Vollversion (6.59 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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RFZfcNSJONfcN<br />
Oliver Geden<br />
Rechte<br />
Ökologie<br />
Umweltschutz zwischen<br />
Emanzipation und<br />
Faschismus<br />
Berlin: Elefanten Press 1996<br />
Über das Verhältnis von<br />
Rechtsextremismus und Neuer<br />
Rechter zur Ökologiebewegung<br />
und ihren Inhalten ist bisher<br />
wenig veröffentlicht worden.<br />
Das verwundert schon alleine<br />
deshalb, weil die Neue<br />
Rechte bis zur Mitte der 80er<br />
sich enorm bemühte, in den<br />
(ehemals) überwiegend politisch<br />
links oder links liberal orientierten<br />
neuen sozialen <strong>Bewegungen</strong><br />
Fuß zu fassen. Hinsichtlich<br />
der Ökologie- und<br />
Friedensbewegung zeitigte diese<br />
Querfrontstrategie zwar bescheidene<br />
Erfolge, doch blieben<br />
diese hinter den Erwartungen<br />
der Neuen Rechten zurück,<br />
so daß man sich im weiteren<br />
auf das konservative Spektrum<br />
und die bürgerliche Mitte konzentrierte.<br />
Damit verbunden<br />
setzte ein Bedeutungsverlust<br />
der nationalrevolutionären<br />
Strömung innerhalb der Neuen<br />
Rechten bei gleichzeitigem<br />
Erstarken der etatistisch orientierten<br />
Jungkonservativen (Eigenbezeichnung)<br />
ein. 'Rechte<br />
FORSCHUNGSJOURNAL NSB, JG. 9, HEFT 4, 1996<br />
Ökologie' \erdient schon von<br />
daher Beachtung, daß das vorliegende<br />
Wcik meinesWissens<br />
nach erst die zweite Monographie<br />
ist, die sich diesem breiten<br />
Themenfeld widmet (vgl. Jahn<br />
/Wehling 1992: Ökologie von<br />
rechts). Oliver Geden nimmt<br />
sich der Aufgabe an, 'rechte'<br />
Ökologiekonzeptionen darzustellen,<br />
zu analysieren, und auf<br />
ihren Einfluß auf das Mehrheitslager<br />
hin zu Uberprüfen.<br />
Dies umfaßt personelle, organisatorische<br />
und inhaltliche<br />
Ebenen.<br />
Die Annäherung an das Thema<br />
ist zunächst historischer<br />
Natur. Dabei zeigt sich, daß die<br />
Ökologiebewegung entgegen<br />
weit verbreiteter Meinung ihre<br />
Ursprünge noch im letzten Jahrhundert<br />
hat und - als Heimatund<br />
Naturschutzbewegung -<br />
zutiefst antimodernistisch und<br />
konservativ geprägt war. Der<br />
Einfluß lebensphilosophischer<br />
Strömungen im ersten Viertel<br />
des 20. Jahrhunderts, die auch<br />
einen wichtigen Bestandteil der<br />
sog. Konservativen Revolution<br />
ausmachten, war ganz erheblich.<br />
Geden beschreibt sehr<br />
gut die nun einsetzende Entwicklung<br />
und unterstreicht, daß<br />
die Vorstellung der Umweltbewegung<br />
als eine progressive<br />
und 'emanzipatorische' erst ab<br />
Anfang der 70er zutreffend ist.<br />
Bei dieser Einführung geht es<br />
allerdings weniger um eine<br />
chronologische Vollständigkeit.<br />
Vielmehr soll sie erstens aufzeigen,<br />
daß ökologische Argumen<br />
tationen sehr wohl reaktionär<br />
sein können und zweitens offenbaren,<br />
auf welche Traditionen<br />
und Ideologeme 'rechte'<br />
Ökologen zurückgreifen können.<br />
Die weit verbreitete Verkennungentwicklungsgeschichtlicher<br />
Aspekte der Umweltbewegung<br />
ist nicht zuletzt<br />
Resultat mangelnder Wahrnehmung<br />
oder einfach auch Unterschätzung<br />
neurechter oder<br />
rechtskonservativer Gedanken<br />
im Mehrheitsdiskurs - nicht nur<br />
bei Umweltaktivisten.<br />
Ein sich anschließender theoretischer<br />
Teil über die Geschichte,<br />
Strategie, v.a. aber die<br />
Ideologie der Neuen Rechten<br />
schafft hier Abhilfe. Dabei versteht<br />
Geden die Neue Rechte<br />
als Arbeitsbegriff, der für eine<br />
„intellektuelle Grauzone zwischen<br />
Konservatismus und<br />
Rechtsextremismus" (37) steht,<br />
die weder inhaltliche noch organisatorische<br />
Geschlossenheit<br />
aufweist. In der genaueren Beschreibung<br />
des Spektrums trägt<br />
er jenen Analysen Rechnung,<br />
die den Begriff Neue Rechte<br />
für nur bedingt aussagefähig<br />
halten, weil er die Unterschiede<br />
und Gegensätze zwischen<br />
den zugeordneten Gruppen<br />
verwischt und darüber hinaus<br />
impliziert, man habe es tatsächlich<br />
mit modernisierter, also<br />
qualitativ neuer rechtsextremer<br />
Ideologie zu tun.<br />
Trotz Kenntnis dieser Problematik<br />
vermeidet es Geden leider<br />
nicht immer, diese definitionsbedingten<br />
Unscharfen aus