Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? Die Wissensbilanz für ...
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<strong><strong>Wissens</strong>bilanz</strong>: <strong>Bilanz</strong> <strong>des</strong> <strong>Wissens</strong>?<br />
4 66<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Quantifizierung von<br />
intellektuellem Vermögen in <strong><strong>Wissens</strong>bilanz</strong>en<br />
von Dr. Karl-Heinz Maul<br />
1. Problemstellung<br />
Hochschulen geben das Geld anderer Leute aus und<br />
sind allein schon <strong>des</strong>halb verpflichtet, über ihre<br />
Aktivitäten und die Verwendung der ihnen übertragenen<br />
finanziellen Mittel Rechenschaft abzulegen.<br />
In diesem Sinne ist Ziel der Rechenschaftslegung<br />
darzulegen, ob und inwieweit die gegenüber<br />
den Geldgebern eingegangenen Pflichten erfüllt<br />
werden. Da finanzielle Mittel grundsätzlich als<br />
beschränkt anzusehen sind, muss die Rechenschaftslegung<br />
auch Informationen darüber liefern,<br />
ob die Mittel effizient eingesetzt werden. Rechenschaftslegung<br />
kann sich auch aus gesellschaftlichen<br />
Verpflichtungen ergeben. Ein Unternehmen, das<br />
der einzige wichtige Arbeitgeber in einer Region ist,<br />
kann die Öffentlichkeit zumin<strong>des</strong>t nicht über<br />
bestandsgefährdende Situationen im unklaren<br />
lassen. 1<br />
Hochschulen verwalten und verwenden öffentliche<br />
Gelder. Sie haben Einfluss auf das Image der Stadt,<br />
in der sie sind, und tragen erheblich zur wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der Region bei. Sie sind außerdem<br />
wichtiger Bestandteil <strong>des</strong> Bildungssystems <strong>des</strong><br />
jeweiligen Lan<strong>des</strong>. Rechenschaftslegung von Hochschulen<br />
kann sich <strong>des</strong>halb nicht auf die Beziehung<br />
zwischen Hochschule und Hochschulträger<br />
beschränken, sondern muss auch die Öffentlichkeit<br />
einbeziehen.<br />
Hochschulen sind Dauereinrichtungen. <strong>Die</strong> Haushaltsperioden<br />
<strong>des</strong> wichtigsten Geldgebers der<br />
Hochschulen, <strong>des</strong> Staates, sind Kalenderjahre.<br />
Damit ergibt sich fast zwangsläufig, dass auch die<br />
Abrechnungszeiträume der Hochschulen einzelne<br />
Kalenderjahre sind. 2 Periodische Rechenschaftslegung<br />
hat den Vorteil <strong>des</strong> Vergleichs von Zahlungs-<br />
stromgrößen <strong>für</strong> gleichlange Phasen, setzt aber<br />
auch da<strong>für</strong> und <strong>für</strong> den Bestandsvergleich voraus,<br />
dass an den Stichtagen der Rechenschaftslegung<br />
verlässliche Abgrenzungen schwebender Posten<br />
möglich sind.<br />
Hochschulen unterscheiden sich von Produktionsund<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen vor allem<br />
dadurch, dass sich der Austausch Leistung gegen<br />
Geld in den meisten Fällen nicht unmittelbar zwischen<br />
dem Leistenden und dem Leistungsempfänger<br />
abspielt, sondern über den Staat. 3 Dadurch<br />
fehlen <strong>für</strong> den wichtigsten Teil der Hochschulleistungen<br />
Marktpreise. Hier hat sich in den letzten<br />
Jahren über die Einführung formelgebundener<br />
Mittelzuführungen im Zusammenhang mit Zieloder<br />
Leistungsvereinbarungen vieles gegenüber<br />
der früheren Situation geändert (Müller/Ziegele<br />
2003). Aber die auf der Basis solcher Ziel- oder<br />
Leistungsvereinbarungen vereinbarten Preise <strong>für</strong><br />
Hochschulleistungen entstehen nicht auf einem<br />
freien Markt, sondern werden in bilateralen Verhandlungen<br />
unter Haushaltsrestriktionen bestimmt.<br />
Daneben steht es der Hochschule jedoch<br />
frei, Marktleistungen zu verkaufen, was ganz ausgeprägt,<br />
aber keineswegs ausschließlich, im Bereich<br />
der Medizin geschieht.<br />
Hochschulleistungen beziehen sich auf die Dokumentation<br />
und die Fortentwicklung vorhandenen<br />
<strong>Wissens</strong>, die Entwicklung neuen <strong>Wissens</strong> und die<br />
<strong>Wissens</strong>vermittlung. Zielvereinbarungen dienen<br />
dazu, den Umfang dieser Leistungen <strong>für</strong> einen<br />
bestimmten Zeitraum zu definieren und das da<strong>für</strong><br />
vom Staat zur Verfügung zu stellende Geld festzusetzen.<br />
4 Das dazu notwendige <strong>Wissens</strong>manage-<br />
1 Vor diesem Hintergrund ist auch die Jahresabschlusspublizität nach dem Publizitätsgesetz von 1969 zu sehen, womit im Wesentlichen die<br />
Publizitätspflicht <strong>für</strong> Personenhandelsgesellschaften ab einer bestimmten Größe festgelegt wurde.<br />
2 <strong>Die</strong> meisten Hochschulen haben ihren Lehrbetrieb nach Semestern differenziert, wobei das Wintersemester nicht mit dem Kalenderjahr<br />
abschließt. Dadurch werden <strong>für</strong> die Rechnungslegung zusätzliche Abgrenzungsprobleme geschaffen.<br />
3 <strong>Die</strong> Gegenüberstellung von Hochschule einerseits und Produktions- und <strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen andererseits bedeutet nicht, dass die<br />
Hochschulen keine unternehmerischen Elemente enthielten. Im Gegenteil: Hochschulen können als <strong>Die</strong>nstleister sui generis angesehen<br />
werden, bei denen sich besonders Bereiche der Forschung der Marktbewertung entziehen.