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Referat Prof. Dr. F. Nieslony (PDF, 302.2 KB) - Jena

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EINLEITUNG<br />

Wenn Sie sich einmal die Mühe machen und heute die Literatur, die Forschungsergebnisse,<br />

Tagungs- und Kongressberichte allein der letzten Jahre recherchieren, dann<br />

stoßen Sie beim Lesen – oft schon einleitend – auf Sätze wie: "Die Notwendigkeit von<br />

Schulsozialarbeit ist unumstritten." Und: "Schulsozialarbeit hat sich (…) zu einem sehr<br />

wichtigen Aufgabenfeld der Jugendhilfe (…) entwickelt". 2 Oder etwas salopper formuliert:<br />

"Schulsozialarbeit ist ´en vogue`." 3<br />

Sobald also eine fachliche Zusammenschau der bundesweiten PRAXIS der Schulsozialarbeit<br />

einerseits und den heute bestehenden unterschiedlichen Kooperationsformen zwischen<br />

der Jugendhilfe und den beteiligten Schulen andererseits vorgenommen wird,<br />

entsteht folgendes BILD:<br />

Auf der einen Seite hat es lange gedauert, bis die Anerkennung der Schulsozialarbeit wie<br />

in den Zitaten so formuliert werden konnte. Auf der anderen Seite entsteht immer noch der<br />

Eindruck, den schon der Pädagoge BITTNER in seiner Darstellung der "Schule als<br />

sozialpädagogisches Feld" in der bildungspolitischen Reformphase der frühen 1970er<br />

Jahre zum Verhältnis Schule und Jugendhilfe formulierte: "Schulpädagogik und Sozialpädagogik<br />

wissen nichts voneinander. Und noch schlimmer als das: sie stehen einander<br />

vielfach mit Reserve, ja mit Misstrauen gegenüber". 4<br />

BITTNER würde das heute sicher anders formulieren. Aber dieses BILD entsteht nach<br />

meiner Erfahrung bei denjenigen Studenten, die ihr erstes Praktikum in einer Schule<br />

absolviert haben und die sich der Schulsozialarbeit später zuwenden wollen. Sollten deren<br />

Erkenntnisse immer noch zutreffen, hätten wir Anlass zu der Frage, ob sich denn<br />

überhaupt nichts geändert habe.<br />

Ich wage zu behaupten: Wir sind dabei, das Verhältnis "Jugendhilfe und Schule" fachlich<br />

neu zu sondieren, viele Kooperationsformen weisen zumindest darauf hin. Sie gehören<br />

allerdings immer noch nicht zum Schulalltag. Auch bildungspolitisch bin ich eher skeptisch.<br />

Denn schon einmal waren Schulreformen (gemeint ist die Gesamtschulreform des Deutschen<br />

Bildungsrates 1969) mit "sozialpädagogischer Blindheit" (Tillmann 1982) belastet.<br />

Noch zu Beginn der 1980er Jahre hieß es: "Schulsozialarbeit ist keine Institution, die exakt<br />

beschrieben, amtlich dokumentiert oder systematisch erfaßt ist; ebenfalls ist<br />

´Schulsozialarbeit´ kein Begriff, der in der erziehungswissen- und sozialwissenschaftlichen<br />

Diskussion schon feste Konturen gewonnen hat", wie Klaus-Jürgen Tillmann damals<br />

formulierte. 5<br />

Und Hans Thiersch schrieb noch 1992 etwas zweideutig, jedoch zutreffend: "Schulsozialarbeit<br />

erscheint noch immer weithin in der Rolle jenes traditionellen Dienstmädchens,<br />

das ganz den Interessen der Herrschaft verpflichtet ist, allseits verfüglich und diskret sein<br />

muß und schlecht bezahlt wird". 6<br />

Die zweite Hälfte der 90er Jahre ist geprägt von der Fragestellung: "Wie kann die Kooperation<br />

zwischen Jugendhilfe und Schule über Modelle hinaus auf den Weg gebracht<br />

werden, welche Rahmenbedingungen, Strukturen müssen geschaffen, verändert, welche<br />

2 So Johannes Horn, Jugendamtsleiter, Düsseldorf, Fachtagung der AWO "Wieviel Schulsozialarbeit<br />

braucht die Schule?", Düsseldorf, 5.11.2008.<br />

3 Bassarak, H. (2008): Aufgaben und Konzepte der Schulsozialarbeit/Jugendsozialarbeit an Schulen<br />

im neuen sozial- und bildungspolitischen Rahmen, Düsseldorf, S. 13.<br />

4 Bittner 1970, in: Tillmann, K.-J. (1976): Sozialpädagogik in der Schule. Neue Ansätze und Modelle,<br />

München, S. 7)<br />

5 Tillmann, Ebenda 1976, S. 12.<br />

6 Thiersch, H. (1992): Lebensweltorientierte Soziale Arbeit, Weinheim und München, S. 150

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