Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? Die Wissensbilanz für ...
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<strong><strong>Wissens</strong>bilanz</strong>: <strong>Bilanz</strong> <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>?<br />
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1.4. Exkurs: Begriffsdefinitionen<br />
- <strong>Wissens</strong>strukturen und -prozesse<br />
Es ist davon auszugehen, dass Wissen aus verschiedenen<br />
Bestandteilen besteht, wobei die grundlegenden<br />
Bestandteile Abstraktionen von Wahrnehmungen<br />
aus der Umwelt (episodisches Wissen als<br />
primäre interne Repräsentationen der realen Welt)<br />
sowie die durch Nachdenken entstandenen mentalen<br />
Konstrukte (konzeptuelles Wissen als sekundäre<br />
Konstruktion der gedachten Welt) sind. Darüber<br />
hinaus besteht Wissen auch aus Beziehungen zwischen<br />
Konzepten, wodurch Konzeptsysteme entstehen,<br />
die dem <strong>Wissens</strong>besitzer das nötige Verständnis<br />
seiner Umwelt ermöglichen. Je nach<br />
angelegtem Kriterium lassen sich verschiedene<br />
Dimensionen von Wissen unterscheiden, z.B. bezüglich<br />
<strong>des</strong> Gra<strong>des</strong> der Explizitheit deklarierbares und<br />
nicht deklarierbares Wissen, je nach Zeitbezug<br />
Bestands- und Prozedurenwissen, je nach Abstraktionsgrad<br />
episodisches und konzeptualisiertes<br />
Wissen, je nach Art <strong>des</strong> Besitzes individuelles oder<br />
kollektives Wissen, usf.<br />
Weiters ist davon auszugehen, dass sich <strong>Wissens</strong>erwerb<br />
vorerst einmal im Kopf einzelner Personen<br />
vollzieht. Dabei kann unterschieden werden zwischen<br />
dem quantitativen Aspekt (<strong>Wissens</strong>zuwachs),<br />
wie dies durch Aufnahme von neuem episodischen<br />
Wissen, von Fakten oder durch Bildung neuer Konzepte<br />
geschieht, und dem qualitativen Aspekt<br />
(<strong>Wissens</strong>veredelung), worunter vor allem die (weitere)<br />
Konzeptualisierung, die Repräsentation,<br />
sowie die (Re-)Strukturierung von <strong>Wissens</strong>beständen<br />
verstanden wird. Hinsichtlich der Repräsentation<br />
ist notwendigerweise zwischen internmentaler<br />
Repräsentation (die nur dem<br />
wissensbesitzenden Individuum selbst direkt<br />
zugänglich ist) und extern dokumentierten Repräsentationen<br />
(die als sichtbare/hörbare Zeichen auch<br />
anderen zugänglich sind) zu unterscheiden. Ein<br />
wesentlicher weiterer Teil <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>erwerbs<br />
besteht schließlich darin, dass persönliches Wissen<br />
mit anderen <strong>Wissens</strong>trägern abgeglichen wird<br />
(Standardisierung), wodurch kollektives Wissen entsteht.<br />
Erst damit entspricht es dem allgemein verlangten<br />
<strong>Wissens</strong>begriff (z.B. Weiss & Wieden 2000).<br />
Was <strong>Wissens</strong>prozesse in der Anwendung betrifft, so<br />
kann zwischen Wissen über die Anwendung (d.i.<br />
prozedurales Wissen) und durch Übung automati-<br />
sierten Handlungsmustern (Anwendungsfertigkeiten)<br />
unterschieden werden. <strong>Die</strong> Entwicklung beider<br />
<strong>Wissens</strong>komponenten setzt spezifische Lernprozesse<br />
voraus. Personen, die nur ersteres haben,<br />
können als wissend bezeichnet werden, Personen,<br />
die nur letzteres haben, als erfahren. Für die Kombination<br />
von beiden Komponenten hat sich in jüngster<br />
Zeit in Anlehnung an den engl. Sprachgebrauch<br />
zunehmend die Bezeichnung kompetent eingebürgert.<br />
Damit Wissen sowohl als Bestand als auch als<br />
Prozess fassbar und verwertbar wird, muss es in<br />
geeigneter Weise administriert werden - dies ist<br />
Aufgabe von <strong>Wissens</strong>management.<br />
- <strong>Wissens</strong>management<br />
Zum Thema <strong>Wissens</strong>management gibt es sehr<br />
unterschiedliche und oftmals sehr widersprüchliche<br />
Ansichten, sodass diese Bezeichnung ohne weitere<br />
Erläuterung nicht wirklich aussagekräftig ist. Im<br />
betrieblichen Umfeld wird <strong>Wissens</strong>management<br />
gängigen Modellen folgend (z.B. Probst 1999) mit<br />
zyklischen Prozessen wie Identifikation (Explizitmachung),<br />
Entwicklung, Verteilung, Nutzung, Bewertung,<br />
Bewahrung und Verbesserung von Wissen<br />
assoziiert. Im universitären Umfeld liegen die<br />
aktuellen Bedürfnisse weniger in den angeführten<br />
Bereichen, da z.B. das Explizitmachen, Verteilen<br />
und Nutzen von Wissen in Form von Publikationen<br />
oder Fachtagungen bereits feste Tradition ist, sondern<br />
vielmehr im Bereich der <strong>Wissens</strong>organisation.<br />
Was die Implementierung von <strong>Wissens</strong>management<br />
betrifft, kommen je nach Zielsetzung verschiedene<br />
Konstellationen von Methoden zum Einsatz. Grob<br />
vereinfacht dargestellt handelt es sich dabei entweder<br />
um technologieorientierte Ansätze, die <strong>Wissens</strong>management<br />
mit dem Aufbau der nötigen IT-<br />
Infrastruktur beginnen, organisationsorientierte<br />
Ansätze, die mit der Schaffung bestimmter Organisationsformen<br />
bzw. bestimmter Betriebskulturen<br />
beginnen, und nicht zuletzt wissensorientierte,<br />
humanwissenschaftliche Ansätze, die mit der qualitativen<br />
Verbesserung <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong> (Konzeptualisierung,<br />
Strukturdarstellungen, Dokumentation, Bildungskonzepte)<br />
beginnen (Wieden 2001). <strong>Die</strong><br />
Erfahrungen <strong>des</strong> Verfassers beziehen sich auf letzteren<br />
Ansatz, sowohl was das betriebliche Umfeld<br />
(durch Beratertätigkeit in der Industrie) als auch<br />
was das universitäre Umfeld (durch Funktionärstätigkeit<br />
als Dekan) betrifft.