Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? Die Wissensbilanz für ...

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der Literatur empfohlenen Bewertungsmethoden für intellektuelles Vermögen (vgl. als aktuellen Überblick Seetharaman / Hadi Helmi Bin Zaini Sooria / Saravanan, 2002, 143 f. und 144 f.) sind allesamt unbrauchbar: - Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten lassen sich zwar, wenngleich unter erheblichen Schwierigkeiten, ermitteln, sagen aber wenig aus; eine doppelt so lange Arbeitszeit ist z.B. in aller Regel nicht gleichbedeutend mit einem doppelten Wert des Ergebnisses. - Markt- bzw. Zeitwerte für intellektuelles Vermögen existieren nur in wenigen Fällen, weil es für den Großteil dieses Vermögens keine funktionsfähigen Märkte gibt. - (Künftige) Einzahlungsüberschüsse können intellektuellem Vermögen von Universitäten noch viel seltener zugeordnet werden als jenem von Unternehmen. - Solange Universitäten nicht Gegenstand von Kaufverträgen sind - was Gott verhüten möge -, läßt sich dafür auch kein Gesamtwert angeben. Die am Ende des Abschnitts 2. erörterte Möglichkeit, den Prozeß der Bilanzerstellung umzukehren, besteht daher nicht. 2. Die vorgesehenen Inhalte sollten möglichst klar und unmißverständlich umschrieben werden. Die dritte Grundfrage bei der Gestaltung jeder Bilanz neben Bilanzinhalt und Bewertung bildet die Gliederung. Mit der Entscheidung für bestimmte Bilanzposten wird zugleich über das Ausmaß der Abgrenzungsprobleme zwischen diesen Posten entschieden. Die Einteilung in „Human-, Strukturund Beziehungskapital“ ist z.B. nicht überschneidungsfrei, solange Strukturen und Beziehungen mit und von Menschen geschaffen werden; sie ist auch unvollständig, es sei denn man ordnet alles Wissen, das nicht in menschlichen Gehirnen verfügbar ist, sondern nur in anderen Datenspeichern, dem Struk- Die vorstehenden Empfehlungen mögen als Selbstverständlichkeiten erscheinen. Die aktuelle Diskussion zum Thema Wissensbilanz ist allerdings offenbar kaum geneigt, diese Selbstverständlich- tur- oder dem Beziehungskapital zu, z.B. umfangreiche elektronische Dateien. Die Forderung nach Klarheit und Unmißverständlichkeit gilt entsprechend für Kennzahlen und Berichtspunkte, zu denen verbal Stellung genommen werden muß. 3. Im Sinne eines effizienten Ressourceneinsatzes sollte die Wissensbilanz keine Informationen enthalten, die in gleichzeitig zu erstellenden anderen Berichten aufscheinen. Damit ist der Rechnungsabschluß angesprochen, der auch einen Teil des intellektuellen Vermögens enthalten muß, vor allem aber der - unmittelbar vor der Wissensbilanz geregelte - Leistungsbericht der Universität nach § 13 Abs. 5 UG 2002 (vgl. auch § 16 Abs. 4 und 5 UG 2002). Wenngleich die Bundesministerin bzw. der Bundesminister für die Gestaltung des Leistungsberichts nicht über eine Richtlinienkompetenz verfügt, kann sie bzw. er - wie erwähnt - über die Leistungsvereinbarung auf „Berichtswesen und Rechenschaftslegung“ Einfluß nehmen; im Zweifel könnte die Verordnung über die Wissensbilanz folgende Formulierung benützen: Soweit sie nicht in den Leistungsbericht aufgenommen werden, hat die Wissensbilanz (ferner) folgende Daten zu enthalten: ... Auch im Detail sollte Doppelarbeit möglichst weitgehend vermieden werden; Forschungsergebnisse, die in Veröffentlichungen oder Forschungsberichten dokumentiert sind, sollten z.B. nicht beschrieben werden müssen. 4. Die verlangten Informationen sollten sich zuverlässig ermitteln lassen. Dabei geht es nicht nur um Einfachheit bzw. leichte Nachvollziehbarkeit, sondern vor allem um geringe Anfälligkeit gegenüber Manipulationen und bewußten Verzerrungen. Die Erfüllung dieser Anforderungen gewährleistet zugleich eine möglichst gute Vergleichbarkeit der Daten der verschiedenen Universitäten untereinander und im Zeitablauf. 7. Schlußbemerkungen keiten zu berücksichtigen. Intensive weitere Gespräche zu diesem Thema sind daher unbedingt erforderlich. Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? 61
Wissensbilanz: Bilanz des Wissens? 4 62 Literaturverzeichnis Austrian Research Centers (Hrsg.) (o.J.a): Geschäftsbericht 2001, Wissen schafft Zukunft, Seibersdorf. Austrian Research Centers (Hrsg.) (o.J.b): Wissensbilanz 2001, Wissen schafft Zukunft, Seibersdorf. Berkowitz, S. J. (2001): Measuring and Reporting Human Capital. In: Journal of Government Financial Management, Vol. 50, Fall 2001, 12 - 17. Biedermann, H. / Fröhlich, J. (2001): Wissensbilanzierung für Universitäten, Auftragsprojekt für das bm:bwk, Sektion VII, Sektion VIII, Zwischenpräsentation, Seibersdorf - Leoben. Biedermann, H. / Graggober, M. / Hall, K. (o.J.): Wissensbilanz 2001 einer universitären Organisationseinheit, Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften, Montanuniversität Leoben. Caddy, I. (2000): Intellectual capital: recognizing both assets and liabilities. In: Journal of Intellectual Capital, Vol. 1, 129 - 146. Harvey, M. G. / Lusch, R. F. (1999): Balancing the Intellectual Capital Books: Intangible Liabilities. In: European Management Journal, Vol. 17, 85 - 92. Mouritsen, J. / Bukh, P. N. / Larsen, H. T. / Johansen, M. R. (2002): Developing and managing knowledge through intellectual capital statements. In: Journal of Intellectual Capital, Vol. 3, 10 - 29. North, K. (2002): Wissensorientierte Unternehmensführung, Wertschöpfung durch Wissen, 3. Aufl., Wiesbaden. Rennie, M. (1999): Accounting for knowledge assets: do we need a new financial statement? In: International Journal of Technology Management, Vol. 18, 648 - 659. Seetharaman, A. / Hadi Helmi Bin Zaini Sooria / Saravanan, A. S. (2002): Intellectual capital accounting and reporting in the knowledge economy. In: Journal of Intellectual Capital, Vol. 3, 128 - 148.
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