lehrstoff.<br />
HTL - Maschinenbau<br />
Gegenstand: <strong>BET</strong><br />
Modul: Begriffe und Funktionen<br />
Abend Lehrstoff Bemerkung<br />
1 Wirtschaft und ihre Elemente<br />
2 Unternehmen und Umfeld<br />
3 Aufbau – und Ablauforganisation<br />
4 Funktionsbereiche des Unternehmens<br />
5 Funktionsbereiche des Unternehmens<br />
1 Abend = 4 Übungseinheiten<br />
154
Betriebswirtschaftslehre<br />
9.2 Literaturverzeichnis<br />
BLV Bundesverband für Logistik: Logistik in Österreich, Eigenvervielfältigung 2001<br />
GUTE Gutenberg E.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Band 1, Die Produktion,<br />
Berlin-Heidelberg-New York 1968<br />
HEIN Heinen, E.: Industriebetriebslehre– Entscheidung im Industriebetrieb,<br />
9. Auflage, 1991, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden<br />
1991<br />
JÜNE Jünemann, R.: Logistik als Philosophie für schlanke Unternehmen, in: Tech in<br />
Time 1/93<br />
LEUT Leutgeb, V.: Betrieb und Funktionen, WIFI-Skript Werkmeisterschule, Linz 1997<br />
MASL Maslow, A.H.: A Theory of Human Motivation, in Motivation and Work Behavior,<br />
Verlag McGraw-Hill 1975<br />
MELL Mellerowicz K.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre III, Sammlung Göschen,<br />
Berlin 1967<br />
WEBE Weber W.: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Springer Verlag, Berlin<br />
Heidelberg New York 1972<br />
WÖHE Wöhe G.: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 11.Auflage,<br />
München 1975<br />
155
Betriebswirtschaftslehre<br />
9.3 Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Wissensbereiche .....................................................................................................5<br />
Abb. 2: Betriebswirtschaftslehre ..........................................................................................6<br />
Abb. 3: Wirtschaft ................................................................................................................8<br />
Abb. 4: MASLOW’s Motivationstheorie..............................................................................11<br />
Abb. 5: Wirtschaftskreislauf ...............................................................................................12<br />
Abb. 6: Erweiterter Wirtschaftkreislauf..............................................................................13<br />
Abb. 7: Wirtschaftsordnungen............................................................................................14<br />
Abb. 8: Bestimmungsfaktoren des Betriebes.....................................................................16<br />
Abb. 9: Wertschöpfungsprozess ........................................................................................19<br />
Abb. 10: Unternehmensmodell ..........................................................................................26<br />
Abb. 11: Von der Mission zu den Unternehmenszielen .....................................................28<br />
Abb. 12: Übersicht Zielkategorien......................................................................................34<br />
Abb. 13: Unternehmensstrategie .......................................................................................36<br />
Abb. 14: Unternehmensumfeld ..........................................................................................37<br />
Abb. 15: Anspruchsgruppen eines Unternehmens ............................................................38<br />
Abb. 16: Unternehmensorganisation .................................................................................44<br />
Abb. 17: Linienorganisation ...............................................................................................45<br />
Abb. 18: Stablinienorganisation .........................................................................................46<br />
Abb. 19: Divisionalorganisation..........................................................................................47<br />
Abb. 20: Matrixorganisation ...............................................................................................48<br />
Abb. 21: Funktionsdiagramm .............................................................................................50<br />
Abb. 22: Prozessorientierung.............................................................................................53<br />
Abb. 23: Tendenzen ..........................................................................................................56<br />
Abb. 24: Arbeitsablaufplan (Flow Chart) ............................................................................56<br />
Abb. 25: Marktbezogenes Unternehmen ...........................................................................59<br />
Abb. 26: Marketinginstrumente ..........................................................................................60<br />
Abb. 27: Stellung des Handels in der Wirtschaft................................................................61<br />
Abb. 28: Aufgaben und Funktionen des Handels...............................................................62<br />
Abb. 29: Trend – Lebenszyklus .........................................................................................63<br />
Abb. 30: Beschaffungszyklus.............................................................................................65<br />
Abb. 31: Produktion ...........................................................................................................67<br />
Abb. 32: Phasen der Produktion ........................................................................................67<br />
Abb. 33: Produktionstypen.................................................................................................69<br />
Abb. 34: Kommunikation....................................................................................................76<br />
Abb. 35: Tendenzieller Stückkostenverlauf der Produktionsfaktoren.................................77<br />
Abb. 36: Logistischer Prozess ...........................................................................................80<br />
Abb. 37: Logistikpartner.....................................................................................................81<br />
Abb. 38: Struktur des betrieblichen Rechnungswesen.......................................................84<br />
Abb. 39: Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung....................................................85<br />
Abb. 40: Rechenvorgang ...................................................................................................89<br />
156
Betriebswirtschaftslehre<br />
Abb. 41: Kalkulationsschema...........................................................................................100<br />
Abb. 42: Kosten ...............................................................................................................108<br />
Abb. 43: Gewinn u. Verlustrechnung ...............................................................................109<br />
Abb. 44: Vom Aufwand zu Kosten ...................................................................................110<br />
Abb. 45: Kostenstruktur eines Unternehmens .................................................................116<br />
Abb. 46: Aufgaben der Kostenrechnung..........................................................................117<br />
Abb. 47: Systeme der Kostenrechnung ...........................................................................120<br />
Abb. 48: Stufen der Vollkostenrechnung..........................................................................122<br />
Abb. 49: Grafische Darstellung von variablen und fixen Kosten ......................................124<br />
Abb. 50: Einfaches Beispiel für einen BAB ......................................................................128<br />
Abb. 51: Schema für Zuschlagskalkulation ......................................................................130<br />
Abb. 52: Handelsspanne (grauer Bereich).......................................................................132<br />
Abb. 53: Break-Even-Point (BEP)....................................................................................150<br />
157