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Hochaltrige in Österreich - Bundesministerium für Arbeit, Soziales ...

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HOCHALTRIGE IN ÖSTERREICH: EINE BESTANDSAUFNAHME<br />

Dorner und Rieder über da s Gesundheitsverhalten berichten. Bemer kenswert s<strong>in</strong>d dabei die<br />

geschlechtsspezifi schen Unterschiede: Anders als <strong>in</strong> jüngeren Jahren s<strong>in</strong>d es im höheren Alter<br />

(75+) die Männer , die e<strong>in</strong>en g esundheitsdienlicheren Lebensstil pfl egen. Sie betätigen sich<br />

körperlich mehr als die Frauen dieses Alters und haben auch seltener Adipositas. Dorner und<br />

Rieder berichten auch von Studien, wonach alte Männer eher als alte Fr auen grippegeimpft<br />

s<strong>in</strong>d und auch sonst häufi ger Vorsorgeuntersuchungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen (Dorner & Rieder).<br />

So wichtig regelmäßige körperliche Aktivität wäre – es wird empfohlen, täglich oder fast täglich<br />

dadurch <strong>in</strong>s Schwitzen zu kommen –, so wenig wird sie <strong>in</strong>sbesondere mit wachsenden Alter<br />

praktiziert: die Hälfte der über 75-Jährigen Männer und zwei Drittel der über 75-Jährigen Frauen<br />

Wiens kommen „nie“ durch körperliche Bewegung <strong>in</strong>s Schwitzen, während es über alle Altersgruppen<br />

h<strong>in</strong>weg nur 15% bzw. 24% s<strong>in</strong>d (Dorner & Rieder). Dabei ist freilich zu berücksichtigen,<br />

dass die gesundheitsbed<strong>in</strong>gten Mobilitätse<strong>in</strong>bußen, die ja bei den höch sten Altersgruppen<br />

überproportional ansteigen, e<strong>in</strong>en Teil dieses Bewegungsdefi zits erklären. Auch beim gesundheitsbezogenen<br />

Vorsorgeverhalten ließe s ich off enbar noch vieles verbessern, denn sowoh l<br />

bei der Grippeschutzimpfung als auch bei den Vorsorgeuntersuchungen berichten Dorner und<br />

Rieder zwar von wachsenden, wiewohl <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong>tensivierungsbedürftigen Anteilen, je älter<br />

man ist, sowie auch <strong>in</strong> beiden Bereichen wieder von abfallenden Prozentsätzen jeweils <strong>in</strong> der<br />

höchsten Altersgruppe der über 75-Jährigen.<br />

Je höher die Altersgruppe, desto größer ist der Anteil derjenigen, die (m<strong>in</strong>destens) e<strong>in</strong>en Spitalsaufenthalt<br />

im letzten Jahr verzeichnen. Darüber h<strong>in</strong>aus steigt auch die Aufenthaltsdauer (Dorner<br />

& Rieder). Von Akut erkrankungen abgesehen, ist das der Tatsache zuzuschreiben, dass das<br />

Sterben sich, historisch gesehen, zunehmend <strong>in</strong> die Instit utionen, die Spitäler und (Pfl ege-)<br />

Heime verlagert hat – und zugleich der Tatsache, dass das Sterben sich immer stärker auf die<br />

Hochbetagten konzentriert.<br />

Alle<strong>in</strong> zwischen 1951 und 1974 hat sich <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> der Anteil der <strong>in</strong> Krankenanstalten gestorbenen<br />

Menschen an allen Gestorbenen von rund 30% auf 60% verdoppelt (Reichardt 1976: 57).<br />

Diese Entwicklung ist so markant, dass der Soziologie Robert Reichardt den Prozentsatz der<br />

Todesfälle, die <strong>in</strong> Krankenhäusern stattfi nden, geradezu als „Moderni sierungs <strong>in</strong>di kator“ <strong>für</strong> e<strong>in</strong><br />

Land bezeichnet hat. Mittlerweile hat, so stellt Sab<strong>in</strong>e Pleschberger <strong>in</strong> ihrem Beitrag über „Leben<br />

und Sterben <strong>in</strong> Würde“ fest, trotz der nach wie vor dom<strong>in</strong>ierenden Rolle des Krankenhauses als<br />

Sterbeort, e<strong>in</strong>e bemerkenswerte weitere Verschiebung, nämlich jene h<strong>in</strong> zu den Pfl egeheimen,<br />

stattgefunden. Im Zeit raum von nur 18 Jahren zwischen 1988 und 2005 ist <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> der Anteil<br />

an Sterbefällen <strong>in</strong> Pfl egeheimen um das 2½-fache angestiegen (Pleschberger).<br />

Jedenfalls wird es durch diese Entwicklungen zunehmend professionellen Kräften, die mit Sterbenden<br />

konfrontiert s<strong>in</strong>d, überlassen, die Situation Sterbender zu gestalten und die Sterbenden<br />

zu begleiten (vgl. Schmitz-Scherzer 1983: 167). Diese s<strong>in</strong>d jedoch vielfach auf diese Auf gabe<br />

nicht ausreichend vorbereitet, und ebenso wenig eignen sich die herkömmlichen Organisationsstrukturen<br />

und das Selbstverständnis der Krankenhäuser – selbst der geriatrischen oder der<br />

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