Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 9, HEFT 4, 1996<br />
(I)NTACT möchte diesen Initiativen<br />
die dringend benötigten<br />
Gelder zur Verfügung stellen.<br />
Der Verein hilft in erster Linie<br />
finanziell, er leistet Hilfe zur<br />
Selbsthilfe. Zu diesem Zweck<br />
sammelt (I)NTACT Spenden<br />
und wirbt Fördermitglieder. Die<br />
bisherigen Spendeneingänge und<br />
Förderbeiträge sind sehr zufriedenstellend.<br />
Als erste Organisation wird die<br />
'Association for Promoting GirPs<br />
and Women's Advancement in<br />
the Gambia' (APGWA) von<br />
(I)NTACT gefördert. Nach ausführlicher<br />
Prüfung wurde einem<br />
Projektantrag dieser regierungsunabhängigen<br />
Organisation stattgegeben.<br />
Die APGWA konnte<br />
mit diesen Spendengeldern ein<br />
Fahrzeug erwerben, und die Mitarbeiterinnen<br />
hatten damit die<br />
notwendige Mobilität, um in Seminaren<br />
bereits 500 Teilnehmerinnen<br />
über die gesundheitlichen<br />
Schäden der genitalen und sexuellen<br />
Verstümmelung von Mädchen<br />
und Frauen aufzuklären.<br />
Außerdem werden traditionellen<br />
Beschneiderinnen Fähigkeiten<br />
vermittelt, die es ihnen ermöglichen,<br />
ihren Lebensunterhalt auf<br />
andere Weise zu bestreiten.<br />
Selbstverständlich werden die<br />
Mitglieder des Vereins über die<br />
Verwendung der Spendengelder<br />
ständig auf dem laufenden gehalten.<br />
Dies geschieht durch Rechnungslegung,<br />
Berichte und Bilddokumente.<br />
Als nächstes wird<br />
(I)NTACT Projekte in Mali und<br />
Burkina Faso unterstützen. Die<br />
Vorbereitungen hierfür haben begonnen.<br />
(I)NTACT beabsichtigt<br />
aber nicht, eigene Projekte durchzuführen.<br />
Es gibt Hinweise, daß die weibliche<br />
Beschneidung auch in der<br />
Bundesrepublik Deutschland von<br />
afrikanischen Immigrantinnen<br />
praktiziert wird. Die Bundesregierung<br />
schließt ebenfalls nicht<br />
aus, daß die Operation hier an<br />
kleinen Mädchen durchgeführt<br />
wird. Die rechtliche Situation ist<br />
allerdings noch weitgehend ungeklärt.<br />
Im Gegensatz zu anderen<br />
europäischen Ländern gibt es<br />
in Deutschland kein eigenständiges<br />
Gesetz gegen diese<br />
Menschenrechtsverletzung.<br />
(I)NTACT betrachtet ein eindeutiges<br />
gesetzliches Verbot jeder<br />
Form von Genitalverstümmelung<br />
von Mädchen und Frauen als notwendig.<br />
Auch wenn ein solches<br />
Verbot allein nicht ausreicht, um<br />
Mädchen vor den erheblichen<br />
gesundheitlichen Folgen der Operation<br />
zu schützen, so wäre es<br />
doch eine wichtiger Schritt. Aufklärung<br />
und Information für die in<br />
Deutschland lebenden und diesen<br />
Brauch traditionellerweise praktizierenden<br />
afrikanischen Immigran-<br />
Ünnen sind als begleitende Maßnahmen<br />
in jedem Fall erforderlich.<br />
(I)NTACT hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
für die Problematik der<br />
weiblichen Beschneidung durch<br />
Aufklärung und Information die<br />
interessierte Öffentlichkeit und<br />
die Vertreterinnen der medizinischen,<br />
sozialen und juristischen<br />
Berufe zu sensibilisieren. Dies<br />
geschieht sowohl in Form von<br />
Vorträgen vor unterschiedlichem<br />
Publikum als auch mit der Unterstützung<br />
regionaler und überregionaler<br />
Medien. Unter Mitwir<br />
kung von (I)NTACT fand im<br />
März diesen Jahres in Saarbrükken<br />
eine eintägige öffentliche Inforrnationsveranstaltung<br />
zur Problematik<br />
der Genitalverstümmelung<br />
von Mädchen und Frauen<br />
statt. Vertreterinnen mehrerer Organisationen<br />
haben über die Situation<br />
in Afrika und Europa referiert.<br />
Möglichst viele Menschen<br />
sollen über den Brauch informiert<br />
werden. Der Verein hofft, daß<br />
sie mit ihm zusammen die Hilfe<br />
leisten, die die afrikanischen<br />
Mädchen und Frauen so dringend<br />
benötigen.<br />
Sabine Frankenberger, Saarbrükken<br />
(I)NTACT, Internationale Aktion<br />
gegen die Beschneidung von<br />
Mädchen und Frauen e.V., Johannisstraße<br />
4, 66111 Saarbrükken,<br />
TelVFax: (0681)32400.<br />
Der<br />
Informationsdienst<br />
Die Geschichte des ID<br />
•<br />
'Die Nachrichten kommen zum<br />
Volk und kehren zum Volk zurück'.<br />
So stand es auf einem<br />
Flugblatt aus dem Jahr 1973, in<br />
dem sich auch der 'Informationsdienst<br />
zur Verbreitung unterbliebener<br />
Nachrichten' gründete. Der<br />
ID, wie er auch kurz und bündig<br />
genannt wurde, erschien wöchentlich<br />
mit einer anfänglichen<br />
Auflage von 500 Exemplaren. Er<br />
hatte seine Vorbilder im Ausland<br />
wie z.B. den Liberation News<br />
Service aus New York, die