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Referat Prof. Dr. F. Nieslony (PDF, 302.2 KB) - Jena

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(schulische) Erfordernisse: THESE 3<br />

Die Ganztagsschullandschaft in Deutschland bietet kein einheitliches Bild. Auch<br />

meine folgenden Ausführungen berücksichtigen keine länderspezifischen<br />

Entwicklungen und Eigenheiten.<br />

Die Einrichtung von Ganztagsschulen in Deutschland scheiterte – historisch<br />

gesehen – bisher immer an der ablehnenden Haltung der westdeutschen Bildungspolitik.<br />

Und das, obwohl der Deutsche Bildungsrat bereits 1973 empfohlen<br />

hatte, den Anteil von Ganztagsschulen in Deutschland schrittweise auf bis zu 30%<br />

zu steigern und sich die Nachfrage der Eltern nach Ganztagsplätzen schon Ende<br />

der 80er bis Mitte der 90er Jahre auf 20 bis 40% belief.<br />

Hinzu kommen – wie Sie selbst am besten wissen – die unterschiedlichen Traditionen<br />

in Ost- und Westdeutschland, die sich in der Flächendeckung hinsichtlich<br />

der ganztägigen Betreuung von Kindern und Jugendlichen vehement<br />

unterschieden. Diese Tatsachen ließen Ihnen hier in Thüringen die Möglichkeit, die<br />

Schullandschaft bedürfnisorientierter zu gestalten und eine an modernen<br />

Erfordernissen ausgerichtete Schulentwicklung zu fördern.<br />

Ich denke, insbesondere die Einführung der "Thüringer Gemeinschaftsschule"<br />

geht in meine Argumentationsrichtung, die einiges von dem realisiert, was ich<br />

noch erwähnen werde. Von daher kennen Sie auch viele Argumente des Für und<br />

Wider zur Einrichtung des Ganztagsschulsystems, was ich hier nicht wiederholen<br />

brauche.<br />

Gestatten Sie mir jedoch, eine STUDIE zur Entwicklung der Ganztagsschulen kurz<br />

zu erwähnen, die bereits anno 2008 vorgestellt wurde und interessante<br />

Ergebnisse auch für unseren Zusammenhang erbringt. 11 An dieser BEFRAGUNG<br />

waren alle großen Forschungsinstitutionen im Bildungswesen beteiligt. Sie hatten<br />

zur Aufgabe, die Einführung der Ganztagsschulen zu begleiten und haben dazu<br />

eine erste Befragung anno 2005 und eine zweite anno 2007 durchgeführt.<br />

"Insgesamt haben 373 Schulen an dieser Befragung aus 14 Bundesländern teilgenommen.<br />

Über 18.000 Eltern sind befragt worden, über 26.000 Schülerinnen und<br />

Schüler, 313 Schulleitungen, etwas mehr als 6.700 Lehrer und Lehrerinnen, 820<br />

Kooperationspartner, also die, die auch hier heute sitzen und 1.665 pädagogisch<br />

tätige Personen, das sind die, die Schulsozialarbeit und außerschulische<br />

Angebote in Ganztagsschulen machen". 12<br />

Über die zentralen Ergebnisse hinaus, dass es z.B. wesentlich mehr Ganztagsschulen<br />

als noch 2005 gibt, dass, wenn eine Schule Ganztagsschule ist, weit<br />

über 50% der Schüler über alle Jahrgangsstufen hinweg die Angebote nutzen, hat<br />

sich auch herausgestellt, "dass Ganztagsangebote und Unterricht nur sehr selten<br />

miteinander verknüpft sind". 13<br />

Das aber genau ist der Punkt, an dem deutlich wird, dass die Lebens- und<br />

Lernwelten der Kinder und Jugendlichen noch nicht in Übereinstimmung gebracht<br />

wurden – dass eine schulpädagogische und sozialpädagogische Verzahnung in<br />

vielen Ganztagsschulen noch nicht realisiert ist.<br />

Für die Diskussion meiner Behauptung setze ich voraus, dass sie die verschiedenen<br />

FORMEN des Ganztagsbetriebs kennen und wissen, dass die "offene"<br />

gegenüber der "gebundenen" Form das preiswertere und zumeist praktiziertere<br />

Modell ist – also in der bundesweiten Gesamtschau der finanzpolitische Favorit.<br />

11 Vgl. hz. das Grundsatzreferat von <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Karin Böllert, Universität Münster, auf der<br />

Fachtagung der AWO am 5.11.2008 in Düsseldorf, a.a.O., S. 6 f.<br />

12 Ebenda, S. 13.<br />

13 Ebenda, Herv. FN.

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