Vom Anspruch zur Wirklichkeit (PDF, 990 kB) - Landschaftsverband ...
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Das Sozialpsychiatrische Zentrum als Motor im Gemeindepsychiatrischen Verbund<br />
Im Ergebnis wird die wirtschaftliche<br />
Existenz risikoreicher, ihre Sicherung<br />
tritt als Aufgabe stärker in den Vordergrund<br />
als früher. Ein Teil unserer<br />
Angebote ist schon jetzt selbst bei extremen<br />
Sparmaßnahmen nicht mehr<br />
kostendeckend zu erbringen. Neben<br />
Kündigung von Tarifverträgen, Kürzung<br />
von Stellenplänen, Outsorcing,<br />
Insorcing und anderen Hässlichkeiten<br />
werden daher weitere Strategien <strong>zur</strong><br />
Zukunftssicherung benötigt.<br />
Michael van Brederode hat kürzlich in<br />
diesem Zusammenhang davon gesprochen,<br />
Kliniken und Vereine müssten<br />
sich in dieser Situation „neu erfinden“.<br />
Sie erinnern sich vermutlich alle<br />
an Klaus Dörners geflügeltes Wort:<br />
„aus leeren Kassen Kapital schlagen“<br />
- nicht mehr taufrisch, aber leider keineswegs<br />
überholt. Gemeint sind damit<br />
Reformen der bisherigen Strukturen,<br />
die zu einer Verbesserung sowohl der<br />
Versorgung als auch der wirtschaftlichen<br />
Kennzahlen führen.<br />
Ein solcher Weg <strong>zur</strong> Zukunftssicherung<br />
ist die Verbreiterung des Geschäftsfeldes.<br />
Wer heute nur noch ein<br />
Standbein hat, ist auf Gedeih und Verderb<br />
den Spielregeln der Finanzierung<br />
dieses Standbeins ausgeliefert - seien<br />
es Krankenhausleistungen, Eingliederungshilfen<br />
oder andere Sparten.<br />
Korporatismus oder Markt?<br />
„Mitbewerber“ oder Verbundpartner?<br />
Für die Lösung dieses Problems gibt<br />
es ja theoretisch zwei Wege:<br />
Erstens: Man kann als einzelner Träger<br />
neue Leistungsangebote aufbauen.<br />
Soweit es die in der Region noch<br />
nicht gibt, ist das sicher sinnvoll. Ansonsten<br />
bedeutet es, als Konkurrent<br />
aufzutreten zu vorhandenen Anbietern.<br />
Etwas euphemistisch nennt man<br />
das ja in der Wirtschaft „Mitbewerber“.<br />
Die Vorteile dieser Lösung<br />
liegen sicher darin, dass man die eigenen<br />
Unternehmensziele verfolgen<br />
kann und keine Rücksicht auf vorhandene,<br />
unter Umständen sperrige Mitanbieter<br />
nehmen muss.<br />
Oder, zweitens: Man kann sich mit anderen<br />
Leistungserbringern zusammen<br />
tun und dadurch Synergieeffekte erzielen.<br />
Das wäre dann die korporatistische<br />
Lösung, die Richtung Verbundbildung<br />
und Joint Ventures führt. Ein<br />
Vorteil liegt darin, dass man das<br />
Know-how der Partner zusammenführen<br />
kann, so dass nicht jeder Einzelne<br />
das Rad von vorne erfinden muss.<br />
So weit die Sicht der Leistungserbringer<br />
als Unternehmer. Aus der Sicht<br />
unserer Klienten sollte die Reise allerdings<br />
Richtung Verbund gehen, jedenfalls<br />
solange man die Zielgruppen<br />
mit großem, komplexem Hilfebedarf<br />
im Blick hat - das habe ich eben schon<br />
ausgeführt.<br />
Beide Wege haben wir in der letzten<br />
Zeit beobachten können. Einerseits<br />
haben wir im Betreuten Wohnen eine<br />
Anbietervielfalt, die nur noch mühsam<br />
durch Geschäftsordnungen von Hilfeplankonferenzen<br />
zu bändigen ist. Andererseits<br />
sind heute auf dieser Tagung<br />
Gemeindepsychiatrische Verbünde<br />
vertreten, die ihre Kooperation auf<br />
eine neue qualitative Stufe gehoben<br />
haben oder jedenfalls heben wollen.<br />
Davon werden sie ja nachher berichten.<br />
Nach meinem Eindruck setzt sich aber<br />
im Rheinland unter den Anbietern ein<br />
Konsens durch, nicht in erster Linie<br />
auf das Wildern in bisher fremden Revieren<br />
zu setzen, sondern auf Zusammenrücken<br />
und Vernetzen.<br />
- Rheinisch eben!<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Anspruch</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wirklichkeit</strong> - Das SPZ als Basis des Gemeindepsychiatrischen Verbundes - 27