Leitfaden Dialogmarketing - Absolit
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Martin Dodenhoeft: <strong>Dialogmarketing</strong> im Fundraising<br />
reduzierter Kommunikationsintensität schnell sichtbar werden. Auch der Volksbund<br />
hat damit Erfahrungen gemacht.<br />
„Never change a winning horse“, heißt es. Diese Grundregel gilt selbstverständlich<br />
auch für das <strong>Dialogmarketing</strong>. Nur was tun, wenn das Pferd müde wird oder gar tot<br />
ist? Die Originalität – und damit das Ergebnis – auch sehr erfolgreicher Aktionen<br />
nutzen sich nach aller Erfahrung irgendwann ab. Zum Erreichen des gleichen<br />
Erfolges müssen Maßnahmen mit höherer inhaltlicher und/oder zeitlicher Intensität<br />
realisiert werden. Die Verlockung, einfach den Werbedruck zu steigern, ist groß,<br />
wenn neue Ideen fehlen oder nicht einschlagen.<br />
Beim Volksbund zeigte sich, dass die Einnahmen aus Beiträgen und Spenden seit<br />
Mitte der neunziger Jahre durch die stark ausgebaute Mailingkampagne erheblich<br />
gesteigert werden konnten. Aber auch die Gefahr der „Überforderung“ wuchs<br />
damit – die Gefahr, dass ein Förderer denkt, der Organisation gehe es nicht mehr<br />
um das Anliegen des Förderers, sondern nur noch um das Geld.<br />
Dies ist allerdings kein eindimensionaler Zusammenhang, sondern Teil eines<br />
komplexeren Geschehens. Nicht nur der Volksbund sendet mehr Mailings aus,<br />
auch andere, kommerziell und nicht-kommerziell Tätige, tun dies, und zwar auf<br />
mehr Kanälen als früher. Fördererbindung durch intensiven Dialog ist das Gebot<br />
der Stunde! Und damit ist der Teufelskreis eröffnet: Die Wahrnehmbarkeit einer<br />
bestimmten Werbebotschaft und damit die Erfolgswahrscheinlichkeit für eine direkte<br />
Reaktion im Sinne des Aussenders sinkt mit der Zahl der gleichzeitig auf den mehr<br />
oder weniger unfreiwilligen Empfänger einwirkenden Werbebotschaften.<br />
Im Spätherbst, nach wie vor der besten Spendenzeit, ist es dann so weit: Die<br />
Botschaft der Organisation wird als eine von vielen nicht oder allenfalls noch<br />
flüchtig wahrgenommen. Aber zumindest in der „Kaltaquise“ gilt gnadenlos, im<br />
„beauty contest“ der Spendenzwecke nicht nur nach vorn zu kommen, sondern den<br />
ersten Platz, allenfalls noch den zweiten Platz zu erreichen! Selbst wenn von hoher<br />
Relevanz des Angebots für den tatsächlichen oder potentiellen Förderer auszugehen<br />
ist, muss die Zahl und/oder Intensität der Ansprachen erhöht werden. So kommt das<br />
erste Weihnachtsmailing schon im Oktober, neben Großflächenplakaten wirken auch<br />
Radio- und TV-Spots, wenn nicht Spendengalas ein – Verärgerung in der Zielgruppe<br />
über eine solche „Spendengeldverschwendung“ bleibt nicht aus.<br />
Schlussendlich verkünden auch von Wissen wenig angekränkelte Politiker<br />
und Journalisten, wie hoch das Verwaltungs- und Werbekostenbudget einer<br />
Organisation maximal sein darf – nämlich möglichst Null bis hart über Null. Wohl<br />
der Organisation, die über eine hohe Staatsquote bei den Einnahmen verfügt und<br />
diese einfach mal mit verrechnen kann. Das Rennen um den „billigen Jakob“ ist<br />
eröffnet!<br />
Ja, wir wissen es: Die hohe Zahl der Dialogangebote – vor allem via Mailing und<br />
Telefon – bewirkt hohe Kosten und steigert die Gefahr der Verärgerung und<br />
Kündigung von Förderern. Der nachweisbare Erfolg aber macht nach der aus<br />
langjähriger Praxis gewonnenen Erkenntnis dieses Vorgehen alternativlos. Und dann<br />
darf man bei allem Unbehagen nicht vergessen: Die Beschwerdequote dürfte bei<br />
den gemeinnützigen Organisationen in der Regel hart an der Unmessbarkeitsgrenze<br />
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Eine Erfolgswahrscheinlichkeit<br />
für<br />
eine direkte<br />
Reaktion sinkt<br />
mit der Zahl der<br />
gleichzeitig auf<br />
den Empfänger<br />
einwirkenden<br />
Werbebotschaften