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Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? Die Wissensbilanz für ...

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<strong><strong>Wissens</strong>bilanz</strong>: <strong>Bilanz</strong> <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>?<br />

4 40<br />

1.4. Exkurs: Begriffsdefinitionen<br />

- <strong>Wissens</strong>strukturen und -prozesse<br />

Es ist davon auszugehen, dass Wissen aus verschiedenen<br />

Bestandteilen besteht, wobei die grundlegenden<br />

Bestandteile Abstraktionen von Wahrnehmungen<br />

aus der Umwelt (episodisches Wissen als<br />

primäre interne Repräsentationen der realen Welt)<br />

sowie die durch Nachdenken entstandenen mentalen<br />

Konstrukte (konzeptuelles Wissen als sekundäre<br />

Konstruktion der gedachten Welt) sind. Darüber<br />

hinaus besteht Wissen auch aus Beziehungen zwischen<br />

Konzepten, wodurch Konzeptsysteme entstehen,<br />

die dem <strong>Wissens</strong>besitzer das nötige Verständnis<br />

seiner Umwelt ermöglichen. Je nach<br />

angelegtem Kriterium lassen sich verschiedene<br />

Dimensionen von Wissen unterscheiden, z.B. bezüglich<br />

<strong>des</strong> Gra<strong>des</strong> der Explizitheit deklarierbares und<br />

nicht deklarierbares Wissen, je nach Zeitbezug<br />

Bestands- und Prozedurenwissen, je nach Abstraktionsgrad<br />

episodisches und konzeptualisiertes<br />

Wissen, je nach Art <strong>des</strong> Besitzes individuelles oder<br />

kollektives Wissen, usf.<br />

Weiters ist davon auszugehen, dass sich <strong>Wissens</strong>erwerb<br />

vorerst einmal im Kopf einzelner Personen<br />

vollzieht. Dabei kann unterschieden werden zwischen<br />

dem quantitativen Aspekt (<strong>Wissens</strong>zuwachs),<br />

wie dies durch Aufnahme von neuem episodischen<br />

Wissen, von Fakten oder durch Bildung neuer Konzepte<br />

geschieht, und dem qualitativen Aspekt<br />

(<strong>Wissens</strong>veredelung), worunter vor allem die (weitere)<br />

Konzeptualisierung, die Repräsentation,<br />

sowie die (Re-)Strukturierung von <strong>Wissens</strong>beständen<br />

verstanden wird. Hinsichtlich der Repräsentation<br />

ist notwendigerweise zwischen internmentaler<br />

Repräsentation (die nur dem<br />

wissensbesitzenden Individuum selbst direkt<br />

zugänglich ist) und extern dokumentierten Repräsentationen<br />

(die als sichtbare/hörbare Zeichen auch<br />

anderen zugänglich sind) zu unterscheiden. Ein<br />

wesentlicher weiterer Teil <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>erwerbs<br />

besteht schließlich darin, dass persönliches Wissen<br />

mit anderen <strong>Wissens</strong>trägern abgeglichen wird<br />

(Standardisierung), wodurch kollektives Wissen entsteht.<br />

Erst damit entspricht es dem allgemein verlangten<br />

<strong>Wissens</strong>begriff (z.B. Weiss & Wieden 2000).<br />

Was <strong>Wissens</strong>prozesse in der Anwendung betrifft, so<br />

kann zwischen Wissen über die Anwendung (d.i.<br />

prozedurales Wissen) und durch Übung automati-<br />

sierten Handlungsmustern (Anwendungsfertigkeiten)<br />

unterschieden werden. <strong>Die</strong> Entwicklung beider<br />

<strong>Wissens</strong>komponenten setzt spezifische Lernprozesse<br />

voraus. Personen, die nur ersteres haben,<br />

können als wissend bezeichnet werden, Personen,<br />

die nur letzteres haben, als erfahren. Für die Kombination<br />

von beiden Komponenten hat sich in jüngster<br />

Zeit in Anlehnung an den engl. Sprachgebrauch<br />

zunehmend die Bezeichnung kompetent eingebürgert.<br />

Damit Wissen sowohl als Bestand als auch als<br />

Prozess fassbar und verwertbar wird, muss es in<br />

geeigneter Weise administriert werden - dies ist<br />

Aufgabe von <strong>Wissens</strong>management.<br />

- <strong>Wissens</strong>management<br />

Zum Thema <strong>Wissens</strong>management gibt es sehr<br />

unterschiedliche und oftmals sehr widersprüchliche<br />

Ansichten, sodass diese Bezeichnung ohne weitere<br />

Erläuterung nicht wirklich aussagekräftig ist. Im<br />

betrieblichen Umfeld wird <strong>Wissens</strong>management<br />

gängigen Modellen folgend (z.B. Probst 1999) mit<br />

zyklischen Prozessen wie Identifikation (Explizitmachung),<br />

Entwicklung, Verteilung, Nutzung, Bewertung,<br />

Bewahrung und Verbesserung von Wissen<br />

assoziiert. Im universitären Umfeld liegen die<br />

aktuellen Bedürfnisse weniger in den angeführten<br />

Bereichen, da z.B. das Explizitmachen, Verteilen<br />

und Nutzen von Wissen in Form von Publikationen<br />

oder Fachtagungen bereits feste Tradition ist, sondern<br />

vielmehr im Bereich der <strong>Wissens</strong>organisation.<br />

Was die Implementierung von <strong>Wissens</strong>management<br />

betrifft, kommen je nach Zielsetzung verschiedene<br />

Konstellationen von Methoden zum Einsatz. Grob<br />

vereinfacht dargestellt handelt es sich dabei entweder<br />

um technologieorientierte Ansätze, die <strong>Wissens</strong>management<br />

mit dem Aufbau der nötigen IT-<br />

Infrastruktur beginnen, organisationsorientierte<br />

Ansätze, die mit der Schaffung bestimmter Organisationsformen<br />

bzw. bestimmter Betriebskulturen<br />

beginnen, und nicht zuletzt wissensorientierte,<br />

humanwissenschaftliche Ansätze, die mit der qualitativen<br />

Verbesserung <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong> (Konzeptualisierung,<br />

Strukturdarstellungen, Dokumentation, Bildungskonzepte)<br />

beginnen (Wieden 2001). <strong>Die</strong><br />

Erfahrungen <strong>des</strong> Verfassers beziehen sich auf letzteren<br />

Ansatz, sowohl was das betriebliche Umfeld<br />

(durch Beratertätigkeit in der Industrie) als auch<br />

was das universitäre Umfeld (durch Funktionärstätigkeit<br />

als Dekan) betrifft.

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