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Hochaltrige in Österreich - Bundesministerium für Arbeit, Soziales ...

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HOCHALTRIGE IN ÖSTERREICH: EINE BESTANDSAUFNAHME<br />

Generationenverhältnis auf, s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Bezug auf die Zukunft (die sie jedoch kaum noch<br />

betriff t) am skeptischsten von allen Alters gruppen. Majce zeigt, dass die Haltung den Hochbetagten<br />

gegenüber auf gesamtgesellschaftlicher Ebene höchst ambivalent ist: Zwar konzediert<br />

man ihnen, die Unbe teiligtsten bei Alt-Jung-Ause<strong>in</strong>andersetzungen zu se<strong>in</strong>, doch folgt daraus<br />

nicht, dass ihnen das besondere Sympathien e<strong>in</strong>brächte. Im Gegenteil, Majce referiert Daten,<br />

wonach die 75+-Jährigen mit nur 3% der Nennungen sehr deutlich h<strong>in</strong>ter allen anderen Altersgruppen<br />

bei der Fr age rangierten, <strong>für</strong> welche Altersgruppe, abgesehen von der eigenen, man<br />

am ehesten Sympathien hege. Es ist jedoch nicht mangelnde Zuwendung oder Liebe, die ihnen<br />

am meisten abgeht, sondern fehlendes Verständnis und Respekt.<br />

Von allem Anfang war die Gesu ndheit e<strong>in</strong> K ernbereich der Geron tologie/Geriatrie. Zwei Beiträge<br />

s<strong>in</strong>d dieser zentralen Thematik <strong>in</strong>sbesondere des hohen Alters gewidmet. Franz Böhmer<br />

und Thomas Frühwald mac hen deutlich, d ass die Geriatrie mit e<strong>in</strong>er anderen „Philosophie“<br />

an die Patient/<strong>in</strong>nen herang ehen muss als die übliche Mediz<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>erseits wird klar gestellt,<br />

dass Altern an sich ke<strong>in</strong>e Krankheit ist, wohl aber als e<strong>in</strong> Risikofaktor gelten muss. Krankheit sei<br />

aber umgekehrt e<strong>in</strong>e wesentliche Determ<strong>in</strong>ante des Alters, wobei <strong>für</strong> die Erkrankungen im Alter,<br />

zumal im hohen Alter, die Multimorbidität 5 charakteristisch ist. So können im Durchschnitt bei<br />

70- und Mehrjährigen je nach Untersuchung drei bis neun zugleich nebene<strong>in</strong>ander bestehende<br />

Krankheiten erwartet werden. Während bei den 65- bis 69-Jährigen 9% m<strong>in</strong>destens sieben diagnostizierbare<br />

körperliche Bee<strong>in</strong>trächtigungen zu erwarten s<strong>in</strong>d, beträgt dieser Prozentsatz bei<br />

den 80- und Mehrjährigen bereits 30% (Böhmer & Frühwald). Diese Multimorbidität verlangt<br />

spezielle diagnostische und therapeutische Ansätze, jede Therapie e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>z elerkrankung<br />

muss auch nach ihren Folgen <strong>für</strong> die anderen Erkrankungen überprüft werden. Es geht vielfach<br />

nicht um Heilung, wie bei jüngeren Patient/<strong>in</strong>nen, und um e<strong>in</strong>e Aufstellung von Prioritäten bei<br />

Diagnose und Therapie. Das laufe auf e<strong>in</strong>e Beschränkung auf e<strong>in</strong>e noch effi zient zu gestaltende<br />

Anzahl der Maßnahmen h<strong>in</strong>aus. Der Erfolg bei jüngeren Patient/<strong>in</strong>nen wird daran bemessen,<br />

<strong>in</strong>wieweit Heilung, Rückführung <strong>in</strong>s <strong>Arbeit</strong>sleben und Wiedererlangung der Normalität der Funktionen<br />

erzielt werden können. Anders beim geriatrischen Patient/<strong>in</strong>nen: hier ist die Erhaltung<br />

der Selbständigkeit und der von ihm selbst defi nierten Lebensqualität Ziel der mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Bemühungen.<br />

Mit der Multimorbidität ergibt sich oft das Anschlussproblem der Multimedikation, das ist die<br />

gleichzeitige Verordnung von fünf oder mehr Medikamenten. Damit ist das Risiko von Fehlmedikationen<br />

bzw. unerwünsch ten Arzneimittelwirkungen verbunden. Nach Böhmer und Frühwald<br />

ist e<strong>in</strong>e solche Fehlmedikation der Hauptgrund <strong>für</strong> die bei älteren Patienten bis zu sieben Mal<br />

häufi ger als bei jüngeren Patienten auftretenden unerwünschten Arzneimittelwirkungen (Böhmer<br />

& Frühwald).<br />

5 Unter „Multimorbidität“ oder „Polypathie“ versteht man das gleichzeitige Bestehen mehrerer Krankheiten bei e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zelnen Person.<br />

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