Sonderheft 2012 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
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Übersicht<br />
Das Polyzystische Ovarsyndrom<br />
(PCOS) ist mit einer Prävalenz von bis<br />
zu 10 % eine der häufigsten hormonellen<br />
Störungen bei fertilen Frauen.<br />
Klinische Charakteristika sind Hyperandrogenismus,<br />
der sich äußerlich<br />
durch Hirsutismus, Akne oder androgenetische<br />
Alopezie bemerkbar macht,<br />
sowie eine chronische Anovulation,<br />
die mit einer verlängerten Zyklusdauer<br />
und unerfülltem Kinderwunsch<br />
einhergeht. Die Namensgebung des<br />
Syndroms erfolgte nach dem sonografisch<br />
oder laparoskopisch darstellbaren<br />
polyzystischen Aspekt der<br />
Ovarien. Eine äußerlich vermännlichte<br />
Erscheinung führt bei betroffenen<br />
Frauen meist zu einer erheblichen<br />
Einschränkung der Lebensqualität.<br />
Minimaldiagnostik<br />
und Therapieansätze<br />
beim PCOS<br />
Susanne Tan<br />
12 <strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2012</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />
Wie die frühere Bezeichnung<br />
des PCOS als „Diabetes<br />
bärtiger Frauen“ impliziert,<br />
ist das PCOS neben den o. g.<br />
klassischen Charakteristika zudem<br />
häufig mit einer Adipositas und Insulinresistenz<br />
verbunden. Letztere<br />
führt nicht nur zu einer aggarvierten<br />
Hyperandrogenämie, sondern birgt<br />
auch das Risiko metabolischer Komplikationen<br />
wie die Entwicklung von<br />
Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) und<br />
Gestationsdiabetes. Darüber hinaus<br />
wird eine erhöhte kardiovaskuläre<br />
Morbidität und Mortalität und das<br />
häufigere Auftreten einer nicht-alkoholischen<br />
Steatohepatitis (NASH)<br />
mit dem Risiko <strong>für</strong> eine NASH-Leberzirrhose<br />
und einem hepatozellulären<br />
Karzinom diskutiert. Der folgende<br />
Text hebt die erforderliche Minimaldiagnostik<br />
zur Diagnosestellung, Erfassung<br />
der potentiellen langfristigen<br />
Morbidität und auch Therapieansätze<br />
bei PCOS hervor.<br />
Minimaldiagnostik<br />
zur Diagnosestellung<br />
PCOS-Definition<br />
Aktuell existieren 3 international<br />
anerkannte Definitionen des PCOS<br />
(s. Tabelle 1), die allgemein den Aus-<br />
schluss aller möglichen Differentialdiagnosen<br />
zur Diagnosesicherung<br />
fordern (s. Tabelle 2) [1–3]. Der Unterschied<br />
zwischen den 3 Definitionen<br />
liegt in der Betonung der einzelnen<br />
Definitionskriterien.<br />
Die 1990 auf der Konferenz der<br />
National Institutes of Child Health<br />
and Human Development (NIH)<br />
empfohlenen Hauptkriterien sind<br />
ihrer Wichtigkeit entsprechend in<br />
folgender Reihenfolge als PCOS definiert:<br />
● Hyperandrogenismus,<br />
● Oligo-Ovulation und<br />
● Ausschluss aller Differential diagnosen.<br />
Demnach ist das PCOS eine hyperandrogenämischeAusschlussdiagnose<br />
ovariellen Ursprungs bzw. mit<br />
ovariellen Konsequenzen. Das Vorliegen<br />
polyzystischer Ovarien (PCO)<br />
findet trotz der Namensgebung in<br />
der NIH-Definition keine Berücksichtigung.<br />
Der Rotterdam Konsensus<br />
erweiterte 2003 die diagnostischen<br />
Kriterien <strong>für</strong> das PCO, wonach<br />
das Vorliegen von 2 der 3 NIH-Kriterien<br />
– Hyperandrogenismus, Oligo-/<br />
Anovulation und PCO – unter Ausschluss<br />
anderer Endokrinopathien