Martin Pollack Meine Begegnungen mit Belarus Statt eines Vorworts

DOSSIER BELARUS
Ihar Sidaruk
Der fliederfarbene Bus
Jetzt ist Sense, Männer! Rein in den Bus, Abfahrt!«
Die Männer, die gerade im Hof ein totes Ferkel zerlegten, wandten sich
unwillig um. An der Straße stand ein schäbiger, sonderbar fliederfarbener
Bus. Keiner hatte gehört, wann und von wo er gekommen war. Hinterm
Steuer saß ein schmächtiger Fahrer, der sich mechanisch Maisflips in den
Rachen warf.
»Und wohin?« fragte der Älteste gereizt, während er das Ferkel geschickt
an den Hinterläufen wendete.
»Wohin wohl?« Er warf wieder ein paar Flips ein. »Ihr seid verhaftet,
kapiert?«
»Waaas?« Nun richteten sich die Männer auf und kamen, die Messer bedrohlich
gezückt, auf den fliederfarbenen Bus zu.
»Dampf ab, wenn dir deine Reifen lieb sind!«
»Und deine Visage!«
»Pass bloß auf, Drecksack!«
Ungerührt zerknüllte der Fahrer die leere Packung und schnippte sie über
den Lattenzaun in ein Gemüsebeet.
»Soll das eine Drohung sein? Ich bin von Amts wegen … Dafür könnt ihr …
Wisst ihr ja selber. Oder ist euch das zu hoch?«
Die Männer blieben stehen und rückten näher zusammen. Finster blickten
sie den Fahrer an.
»Sieh zu, dass du verschwindest.«
»Du störst. Wir haben zu tun.«
»Aber echt, sieh zu, dass du Land gewinnst. Wir sagens dir im Guten.«
»Ihr könnt mich mal im Guten …«, brüllte er plötzlich und lief rot an.
»Rein in den Bus, verdammt, wo bin ich denn? Braucht ihr noch eine Extraeinladung?
Also gut. Ihr werdet schon sehen! Schwachköpfe!«
Im Mundwinkel des Fahrers bildete sich weißer Schaum, vermischt mit
Maispartikeln. Es sah ganz so aus, als würde er im nächsten Moment eine
Luger aus dem Achselholster ziehen. Doch anscheinend wusste der Fahrer
um sein Temperament, er wischte sich mit dem Handrücken den Schaum ab
und fixierte die Männer grimmig.
Diese standen unschlüssig nebeneinander.
»Wer hat das gesagt?« brach es schließlich aus dem Jüngsten heraus.
»Was?« Der Fahrer schien nicht zu begreifen.
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