alpbacher architekturgespräche 2003 - ATP
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Fritz Gurgiser<br />
Obmann,Transitforum Austria-Tirol<br />
Ich bin kein Freund der Kontinuität, sondern eher der Brüche.Wenn man diese<br />
Situation in Tirol ansieht, wie sich alles entwickelt hat, wo wir heute stehen, sei es<br />
jetzt der Verkehr oder Grundverbrauch, so möchte ich mit einem persönlichen<br />
Beispiel beginnen, weil heute der Häuselbauer mehrfach bereits erwähnt wurde.<br />
Ich habe mir vor über zwanzig Jahren mit meiner Frau auch überlegt, ein Haus<br />
irgendwo im Grünen zu bauen.Wir haben uns dann doch für die verdichtete<br />
Bauweise entschieden. Ich habe also kein Haus mit vier freien Seitenwänden,<br />
sondern ich habe nur zwei freie Seitenwände, was für die Heizung enorm<br />
günstig ist. Ich habe auch keine Grünflächen links und rechts des Hauses, die ich<br />
mähen muss – unnütz. Und was ich gewonnen habe, ist eigentlich fast eine<br />
Großfamilie.Wir haben auch keinen Zaun zwischen uns und den Nachbarn -<br />
ganz untypisch für Tirol. Das zeigt einen Punkt, den ich ansprechen will - der<br />
falsch verstandene Eigentumsbegriff: Dieses Prestige aus Besitz - “... das gehört<br />
mir und dass mir ja keiner reinschaut!”<br />
Diese Begrenztheit in unserem Land verlangt Brüche. Man muss sich in Zukunft<br />
damit auseinandersetzen, dass der Eigentumsbegriff neu definiert werden muss.<br />
Man muss sich damit auseinandersetzen, ob es wirklich so ist, wie viele glauben,<br />
dass man dieses Einfamilienhaus haben muss, um sich dafür 50 Jahre lang zu<br />
verschulden. Ist das Wohlstand? Ist es in einem begrenzten Land wie Tirol oder<br />
auch in anderen Gebieten Europas nicht gescheiter, dass man Grenzen abbaut,<br />
indem man mehr zusammenrückt?<br />
Zwei Fragen stellen sich: Gibt es den politischen Willen, sich diesem Thema zu<br />
widmen? Jetzt noch nicht. Man merkt ihn zumindest nicht oder er ist sehr wenig<br />
< <strong>alpbacher</strong> <strong>architekturgespräche</strong> <strong>2003</strong>: nachlese ><br />
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