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ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea I - Universitatea din ...

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Erika Hammer<br />

diesem Diskurs immer von einem Zentrum spricht und für das Andere gar keine relevante<br />

Begrifflichkeit hat, ist man damit konfrontiert, dass – wie Amodeo feststellt<br />

– ein „Schweigen über die (andere) Ästhetik“ 8 aufkommt. Die Literatur ausländischer<br />

Autoren gehört zu keiner der bereits bestehenden Nationalliteraturen im<br />

deutschen Sprachraum. Sie hat kein Territorium, bzw. entsteht auf einem, das nicht<br />

ihr gehört. Die Literaturgeschichtsschreibung geht seit Herder im nationalen Rahmen<br />

vor sich. Da aber zufolge crosskultureller Begegnungen die Herausbildung von<br />

homogenen Kulturen unmöglich wird, ist es leicht einzusehen, dass die Kategorie<br />

der Nationalliteratur problematisch wird.<br />

Die als Kulturwissenschaft verstandene Literaturwissenschaft ist bemüht, diese Bipolarität<br />

aufzubrechen und parallel dazu eine Dezentralisation voranzutreiben. Anstatt<br />

der anachronistischen Mehrheit-Minderheit-Konstellation will genannter Zugang<br />

gerade die Grenzziehung verwischen und auf Bewegung, denn auf Begegnung<br />

appellieren, was dann die monolithischen Blöcke auflöst. Die grundsätzlichen Gegenüberstellungen,<br />

die dann auch in der Opposition von Bekannt und Unbekannt,<br />

Eigenem und Fremdem u.ä.m. erscheinen und ein- und ausschließen, sollen neu definiert,<br />

in neue Konstellationen gebracht werden, die im Auge haben, dass man die<br />

Einheit in der Vielfalt findet. 9 Diese Neuordnung hat performativen Charakter und<br />

ruft in Erinnerung, dass die Narrativen nicht mehr starr und geschlossen, sondern<br />

vielmehr immer neu konstruierbar sind. Das Modell dafür bietet die Auffassung einer<br />

Emergement-Literatur, die die Bewegung relevant zu erfassen vermag. Die nationale<br />

Repräsentation wird mit der Entstehung multikultureller Gesellschaften fragwürdig,<br />

oder sogar obsolet. Die Gruppenidentität, die auf einer polaren Konstellation<br />

beruht und darauf pocht, dass man das Eigene von dem Fremden abgrenzt, geht<br />

vom (vermeintlich) Bekannten, Dazugehörigen und vom Fremden, Nicht-<br />

Dazugehörigen aus. Da aber in den modernen Gesellschaften eine fortwährende<br />

Konfrontation und ein Austausch zwischen dem Fremden und dem (vermeintlich)<br />

Eigenen läuft, werden die Grenzen porös und flüssig. Neue narrative Modelle werden<br />

präferiert, die alles neu kontextualisieren und dadurch das scheinbar Bekannte<br />

in neues Licht rücken, als fremd erscheinen lassen – und umgekehrt. Die performativ<br />

verstandenen narrativen Muster sind berufen immer neu zu zentrieren,<br />

und mit diesem Vorgehen die tradierten Zentrum-Peripherie-Modelle zu unterminieren.<br />

Konfrontationen und polarisierende Grenzziehungen werden dadurch<br />

passé. 10<br />

8 Amodeo, 1996, 12, 22.<br />

9 Ankersmith, 2000, 113.<br />

10 Die Modelle die herhalten können diesen Forderungen gerecht zu werden, sind u.a. aus der russischen<br />

42<br />

<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>

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