Fokus 4 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 4/20<strong>06</strong>
Text: Peter Bucher, Bildungsplanung Foto: Fabio Pirovino «Die Möglichkeiten, die der Einsatz von IKT (Informationsund Kommunikationstechnologie) zum Wissenserwerb, zur Wissensvermittlung und -umsetzung bietet, sind effizient und innovativ zu nutzen. Ziel muss es sein, die Selbstständigkeit des Einzelnen und seine (bzw. ‹der Einzelnen und ihre›, Anm. d. Verf.) Fähigkeiten zu fördern, sich mit und über die IKT in die Gesellschaft und die Arbeitswelt zu integrieren und sich dort weiter zu entwickeln. Der technische und mehr noch der inhaltliche Umgang mit den IKT ist als Schlüsselkompetenz auf allen Stufen der Aus- und Weiterbildung zu berücksichtigen. Die Bildungsmassnahmen sollen nachhaltig wirken, indem sie langfristig gültige Kompetenzen am Beispiel aktueller IKT vermitteln.» Diese Aussagen zur Bildung macht der Bundesrat in seiner «Strategie für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz» vom Januar 20<strong>06</strong>. <strong>Medien</strong>kompetenz als Schlüssel zur Informations- und Wissensgesellschaft Sollen alle Menschen gleichermassen dazu befähigt werden, sich in einer durch <strong>Medien</strong> und ICT (nachfolgend für IKT) geprägten Gesellschaft zurechtzufinden, erfolgreich daran teilzuhaben und selber einen aktiven Beitrag zur Innovation und Entwicklung zu leisten, dann braucht es entsprechende Bildungsmassnahmen. Es ist Aufgabe aller Schulstufen, die geforderte <strong>Medien</strong>kompetenz zu vermitteln und zu vertiefen. Dabei geht es um die Fragen: Was machen die Menschen mit <strong>Medien</strong> und ICT? und Was machen <strong>Medien</strong> und ICT mit den Menschen? In den letzten Jahren sind grosse Anstrengungen unternommen worden, um die Rahmenbedingungen für die Vermittlung von ICT- und <strong>Medien</strong>kompetenz zu verbessern. Die Infrastruktur wurde aufgebaut, Lehrpersonen wurden weitergebildet und Lerninhalte wurden bereitgestellt. Und tatsächlich: Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind die <strong>Schule</strong>n mit Computern ausgerüstet und mit dem Internet verbunden, die meisten Lehrpersonen können selber damit umgehen und immer mehr Lehrmittel umfassen auch Inhalte und Übungen in elektronischer Form, sei es auf CD-ROM oder im Internet. Seit vier Jahren laufen im Rahmen der nationalen Initiative «Public Private Partnership – <strong>Schule</strong> im Netz» gemeinsame Fördermassnahmen von Bund, <strong>Kanton</strong>en und Wirtschaft, um die Weiterbildung der Lehrpersonen zu unterstützen, den <strong>Schule</strong>n den Zugang zum Internet zu er- Fokus Volksschule Mittelschule Berufsschule Weiterbildung Agenda Service Podium Portrait «Computer sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken», so beginnen üblicherweise Texte wie dieser, wobei statt «unserem Alltag» im Kontext der Bildung auch «unseren <strong>Schule</strong>n» stehen könnte. Die stereotype Einleitung unterstellt, der Einsatz von Computern in der <strong>Schule</strong> und die Auseinandersetzung mit neuen <strong>Medien</strong> sei bereits Alltag und finde allerorts statt. Auf dem Weg zu mehr <strong>Medien</strong>kompetenz möglichen und ihnen pädagogisch wertvolle Inhalte anzubieten. Das alles weckt den Anschein, damit sei gewährleistet, dass alle Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit die geforderte <strong>Medien</strong>kompetenz erwerben. Nützlicher Blick zurück Zahlreiche Manifestationen der neuen Technologien wie das Internet oder das Handy – das heute weit mehr ist als nur ein Mobiltelefon – sind in unserem Alltag so präsent, dass leicht übersehen wird, wie gering ihre Verbreitung oder Bedeutung noch vor wenigen Jahren war. Für eine Prognose kann es jedoch nützlich sein, einen Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre zu werfen. Mitte der 80er-Jahre kamen die ersten Computer in die <strong>Schule</strong>n. Dabei ging es anfänglich im Wesentlichen darum, den Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrpersonen den ersten Zugang zur damals bezeichnenderweise noch EDV (Elektronische Datenverarbeitung) genannten Technologie zu verschaffen. Den <strong>Schule</strong>n kam damit eine gewisse Vorreiterrolle zu, und sie verfügten weitgehend über ein Wissensmonopol in diesem Bereich. Beides haben sie inzwischen längst verloren, und sie müssen sich heute eher darum bemühen, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Die Ausrichtung auf die technischen Aspekte zeigte sich auch im kantonalen Konzept «Alltagsinformatik» für die Zürcher Volksschule. Zwar wurde darin mit einem gewissen Weitblick bereits die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Auswirkungen postuliert, im Mittelpunkt standen aber die technischen Funktionsprinzipien, die modellhaften Anwendungen sowie das Verständnis für die Logik von Computerprogrammen. Erst die Veränderungen der Arbeitswelt, die Auseinandersetzungen um den Schutz persönlicher Daten, das Bewusstsein um die Abhängigkeit von der Informationstechnologie und um die Verletzlichkeit komplexer Systeme hat diese Aspekte der <strong>Medien</strong>kompetenz auch in den <strong>Schule</strong>n zu einem Thema werden lassen. In der nächsten Phase der Schulinformatik stand die Bedienung der Geräte und Programme im Zentrum. Dabei orientierte sich die Umsetzung im Unterricht hauptsächlich an Programm-Suiten wie Microsoft Office und Claris- bzw. Apple-Works. Für das gut gemeinte Bestreben, die neuen Technologien in alle Unterrichtsbereiche zu integrieren, war in der 3 Schulblatt des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 4/20<strong>06</strong> 5