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ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea I - Universitatea din ...

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Antoni Dębski<br />

Weinkultur, Kulturleistung, aber auch kultivierte Menschen, kultivierte Umgebung<br />

und nicht zuletzt Kulturtasche. Kurzum: Kultur ist Alles von dem Menschen Hervorgebrachte<br />

(so auch das Lemma im Brockhaus-Lexikon) und Alles von ihm Gepflegte.<br />

Kultur sind alle Hervorbringungen des Menschen sowie seine Sicht auf ‘Alles Darüber<br />

Hinaus’, seine Weltsicht. Bereits auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die<br />

Bedeutung des Wortes “Kultur“ in den o.g. Komposita stark differiert. Im täglichen<br />

Sprachgebrauch differenziert man außerdem zwischen Kultur schlechthin und höherer<br />

Kultur, und zwar durch den einschränkenden Bezug des Wortes auf einige wenige<br />

Gebiete des künstlerischen Schaffens des Menschen.<br />

In der Philogenese des Menschen sind sein Denken, seine Sprache und seine Kultur<br />

gleichzeitig nebeneinander gewachsen und verwachsen. Wenn wir also annehmen,<br />

dass das Denken und die Sprache zur Kultur gehörten, sind folgerichtig Denken,<br />

Sprache und Kultur im Menschen eins! Aus der Annahme ergeben sich im Einzelnen<br />

folgende weitere Konvergenzen: Wer eine Sprache hat, muss unbe<strong>din</strong>gt auch eine<br />

Kultur haben, und umgekehrt. Denn der Mensch entwickelt seine Kognition immer<br />

in einer Sprache und wird dadurch in einer Kultur sozialisiert. Kulturbesitz ist daher<br />

wie Sprachbesitz ein Naturgesetz: Der Ursprung der Sprache eines menschlichen<br />

Individuums sind ontogenetisch entweder mental geerbte kognitive Universalien<br />

oder genetisch geerbte biologische Sprachbefähigung. Der Mensch muss nicht unbe<strong>din</strong>gt<br />

eine Konfession haben (demgegenüber muss wahrscheinlich jede Kultur<br />

eine Religion haben), geschweige denn eine Nationalität oder eine Staatsbürgerschaft,<br />

er hat nicht selten auch keine ‚Muttersprache’, aber e i n e Sprache und e i n e<br />

Kultur hat er immer! Entwicklung der Kognition, Sozialisierung durch deren<br />

Entwicklung und Erfahrung, Spracherwerb, alle drei Prozesse sind Naturgesetz.<br />

Auch eine Kultur, das Ergebnis der drei Prozesse erwirbt der Mensch immer, wobei<br />

der Umfang und die Qualität des Kulturerwerbs analog zu dem Spracherwerb<br />

selbstverständlich individuell sein dürften. Folgerichtig ist deshalb auch Kulturbesitz<br />

Naturgesetz. Die Sozialisierung vollzieht sich immer in einer Kultur und daher ist<br />

auch Kulturerwerb als solcher ein universeller Bestandteil der Kultur. Sprache ist<br />

zweifellos Bestandteil jeder, auch jeder nationalen Kultur. Genauso zweifellos ist<br />

Sprache das wichtigste Ausdrucksmittel jeder Kultur, auch jener<br />

Kulturphänomene, die nicht versprachlicht sind, wie Malerei und Musik, die nur<br />

mit der Sprache kommentiert werden können.<br />

Beispiele von HERINGER (2004)<br />

Beispiel 1: Ein junger Koreaner (HERINGER 2004, 1<strong>31</strong>) beantwortet in einem Anstellungsgespräch<br />

in Englisch nicht die ihm gestellten Fragen, sondern spricht beharrlich<br />

über sich selbst. Der Verdacht liegt nahe, dass er die Fragen nicht versteht<br />

26<br />

<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>

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