Spielzeitheft THEATER BIELEFELD 2013/14 STADT LAND FLUSS
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the rape of Lucretia<br />
oper in 2 akten von Benjamin Britten<br />
–<br />
liBretto von roland duncan<br />
BaSierend auf andré oBeyS SchauSpiel Le VioL De Lucrèce<br />
in enGliScher Sprache mit deutSchen üBertexten<br />
–<br />
premiere 24.05.<strong>14</strong> im Stadttheater<br />
In Zeiten politischer und gesellschaftlicher Wirren vollzieht sich häufig ein Verfall der<br />
Moral, der Ethik im Allgemeinen sowie der zwischenmenschlichen Beziehungen. Innere Werte<br />
sind bestenfalls schöner Schein. Die »andere Seite«, die in jedem Menschen wohnt, wird<br />
schonungslos bloßgelegt.<br />
Lucretia – die vermeintlich einzig treue Frau in Zeiten römisch-griechischer Kampfes lust –<br />
glaubt an die Beständigkeit, die Monogamie, die Liebe. Das macht sie zur Projektionsfläche<br />
männ licher Fantasien, zum Lustobjekt. Sie wird Opfer eines schändlichen Vergewaltigungs aktes,<br />
verendet an ihrer eigenen Schändung und nimmt sich das Leben. Ein schuldhaftes Vergehen am<br />
eigenen Ich.<br />
Brittens Oper offeriert eine Suche nach den Gründen, will weniger ein Sittenbild, sondern<br />
vielmehr das (negative) Spektrum der menschlichen Triebe, Gelüste und Untiefen zeichnen.<br />
Schnell wird deutlich, dass die Lucretia mehr als eine bloße Opferfigur ist. Der Facettenreich-<br />
tum der Protagonistin beschäftigte unzählige Verfasser – von Dionysos von Halikarnassos über<br />
Boccaccio bis hin zu Goldoni und Schlegel. Ihr reines und gleichsam stoisches Auftreten war<br />
und ist Anlasspunkt diverser Betrachtungen und gegensätzlicher Auffassungen, die auch in Brit-<br />
tens Oper nicht unberücksichtigt bleiben. Die kammermusikalische Behandlung des Orchesters,<br />
der Rückgriff auf Strukturen der barocken Oper, die Modifikation des attischen Chorbegriffes<br />
und die kunstreiche Textgestaltung scheinen die eindeutige Uneindeutigkeit der Vorgänge zu<br />
reflektieren, zu hinterfragen – und der Zuschauer wird zum Mitwisser eines schrecklichen Tuns.<br />
Musikalische Leitung: Elisa Gogou / Inszenierung: Andrea Schwalbach<br />
LIANGHUA GONG, SäNGER<br />
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