Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
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EINMISCHUNG STATT STILLE DIPLOMATIE<br />
Stimmen, die sagten: ,Dies betrifft die Rechte<br />
der Juden in Deutschland <strong>und</strong> hat mit uns nichts<br />
zu tun'. Später hat sich jedoch gezeigt, daß<br />
Diktatoren, die <strong>Menschenrechte</strong> mit den Füßen<br />
treten, ihre Repressalien <strong>und</strong> Massenschlächtereien<br />
nicht auf einen Teil der Menschheit<br />
beschränken, sondern ihre Krallen später<br />
auch in Richtung ihrer Nachbarn ausstrecken<br />
<strong>und</strong> letztendlich nach der Weltherrschaft streben.<br />
Der Zweite Weltkrieg, der nicht nur unter<br />
der deutschen Bevölkerung, sondern weltweit<br />
unzählige Opfer gefordert hat, nahm in<br />
der Nichtachtung der <strong>Menschenrechte</strong> seinen<br />
Anfang. Natürlich waren dafür in erster Linie<br />
die direkten Täter des Massenmordes, die Nationalsozialisten<br />
<strong>und</strong> die anderen faschistischen<br />
Länder verantwortlich, aber die Verantwortung<br />
ist auch bei jenen westlichen Politikern<br />
zu suchen, die die Greueltaten der<br />
Nationalsozialisten anfangs geduldet oder gar<br />
gebilligt haben.<br />
Heutzutage, so ist mein Eindruck, ist sehr viel<br />
leeres Gerede über .Frieden' zu hören, aber<br />
ich frage sie, wie kann man denn einen Krieg<br />
am besten verhindern? Eine Methode ist es<br />
freilich, jene auszuzeichnen, die einen Krieg<br />
schließlich beendet haben, nachdem es bereits<br />
zu einem Blutbad <strong>und</strong> anderen Greueltaten gekommen<br />
war; aber ist es nicht viel besser, präventiv<br />
vorzugehen <strong>und</strong> die Ursachen zu bekämpfen,<br />
so daß es zu einem Krieg mit allen<br />
seinen schrecklichen Folgen gar nicht erst kommen<br />
muß?<br />
Deshalb möchte ich hier die Gelegenheit nutzen<br />
<strong>und</strong> mit Nachdruck festhalten: Solange die<br />
Gr<strong>und</strong>rechte eines jeden Menschen nicht re<br />
• USB<br />
3<br />
ESSAY<br />
spektiert werden, solange es uns nicht gelingt,<br />
Wege der friedlichen Koexistenz zu finden, solange<br />
wir es hinnehmen, daß ein Teil der<br />
Menschheit von einem anderen Teil unterdrückt<br />
wird, solange werden Kriege wohl kaum zu<br />
verhindern sein.<br />
Wenn wir die Ursachen für den Ausbruch von<br />
Kriegen verhindern <strong>und</strong> die F<strong>und</strong>amente für<br />
eine bessere Welt legen wollen, müssen wir<br />
unsere Kräfte bündeln, damit meine ich die<br />
Kräfte der Demokratiebwegung in China, die<br />
Mitstreiter von amnesty international sowie alle<br />
friedens- <strong>und</strong> freiheitsliebenden Menschen<br />
überhaupt. In unserem Kampf gegen die Unterdrücker<br />
müssen wir uns zusammenschließen.<br />
Früher wurde oft behauptet, die <strong>Menschenrechte</strong><br />
seien keine Ideologie, das Eintreten für<br />
die <strong>Menschenrechte</strong> sei keine Politik im eigentlichen<br />
Sinne. Ich widerspreche dieser Ansicht.<br />
Die Respektierung der Rechte des Einzelnen<br />
ist vielmehr das wichtigste ideologische<br />
Konzept, die wichtigste Wertvorstellung<br />
der Gegenwart.<br />
Um diese Werte zu verwirklichen zu können,<br />
müssen wir einen Kampf führen, damit meine<br />
ich einen politischen Kampf. Es ist dies der<br />
vordringlichste <strong>und</strong> bedeutendste politische<br />
Kampf, den es auszutragen gilt. Ich bin voller<br />
Hoffnung, daß die Gerechtigkeit über die Unterdrückung<br />
siegen wird. Auch in meinen dunkelsten<br />
St<strong>und</strong>en habe ich die Hoffnung an eine<br />
bessere Welt nie aufgegeben. Ich danke Ihnen.<br />
Die Ubersetzung besorgte Martin Dlugosch von<br />
der deutschen Sektion von amnesty international.