Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
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EINE LEBENSGEFÄHRLICHE AUFGABE 47<br />
der Regel nicht genau zu bestimmende Zeit<br />
Schutz finden. Auch hier sind die diplomatischen<br />
Vertretungen vor Ort gefragt. Visumanträge<br />
müssen zügig <strong>und</strong> unbürokratisch bearbeitet<br />
werden. Wobei die Finanzierung der Reise-<br />
<strong>und</strong> Lebenshaltungskosten für zur Ausreise<br />
gezwungene Menschenrechtler ausschließlich<br />
Nicht-Regierungsorganisationen, den Kirchen<br />
oder Privatpersonen überlassen wird. Sie<br />
müssen sich außerdem dazu verpflichten, auch<br />
alle Folgekosten eines solches Aufenthalts zu<br />
tragen.<br />
Was die Ausschöpfung der vorhandenen Möglichkeiten<br />
betrifft, hat sich die Regierung Kohl<br />
jedenfalls nicht mit Ruhm bekleckert. Außenpolitische<br />
Einsichten wurden manches Mal<br />
von innenpolitischer Engstirnigkeit konterkariert.<br />
Die Angst davor, dass Menschenrechtler<br />
aufgr<strong>und</strong> der anhaltenden Gefährdungssituation<br />
in ihrer Heimat in Deutschland politisches<br />
Asyl beantragen müssen, hat das B<strong>und</strong>esinnenministerium<br />
so manche Einreise einer<br />
gefährdeten Person erschweren lassen.<br />
Außerdem gibt es nach Ablauf des dreimonatigen<br />
Touristenvisums für die Verlängerung<br />
eines Aufenthalts in Deutschland keine Alternative<br />
zum Asylantrag. Die Politik gibt hier<br />
einen zu engen Handlungsrahmen vor. Die<br />
Einführung einer Art ,Notfallvisum', das auch<br />
einen Aufenthalt von beispielsweise sechs<br />
Monaten ermöglicht, könnte hilfreich sein.<br />
Hierüber sollte sich die neue B<strong>und</strong>esregierung<br />
Gedanken machen. „Wir werden Menschenrechtler<br />
<strong>und</strong> Demokraten in ihrem<br />
Kampf gegen Unterdrückung <strong>und</strong> menschenrechtsverachtende<br />
Regime unterstützen. Wenn<br />
sie unseren Schutz brauchen, wird ihnen unsere<br />
Türe immer offen stehen", erklärte Außenminister<br />
Joschka Fischer zum 50. Jahrestag<br />
der Allgemeinen Erklärung der <strong>Menschenrechte</strong><br />
(Auswärtiges Amt 1998). Die Politik<br />
der B<strong>und</strong>esregierung wird sich künftig an diesen<br />
Worten messen lassen müssen.<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
6 Folgen der Globalisierung<br />
Ein wichtiges Anliegen der Verteidiger der<br />
<strong>Menschenrechte</strong> - dies haben die vielen Treffen<br />
der letzten zwei Jahre immer wieder deutlich<br />
gemacht - ist der Wunsch, nicht als isolierte,<br />
elitäre Minderheit, sondern als Bestandteil<br />
wachsender Zivilgesellschaften wahrgenommen<br />
zu werden. Die Teilnehmer einer Konferenz<br />
von Menschenrechtlem aus dem südlichen<br />
Afrika, die amnesty international im März<br />
1998 in der simbabwischen Hauptstadt Harare<br />
organisiert hat, sind sich jedenfalls sicher:<br />
„Alle Menschen besitzen die Fähigkeit, Verteidiger<br />
der <strong>Menschenrechte</strong> zu sein - unabhängig<br />
ihres Geschlechts, ihres Berufs oder<br />
ihrer sozialen Herkunft. Entscheidend ist, dass<br />
sie aufrichtig <strong>und</strong> engagiert sind, die <strong>Menschenrechte</strong><br />
kennen, den Ursachen für Menschenrechtsverletzungen<br />
auf den Gr<strong>und</strong> gehen<br />
<strong>und</strong> diese beheben." Noch ist die Welt<br />
aber weit davon entfernt, dass jeder Mensch<br />
um seine Rechte weiß <strong>und</strong> auch Mittel <strong>und</strong><br />
Wege kennt, tatsächlich in ihren Genuss zu<br />
kommen. In Ländern, in denen politische Parteien<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften verboten sind, die<br />
Medien m<strong>und</strong>tot gemacht werden <strong>und</strong> kein<br />
Rechtsstaat exisiert, braucht es Personen, die<br />
den Mut haben, die Interessen der Opfer von<br />
Menschenrechtsverletzungen in der Öffentlichkeit<br />
zu vertreten. Oft sind es eben nur<br />
noch Menschenrechtler, die sich der Bauern<br />
annehmen, die von ihrem Land vertrieben<br />
worden sind, die vor Gericht die Freilassung<br />
unrechtmäßig Inhaftierter fordern oder unermüdlich<br />
dem Schicksal Verschw<strong>und</strong>ener'<br />
nachgehen.<br />
Doch damit nicht genug. Denn die so genannte<br />
Globalisierung stellt Verteidiger der <strong>Menschenrechte</strong><br />
vor zusätzliche Herausforderungen.<br />
Regierungen greifen angesichts der weit<br />
reichenden Umstrukturierungen in der Weltwirtschaft<br />
immer wieder zu repressiven Maß-