Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? Die Wissensbilanz für ...
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erfüllen vor allem Forschungsaufgaben zur Qualifizierung<br />
<strong>für</strong> universitäre oder außeruniversitäre<br />
Aufgaben, wobei Art und Qualität der Forschungsleistung<br />
meist hinter den erwarteten Qualifizierungsvorteilen<br />
<strong>für</strong> die eigene berufliche Entwicklung<br />
und <strong>für</strong> allgemeine gesellschaftliche<br />
wohlfahrtsökonomische Chancen verbleiben. Sie<br />
erfüllen daneben auch Lehraufgaben und sind<br />
damit Teil <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>potentials der Hochschule.<br />
Aus der Sicht der Rechnungslegung kann man der<br />
traditionellen <strong>Bilanz</strong>auffassung folgen und Zahlungen<br />
<strong>für</strong> Humanvermögen - ohne nähere qualitative<br />
Differenzierung - als Kosten bezeichnen, die als<br />
laufender Aufwand zu verrechnen sind und zur<br />
Aufrechterhaltung <strong>des</strong> Hochschulbetriebs geleistet<br />
werden. <strong>Die</strong> Kosten sind der in Höhe der Anschaffungsauszahlungen<br />
bewertete Leistungsverzehr<br />
zur Erbringung der Hochschulleistungen.<br />
<strong>Die</strong> Summe der Kosten wäre abgesehen von Akquisitions-<br />
und Ausbildungskosten (Scholich 2000, 48 f.)<br />
nicht bilanzfähig.<br />
Man könnte aber auch wie bei geleastem materiellem<br />
Produktivvermögen (nach internationalen<br />
Rechnungslegungsvorschriften) das erwartete<br />
<strong>Wissens</strong>potential im Zugangszeitpunkt bewerten<br />
und über die Nutzungszeit abschreiben. 9 <strong>Die</strong><br />
monatlichen Gehaltszahlungen würden den<br />
Leasingraten beim materiellen Produktivvermögen<br />
entsprechen und könnten wie Investitionsauszahlungen<br />
gewertet werden. Ist die "Leasingzeit"<br />
beendet, verliert die Hochschule das Vermögen,<br />
soweit es nicht in materiellen oder personellen<br />
"Knowledge Centers" abrufbar erfasst ist. Bewertungsmodell<br />
könnte die Gruppenbewertung nach<br />
Fachbereichen oder anderen Organisationseinheiten<br />
auf der Basis der durchschnittlichen Verweildauer<br />
und durchschnittlicher jährlicher Plankosten<br />
sein. <strong>Die</strong> <strong>Bilanz</strong>ierung wäre nach Leasinggrundsätzen<br />
vorstellbar.<br />
Sie könnte auch aus der traditionellen Rechnungslegung<br />
abgeleitet werden. Beim Erwerb eines<br />
Unternehmens müssen in dem nach der Erwerbsmethode<br />
aufgestellten Konzernabschluss alle Vermögens-<br />
und Schuldposten, soweit sie einzeln<br />
identifizierbar und abgrenzbar 10 sind, mit dem<br />
jeweils anteiligen Kaufpreis bewertet werden. Liegt<br />
der Kaufpreis über dem Saldo der Vermögens- und<br />
Schuldposten, ist der Unterschiedsbetrag als<br />
Geschäfts- oder Firmenwert (Goodwill) zu bilanzieren.<br />
In der Vergangenheit hat man häufig alle<br />
immateriellen Vermögenswerte der Einfachheit<br />
halber im Goodwill zusammengefasst und über die<br />
gesetzliche Abschreibungsdauer abgeschrieben.<br />
Mit der Veröffentlichung der US-amerikanischen<br />
Statements of Financial Accounting Standards No.<br />
141 und No. 142 über "Business Combinations" und<br />
"Goodwill and Other Intangible Assets" müssen<br />
immaterielle Vermögenswerte weitgehend separat<br />
bewertet und bilanziert werden (Financial<br />
Accounting Standards Board 2001, Appendix A, 46<br />
f.; Smith/Parr 2002). 11 Im Goodwill verbleiben dann<br />
vor allem erwartete Vorteile aus Managementfähigkeiten,<br />
aus der - mehr oder weniger guten -<br />
Organisation und der Qualifikation der Mitarbeiter.<br />
Das bedeutet, dass der Goodwill von dem Wert <strong>des</strong><br />
Humanvermögens weitgehend bestimmt wird.<br />
Solange man keine anderen Quantifizierungsmöglichkeiten<br />
hat, wäre es <strong>des</strong>halb vertretbar, den<br />
Goodwill einer Hochschule mit dem Wert <strong>des</strong><br />
Humanvermögens nach den Grundsätzen der Leasingbilanzierung<br />
anzusetzen. Der Wert wäre jährlich<br />
aufgrund der quantitativen Änderungen und<br />
leistungsbezogener Kriterien neu zu berechnen<br />
oder zu überprüfen - Investitionen in <strong>Wissens</strong>potential<br />
können auch Fehlinvestitionen sein.<br />
Im US-amerikanischen Statement of Financial<br />
Accounting Standards No. 141 über Business<br />
Combinations wurde ausdrücklich darauf hingewiesen,<br />
dass das intellektuelle Kapital einer<br />
"assembled workforce" einen wichtigen Vermögensgegenstand<br />
darstellen und möglicherweise<br />
neben dem Goodwill als separater Posten der immateriellen<br />
Vermögensgegenstände bilanziert werden<br />
könne. Der Standards Board kam dann jedoch zu<br />
dem Ergebnis, dass es zur Zeit noch keine verlässliche<br />
Technik zur Bewertung solcher "assembled<br />
workforces" gebe und <strong>des</strong>halb die Einbeziehung in<br />
den Goodwill vorzuziehen sei (FASB, SFAS 141,<br />
Appendix B, 68 f.). Dem FASB ging es jedoch, anders<br />
als im vorliegenden Fall, um die <strong>Bilanz</strong>ierung in den<br />
gesetzlichen Jahresabschlüssen, nicht um Darstelllungen<br />
in freiwilligen Rechnungslegungswerken,<br />
die weder <strong>für</strong> die Bemessung von Auschüttungen,<br />
Steuern oder Gläubigeransprüchen relevant sind.<br />
9 Da Wissen, anders als materielles Vermögen, nicht durch wirtschaftliche oder technische Abnutzung Wert verliert, müsste geprüft werden,<br />
ob Abschreibungen zweckmäßig sind und welches Abschreibungsverfahren ggf. dem Informationsbedarf am ehesten gerecht wird.<br />
10 <strong>Die</strong> Kriterien der <strong>Bilanz</strong>ierbarkeit sollen hier nicht im Einzelnen untersucht werden. Sie sind in den nationalen und internationalen<br />
Rechnungslegungsregelungen nicht völlig identisch.<br />
11 <strong>Bilanz</strong>ierungspflichtig sind (jeweils beispielhaft) a) Marketing-related intangible assets (Marken, Internetdomains, Wettbewerbsvereinbarungen),<br />
b) Customer-related intangible assets (Kundenlisten, Auftragsbestand, Kundenbeziehungen), c) Artistic-related intangible assets<br />
(Schauspiele, Opern, literarische Werke, Video- und audiovisuelles Material), d) Contract-based intangible assets (Lizenzen, Leasingverträge,<br />
Franchiseverträge, Baugenehmigungen, Anstellungsverträge), e) Technology-based intangible assets (Patente, Computer Software,<br />
unpatentierte Technologie, Datenbanken).<br />
<strong><strong>Wissens</strong>bilanz</strong>: <strong>Bilanz</strong> <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>?<br />
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