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master thesis - Astrophysik Kiel - Christian-Albrechts-Universität zu ...

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Institut für Theoretische Physik und <strong>Astrophysik</strong><br />

<strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />

Leibnizstraße 15<br />

24118 <strong>Kiel</strong><br />

Masterarbeit<br />

Zeitliche Entwicklung einer<br />

Akkretionsscheibe mit einem störenden<br />

gravitierenden Objekt<br />

Manuel Jung<br />

2012<br />

Betreuer: Dr. Tobias Illenseer<br />

1. Gutachter: Prof. Dr. Wolfgang J. Duschl<br />

2. Gutachter: Prof. Dr. Holger Kersten


Institute for Theoretical Physics and Astrophysics<br />

<strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Kiel</strong><br />

Leibnizstraße 15<br />

24118 <strong>Kiel</strong><br />

<strong>master</strong>’s <strong>thesis</strong><br />

Evolution of gravitationally perturbed<br />

accretion disks<br />

Manuel Jung<br />

2012<br />

Supervisor: Dr. Tobias Illenseer<br />

1. Referee: Prof. Dr. Wolfgang J. Duschl<br />

2. Referee: Prof. Dr. Holger Kersten


Zusammenfassung<br />

Akkretionsscheiben um Schwarze Löcher oder Protosterne weisen häufig prägnante Strukturen<br />

auf, deren Ursprung noch nicht eindeutig geklärt ist. Ihre zeitliche Entwicklung<br />

kann durch ein eingebettetes oder nah vorbeiziehendes gravitierendes Objekt maßgeblich<br />

gestört werden, wodurch spiral- und ringartige Strukturen entstehen können. In der<br />

vorliegenden Arbeit werden die Prozesse von Satellit-Scheibe-Wechselwirkungen und die<br />

daraus resultierenden Scheibenstrukturen diskutiert, sowie mit dem Hydrodynamikprogramm<br />

FOSITE Simulationen von Planet-Scheibe-Wechselwirkungen durchgeführt.<br />

Simulationen gravitativ gestörter Akkretionsscheiben sind sehr empfindlich bezüglich der<br />

korrekten numerischen Behandlung, insbesondere bezüglich des Drehimpulstransports in<br />

rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystemen. Um daher exakte Erhaltung des Drehimpulses im Inertialsystem<br />

<strong>zu</strong> erhalten, entwickeln wir ein Navier-Stokes-Gleichungssystem, welches statt<br />

des Azimutalimpulses Inertialdrehimpuls transportiert. Um dieses in FOSITE <strong>zu</strong> implementieren,<br />

wird eine Modifikation dessen numerischen Verfahrens vorgestellt.<br />

Wir verifizieren das Navier-Stokes-Gleichungssystem mit Inertialdrehimpulstransport unter<br />

anderem mit einer neuen Variante des isentropen Vortex-Tests, welcher die lokal<br />

vertikal-isotherme Approximation der Zustandsgleichung verwendet. Die korrekte Funktionsweise<br />

der Planet-Scheibe-Wechselwirkungen innerhalb des modifizierten Programms<br />

wird detailliert diskutiert und die Konvergenz in hoch aufgelösten Simulationen verglichen.<br />

Wir zeigen, dass unsere Ergebnisse bei gleichzeitig bisher nicht erreichter Flexibilität<br />

von FOSITE mit einer großen Anzahl anderer Hydrodynamikprogramme konsistent<br />

sind.


Abstract<br />

Accretion disks of black holes and protostars often show concise structures, of which<br />

the origins remain yet unknown. Their evolution can be disturbed significantly by an<br />

embedded or passing-by gravitating object, which induces spiral and ring structures. In<br />

this <strong>thesis</strong> we discuss satellite-disk interactions and their resulting structures as well as<br />

hydrodynamic simulations of planet-disk interactions using the two-dimensional hydrodynamic<br />

software FOSITE.<br />

Simulations of gravitationally disturbed accretion disks are very sensitive to their accurate<br />

numerical description, in particular to their conservation of angular momentum<br />

in a rotating frame of reference. To achieve exact conservation of angular momentum<br />

in the inertial frame of reference, we develop Navier-Stokes equations, which transport<br />

inertial angular momentum rather than the azimuthal momentum. This requires a newly<br />

developed modification of the numerical scheme implemented in FOSITE.<br />

We verify the Navier-Stokes equations with inertial angular momentum transport including<br />

a new variant of the isentropic vortex test, which considers the local verticalisothermal<br />

equation of state approximation. The correct functionality of planet-disk interactions<br />

utilizing the modified version of FOSITE is discussed in detail and compared<br />

to high-resolution simulation. We show that our results are consistent with the vast majority<br />

of other hydrodynamic codes without sacrificing the versability of FOSITE, which<br />

surpasses all other codes by a wide margin.


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Grundlagen 3<br />

2.1. Ungestörte Akkretionsscheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2. Grundlegende Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.3. Kleine gravitative Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

2.3.1. Lindblad Drehmomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3.2. Korotationsdrehmomente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.4. Bahnkurven in rotierenden Potentialen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

2.5. Rotierende Be<strong>zu</strong>gssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE 17<br />

3.1. Hyperbolische Erhaltungsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.1.1. Eulergleichungen auf orthogonal krummlinigen Koordinaten . . . . 19<br />

3.1.2. Impulstransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

3.1.3. Lokal isotherme Approximation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

3.1.4. Inertialdrehimpulstransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

3.1.5. Modifikation des numerischen Verfahrens . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

3.2. Weitere Module . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.2.1. Geometrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.2.2. Limiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.2.3. Randbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.2.4. Quellterme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

3.3. Numerische Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.3.1. Isentroper Vortex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.3.2. Keplersche Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.3.3. Pringle Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung 45<br />

4.1. Problembeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

4.2. Drehimpulserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

4.3. Drehmomente auf den Satelliten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.4.1. Nicht-viskose Jupitersimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

4.4.2. Viskose Jupitersimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

4.4.3. Nicht-viskose Neptunsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

IX


X Inhaltsverzeichnis<br />

4.4.4. Viskose Neptunsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

4.4.5. Hochaufgelöste Jupitersimulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

4.5. Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

5. Beobachtbarkeit von jungen Gasriesen 81<br />

6. Statische Gitterverfeinerung 83<br />

7. Fazit 85<br />

Literaturverzeichnis 87<br />

A. Anhang 93<br />

A.1. Inertialdrehimpulstransport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

A.2. Definition von atan2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

A.3. Kommutatorkoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

A.4. Approximation der Pringlelösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

A.5. Bewegte Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

A.6. Modifzierte Version von FOSITE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

Danksagung 95<br />

Erklärung 98


1. Einleitung<br />

Die Wechselwirkungen von gravitierenden Objekten mit einer Akkretionsscheibe haben<br />

wesentlichen Einfluss auf deren zeitliche Entwicklung. Dabei sind Wechselwirkungen mit<br />

in die Scheibe eingebetteten und nicht <strong>zu</strong>r Scheibe gehörenden Objekten <strong>zu</strong> unterscheiden.<br />

Abbildung 1.1.: Echtfarbenbild von M51 und ihrer Begleitgalaxie NGC5195 mit verstärkt<br />

rot gefärbten Hα-Regionen. Die Aufnahme wurde durch das Calar-<br />

Alto-Observatorium mit einem 1.23 m Zeiss Teleskop durchgeführt (Peris<br />

et al., 2010).<br />

Der erste Fall könnte <strong>zu</strong>m Beispiel ein Ereignis wie der Zusammenstoß der Milchstraße<br />

und der Andromeda Galaxie in einigen Milliarden Jahren (Cox & Loeb, 2008) sein. Dabei<br />

handelt es sich nicht um Kollisionen von Sternen, da diese weit voneinander entfernt sind,<br />

sondern vielmehr um gravitative Wechselwirkung. Für eine solche Wechselwirkung ist ein<br />

direkter Kontakt zweier Galaxien nicht notwendig. M51 weist deutliche Spiralstruktur<br />

auf, welche vermutlich vor etwa 100 Myr durch ihre Begleitgalaxie NGC5195 induziert<br />

wurde (Toomre & Toomre, 1972). Abbildung 1.1 zeigt die deutlichen Spiralstrukturen<br />

von M51 und seine Begleitergalaxie.<br />

1


2 1. Einleitung<br />

No. 1, 2007<br />

Their observations trace gas at distances


2. Grundlagen<br />

Ein in eine Akkretionsscheibe eingebettetes, gravitierendes Objekt (Satellit) wechselwirkt<br />

auf zwei Arten mit dieser. Zunächst einmal wird die Scheibe in einen inneren und einen<br />

äußeren Bereich getrennt, wobei die Satellitenbahn die Grenze bildet. Getrennt werden<br />

innere und äußere Scheibe durch die koorbitale Region. Zudem erzeugt der Satellit radiale<br />

Dichtewellen, die durch die differentielle Rotation der Scheibe <strong>zu</strong> Spiralarmen geformt<br />

werden. Die Stärke der durch die Spiralarme erzeugten Struktur hängt in lokal vertikalisothermen<br />

Scheiben, bei denen die Temperatur mit dem Radius abnimmt, nur von dem<br />

Massenverhältnis q = ms/(M⋆ + ms) von Satellit und Zentralmasse ab.<br />

Bevor wir auf die genaue Wirkungsweise dieser beiden Effekte eingehen, sei kurz die generelle<br />

Wirkweise der Spiralarme dargelegt, welche das sogenannte Lindblad-Drehmoment<br />

erzeugen. Die Wechselwirkung von Satellit und Zentralobjekt manifestiert sich vor allem<br />

in dem Übertrag von Drehimpuls. Daher ist von Interesse, Informationen über vorhandene<br />

Drehmomente <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong> tragen. Der innere Spiralarm „zieht“ an dem Satelliten<br />

und bewirkt also ein positives Drehmoment auf diesen, sodass es <strong>zu</strong> einem Drehimpuls<strong>zu</strong>wachs<br />

und in Folge dessen <strong>zu</strong> auswärts gerichteter Migration kommen würde. Das<br />

genaue Gegenteil gilt für den äußeren Spiralarm. Dieser bremst den Satelliten, bewirkt<br />

ein negatives Drehmoment und entfernt Drehimpuls. Dies würde daher <strong>zu</strong> einer nach<br />

innen gerichteten Migration führen. Insgesamt ist der differentielle Drehimpulsübertrag<br />

aus innerer und äußerer Scheibe von Interesse, um die Migration und damit die Dynamik<br />

des Satelliten <strong>zu</strong> untersuchen, wobei dieser sehr empfindlich von den physikalischen<br />

Parametern der Scheibe und des Satelliten abhängen kann.<br />

Da die Wirkung der Dichtewellen vor allem von dem Massenverhältnis q abhängt, ist<br />

es sinnvoll, verschiedene Massenbereiche getrennt <strong>zu</strong> betrachten. Daher untersuchen wir<br />

<strong>zu</strong>nächst die Effekte in einer isothermen Scheibe mit einem geringen und dann die Änderungen<br />

bei größerem Massenverhältnis. Eine ausführliche Zusammenfassung von bekannten<br />

Planet-Scheibe-Wechselwirkungsmechanismen ist in Kley & Nelson (2012) <strong>zu</strong> finden.<br />

2.1. Ungestörte Akkretionsscheibe<br />

Vor der Behandlung gravitativ gestörter Akkretionsscheiben, sollen kurz die wichtigsten<br />

Merkmale ungestörter Akkretionsscheiben erläutert werden. Sei die betrachtete Akkretionsscheibe<br />

geometrisch dünn, also ihre vertikale Ausdehnung deutlich kleiner als<br />

3


4 2. Grundlagen<br />

ihr Radius. Dann betrachten wir in Zylinderkoordinaten statt der Volumendichte ρ die<br />

Oberflächendichte Σ<br />

<br />

Σ := ρ dz. (2.1)<br />

R<br />

Unter der Annahme, dass sich die Scheibe in z-Richtung im hydrostatischen Gleichgewicht<br />

befindet, gilt für den Druckgradienten<br />

dP<br />

dz = −ρgz, (2.2)<br />

wobei ρ die Gasdichte und gz die gravitative Beschleunigung in z-Richtung beschreibt.<br />

Wenn die Scheibe außerdem nicht selbstgravitierend ist, ergibt sich die Beschleunigung<br />

gz nur aus der Gravitationskraft des Zentralobjekts. Sei θ der Winkel zwischen der Mittelebene<br />

der Scheibe und einem Punkt in der Entfernung z über der Scheibe beim Radius<br />

r. Dann gilt mit M⋆ der Zentralmasse und G der Gravitationskonstante 1<br />

gz = GM⋆<br />

r2 sin (θ)<br />

+ z2 Mit der keplerschen Winkelgeschwindigkeit Ω<br />

gilt für eine dünne Scheibe z ≪ r<br />

=<br />

GM⋆<br />

(r2 + z2 z.<br />

3/2<br />

)<br />

Ω =<br />

GM⋆<br />

r 3<br />

(2.3)<br />

(2.4)<br />

gz ≈ Ω 2 z. (2.5)<br />

Unter der Annahme, dass die Scheibe in vertikaler Richtung isotherm ist, lautet die<br />

Zustandsgleichung mit cs der Schallgeschwindigkeit<br />

P = ρc 2 s. (2.6)<br />

Die Gleichung für das hydrostatische Gleichgewicht 2.2 lautet dann<br />

1 G = 6.67384 · 10 −11 m 3 kg −1 s −2 , Mohr et al. (2012)<br />

c 2 dρ<br />

s<br />

dz = −Ω2ρz. (2.7)


2.1. Ungestörte Akkretionsscheibe 5<br />

Die Lösung dieser Differentialgleichung ist<br />

mit h der Skalenhöhe:<br />

<br />

ρ = ρz=0 exp − z2<br />

2h2 <br />

Das Verhältnis von Scheibenhöhe <strong>zu</strong> Radius liefert<br />

h<br />

r<br />

(2.8)<br />

h = cs<br />

. (2.9)<br />

Ω<br />

= cs<br />

vkep<br />

(2.10)<br />

mit vkep = Ωr der Keplergeschwindigkeit. Die geometrische Form der Scheibe hängt also<br />

von der Schallgeschwindigkeit, beziehungsweise von dem Verlauf der Schallgeschwindigkeit,<br />

ab. Als eine erste Näherung kann man diese durch<br />

cs ∝ r −β<br />

parametrisieren, sodass sich für das Öffnungsverhältnis der Scheibe<br />

h<br />

r<br />

∝ r−β+1/2<br />

(2.11)<br />

(2.12)<br />

ergibt. β heißt Flaringparameter (engl. to flare: aufweiten) und beschreibt ein <strong>zu</strong>nehmendes<br />

Öffnungsverhältnis für β < 1/2.<br />

In radialer Richtung existiert ein Gleichgewicht zwischen drei verschiedenen Kräften.<br />

Dies sind die Beiträge des gravitierenden Zentralobjekts, der radiale Druckgradient und<br />

die Zentrifugalkraft. Wenn vϕ die Azimutalgeschwindigkeit und P der Druck ist, lautet<br />

die entsprechende Bilanzgleichung:<br />

v 2 ϕ<br />

r<br />

= GM⋆<br />

r<br />

1<br />

− 2 ρ<br />

dP<br />

. (2.13)<br />

dr<br />

Einsetzen von Gleichung 2.6 und Umformen nach der Azimutalgeschwindigkeit liefert:<br />

v 2 ϕ = GM⋆<br />

r<br />

− r<br />

ρ<br />

d ρc2 <br />

s<br />

dr<br />

= v 2 r d<br />

kep −<br />

ρ<br />

ρc2 <br />

s<br />

dr<br />

= v 2 kep − c2 r dρ<br />

s<br />

ρ dr + c2 r<br />

s<br />

c2 d<br />

s<br />

c2 <br />

s<br />

dr<br />

= v 2 kep − c2 <br />

d (ln ρ)<br />

s<br />

d (ln r) + d ln c2 <br />

s<br />

.<br />

d (ln r)<br />

(2.14)


6 2. Grundlagen<br />

Wenn die Massendichte einem Potenzgesetz (Shakura & Sunyaev, 1973)<br />

ρ ∝ r −λ<br />

folgt, können wir die logarithmischen Ableitungen berechnen<br />

(2.15)<br />

v 2 ϕ = v 2 kep + c2 s (λ + 2β) (2.16)<br />

und setzen dann Gleichung 2.10 für die Schallgeschwindigkeit ein:<br />

v 2 ϕ = v 2 kep<br />

<br />

1 +<br />

<br />

2<br />

h<br />

(λ + 2β) . (2.17)<br />

r<br />

Für moderate Exponenten der Potenzgesetze von Schallgeschwindigkeit und Massendichte<br />

|λ + 2β| ≈ 1, (2.18)<br />

sowie einem Öffnungsverhältnis h/r ≪ 1, entspricht die Azimutalgeschwindigkeit näherungsweise<br />

der Keplergeschwindigkeit:<br />

2.2. Grundlegende Strukturen<br />

vϕ ≈ vkep. (2.19)<br />

Bevor wir Details der Wechselwirkungen zwischen Planet und Scheibe diskutieren können<br />

und die numerische Herangehensweise vorstellen, wollen wir die grundlegenden Strukturen<br />

beschreiben. Ein typischer Ausschnitt aus einer solcher Simulation ist in Abbildung<br />

2.1 <strong>zu</strong> sehen. Das Zentralobjekt befindet sich im Koordinatenursprung und der Satellit<br />

an der Stelle [1, 0]. Vom Satelliten gehen Spiralwellen aus. Die vom Satelliten ausgehenden<br />

Dichtewellen werden durch die differentielle Rotation in der Scheibe <strong>zu</strong> einer Spirale<br />

verbogen. Da die Scheibe und damit also auch der Satellit gegen den Uhrzeigersinn rotieren,<br />

ist auf Grund der höheren Geschwindigkeiten in der inneren Scheibe der innere Arm<br />

dem Satelliten vorauseilend. Im äußeren Bereich rotiert die Scheibe langsamer als der<br />

Satellit, sodass der äußere Spiralarm dem Planeten hinterhereilt. Durch die gravitative<br />

Wechselwirkung zwischen Scheibe und Planet kommt es <strong>zu</strong> einem Drehmomentübertrag<br />

von der Scheibe auf den Satelliten und umgekehrt. Der äußere dem Satelliten hinterher<br />

eilende Arm „zieht“ an dem Satelliten und bremst diesen daher ab. Dadurch kommt es<br />

<strong>zu</strong> einem Drehimpuls Verlust des Satelliten und <strong>zu</strong> einem negativen Drehimpulsübertrag.<br />

Der äußere Spiralarm hingegen gewinnt durch diese Wechselwirkung Drehimpuls, sodass<br />

Masse von dem Planeten nach außen weg transportiert wird. Der innere dem Satelliten<br />

vorauseilende Spiralarm zieht an dem Satelliten und überträgt Drehimpuls auf den


2.2. Grundlegende Strukturen 7<br />

Abbildung 2.1.: Ausschnitt aus einer Planet-Scheibe Wechselwirkungssimulation nach<br />

zehn Umläufen. Es sind deutlich die von dem Planeten ausgehenden<br />

Spiralarme, eine Region verringerter Dichte entlang der Planetenbahn<br />

(Lücke, Gap) und die Stoßregion in der Nähe des Planeten <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Satelliten, sodass dieser auf einen Orbit mit größerer Halbachse wechseln möchte. Das<br />

Material in der inneren Scheibe verliert Drehimpuls und wird vom Satelliten in Richtung<br />

Zentrum transportiert. Je nach Bilanz der Wirkungen in innerer und äußerer Scheibe,<br />

erhält der Satellit unterschiedliche Drehmomente. Bei positivem (negativem) Gesamtdrehmoment<br />

kommt es <strong>zu</strong> nach Außen (Innen) gerichteter Migration. Außerdem stößt<br />

der Satellit Material in seiner Nähe ab, obwohl die Gravitationskraft anziehend wirkt.<br />

Wie wir im Folgenden sehen werden, ist dieser Effekt in der Nähe des Satelliten am<br />

größten, sodass sich eine Lücke (engl. Gap) ausbilden kann, also eine Region entlang der<br />

Bahn des Satelliten, in der die Massendichte der Scheibe deutlich reduziert ist.<br />

Bevor wir die wirkenden Drehmomente für kleine gravitative Störungen bestimmen, wollen<br />

wir die Region entlang der Satellitenbahn etwas genauer betrachten. Eine Skizze<br />

dieser Region ist in Abbildung 2.2 <strong>zu</strong> sehen. Entlang der Satellitenbahn befindet sich die<br />

Korotationsregion. Das Scheibenmaterial rotiert hier mit etwa der gleichen Geschwindigkeit<br />

wie der Satellit selbst. Da diese Region durch den Satelliten unterbrochen wird,<br />

nennt man diese Struktur auch Hufeisenregion. Radiale Strömungen sind nur in der<br />

Nähe des Satelliten möglich. Das schnellere innere Material fließt hinter dem Satelliten in<br />

die äußere Scheibe und das langsame Material von der äußeren Scheibe vor dem Planeten<br />

in die innere. Diese Strömungskurven heißen Hufeisenorbits.


ith typical parameters (Σ = 10 2 g cm −2 , h/r = 0.05,<br />

= 1) we find,<br />

8 2. Grundlagen<br />

τI,LR ≃ 0.5 Myr. (235)<br />

ne concludes that there is a strong argument that<br />

ype I migration ought to play an important role in the<br />

ormation of giant planet cores.<br />

The above calculation of the Lindblad torque can be<br />

erified against hydrodynamic simulations, and is considred<br />

to be reliable. It is, however, only part of the total<br />

orque on a planet. What about the co-orbital torque?<br />

sing a similar linear calculation, it is possible to estiate<br />

the corotation torque as well. This was done by<br />

anaka, Takeuchi & Ward (2002), who derived a total<br />

orque,<br />

T = −(1.36 + 0.54γ)<br />

2 Mp rpΩp<br />

Σpr<br />

M∗ cs<br />

4 pΩ2p . (236)<br />

his formula, and its corresponding migration rate, are<br />

ften described as representing the “standard Type I<br />

igration rate”. One should be aware, however, that<br />

he formula is derived under conditions (isothermality,<br />

smooth density distribution with radius) that do not<br />

lways hold in real disks. It is not, therefore, the comlete<br />

answer even in linear theory, and extra caution is<br />

equired before using it under conditions far from its doian<br />

of validity (such as when there is a sharp density<br />

ump in the disk).<br />

For very low mass planets, or planets embedded in<br />

ighly viscous disks, the standard Type I migration rate<br />

alculated from linear theory may be reliable. For higher<br />

ass planets and / or weaker viscosities, however, it may<br />

e more profitable (conceptually, and possibly mathe-<br />

atically) to consider the torque in terms of the dynamcs<br />

of closed horseshoe orbits in the co-orbital region.<br />

hese orbits, which are analogous to librating particle<br />

rbits in the restricted three-body problem, are illusrated<br />

in Figure 30. As gas in the disk executes the<br />

-shaped turns at the ends of the horseshoe, changes<br />

n the density of the gas exert a torque on the planet.<br />

his way of thinking about the torque was considered<br />

y (Ward, 1991), but largely ignored until simulations<br />

y Paardekooper & Mellema (2006) uncovered a depen-<br />

ence of the Type I migration rate on the thermal prop-<br />

rties of the disk. Subsequently, many authors have studed<br />

the co-orbital Type I torque in both isothermal (Caoli<br />

& Masset, 2009; Paardekooper & Papaloizou, 2009)<br />

nd non-isothermal (radiative or adiabatic) disks (Kley,<br />

itsch & Klahr, 2009; Kley & Crida, 2008; Masset &<br />

asoli, 2009; Paardekooper et al., 2009). Currently it<br />

ppears as if,<br />

• The persistence of strong co-orbital torques depends<br />

upon whether or not they are saturated. Saturation<br />

is possible because the region of the disk<br />

that admits horseshoe orbits is closed and relatively<br />

small. It cannot absorb or give an arbitrary amount<br />

FIG. 30 The nonlinear calculation of the torque on an embedded<br />

planet, due to co-orbital gas, is derived from consideration<br />

of the horseshoe drag. The key point is that gas at radii<br />

close to that of the planet executes closed horseshoe-shaped<br />

orbits in the corotating frame. Changes in density as parcels<br />

of gas execute the U-shaped turns result in a non-zero torque<br />

on the planet. This torque depends on how “non-adiabatic”<br />

the gas is: does the gas cool radiatively on the time scale<br />

of the turn? One should also note that the region that supports<br />

horseshoe orbits is closed. In the absence of viscosity,<br />

this means that the co-orbital gas can only exchange a finite<br />

amount of angular momentum with the planet, after which<br />

the torque saturates.<br />

Abbildung 2.2.: Skizze der Hufeisenregion. Dies ist die Region in der die Korotationsdrehmomente<br />

wirken. Das Material am Rand der Hufreisenregion vollzieht<br />

Hufeisenorbits (engl. horseshoe orbits), die vor allem für den Drehmomentübertrag<br />

auf den Planeten von Bedeutung sind. Material weiter innen<br />

oder außen bewegt sich auf den üblichen kreisförmigen Orbits (engl.<br />

circulating orbits) (Armitage, 2007).<br />

2.3. Kleine gravitative Störungen<br />

of angular momentum to a planet, unless it is “connected”<br />

to the rest of the disk via viscous stresses.<br />

Large and persistent co-orbital torques are possible<br />

provided that the disk is viscous enough that the<br />

torque remains unsaturated.<br />

Wir wollen nun also eine keplersche Scheibe mit einem störenden gravitierenden Objekt<br />

geringer Masse betrachten. Als typisches Massenverhältnis ist das Verhältnis zwischen<br />

Sonne und Neptun <strong>zu</strong> nennen, welches etwa q ≈ 10−4 beträgt. Da es sich nur um eine<br />

geringe Störung handelt, lässt sich das Problem durch eine lineare Störungsanalyse untersuchen.<br />

Sei nun Ω die Winkelgeschwindigkeit der ungestörten, keplersch rotierenden<br />

Scheibe:<br />

• The torque depends upon the cooling time scale<br />

of the gas in the co-orbital region, measured relative<br />

to the time required for the gas to execute<br />

the horseshoe turns. Outward migration under<br />

the combined influence of co-orbital and Lindblad<br />

torques (which remain negative) GM⋆ may be possible in<br />

the inner regions Ω (r) of= the disk, where the high optical<br />

depth results in a long cooling time.<br />

These results are all very new, and it is reasonable to<br />

expect that further revisions to our understanding may<br />

still occur. In particular, little work has yet been done<br />

to address the question of how realistic turbulent flows<br />

within the disk affect the torque and its saturation.<br />

To summarize, Type I migration torques remain poorly<br />

understood. The co-orbital torque is probably important,<br />

but the mathematical relation between the linear<br />

47<br />

r 3 . (2.20)<br />

Die radiale Geschwindigkeit sei Null und der Satellit befinde sich auf einem kreisförmigen<br />

Orbit. Das Gravitationspotential Ψ ergibt sich aus dem des Zentralobjekts und dem des<br />

Satelliten:<br />

Ψ = Ψ⋆ + Ψs. (2.21)<br />

Entsprechend der Scheibengeometrie bieten sich Zylinderkoordinaten (r, ϕ, z) <strong>zu</strong>r Beschreibung<br />

des Problems an. Wir beschränken uns auf das zweidimensionale Problem,


2.3. Kleine gravitative Störungen 9<br />

setzen also z = 0 und befinden uns dann in einem Polarkoordinatensystem.<br />

Das Satellitengravitationspotential kann, da es periodisch in ϕ ist, in eine Fourierreihe<br />

entwickelt werden:<br />

Ψ (r, ϕ, t) = − Gms<br />

|rs (t) − r|<br />

∞<br />

= Ψm (r) cos (m (ϕ − ϕs (t))) .<br />

m=0<br />

(2.22)<br />

Dabei ist ϕs = Ωst der Azimutalwinkel des Satelliten mit der Winkelgeschwindigkeit Ωs.<br />

Die Fourierkoeffizienten lauten (Meyer-Vernet & Sicardy, 1987):<br />

Ψm (r) = − Gms<br />

2a b(m)<br />

1/2<br />

wobei a die Halbachse der Planetenbahn und b (m)<br />

1/2<br />

<br />

r<br />

<br />

, (2.23)<br />

a<br />

(m ∈ N) die klassischen Laplacekoeffizienten<br />

(Brouwer & Clemence, 1961, S. 495ff.) sind:<br />

b (m)<br />

γ (β) = 2<br />

π<br />

π<br />

0<br />

cos (mϕ)<br />

(1 + β 2 − 2β cos (ϕ)) γ dϕ. (2.24)<br />

Da das Gravitationspotential des Zentralobjektes rotationssymmetrisch ist und das Satellitenpotential<br />

gerade mit der Geschwindigkeit Ωs rotiert, ist das Gesamtpotential im<br />

rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem der Winkelgeschwindigkeit Ωs zeitlich konstant. Das Gesamtdrehmoment,<br />

welches die Scheibe auf den Satelliten ausübt, ist:<br />

<br />

Γtot = −<br />

=<br />

=<br />

<br />

disk<br />

<br />

disk<br />

disk<br />

Σ (rs × F ) df<br />

Σ (rs × ∇Ψs) df<br />

Σ ∂Ψs<br />

∂ϕ df.<br />

(2.25)<br />

Zu starken Einflüssen auf die Scheibe kommt es nur an Stellen, an denen die Frequenz der<br />

Fourierkoeffizienten ω = m (Ω (r) − Ωs) gerade eine natürliche Oszillationsfrequenz eines<br />

Massenelements in der Scheibe trifft. Es kommt <strong>zu</strong> Resonanz, sodass die Drehmomente<br />

nur an diesen Orten betrachtet werden.


10 2. Grundlagen<br />

Vernachlässigt man Druck und Selbstgravitation, entstehen für<br />

Korotationsresonanzen und für<br />

m (Ω (r) − Ωs) = 0 (2.26)<br />

m (Ω (r) − Ωs) = ±κ (r) (2.27)<br />

Lindbladresonanzen (Binney & Tremaine, 2008; Goldreich & Tremaine, 1979), wobei<br />

κ (r) die epizyklische Frequenz ist, also die Oszillationsfrequenz eines Partikels in der<br />

Scheibe, welcher durch eine kleine Störung radial angeregt wird. Bei keplerschen Scheiben<br />

gilt κ = Ω, sodass für die Positionen der Lindbladresonanzen rL gilt (Papaloizou et al.,<br />

2007):<br />

2/3 m<br />

rL = a<br />

. (2.28)<br />

m ± 1<br />

Falls der Druck in der Scheibe nicht vernachlässigt werden kann, ergibt sich folgende<br />

Resonanzbedingung:<br />

m (Ω (r) − Ωs) = κ (r) (1 + ξ 2 ). (2.29)<br />

Dabei ist ξ := mcs/ (Ωr) und cs die isotherme Schallgeschwindigkeit. Nach Gleichung 2.10<br />

ist die Schallgeschwindigkeit cs = hΩ, wobei h die lokale Skalenhöhe der Scheibe bezeichnet,<br />

und wir erhalten für m → ∞ eine verschobene Position für der Lindbladresonanzen<br />

gegenüber der drucklos bestimmten Gleichung:<br />

rL = a ± 2<br />

h. (2.30)<br />

3<br />

Dieses nennt man Drehmomentsgrenze (engl. torque cut-off) und verhindert das Divergieren<br />

des durch die Scheibe auf den Satelliten wirkenden Drehmoments in unmittelbarer<br />

Nähe des Satelliten (Goldreich & Tremaine, 1980).<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

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01<br />

01<br />

01<br />

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01<br />

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01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

tidal<br />

torque<br />

viscous<br />

diffusion<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

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01<br />

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01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

m=2 m=3<br />

m=2 m=1<br />

Abbildung 2.3.: FIG. Orte 31 der Illustration ersten Lindbladresonanzen. of the viscous condition Durch fordie gap Wirkung opening. des Drucks lie-<br />

A gap gen can die äußeren open when Resonanzpunkte the time scale näher for am opening Satelliten. a gapDie ofviskose<br />

Diffu-<br />

width sion∆r wirkt due den to tidal Drehmomenten torques becomes entgegen shorter (Armitage, than the2007). time<br />

scale on which viscous diffusion can refill the gap.<br />

calculation, and that done by considering the properties<br />

of horseshoe orbits, is not clear. It is likely that Type I<br />

migration is rapid, but the rate and even direction of<br />

migration may depend upon details of the disk model.<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01<br />

01


2.3. Kleine gravitative Störungen 11<br />

2.3.1. Lindblad Drehmomente<br />

An den Lindbladresonanzen werden spiralartige Dichtewellen ausgelöst, welche sich darauf<br />

hin radial in die Scheibe hinein ausbreiten. Bei diesem Prozess wird Drehimpuls<br />

transportiert, wobei sich die Gesamtmenge des auf den Satelliten wirkenden Drehmoments<br />

aus der Bilanz von aus der inneren Scheibe gewonnenem und an die äußere Scheibe<br />

verlorenen Drehimpuls ergibt. Wir können nun das Lindblad-Drehmoment Γ L m der m-ten<br />

Resonanz von der Scheibe auf den Satelliten angeben (Kley & Nelson, 2012):<br />

Γ L m = sign (Ω − Ωs) π2 Σ<br />

3ΩΩs<br />

<br />

r dΨm<br />

dr + 2m2 (Ω − Ωp)<br />

Ω<br />

Ψm<br />

2 . (2.31)<br />

Dabei muss diese Gleichung an der Stelle der Lindbladresonanz r = rL ausgewertet<br />

werden. Abgeleitet wird diese Formel z.B. in Goldreich & Tremaine (1979) oder Ward<br />

(1986). Für nicht-isotherme Scheiben muss wieder um den Beitrag des Druckes korrigiert<br />

werden. Hierfür ergibt sich (Ward, 1997):<br />

Γ L,p<br />

b<br />

=<br />

Γ L m<br />

1 + ξ 2 (1 + 4ξ 2 ) . (2.32)<br />

Um das Gesamtdrehmoment <strong>zu</strong> bestimmen, muss über alle Resonanzen 1 ≤ m < ∞ für<br />

die innere und die äußere Scheibe summiert werden. In der Regel überwiegen die Beiträge<br />

der äußeren Lindbladresonanzen, da diese durch den Gasdruck näher am Satelliten liegen.<br />

Durch den Gasdruck ist die Rotationsgeschwindigkeit der Scheibe leicht subkeplersch,<br />

sodass es <strong>zu</strong> einer Innenverschiebung der Lindbladresonanzen kommt. Insgesamt ist das<br />

wirkende Drehmoment meistens negativ und es kommt <strong>zu</strong> einer nach innen gerichteten<br />

Migration des Satelliten (Kley & Nelson, 2012; Papaloizou et al., 2007; Ward, 1997).<br />

2.3.2. Korotationsdrehmomente<br />

Das Material in der Hufeisenregion bewegt sich nahe<strong>zu</strong> mit der gleichen Geschwindigkeit<br />

wie der Satellit selber. Daher kann das Korotationsdrehmoment durch lineare Störungstheorie<br />

berechnet werden. Dies wurde <strong>zu</strong>erst von Goldreich & Tremaine (1979) durchge-<br />

führt. Man erhält<br />

Γ C m = mπ2<br />

2<br />

Ψm<br />

r dΩ<br />

dr<br />

d<br />

dr<br />

<br />

Σ<br />

, (2.33)<br />

B<br />

wobei diese Gleichung an der Stelle des Korotationsradius r = rC ausgewertet werden<br />

muss und B = κ 2 /Ω die Oortsche Konstante bezeichnet.


12 2. Grundlagen<br />

2.4. Bahnkurven in rotierenden Potentialen<br />

Viele Systeme besitzen ein nicht achsensymmetrisches Gravitationspotential, welches in<br />

einem rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem stationär ist. Dies können <strong>zu</strong>m Beispiel Zweikörpersysteme<br />

auf Kreisbahnen, näherungsweise rotierende, nicht achsensymmetrische Galaxien<br />

oder Systeme aus zwei Galaxien, welche für sich gesehen jeweils ein nahe<strong>zu</strong> achsensymmetrisches<br />

Potential besitzen, sein. Die folgende Herleitung ist angelehnt an (Binney &<br />

Tremaine, 2008, S. 178ff.).<br />

Die Winkelgeschwindigkeit des rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems, in dem das Gravitationspotential<br />

Φ konstant ist, sei Ω. In diesem System ist die Geschwindigkeit ˙r und im Inertialsystem<br />

˙r + Ω × r. Die Lagrangefunktion lautet somit:<br />

Für den Impulsvektor gilt:<br />

L = 1<br />

2 | ˙r + Ω × r|2 − Φ (r) . (2.34)<br />

p = ∂L<br />

∂ ˙r<br />

= ˙r + Ω × r.<br />

(2.35)<br />

Dies ist gerade der Impuls im Inertialsystem. Wir können die Hamiltonfunktion aufstellen:<br />

HJ = p · ˙r − L<br />

= p · (p − Ω × r) − 1<br />

2 p2 + Φ<br />

= 1<br />

2 p2 + Φ − Ω · (r × p) .<br />

(2.36)<br />

Da H = 1<br />

2 p2 + Φ gerade die Hamiltonfunktion im Inertialsystem und L = r × p der<br />

Drehimpuls im mitrotierten System ist, können wir HJ auch schreiben als:<br />

HJ = H − Ω · L. (2.37)<br />

Da Φ(r) im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem konstant ist, hat HJ keine explizite Zeitabhängigkeit<br />

und die Ableitung entlang eines beliebigen Orbits dHJ/ dt = ∂HJ/∂t verschwindet 2 .<br />

HJ ist also ein Integral, welches auch Jacobi Integral (Binney & Tremaine, 2008, S. 178<br />

f.) genannt wird. Bei einem rotierenden, nicht achsensymmetrischen Potential sind weder<br />

Gesamtenergie noch Drehimpuls erhalten, aber deren Differenz H − Ω · L ist erhalten.<br />

2 Mit ˙q = ∂H<br />

∂p<br />

und ˙p = − ∂H<br />

∂q<br />

gilt: dH<br />

dt<br />

= ∂H<br />

∂q<br />

∂H ∂H ∂H<br />

· ˙q + · ˙p + = ∂p ∂t ∂t .


2.4. Bahnkurven in rotierenden Potentialen 13<br />

Für einen konstanten Wert EJ von HJ gilt mit Gleichung 2.36:<br />

Dabei ist das effektive Potential Φeff:<br />

EJ = 1<br />

2 p2 + Φ − Ω · (r × p)<br />

= 1<br />

2 | ˙r|2 + Φ − 1<br />

|Ω × r|2<br />

2<br />

= 1<br />

2 | ˙r|2 + Φeff.<br />

Φeff (r) = Φ (r) − 1<br />

2<br />

= Φ (r) − 1<br />

2<br />

|Ω × r|2<br />

In Zylinderkoordinaten mit Ω = Ωez erhalten wir:<br />

Die Hamiltongleichungen lauten mit Gleichung 2.36:<br />

<br />

|Ω| 2 |r| 2 − (Ω · r) 2<br />

.<br />

(2.38)<br />

(2.39)<br />

Φeff = Φ (r) − 1<br />

2 Ω2 r 2 . (2.40)<br />

˙p = − ∂HJ<br />

∂x<br />

˙r = ∂HJ<br />

∂p<br />

= −∇Φ − Ω × p, (2.41)<br />

= p − Ω × r. (2.42)<br />

Wenn wir die zweite Gleichung nach der Zeit ableiten, können wir in der ersten Gleichung<br />

˙p und p substituieren:<br />

¨r = ˙p − Ω × ˙r, (2.43)<br />

¨r = −∇Φ − 2Ω × r − Ω × (Ω × r) . (2.44)<br />

Wir erhalten die Bewegungsgleichung im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem, welche die Coriolisund<br />

Zentrifugalkraft beinhaltet. Auf diese Scheinkräfte werden wir im nächsten Abschnitt<br />

2.5 genauer eingehen.<br />

Wir wollen jetzt ein solches effektives Potential für ein System aus zwei Punktmassen<br />

betrachten. Vorgegeben seien die beiden Punktmassen m1 und m2, welche auf Kreisbahnen<br />

um ihren gemeinsamen Schwerpunkt mit der Winkelgeschwindigkeit Ω kreisen. Ohne<br />

Beschränkung der Allgemeinheit sei die Masse m1 <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t = 0 auf der positiven<br />

x-Halbachse und entsprechend die Masse m2 auf der negativen Halbachse, wobei der


14 2. Grundlagen<br />

Schwerpunkt im Ursprung liege. Die Bahnen der Massen lauten dann:<br />

r1 (t) = r1<br />

r2 (t) = r2<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎝<br />

cos (Ωt)<br />

sin (Ωt)<br />

0<br />

⎞<br />

cos (Ωt + π)<br />

sin (Ωt + π)<br />

0<br />

⎠ , (2.45)<br />

⎞<br />

⎠ . (2.46)<br />

Wenn a die große Halbachsen der beiden Komponenten ist, ergeben sich r1, r2 <strong>zu</strong>:<br />

a = r1 + r2, (2.47)<br />

<br />

m2<br />

r1 = a<br />

, (2.48)<br />

m1 + m2<br />

<br />

m1<br />

r2 = a<br />

. (2.49)<br />

m1 + m2<br />

Damit können wir das Potential der beiden Punktmassen angeben:<br />

Φ (r) =<br />

2<br />

i=1<br />

= −<br />

Φi (r)<br />

2<br />

i=1<br />

G mi<br />

|r − ri| .<br />

Betrachtung der Abstände zwischen r und ri liefert:<br />

⎛<br />

<br />

<br />

|r − r1| = ⎝<br />

<br />

<br />

⎛<br />

<br />

<br />

|r − r2| = ⎝<br />

<br />

<br />

x − r1<br />

y<br />

0<br />

x − r2<br />

y<br />

0<br />

⎞<br />

<br />

<br />

⎠<br />

<br />

=<br />

⎞<br />

<br />

<br />

⎠<br />

<br />

=<br />

Hiermit erhalten wir für das effektive Potential:<br />

Φeff = Φ (r) − 1<br />

⎛<br />

= −G ⎝<br />

2 Ω2 r 2<br />

m1<br />

<br />

(x − r1) 2 + y2 +<br />

(2.50)<br />

<br />

(x − r1) 2 + y 2 , (2.51)<br />

<br />

(x + r2) 2 + y 2 . (2.52)<br />

⎞<br />

m2<br />

<br />

(x + r2) 2 + y2 ⎠ − 1<br />

2 Ω2 x 2 + y 2<br />

(2.53)


2.5. Rotierende Be<strong>zu</strong>gssysteme 15<br />

Für ein Massenverhältnis von m1/m2 = 1/9 und einer großen Halbachse von a = 1<br />

erhalten wir das in Abbildung 2.4 sichtbare Potentialfeld.<br />

Abbildung 2.4.: Konturlinien des effektiven Potentials zweier Punktmassen im mitrotierten<br />

System. Das Verhältnis der Massen beträgt 1 : 9.<br />

2.5. Rotierende Be<strong>zu</strong>gssysteme<br />

In einem rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem treten <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> geometrischen und externen Kräften<br />

Scheinkräfte auf. Wenn das System nun um den Ursprung mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit<br />

Ω rotiert, erhält man nach (Hirsch, 2007, S. 54ff) für die Coriolis- und<br />

Zentrifugalkräfte pro Einheitsmasse:<br />

fC = −2 (Ω × v) (2.54)<br />

fZ = −Ω × (Ω × r) . (2.55)<br />

Die Eulerkraft FE = − ∂Ω<br />

∂t × r verschwindet, da Ω zeitunabhängig ist. Seien nun {ξ, η, ϕ}<br />

krummlinig orthogonale Koordinaten. Dann ist in den von uns betrachteten Systemen<br />

Ω = Ωeϕ und r = reξ, sodass wir mit v = ˙r den gesamten Quellterm Srot = ρ (fC + fZ)


16 2. Grundlagen<br />

des rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems angeben können <strong>zu</strong>:<br />

Srot = ρ (fC + fZ)<br />

= −2ρ (Ω × v) − ρΩ × (Ω × r)<br />

= −2ρ (Ω × v) + ρΩ 2 reξ<br />

= −2ρ (Ωvξeη − Ωvηeξ) + ρΩ 2 reξ<br />

= ρ rΩ 2 <br />

+ 2Ωvη eξ − 2ρΩvξeη.<br />

(2.56)


3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit<br />

FOSITE<br />

Für alle Simulationen wird das hauseigene 2D-Hydrodynamikprogramm FOSITE von<br />

Illenseer & Duschl (2009) verwendet. Eine Stärke von FOSITE ist es, auf beliebigen<br />

krummlinigen orthogonalen Koordinaten rechnen <strong>zu</strong> können. Dies macht die Verwendung<br />

von kartesischen, polaren, bipolaren, oblat-spheroiden und anderen Koordinaten<br />

möglich. Ebenso einfach ist es, vorhandene Koordinatensysteme an das jeweilige Problem<br />

an<strong>zu</strong>passen. Dadurch sind logarithmische, tangenshyperbolische und andere Skalierungen<br />

realisierbar, um höhere Auflösungen an bestimmten Stellen des Rechengebiets<br />

<strong>zu</strong> erreichen. Die flexible Implementierung erlaubt <strong>zu</strong>dem ein einfaches Austauschen von<br />

Zeitintegrator, Einheitensystem und verwendeter Physik und allen anderen Modulen.<br />

Genauere Beschreibungen <strong>zu</strong> den Wahlmöglichkeiten sollen in diesem Kapitel erläutert<br />

werden.<br />

FOSITE in an unterschiedliche Problemstellungen anpassbar, wurde jedoch hauptsächlich<br />

für die Beschreibung von Akkretionsscheiben entwickelt. Das verwendete numerische Verfahren<br />

(Illenseer & Duschl 2009, ursprüngliche Form in kartesischen Koordinaten: Kurganov<br />

& Tadmor 2000) wurde für 3D-Systeme entwickelt und in FOSITE für 2D-Probleme<br />

implementiert. Es ist also erforderlich, bei der Simulation von Akkretionsscheiben eine<br />

Dimension ein<strong>zu</strong>sparen. Dadurch ergeben sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten<br />

von Geometrien. Einerseits kann man annehmen, dass die vorliegende Akkretionsscheibe<br />

rotationssymmetrisch ist, sodass man z.B. in Kugel- oder Zylinderkoordinaten mit über<br />

den Azimutalwinkel gemittelten Variablen rechnet. Auf der anderen Seite kann man annehmen,<br />

dass die Scheibendicke sehr viel kleiner als deren radiale Ausdehnung ist. Die<br />

verwendeten Variablen wären dann in Zylinderkoordinaten über die z-Richtung gemittelt.<br />

Im Folgenden wollen wir den ersten Simulationstyp mit EULER3D und den zweiten<br />

mit EULER2D bezeichnen. Der erste Typ wird mit dem Suffix 3D beschrieben, da bei diesen<br />

Geometrien der azimutale Transport nicht verschwindet, sondern nur nicht aufgelöst<br />

wird. Für genauere Beschreibungen dieser Geometrien wird auf Illenseer & Duschl (2009)<br />

verwiesen. Die für uns interessanten Strukturen liegen in der Ebene der Akkretionsscheibe,<br />

also der r-ϕ-Ebene und werden daher mit EULER2D Simulationen beschrieben.<br />

Wir betrachten nun <strong>zu</strong>nächst das bereits in FOSITE implementierte Gleichungssytem<br />

für EULER2D Geometrien, welches die kartesischen Eulergleichungen auf krummlinig orthogonale<br />

Koordinaten verallgemeinert. Hiervon ausgehend stellen wir ein neues Gleichungsystem<br />

<strong>zu</strong>r Lösung von EULER2D Problemen vor, welches explizit Drehimpuls im<br />

Inertialsystem erhält. Die zentrale Rolle von Drehimpuls in der Entwicklung von Akkreti-<br />

17


18 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

onsscheiben macht dessen korrekte numerische Behandlung sehr wichtig. Auf die Vorteile<br />

des neuen Gleichungssystems wird in Abschnitt 4 eingegangen. Vorher werden noch weitere<br />

verwendete Module von FOSITE kurz vorgestellt und das neue Gleichungssystem mit<br />

numerischen Tests verifiziert.<br />

3.1. Hyperbolische Erhaltungsgleichungen<br />

Eine hyperbolische Erhaltungsgleichung hat die Form:<br />

∂u<br />

∂t<br />

+ ∇ · T (u) = 0. (3.1)<br />

Dabei ist u ein Vektor und T (u) ein Tensor zweiter Stufe, sodass T ↦→ ∇ · T die Tensordivergenz<br />

bezeichnet. Falls u ein Skalar und T ein Vektor ist, erhalten wir eine skalare<br />

Erhaltungsgleichung. Für orthogonal krummlinige Koordinaten {ξ, η, ϕ} mit der Orthonormalbasis<br />

{eξ, eη, eϕ} und den metrischen Skalenfaktoren {hξ, hη, hϕ} können wir die<br />

Tensordivergenz angeben:<br />

[∇ · T ] ξ = 1<br />

<br />

∂<br />

√<br />

g ∂ξ (hηhϕTξξ) + ∂<br />

∂η (hξhϕTξη) + ∂<br />

∂ϕ (hξhηTξϕ)<br />

<br />

[∇ · T ] η = 1<br />

√ g<br />

[∇ · T ] ϕ = 1<br />

√ g<br />

− cηξηTηη − cϕξϕTϕϕ + cξηξTηξ + cξϕξTϕξ,<br />

∂<br />

∂ξ (hηhϕTηξ) + ∂<br />

∂η (hξhϕTηη) + ∂<br />

∂ϕ (hξhηTηϕ)<br />

− cξηξTξξ − cϕηϕTϕϕ + cηξηTξη + cηϕηTϕη,<br />

∂<br />

∂ξ (hηhϕTϕξ) + ∂<br />

∂η (hξhϕTϕη) + ∂<br />

∂ϕ (hξhηTϕϕ)<br />

− cξϕξTξξ − cηϕηTηη + cϕξϕTξϕ + cϕηϕTηϕ.<br />

<br />

<br />

(3.2)<br />

Dabei ist √ g die Determinante der metrischen Matrix, also √ g = hξhηhϕ. Die Kommutatorkoeffizienten<br />

cijk hängen von den metrischen Skalenfaktoren und deren Ableitungen<br />

ab. Ihre genaue Definition ist im Anhang A.3 und in Illenseer & Duschl (2009) <strong>zu</strong> finden.<br />

Da wir uns nun auf den zweidimensionalen Fall beschränken wollen, nehmen wir<br />

eine Symmetrie bezüglich der ϕ Koordinate an, also dass ∂<br />

∂ϕ ≡ 0 gilt. Mit den neuen<br />

Differentialoperatoren<br />

Dξ := 1 ∂<br />

√<br />

g ∂ξ hηhϕ, (3.3)<br />

Dη := 1 ∂<br />

√<br />

g ∂η hξhϕ<br />

(3.4)


3.1. Hyperbolische Erhaltungsgleichungen 19<br />

können die Erhaltungsgleichungen umformuliert werden:<br />

∂tu + DξF (u) + DηG (u) = S (u) . (3.5)<br />

F und G sind die Flussvektoren und S der Vektor der geometrischen Quellterme. Für<br />

den Fall kartesischer Koordinaten verschwinden alle Kommutatorkoeffizienten cijk und<br />

es gilt S ≡ 0.<br />

Durch das Formulieren der Gleichungen in Erhaltungsform kann die Erhaltung bestimmter<br />

konservativer Variablen mit numerischer Genauigkeit erreicht werden. Eine Gleichung<br />

liegt in ihrer Erhaltungsform vor, wenn sie keine Quellterme S enthält. Im Folgenden<br />

werden verschiedene Physikmodule vorgestellt, in denen jeweils unterschiedliche Erhaltungsgleichungen<br />

implementiert sind.<br />

3.1.1. Eulergleichungen auf orthogonal krummlinigen Koordinaten<br />

Sei nun der Tensor T durch<br />

T = ρv ⊗ v + pI (3.6)<br />

definiert (Hirsch, 2001, S. 14f.), wobei ρ die Dichte, v der Geschwindigkeitsvektor, p der<br />

Druck und I die Einheitsmatrix sei. So ergeben sich die Impulsgleichung<br />

die Kontinuitätsgleichung<br />

und die Energiegleichung<br />

Mit einer Zustandsgleichung<br />

und der idealen Gasgleichung<br />

∂t (ρv) + ∇ · (ρv ⊗ v + pI) = 0, (3.7)<br />

∂tρ + ∇ · (ρv) = 0 (3.8)<br />

∂tE + ∇ · ((E + p) v) = 0. (3.9)<br />

E = E(ρ, T ) (3.10)<br />

pV = m<br />

M · Rm · T, (3.11)<br />

wobei V das Volumen, m die Masse, M die molare Masse, Rm die universelle Gaskonstante<br />

und T die Temperatur bezeichnet, erhält man das vollständige System der<br />

kompressiblen Hydrodynamikgleichungen in kartesischen Koordinaten, welches sich aus<br />

zwei skalaren und einer vektoriellen Erhaltungsgleichung <strong>zu</strong>sammensetzt.


20 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Durch Transformation in beliebige orthogonale Koordinaten unter Verwendung der Tensordivergenz<br />

und Formulierung 3.5 der Erhaltungsgleichung können wir für dieses System<br />

die konservativen Variablen, Flussvektoren und geometrischen Quellterme aufschreiben<br />

(Illenseer & Duschl, 2009):<br />

⎡<br />

ρ<br />

⎢ ρvξ ⎢<br />

u = ⎢ ρvη<br />

⎣ ρvϕ<br />

⎤<br />

⎥ ,<br />

⎦<br />

⎡<br />

⎢<br />

F = ⎢<br />

⎣<br />

ρvξ<br />

ρv<br />

E<br />

2 ξ + p<br />

ρvξvη<br />

ρvξvϕ<br />

⎤<br />

⎥ ,<br />

⎦<br />

⎡<br />

⎢<br />

G = ⎢<br />

⎣<br />

ρvη<br />

ρvηvξ<br />

ρv<br />

(E + p) vξ<br />

2 η + p<br />

ρvηvϕ<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(E + p) vη<br />

,<br />

⎡<br />

0<br />

⎤ ⎡ ⎤<br />

0<br />

⎢ −vηcξηξ ⎢<br />

S = ρvξ<br />

⎢ vξcξηξ<br />

⎣ −vϕcϕξϕ<br />

⎥ ⎢ vηcηξη<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ + ρvη<br />

⎢ −vξcηξη<br />

⎦ ⎣ −vϕcϕηϕ<br />

⎥<br />

⎦<br />

0<br />

0<br />

+ ρv2 ⎡<br />

0<br />

⎤ ⎡<br />

0<br />

⎢ cϕξϕ ⎢<br />

ϕ ⎢ cϕηϕ<br />

⎣ 0<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ ⎢<br />

⎥ + p ⎢<br />

⎦ ⎣<br />

0<br />

cηξη + cϕξϕ<br />

cξηξ + cϕηϕ<br />

0<br />

0<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦ .<br />

(3.12)<br />

Wir nehmen nun <strong>zu</strong>sätzlich an, dass Druck und Energie über die ideale Gasgleichung<br />

verknüpft sind, sodass für die Gesamtenergie E gilt:<br />

E = 1<br />

2 ρ v 2 ξ + v2 η + v 2 p<br />

ϕ + . (3.13)<br />

γ − 1<br />

Dabei ist γ = cp/cv das Verhältnis der spezifischen Wärme (z.B. γ = 1.4). Ein wichtiges<br />

Merkmal dieser konservativen Variablen ist das Verschwinden der geometrischen Quellterme<br />

von Kontinuitäts- und Energiegleichung. Falls hier keine anderen externen Quellterme<br />

vorkommen, handelt es sich um echte Erhaltungsgleichungen, welche auch durch<br />

das numerische Verfahren eingehalten werden. Die Impulsgleichungen sind im Allgemeinen<br />

allerdings keine Erhaltungsgleichungen, da diese geometrische Quellterme enthalten.<br />

Für bestimmte Koordinatensysteme werden diese wieder auf echte Erhaltungsgleichungen<br />

reduziert (z.B. kartesische Koordinaten).<br />

3.1.2. Impulstransport<br />

Die im letzten Abschnitt hergeleiteten Gleichungen gelten <strong>zu</strong>nächst für beliebige 2D-<br />

Geometrien in FOSITE. Insbesondere werden sie in ähnlicher Form für EULER3D Geometrien<br />

verwendet. Wir wollen nun das in dem EULER2D Physikmodul von FOSITE<br />

verwendete Gleichungssystem beschreiben. Da<strong>zu</strong> wird das eben hergeleitete allgemeine


3.1. Hyperbolische Erhaltungsgleichungen 21<br />

Impulssystem in Gleichung 3.12 verwendet und vϕ ≡ 0 gesetzt (keine Geschwindigkeiten<br />

entlang der dritten Koordinate). In der dritten Zeile werden alle Terme Null. Ohne diese<br />

schreiben wir:<br />

⎡<br />

ρ<br />

⎢ ρvξ<br />

u = ⎢<br />

⎣ ρvη<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦ ,<br />

⎡<br />

⎢<br />

F = ⎢<br />

⎣<br />

ρvξ<br />

ρv<br />

E<br />

2 ξ + p<br />

ρvξvη<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦ ,<br />

⎡<br />

⎢<br />

G = ⎢<br />

⎣<br />

ρvη<br />

ρvηvξ<br />

ρv<br />

(E + p) vξ<br />

2 η + p<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(E + p) vη<br />

,<br />

⎡<br />

0<br />

⎤ ⎡<br />

0<br />

⎤ ⎡<br />

⎤<br />

0<br />

⎢ −vηcξηξ<br />

S = ρvξ<br />

⎢<br />

⎣ vξcξηξ<br />

⎥ ⎢ vηcηξη<br />

⎥<br />

⎦ + ρvη<br />

⎢<br />

⎣ −vξcηξη<br />

⎥ ⎢ cηξη ⎥<br />

⎦ + p ⎢ + cϕξϕ<br />

⎣ cξηξ + cϕηϕ<br />

⎥<br />

⎦<br />

0<br />

0<br />

0<br />

.<br />

Die Gesamtenergie vereinfacht sich dann <strong>zu</strong>:<br />

(3.14)<br />

E = 1<br />

2 ρ v 2 ξ + v2 p<br />

η + . (3.15)<br />

γ − 1<br />

Dieses System erhält Masse und Energie. Die Impulsgleichungen enthalten geometrische<br />

Quellterme.<br />

3.1.3. Lokal isotherme Approximation<br />

Das vorliegende Gleichungssystem 3.14 kann unter folgenden Annahmen weiter vereinfacht<br />

werden. Der Druck kann lokal isotherm approximiert werden. Das bedeutet eine<br />

feste Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit vom Ort (beziehungsweise pro Zelle des<br />

Rechengebietes):<br />

Der Druck ergibt sich:<br />

cs := cs (ξ, η) . (3.16)<br />

p = ρc 2 s. (3.17)<br />

Das Lösen der Energiegleichung ist nicht mehr notwendig. Das neue Gleichungssystem<br />

lautet insgesamt:<br />

⎡<br />

ρ<br />

u = ⎣ ρvξ<br />

ρvη<br />

⎤<br />

⎦ ,<br />

⎡<br />

ρvξ<br />

F = ⎣ ρv2 ⎡<br />

0<br />

⎤<br />

ξ + p ⎦ ,<br />

ρvξvη<br />

⎤ ⎡<br />

0<br />

⎤<br />

⎡<br />

G = ⎣<br />

⎡<br />

S = ρvξ ⎣ −vηcξηξ ⎦ + ρvη ⎣ vηcηξη ⎦ + p ⎣<br />

vξcξηξ<br />

−vξcηξη<br />

ρvη<br />

ρvηvξ<br />

ρv 2 η + p<br />

0<br />

cηξη + cϕξϕ<br />

cξηξ + cϕηϕ<br />

⎤<br />

⎦ ,<br />

⎤<br />

⎦ .<br />

(3.18)


22 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Als Spezialfall der lokal isothermen Approximation kann die Schallgeschwindigkeit global<br />

für das gesamte Rechengebiet festgelegt werden, sodass man dann <strong>zu</strong> der isothermen Approximation<br />

gelangt. Die <strong>zu</strong>gehörigen Module von FOSITE heißen EULER2D_ISOTHERM<br />

für die global isotherme Approximation und EULER2D_LOCISOTHERM für die lokal isotherme<br />

Approximation.<br />

Es sei angemerkt, dass es in der lokal isothermen Approximation immer noch einen Druckgradienten<br />

in Abhängigkeit der Gradienten von Schallgeschwindigkeit und Massendichte<br />

gibt. Dieser muss <strong>zu</strong>m Beispiel bei der Bestimmung von Anfangsbedingungen, die ein<br />

System im Gleichgewicht darstellen sollen, beachtet werden.<br />

3.1.4. Inertialdrehimpulstransport<br />

Der Variablensatz aus dem vorherigen Abschnitt 3.1.3 eignet sich nicht, falls eine genaue<br />

Drehimpulserhaltung von Interesse ist. Auch das Hin<strong>zu</strong>fügen von Scheinkräften eines<br />

rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems als externe Quellterme erzeugt große Fehler in der Drehimpulserhaltung.<br />

Wir formen daher die Gleichungen 3.14 so um, dass statt der Impulsdichte<br />

ρvη die Inertialdrehimpulsdichte<br />

ρl = ρhη (vη + hηΩ) (3.19)<br />

erhalten wird. Dabei ist Ω die Rotationsgeschwindigkeit des Be<strong>zu</strong>gssystems um den Ursprung<br />

und vη die Azimutalgeschwindigkeit im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem. Hierdurch wird<br />

erreicht, dass in der zweiten Impulsgleichung, also der neuen Drehimpulsgleichung, weder<br />

geometrische Terme noch Scheinkraftterme vorkommen. Dadurch kann die Qualität<br />

der Drehimpulserhaltung deutlich verbessert werden. Das Umformen der Gleichungen ist<br />

nicht trivial. Unser Ziel ist es, folgenden Satz konservativer Variablen <strong>zu</strong> erhalten:<br />

⎛<br />

u = ⎝<br />

ρ<br />

ρvξ<br />

ρl<br />

⎞<br />

⎠ . (3.20)<br />

Hierfür muss die dritte Komponente der Transportgleichung 3.5 mit den Flussvektoren<br />

3.18 vom vorherigen Abschnitt 3.1.3 passend modifiziert werden. Zunächst betrachten<br />

wir die Wirkung von hη auf die Differentialoperatoren 3.3. Wir beschränken uns dabei<br />

auf polare Geometrien mit hξ = 1 und hη = hη (ξ). An hϕ werden keine Bedingungen<br />

gestellt. Für eine Funktion f gilt:<br />

hηDξf = 1<br />

√ g (hη∂ξ (hηhϕf) + hηhϕf∂ξhη − hηhϕf∂ξhη)<br />

= 1<br />

√ g ∂ξ (hηhϕ (hηf)) − 1<br />

= Dξ (hηf) − hηfcηξη,<br />

hξ<br />

f∂ξhη<br />

(3.21)


3.1. Hyperbolische Erhaltungsgleichungen 23<br />

hηDηf = 1<br />

√ g (hη∂η (hξhϕf) + hξhϕf∂ηhη − hξhϕf∂ηhη)<br />

= Dη (hηf) .<br />

(3.22)<br />

Der Skalenfaktor hη vertauscht also mit Dη. Die Multiplikation von hη mit Dξ liefert<br />

einen <strong>zu</strong>sätzlichen Quellterm. Sei der Übersichtlichkeit halber ω := vη/hη. Dann folgt<br />

motiviert durch unsere gewünschten konservativen Variablen und unter Verwendung der<br />

Vertauschungsrelation:<br />

∂t (ρl) = hη∂t (ρhηω) + h 2 ηΩ∂tρ, (3.23)<br />

Dξ (ρvξl) = hηDξ (ρvξhη (ω + Ω)) + ρvξh 2 η (ω + Ω) cηξη<br />

= hηDξ (ρvξhηω) + hηΩ (hηDξ (ρvξ) + hηρvξcηξη)<br />

+ ρvξh 2 η (ω + Ω) cηξη<br />

= hηDξ (ρvξhηω) + h 2 ηΩDξ (ρvξ) + ρvξh 2 η (ω + 2Ω) cηξη, (3.24)<br />

Dη (ρlvη + hηp) = hηDη (ρhηωvη + p) + h 2 ηΩDη (ρvη) . (3.25)<br />

Wir setzen nun die dritte Zeile von 3.18 in die Transportgleichung 3.5 ein und multiplizieren<br />

mit hη:<br />

hη<br />

<br />

<br />

∂t (ρhηω) + Dξ (ρvξhηω) + Dη ρ (hηω) 2 <br />

+ p<br />

= ∂t (ρl) + Dξ (ρvξl) + Dη (ρlvη + hηp)<br />

− h 2 ηΩ (∂t (ρ) + Dξ (ρvξ) + Dη (ρvη))<br />

− ρvξhη (ω + 2Ω) cηξη.<br />

(3.26)<br />

Wenn wir die Kontinuitätsgleichung verwenden, erhält man mit der dritten Komponente<br />

der geometrischen Quellterme S3:<br />

∂t (ρl) + Dξ (ρvξl) + Dη (ρlvη + hηp) = hηS3 + ρvξh 2 η (ω + 2Ω) cηξη<br />

(3.27)<br />

Es entsteht ein neuer Quellterm in der dritten Gleichung. Wir betrachten nun die Summe<br />

aus diesem neuen Quellterm, den geometrischen Quelltermen S3 und den Quelltermen<br />

des rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems Srot,3 aus Abschnitt 2.5:<br />

hηS3 + ρvξh 2 η (ω + 2Ω) cηξη + hηSrot,3<br />

= −ρhηvηvξcηξη + ρvξh 2 η (ω + 2Ω) cηξη − 2ρΩvξhη<br />

= ρvξhη (ω + 2Ω) − ρvξhη (ω + 2Ω)<br />

= 0.<br />

(3.28)


24 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Es ergibt sich eine echte Erhaltungsgleichung für den Drehimpuls im Inertialsystem.<br />

Insgesamt lauten die isothermen Flussvektoren und Quellterme jetzt:<br />

⎡<br />

u = ⎣<br />

ρ<br />

ρvξ<br />

ρl<br />

⎤<br />

⎡<br />

⎦ , F = ⎣<br />

S =<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎣<br />

ρhη<br />

⎤<br />

ρvξ<br />

+ p ⎦ ,<br />

⎡<br />

G = ⎣<br />

ρvξl<br />

0<br />

2 + Ω + pcηξη<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦ .<br />

ρv 2 ξ<br />

vη<br />

hη<br />

0<br />

ρvη<br />

ρvξvη<br />

ρvηl + hηp<br />

Dabei wurde Srot,2 <strong>zu</strong> den geometrischen Quelltermen der zweiten Zeile addiert.<br />

⎤<br />

⎦ ,<br />

(3.29)<br />

Auch Kley (1998) und Mudryk & Murray (2009) haben statt des spezifischen Inertialdrehimpulses<br />

die spezifische azimutale Geschwindigkeit als Transportgröße verwendet.<br />

Wir zeigen <strong>zu</strong>m ersten Mal die direkte Ableitung der Flussvektoren und geometrischen<br />

Quellterme für Erhaltungsgleichungen der Form 3.5, also auf polaren Gittern mit beliebiger<br />

radialer Skalierung. Im Gegensatz <strong>zu</strong> Kley (1998) bleibt der Druck ein Teil des<br />

Advektionsterms und wird nicht als Quellterm behandelt. Mudryk & Murray (2009) behandeln<br />

zwar den Druck korrekt, lösen aber nicht das vollständige Gleichungssystem in<br />

einem Schritt. Dies ist nur mit unserem neuen System möglich, da alle Komponenten<br />

der Flussvektoren implizit nur von den konservativen Variablen und dem Skalenfaktor<br />

hη abhängen.<br />

3.1.5. Modifikation des numerischen Verfahrens<br />

Das numerische Verfahren von FOSITE fordert, dass sich die Transportgleichung 3.5 in<br />

quasilinearer Schreibweise formulieren lässt:<br />

<br />

∂F<br />

∂tu + Dξ (u) +<br />

∂u<br />

<br />

∂G<br />

Dη (u) = S. (3.30)<br />

∂u<br />

Kernteil des Verfahrens ist das Abschätzen der Transportgeschwindigkeit entlang der<br />

Koordinaten durch das Bestimmen der Eigenwerte der Jacobimatrizen <br />

∂F<br />

∂G<br />

∂u bzw. ∂u .<br />

Details hier<strong>zu</strong> sind in Illenseer & Duschl (2009) oder Hirsch (1990, S. 138ff) <strong>zu</strong> finden.<br />

Illenseer & Duschl (2009) fordern hierfür die Homogenität der Flussvektoren bzgl. der<br />

konservativen Variablen und können damit Quasilinearität erreichen.<br />

Der neue Flussvektor F ist von der gleichen Form wie im Abschnitt 3.1.3, also homogen<br />

in u und lässt sich in der quasilinearen Schreibweise formulieren. Der neue Flussvektor<br />

G hingegen ist nicht mehr nur noch von den konservativen Variablen abhängig, sondern<br />

sowohl explizit als auch implizit (vη = l<br />

hη − hηΩ) von hη und damit von der Koordi-


3.2. Weitere Module 25<br />

nate ξ abhängig. Das bisherige Argument <strong>zu</strong>r Herstellung der Quasilinearität lässt sich<br />

also nicht mehr anwenden. Dies kann jedoch durch einen einfachen, bisher unbekannten<br />

Zusammenhang erreicht werden:<br />

DηG (u, hη) = 1<br />

√ h ∂η (hξhϕG (u, hη))<br />

= 1<br />

√ g (∂η (hξhϕ) G (u, hη) + hξhϕ (∂ηG (u, hη)))<br />

= 1<br />

√ (∂η (hξhϕ) G (u, hη)<br />

g<br />

<br />

+hξhϕ ∂uG (u, hη) ∂ηu + ∂hηG (u, hη)<br />

<br />

· ∂ηhη<br />

= 1<br />

<br />

∂G<br />

√ hξhϕ ∂ηu<br />

g ∂u<br />

<br />

∂G 1<br />

= √g (hξhϕ∂ηu + u∂η (hξhϕ) − u∂η (hξhϕ))<br />

∂u<br />

<br />

∂G 1<br />

= √g ∂η (hξhϕu)<br />

∂u<br />

<br />

∂G<br />

= Dη (u) .<br />

∂u<br />

(3.31)<br />

Dabei haben wir verwendet, dass ∂ηhη = 0 und ∂η (hξhϕ) = 0 gilt. Das neue Variablensystem<br />

mit Inertialdrehimpulserhaltung kann in quasilinearer Schreibweise formuliert<br />

werden. Die für die Implementierung notwendigen Eigenwerte der Jacobimatrizen<br />

(∂G/∂u) und (∂G/∂u) sind im Anhang A.1 notiert.<br />

3.2. Weitere Module<br />

Für die Verwendung von FOSITE sind Kenntnisse über alle an den Simulationen beteiligten<br />

Module notwendig. Einige der wichtigsten in dieser Arbeit verwendeten Module<br />

sind im Folgenden dokumentiert.<br />

3.2.1. Geometrien<br />

Alle in dieser Arbeit verwendeten Geometrien sind polare Geometrien. Sie enthalten<br />

also genau eine Polstelle, wobei in der Regel ein Gebiet um diese Polstelle aus dem<br />

Rechengebiet entfernt wird. Fest<strong>zu</strong>legen sind deshalb innerer und äußerer Rand, sowie<br />

radiale und azimutale Auflösung. Bei den meisten polaren Geometrien variiert nur die<br />

radiale Skalierung des Gitters. Da dies auch die Klasse an Gittern ist, welche in der<br />

Physik mit Inertialdrehimpulserhaltung verwendet werden kann, werden <strong>zu</strong>nächst der<br />

allgemeine Fall und dann einige spezielle Gitter diskutiert.


26 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

π<br />

3<br />

4 π<br />

5<br />

4 π<br />

1<br />

2 π<br />

3<br />

2 π<br />

1<br />

4 π<br />

7<br />

4 π<br />

0<br />

π<br />

3<br />

4 π<br />

5<br />

4 π<br />

1<br />

2 π<br />

3<br />

2 π<br />

Abbildung 3.1.: Darstellungen von Polarkoordinatensystemen mit linearer (links), logrithmischer<br />

(mitte) und Sinus-Hyperbolicus (rechts) Skalierung in radialer<br />

Richtung. Logarithmische Skalierungen eignen sich auf Grund der<br />

höheren Geschwindigkeiten durch das zentrale gravitierende Objekt besonders<br />

gut für Akkretionsscheiben. Sinus-Hyperbolicus-Skalierungen ermöglichen<br />

einen Bereich innerhalb einer Scheibe besser radial auf<strong>zu</strong>lösen<br />

als Bereiche, die am Innen- oder Außenrand liegen.<br />

Skalierte Polarkoordinaten<br />

Wir wollen nun einen neuen Satz zweidimensionaler orthogonal krummliniger Koordinaten<br />

{ξ, η} herleiten. Sei f(ξ) eine monoton wachsende Funktion in ξ mit der Umkehrfunktion<br />

f −1 (|r|). Dann sind die Koordinaten definiert durch:<br />

<br />

cos (η)<br />

r = f (ξ)<br />

sin (η)<br />

1<br />

4 π<br />

7<br />

4 π<br />

Für die Ableitungen von r nach den Koordinaten ergibt sich:<br />

Damit erhalten wir für die Skalenfaktoren:<br />

<br />

<br />

hξ = <br />

∂r <br />

<br />

∂ξ <br />

0<br />

π<br />

3<br />

4 π<br />

5<br />

4 π<br />

1<br />

2 π<br />

3<br />

2 π<br />

1<br />

4 π<br />

7<br />

4 π<br />

<br />

. (3.32)<br />

∂r<br />

∂ξ = f ′ <br />

cos (η)<br />

(ξ)<br />

(3.33)<br />

sin (η)<br />

<br />

∂r − sin (η)<br />

= f (ξ)<br />

. (3.34)<br />

∂η cos (η)<br />

= f ′ (ξ) (3.35)<br />

0


3.2. Weitere Module 27<br />

<br />

<br />

hη = <br />

∂r <br />

<br />

∂η<br />

<br />

= |f (ξ)| . (3.36)<br />

Die krummlinigen Koordinaten in Abhängigkeit der kartesischen Koordinaten lauten:<br />

ξ = f −1 (|r|), (3.37)<br />

η = atan2 (r2, r1) . (3.38)<br />

atan2 ist dabei eine aus vielen Programmiersprachen bekannte Variante des Arkustangens,<br />

welche allerdings auf [−π, π] abbildet und für alle Argumente außer (0, 0) definiert<br />

ist (vollständige Definition im Anhang A.2). Hiermit haben wir bereits alle Terme <strong>zu</strong>sammengetragen,<br />

die <strong>zu</strong>r Implementierung einer neuen polaren Geometrie notwendig sind.<br />

Es sei noch auf zwei Zusammenhänge hingewiesen:<br />

|r| = |f (ξ)|<br />

= hη.<br />

(3.39)<br />

Der Betrag des Ortsvektors ist gerade gleich dem Skalenfaktor hη und gibt damit immer<br />

die Entfernung <strong>zu</strong>m Ursprung in solchen Koordinaten an. Außerdem ist<br />

∂hη<br />

∂ξ = f ′ (ξ)<br />

= 1,<br />

da einerseits r = hη > 0 und andererseits |f ′ (ξ)| = hξ = 1 gilt.<br />

(3.40)<br />

In Tabelle 3.1 werden einige der in FOSITE implementierten polaren Geometrien vorgestellt<br />

und deren Definitionen angeben. Teilweise tauchen dabei frei wählbare Parameter<br />

κ1, κ2, . . . auf. Der metrische Tensor g ergibt sich gerade aus den Skalenfaktoren, da für<br />

orthogonal krummlinige Koordinaten gilt:<br />

Sinh-Tanh-Polarkoordinaten<br />

g = diag h 2 ξ , h2η, h 2 <br />

ϕ<br />

⎛<br />

= ⎝<br />

h 2 ξ 0 0<br />

0 h 2 η 0<br />

0 0 h 2 ϕ<br />

⎞<br />

⎠ .<br />

(3.41)<br />

Die Sinh-Tanh-Polarkoordinaten unterscheiden sich von den bisher diskutierten Koordinaten<br />

dadurch, dass sie auch in die Skalierung der η-Koordinate eingreifen. Dadurch wird


28 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Tabelle 3.1.: Polare Geometrien in der xy-Ebene mit unterschiedlicher radialer Skalierung.<br />

Tanpolar κ1 tan (ξ) κ1 tan (ξ)<br />

⎜<br />

⎝<br />

cos (η)<br />

sin (η)<br />

0<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

κ1 cos−2 (ξ)<br />

κ1 tan (ξ)<br />

1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎞<br />

Sinhpolar κ1 sinh (ξ − κ3) + κ2 (κ1 sinh (ξ − κ3) + κ2)<br />

⎜<br />

⎝<br />

cos (η)<br />

sin (η)<br />

0<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

κ1 cosh (ξ − κ2)<br />

κ1 sinh (ξ − κ2)<br />

1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎞<br />

Logpolar κ1 exp (ξ) κ1 exp (ξ) ·<br />

⎜<br />

⎝<br />

cos (η)<br />

sin (η)<br />

0<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

κ1 exp (ξ)<br />

κ1 exp (ξ)<br />

1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎞<br />

Polar ξ ξ ·<br />

⎜<br />

⎝<br />

cos (η)<br />

sin (η)<br />

0<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎛<br />

1<br />

ξ<br />

1<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

hϕ<br />

Name f (ξ) Ortsvektor r Skalenfaktoren<br />

⎜<br />

⎝<br />

hη<br />

hξ<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />


3.2. Weitere Module 29<br />

es möglich, die Region um einen beliebigen Punkt im Koordinatensystem besonders gut<br />

auf<strong>zu</strong>lösen und dennoch in polaren und orthogonalen Koordinaten <strong>zu</strong> bleiben. Sie sind<br />

wie folgt definiert:<br />

f (ξ) = κ1 sinh (ξ − κ2) + κ3, (3.42)<br />

g (ξ) = 1.01π tanh (η) + π,<br />

⎛<br />

⎞<br />

cos (g (η))<br />

(3.43)<br />

r = f (ξ) ⎝ sin (g (η))<br />

0<br />

⎠ . (3.44)<br />

Der Faktor 1.01 könnte auch anders gewählt werden. Wichtig ist, dass er größer als 1<br />

ist, da sonst die Bildmenge von g <strong>zu</strong> klein ist für η ∈ R und nicht ganz [0, 2π] abdecken<br />

kann. Die Skalenfaktoren lauten dann:<br />

hξ = κ1 cosh (ξ − κ3) , (3.45)<br />

hη = (κ1 sinh (ξ − κ3) + κ2) · 1.01π cosh −2 (η) , (3.46)<br />

hz = 1. (3.47)<br />

Es stellt eine Erweiterung der Sinhpolar-Geometrie da, aber kann nicht mit den Gleichungen<br />

für Inertialdrehimpulstransport verwendet werden.<br />

3.2.2. Limiter<br />

Einige physikalische Größen können nicht negativ werden, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Massendichte.<br />

Dies wird durch die numerische Lösung der hydrodynamischen Gleichungen<br />

<strong>zu</strong>nächst nicht sichergestellt. Daher wird als <strong>zu</strong>sätzliche Bedingung von den numerischen<br />

Lösungen gefordert, dass diese monoton sind. Von Godunov (1959) stammt ein wichtiger<br />

Satz für die Analyse von numerischen Verfahren:<br />

„Alle linearen numerischen Verfahren zweiter oder höherer Ordnung sind nicht<br />

monoton.“<br />

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass alle monotonen linearen Verfahren nur in erster<br />

Ordnung korrekt sind. FOSITE implementiert ein Verfahren zweiter Ordnung und ist<br />

daher nicht monoton. Die Stabilität der Lösungen wird deshalb durch ein <strong>zu</strong>sätzliches<br />

Konzept gewährleistet. Damit die Flüsse nicht unbegrenzt steigen oder Fallen können,<br />

werden die Flussgradienten durch Limiter begrenzt. Für die die genaue Definition des<br />

Satzes von Godunov und die Funktionsweisen von Limitern sei auf (Hirsch, 2007, S.<br />

372ff.) verwiesen.<br />

Die grundlegenden Unterschiede verschiedener Limiter können durch zwei Eigenschaften<br />

charakterisiert werden, welche gegeneinander abgewogen werden müssen. Der sogenannte


30 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Minmod-Limiter (Roe, 1986) weist die stärkste Dipersivität auf. Er glättet also starke<br />

Dichtegradienten, sodass man hohe numerische Stabilität erreicht. Auf der anderen Seite<br />

steht der Superbee-Limiter (Roe, 1986), welcher Dichtegradienten sehr gut abbilden kann,<br />

aber numerisch vergleichsweise instabil ist, da auch kleine numerische Störungen weiter<br />

transportiert werden.<br />

Häufig erweist es sich als nützlich, ein Mittelmaß zwischen beiden verschiedenen Extremen<br />

<strong>zu</strong> wählen. Hierfür eignet sich <strong>zu</strong>m Beispiel der Monocent-Limiter (van Leer,<br />

1977), welcher einen Parameter β ∈ [1, 2] besitzt. Für β = 1 entspricht der Monocentdem<br />

Minmod-Limiter und für β = 2 dem Superbee-Limiter. Weiterhin wurden mit dem<br />

OSPRE-Limiter (Waterson & Deconinck, 1995) gute Ergebnisse erzielt. Welcher Limiter<br />

für das Problem geeignet ist, muss für jede Simulation neu ermittelt werden. Richtwerte<br />

hierfür lassen sich gut durch eindimensionale Stöße bestimmen (Riemann Probleme),<br />

für die eine numerische Lösung bekannt ist (Siehe Sod 1978). Eine gute Übersicht über<br />

verschiedene Limiter inklusive der hier verwendeten findet man in Toro (2009, S. 480ff).<br />

In Abbildung 3.2 ist eine Übersicht häufig verwendeter Limiter <strong>zu</strong> sehen.<br />

Abbildung 3.2.: Beispiele einiger Limiterfunktion von Wikipedia (2012). Grau hinterlegt<br />

ist der Bereich, auf den der Limiter wirken kann. Die blaue Kurve zeigt<br />

dann den jeweiligen Funktionverlauf. In FOSITE sind <strong>zu</strong>m Beispiel der<br />

Monocent (MC), Minmod, Ospre, Sweby und Superbee Limiter implementiert.<br />

3.2.3. Randbedingungen<br />

Bei allen Eulerverfahren ist das Gitter auf ein bestimmtes Raumvolumen bzw. in 2D auf<br />

eine bestimmte Fläche begrenzt. Das Verhalten der Lösungen an diesen Rändern wird<br />

durch Randbedingungen festgelegt, welche durch das Setzen von Werten in sogenannten<br />

Geisterzellen aktiviert werden. In FOSITE sind <strong>zu</strong>r Zeit zwei Geisterzellen für alle


3.2. Weitere Module 31<br />

Simulationen eingestellt. Das bedeutet, dass das Gitter senkrecht <strong>zu</strong> jedem Rand, also<br />

hier in radialer Richtung, um zwei Zellen fortgesetzt wird. Die primitiven Variablen auf<br />

diesen Zellen, also Dichte, Geschwindigkeiten entlang der Koordinaten und gegebenenfalls<br />

Druck, werden allerdings nicht durch Auswertung der Differentialgleichungen des<br />

Physikmoduls bestimmt, sondern durch das Auswerten einer Randbedingung. Diese gibt<br />

die Werte auf dem Rand vor, welche dann <strong>zu</strong>r Berechnung der Zellenwerte neben dem<br />

Rand verwendet werden. Physikalisch ausschlaggebend ist dabei der tatsächliche Wert<br />

auf dem Rand, obgleich die primitiven und konservativen Variablen zellgemittelte Werte<br />

angeben. Daher hängt die Implementierung der Randbedingungen gegebenenfalls vom<br />

numerischen Verfahren ab, also <strong>zu</strong>m Beispiel von der Rekonstruktion oder der Flussberechnung.<br />

Alle vorhandenen Randbedingungen sind rein eindimensional, verwenden also<br />

für die Generierung der Werte in den Geisterzellen nur Werte des Rechengebietes, welche<br />

auf der gleichen Orthogonale <strong>zu</strong>m Rand liegen. In polaren Gittern ist es immer notwendig,<br />

dass in Nord- und Südrichtung 1 periodische Randbedingungen festgelegt werden, um<br />

die korrekte geometrische Fortset<strong>zu</strong>ng des Gitters in azimutaler Richtung <strong>zu</strong> erhalten.<br />

Im Folgenden sind die wichtigsten Randbedingungen in polaren Gittern definiert, sowie<br />

Beobachtungen mit diesen bei der Simulation von Akkretionsscheiben in der r-ϕ-Ebene<br />

erläutert. Die Definitionen sind beispielhaft für den westlichen, also inneren Rand der<br />

Scheibe, aber lassen sich außer in Ausnahmen auch auf andere Ränder übertragen.<br />

Reflektierende Randbedingungen<br />

Bei reflektierenden Randbedingungen werden alle Werte direkt am Rand auf die Geisterzellen<br />

gespiegelt. Die Ausnahme bildet nur die <strong>zu</strong>m Rand orthogonale Geschwindigkeitskomponente,<br />

welche den gleichen Betrag besitzt, aber das umgekehrte Vorzeichen.<br />

Für die Werte der primitiven Variablen in den Geisterzellen ug gilt<br />

⎛<br />

ρ<br />

⎞<br />

ug,i = ⎝ −vξ ⎠ , (3.48)<br />

wobei i ∈ {1, 2} die Anzahl der Geisterzellen angibt. Reflektierende Randbedingungen<br />

werden häufig verwendet, da sie relativ leicht <strong>zu</strong> kontrollieren sind. Ein Massenfluss über<br />

den Rand ist nicht möglich. Dichtewellen werden direkt reflektiert, sodass die Vorgänge<br />

am Rand leicht verstanden werden können. Ein <strong>zu</strong>r Wand orthogonaler Impulsübertrag<br />

ist jedoch sehr wohl möglich.<br />

1 West und Ost bezeichnen in polaren Gittern den Innen- und Außenrand. Nord und Süd hingegen die<br />

periodische Ränder, an denen das Rechengebiet <strong>zu</strong> einer Scheibe <strong>zu</strong>sammengefügt wird. Diese sind<br />

in den Simulationen nicht mehr <strong>zu</strong> sehen und haben keinerlei Einfluss auf die Lösungen.<br />


32 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Noslip Randbedingungen<br />

Die Noslip Randbedingungen ähneln den reflektierenden Randbedingungen sehr. Sie geben<br />

die <strong>zu</strong>sätzliche Freiheit die Tangentialgeschwindigkeit in den Geisterzellen frei <strong>zu</strong><br />

wählen. Bei der Bestimmung des Setups müssen also Felder für die Tangentialgeschwindigkeiten<br />

wη,i mit i = 1, 2 gewählt werden, damit gilt:<br />

⎛<br />

ug,i = ⎝<br />

ρi<br />

−vξ,i<br />

wη,i<br />

⎞<br />

⎠ . (3.49)<br />

Bei keplerscher Rotation der Scheibe kann man dann z.B. die korrekten Keplergeschwindigkeiten<br />

in den Rändern setzten, um das azimutale Geschwindigkeitsfeld korrekt fort<strong>zu</strong>setzen.<br />

Achsen Randbedingungen<br />

Achsenrandbedingungen sind nur am westlichen Rand des Rechengebiets sinnvoll. Sie<br />

können bei polaren Rechengebieten <strong>zu</strong>r kompletten Entfernung des inneren Rands verwendet<br />

werden. Das Rechengebiet wird bis <strong>zu</strong>r Singularität in der Null fortgesetzt. Die<br />

genaue Implementierung hängt von der verwendeten Physik ab. Diese Randbedingung<br />

wird bei Akkretionsscheiben in der Regel nicht verwendet, da im Zentrum ein <strong>zu</strong>r Scheibenmasse<br />

vergleichsweise massereiches Objekt platziert ist, welche hohe Rotationsgeschwindigkeiten<br />

in der Scheibe erzeugt. Bereits das Verkleinern des inneren Randes vergrößert<br />

den Zeitschritt und auch die benötigte Auflösung enorm. Zudem kommt es <strong>zu</strong><br />

einer starken Entartung der Zellen, also <strong>zu</strong> einem sehr ungleichmäßigem Seitenverhältnis<br />

von Länge und Breite der Zelle, um den Ursprung der Koordinaten. Achsenrandbedingungen<br />

eigenen sich also vor allem für rein hydrodynamische Probleme.<br />

Gradientenfreie Randbedingungen<br />

Gradientenfreie Randbedingungen setzen die Werte im Rand auf den Wert der letzten<br />

Rechengebietszelle, sodass es in erster Ordnung keinen Gradienten zwischen dem Rechengebiet<br />

und den Geisterzellen gibt.<br />

Absorbierende Randbedingungen<br />

ug,i = u1<br />

(3.50)<br />

Absorbierende Randbedingungen setzen die Lösung auf dem Rand so fort, dass es <strong>zu</strong><br />

keinen Reflektionen am Rand kommen kann. Für aus dem Rechengebiet auslaufende


3.2. Weitere Module 33<br />

Wellen werden Approximationen durch die charakteristischen Variablen verwendet. Für<br />

einlaufende Wellen werden die charakteristischen Variablen auf Null gesetzt. Für Details<br />

<strong>zu</strong> absorbierenden Randbedingungen sei auf Hirsch (1990, S. 369) und dessen Referenzen<br />

verwiesen.<br />

Periodische Randbedingungen<br />

Periodische Randbedingungen werden in polaren Gittern am Nord- und Südrand verwendet.<br />

Dort werden die Geisterzellen auf die Werte der letzten beiden Zellen am gegenüberliegenden<br />

Rand gesetzt. Gerade so, als wenn sich Geisterzellen mit den letzten<br />

Zellen am anderen Rand überlappen. Anwendung finden periodische Ränder außerdem<br />

in kartesischen Gitter, da hier gegenüberliegende Ränder ebenfalls die gleiche Länge und<br />

Form besitzen.<br />

Wie bereits erwähnt, werden in Nord und Süd in allen Simulationen dieser Arbeit periodische<br />

Randbedingungen festgelegt. Für die Scheibensimulationen ist die Verwendung von<br />

reflektierenden Randbedingungen vorgesehen. Um im mitbewegten System die Keplergeschwindigkeiten<br />

in der Scheibe korrekt fort<strong>zu</strong>setzen, werden Noslip Randbedingungen<br />

verwendet.<br />

3.2.4. Quellterme<br />

Wenn ein betrachtetes, physikalisches System von externen Kräften beeinflusst wird,<br />

<strong>zu</strong>m Beispiel durch Gravitation oder Viskosität, können diese durch Hin<strong>zu</strong>fügen von sogenannten<br />

Quelltermen auf der rechten Seite von der Gleichung 3.5 hin<strong>zu</strong>gefügt werden.<br />

Akkretionsscheiben enthalten mindestens ein gravitierendes Zentralobjekt, auf welches<br />

Masse akkretiert werden kann. Zudem wirkt Viskosität durch die der Drehimpulstransport<br />

getrieben wird. Wird diese Scheibe nun gravitativ gestört, können wir entweder eine<br />

weitere Punktemasse in das System einführen oder wir betrachten direkt das Zweikörperproblem,<br />

welches sich analytisch lösen lässt.<br />

Sind die Terme für ein rotierendes Be<strong>zu</strong>gssystem nicht in den Transportgleichungen enthalten,<br />

können diese ebenso als Quellterm hin<strong>zu</strong>gefügt werden. Die Gleichung 3.5 erwartet<br />

als Quellterme die zeitliche Änderung der konservativen Variablen auf Grund der<br />

externen Kräfte ∂u/∂t. Bei den meisten Quelltermen existieren keine Massequellen oder<br />

-senken, sodass es hier keinen Beitrag gibt.


34 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

Punktmasse<br />

Die Gravitationsbeschleunigung, welche am Ort r von einer Masse M am Ort r0 erzeugt<br />

wird, lautet:<br />

r − r0<br />

agrav = −GM 3 . (3.51)<br />

|r − r0|<br />

Befindet sich die Masse innerhalb des Rechengebietes, wird ein Glättungsparameter ɛ > 0<br />

benötigt, damit die Feldstärke nicht singulär werden kann. Außerdem ist ein solcher<br />

Parameter sinnvoll, um der unbekannten Ausdehnung und Verteilung des gravitierenden<br />

Objekts in z-Richtung Rechnung <strong>zu</strong> tragen. Die Gravitationsbeschleunigung lautet<br />

dann:<br />

Zweikörperproblem<br />

r − r0<br />

agrav = −GM <br />

|r − r0| 2 + ɛ2 . (3.52)<br />

3/2<br />

FOSITE enthält außer dem Punktmassenmodul eine weitere Möglichkeit <strong>zu</strong>r Behandlung<br />

von Punktmassen. Dies ist das Zweikörpermodul BINARY welches das integrierbare Problem<br />

der Bahnen und der Gravitationswirkung zweier Massen mit einer Exzentrizität<br />

von<br />

0 ≤ e < 1 (3.53)<br />

löst. Wenn wir die Exzentrizität auf e = 0 setzen, erhalten wir den für uns interessanten<br />

Fall kreisförmiger Bahnen. Das Koordinatensystem muss sich dabei in Rotation um den<br />

gemeinsamen Massenschwerpunkt befinden. Ausführliche Informationen <strong>zu</strong> dem Zweikörperproblem<br />

kann man in Murray & Dermott (1999) finden.<br />

Viskosität<br />

Das Viskositätsmodul von FOSITE beherrscht unterschiedliche Viskositätstypen und Parametrisierungen,<br />

wie <strong>zu</strong>m Beispiel α (Shakura & Sunyaev, 1973), β (Duschl et al., 2000;<br />

Richard & Zahn, 1999) und konstante kinematische Viskosität. In dieser Arbeit wird<br />

immer die konstante kinematische Viskosität ν verwendet. Da diese auch von Pringle<br />

(1981) eingesetzt wird, heißt sie in FOSITE auch PRINGLE-Viskosität. Für die dynamische<br />

Viskosität η gilt dann mit der Dichte ρ:<br />

η = νρ. (3.54)


3.3. Numerische Tests 35<br />

Wellendämpfungszonen<br />

Die Wellendämpfungszonen sind ein für den Planet-Scheibe-Wechselwirkungsvergleichstest<br />

(de Val-Borro et al., 2006) spezifisches Quelltermmodul. Wie in Abschnitt 4.1 noch<br />

erläutert wird, ist es für den Vergleichstest erforderlich, in Zonen an den Rändern des<br />

Rechengebiets die Variablen auf ihre Anfangswerte <strong>zu</strong> dämpfen, damit keine Wellen von<br />

den Rändern reflektiert werden. Die Vorschrift lautet:<br />

dX<br />

dt<br />

− X0<br />

= −X R (r) . (3.55)<br />

τ<br />

X ist dabei die <strong>zu</strong> dämpfende Variable, τ eine Zeitkonstante, die die Dämpfungsgeschwindigkeit<br />

angibt und R (r) eine quadratische Funktion, welche am Rand des Rechengebiets<br />

Eins und am Rand <strong>zu</strong>m inneren Rechengebiet Null ist, sodass die Wirkung des Quellterms<br />

<strong>zu</strong>m Außenrand hin stärker wird. Dieser Quellterm verletzt die Massen- und Drehimpulserhaltung,<br />

da er beides entfernen und hin<strong>zu</strong>fügen kann.<br />

3.3. Numerische Tests<br />

Um uns von der korrekten Funktionalität der Inertialdrehimpuls-Transportgleichungen<br />

<strong>zu</strong> überzeugen, müssen wir einige Tests durchführen. Ein numerischer Test soll hohe Anforderungen<br />

an bestimmte Bereiche des numerischen Verfahrens stellen und besitzt eine<br />

analytische Lösung des Problems oder beschreibt einen Gleichgewichts<strong>zu</strong>stand, welcher<br />

erhalten bleiben soll.<br />

Als erstes stellen wir eine neue Variante des isentropen Vortex von Yee et al. (1999) vor,<br />

welcher, statt die Energiegleichung <strong>zu</strong> lösen, lokal isotherme Schallgeschwindigkeiten so<br />

setzt, dass der Druck der geforderten Gleichgewichtsbedingung entspricht. Dieser Test<br />

hat den Vorteil, dass keinerlei externe Quellterme benötigt werden und wir dennoch eine<br />

rotierende Strömung beschreiben können, sodass die Drehimpulserhaltung in einem rotierenden<br />

Be<strong>zu</strong>gssystem verifiziert werden kann. Durch die Vereinfachung für Verfahren<br />

mit lokaler Isothermie eignet sich der isentrope Vortex für viele astrophysikalische Programme,<br />

welche sich unter Anderem auf Planet-Scheibe-Wechselwirkungen spezialisiert<br />

haben (FARGO von Masset 2000, RODEO von Paardekooper & Mellema 2006 und andere<br />

in de Val-Borro et al. 2006, sowie RAPID von Mudryk & Murray 2009). Keines dieser<br />

Programme testet ihre Drehimpulserhaltungseigenschaften in einem rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem<br />

ohne <strong>zu</strong>sätzliche Quellterme. Dies ist aber nötig, um die Erhaltungseigenschaften<br />

des Verfahrens <strong>zu</strong> untersuchen.<br />

Um das prinzipielle Setup einer Akkretionsscheibe <strong>zu</strong> testen, bietet es sich an, eine keplersch<br />

rotierende Scheibe mit reflektierenden Randbedingungen auf<strong>zu</strong>setzen, die durch<br />

ein zentrales, gravitierendes Objekt angetrieben wird. Im Idealfall sollte so eine Scheibe<br />

ungestört rotieren. Dieser Test ist im Prinzip die vereinfachte Variante der später betrach-


36 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

teten Planet-Scheibe-Wechselwirkungen, bei dem Planet und die Wellendämpfungszonen<br />

vernachlässigt werden. Außerdem eignet er sich hervorragend für die Auswahl der Randbedingungen,<br />

um deren Auswirkung auf die Lösungen im Rechengebiet <strong>zu</strong> testen.<br />

Zuletzt soll die korrekte Funktionalität eines viskosen Quellterms getestet werden. Dafür<br />

wird der Test von Pringle (1981) verwendet, dessen konstante kinematische Viskosität<br />

auch in den Planet-Scheibe-Wechselwirkungssimulationen verwendet wird.<br />

3.3.1. Isentroper Vortex<br />

Um das Ergebnis eines numerischen Test überprüfen <strong>zu</strong> können, muss die tatsächliche<br />

Lösung bekannt sein. Dafür muss man entweder die analytische Lösung kennen oder es<br />

handelt sich um ein stationäres Problem, sodass die Abweichung vom Anfangs<strong>zu</strong>stand<br />

ein Maß für die Qualität des Verfahrens ist. Eine Möglichkeit, eine rotierende, rein hydrodynamische<br />

Strömung <strong>zu</strong> testen, bietet der isentrope Vortex, wie er <strong>zu</strong>m Beispiel von<br />

Yee et al. (1999) verwendet wird.<br />

vortex2d.f90<br />

Physik<br />

Flüsse<br />

Gitter<br />

Randbedingung<br />

Zeitintegrator<br />

Hintergrunddichte ρ∞ = 1<br />

Vortexstärke Vstr = 5<br />

Modul EULER2D_LOCISOIAMT<br />

Rotationsgeschwindigkeit Ω = 1<br />

Rekonstruktionsordnung LINEAR<br />

Variablen PRIMITIVE<br />

Limiter MONOCENT<br />

Limiter-Parameter θ = 1.2<br />

Geometrie POLAR<br />

Typ MIDPOINT<br />

Auflösung Nr × Nϕ = 100 × 10<br />

Radiale Ausdehnung R ∈ [0, 5]<br />

Azimutale Ausdehnung ϕ ∈ [0, 2π]<br />

Innen AXIS<br />

Außen NOSLIP<br />

Verfahren MODIFIED_EULER<br />

Ordnung 3<br />

CFL-Zahl 0.4<br />

Simulationszeit tsim = 100<br />

Tabelle 3.2.: Zusammenfassung aller wichtigen Parameter des isentropen Vortex-Tests.


3.3. Numerische Tests 37<br />

Die Grundidee ist hierbei, die durch die Rotation der Strömung entstehenden Zentrifugalkräfte<br />

durch die Kraft des Druckgradienten aus<strong>zu</strong>gleichen, damit ein stationärer Zustand<br />

erreicht werden kann. Normalerweise lässt sich außerdem eine Strömungsgeschwindigkeit<br />

überlagern, sodass der Vortex durch das Rechengebiet transportiert wird. Dies ist in den<br />

für uns interessanten Polarkoordinaten nicht sinnvoll, da ein Transport über die äußere<br />

Grenze des Rechengebiets keine langfristige Beobachtung des quasi-stationären Zustands<br />

<strong>zu</strong>lässt. In kartesischen Koordinaten könnten stattdessen periodische Randbedingungen<br />

angenommen werden, sodass ein Transport über den Rand hinaus möglich wird.<br />

Seien nun p∞ der Hintergrunddruck, ρ∞ die Hintergrunddichte, T∞ die Hintergrundtemperatur<br />

und u∞, v∞ die Hintergrundgeschwindigkeiten der freien Strömung. Es gelte:<br />

p∞ = ρ∞ = T∞ = 1, (3.56)<br />

u∞ = v∞ = 0. (3.57)<br />

Zu dieser freien Strömung wird ein isentroper Vortex ohne Störung der Entropie (δS = 0)<br />

hin<strong>zu</strong>gefügt. Sei also:<br />

δu<br />

δv<br />

<br />

= β<br />

2π exp<br />

1 − r 2<br />

2<br />

−y<br />

x<br />

<br />

, (3.58)<br />

(γ − 1) β2<br />

δT = −<br />

8γπ2 exp 1 − r 2 . (3.59)<br />

Dabei ist β = 5 die Vortexstärke, γ = 1.4 das Verhältnis der spezifischen Wärmen und<br />

r 2 = x 2 + y 2 . Aus den Zusammenhängen<br />

ρ = ρ∞ + δρ, (3.60)<br />

u = u∞ + δu, (3.61)<br />

v = v∞ + δv, (3.62)<br />

T = T∞ + δT, (3.63)<br />

ρ = p<br />

.<br />

T<br />

(3.64)<br />

und der isentropen Bedingung für ein ideales Gas p/ρ γ = 1 lassen sich nun die konservativen<br />

Variablen angeben:<br />

ρ = T 1/(γ−1)<br />

= (T∞ + δT ) 1/(γ−1)<br />

<br />

(γ − 1) β2<br />

= 1 − exp<br />

8γπ<br />

1 − γ 2 1/(γ−1)<br />

, (3.65)<br />

ρu = −ρ β<br />

2π exp<br />

<br />

1 − r2 , (3.66)<br />

2


38 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

ρv = ρ β<br />

2π exp<br />

1 − r 2<br />

2<br />

<br />

, (3.67)<br />

p = ρ γ , (3.68)<br />

E = p 1<br />

+<br />

γ − 1 2 ρ u 2 + v 2 . (3.69)<br />

Für diesen numerischen Test muss die Energiegleichung gelöst werden. Diese steht uns allerdings<br />

bei den Variablen mit Inertialdrehimpulstransport nicht <strong>zu</strong>r Verfügung. Deshalb<br />

wird eine neue Variante des Tests vorgeschlagen, in dem der durch die Isentropie geforderte<br />

Druck durch eine jeweilige lokale Schallgeschwindigkeit erzeugt wird. Wir nehmen<br />

lokale Isothermie an und setzen dann für die Schallgeschwindigkeit:<br />

cs =<br />

<br />

p<br />

. (3.70)<br />

ρ<br />

Dies erfüllt die Gleichgewichtsbedingung solange der stationäre Zustand erhalten bleibt.<br />

Wir verwenden das lokal isotherme Gleichungssystem mit Inertialdrehimpulstransport<br />

auf einem polaren Gitter mit einer radialen Ausdehnung von Null bis Fünf und den<br />

Azimutal gemittele Oberflaechendichte Σ / Σ0<br />

1.03<br />

1.02<br />

1.01<br />

1.00<br />

0.99<br />

t = 0<br />

t = 20<br />

t = 40<br />

t = 60<br />

t = 80<br />

t = 100<br />

0.98<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Radius r<br />

Abbildung 3.3.: Azimutal gemittelte, radiale Dichtverteilung des isentropen Vortex. Die<br />

Abweichungen <strong>zu</strong> der Anfangsdichte beträgt weniger als 3 %.


3.3. Numerische Tests 39<br />

oben definierten Anfangsbedingungen. Zudem begeben wir uns in das rotierende Be<strong>zu</strong>gssystem<br />

mit der Winkelgeschwindigkeit Ω = 1, was knapp unterhalb der maximalen<br />

Rotationsgeschwindigkeit des Wirbels im Inertialsystem liegt. Außen wird die NOS-<br />

LIP-Randbedingung verwendet, sodass es keinen Gradienten zwischen der azimutalen<br />

Geschwindigkeit am Rand und der letzten Zelle im Rechengebiet gibt. Reduktion der<br />

Rotationsgeschwindigkeit des Be<strong>zu</strong>gssystems auf Null liefert wieder reflektierende Randbedingungen.<br />

Allerdings führen diese im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem auch ohne Viskosität<br />

<strong>zu</strong> Störungen am Rand.<br />

Abbildung 3.3 zeigt die azimutal gemittelte, radiale Dichteverteilung <strong>zu</strong> verschiedenen<br />

Zeiten. Die stationäre Lösung bleibt gut erhalten und der mittlere Gesamtdrehimpuls<br />

ist dabei 〈l〉 = 1 ± 3.16 · 10 −15 . Das Verfahren respektiert ohne weitere Quellterme die<br />

Inertialdrehimpulserhaltungseigenschaften der Gleichungen.<br />

3.3.2. Keplersche Scheibe<br />

Als weiteren Test der Erhaltungseigenschaften der Variablen mit Inertialdrehimpulstransport<br />

betrachten wir ein einfaches System aus einer um ein Zentralobjekt keplersch rotierenden<br />

Scheibe. Das Setup entspricht nach Entfernung des Satelliten und der Wellendämpfungszonen<br />

dem der Vergleichsstudie im Abschnitt 4. Eine physikalische Viskosität<br />

wird nicht aktiviert. Von diesem Setup erwarten wir trotz dem gravitativen Quellterm<br />

(numerisch) exakte Inertialdrehimpulserhaltung, da die Gravitation nur in Richtung der<br />

radialen Koordinate wirkt und damit keinen Quellbeitrag in azimutaler Richtung liefert.<br />

Abbildung 3.4 zeigt die azimutal gemittelte, radiale Dichteverteilung nach verschiedenen<br />

Umläufen (beim Radius Eins) der Scheibe. Man sieht, dass die Lösung in der gesamten<br />

Scheibe gut erhalten bleibt. Nur am Innenrand entsteht eine stetig anwachsende Massenanhäufung.<br />

Ein ähnlicher Effekt mit wesentlich geringerer Amplitude ist auch am<br />

äußeren Rand des Rechengebiets <strong>zu</strong> beobachten. Die Stärke dieser Störungen ist stark<br />

von dem verwendeten Limiter abhängig. Daher könnte die sichtbaren Massentransporte<br />

ein Effekt der numerischen Viskosität sein, da diese je nach Limiter stark variieren kann.<br />

Die Wirkung der numerischen Viskosität unterscheidet sich nicht von einer physikalischen<br />

Viskosität, sodass es <strong>zu</strong> Massen- und Drehimpulstransport kommen kann.<br />

Der Anfangsinertialdrehimpuls in der Scheibe bleibt dabei auf Maschinengenauigkeit erhalten.<br />

Der Mittelwert des normalisierten Inertialdrehimpulses lautet:<br />

〈l〉 = 1.00 ± 6.29 · 10 −15 . (3.71)


40 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

disk.f90<br />

Physik<br />

Flüsse<br />

Gitter<br />

Randbedingung<br />

Zeitintegrator<br />

Zentralmasse M = 1<br />

Längeneinheit a = 1<br />

Zeiteinheit P0 = 2π a 3 / (GM)<br />

Flaring β = 0.05<br />

Dichte Σ0 = 2 · 10 −3 · M/ πa 3<br />

Radialgeschwindigkeit vr,0 = 0<br />

Azimutalgeschwindigkeit vϕ,0(r) = 1 − β 2 GM/r 3<br />

Modul EULER2D_LOCISOIAMT<br />

Rotationsgeschwindigkeit Ω = GM/a 3<br />

Schallgeschwindigkeit cs(r) = β GM/r<br />

Einheiten GEOMETRICAL<br />

Rekonstruktionsordnung LINEAR<br />

Variablen PRIMITIVE<br />

Limiter MONOCENT<br />

θ = 1.3<br />

Geometrie POLAR<br />

Typ MIDPOINT<br />

Auflösung Nr × Nϕ = 100 × 8<br />

Radiale Ausdehnung R ∈ [0.4, 2.5]<br />

Azimutale Ausdehnung ϕ ∈ [−π, π]<br />

Innen NOSLIP<br />

Außen NOSLIP<br />

Verfahren MODIFIED_EULER<br />

Ordnung 3<br />

CFL-Zahl 0.3<br />

Simulationszeit tsim = 1000P0<br />

Tabelle 3.3.: Zusammenfassung aller wichtigen Parameter des keplerschen Scheiben Test.<br />

3.3.3. Pringle Scheibe<br />

Um uns von dem korrekten Verhalten einer viskosen Simulation <strong>zu</strong> überzeugen, prüfen<br />

wir das Verfahren mit dem von Pringle (1981) eingeführten Test. Das Problemsetup sieht<br />

eine deltaförmige Dichtestörung in einer keplersch rotierenden Scheibe vor, die durch die<br />

Wirkung einer konstanten kinematischen Viskosität in eine gaußähnliche Kurve übergeht,<br />

die nach und nach flacher und breiter wird. Pringle konnte für dieses Problem<br />

eine analytische Lösung angeben, gegen die wir unser Verfahren testen können. Dieser<br />

Test wird auch von Paardekooper & Mellema (2006) verwendet, um die Funktionalität


3.3. Numerische Tests 41<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

P = 0<br />

P = 30<br />

P = 50<br />

P = 100<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 3.4.: Azimutal gemittelte, radiale Dichtverteilung der keplersch rotierenden<br />

Scheibe. Am Innenrand kommt es <strong>zu</strong> deutlichen Massenansammlungen,<br />

welche mit der Zeit anwachsen. Im restlichen Rechengebiet bleibt die<br />

Dichteverteilung erwartungsgemäß konstant.<br />

für Planet-Scheibe-Wechselwirkungen <strong>zu</strong> testen. Wir gehen also von einer isothermen,<br />

infinitesimalen dünnen, rotationssymmetrischen und keplersch rotierenden Scheibe mit<br />

konstanter kinematischer Viskosität ν aus. Mit der Zentralmasse M ergibt sich dann für<br />

die Azimutalgeschwindigkeit:<br />

Die Anfangsdichteverteilung lautet:<br />

<br />

GM<br />

vϕ = . (3.72)<br />

r<br />

Σ0 = 1<br />

2π · δ (r − r0) . (3.73)


42 3. 2D-Hydrodynamiksimulationen mit FOSITE<br />

In unseren Einheiten lautet die Dichteverteilung dann (Paardekooper & Mellema, 2006;<br />

Pringle, 1981):<br />

Σ (χ, τ) = 1<br />

<br />

1<br />

χ− 4 exp −<br />

πτ<br />

<br />

1 + χ2<br />

I 1<br />

τ<br />

4<br />

<br />

2χ<br />

. (3.74)<br />

τ<br />

I 1/4 ist die modifizierte Besselfunktion erster Art der Ordnung 1/4, χ der dimensionslose<br />

Radius und τ = 12νt die dimensionslose Zeit. Da in der Simulation kein infinitesimaler<br />

dünner Kreisring für die Deltadistribution darstellbar ist, startet sie nicht <strong>zu</strong>m Zeitpunkt<br />

τ = 0, sondern approximiert die Anfangsbedingung mit der analytischen Lösung bei<br />

τ = 0.01. Dafür wird eine Approximation der Besselfunktion verwendet. Der genaue<br />

Ausdruck wird im Anhang A.4 hergeleitet. Die radiale Auflösung muss so groß gewählt<br />

werden, dass das Maximum durch einige Zellen aufgelöst werden kann.<br />

Das Testergebnis und die analytische Lösung ist in Abbildung 3.5 dargestellt. Es wird<br />

eine sehr gute Übereinstimmung erreicht. In der Nähe des Innenrandes kommt es <strong>zu</strong><br />

leichten Abweichungen.<br />

Oberflächendichte Σ<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

τ =0.01<br />

τ =0.03<br />

τ =0.05<br />

τ =0.11<br />

τ =0.21<br />

0.0<br />

0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0<br />

χ<br />

Abbildung 3.5.: Ergebnis des Pringle Tests (jeder zehnte Datenpunkt ist mit einem Kreis<br />

markiert) im Vergleich mit der analytischen Lösung (durchgezogene Linien).


3.3. Numerische Tests 43<br />

pringle.f90<br />

Physik<br />

Flüsse<br />

Gitter<br />

Randbedingung<br />

Viskosität<br />

Zeitintegrator<br />

Zentralmasse M = 1/G<br />

Simulationsdauer τ = 0.2<br />

Anfangszeitpunkt τ0 = 0.01<br />

Reynoldszahl ℜ = 10000<br />

Machzahl Ma = 100<br />

Hintergrundsdichte ρ∞ = 10 −20<br />

Modul EULER2D_ISOIAMT<br />

Rotationsgeschwindigkeit Ω = 1<br />

Schallgeschwindigkeit cs = 1/Ma<br />

Rekonstruktionsordnung LINEAR<br />

Variablen PRIMITIVE<br />

Limiter MONOCENT<br />

Limiter-Parameter θ = 1.5<br />

Geometrie POLAR<br />

Typ MIDPOINT<br />

Auflösung Nr × Nϕ = 500 × 1<br />

Radiale Ausdehnung R ∈ [0.2, 2]<br />

Azimutale Ausdehnung ϕ ∈ [−π, π]<br />

Innen NO_GRADIENTS<br />

Außen NO_GRADIENTS<br />

Modell PRINGLE<br />

Konstante ν = 1/ℜ<br />

Verfahren MODIFIED_EULER<br />

Ordnung 3<br />

CFL-Zahl 0.4<br />

Simulationszeit tsim = τ · ℜ/12<br />

Tabelle 3.4.: Zusammenfassung aller wichtigen Parameter des Pringle Tests.


4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe<br />

Wechselwirkung<br />

Da im Verlauf der letzten 15 Jahre klar wurde, dass die Ergebnisse von Planet-Scheibe<br />

Wechselwirkungen sehr empfindlich gegenüber korrekter Verwendung von numerischen<br />

Methoden sind, wurde von de Val-Borro et al. (2006) eine Vergleichsstudie durchgeführt.<br />

Gerade die Berechnung der Drehmomente auf den Planeten und damit die Migrationsrate<br />

und sogar Orientierung können durch unkorrekte Verfahren verfälscht werden. Da<br />

gewöhnliche numerische Tests un<strong>zu</strong>reichend sind, um alle notwendigen Anforderungen<br />

an ein Simulationsprogramm <strong>zu</strong> testen, ist es seitdem üblich, die Simulationen aus de<br />

Val-Borro et al. (2006) bei der Implementierung neuer Verfahren (<strong>zu</strong>m Beispiel Mudryk<br />

& Murray (2009), Paardekooper & Mellema (2006)) <strong>zu</strong> verwenden. Im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

gewöhnlichen numerischen Tests liegt jedoch weder eine analytische Lösung, noch ein<br />

Gleichgewichts<strong>zu</strong>stand vor. Daher müssen die Ergebnisse mit denen von de Val-Borro<br />

et al. (2006) verglichen werden.<br />

4.1. Problembeschreibung<br />

Im Folgenden sind die Parameter der Vergleichsstudiensimulationen <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

Eine ausführliche Beschreibung ist <strong>zu</strong>m Beispiel in de Val-Borro et al. (2006) <strong>zu</strong> finden.<br />

Wir betrachten eine infinitesimale dünne Scheibe mit einem Zentralobjekt der Masse M⋆<br />

und einem Satelliten der Masse ms. Der Abstand der beiden Objekte betrage a = 1. Seien<br />

nun Masse und Entfernungen dimensionslos, sodass in geometrischen Einheiten gilt:<br />

Für das Massenverhältnis<br />

G (M⋆ + ms) = a = 1. (4.1)<br />

q =<br />

ms<br />

M⋆ + ms<br />

45<br />

(4.2)<br />

verwenden wir 10 −3 oder 10 −4 , was ungefähr dem Massenverhältnis zwischen Sonne und<br />

Jupiter, beziehungsweise Sonne und Neptun entspricht.<br />

Motiviert durch das Modell der minimalen Masse des solaren Nebels (engl. minimum mass


46 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

planeteu.f90<br />

Physik<br />

Flüsse<br />

Gitter<br />

Randbedingung<br />

Planet<br />

Massenverhältnis q ∈ 10 −3 , 10 −4<br />

Viskosität ν ∈ 0, 10 −5<br />

Längeneinheit a = 1<br />

Zeiteinheit P0 = 2π a 3 / (GM)<br />

Flaring β = 0.05<br />

Dichte Σ0 = 2 · 10 −3 · M/ πa 3<br />

Radialgeschwindigkeit vr,0 = 0<br />

Azimutalgeschwindigkeit vϕ,0(r) = 1 − β 2 GM/r<br />

Modul EULER2D_LOCISOIAMT<br />

Rotationsgeschwindigkeit Ω = Gm⋆/a 3<br />

Schallgeschwindigkeit cs(r) = β Gm⋆/r<br />

Einheiten GEOMETRICAL<br />

Rekonstruktionsordnung LINEAR<br />

Variablen PRIMITIVE<br />

Limiter MINMOD<br />

Geometrie POLAR<br />

Typ MIDPOINT<br />

Auflösung Nr × Nϕ = 128 × 384<br />

Radiale Ausdehnung R ∈ [0.4, 2.5]<br />

Azimutale Ausdehnung ϕ ∈ [−π, π] + π/Nϕ<br />

Innen NOSLIP<br />

Außen NOSLIP<br />

Große Halbachse a = 1.0<br />

Masse ms = q<br />

Exzentrizität e = 0<br />

Glättungsparameter ɛ = 0.6H = 0.6 (β · a)<br />

Anschaltverzögerung τ = 5P0<br />

Stern Masse m⋆ = 1 − q<br />

Wellendämpfung<br />

Zeitintegrator<br />

Innen r0 = 0.5a<br />

Außen r1 = 2.1a<br />

τ0 = 2π · (0.4a) 3 /(Gm⋆)<br />

τ1 = 2π · (2.1a) 3 /(Gm⋆)<br />

Verfahren MODIFIED_EULER<br />

Ordnung 3<br />

CFL-Zahl 0.75<br />

Simulationszeit tsim = 500P0<br />

Tabelle 4.1.: Zusammenfassung aller wichtigen Parameter der Planet-Scheibe-Wechselwirkungsvergleichssimulationen.


4.1. Problembeschreibung 47<br />

solar nebula, kurz MMSN, Hayashi (1981); Weidenschilling (1977)) soll die konstante<br />

Anfangsdichte Σ0 folgender Gleichung genügen:<br />

πa<br />

Σ0<br />

2<br />

M⋆<br />

= 0.002. (4.3)<br />

Die Simulationen werden im rotierenden Schwerpunktssystem durchgeführt, damit die<br />

beiden Punktmassen still stehen und deren Potential konstant ist, wie bereits in 2.4<br />

beschrieben. Seien r⋆ und rs die Positionen der Komponenten im rotierenden Schwerpunktssystem,<br />

dann lauten deren Gravitationspotentiale:<br />

Ψ⋆ (r) = − GM⋆<br />

, (4.4)<br />

|r − r⋆|<br />

GMs<br />

Ψs (r) = −<br />

(r − rs) 2 + ɛ2 . (4.5)<br />

ɛ ist der in Abschnitt 3.2.4 eingeführte Glättungsparameter. Er wird <strong>zu</strong> ɛ = 0.6H mit<br />

60 % der Skalenhöhe am Ort des Satelliten festgelegt. Die Simulationen sollen mit einer<br />

konstanten kinematischen Viskosität von ν = 10 −5 in diesen Einheiten oder ohne physikalische<br />

Viskosität durchgeführt werden. Die radiale Ausdehnung der Scheibe erstreckt<br />

sich über<br />

und die Standardauflösung beträgt<br />

R = [0.4, 2.5]a (4.6)<br />

Nr × Nϕ = 128 × 384 (4.7)<br />

in einem polaren Gitter. Dabei sollte sich der Satellit etwa in einer Zellmitte befinden.<br />

An den Rändern sind reflektierende Randbedingungen mit Wellendämpfungszonen (Abschnitt<br />

3.2.4) in den Bereichen von [0.4, 0.5] und [2.1, 2.5] <strong>zu</strong> wählen. Die reflektierenden<br />

Randbedingungen sorgen für ein geschlossenes Rechengebiet ohne Massenflüsse über die<br />

Ränder. Da Wellenreflektionen unerwünscht sind, um die stationären Strukturen im inneren<br />

des Rechengebietes nicht <strong>zu</strong> stören, werden <strong>zu</strong>r Unterdrückung dieser die Wellendämpfungszonen<br />

eingesetzt. Als Zeitkonstante τ wird die Orbitdauer an der jeweiligen<br />

inneren Grenze, also <strong>zu</strong>m eigentlichen Rechengebiet hin, verwendet. Um Störungen durch<br />

das plötzliche Hin<strong>zu</strong>fügen des Satellitenpotentials <strong>zu</strong> vermeiden, wird dieses durch eine<br />

Skalierungsfunktion langsam während der ersten fünf Perioden aktiviert. Wenn P0 = 2π<br />

die Periodendauer des Planeten ist, skalieren wir das Potential also mit<br />

Ψs ∝<br />

<br />

π t sin 2 5P für t < 5P<br />

1 sonst<br />

(4.8)


48 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

4.2. Drehimpulserhaltung<br />

Es ist durch Kley (1998) bekannt, dass bei Verwendung eines rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems<br />

der Coriolis- und der Zentrifugalkraft besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden<br />

muss. Werden diese nicht sorgfältig in das numerische Schema eingearbeitet, können<br />

große Fehler in der Drehimpulserhaltung entstehen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten<br />

ein rotierendes Be<strong>zu</strong>gssystem <strong>zu</strong> verwenden. Zunächst kann man die im rotierenden<br />

Be<strong>zu</strong>gssystem entstehenden Scheinkräfte in einem Quelltermmodul implementieren und<br />

mit anderen externen Kräften, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Gravitation, berechnen. Für EULER2D<br />

Geometrien war dies bisher die einzige in FOSITE implementierte Methode. Der Inertialdrehimpuls<br />

wird dadurch aber nicht erhalten. Um diese Methode <strong>zu</strong> verbessern, kann<br />

die Integration der Quellterme wohl balanciert vorgenommen werden. Dabei werden stationäre<br />

Zustände (wie die Keplerrotation) erhalten. Dies hat jedoch den Nachteil, dass<br />

Abbildung 4.1.: Oberflächendichte der Jupitersimulation unter Verwendung des Variablensatzes<br />

mit Koordinatenimpulsen nach 100 Umläufen. Während die<br />

groben Strukturen, wie die Spiralarme und das Gap immer noch sichtbar<br />

sind, sind die Ränder des Gaps deutlich weicher als im Vergleichstest von<br />

de Val-Borro et al. (2006). Ebenfalls sind keine Massenansammlungen an<br />

den Lagrangepunkten erkennbar.


4.2. Drehimpulserhaltung 49<br />

nicht stationäre Zustände, wie z.B. in der Nähe des Planeten, an denen es <strong>zu</strong> rotierenden<br />

Strömungen in der zirkumplanetaren Scheibe kommt, ebenfalls auf solche stationäre<br />

Zustände gezwängt werden. Dies verschlechtert an solchen Stellen die Transporteigenschaften<br />

des Verfahrens. Eine solche Methode der stationären Extrapolation wird <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel von Paardekooper & Mellema (2006) verwendet. Um in der Nähe des Planeten<br />

stationäre Zustände <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen, wird hier die einfache, nicht extrapolierende Quelltermintegration<br />

verwendet. Es ist denkbar, dass diese Methode andere, nicht stationäre<br />

Strömungen in der Scheibe unterdrückt (z.B. Präzession um die Lagrange-Punkte L4 und<br />

L5). Außerdem wäre diese Methode auch kaum auf turbulente und selbstgravitierende<br />

Scheiben anwendbar, welche für die Planetenentstehung durch gravitative Instabilitäten<br />

von Interesse sind.<br />

Wir verwenden daher eine andere Methode, bei der die Flussvektoren und konservativen<br />

Variablen so verändert werden, dass wir statt des azimutalen Koordinatenimpulses<br />

den Inertialdrehimpuls verwenden. Dabei fließen die Scheinkräfte des rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystems<br />

direkt mit in die Transportterme ein und werden nicht mehr als separates<br />

Quelltermmodul behandelt. Die genauen Gleichungen wurden bereits in Abschnitt 3.1.4<br />

hergeleitet. Eine ähnliche Lösung für das Problem wird unter anderem auch von Kley<br />

(1998) oder Mudryk & Murray (2009) verwendet. Keines dieser Verfahren löst jedoch<br />

den Satz hydrodynamischer Gleichungen in einem einzigen Schritt ohne Verwendung von<br />

Techniken wie dem Operatorsplitting, also dem schrittweisen Lösen einzelner Gleichungen<br />

und Dimensionen hintereinander.<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 100<br />

P = 300<br />

P = 500<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.2.: Azimutal gemittelte Oberflächendichte unter Verwendung des Variablensatzes<br />

ohne Drehimpulserhaltung


cle penetration, and this tends to make SPH codes quite dissipative.<br />

Resolution can also be a problem in certain calculations. For example,<br />

in the disc calculations presented here, most of the particles<br />

are going to be in the outer portions of the disc, and not doing very<br />

much. Also, the details of the gap are of most interest, and SPH will<br />

have fewer particles there.<br />

4.2.1 The SPHTREE code<br />

50 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

This code owes its name to the tree used to locate particle neighbours.<br />

The calculations presented here used 250 000 particles for the<br />

disc, with the star and planet being point masses. SPH particles that<br />

move to within an accretion radius of either the star or the planet are<br />

accreted (Bate, Bonnell & Price 1995) but in the case of the planet,<br />

once the initial ramp up is complete, we do not allow its mass to<br />

increase. We use the standard SPH viscosity (e.g. Monaghan 1992),<br />

with α = 0.1 and β = 0.2, but also can include the Balsara switch<br />

(Balsara 1995) to reduce the shear component of the artificial viscosity<br />

(see also Lodato & Rice 2004). A huge saving in computational<br />

time is obtained by using individual particle time-steps (Bate et al.<br />

1995) with the time-steps for each particle limited by the Courant<br />

condition, a force condition (Monaghan 1992) and a Runge–Kutta<br />

integrator accuracy condition.<br />

4.2.2 The PARASPH code<br />

PARASPH is a parallelized (using MPI) smooth particle hydrodynamics<br />

code. It follows the approach of Flebbe et al. (1994), solving the<br />

Navier–Stokes equation including the entire viscous stress tensor. In<br />

contrast to the usual approach of an artificial viscosity of Monaghan<br />

& Gingold (1983), we use an artificial bulk viscosity. This allows<br />

for an accurate treatment of the physical shear viscosity and for<br />

easy comparison to the grid code results, since a constant kinematic<br />

viscosity coefficient can be modelled. Additionally, we use<br />

the XSPH device to prevent particles from mutual penetration (see<br />

e.g. Monaghan 1989). Variable smoothing lengths keep the num-<br />

8 Although it is possible to let particle masses vary in SPH, it is not entirely<br />

trivial to do so.<br />

C○ 2006 The Authors. Journal compilation C○ 2006 RAS, MNRAS 370, 529–558<br />

torque acting on the planet. Several basic properties of the disc–<br />

planet system are discussed based on the agreement between the<br />

codes. In Section 5.5, we study how the difference between the<br />

codes changes as the numerical resolution increases.<br />

The comparative surface density and vortensity maps are shown<br />

for each scheme in the order they appear in Section 4. Note that<br />

TRAMP-PPM and TRAMP-VANLEER were only run for the inviscid setups,<br />

while SPHTREE and PENCIL were run for the viscous cases (see<br />

Table 2). Fig. 1 shows the legend used in the surface density profiles,<br />

mass and torque evolution plots in this section. Different types of<br />

algorithms are plotted with different line styles.<br />

5.1 Inviscid Jupiter<br />

A comparative study of disc–plan<br />

First, we consider the case of a Jupiter embedded in an inviscid<br />

disc. The planet fixed at a given radius opens a deep gap in the disc<br />

as predicted by standard theory (Lin & Papaloizou 1986a; Ward &<br />

Figure 6. Surface density azimuthal slic<br />

orbits for the inviscid Jupiter calculations.<br />

is located at azimuth ∼−1/3and the leadin<br />

in the normalized azimuthal units.<br />

Figure 1. Common legend for the comparative plots in Section 5. Upwind<br />

codes are represented by solid lines, shock-capturing codes by dotted lines<br />

and SPH codes by dashed lines.<br />

Figure 4. The upper panel shows the normalized surface density profiles<br />

Abbildung 4.3.: Oben: Azimutal gemittelte Dichteverteilungen der verschiedenen Simu-<br />

averaged azimuthally over 2π after 100 orbits for the inviscid Jupiter runs.<br />

In the lower panel,<br />

lationen<br />

the differences<br />

aus de<br />

between<br />

Val-Borro<br />

each model<br />

et al.<br />

and<br />

(2006).<br />

the mean<br />

Unten:<br />

value<br />

Abweichungen von der<br />

are shown in logarithmic mittleren scale Dichteverteilung as log(/M disc) −〈log(/M aller Simulationen.<br />

disc)〉, where<br />

the angle brackets represent the mean. The surface density has been divided<br />

16 L. R. Mudryk, N. W. Murray<br />

by the disc mass at 100 periods to remove the dependence on the mass loss<br />

due to the boundary conditions.<br />

Figure 7. Evolution of the disc mass-loss<br />

the inviscid Jupiter simulations.<br />

interaction with the planetary wakes.<br />

resolution in the density snapshots to<br />

and evolution. The mean value decre<br />

Abbildung 4.4.: Vergleich von Planet-Scheibe Wechselwirkungssimulationen until thebei point 100 when undthe<br />

gap is complet<br />

Figure 14: Azimuthally averaged density after 100 orbits (left) and 300 orbits (right). Runs with standard resolution (fine lines) show progressive numerical diffusion<br />

as in Figure 13. High resolution runs 300 (heavyPlanetenumläufen lines) for the two alternate choices unter of solution Verwendung variables show markedly verschiedener less diffusion. constant Variablensätze up to the end of the simula<br />

Figure 5. Surface (Mudryk density profiles & Murray, opposite 2009).<br />

to the planet position after torque oscillations on the planet migra<br />

100 orbits for the inviscid Jupiter runs.<br />

counting for them as source terms. We perform a comparison ulation. When run at higher resolution, a free moving they showplanet. profiles much<br />

among three simulations that use the solution sets (ρ, ρur, H), closer to that of the standard run. The Comparison torque with fromFigure within 11 the Roche<br />

(ρ, ρur, H/r), and and FLASH-AG (ρ, ρur, ρuθ). codes The which first ofuse these shock-capturing sets uses the suggests algorithms. that theOther numerical viscosity ferences usingbetween the alternate thesolution codes. The den<br />

inertial angular momentum as the choice of angular variable, the sets (ρ, ρur, H/r) or (ρ, ρur, ρuθ) is at least an order of mag-<br />

codes such as NIRVANA-GDA, NIRVANA-GD and RH2D show a smaller the planet location which depends on<br />

second uses the inertial angular velocity as the choice of angular nitude higher. This interpretation of the results, which suggests<br />

variable and mass the third lossuses of about the corotating 3 per cent. frame The (local) outer angular disc mass that decreases the alternate slowly solution variables code, arealthough simply more the numerically total mass inside th<br />

velocity asand the choice in some of angular codes variable. like JUPITER We argue it remains that thealmost dif- constant diffusive, differs duringfrom 200that<br />

argued planet by Kley is not (1998) located in a similar in a cell’s corner<br />

ference in the orbits. results During caused the by the first choice fewof orbits, solutionwhen variables the gapanalysis. is not completely asymmetries in the mass distribution a<br />

does not reflect cleared, differences thereinisaccuracy, material but flowing rather differences from thein outer to Figure the 15 inner shows disc the total angular the region momentum closeintothe the simula- planet is not we<br />

the amount of numerical viscosity that is present in each of the<br />

simulations. perhaps due to the artificial viscosity. The inner tiondisc as a function mass shows of time. The standard In the solution following set loses discussion, angular we comp<br />

a strong decrease, especially in the shock-capturing codes. Despite contribution from the Roche lobe.<br />

In Figure 13 we compare the density after 20, 100 and 300<br />

orbits for the thestandard spreadrun in mass (whichloss makes foruse different of the fast-advec- codes, the surface density does Fig. 8 shows the profiles of the d<br />

tion algorithm notand show which strong uses the variations inertial angular between momentum the codes. as<br />

excluding the Hill sphere with resp


4.2. Drehimpulserhaltung 51<br />

Wir betrachten <strong>zu</strong>nächst die Ergebnisse aus Rechnungen mit den nicht explizit drehimpulserhaltenden<br />

Gleichungen nach 100 Perioden in Abbildung 4.1 mit denen aus dem<br />

Vergleichstest von de Val-Borro et al. (2006, S. 540). Die groben Strukturen der Simulationen<br />

ähneln sich. In beiden sind das Gap und die Spiralarme <strong>zu</strong> erkennen. Allerdings<br />

sind die Lagrangepunkte in unseren Simulation nicht sichtbar beziehungsweise hat<br />

sich dort keine Masse angesammelt. Um eine bessere quantitative Aussage <strong>zu</strong> treffen,<br />

betrachten wir als nächstes die azimutal gemittelte, normierte Dichteverteilung in Abbildung<br />

4.2. Wenn wir diese mit den Ergebnissen aus der Vergleichsstudie in Abbildung<br />

4.3 vergleichen, wird zwar in etwa die gleiche Gaptiefe erreicht, aber die Form des Gaps<br />

unterscheidet sich wesentlich. Die Ränder der Lücke haben einen kleineren Dichtegradienten<br />

und die Dichteansammlungen an diesen sind überhaupt nicht sichtbar. Die fehlende<br />

innere Dichteansammlung fällt vermutlich recht schnell <strong>zu</strong> kleineren Radien ein und wird<br />

dort durch die Wellendämpfungszonen aus dem Rechengebiet entfernt. Diese dämpfen<br />

Azimutalgeschwindigkeit und Massendichte auf ihre Anfangswerte, sodass effektiv Masse<br />

und Drehimpuls vernichtet oder erzeugt werden können.<br />

Betrachtet man die Drehimpulserhaltung für dieses System in Abbildung 4.5, erkennt<br />

man, dass bereits nach 100 Umläufen über 15 % des ursprünglich vorhandenen Drehimpulses<br />

vernichtet wurden. Der Drehimpulsverlust muss jedoch nicht nur durch numerische<br />

Viskosität entstehen, sondern auch die Wellendämpfungsränder sind mitverantwortlich.<br />

Der Verdacht, dass die Drehimpulserhaltungseigenschaften dieses Verfahrens un<strong>zu</strong>reichend<br />

sein könnten, erhärtet sich bei Betrachtung von Abbildungen 4.4 und 4.6 aus<br />

Mudryk & Murray (2009). Sie haben <strong>zu</strong>m Test ihres neuen Simulationsprogramms verschiedene<br />

Planet-Scheibe Wechselwirkungstests durchgeführt, wobei sie die verwendeten<br />

Variablensätze variieren. Es wurden verwendet:<br />

1. Inertialdrehimpuls (engl. absolute angular momentum): ρr (uϕ + rΩ)<br />

2. Inertialgeschwindigkeit (engl. absolute angular velocity): ρ (uϕ + rΩ)<br />

3. Lokale Geschwindigkeit (engl. local velocity): ρuϕ<br />

Die Unterscheidungen in den Abbildungen 4.4 und 4.6 zwischen „Pure TVD Run“ und<br />

„Fast-Advection Run“ beziehen sich auf numerische Verfahren <strong>zu</strong>r Berechnung der Lösungen.<br />

„Pure TVD“ benötigt mehr Zeitschritte, ist dafür weniger dissipativ, während<br />

„Fast-Advection“ ein schnelles, aber stärker dissipatives Verfahren darstellt. Das von uns<br />

verwendete Verfahren ist am ehesten mit dem „Pure TVD“ Verfahren <strong>zu</strong> vergleichen.<br />

Genauere Informationen <strong>zu</strong>m „Fast-Advection“, meist FARGO-Verfahren genannt, gibt<br />

es in Masset (2000).<br />

Der dritte Variablensatz „lokale Geschwindigkeit“ entspricht dem älteren Verfahren mit<br />

Koordinatenimpulsen von FOSITE, das Inertialdrehimpulsverfahren dem im Zuge dieser<br />

Arbeit neu implementierten Verfahren.<br />

Vergleicht man nun die azimutal gemittelte Dichtestruktur in Abbildung 4.4 verschiedener<br />

konservativer Variablensätze mit der Grafik des älteren FOSITE Verfahrens, ähneln


52 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Drehimpuls l / l0<br />

1.05<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

eraged density after 100 orbits (left) and 300 orbits 0.85(right).<br />

Runs with standard resolution (fine lines) show progressive numerical diffusion<br />

ution runs (heavy lines) for the two alternate choices of solution variables show markedly less diffusion.<br />

0.80<br />

source terms. We perform a comparison ulation. When run at higher resolution, they show profiles much<br />

ons that use the solution sets (ρ, ρur, 0.75 H),<br />

, ρur, ρuθ). The first of these sets uses the<br />

ntum as the choice of angular variable, the<br />

0.70<br />

al angular velocity as the choice of angular<br />

uses the corotating frame (local) angular<br />

closer to that of the standard run. Comparison with Figure 11<br />

<br />

suggests that the numerical viscosity using the alternate solution<br />

w/ vis.<br />

sets (ρ, ρur, H/r) or (ρ, ρur, ρuθ) is at least an order of magnitude<br />

<br />

higher. This interpretation of the results, which suggests<br />

thatthe w/ alternate vis. solution variables are simply more numerically<br />

of angular variable. We argue that the0.65 dif0<br />

caused by the choice of solution variables<br />

diffusive, 100 differs from that 200 argued by300 Kley (1998) in400a similar<br />

analysis.<br />

Zeit P / P0<br />

500<br />

ences in accuracy, but rather differences in<br />

ical viscosity that is present in each of the<br />

Figure 15 shows the total angular momentum in the simulation<br />

as a function of time. The standard solution set loses angular<br />

Abbildung 4.5.: Drehimpulserhaltung ohne explizite Erhaltungsgleichungen der viskosen<br />

(„w/vis.“) und nicht-viskosen Jupiter- und Neptunsimulationen.<br />

ompare the density after 20, 100 and 300<br />

d run (which makes use of the fast-advecich<br />

uses the inertial angular momentum as<br />

against one run which does not make use<br />

algorithm, and against two additional runs<br />

mplement the two alternate choices of anstandard<br />

run using the fast-advection rous<br />

fewer iterations to reach 100 orbits and<br />

ter. While all simulations properly capture<br />

iral arms, the overall level of detail present<br />

and number of vortices present decrease in<br />

This observation suggests that the use of<br />

orithm introduces extra diffusion into the<br />

the two alternate choices of angular varidiffusion.<br />

mpare results for the azimuthally averaged<br />

ion after 100 and 300 orbits. The progression<br />

caused by the FARGO algorithm and<br />

hoices of solution vectors is apparent. Also<br />

rnate choices of solution vectors are results<br />

at resolution Nr×Nθ = 768×1252. These<br />

s suggest that the shallow<br />

Abbildung<br />

gap profile seen<br />

4.6.: Inertialdrehimpulserhaltung bei Verwendung unterschiedlicher Varia-<br />

Figure 15: Conservation of angular momentum measured relative to the initial<br />

nertial and corotating angular velocities is blensätze und Verfahren (Mudryk & Murray, 2009).<br />

amount present in the entire disk. Heavy lines show results from the high reso-<br />

iffusion and numerical viscosity in the simlution runs with the alternate solution variables.


4.2. Drehimpulserhaltung 53<br />

die Berechnungen mit lokaler Geschwindigkeit am ehesten den eben diskutierten Berechnungen.<br />

Hier gibt es auch einen Einbruch der Dichte an den Rändern des Gaps. Durch<br />

Rechnungen höherer Auflösungen wird das Verhalten verbessert. Dies lässt als Ursache<br />

für den Einbruch eine hohe numerische Viskosität vermuten. Aber selbst bei den Ergebnissen<br />

höherer Auflösung erreicht der erste Variablensatz die größte Übereinstimmung<br />

mit den Ergebnissen der Vergleichsstudie.<br />

Abbildung 4.6 zeigt die Inertialdrehimpulserhaltung bei Verwendung verschiedener Variablensätze.<br />

Der Verlust bei Verwendung von lokalen Geschwindigkeiten ist etwas kleiner<br />

als bei unseren eigenen Simulationen, aber in der gleichen Größenordnung. Die Verwendung<br />

von Inertialdrehimpuls als konservative Variable in Verbindung mit dem weniger<br />

dissipativen Verfahren zeigt die besten Resultate. Vollständige Drehimpulserhaltung ist<br />

nicht <strong>zu</strong> erwarten, da durch die gravitative Störung des Planeten und die Wellendämpfungszonen<br />

Drehimpuls- und Massequellen bzw. -senken existieren.<br />

Motiviert durch die von Mudryk & Murray (2009) vorgeschlagenen Verbesserungen einer<br />

echten Inertialdrehimpulserhaltung haben wir ein solches Verfahren für FOSITE, wie<br />

in Abschnitt 3.1.2 beschrieben wurde, implementiert. Die azimutal gemittelte Dichteverteilung<br />

der Jupitersimulation in Abbildung 4.8 zeigt nun Dichteansammlungen an<br />

Drehimpuls l / l0<br />

1.05<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

0.85<br />

0.80<br />

0.75<br />

0.70<br />

w/ iamt<br />

<br />

w/ iamt<br />

<br />

0.65<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Zeit P / P0<br />

Abbildung 4.7.: Vergleich der Inertialdrehimpulserhaltung von Simulationen ohne explizite<br />

Drehimpulserhaltung und bei Simulation mit dem Inertialdrehimpuls<br />

als konservative Variable (engl. inertial angular momentum, kurz.<br />

iamt).


54 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 100<br />

P = 300<br />

P = 500<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.8.: Azimutal gemittelte Dichteverteilung der Jupitersimulation.<br />

den Rändern des Gaps. Die Abbildung 4.7 zeigt die Drehimpulserhaltungseigenschaften<br />

bei Verwendung des Variablensatzes mit Inertialdrehimpulstransport von der Jupitersimulationen<br />

mit und ohne Viskosität im Vergleich mit dem alten Variablensatz. Die<br />

Erhaltung ist nun besser als 2 % nach 100 Umläufen für die Simulation ohne Viskosität.<br />

Für Simulationen mit Viskosität kann unabhängig von den verwendeten Variablen keine<br />

Drehimpulserhaltung erwartet werden.<br />

4.3. Drehmomente auf den Satelliten<br />

Während die durch den Satelliten auf die Scheibe wirkenden Drehmomente durch die<br />

Gravitation des Satelliten behandelt werden, vernachlässigt die Simulation das Drehmoment<br />

von der Scheibe auf den Satelliten. Dieser rotiert auf einer festen Kreisbahn ohne<br />

die Möglichkeit eingeräumt <strong>zu</strong> bekommen, auf eine andere Umlaufbahn <strong>zu</strong> wechseln. Das<br />

Drehmoment T auf den Satelliten lässt sich direkt aus<br />

<br />

T =<br />

Vdisk<br />

rs × FG dV (4.9)<br />

berechnen, wobei rs der Vektor vom Koordinatenursprung <strong>zu</strong>m Ort des Satelliten und<br />

FG die Gravitationskraftdichte zwischen dem Satelliten und einem Massenelement in


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 55<br />

Abkür<strong>zu</strong>ng Massenverhältnis q Viskosität ν<br />

Nicht-viskoser Jupiter Jupiter 10 −3 0<br />

Viskoser Jupiter Jupiter 10 −3 10 −5<br />

Nicht-viskoser Neptun Neptun 10 −4 0<br />

Viskoser Neptun Neptun 10 −4 10 −5<br />

Tabelle 4.2.: Überblick über die Vergleichstestsimulationen.<br />

der Scheibe ist. Da alle Gravitationskräfte in der Ebene der Scheibe liegen, ist nur die z-<br />

Komponente des Drehmomentes von Null verschieden und wir erhalten nach de Val-Borro<br />

et al. (2006):<br />

Tzez = Gms<br />

<br />

disk<br />

Σ rs × (r − rs)<br />

<br />

|r − rs| 2 + ɛ2 r dr dϕ. (4.10)<br />

3/2<br />

Es sei noch angemerkt, dass in den Drehmomentgrafiken von de Val-Borro et al. (2006)<br />

nicht tatsächlich Tz dargestellt wird, so wie in der Veröffentlichung und auch hier definiert,<br />

sondern Tz mit der auf Eins normalisierten Anfangsoberflächendichte (Diese Information<br />

erhält man, wenn man auf der Projektwebsite 1 den genauen Term <strong>zu</strong>r Berechnung des<br />

Drehmomentes aufruft.), also eigentlich Tz / Σ0 <strong>zu</strong> sehen ist.<br />

4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen<br />

Zu dem Planet-Scheibe Wechselwirkungs-Vergleichstest gehören insgesamt vier verschiedene<br />

Setups. Dies sind alle Kombinationen aus Jupiter oder Neptun Masseverhältnissen,<br />

ohne oder mit physikalischer Viskosität. Alle vier Setups sind in der Tabelle 4.2<br />

<strong>zu</strong>sammengefasst. Im Folgenden sollen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser Simulationen<br />

dargestellt werden, die auf den Planeten wirkenden Drehmomente, welche<br />

maßgeblich für dessen Migration sind, bestimmt und die vorgenommenen Vereinfachungen<br />

diskutiert werden.<br />

4.4.1. Nicht-viskose Jupitersimulation<br />

Zunächst betrachten wir den Fall des Massenverhältnises von Jupiter <strong>zu</strong> Sonne ohne physikalische<br />

Viskosität. Ein solcher Planet auf einem festen Orbit sollte eine Lücke (engl.<br />

„gap“) in der Scheibe öffnen (Lin & Papaloizou, 1986). Bei dieser Simulation ist die Dichte<br />

im Gap nach 100 Perioden etwa eine Größenordnung niedriger als die Anfangsdichte.<br />

Der Planet bildet zwei Spiralarme auf Grund der Lindbladresonanzen und differentiellen<br />

Rotation aus, einen vorauseilenden Spiralarm in der inneren und einen hinterher<br />

1 http://www.mps.mpg.de/data/outgoing/deval/comparison/index.html


56 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Abbildung 4.9.: Darstellung der Oberflächedichte nach 30 Umläufen. Oben für das Jupitermassenverhältnis,<br />

Unten für das Neptunmassenverhältnis. Links ohne<br />

Viskosität, Rechts mit Viskosität. Die Strukturen in den Neptunsimulationen<br />

sind deutlich schwächer ausgeprägt als in den Jupitersimulationen.<br />

gezogenen in der äußeren Scheibe. In unmittelbarer Nähe des Planeten kann eine Stoßregion<br />

ausgemacht werden. Trifft ein korotierendes Fluidelement aus der Hufeisenregion<br />

auf diese Stoßregion, wechselt dieses seine Bahn, sodass hinter dem Planeten eine Region<br />

niedrigerer Dichte entsteht. Hierdurch wird nach und nach die Dichte im Gap gesenkt<br />

(Korycansky & Papaloizou, 1996).<br />

An den Orten der Lagrangepunkte L4, L5 sinkt die Dichte im Gap langsamer. So sind<br />

diese in der Abbildung 4.9 noch deutlich sichtbar, während einer nach 100 Perioden in<br />

Abbildung 4.10 bereits nichts mehr <strong>zu</strong> erkennen ist. Theoretisch sollte die Dichtestruktur<br />

im Gap in beiden Richtungen vom Planeten aus gleich aussehen. Es ist aber <strong>zu</strong> beobach-


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 57<br />

Abbildung 4.10.: Darstellung der Oberflächedichte nach 100 Umläufen. Oben für das Jupitermassenverhältnis,<br />

Unten für das Neptunmassenverhältnis. Links<br />

ohne Viskosität, Rechts mit Viskosität. Die Gaptiefe ist in den nichtviskosen<br />

Simulationen tiefer als in deren viskosen Gegenstücken.<br />

ten, dass die Dichte in dem Bereich vor dem Planeten schneller als hinter dem Planeten<br />

sinkt, wie im Film A.5 <strong>zu</strong> erkennen ist. Dies führt auch da<strong>zu</strong>, dass der vor dem Planeten<br />

liegende Lagrangepunkt 4 eher Masse verliert als der Lagrangepunkt 5.<br />

Um ein quantitatives Bild von den Lagrangepunkten <strong>zu</strong> erlangen, ist in der Abbildung<br />

4.11 die Dichte entlang der Mitte des Gaps nach 30, beziehungsweise 100 Planetenumläufen<br />

aufgetragen. Der Planet befindet sich bei Null und ist als scharfes Maximum <strong>zu</strong><br />

erkennen. Bei ± π<br />

3<br />

≈ ±1.05 befinden sich die Lagrangepunkte L4 und L5. Der den Plane-<br />

ten vorauseilende Lagrangepunkt L4 ist stärker ausgeprägt und besitzt nach 30 Umläufen<br />

eine höhere Dichte als am Anfang der Simulation. Mit <strong>zu</strong>nehmender Gaptiefe fällt auch


58 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Σ / Σ0<br />

Σ / Σ0<br />

10 1<br />

10 0<br />

10<br />

−3 −2 −1 0<br />

Azimut ϕ / (π/3)<br />

1 2 3<br />

−1<br />

L4 L5<br />

10 1<br />

10 0<br />

10 −1<br />

<br />

/w vis.<br />

<br />

/w vis.<br />

10<br />

−3 −2 −1 0<br />

Azimut ϕ / (π/3)<br />

1 2 3<br />

−2<br />

L4 L5<br />

<br />

/w vis.<br />

<br />

/w vis.<br />

Abbildung 4.11.: Azimutaler Schnitt der normalisierten Dichteverteilung entlang des<br />

Gaps nach 30 (oben) und 100 (unten) Umläufen. In den Jupitersimulationen<br />

ist nur noch der Lagrangepunkt L4 sichtbar.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 59<br />

die Dichte an den Lagrangepunkten, sowie deren Kontrast über dem Hintergrund des<br />

Gaps. Ein in den anderen Darstellungen unauffälliges Detail ist die niedrige Dichte in<br />

unmittelbarer Nähe des Planeten. Hier sinkt die Dichte noch unter die mittlere Dichte<br />

im Gap.<br />

In Abbildung 4.12 ist die Dichte über dem Radius auf der dem Planeten gegenüberliegenden<br />

Seite nach 100 Perioden aufgetragen. Das Gap zeigt keine <strong>zu</strong>sätzliche zentrierte<br />

Anhäufung. Da in diesem Fall nicht über den azimutalen Winkel gemittelt wurde, sind<br />

auch die Masseanhäufungen der Spiralarme vor allem in der äußeren Scheibe <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Hier reichen sie bis auf das 1.5-fache der Anfangsdichte.<br />

Die Gesamtmassen in Abbildung 4.13 der inneren und äußeren Scheibe zeigen trotz deutlich<br />

geringerer Masse der inneren Scheibe, dass diese für einen größeren Massenverlust<br />

verantwortlich ist als die äußere Scheibe. Der einzige Quellterm in der Kontinuitätsgleichung<br />

kommt von den Wellendämpfungszonen, welche also die Ursache für den Massenverlust<br />

sind.<br />

Die Berechnung des Drehmoments von der Scheibe auf den Planeten nach Abschnitt 4.3<br />

ist in Abbildung 4.13 dargestellt. Wie erwartet, ist der Beitrag der inneren Scheibe positiv<br />

und der Beitrag der äußeren Scheibe negativ, sodass insgesamt ein negatives Drehmoment<br />

auf den Planeten wirkt. Um aus diesen Drehmomenten die Migrationsrate abschätzen <strong>zu</strong><br />

Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

<br />

/w vis.<br />

<br />

/w vis.<br />

Abbildung 4.12.: Radialer Schnitt der normalisierten Dichteverteilung auf der gegenüberliegenden<br />

Seite des Planeten.


60 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Masse M / M 0<br />

(T z / Σ 0 ) × 10 −6<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P0 200<br />

0<br />

200<br />

400<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.13.: Zeitlicher Verlauf der normalisierten Scheibenmasse (oben) und des<br />

Drehmomentes (unten) der inneren (grün), äußeren (rot) und gesamten<br />

(schwarz) Scheibe der nicht-viskosen Jupitersimulation.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 61<br />

können, wird diese in Abbildung 4.14 über die Zeit integriert. Unter der Annahme, dass<br />

dieser Beitrag <strong>zu</strong>m Drehimpuls auch bei der Bahnänderung der Planeten gleich bleibt,<br />

lässt sich der neue Abstand des Planeten <strong>zu</strong>m Stern angeben. In diesem Fall würde der<br />

Planet etwa um 30 % seines ursprünglichen Abstand <strong>zu</strong>m Stern nach innen migrieren.<br />

In Abbildung 4.15 ist die Drehimpulserhaltung sichtbar. Offensichtlich kommt es <strong>zu</strong> einem<br />

Drehimpulsverlust von etwa 8 % nach 500 Planetenumläufen. In der Drehimpulsgleichung<br />

kommen zwei Quellterme vor, die hierfür verantwortlich sein können. Dies sind<br />

das Gravitationspotential des Planeten und die Wellendämpfungszonen. Der Beitrag des<br />

Planetenpotentials ist in Abbildung 4.14 <strong>zu</strong> sehen. Wenn man dies mit dem absoluten<br />

Verlust an Drehimpuls vergleicht, liegt der Beitrag des Planeten mehr als eine Größenordnung<br />

unter den sichtbaren Verlusten und spielt keine maßgebliche Rolle. Für den Verlust<br />

an Drehimpuls sind erneut die Wellendämpfungszonen verantwortlich, denn durch den<br />

großen Massenverlust am inneren Rand der Scheibe geht gleichzeitig auch der von dieser<br />

Masse transportierte Drehimpuls verloren. Außerdem führen nur geringe Massenverluste<br />

am äußeren Rand <strong>zu</strong> vergleichsweise großem Drehimpulsverlust, da hier der Drehimpuls<br />

pro Masseneinheit größer ist.<br />

Drehimpuls ∆l × 10 −4<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

2.0<br />

Drehimpuls<br />

Radius<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.14.: Migration von Jupiter ohne Viskosität. Zu sehen sind der Drehimpulsübertrag<br />

auf den Planeten und der daraus resultierende neue Radius.<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

2.0<br />

Radius r


62 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Drehimpuls l / l0<br />

1.05<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

0.85<br />

0.80<br />

0.75<br />

0.70<br />

<br />

w/ vis.<br />

<br />

w/ vis.<br />

0.65<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Zeit P / P0<br />

Abbildung 4.15.: Drehimpulserhaltung bei Verwendung des Variablensatzes mit Inertialdrehimpulstransport.<br />

4.4.2. Viskose Jupitersimulation<br />

Als nächstes betrachten wir das Setup mit dem Massenverhältnis von Jupiter <strong>zu</strong> Sonne<br />

und einer konstanten kinematischen Viskosität von ν = 10 −5 . Das Gap ist nach 100<br />

Umläufen schmaler als in der Simulation ohne Viskosität und die Ränder der Gapregion<br />

gehen mit flacheren Flanken in den Rest der Scheibe über. Es erreicht bis dahin etwa<br />

20 % der Anfangsdichte. Nach 30 Umläufen sind die Langrangepunkte in Abbildung 4.9<br />

diesmal deutlich schwächer <strong>zu</strong> erkennen und sind nach 100 Umläufen in Abbildung 4.10<br />

in logarithmischer Darstellung fast nicht mehr <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Auch der azimutale Schnitt entlang des Gapminimums in der Abbildung 4.11 zeigt, dass<br />

die Lagrangepunkte weniger stark ausgeprägt sind als im Fall ohne Viskosität. Dafür sind<br />

sie etwas breiter verteilt und die mittlere Dichte im Gap ist insgesamt höher.<br />

Der Schnitt auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten in Abbildung 4.12 offenbart<br />

ebenfalls, dass das Gap in der viskosen Jupitersimulation etwas weniger stark ausgeprägt<br />

ist als in dem viskositätsfreien Lauf. Außerdem sind die Dichteansammlungen an den<br />

Rändern des Gaps schwächer. Gerade aber im Außenbereich der Scheibe gibt es eine sehr<br />

genaue Übereinstimmung der Spiralarmpositionen und Intensitäten mit dem viskositätsfreien<br />

Fall.<br />

Abbildung 4.17 zeigt die Massenverluste der inneren und äußeren Scheibe. Insgesamt ist


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 63<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 100<br />

P = 300<br />

P = 500<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.16.: Azimutal gemittelte Dichteverteilung der viskosen Jupitersimulation.<br />

das Bild dem nicht-viskosen Fall sehr ähnlich. Der Verlust in der äußeren Scheibe ist etwas<br />

größer als bisher, was den Gesamtverlust der Scheibe erhöht. Der Verlust in der inneren<br />

Scheibe bleibt unverändert trotz der kleineren Masseansammlung an der Innenkante des<br />

Gaps.<br />

Das auf den Planeten wirkende Drehmoment zeigt eine deutliche Änderung gegenüber<br />

der nicht-viskosen Rechnung. Abbildung 4.17 zeigt, dass in der frühen Entwicklung die<br />

Drehmomente, welche durch die innere und äußere Scheibe wirken, denen in der nichtviskosen<br />

Rechnung gleichen, aber die Dämpfung der Drehmomente geringer ist. Dadurch<br />

erhält man nach 500 Umläufen ein betragsmäßig größeres Gesamtdrehmoment als bisher.<br />

Integriert man dieses über die Zeit, erhält man den Drehimpulsübertrag auf den<br />

Planeten. Dadurch erhält man die in Abbildung 4.18 sichtbare Migration. Der insgesamt<br />

übertragene Drehimpuls ist um 60 % höher als in der nicht-viskosen Rechnung. Dies führt<br />

<strong>zu</strong> einer nach innen gerichteten Migration des Planeten um 40 % seines ursprünglichen<br />

Bahnradiuses.<br />

Eine Betrachtung der Gesamtdrehimpulserhaltung zeigt einen etwa 3 % größeren Verlust<br />

in der viskosen Rechnung. Der Verlauf ist ansonsten aber gleich.


64 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Masse M / M 0<br />

(T z / Σ 0 ) × 10 −6<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P0 200<br />

0<br />

200<br />

400<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.17.: Zeitlicher Verlauf der normalisierten Scheibenmasse (oben) und des<br />

Drehmomentes (unten) der inneren (grün), äußeren (rot) und gesamten<br />

(schwarz) Scheibe der viskosen Jupitersimulation.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 65<br />

Drehimpuls ∆l × 10 −4<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

2.0<br />

2.5<br />

Drehimpuls<br />

Radius<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.18.: Migration des Jupitermasse Planeten mit Viskosität. Zu sehen sind<br />

der Drehimpulsübertrag auf den Planeten und der daraus resultierende<br />

neue Radius.<br />

4.4.3. Nicht-viskose Neptunsimulation<br />

Als nächstes betrachten wir die Simulation mit dem Massenverhältnis q = 10 −4 ohne<br />

physikalische Viskosität. Nach 100 Umläufen hat sich hier ebenfalls eine Lücke ausgebildet,<br />

welche allerdings deutlich schwächer und schmaler als in den Jupitersimulationen<br />

ausgeprägt ist. Die Dichte fällt hier nur auf 80 % der Anfangsdichte. Ebenso sind die<br />

Spiralarme deutlich schwächer ausgeprägt. Eine Stoßregion in der Nähe des Planeten<br />

ist nicht mehr aus<strong>zu</strong>machen. Dies könnte die Ursache für die nur schwache Gapbildung<br />

sein.<br />

Die Neptunsimulation zeigt auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten im radialen<br />

Schnitt, <strong>zu</strong> sehen in Abbildung 4.12, ein flaches Gap mit weichen Übergängen an den<br />

Kanten. Die Massenanhäufung am Innenrand des Gaps zeichnet sich genauso deutlich<br />

von der Anfangsdichte ab, wie das Gap selber. Die Spiralarme heben sich kaum von der<br />

Anfangsdichte ab.<br />

In der logarithmischen Darstellung der Dichte zeigt der azimutale Schnitt entlang des<br />

Gaps in Abbildung 4.11 keine Massenansammlungen an den Lagrangepunkten L4 und<br />

L5. Auch ansonsten ist die Dichte hier sehr gleichmäßig und es sind keine Senken in der<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

2.0<br />

2.5<br />

Radius r


66 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 100<br />

P = 300<br />

P = 500<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.19.: Azimutal gemittelte Dichteverteilung der nicht-viskosen Neptunsimulation.<br />

direkten Nähe des Planeten erkennbar. Der Massenverlust in der Neptunsimulation ist<br />

vernachlässigbar klein, wie Abbildung 4.20 zeigt.<br />

Das von der Scheibe auf Neptun wirkende Drehmoment ist in Abbildung 4.20 dargestellt.<br />

Da das wirkende Drehmoment proportional <strong>zu</strong>r Planetenmasse ist, liegen die Beiträge<br />

von innerer und äußerer Scheibe erwartungsgemäß eine Größenordnung unter den Werten<br />

der Jupitersimulation. Die Dämpfung der Drehmomente im Verlauf der Simulation ist<br />

geringer als in den bisher betrachteten Fällen. Insbesondere fehlt der starke Abfall nach<br />

Beginn der Simulation. Das Gesamtdrehmoment ist wiederum negativ. Betrachtet man<br />

nun den übertragenen Gesamtdrehimpuls in Abbildung 4.21, ist dieser viel <strong>zu</strong> gering, um<br />

eine nennenswerte Migration des Planeten aus<strong>zu</strong>lösen.<br />

Die in Abbildung 4.15 gezeigte Gesamtdrehimpulserhaltung ist sehr gut und beträgt<br />

weniger als 3 %. Größere Verluste, wie bei den Jupitersimulationen beobachtet, bleiben<br />

ebenso wie größere Massenverluste aus.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 67<br />

Masse M / M 0<br />

(T z / Σ 0 ) × 10 −6<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P0 20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.20.: Zeitlicher Verlauf der normalisierten Scheibenmasse (oben) und des<br />

Drehmomentes (unten) der inneren (grün), äußeren (rot) und gesamten<br />

(schwarz) Scheibe der nicht-viskosen Neptunsimulation.


68 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Drehimpuls ∆l × 10 −4<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.4<br />

Drehimpuls<br />

Radius<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.21.: Migration von Neptun ohne Viskosität. Zu sehen sind der Drehimpulsübertrag<br />

auf den Planeten und der daraus resultierende neue Radius.<br />

4.4.4. Viskose Neptunsimulation<br />

Die letzte von der Vergleichsstudie vorgesehene Simulation besitzt wiederum das Massenverhältnis<br />

zwischen Sonne und Neptun bei Verwendung einer konstanten kinematischen<br />

Viskosität von ν = 10 −5 . Durch die Viskosität werden die Ränder der Gapregion geglättet<br />

und das Gap schrumpft in Breite und Tiefe. Die Dichte nach 100 Umläufen liegt in der<br />

Gapregion etwa bei 85 % der Anfangsdichte. Im gleichen Maß schwindet die Intensität<br />

der Spiralarme, sowie der gesamten Struktur gegenüber der Jupitersimulation.<br />

Der radiale Schnitt auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten zeigt in Abbildung<br />

4.12 ein insgesamt etwas gedämpftes Bild der Verteilung ohne Viskosität. Das Gap ist<br />

weniger tief und im äußeren Bereich der Scheibe stimmen die Spiralarme gut mit der<br />

nicht-viskosen Simulation überein, soweit deren geringe Intensität eine Aussage <strong>zu</strong>lässt.<br />

Der azimutale Schnitt entlang des Gaps in Abbildung 4.11 zeigt einen ähnlichen Verlauf<br />

<strong>zu</strong>r nicht-viskosen Rechnung. Es wird deutlich, dass das Gap in der viskosen Rechnung<br />

langsamer oder weniger Masse verliert.<br />

Auch bei der viskosen Neptunsimulation ist der Gesamtmassenverlust (Abbildung 4.23)<br />

sehr gering.<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.4<br />

Radius r


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 69<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

1.15<br />

1.10<br />

1.05<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

0.85<br />

0.80<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 100<br />

P = 300<br />

P = 500<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.22.: Azimutal gemittelte Dichteverteilung der viskosen Neptunsimulation.<br />

Der Vergleich der Drehmomententwicklung der viskosen Rechnung in Abbildung 4.23<br />

mit dem nicht-viskosen Ergebnis führt <strong>zu</strong> dem gleichen Schluss wie bei den Jupitersimulationen.<br />

Am Anfang sind die Drehmomente von innerer und äußerer Scheibe auf den<br />

Planeten ebenso groß wie bei der nicht-viskosen Rechnung, jedoch ist die Dämpfung im<br />

gleichen Zeitintervall geringer, sodass das totale Drehmoment nach 500 Umläufen größer<br />

ist als <strong>zu</strong>vor. Berechnet man dann den Drehimpulsübertrag, wie in Abbildung 4.24 sichtbar,<br />

führt dies immerhin <strong>zu</strong> einer messbaren Migration. Dennoch ist die Migrationsrate<br />

mit etwa 2 % nach 500 Umläufen sehr gering.<br />

Abbildung 4.15 zeigt, dass die Gesamtdrehimpulserhaltung der viskosen Simulation, ähnlich<br />

wie bei den Jupitersimulationen, geringfügig schlechter ist.


70 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Masse M / M 0<br />

(T z / Σ 0 ) × 10 −6<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P0 20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.23.: Zeitlicher Verlauf der normalisierten Scheibenmasse (oben) und des<br />

Drehmomentes (unten) der inneren (grün), äußeren (rot) und gesamten<br />

(schwarz) Scheibe der viskosen Neptunsimulation.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 71<br />

Drehimpuls ∆l × 10 −4<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.4<br />

Drehimpuls<br />

Radius<br />

0 100 200 300 400 500<br />

P / P 0<br />

Abbildung 4.24.: Migration von Neptun mit Viskosität. Zu sehen sind der Drehimpulsübertrag<br />

auf den Planeten und der daraus resultierende neue Radius.<br />

4.4.5. Hochaufgelöste Jupitersimulationen<br />

Um eine Aussage über die Konvergenz der bisherigen Simulationen machen <strong>zu</strong> können,<br />

sind die Jupitersimulationen erneut mit einer Auflösung von<br />

Nr × Nϕ = 512 × 1536 (4.11)<br />

durchgeführt worden. Dies entspricht also der vierfachen Auflösung oder der sechzehnfachen<br />

Zellenanzahl. Durch den deutlich vergrößerten Rechenaufwand beschränkt, wurden<br />

die Simulationen nach 96 h auf 48 Intel-Westmere-Rechenkernen (2.67 Ghz) und etwas<br />

über 150 Planetenumläufen abgebrochen. Für eine vollständige Konvergenzüberprüfung<br />

müssten noch weitere Simulationen bei anderen Auflösungen vorgenommen werden.<br />

Wir betrachten <strong>zu</strong>nächst die nicht-viskose Jupitersimulation in der höheren Auflösung.<br />

Abbildung 4.25 zeigt die Oberflächedichte nach 30 und 100 Umläufen für die Standardauflösung,<br />

sowie die hohe Auflösung. Insgesamt sind die sichtbaren Strukturen bei beiden<br />

Simulationen ähnlich. Beide zeigen ein weitestgehend gleich tiefes Gap, Spiralstrukturen<br />

in der inneren Scheibe, sowie Massenansammlungen an den Gaprändern. Nach 30 Umläufen<br />

ist das Gap noch nicht so frei von Masse, wie in der Standardauflösung. Es ist<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.4<br />

Radius r


72 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Abbildung 4.25.: Vergleich der hochaufgelösten nicht-viskosen Jupitersimulation (rechte<br />

Seite) mit der Ergebnissen aus der Simulation mit Standardauflösung<br />

(linke Seite) nach 30 und 100 Umläufen.<br />

immer noch ein Hufeisen innerhalb des Gaps <strong>zu</strong> erkennen. Außerdem gibt es Massenansammlungen<br />

am Außenrand des Gaps, welches insgesamt einen weniger scharfen Rand<br />

besitzt als in der Standardsimulation.<br />

Nach 100 Umläufen sind die Masseansammlungen an den Lagrangepunkten immer noch<br />

deutlich sichtbar. Die relativ gleichmäßige Ansammlung von Masse am Außenrand des<br />

Gaps in der Standardauflösung verschmilzt hier <strong>zu</strong> einer breiteren, massereicheren Struktur<br />

am Außenrand des Gaps auf Höhe des Planeten. Eine Betrachtung des Films aus dem<br />

Anhang A.5 zeigt, dass diese Struktur im mitrotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem nicht still steht,<br />

sondern langsamer als der Planet rotiert.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 73<br />

Abbildung 4.26.: Vergleich der hoch aufgelösten viskosen Jupitersimulation (rechte Seite)<br />

mit den Ergebnissen aus der Simulation mit Standardauflösung (linke<br />

Seite) nach 30 und 100 Umläufen.<br />

Abbildung 4.28 zeigt den azimutalen Schnitt der Oberflächendichte entlang des Gaps nach<br />

100 Umläufen. Die Massendichte im Gap fällt auf weniger als 10 % der Anfangsdichte ab.<br />

Dies gilt jedoch nur für einen kleinen Bereich des Gaps auf der gegenüberliegenden Seite<br />

des Planeten, da die Lagrangepunkte deutlich ausgeprägter als in der Standardauflösung<br />

sind. Der voraus laufende Lagrangepunkt erreicht eine Dichte, die über der Anfangsdichte<br />

der Scheibe liegt.<br />

Die azimutal gemittelte, radiale Dichtestruktur in Abbildung 4.27 zeigt ein der Standardauflösung<br />

ähnliches Bild. Die Massenansammlung am Innenrand zeigt ein schmaleres und<br />

höheres Maximum als in der Standardsimulation. Innerhalb des Gaps ist ein deutlich<br />

stärkers lokales Maximum als bisher <strong>zu</strong> sehen. Dieses verschwindet <strong>zu</strong>sammen mit den


74 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

Azimutal gemittelte Oberflächendichte Σ / Σ0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 50<br />

P = 100<br />

P = 150<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

P = 10<br />

P = 30<br />

P = 50<br />

P = 100<br />

P = 150<br />

0.5 1.0 1.5 2.0 2.5<br />

Radius r<br />

Abbildung 4.27.: Azimutal gemittelte, radiale Dichteverteilung der hoch aufgelösten<br />

nicht-viskosen (oben) und viskosen (unten) Jupitersimulation.


4.4. Auswertung der Planet-Scheibe Simulationen 75<br />

Masseansammlungen an den Lagrangepunkten in der Kurve nach 150 Umläufen. Das<br />

Maximum am äußeren Gaprand zeigt eine ähnliche Amplitude von etwa der 1.5-fachen<br />

Anfangsdichte. In der äußeren Scheibe ist deutlich mehr Struktur <strong>zu</strong> erkennen. Hier können<br />

durch die azimutale Mittelung bedingt allerdings keine klaren Spiralarmstrukturen<br />

sichtbar werden.<br />

Betrachten wir nun die hoch aufgelöste viskose Jupitersimulation. Abbildung 4.26 zeigt<br />

die Oberflächendichte nach 30 und 100 Umläufen für die hoch aufgelöste und Standardsimulation.<br />

Hier sind die Unterschiede insgesamt geringer als bei den nicht-viskosen Simulationen.<br />

Bei 30 Umläufen ist eine hufeisenförmige Massenansammlung innerhalb des<br />

Gaps sichtbar. Die Spiralarme besitzen schärfere Kanten. Auch nach 100 Umläufen sind<br />

noch Reste der Hufeisenstruktur innerhalb des Gaps <strong>zu</strong> erkennen. Massenansammlungen<br />

entlang der Spiralarme sind wiederum schärfer auf kleine Regionen konzentriert.<br />

Die mittlere Dichte im Gap liegt bei etwa 20 % der Anfangsdichte, wie im Schnitt entlang<br />

des Gaps in Abbildung 4.28 <strong>zu</strong> erkennen ist. Dies entspricht auch der mittleren<br />

Dichte in der Standardsimulation. Im Gegensatz <strong>zu</strong> dieser sind die leichten Massenansammlungen<br />

an den Lagrangepunkten symmetrisch und der Lagrangepunkt L5 ist stärker<br />

ausgeprägt.<br />

Σ / Σ0<br />

10 1<br />

10 0<br />

10 −1<br />

10<br />

−3 −2 −1 0<br />

Azimut ϕ / (π/3)<br />

1 2 3<br />

−2<br />

L4 L5<br />

<br />

/w vis.<br />

Abbildung 4.28.: Schnitt durch die Oberflächendichte in azimutaler Richtung in der Mitte<br />

des Gaps für die hochauflösenden Jupitersimulationen nach 100 Umläufen.


76 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

Abbildung 4.29.: Detailaufnahme der zirkumplanetaren Region der hoch aufgelösten<br />

nicht-viskosen (oben) und viskosen (unten) Jupitersimulation nach 100<br />

Umläufen mit überlagertem Geschwindigkeitsfeld.


4.5. Diskussion der Ergebnisse 77<br />

Das azimutal gemittelte radiale Dichteprofil in Abbildung 4.27 weist kaum Unterschiede<br />

<strong>zu</strong>r Standardsimulation auf. Lediglich im Zentrum des Gaps ist ein steileres und größeres<br />

lokales Maximum sichtbar.<br />

Zusätzlich <strong>zu</strong> den bisherigen Untersuchungen sind in der Abbildung 4.29 Detailaufnahmen<br />

der zirkumplanetaren Region mit überlagertem Geschwindigkeitsfeld mit und ohne<br />

Viskosität gezeigt. In beiden Fällen können deutlich Teile der Hufeisenbahnen erkannt<br />

werden. Vor dem Planeten strömt Material von der äußeren Scheibe in die innere Scheibe<br />

und hinter dem Planeten von der inneren Scheibe in die äußere Scheibe.<br />

Der deutlichste Unterschied zwischen der Simulation mit Viskosität <strong>zu</strong> der ohne ist die<br />

direkte zirkumplanetare Region. Diese weist eine größere Massenansammlung auf, welche<br />

<strong>zu</strong>dem eine größere Exzentrizität besitzt. Vermutlich entspricht diese der Form der Roche-<br />

Grenze, also der letzten geschlossenen Potentiallinie des effektiven Potentials aus Planet<br />

und Stern. Die Form der Stoßregion ist ähnlich, wenn auch die nicht-viskose Simulation<br />

eine geringere Masse im inneren Spiralarm aufweist.<br />

Massenelemente aus den Hufeisenorbits können mit vergleichsweise hoher Relativgeschwindigkeit<br />

senkrecht auf die Stoßfront in der Nähe des Planeten auftreffen. Dadurch<br />

wird vermutlich diese Region mit hoher Dichte angefüttert und das Material kann dann<br />

der zirkumplanetaren Scheibe <strong>zu</strong>geführt werden oder über die Spiralarme abfließen, die<br />

jeweils eine Strömung in ihren Teil der Scheibe aufweisen. Um hier genaue Aussagen<br />

machen <strong>zu</strong> können, wäre eine noch höhere Auflösung der Stoßregion hilfreich.<br />

4.5. Diskussion der Ergebnisse<br />

Die in den letzten Abschnitten gefundenen Ergebnisse stimmen sehr gut mit den Ergebnissen<br />

der Planet-Scheibe-Wechselwirkungsstudie von de Val-Borro et al. (2006) überein.<br />

Das azimutal gemittelte Dichteprofil in den Abbildungen 4.8, 4.16 und 4.22 zeigen qualitativ<br />

und quantitativ gute Übereinstimmung mit den meisten der Simulation von de<br />

Val-Borro et al. (2006). Unser Ergebnis für die Neptunsimulation ohne Viskosität in Abbildung<br />

4.19 zeigt einen glatteren Dichteverlauf, keine Anhäufung in der Mitte des Gaps<br />

oder ähnlich steile Gapränder wie die Simulationen in de Val-Borro et al. (2006).<br />

Der azimutale Schnitt entlang des Gaps nach 100 Umläufen in Abbildung 4.11 zeigt in<br />

der nicht-viskosen Jupitersimulation eine deutlich geringere Ausprägung der Lagrangepunkte<br />

als in den Simulationen in de Val-Borro et al. (2006) <strong>zu</strong> beobachten. Wie in<br />

den Abschnitten <strong>zu</strong>vor beschrieben, können ähnlich intensive Massenansammlungen <strong>zu</strong><br />

früheren Zeitpunkten gesehen werden. In jedem Fall ist der Lagrangepunkt L4 stärker<br />

ausgeprägt als der nachfolgende Lagrangepunkt L5. Für die viskose Jupitersimulation<br />

und die Neptunsimulationen erhalten wir gute Übereinstimmung.<br />

Die Scheibenstruktur der nicht-viskosen Jupitersimulation nach 100 Umläufen in Abbildung<br />

4.10 zeigt am Außenrand des Gaps zwei Masseanhäufungen entlang des äußeren<br />

Spiralarms bei etwa π<br />

π<br />

2 und auf der gegenüberliegenden Seite bei − 2 . de Val-Borro et al.


78 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

(2006) beobachten ähnliche Ansammlungen und bezeichnen diese als Wirbel (engl. vortices).<br />

Tatsächlich können sie keine Aussage über das Strömungsverhalten dieser Wirbel<br />

machen, was in unseren Simulationen gemacht werden kann. Hierfür sind detaillierte Studien<br />

der Wirbel notwendig. Im Vergleich <strong>zu</strong> de Val-Borro et al. (2006) sind die hier beobachteten<br />

Wirbel eher lang gezogen und weniger über eine Region in der Scheibe verteilt.<br />

Gleichermaßen können wir beobachten, dass die Wirbel nach längeren Simulationzeiten<br />

kleiner werden und in der viskosen Jupitersimulation schwächer ausgeprägt sind. Die<br />

Neptunsimulationen zeigen keine solche Wirbelbildung. Desweiteren finden de Val-Borro<br />

et al. (2006) starke Störungen bei den berechneten Drehmomenten in der nicht-viskosen<br />

Jupitersimulation, welche durch die Wirbel ausgelöst werden soll. Solche Auswirkungen<br />

sind in unseren Simulationen nicht <strong>zu</strong> erkennen.<br />

Ein wichtiges Ergebnis der Simulationen ist das bestimmte Drehmoment auf den Planeten.<br />

In der Vergleichsstudie erhalten de Val-Borro et al. (2006) für die Drehmomente<br />

nach 200 Umläufen der nicht-viskosen Jupiter- und Neptunrechnungen:<br />

T ,200 = (−2.24 ± 1.72) · 10 −5 , (4.12)<br />

T ,200 = (−6.04 ± 3.15) · 10 −5 . (4.13)<br />

Diese Ergebnisse können wir mit dem Drehmomenten der Simulationen nach 200 Umläufen<br />

vergleichen:<br />

T ,200 = −6.00 · 10 −5 , (4.14)<br />

T ,200 = −2.27 · 10 −6 . (4.15)<br />

Wir erhalten für die Jupitersimulation also ein leicht größeres, negatives Drehmoment<br />

und für die Neptunsimulation ein deutlich niedrigeres Ergebnis. Die starke Abweichung<br />

bei der Neptunsimulation erklärt noch einmal die bereits beobachteten Unterschiede in<br />

der azimutal gemittelten Dichteverteilung.<br />

Insgesamt stimmen die Ergebnisse mit FOSITE sehr gut mit der Vergleichsstudie überein.<br />

Die gefundenen Unterschiede, das schnelle Absinken der Dichte an den Lagrangepunkten,<br />

geringe Auswirkungen der Wirbel auf die Plantendrehmomente und die schlechte<br />

Übereinstimmung der azimutal gemittelten Dichteverteilung der nicht-viskosen Jupiterrechnung,<br />

könnten auf vergleichsweise hohe numerische Viskosität hindeuten. Dadurch<br />

werden geringe Störungen der nicht-viskosen Neptunrechnungen behindert, sowie Dichteanhäufungen<br />

an Lagrangepunkten oder bei den Wirbeln geglättet und früher aufgelöst.<br />

Die numerische Viskosität hängt stark von dem verwendeten Limiter ab. In allen hier<br />

vorgestellten Simulationen wird der Minmod-Limiter verwendet, welcher von allen möglichen<br />

der maximal dispersive ist. Das vereinfacht die Simulationen <strong>zu</strong>nächst, da durch die<br />

Numerik induzierte Schwingungen eher weggedämpft werden, beziehungsweise Schwingungen<br />

gar nicht erst auftreten. Allerdings glättet der Minmod-Limiter Stöße stark und<br />

führt <strong>zu</strong> einer Dispersion der Dichte. Hier müssen weitere Tests mit anderen Limitern ge-


4.5. Diskussion der Ergebnisse 79<br />

macht werden, um die Abhängigkeit der Ergebnisse vom künstlichen Beitrag <strong>zu</strong>r Lösung<br />

der hydrodynamischen Gleichung <strong>zu</strong> untersuchen.<br />

Eine vollständige Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Vergleichsstudie ist nicht<br />

<strong>zu</strong> erwarten, da sich das numerische Verfahren von den meisten Hydrodynamikprogrammen,<br />

die an dem Test teilgenommen haben, stark unterscheidet. Von den 17 verschiedenen<br />

Programmen basieren acht auf Upwind-, zwei auf Lagrange-Verfahren, eine auf Finite-<br />

Differenzen Verfahren höherer Ordnung und nur fünf auf stoß-erfassenden Verfahren.<br />

Gerade bei stoß-erfassenden Verfahren haben de Val-Borro et al. (2006) häufig deutliche<br />

Unterschiede <strong>zu</strong> den anderen Verfahren feststellen können. Das Lösen des gesamten<br />

Gleichungssystems inklusive der Quellterme ist eine Besonderheit von FOSITEs Verfahren,<br />

die es von den anderen Programmen unterscheidet, in denen häufig <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

Operatorsplitting Verfahren verwendet werden.<br />

Es sei auch noch angemerkt, dass die Durchführung der Vergleichsstudie teilweise iterativ<br />

erfolgte, also Simulationen so lange angepasst wurden, bis ein weitestgehender Konsens<br />

zwischen den Ergebnissen <strong>zu</strong> erkennen ist. Dies ist konstruktiv <strong>zu</strong> sehen, um durch den<br />

Austausch der Simulationserfahrung die Qualität der Ergebnisse aller Programme auf<br />

einen ähnlichen Stand <strong>zu</strong> bringen und vielleicht bisher unbekannte Fehler auf<strong>zu</strong>decken.<br />

Um die Konvergenz der Ergebnisse <strong>zu</strong> überprüfen, werden diese mit hoch aufgelösten<br />

Varianten verglichen. Die grundlegende Struktur bleibt erhalten, aber es sind vor allem<br />

in der nicht-viskosen Simulation Unterschiede <strong>zu</strong> erkennen, was die Ausprägung von<br />

Masseansammlungen innerhalb und außerhalb des Gaps angeht. Die Ergebnisse der hoch<br />

aufgelösten Simulation stimmen besser als die Standardsimulation mit der Vergleichsstudie<br />

überein, sowohl was die zeitliche Entwicklung der Lagrangepunkte als auch die<br />

Wirbelbildung am äußeren Gaprand betrifft. Die durch einen Limiter erzeugte numerische<br />

Viskosität schrumpft bei Verwendung höherer Auflösung, sodass dies die Hypothese<br />

eines <strong>zu</strong> dispersiven Limiters unterstützt.<br />

In den Jupitersimulationen fällt der starke Massenverlust durch die Wellendämpfungszonen<br />

in der inneren Scheibe auf. Es ist unklar, ob dieser Massenverlust tatsächlich auf<br />

einer nach innen gerichtete Massenmigration und eine daraus eventuell resultierende Akkretion<br />

auf das Zentralobjekt <strong>zu</strong> erklären ist, oder ob das Rechengebiet nicht weit genug<br />

nach innen ausgedehnt ist, um die starke Massenansammlung am Innenrand des Gaps<br />

dar<strong>zu</strong>stellen. Dadurch steht ein Flügel der Spitze ständig in der Wellendämpfungszone<br />

und wird daher langsam aufgesaugt. Gerade am Innenrand wären Simulationen mit realistischeren<br />

Randbedingungen wünschenswert, um <strong>zu</strong> untersuchen, ob es eine Akkretion<br />

auf das Zentralobjekt gibt. Es sei da<strong>zu</strong> gesagt, das ein starkes Verkleinern des Innenrandes<br />

hohe Anforderungen an die Simulation und Numerik stellt, da die hier entstehenden<br />

hohen Rotationsgeschwindigkeiten und die starke Entartung der Zellen sehr kleine Zeitschritte<br />

erfordern.<br />

Das Fehlen der Stoßregion in der Nähe des Planeten in der nicht-viskosen Neptunsimulation<br />

und die gleichzeitige nur schwache Ausbildung des Gaps, lassen vermuten, dass<br />

es hier einen Zusammenhang geben könnte, da die Stoßfront Fluidelemente in der Ko-


80 4. Vergleichsstudie Planet-Scheibe Wechselwirkung<br />

rotationsregion auf neue Bahnen umlenken kann. Um diese These <strong>zu</strong> bestätigen, müssen<br />

Simulationen mit einem feineren Spektrum an Massenverhältnissen durchgeführt und untersucht<br />

werden, ob ein Auftreten der Stoßregion mit der Tiefe des entstehenden Gaps<br />

korreliert. Es wurde außerdem beobachtet, dass bei Simulationen mit starker Gapbildung<br />

die direkte Umgebung des Planeten eine gegenüber der mittleren Dichte des Gaps<br />

geringere Dichte aufweist. Bei den hier verwendeten lokal isothermen Simulationen bedeutet<br />

dies gleichzeitig einen niedrigeren Druck und damit einen Druckgradienten von<br />

dem Gap <strong>zu</strong>r Stoßregion hin. Um jedoch genaue Aussagen über den Massenfluss in der<br />

Planetenregion <strong>zu</strong> machen, ist es erforderlich, diese Region höher auf<strong>zu</strong>lösen.<br />

Die hier durchgeführten Simulationen dienen vor allem dem Vergleich der unterschiedlichen<br />

astrophysikalischen Hydrodynamikprogramme. Es kommt also vor allem auf ein<br />

wohldefiniertes Setup an, welches sich <strong>zu</strong>verlässig vergleichen lässt. Der Verlust von Masse<br />

an der inneren Wellendämpfungszone ist ein Hinweis auf Akkretionsfluß in Richtung<br />

des Zentralobjekts. Die reflektierende Randbedingung beschränken das System also vermutlich<br />

<strong>zu</strong> stark. Öffnet man den Innenrand könnte die Massenansammlung am inneren<br />

Rand des Gaps abfließen und gegebenenfalls sogar die gesamte innere Scheibe abfließen.<br />

Bei der Verwendung der Simulationen <strong>zu</strong>r Beobachtungsvorhersage sollte man diese<br />

Punkte im Hinterkopf behalten.


5. Beobachtbarkeit von jungen Gasriesen<br />

Um durch Simulationen getroffene Vorhersagen <strong>zu</strong> testen, ist eine Beobachtbarkeitssimulation<br />

und Modellierung notwendig. Dafür wird in unserem Institut das Programm<br />

MC3D verwendet, auch um Vorhersagen über die Beobachtbarkeit von durch Protoplaneten<br />

induzierte Strukturen <strong>zu</strong> machen (Wolf, 2008). MC3D verwendet ein sphärisches<br />

Gitter in Kugelkoordinaten. Damit die Daten aus der Dichteverteilung von den Planet-<br />

Scheibe-Wechselwirkungen für eine Beobachtbarkeitsvorhersage genutzt werden können,<br />

müssen die Daten aus den zweidimensionalen Simulationen auf eine dritte Dimension<br />

modelliert und dann auf Kugelkoordinaten und das properitäre Datenformat transformiert<br />

werden. Dafür wird die Dichteverteilung <strong>zu</strong>nächst auf den Polarkoordinaten durch<br />

Triangulation mit Qhull (Barber et al., 1996) interpoliert. In z-Richtung wird eine gaußförmige,<br />

normierte Dichteverteilung angenommen, wobei die Standardabweichung σ = H<br />

als die Skalenhöhe an dieser Stelle gesetzt wird. Für die Simulationen in dieser Arbeit<br />

ist also immer σ = 0.05r. Dieser Zusammenhang wird dann an allen Zellmittelpunkten<br />

des gewünschten sphärischen Koordinatensystems ausgewertet. Die Auflösung in rund<br />

ϕ-Richtung wird dabei beibehalten, während die Auflösung in θ-Richtung frei wählbar<br />

bleibt. Zur Demonstration des Verfahrens sind in der Abbildung 5.1 einige 1.3 mm<br />

Reemissionskarten dargestellt (J. P. Ruge, private Kommunikation).<br />

Das Umwandeln eines Zeitpunkts der Simulation der Daten in für MC3D lesbare Daten<br />

funktioniert schnell und automatisch. Es könnte eventuell interessant sein, berechnete<br />

Dichteverteilungen an MC3D <strong>zu</strong> übergeben, dort die Temperaturverteilung <strong>zu</strong> bestimmen<br />

und diese als neue Anfangsverteilung für die Scheibe <strong>zu</strong> verwenden. Durch eine solche<br />

Rückkopplungsschleife könnten sich möglicherweise Veränderungen in der Struktur der<br />

Scheibe beobachten lassen.<br />

81


82 5. Beobachtbarkeit von jungen Gasriesen<br />

R in AU<br />

Fluss in µJy/px<br />

5<br />

0<br />

5<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

R in AU<br />

Fluss in µJy/px<br />

5<br />

0<br />

5<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

5 0 5<br />

R in AU<br />

(a) Jupiter<br />

5 0 5<br />

R in AU<br />

(c) Neptun<br />

2.4<br />

2.1<br />

1.8<br />

1.5<br />

1.2<br />

0.9<br />

0.6<br />

0.3<br />

0.0<br />

2.4<br />

2.1<br />

1.8<br />

1.5<br />

1.2<br />

0.9<br />

0.6<br />

0.3<br />

0.0<br />

Fluss in µJy/px<br />

Fluss in µJy/px<br />

R in AU<br />

Fluss in µJy/px<br />

5<br />

0<br />

5<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

R in AU<br />

Fluss in µJy/px<br />

5<br />

0<br />

5<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

5 0 5<br />

R in AU<br />

(b) Jupiter mit Viskosität<br />

5 0 5<br />

R in AU<br />

(d) Neptun mit Viskosität<br />

Abbildung 5.1.: 1.3 mm Reemissionskarten aus Berechnungen mit MC3D. Die verwendete<br />

Dichteverteilung stammt aus den in dieser Arbeit diskutierten Planet-<br />

Scheibe-Wechselwirkungssimulationen.<br />

2.4<br />

2.1<br />

1.8<br />

1.5<br />

1.2<br />

0.9<br />

0.6<br />

0.3<br />

0.0<br />

2.4<br />

2.1<br />

1.8<br />

1.5<br />

1.2<br />

0.9<br />

0.6<br />

0.3<br />

0.0<br />

Fluss in µJy/px<br />

Fluss in µJy/px


6. Statische Gitterverfeinerung<br />

Die Verwendung der Gleichungen mit Inertialdrehimpulserhaltung erlauben immer noch<br />

polare Geometrien mit beliebiger radialer Skalierung. Als Beispiel ist in Abbildung 6.1<br />

ein Sinushyperbolicus Gitter (vergleiche Abschnitt 3.2.1 <strong>zu</strong> sehen. Das Setup entspricht<br />

der nicht-viskosen Jupitersimulation mit geänderter radialer Skalierung. Zudem wurde<br />

eine Gitterauflösung von<br />

83<br />

Nr × Nϕ = 64 × 384 (6.1)<br />

verwendet. Obwohl die Zellenanzahl in radialer Richtung halbiert wurde, kann immer<br />

noch die selbe Auflösung in der Gapregion erreicht werden. Die Zellen bleiben dort fast<br />

quadratisch. In den äußeren Regionen der Scheibe, deren Strukturen von geringerem<br />

Interesse sind, wird schlechter aufgelöst. Noch drastischer werden die Vorteile des Verfahrens,<br />

wenn größere Teile der Scheibe simuliert werden. Aber auch hier kann bereits eine<br />

Halbierung der Zellenanzahl und damit auch ungefähr eine Halbierung der Rechenzeit<br />

erreicht werden.<br />

Abbildung 6.1.: Ausschnitt nach 100 Umläufen der nicht-viskosen Jupitersimulation bei<br />

Verwendung von statischer Gitterverfeinerung mit Sinushyperbolicus-<br />

Skalierung in radialer Richtung. Dies ermöglicht die Reduzierung der<br />

radialen Zellenanzahl um die Hälfte auf 64 bei Beibehaltung der Auflösung<br />

und des Zellenverhältnis in der Gapregion.


7. Fazit<br />

In dieser Arbeit wurde erfolgreich gezeigt, dass Planet-Scheibe-Wechselwirkungssimulationen<br />

mit FOSITE durchführbar sind und unsere Ergebnisse mit denen anderer Hydrodynamikprogramme<br />

übereinstimmen. Hierfür sind Simulationen mit zwei unterschiedlich<br />

starken gravitativen Störungen sowohl mit als auch ohne Viskosität durchgeführt und<br />

ausführlich diskutiert worden. Dabei konnten auch die Effekte von Lindbladresonanzen<br />

und rotierenden nicht-axialsymmetrischen Potentialen beobachtet werden. Erste Detailaufnahmen<br />

aus der zirkumplanetaren Region zeigen die Effekte der Hufeisenorbits und<br />

starke Dichtegradienten, die quasi statische Stöße erzeugen. Die genaue Struktur der zirkumplanetaren<br />

Region könnte großen Einfluss auf die Entwicklung eines Protoplaneten<br />

und dessen Scheibe haben. Eine detaillierte Analyse der vorliegenden Strömungen wäre<br />

also interessant.<br />

Im Zuge der numerischen Experimente von Planet-Scheibe-Wechselwirkungen ist die<br />

enorme Wichtigkeit der exakten Drehimpulserhaltung insbesondere bei Verwendung von<br />

rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystemen gezeigt. Rotierende nicht-axialsymmetrische Potentiale sind<br />

natürlicherweise besonders einfach in einem mitrotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem <strong>zu</strong> beschreiben,<br />

da sie dort zeitunabhängig sind. Die in einem solchen System entstehenden Zentrifugalund<br />

Corioliskräfte bedürfen bei Berechnung in einem numerischen Verfahren besonderer<br />

Beachtung und dürfen nicht wie externe Kräfte als normale Quellterme betrachtet<br />

werden. Es ist vielmehr erforderlich, diese entweder wohlbalanciert dem Schema als<br />

Quellterme hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen, sodass stationäre Zustände erhalten bleiben, oder sie in die<br />

Transportgleichungen <strong>zu</strong> integrieren. Um diesen Anforderungen gerecht <strong>zu</strong> werden, wurde<br />

ein neues Gleichungssystem entworfen und implementiert, welches den Drehimpuls<br />

im Inertialsystem erhält. Dabei wird der azimutale Impuls im Polarkoordinatensystem<br />

durch den spezifischen Inertialdrehimpuls als konservative Variable ersetzt. Es wird nun<br />

Inertialdrehimpuls transportiert, welcher von FOSITEs Verfahren <strong>zu</strong>r Lösung von Erhaltungsgleichungen<br />

auf krummlinig orthogonalen Gittern numerisch exakt erhalten wird.<br />

Zur Demonstration der Korrektheit des neuen Verfahrens wurde dies gegen drei relevante<br />

Beispiele getestet. Als rein hydrodynamischen Test von Drehimpulstransportproblemen<br />

mit lokaler Isothermie schlagen wir eine neue Variante des isentropen Vortex Tests vor, bei<br />

dem in einem numerisch anspruchsvollen Setup die Inertialdrehimpulserhaltung getestet<br />

werden kann.<br />

Die Verbindung von FOSITE mit dem Strahlungstransportprogramm MC3D demonstriert<br />

die Möglichkeit schneller Überprüfung der Simulationsergebnisse auf Relevanz für<br />

Beobachtungen. Dies ermöglicht die frühe Entscheidung, ob Ergebnisse aus numerischen<br />

85


86 7. Fazit<br />

Experimenten signifikante Merkmale bei einer möglichen Beobachtung aufweisen könnten<br />

oder nicht überprüfbar sein werden. Bei lokal isothermen Scheibenrechnungen erlauben<br />

von MC3D erzeugte Temperaturverteilungen <strong>zu</strong>dem eine differenzierte Aussage über die<br />

gemachten Annahmen bei der Wahl der Temperaturstruktur.<br />

Die Verwendung beliebiger radialer Skalierung bei Verwendung der Inertialdrehimpulserhaltungsgleichungen<br />

ist ein einzigartiges Feature von FOSITE. Wir haben die Möglichkeit<br />

statischer Gitterverfeinerung mit Sinushyperbolicuskoordinaten demonstriert, bei<br />

der man keine Einbußen in der Rechenzeit hinnehmen muss.<br />

Die Untersuchungen haben auch gezeigt, dass das in FOSITE verwendete Planet-Scheibe-<br />

Wechselwirkungsmodell noch weiterer Verfeinerung in der Verwendung numerischer Parameter,<br />

wie <strong>zu</strong>m Beispiel der Wahl des Limiters, benötigt, da Abweichungen von Vergleichssimulationen<br />

durch das numerische Verfahren induziert sein könnten.<br />

Nachdem die Verwendbarkeit von FOSITE gezeigt werden konnte, kann das Planet-<br />

Scheibe-Wechselwirkungsmodell erweitert werden. Zunächst wäre dies die Behandlung<br />

des Drehimpulsübertrags von der Scheibe auf den Planeten, sodass dieser in der Scheibe<br />

migrieren kann. Zusätzlich sollte Akkretion auf das Zentralobjekt erlaubt werden,<br />

was Randbedingungen erfordert, die Massenfluss erlauben. Hochaufgelöste Simulationen<br />

mit statischer Gitterverfeinerung könnten ein genaueres Verständnis der zirkumplanetaren<br />

Region bieten. Größe und Masse sind wichtige Eigenschaften der zirkumplanetaren<br />

Scheibe, um deren Leuchtkraft vorher<strong>zu</strong>sagen. Zur Untersuchung bieten sich nicht nur<br />

die wegen der Vergleichsstudie häufig im Mittelpunkt stehenden Planet-Scheibe-Wechselwirkungssysteme<br />

an, sondern <strong>zu</strong>m Beispiel auch Systeme in Schwarzloch-Akkretionscheiben<br />

an, wie eines, das von Baruteau et al. (2011) untersucht wurde. Deren Problemstellung<br />

war beispielsweise, welchen Einfluss der Drehimpulsübertrag von der Scheibe auf ein migrierendes<br />

Doppelsternsystem hat. Kommt es <strong>zu</strong> einer nach innen gerichteten Migration<br />

könnte der Drehimpulsübertrag das System <strong>zu</strong> immer schnellerer Eigendrehung veranlassen,<br />

bis es nicht mehr <strong>zu</strong>sammenhält und die Komponenten getrennt werden.<br />

Bisher wurde die Energiegleichung noch nicht in das System mit Inertialdrehimpulserhaltung<br />

integriert. Das Lösen der Energiegleichungen könnte genauere Informationen<br />

über die Temperaturstrukturen an den Gaprändern und in der zirkumplanetaren Region<br />

liefern. Es ist <strong>zu</strong> beantworten, in wieweit die Annahme lokaler Isothermie mit der<br />

verwendeten axialsymmetrischen Skalenhöhe vereinbar ist.<br />

Insgesamt haben wir gezeigt, dass exakte Inertialdrehimpulserhaltung maßgeblichen Einfluss<br />

auf die Ergebnisse von Akkretionsscheiben-Simulationen in polaren Koordinaten<br />

besitzt. Das Verfahren mit Inertialdrehimpulserhaltung ermöglicht nun eine ganze Reihe<br />

von interessanten numerischen Experimenten nicht nur <strong>zu</strong> Akkretionsscheiben mit einem<br />

störenden gravitierenden Objekt.


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doi: 10.1007/s10509-007-9660-z.<br />

H. C. Yee, N. D. Sandham, and M. J. Djomehri. Low-Dissipative High-Order Shock-<br />

Capturing Methods Using Characteristic-Based Filters. Journal of Computational<br />

Physics, 150:199–238, März 1999.<br />

doi: 10.1006/jcph.1998.6177.


A. Anhang<br />

A.1. Inertialdrehimpulstransport<br />

Das numerische Verfahren von FOSITE erfordert das Berechnen der Jacobimatrizen der<br />

Flussvektoren F und G nach den konservativen Variablen, sowie deren Eigenwerte <strong>zu</strong>r<br />

Bestimmung der Wellengeschwindigkeiten. Für das neue Variablensystem mit Inertialdrehimpulserhaltung<br />

lauten die Jacobimatrizen (∂F/∂u) und (∂G/∂u) mit den Eigenwerten<br />

α1, α2, α3 und β1, β2, β3:<br />

⎛<br />

<br />

∂F<br />

= ⎝<br />

∂u<br />

⎛<br />

<br />

∂G ⎜<br />

= ⎝<br />

∂u<br />

0 1 0<br />

c 2 s − v 2 ξ 2vξ 0<br />

−vξl l vξ<br />

⎞<br />

⎠<br />

−hηΩ 0 1<br />

− vξl<br />

hη<br />

hηc 2 s − l2<br />

hη<br />

vη<br />

0 2l<br />

hη<br />

hη<br />

vξ<br />

hη<br />

− hηΩ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

α1 = cs − vξ<br />

α2 = cs + vξ<br />

α3 = cs<br />

β1 = cs − vη<br />

β2 = cs + vη<br />

β3 = cs<br />

93<br />

(A.1)<br />

(A.2)<br />

Dabei bezeichnet vη die Azimutalgeschwindigkeit im rotierenden Be<strong>zu</strong>gssystem. Es gilt<br />

also:<br />

A.2. Definition von atan2<br />

vη = l<br />

hη<br />

− hηΩ. (A.3)<br />

Sei atan die Standard Arkustangensfunktion. Dann ist atan 2 nach Rabenstein (1995)<br />

wie folgt definiert:<br />

atan2 : R 2 ⎧<br />

atan<br />

⎪⎨<br />

\ {(0, 0)} → (−π, π ] , (y, x) ↦→<br />

⎪⎩<br />

y <br />

x x > 0<br />

atan y <br />

x + π y ≥ 0, x < 0<br />

atan y <br />

x − π y < 0, x < 0<br />

+ π<br />

2<br />

y > 0, x = 0<br />

y < 0, x = 0<br />

− π<br />

2<br />

(A.4)


94 A. Anhang<br />

Den Bildbereich von [0, 2π ) erreicht man einfach durch Addition von 2π <strong>zu</strong> negativen<br />

Werten.<br />

A.3. Kommutatorkoeffizienten<br />

Die Tensordivergenz 3.2 enthält Kommutatorkoeffizienten cijk, deren Definition wir hier<br />

nennen wollen. Ihre ausführliche Ableitung ist in Illenseer & Duschl (2009) <strong>zu</strong> finden. Es<br />

gilt:<br />

cηξη = −cξηη = 1<br />

hηhξ<br />

cξηξ = −cηξξ = 1<br />

hξhη<br />

cξϕξ = −cϕξξ = 1<br />

hξhϕ<br />

A.4. Approximation der Pringlelösung<br />

∂hη<br />

∂ξ , cϕξϕ = −cξϕϕ = 1 ∂hϕ<br />

hϕhξ ∂ξ ,<br />

∂hξ<br />

,<br />

∂hη<br />

cϕηϕ = −cηϕϕ = 1 ∂hϕ<br />

,<br />

hϕhη ∂η<br />

(A.5)<br />

∂hξ<br />

∂ϕ , cηϕη = −cϕηη = 1 ∂hη<br />

hηhϕ ∂ϕ .<br />

Da die modifizierte Besselfunktion erster Art der Ordnung 1/4 nur mühsam in Fortran<br />

<strong>zu</strong> implementieren ist, wird stattdessen eine Approximation verwendet. Da für Anfangsbedingen<br />

τ ≪ 1 und χ ≈ 1 gilt, ist 2χ/τ ≫ 1 und wir können die Approximation der<br />

Besselfunktion für große Argumente nach Abramowitz & Stegun (1965) verwenden:<br />

Iκ (z) ≈<br />

exp (z)<br />

√ 2πz<br />

<br />

1 − 4κ2 <br />

− 1<br />

+ . . . . (A.6)<br />

8z<br />

Wir verwenden nur den ersten Term und erhalten dann für die Dichte:<br />

Σ (τ, χ) = 1<br />

<br />

1 1 + χ2<br />

χ− 4 exp − I 1<br />

πτ τ<br />

4<br />

≈ 1<br />

<br />

1<br />

χ− 4 exp −<br />

πτ<br />

= 1 1<br />

χ− 4 exp<br />

πτ<br />

<br />

−<br />

<br />

1 + χ2 exp<br />

τ<br />

(χ − 1)2<br />

τ<br />

= 1<br />

<br />

3 1 3<br />

− −<br />

π− 2 τ 2 χ 4 exp −<br />

2<br />

<br />

2χ<br />

τ<br />

2χ<br />

τ<br />

2π 2χ<br />

τ<br />

<br />

<br />

1<br />

<br />

2π 2χ<br />

τ<br />

<br />

(χ − 1)2<br />

.<br />

τ<br />

(A.7)


A.5. Bewegte Bilder 95<br />

A.5. Bewegte Bilder<br />

Im weiteren Anhang dieser Arbeit befindet sich ein Datenträger, welcher unter anderem<br />

Filme der nicht-viskosen Jupitersimulation in normaler und hoher Auflösung enthält. Die<br />

Filme zeigen 30 Bilder pro Sekunde mit einer zeitlichen Auflösung von zehn Bildern pro<br />

Planetenperiode, sodass 3 Umläufe pro Sekunde <strong>zu</strong> sehen sind.<br />

A.6. Modifzierte Version von FOSITE<br />

Auf dem beiliegenden Datenträger befindet sich die modifzierte Version von FOSITE mit<br />

der alle in dieser Arbeit verwendeten Simulationen erstellt wurden.


Danksagung<br />

Ich möchte mich bei meinem Betreuer Prof. Dr. Wolfgang J. Duschl für die Zusammenarbeit,<br />

richtungsweisenden Ratschläge und hilfreichen Gespräche bedanken. Die Möglichkeit<br />

meine eigenen Ideen und Wünsche mitein<strong>zu</strong>bringen ist ein wichtiger Motivationsfaktor<br />

und welche mich auch <strong>zu</strong>r verantwortlichen Reflexion mit Ergebnissen bewegt<br />

hat.<br />

Ganz besonders möchte ich mich bei Dr. Tobias Illenseer bedanken, dessen Zeit ich ungefragt<br />

<strong>zu</strong> unzähligen Gesprächen und Diskussionen in Anspruch genommen habe. Stets<br />

freundlich hat er all meine teils mutig bis frechen Behauptungen widerlegen und sich<br />

dagegen verteidigen müssen. Ohne seine Anregungen und kritischen Fragen wäre meine<br />

Arbeit in diesem Rahmen nicht möglich gewesen.<br />

Ich bedanke mich bei Frau Kuhr und Herrn Boll, sowie der gesamten Arbeitsgruppe, die<br />

stets für einen kleines Gespräch oder Hilfestellung bereit standen. Ohne euch wäre mein<br />

Alltag kaum so flüssig und angenehm verlaufen.<br />

Vielen Dank auch an meinen Bürokollegen <strong>Christian</strong> Gräfe, der immer für jede Menge<br />

Unterhaltung <strong>zu</strong> haben ist.<br />

Ich bedanke mich bei allen Korrekturlesern und ganz besonders bei Jan Philipp Ruge, der<br />

mich nicht nur auf weiten wegen meines Studiums begleitet hat, sondern auch während<br />

der Masterarbeit immer für eine Diskussion <strong>zu</strong>r Verfügung stand, wenn ich die Meinung<br />

eines zweiten Kopfes gebraucht habe.<br />

Meinen Eltern danke ich nicht nur für die Möglichkeit <strong>zu</strong> studieren, sondern auch für die<br />

gesamte Ausbildung auf dem Weg <strong>zu</strong>m Studium. Vielen Dank!<br />

97


Erklärung<br />

„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig und ohne unerlaubte<br />

fremde Hilfe angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel<br />

nicht benutzt, die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen<br />

als solche kenntlich gemacht und die vorliegende Arbeit an keiner anderen Stelle eingereicht<br />

habe. Weiterhin versichere ich, dass die eingereichte schriftliche Fassung der auf<br />

dem Medium gespeicherten Fassung entspricht.“<br />

<strong>Kiel</strong>, der<br />

99<br />

Manuel Jung

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