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Sonderheft 2012 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

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Für ONJ und AFF wird eine mögliche<br />

„Übersuppression“ des Knochenstoffwechsels<br />

durch Bisphosphonate<br />

(und Denosumab) als eine<br />

der Ursachen diskutiert. Eine Assoziation<br />

mit der Therapiedauer wird<br />

von vielen Autoren vermutet, eine<br />

Langzeitexposition ist aber nicht<br />

zwingende Voraussetzung. Unumstritten<br />

ist hingegen, dass es sich bei<br />

ONJ und AFF nicht um monokausale<br />

Folgen der entsprechenden Osteoporosetherapie<br />

handelt. Als zusätzliche<br />

Risikofaktoren werden immunkompromitierende<br />

Faktoren wie<br />

Kortikosteroid-Therapie, Diabetes<br />

mellitus oder Autoimmun- und andere<br />

entzündliche Systemerkrankungen<br />

sowie Vitamin D-Mangel<br />

diskutiert, bei der AFF auch Protonenpumpeninhibitoren.<br />

Eine allgemeine Frakturheilungsverzögerung<br />

bei Bisphosphonat-<br />

Patienten ist ebenfalls bekannt, die<br />

klinische Relevanz ist aber eher umstritten.<br />

Für die osteoanabol wirksamen<br />

Substanzen Teriparatid und Strontiumranelat<br />

hingegen gibt es präklinische<br />

und erste klinische Hinweise<br />

<strong>für</strong> eine Beschleunigung der Frakturheilung.<br />

Die zusätzliche und eventuell<br />

erwünschte ossäre Wirkung wird<br />

derzeit in klinischen Studien untersucht,<br />

auch <strong>für</strong> neue in der Entwicklung<br />

befindlichen Osteoanabolika wie<br />

den Sclerostin-Antikörper.<br />

Es sind bislang 2 Fälle bekannt,<br />

die nach einer Teriparatidbehandlung<br />

ein Osteosarkom entwickelten<br />

(< 1:100 000).<br />

Therapiedauer<br />

Osteoporose ist eine chronische<br />

Erkrankung. Die DVO-Leitlinien<br />

empfehlen eine spezifische Pharmakotherapie<br />

entsprechend der definierten<br />

Indikation zur medikamentösen<br />

Behandlung <strong>für</strong> den Zeitraum<br />

des erhöhten Frakturrisikos. In der<br />

Konsequenz handelt es sich also in<br />

aller Regel um eine Langzeit- bis<br />

Dauertherapie.<br />

Entsprechend ihrer unterschiedlichen<br />

Wirkmechanismen bzw. Halbwertzeiten<br />

ist von einer unterschiedlichen<br />

Nachhaltigkeit der erwünschten<br />

ossären Effekte auszugehen.<br />

Diese ist insbesondere <strong>für</strong><br />

Raloxifen (und Östrogene), aber auch<br />

<strong>für</strong> Teriparatid und Parathormon<br />

wohl nur <strong>für</strong> die Zeit der Anwendung<br />

anzunehmen. Hingegen kann bei Bisphosphonaten<br />

und auch Strontiumranelat<br />

von einer längeren Nachhaltigkeit<br />

ausgegangen werden. Klinische<br />

Studiendaten, die diese Annahmen<br />

belegen, sind allerdings nur<br />

unzureichend vorhanden.<br />

Dabei sollte die Therapie mit einem<br />

bestimmten Medikament gemäß<br />

DVO-Leitlinien nur über den Zeitraum<br />

erfolgen, <strong>für</strong> den die frakturrisikosenkende<br />

Wirkung belegt ist.<br />

Frakturdaten aus placebo-kontrollierten<br />

RCT liegen <strong>für</strong> die anderen<br />

Substanzen in der Regel nur <strong>für</strong> 3–5<br />

Jahre vor. Für einige Substanzen sind<br />

Frakturdaten aus Nachbeobachtungen<br />

und Verlängerungsstudien unterschiedlicher<br />

Designs verfügbar:<br />

● Alendronat, Risedronat und Strontiumranelat:<br />

10 Jahre,<br />

● Raloxifen: 9 Jahre,<br />

● Zoledronat: 6 Jahre.<br />

Insbesondere <strong>für</strong> Bisphosphonate<br />

mit längeren Halbwertzeiten wie<br />

Alendronat und Zoledronat sollte die<br />

Anwendung in der Regel zunächst<br />

auf 3–5 Jahre beschränkt werden.<br />

Auf Grundlage des individuellen<br />

Risiko profils des Patienten sollte gegebenenfalls<br />

über eine längere Therapiedauer<br />

bzw. eine Therapiepause<br />

entscheiden werden. Die Verlängerungsstudien<br />

zu Alendronat (FLEX)<br />

und Zoledronat (HORIZON-PFT-E1)<br />

zeigten, dass die Gesamtinzidenz osteoporotischer<br />

Frakturen bei Patienten<br />

in Langzeittherapie (10 Jahre<br />

Alendronat, 6 Jahre Zoledronat) nicht<br />

signifikant unterschiedlich war im<br />

Vergleich zu Patienten mit Therapiepause<br />

(nach 5 Jahren Alendronat,<br />

3 Jahre Zoledronat). Jedoch profitierten<br />

z. B. Hochrisiko-Patienten<br />

von einer Langzeittherapie bezüglich<br />

reduzierter non-vertebraler Frakturen.<br />

Andererseits gab es keine<br />

Hinweise auf eine eingeschränkte<br />

ossäre oder extraossäre Langzeitsicherheit<br />

der Präparate.<br />

Die Zeit der Anwendung <strong>für</strong> Teriparatid<br />

und Parathormon ist gemäß<br />

der Zulassung auf 2 Jahre beschränkt.<br />

Für den Nachweis der Effektivität<br />

bestimmter sequentieller Therapien<br />

stehen derzeit nur begrenzt<br />

Studiendaten zur Verfügung. Bei den<br />

untersuchten Endpunkten der Studie<br />

handelt es sich ausschließlich um<br />

Surrogatparameter der Knochenfestigkeit,<br />

die sehr kritisch beurteilt<br />

werden müssen. Frakturdaten stehen<br />

hier (noch) nicht ausreichend zur<br />

Verfügung.<br />

Literatur:<br />

1. http://www.dv-osteologie.org/<br />

dvo_leitlinien/dvo-leitlinie-2009<br />

(Langfassung)<br />

2. Fassbender WJ, Willmann B: Therapie der<br />

Osteoporose: wie lange und welches Präparat?<br />

<strong>Endokrinologie</strong> Informationen 2011;<br />

<strong>Sonderheft</strong>: 29–33<br />

3. Bock O, Felsenberg D: Bisphosphonates in<br />

the management of postmenopausal osteoporosis<br />

– optimizing efficacy in clinical<br />

practice. Clin Interv Aging. 2008; 3 (2):<br />

279–97<br />

4. Rizzoli R, Reginster JY, Boonen S, et al. Adverse<br />

reactions and drug-drug interactions<br />

in the management of women with<br />

postmenopausal osteoporosis. Calcif Tissue<br />

Int. 2011; 89 (2): 91–104<br />

5. Khosla S, Burr D, Cauley J, et al. Bisphosphonate-associated<br />

osteonecrosis of the<br />

jaw: report of a task force of the American<br />

Society for Bone and Mineral Research. J<br />

Bone Miner Res. 2007; 22(10): 1479–91<br />

6. Shane E, Burr D, Ebeling PR, et al. Atypical<br />

subtrochanteric and diaphyseal femoral<br />

fractures: report of a task force of the<br />

American Society for Bone and Mineral<br />

Research. J Bone Miner Res. 2010; 25 (11):<br />

2267–94<br />

Weitere Literatur auf Anfrage beim<br />

Verfasser.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. med. Oliver Bock<br />

Charité Berlin – Campus Benjamin<br />

Franklin, Zentrum <strong>für</strong> Muskel- und<br />

Knochenforschung<br />

Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin<br />

E-Mail: oliver.bock@charite.de<br />

<strong>Endokrinologie</strong> Informationen <strong>2012</strong>; <strong>Sonderheft</strong><br />

31<br />

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