Sonderheft 2012 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
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Übersicht<br />
Abb. 1 Sonografische Darstellung<br />
und Volumenbestimmung des Magenballons<br />
(Quelle: <strong>Endokrinologie</strong> UKE).<br />
tretende Hypoglykämien. Allerdings<br />
müssen beim Off-Label-Gebrauch die<br />
Kosten vom Patienten selbst getragen<br />
werden.<br />
Endoskopische Therapie<br />
Der Magenballon ist seit Jahren<br />
bei der Therapie der Adipositas effektiv<br />
im Einsatz (5). Allerdings ist<br />
dieser ebenfalls zeitlich limitiert: Der<br />
flüssig keitsgefüllte Ballon muß laut<br />
Hersteller nach 6 Monaten wieder<br />
explantiert werden. Seit ca. einem<br />
Jahr befindet sich jedoch ein weite-<br />
a b<br />
rer Ballon auf dem Markt, der bis zu<br />
einem Jahr im Magen verbleiben<br />
kann (6). Die Materialkosten liegen<br />
bei ca. 900 €, hinzu kommt der Aufwand<br />
<strong>für</strong> Implantation und Explantation<br />
sowie <strong>für</strong> die Nachsorge. In<br />
einzelnen Fällen werden die Kosten<br />
von den Krankenversicherungen<br />
übernommen. Meist müssen die Patienten<br />
jedoch privat <strong>für</strong> die Therapiekosten<br />
aufkommen. Eine sonografische<br />
Volumenkontrolle ist alle 3<br />
Monate sinnvoll, um einen Verlust an<br />
Flüssigkeit rechtzeitig zu erkennen<br />
(Abb. 1). Neuere endoskopische Verfahren,<br />
wie z. B. das Endobarrier System<br />
® sind ebenfalls bei der Senkung<br />
des Körpergewichtes und Verbesserung<br />
der diabetologischen Stoffwechsellage<br />
effektiv (7, Abb. 2). Grundsätzlich<br />
versucht man die Systeme so<br />
zu optimieren, dass sie eine möglichst<br />
lange Therapiedauer gewährleisten.<br />
Der Endobarrier ist in Deutschland<br />
<strong>für</strong> eine Implantationszeit von einem<br />
Jahr zugelassen. Die Materialkosten<br />
betragen etwa 3500 €.<br />
Abb. 2 a und b EndoBarrier ® (Quelle: GI Dynamic Inc, Lexington, USA).<br />
6000<br />
7000<br />
10 000<br />
1100<br />
5000<br />
2500 1800<br />
13 000<br />
21 300<br />
Belgien / Luxemburg<br />
Frankreich<br />
Norwegen<br />
Österreich<br />
Großbritannien<br />
Spanien<br />
Italien<br />
Deutschland<br />
Polen<br />
Abb. 3 Anzahl bariatrischer Operationen pro Jahr in europäischen Ländern<br />
(Quelle: Covidien, Mansfield, USA).<br />
20 <strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2012</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />
Bariatrische Chirurgie<br />
Derzeit werden pro Jahr ca.<br />
5000 bariatrische Operationen in<br />
Deutschland durchgeführt. Damit<br />
liegt Deutschland beim europäischen<br />
Vergleich im unteren Bereich<br />
(Abb. 3). Die Zahl der Grad 3 adipösen<br />
Menschen liegt hierzulande jedoch<br />
bei 2 % der Bevölkerung. Daher<br />
ist die sogenannte Penetranz, also<br />
die Anzahl der durchgeführten Operationen<br />
bezogen auf die Anzahl der<br />
Patienten mit gegebener Indikation,<br />
mit 0,73 deutlich geringer. Dies liegt<br />
u. a. am aufwendigen Antrag <strong>für</strong> die<br />
Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen.<br />
Das Verfahren<br />
der Begutachtung von adipösen<br />
Patienten wurde 2009 durch eine<br />
MDK-interne Leitlinie vereinheitlicht<br />
und reguliert. Grundsätzlich<br />
müssen Patienten, bei denen ein<br />
Operationswunsch besteht, folgende<br />
Unterlagen der Krankenversicherung<br />
vorlegen:<br />
1. Antrag des behandelnden Zentrums<br />
mit Darlegung und Begründung<br />
der Indikation (BMI > 40<br />
oder > 35 mit Diabetes mellitus).<br />
2. Nachweis eines erfolglos durchgeführten<br />
multimodalen Therapieprogramms<br />
(Ernährungs- und<br />
Bewegungstherapie) über mindestens<br />
6 Monate.<br />
3. Psychosomatische Einschätzung<br />
und Zustimmung zur Operation.<br />
4. Ein Ernährungstagebuch.<br />
Liegen diese Unterlagen der<br />
Krankenversicherung vollständig<br />
vor, werden sie an den zuständigen<br />
MDK weitergeleitet. Häufig jedoch<br />
kommt es erst gar nicht zur Bearbeitung<br />
des Antrags, weil die notwendigen<br />
Unterlagen nicht komplett sind.<br />
Die neue S3-Leit linie zur operativen<br />
Adipositastherapie erlaubt eine primäre<br />
Indikationsstellung (also ohne<br />
vorherige konservative Versuche),<br />
wenn eine konservative Therapie<br />
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erfolglos bliebe. In der Praxis wird<br />
diese Argumentation meist ab einem<br />
BMI von 60 kg/m² akzeptiert.