Spielzeitheft THEATER BIELEFELD 2013/14 STADT LAND FLUSS
Spielzeitheft THEATER BIELEFELD 2013/14 STADT LAND FLUSS
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GREGOR ZöLLIG, LEITER DES TANZ<strong>THEATER</strong>S<br />
LiebeS pubLikum,<br />
40 41<br />
was hält unsere Gesellschaft zusammen? Dieser Fragestellung widmet sich das Tanz theater<br />
Bielefeld in der Spielzeit <strong>2013</strong>/<strong>14</strong> in mehreren Facetten. Von der familiären Keimzelle über<br />
Formen der Tradition und des Rituals bis hin zur Stadtgesellschaft nähern wir uns unterschiedli-<br />
chen Zugängen und Sichtweisen zum gleichen Thema.<br />
Traditionen und Rituale gehören unabdingbar zum Zusammenhalt und zu den Grundlagen<br />
einer jeden Gesellschaft. Rituale dienen der Definition des eigenen Ichs sowie zur Abgrenzung<br />
von anderen Gesellschaften. Das Ballett Le Sacre du Printemps mit der Musik von Igor Strawinsky<br />
behandelt ein solches, in diesem Falle sehr grausames Ritual.<br />
Die kleinste Einheit einer jeden Gesellschaft bildet die Familie. Gastchoreograph Guilherme<br />
Botelho, der bereits zum zweiten Mal in Bielefeld zu Gast ist, schaut in seinem Tanzstück Das<br />
Gewicht der Schwämme hinter die Fassade von »Vater, Mutter, Kind«. Welche verschütteten<br />
Träume und ängste gibt es in einer Familie? Was schlummert in deren Unter bewusstsein? In surreal<br />
anmutenden Bildern schafft es Botelho, uns einen Blick in die Abgründe der typischen<br />
Kleinfamilie zu ermöglichen.<br />
Anlässlich des 800-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Bielefeld stellt das Tanztheater auch<br />
ganz konkret die Frage, was das Zusammenleben in unserer Stadt ausmacht. In dem bisher größten<br />
Zeitsprung-Projekt Bi-Motion mit 800 Beteiligten kommen unterschiedlichste Menschen<br />
aus unserer Stadt zusammen und erarbeiten gemeinsam ein Tanzstück, welches sich mit unserer<br />
Stadtgesellschaft auseinandersetzt. Wie gelingt es, dass über 300.000 vollkommen verschiedene<br />
Menschen im urbanen Raum gut zusammen leben können? Welche Traditionen und Rituale<br />
braucht eine solche Stadtgesellschaft? Wo gibt es Punkte der Identifikation, wo Differenz?<br />
Auch das Tanzgastspiel Monchichi des französischen Choreographen Sébastien Ramirez<br />
beschäftigt sich mit der Frage nach dem möglichen Zusammenleben verschiedener Kulturen,<br />
und zwar in der intimsten Form, der eines Paares. Er stammt aus Europa, sie aus Asien: Was<br />
verbindet, was trennt die beiden? Sichtbar wird hier quasi in Nahaufnahme, dass die Annäherung<br />
innerhalb einer Gesellschaft ein nicht endender Prozess ist, in welchem alle Beteiligten<br />
eine kontinuierliche Offenheit mitbringen müssen.<br />
Ich freue mich auf zahlreiche Begegnungen mit Ihnen.<br />
Ihr Gregor Zöllig