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Martin Pollack Meine Begegnungen mit Belarus Statt eines Vorworts

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Nicht Opa sein und auch nicht Enkel,<br />

nicht Vater sein, nicht Sohn, was ist das schön.<br />

Du kannst dir alle Schuldgefühle schenken,<br />

lebst lax im Laden<br />

bei den Starkgetränken,<br />

wo in der Schlange – die Verwandten stehn.<br />

Andrej Chadanovič<br />

UNSCHULDSVERMUTUNG<br />

Jeder Mensch ist unschuldig<br />

bis zum eindeutigen Beweis<br />

seiner Schuld.<br />

Selbst wenn sie uns hundertprozentig erscheint,<br />

hat er seine Chance auf Freispruch.<br />

Nehmen wir doch einmal mich. Ich habe heute<br />

beinah einen unschuldigen Menschen verurteilt.<br />

Da steh ich am Eǔrapiejski-Markt<br />

und sehe, wie so ein Typ sich dezent<br />

auf diesen Drahtzaun zubewegt. Offenbar,<br />

um ein gewisses Geschäft zu verrichten, denke ich.<br />

Ein k<strong>eines</strong>wegs europäisches.<br />

Tatsächlich. Direkt vor dem Zaun macht er Halt.<br />

Stellt sich breitbeinig hin.<br />

Und verharrt in dieser Pose. So gehen<br />

zehn, zwanzig, dreißig Sekunden ins Land.<br />

Du Schwein, denk ich, schämst du dich nicht,<br />

hier vor den vielen Leuten,<br />

dazu am helllichten Tag.<br />

Eine Minute ist um.<br />

Metallisches dringt an mein Ohr.<br />

Tatsächlich. Schlüsselgeklimper.<br />

DOSSIER BELARUS<br />

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