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Hochaltrige in Österreich - Bundesministerium für Arbeit, Soziales ...

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HOCHALTRIGE IN ÖSTERREICH: EINE BESTANDSAUFNAHME<br />

Die These, wonach sich der M<strong>in</strong>derheitsstatus verstärkend auf die mit dem Alter ohneh<strong>in</strong> verbundenen<br />

Risken auswirkt („double jeopardy“), triff t nach Re<strong>in</strong>precht besonders <strong>für</strong> das Altern der<br />

ehemaligen <strong>Arbeit</strong>smigrant/<strong>in</strong>nen zu. Niedrige Erwerbs e<strong>in</strong>kommen, kürzere Versicherungszeiten<br />

und überdurchschnittliches <strong>Arbeit</strong>slosig keitsrisiko rufen bei ihnen e<strong>in</strong> erhebliches Armutsrisiko<br />

hervor; ähnlich kritisch ist die Wohnsituation zu sehen, man fi ndet bei ihnen die niedrigsten<br />

Ausstattungskategorien und ger<strong>in</strong>ge Nutzfl ächen.<br />

In Bezug auf die Gesundheit ist von kumulativen Negativeff ekten von körperlich verschleißendem<br />

Erwerbsleben, belastenden Wohnverhältnissen und ungesunden Ernährungsgewohnheiten<br />

auszugehen, was sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überdurchschnittlichen psychosozialen Belastungsstress<br />

und e<strong>in</strong>er außergewöhnlich ausgeprägten Sorge vor sozialer Isolation ausdrückt.<br />

Gleichzeitig existieren psychische Bewältigungsressourcen, etwa die „ethnischen Insulation.“<br />

Damit ist geme<strong>in</strong>t, dass der Rückbezug auf Ethnizität Wohlbefi nden erzeugen und deshalb als<br />

e<strong>in</strong>e Ressource <strong>für</strong> e<strong>in</strong> er folgreiches Alt ern angesehen werden k ann, um die schmerz haften<br />

Gefühle von Heimweh, Verlust und Nostalgie zu bewältigen.<br />

Die schwierigen Lebensumstände bee<strong>in</strong>trächtigen zwar die subj ektive Lebens qualität, aber<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt Lebenss<strong>in</strong>n und Lebensfreude, wozu das Familien- und Verwandtschaftssystem<br />

maßgeblich beiträgt. Obschon es nicht wenige alle<strong>in</strong> lebende und sozial nur ungenügend e<strong>in</strong>gebettete<br />

hochaltrige Migrant/<strong>in</strong>nen gibt, bes ticht doch im Al lgeme<strong>in</strong>en der funktionierende<br />

Solidarzusammenhang der Familie, die zahlreiche überlebensnotwendige Funk tionen der Hilfe<br />

und Unterstützung wahrnimmt. In vielen migrantischen Milieus gibt es e<strong>in</strong>e von starken Verpfl<br />

ichtungsnormen getragene Solidarität, die die nachfolgenden Generationen <strong>in</strong> das familiäre<br />

Stützungssystem e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det. Befragungsergebnisse unter Jugendlichen belegen, dass sie den<br />

älteren familiären Bezugspersonen Wertschätzung und Respekt entgegenbr<strong>in</strong>gen, sowohl <strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf die Übernahme von nützlichen Aufgaben als auch auf den Transfer von Werten,<br />

Traditionen und Familienwissen.<br />

Bei chronischer Erkrankung und Pfl egebedürftigkeit kann das verwandtschaftliche Solidarsystem<br />

nicht immer voll e<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gen. Beim Zugang zur <strong>in</strong>stitutionellen Hilfe gibt es jedoch erhebliche<br />

Barrieren (z. B. <strong>in</strong>folge von Verständigungsschwierigkeiten) und e<strong>in</strong>e entsprechend bescheidene<br />

Inanspruchnahme von sozialen Diensten. Etwas anders stellt sich die Situation <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf<br />

beratende E<strong>in</strong>richtungen, sowie praktische Ärzte und Spitalsambulanzen dar.<br />

Da der Anteil der <strong>Hochaltrige</strong>n migrantischer Herkunft <strong>in</strong> den nächsten Jahrzehnten stark steigen<br />

wird, s<strong>in</strong>d die etablierten Systeme der Altenarbeit <strong>in</strong> grundlegender Weise mit neuen Herausforderungen<br />

konfrontiert und werden neue Formen der Gesu ndheitskommunikation und der<br />

kultursensiblen Pfl ege sowie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle Öff nung der Altenhilfe unumgänglich machen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere spez ielle Gruppe bilden die hoch betagten Menschen mit Beh<strong>in</strong>derun gen, mit<br />

denen sich Tom Schmid ause<strong>in</strong>andersetzt. Beh<strong>in</strong>derungen <strong>in</strong> höheren Alters gruppen s<strong>in</strong>d<br />

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