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Hochaltrige in Österreich - Bundesministerium für Arbeit, Soziales ...

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HOCHALTRIGE IN ÖSTERREICH: EINE BESTANDSAUFNAHME<br />

auf die Befristung des Lebens eröff net. Es gibt fraglos verbesserte Lebensbed<strong>in</strong>gungen und verbesserte<br />

Diag nose- und Therapiemöglichkeiten <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong>, ohne dass sich die Entwicklung<br />

der objektiven Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die nächsten Jahrzehnte damit prognostizieren ließe.<br />

Wie auch andere Autor/<strong>in</strong>nen des Berichts betont Amann die <strong>in</strong>nere Diff erenzierung der Gruppe<br />

der über 60-Jährigen. Deren Heterogenität ist stärker als jene zwischen den jüngeren Erwachsenen<br />

und den Alten, was <strong>in</strong> den verschiedensten Lebensbed<strong>in</strong>gungen, vom Gesundheitszustand<br />

über die ökonomischen Lagen bis zu den sozialen Netzwerken, deutlich zum Ausdruck kommt.<br />

Amann prägt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang den Begriff der „Prim är- und Sekundärselektivität“,<br />

wobei er unter ersterer die im früheren Leben auftretenden Bed<strong>in</strong>gungen und unter letzterer das<br />

Herausfallen aus familiären Sozialbeziehungen im hohen Alter versteht. Was die Konzeptualisierung<br />

von Lebensqualität angeht, unterscheidet er „objektive Lagebed<strong>in</strong>gungen“ und „subjektives<br />

Wohlbefi nden“ und führt beides <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „<strong>in</strong>tegrativen Ansatz“ zusammen. Das Zusammenfallen<br />

von guten L ebensbed<strong>in</strong>gungen und positivem Wohlbefi nden wird <strong>in</strong> der engli schsprachigen<br />

Forschungstradition als „Well-Be<strong>in</strong>g“ bezeichnet. Allerd<strong>in</strong>gs bee<strong>in</strong>fl ussen vermittelnde Größen<br />

das Ausmaß der Wirkung objektiver Determ<strong>in</strong>anten systematisch, weshalb e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> den<br />

seltensten Fällen e<strong>in</strong> direkter Zusammenhang zwischen externen Bed<strong>in</strong>gungen und subjektiver<br />

Lebens qualität nachgewiesen werden k ann und anderer seits rekursive Wirkungen bestehen.<br />

Beispielsweise bee<strong>in</strong>fl usst die subj ektive Bewertung der eig enen Gesundheit das subjektive<br />

Wohlbefi nden <strong>in</strong> weit stärkerem Maße als die obj ektiv diagnostizierte Gesundheit, subjektiv<br />

positiv beurteilte Gesundheit und positiv beurteilte soziale Kontakte korrelieren ihrerseits wieder<br />

klar mit allgeme<strong>in</strong>er Lebenszufriedenheit.<br />

Amann skizziert e<strong>in</strong>e Neukonzeption der Lebensqualität im hohen Alter, welche er im Begriff<br />

der „Selbstaufmerksamkeit“ zusammenfasst. Diese bedeutet, e<strong>in</strong> Augenmerk auf den eigenen<br />

Lebenslauf zu haben und beiläufi ge, nicht zielgerichtete Entwick lungen zu vermeiden. Angesichts<br />

e<strong>in</strong>es langen Lebens wird e<strong>in</strong> „Dah<strong>in</strong> leben“ uns<strong>in</strong>nig, Nachdenken über die eig enen<br />

Ziele und Wünsche, Antizipation der eigenen Möglichkeiten und Grenzen werden wichtig und<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong> „erfolgreiches“ Altern. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist, dass alte Menschen<br />

nicht als Objekte mediz<strong>in</strong>ischer, pfl egerischer und psychosozialer Program me und Interventionen<br />

betrachtet werden, sondern als Menschen, die selbstbestimmt und selbstverantwortlich ihr<br />

Leben führen können. Diese Perspektive gilt grundsätzlich <strong>für</strong> alle, auch wenn gesundheitliche<br />

und soziale Veränderungen e<strong>in</strong>treten, die E<strong>in</strong>schränkungen und Defi zite nach sich ziehen.<br />

Wesentlichen E<strong>in</strong>fl uss sowohl auf die subjektiven als auch auf die objektiven Kom ponenten<br />

der Lebensqualität haben die Beziehungen zwischen den Generationen. Dass über die Zukunft<br />

des Generationenverhältnisses ke<strong>in</strong> Konsens herrscht, mag nicht weiter verwundern – viele<br />

divergierende Interessen s<strong>in</strong>d davon berühr t. Erstaunlicherweise divergieren aber auch die<br />

entsprechenden Gegenwartsdiagnosen – sie reichen von zerfallenden Familien und erbitterten<br />

Generationenkonfl ikten bis zum harmonischen Mite<strong>in</strong>ander von Alt und Jung. Auch Expert/<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> nicht e<strong>in</strong>ig. In se<strong>in</strong>em Beitrag verweist Majce anhand von Beispielen darauf,<br />

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